Legendierte Fahnenfluchten

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03.04.2013 14:50
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#1
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Nachdem ich hier über Agentenschleusen und tote Briefkästen interessante Sachen gelesen habe, möchte ich gerne wissen ob es auch zu einigen Fahnenfluchten Theorien gibt , die im Bereich der Spionage anzusiedeln sind. Die Geschichte vom Batalionskommandeur der erst in den Westen flüchtete und nach einiger Zeit zurück wieder in die DDR zurückgekommen ist, kenne ich schon.
Ich spiele vielmehr darauf an, dass „ angeblich“ die Fahnenflucht in den Westen, bei einigen Grenzern legendiert wurde um später als Kundschafter im Westen für das MFS zu arbeiten. Diese Soldaten also lange vor ihrem Dienst bei GT , schon beim MFS ausgebildet wurden, mit der Perspektive irgendwann als Kundschafter im Westen zu arbeiten.
Der Aufwand wäre sicherlich ganz schön hoch, aber es soll halt irgendwann durch das BfV ein Raster(Alter…?) bei den aufgegriffen Kundschaftern(welche wahrscheinlich legal ausgereist sind) festgestellt worden sein und das MfS musste darauf reagieren. Wie gesagt dass ist alles nur seidenes Halbwissen aus Reportagen und Büchern. Das es bei den jährlich ca. 15-18 Fahnenfluchten, nur ein sehr geringer Teil gewesen sein ist klar. Ich habe selber keine Fahnenflucht mitbekommen, aber durch den Buschfunk von einer gehört , wo ein UAZ der einen sicheren Studienplatz an der DHFK hatte, kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit getürmt ist und keiner sich richtig einen Reim drauf machen konnte. Vielleicht kann ja jemand was konstruktives mitteilen.


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03.04.2013 16:03
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#2
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Nun Grenzerei,

Natürlich wäre das denkbar um einen Agenten zu positionieren, das klappt einmal vieleicht zweimal, danach muß man sich wohl etwas neues einfallen lassen. Die Geheimdienste bestehen ja nicht aus Blödmännern. Selbstverständlich wird so ein Fahnenflüchtiger auch mit Infos auf sich Aufmersam machen, aber reicht das aus quasi als Trojaner den Einzug an besonders brisanten Stellen zu bewirken?
Ich glaube wir lesen zu viele Spionageromane und glauben dabei Wissen geschöpft zu haben, aber Romane sind keine Tatsachenberichte. Möglicherweise weiß ja unsere MfS- Fraktion mehr über die Platzierung ihrer Kundschafter.

Gruß Hartmut!


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03.04.2013 17:05
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#3
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Zitat von Grenzerei im Beitrag #1

Nachdem ich hier über Agentenschleusen und tote Briefkästen interessante Sachen gelesen habe, möchte ich gerne wissen ob es auch zu einigen Fahnenfluchten Theorien gibt , die im Bereich der Spionage anzusiedeln sind. Die Geschichte vom Batalionskommandeur der erst in den Westen flüchtete und nach einiger Zeit zurück wieder in die DDR zurückgekommen ist, kenne ich schon.
Ich spiele vielmehr darauf an, dass „ angeblich“ die Fahnenflucht in den Westen, bei einigen Grenzern legendiert wurde um später als Kundschafter im Westen für das MFS zu arbeiten. Diese Soldaten also lange vor ihrem Dienst bei GT , schon beim MFS ausgebildet wurden, mit der Perspektive irgendwann als Kundschafter im Westen zu arbeiten.
Der Aufwand wäre sicherlich ganz schön hoch, aber es soll halt irgendwann durch das BfV ein Raster(Alter…?) bei den aufgegriffen Kundschaftern(welche wahrscheinlich legal ausgereist sind) festgestellt worden sein und das MfS musste darauf reagieren. Wie gesagt dass ist alles nur seidenes Halbwissen aus Reportagen und Büchern. Das es bei den jährlich ca. 15-18 Fahnenfluchten, nur ein sehr geringer Teil gewesen sein ist klar. Ich habe selber keine Fahnenflucht mitbekommen, aber durch den Buschfunk von einer gehört , wo ein UAZ der einen sicheren Studienplatz an der DHFK hatte, kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit getürmt ist und keiner sich richtig einen Reim drauf machen konnte. Vielleicht kann ja jemand was konstruktives mitteilen.




Mir sind solche Fälle nicht bekannt.
NVA-Angehörige die für die Militäraufklärung der NVA tätig waren nutzten andere Wege um in das Operationsgebiet zu gelangen(eingeschleust zu werden).
Denke z.b. an Umwege über Canada oder schwimmend über den Neusiedler See.....
In welche,für den DDR-Geheimdienst,relevante Position sollte ein fahnenflüchtiger Grenzer gelangen?
Maximal wären die Aktualisierung der Abläufe bei der Einbürgerung und die Befragungsmethoden/Anwerbung westlicher G-Dienste interessant.
Dafür musste man aber keinen fahnenflüchtigen DDR-Grenzer erzeugen.

seaman


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03.04.2013 17:26
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#4
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nun erstmal hätte er für das BfV eine" reinere Weste" als jemand der mit einem Ausreiseantrag in die BRD ging.Langfristig geplant hätte er mit einem Studium, in jedem Bereich der Wirtschaft oder einer Behörde anfangen können. Wie gesagt, habe irgendwo gelesen, dass die ausgebildeten Kundschafter bei Übertritt in die BRD ein Alter von 35 hatten.Nachdem das BfV das spitz gekriegt hat, wurden "angeblich" jüngere Leute rübergeschickt.


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03.04.2013 17:31
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#5
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Ab wann schickte man die "jüngeren Leute"?

seaman


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03.04.2013 18:01 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2013 18:09)
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#6
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Zitat von Grenzerei im Beitrag #4
nun erstmal hätte er für das BfV eine" reinere Weste" als jemand der mit einem Ausreiseantrag in die BRD ging.Langfristig geplant hätte er mit einem Studium, in jedem Bereich der Wirtschaft oder einer Behörde anfangen können. Wie gesagt, habe irgendwo gelesen, dass die ausgebildeten Kundschafter bei Übertritt in die BRD ein Alter von 35 hatten.Nachdem das BfV das spitz gekriegt hat, wurden "angeblich" jüngere Leute rübergeschickt.



Hallo,

aus welchen Grund hatte "der eine saubere Weste ?

Die zuständugen Stellen der BRD hatten nach entsprechenden Erfahrungen wohl eine sehr vorsichtige Einstellung zu Personen, die aus der DDR kamen und bestimmte Positionen anstrebten.


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03.04.2013 18:20
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#7
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Zitat von utkieker im Beitrag #2
Nun Grenzerei,

Natürlich wäre das denkbar um einen Agenten zu positionieren, das klappt einmal vieleicht zweimal, danach muß man sich wohl etwas neues einfallen lassen. Die Geheimdienste bestehen ja nicht aus Blödmännern. Selbstverständlich wird so ein Fahnenflüchtiger auch mit Infos auf sich Aufmersam machen, aber reicht das aus quasi als Trojaner den Einzug an besonders brisanten Stellen zu bewirken?
Ich glaube wir lesen zu viele Spionageromane und glauben dabei Wissen geschöpft zu haben, aber Romane sind keine Tatsachenberichte. Möglicherweise weiß ja unsere MfS- Fraktion mehr über die Platzierung ihrer Kundschafter.

Gruß Hartmut!


Kommt wohl nur im Film vor...
http://de.wikipedia.org/wiki/For_Eyes_Only
wo auch eine Grenzschleusung vorkommt, wie man es sich als Laie eben so vorstellt
http://www.veoh.com/watch/v19204223k83G7...+Streng+geheim+
(ab etwa 1:30)
Theo


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03.04.2013 18:25
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#8
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Nun sind wir endlich wieder bei wiki & Co gelandet-der ultimative Wissensquell aller nachfolgenden Generationen....

seaman


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03.04.2013 19:04 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2013 19:07)
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#9
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Im Juli 1983 flüchtete ein Angeghöriger der GK Liebenrode (er war bei Bauarbeiten "feindwärts" eingesetzt) in die Bundesrepublik. Die geschah im Bereich des BGS Duderstadt.
Der Grenztruppenangehörige wurde nach seiner 6 monatigen Grundausbildung zur GK Großsensee versetzt und anschließend zu den Bauarbeiten im Bereich der GK Liebenrode abgeordnet (wimre für sechs Wochen).
Da der AGT eigentlich aus unserem BGS-Bereich (Bad Hersfeld) stammte erhielt das Sachgebiet Sicherheit der GSA Mitte 2, Bad Hersfeld, von den Kollegen aus Duderstadt die Information über die gelungene Fluchtaktion. Ich erhielt damals von meinem Vorgesetzten den Auftrag nach Duderstadt zu fahren um dem AGT einige Fragen über Vorkommnisse, Bauarbeiten usw. aus unserem Bereich zu stellen. Ich nahm u.a. eine Mappe mit Fotos von Grenztruppenangehörigen mit und legte ihm diese vor.
Bei der Befragung erschien meinen Duderstädter Kollegen einiges schon recht merkwürdig. Bei meinen gestellten Fragen erhielt ich z.T. sehr ausweichende bzw. keine Antworten. Er erkannte auch wimre kaum bzw. keine Angehörigen seiner Stammeinheit aus Großensee bzw. aus den Nachbareinheiten.
Also insgesamt alles ein wenig merkwürdig.

Meine Befragung dauerte damals etwa 1 1/2 Stunden (war Vormittags gegen 10.30 Uhr) und brachte insgesamt sehr wenig neue Erkenntnisse.

Anschließend fuhr ich zurück in meine damalige Dienstelle nach Bad Hersfeld und verfaßte einen Bericht.

Nach etwa 3 Wochen erhielt ich einen Anruf meiner Kollegen aus Duderstadt. Hier teilt man mir mit, daß der geflüchtete Angehörige der DDR-Grenztruppe auf seinen Wunsch wieder in die DDR zurückgekehrt sei.

Wir hatten damals bei seiner Befragung schon ein ungutes Gefühl, was sich ja im Nachhinein bestätigte. Meine persönliche Meinung war damals und ist auch heute noch, daß der Grenztruppenangehörige mit großer Wahrscheinlichkeit in die Bundesrepublik mit einem entsprechenden Auftrag geschickt wurde, um Informationen über den BGS, Verfassungsschutz usw. zu bekommen. Rechtl. Handhabe hatten wir ja damals keine um ihn in der Bundesrepublik zurückzuhalten. Wer gehen wollte konnte natürlich gehen wohin er wollte.

Gruß Willie


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03.04.2013 19:23
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#10
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94

Hmm, liegt es im Bereich des Möglichen, das diese Flucht eine 'Kurzschlußhandlung' war und der Flüchtling (irgendwie auch kein richtig neutrales Wort, also ich meine es neutral, ich benenne ihn mal ab jetzt mit AGT) seine Tat schon vor oder während der Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Organen, ähm staatlichen Stellen meine ich natürlich, bereute? Zumindest wäre das auch ein Erklärungsansatz.
Wurde der AGT erkennungsdienstlich behandelt und was ist über das weitere Schicksal nach 'Rückkehr' bekannt?
Achso, welchen Dienstgrad hatte der AGT zum Zeitpunkt der Flucht (offiziell)?

Verachte den Krieg, aber achte den Krieger!


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03.04.2013 19:24
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#11
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Normalerweise musste der "Geflüchtete" feststellen,dass schon konkrete Informationen,vielleicht nicht beim BGS,aber bei den unterschiedlichsten Geheimdiensten später,über das Geschehen in der DDR und über den Wirkungskreis des Betreffenden vorlagen.
Personendossiers,Listen wurden abgearbeitet und Protokolle mussten bestätigt bzw.ergänzt werden.
Das Ganze wurde mit einem "Judaslohn" vergütet,wer dieses Startgeld für ein neues Leben aussschlug,machte sich bei der Legalisierung verdächtig.
Klar doch,mit diesem Wissen und Deutschmark/Dollar in hinterhand konnte jeder westliche Geheimdienst diese Erkenntnisse für sich einsetzen.
Etwas Spielmaterial sollte da schon für einen "Übersiedler" vorhanden sein,sonst machte er sich wie im geschilderten Fall verdächtig...


seaman


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03.04.2013 19:36
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#12
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Zitat von 94 im Beitrag #10
Hmm, liegt es im Bereich des Möglichen, das diese Flucht eine 'Kurzschlußhandlung' war und der Flüchtling (irgendwie auch kein richtig neutrales Wort, also ich meine es neutral, ich benenne ihn mal ab jetzt mit AGT) seine Tat schon vor oder während der Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Organen, ähm staatlichen Stellen meine ich natürlich, bereute? Zumindest wäre das auch ein Erklärungsansatz.
Wurde der AGT erkennungsdienstlich behandelt und was ist über das weitere Schicksal nach 'Rückkehr' bekannt?
Achso, welchen Dienstgrad hatte der AGT zum Zeitpunkt der Flucht
(offiziell)?


Hi 94,

also ED (Foto ja, Fingerabdrücke eher nein) behandelt wurde der AGT mit Sicherheit. Über seinen Dienstgrad bin ich mir nicht mehr Sicher (die grauen Zellen nehmen leider überhand) ich meine es war ein Unteroffizier kann aber auch ein ULt gewesen sein. Ja und sein weiteres Schicksal....gute Frage. Ich bis heute keinerlei Info darüber.
Gruß Willie


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03.04.2013 20:19
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#13
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Zitat von seaman im Beitrag #3


Denke z.b. an Umwege über Canada oder schwimmend über den Neusiedler See.....


seaman




sogar der Weg über einen längeren Aufenthalt in Australien wurde zur legendierung benutzt!


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03.04.2013 20:27
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#14
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Zitat von seaman im Beitrag #11
Normalerweise musste der "Geflüchtete" feststellen,dass schon konkrete Informationen,vielleicht nicht beim BGS,aber bei den unterschiedlichsten Geheimdiensten später,über das Geschehen in der DDR und über den Wirkungskreis des Betreffenden vorlagen.
Personendossiers,Listen wurden abgearbeitet und Protokolle mussten bestätigt bzw.ergänzt werden.
Das Ganze wurde mit einem "Judaslohn" vergütet,wer dieses Startgeld für ein neues Leben aussschlug,machte sich bei der Legalisierung verdächtig.
Klar doch,mit diesem Wissen und Deutschmark/Dollar in hinterhand konnte jeder westliche Geheimdienst diese Erkenntnisse für sich einsetzen.
Etwas Spielmaterial sollte da schon für einen "Übersiedler" vorhanden sein,sonst machte er sich wie im geschilderten Fall verdächtig...


seaman



@ Seaman, ich kann deine Feststellung nur bestätigen. Ich hatte nach meiner Flucht einen Aufenthalt in Oberursel / US Army / Intelligence Corps.
Es wurden vorhande Daten in den Gesprächen verifiziert, ( ich merkte wenn der Befrager sich langweilte und nur Häkchen machte ) jedes Mal wenn der Gesprächspartner aus seinem Stuhl hochkam realisierte ich, dass er etwas Neues erfuhr. Insgeheim habe ich mir einen Ast gelacht über die Geheimnistuerei in meiner ehemaligen Einheit der NVA. Der fragte mich sogar, ob Korvettenkapitän XY noch Stabschef des Battaillons war, der zeigte mir Karten von den Küstenabschnitten, die ich kannte, da war alles eingetragen, was dort stationiert war. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
Was du als Judaslohn bezeichnest, war für mich Verdienstausfall, denn in der Zeit, wo ich dort zur Verfügung stand hätte ich ja schon Geld verdienen können. Ausserdem begründet ein Judaslohn einen Verrat von Freunden. Die Kommunisten waren aber nicht meine Freunde, sondern damals waren sie meine Feinde. Feinde kann man bekanntlich nicht verraten. Mein Freunde sassen vor mir, z.B. die Amerikaner.


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03.04.2013 20:33 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2013 20:41)
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#15
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Zitat von Gert im Beitrag #14
[quote=seaman|p244410]
Was du als Judaslohn bezeichnest, war für mich Verdienstausfall, denn in der Zeit, wo ich dort zur Verfügung stand hätte ich ja schon Geld verdienen können. Ausserdem begründet ein Judaslohn einen Verrat von Freunden. Die Kommunisten waren aber nicht meine Freunde, sondern damals waren sie meine Feinde. Feinde kann man bekanntlich nicht verraten. Mein Freunde sassen vor mir, z.B. die Amerikaner.




Na ja,
bei mir war das genau entgegengesetzt.
Hatte keinen Verdienstausfall und verarschte Deine Freunde...
So war das damals.

seaman

Ach noch etwas,Feinde kann man schon verraten,aber Freunde niemals!


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