Talsperre Kriebstein
28.04.2017 10:47

Vor 90 Jahren begann der Bau der Talsperre Kriebstein. Es war ein abenteuerliches Unterfangen. Heute zeigt ein 42-Jähriger diese Geschichte im Internet - und freut sich über fünfstellige Klickzahlen.

http://www.talsperre-kriebstein.com/

Vor 90 Jahren begann der Bau der Talsperre Kriebstein, die in der Nähe Mittweidas liegt. Ein kleines Jubiläum also. Matthias Löwe nimmt das erste Album vom Stapel, blättert darin. An die 900 Aufnahmen, historische Fotos und Ansichtskarten besitzt der 42-Jährige, die die grandiose Geschichte des Talsperrenbaus dokumentieren. Mit all diesen Aufnahmen sowie mit den Büchern, Prospekten und Broschüren, die Löwe zu Kriebstein zusammentrug, hat er 2006 eine Internetseite erstellt, sie bis heute ständig aktualisiert und erweitert. "Das ist mein eigenes kleines Privatmuseum, ich will meine Sammlung nicht im stillen Kämmerlein aufbewahren, sondern zeigen."

Bummeln wir durch Löwes visuelles Museum. Da sind Fotos der Mühle, des idyllischen Flusslaufes der Zschopau, der drei kleinen Inseln darin, auf einer standen sogar Hütten zum Übernachten. Bereits 1909 entstand der Plan, die Wasserkräfte der Zschopau für den Menschen zu nutzen, denn es gab einen hohen Bedarf an elektrischer Energie. Und gerade der Flussabschnitt zwischen der Weißenthaler Spinnerei bis zur Burg Kriebstein war ideal: Keine Siedlungen am Fluss, und diese 9,4 Kilometer lange Talstrecke wies fast 30 Meter Gefälle auf.

Es folgen Bilder vom ersten Spatenstich, von Waldrodungen, dem Aufbau von Baubaracken, dem Verlegen von Gleisen. 1927 startete dieses bislang größte Bauvorhaben der Region, unvorstellbar war der Kraftaufwand: Mit Hacke und Spaten, Schaufel und Fäustel trugen die Arbeiter das Erdreich und das Gestein ab. In Schubkarren, kleinen Feldbahn-Loren, von einer Lok gezogen, wurde der Abraum abgefahren. In Spitzenzeiten waren über 600 Arbeitskräfte im Einsatz, zumeist wurde durchgehend in drei Schichten gearbeitet. Da die Talsperrenmauer an der Sohle 21 Meter breit sein sollte, mussten etwa 40.000 Kubikmeter Erdreich und Lockergestein sowie über 80.000 Kubikmeter hartes Felsgestein abgesprengt und abtransportiert werden.

Auf Löwes Bildern kann der Betrachter verfolgen, wie es damals vorwärts ging. "Es soll in dieser Zeit einen Waldheimer Fotografen gegeben haben, der jeden Tag ein Foto vom Bau der Talsperre gemacht hat", weiß er. 82.000 Kubikmeter Beton wurden in der Mauer verbaut. Sie wurde als erste ihrer Art in Deutschland in Gussbeton ausgeführt. Es gibt alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen, da fließt die Zschopau schon durch ein enges betoniertes Bett, während rechts und links die Staumauer in die Höhe wächst. Anfang 1929 ist die Mauer geschlossen. Ende des Jahres konnte dann das Wasser der Zschopau gestaut werden. Meter um Meter kam es der Staudammkrone näher und staute sich immer weiter zurück. Das romantische Flusstal, das bis dahin nur Wanderer oder Angler angelockt hatte, wurde zu einem bis zu 22 Meter tiefen und an seiner breitesten Stelle etwa 300 Meter breitem mächtigen Gewässer.

http://www.freiepresse.de/LOKALES/MITTEL...ikel9891835.php

Neun Jahrzehnte sind also seit dem ersten Spatenstich vergangen. Die alte "Dame" ist jung wie eh und je. Viel hat sich auch nach der Wende getan, als Beispiele seien nur der Klettergarten in Kriebstein oder die 2008 eröffnete Seebühne genannt. Von der wundervoll sanierten Burg Kriebstein, die so majestätisch hinter der Staumauer thront, ganz zu schweigen.



Technische Daten:

Die Staumauer ist an der Mauerkrone 235 m lang.
Sie ist in einem Radius von 225 m gekrümmt.
Die größte Höhe beträgt 34 m.

36 m lange Druckrohre mit lichten Weiten von 2,4 m bzw. 1,8 m Durchmesser leiten das Wasser durch die Mauer hindurch den 3 Turbinen zu.
Nach Nutzung zur Erzeugung der Elektroenergie tritt das Wasser in den Untergraben wieder aus.

In der Mitte der Sperre befinden sich 3 Grundablässe. Die Steuerung erfolgt von dem darüber errichteten Gebäude aus.
Links und rechts davon sind die Hochwasserüberfälle zu sehen, je 4 auf jeder Seite. Bei normalem Betrieb sind die Öffnungen durch Gleitschützen geschlossen.

Die stufenförmige Ausbildung der Zwischenpfeiler wurde vorgenommen, um die Ästhetik des Bauwerkes zu verbessern.

Die zufließenden Wassermengen von durchschnittlich 23 m³ pro Sekunde werden überwiegend zur Energieerzeugung genutzt, installiert wurden 3 Francis - Spezialturbinen (2 große, 1 kleinere).

Fällt mehr Wasser an als das Kraftwerk verbraucht, so werden zunächst die Grundablässe geöffnet. Die Rohre haben einen Durchmesser von 2,6 m.
Des weiteren dienen diese Ablässe der vollständigen Entleerung des Talsperrenbeckens.

In Zeiten starken Hochwassers müssen dann noch die Hochwasserüberfälle geöffnet werden.
Die 8 Schieber mit je 6,8 m Breite können bis zu 4 m abgesenkt werden, so dass der Wasserspiegel von seinem Normalstand 214 m ü. N.N. auf 210 m ü. N.N. sinkt.

Vor den Grundablässen und Hochwasserüberfällen befindet sich ein sogenanntes Tosbecken, gebildet durch eine Quermauer, in dem die stark aufwirbelnden Wassermassen gedämpft werden.

Bei der Sanierung wurde in Umsetzung staatlicher Vorschriften die Mauerkrone auf 215,5 m ü. N.N. erhöht.

Die Talsperre ist 9 km lang und nimmt eine Fläche von 132 ha ein.
Ihre größte Breite beträgt ca. 300 m.
Sie erstreckt sich bis beinahe an die Weißthaler Brücke, von der Fähre Lauenhain - Ringethal noch ca. 1,5 km flussaufwärts.
Das Stauvolumen beträgt 11,3 Mill. m³.

Die Wasserfläche ist eingebettet in eine reizvolle Landschaft, zu deren Erhaltung frühzeitig eine Unter-Schutz-Stellung erfolgte, bereits im Jahre 1940 wurde das Gebiet in einer Fläche von 1162 ha zum Landschaftsschutzgebiet (LSG) erklärt. Mit Verordnung des Landratsamtes Mittweida vom 28.02.2002 wurde eine Neufestsetzung des LSG in der Größe von 1710 ha vorgenommen.

bernd

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  • Erstellt von: buschgespenst
    Kategorie: Hobbys
    28.04.2017 10:47:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 28.04.2017 10:47
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