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Ich hatte einen Schießbefehl von Paul Küch Soldat an der innerdeutschen Grenze

Zitat von Ostlandritter im Beitrag #32Volle Zustimmung meinerseits.Zitat von manudave im Beitrag #31
Jetzt mit Tastatur etwas ausführlicher:
Paul Küch (übrigens ein Pseudonym) wirkte nervös, seine Stimme war Anfangs etwas zittrig. Sicherlich erkannte er auch das etwas höhere Durchschnittsalter des Publikums, es waren auch viele vereinzelte Männer des mittleren Alters anwesend - was wiederum für ehem. Grenzer sprach (dem war letzendlich auch so). Auch vom BGS waren Gäste anwesend.
In seinem Vortrag sprach er mit der Zeit völlig frei und las recht wenig aus dem Buch vor. Er skizzierte kurz seinen Lebensweg rund um den Bereich der Musterung und seine Laufbahn von 82-84 bei den Grenztruppen, wo er auch den Hundeführerlehrgang absolvierte. Er wurde nicht gefragt, ob er dahin möchte - nur die Frage, ob er mit der Waffe in der Hand sein Leben verteidigen würde, bekam er gestellt - diese wurde bejaht (aus Naivität, wie er sich heute eingesteht).
Er erinnerte sich, wie er bei seinem ersten Dienst im Bereich Lauchröden nur in den Westen auf die hell erleuchteten Ortschaften schaute, bis sein Postenführer ihm sagte, dass die Aufmerksamkeit der anderen Seite gilt. Er beschrieb die EK-Bewegung - sprich die harmlose Form bei den GT - und erwähnte auch, dass es bei der regulären NVA wohl härter war - ganz zu schweigen von den "Freunden". Im Suff außerhalb der Kompanie gab es wohl eine Art Gelübde, dass einer auf den anderen aufpasst. Ihm ist wohl mal ein jüngerer Kollege beim Schiffen abhanden gekommen, er ging davon aus, dass dieser wieder in der Kompanie ist. War er aber nicht und wurde am nächsten Morgen schlafend auf einer Hollywoodschaukel von einem GAK o.ä. aufgefunden. Danach musste Küch wohl eine Schweigeschicht auf dem Turm neben dem Friedhof ertragen, was für ihn persönlich scheinbar deutliche Spuren hinterlassen hat.
Weiterhin erwähnte er das teilweise lockere Leben in manchen Grenzkompanien, die bedauernswerten Hunde und dass die Vergatterung irgendwann nur noch irgendwo rein und wieder raus ging. Er beschrieb den Grenzdienst als langweilig, dass viele Abschnitte nur 10 Hanseln auf 13 Km hatten und die Flüchtlinge mit dem heutigen Wissen mit dem Bus hätten kommen können - überspitzt gesagt.
Viele Zuschauer nickten bei dem Erzählten, andere stellten fest, dass sich die wohl knapp 1.000 Opfer allerdings auch nicht selbst das Leben genommen haben. Er konnte nur antworten, dass er sowas zum Glück nicht erlebt hat und hob auch die Eigenverantwortung der Schützen hervor. Es wurde eine miterlebte Situation an Weihnachten geschildert, als eine alte Frau mit einem Wagen voll Holz auf einmal zwischen GZ 1 und GSZ auftauchte und zielstrebig die Soldaten anlief. Zweifellos eine merkwürdige Zeit um Holz zu holen, aber zwei der Soldaten unterzogen die Frau einer gründlichen "Inspektion" und zwangen sie sich in den Schnee auf den Bauch zu legen. Nach längerer Zeit wurde der ABV des Ortes unter dem Weihnachtsbaum weggeholt und kam dazu. Wutentbrannt beschimpfte er die Grenzer und nahm die einheimische Frau mit. Diese wurden später mit 150.- Mark und 3 Tagen Sonderurlaub belohnt...
Schein mir ein ziemlicher realistischer Bericht zu sein,- ich erkenne mein eigene Zeit bei den GT streckenweise wieder...
ek40

Hallo,
durch die ausführliche Literaturliste von @Freienhagener - ich wusste gar nicht, dass es so viele schreibende Grenzsoldaten gibt, danke dafür - aufmerksam geworden, bestellte ich mir das Buch "Ich hatte einen Schießbefehl".
Ich entschied mich gerade für dieses Buch, weil es laut Untertitel im Eichsfeld spielen sollte, wo ich ebenfalls meine Grenzerzeit verbrachte. Es sollte sich zeigen, dass es noch mehr Parallelen zwischen dem Autor und mir gibt, aber auch viele Dinge, die ich anders erlebt habe. Doch der Reihe nach.
Das Buch beginnt zwei Jahre vor der eigentlichen Einberufung und nimmt den Leser mit in die DDR der achtziger Jahre. Es beschreibt das Umfeld, aus dem uns bald der Grundwehrdienst reißen sollte, recht ausführlich im ersten Drittel der Seiten. Dem Leser wird klar, dass die Grenzer nicht gerade darauf warteten, endlich "Macht" zu genießen und andere Leute zu drangsalieren (oder gar auf die zu schießen), sondern dass die meisten von uns wohl sehr gerne zu Hause geblieben wären. Wie Paul Küch war ich bei der Einberufung nur "zarte" 18 Jahre alt mit einer "Lebenserfahrung" von 12 Jahren Schulzeit.
Die Zeit auf der "Keimschmiede" kann ich in vielen Punkten bestätigen. Beim Lesen tauchten in meiner Erinnerung auch ganz positive Begebenheiten auf, die mir persönlich das Leben einfacherer machen. Bei Gelegenheit versuche ich, davon das eine oder andere hier aufzuschreiben.
Die zweite Hälfte des Buches spielt dann an der grünen Grenze. Schon allein die vertrauten Orte wie Hildebrandshausen, Kella, Pfaffschwende oder die Gobert machen das Buch für mich lesenswert. Obwohl zwischen der Dienstzeit des Autors 1983/84 und meiner 1987/88 nur 4 Jahre liegen, gibt es doch einen wesentlichen Unterschied: Zu meiner Zeit gab es keine Minen mehr. Doch nicht nur in dieser Hinsicht war meine Grenzerzeit anders.
Der Autor schreibt, dass er sich entscheiden konnte, "ob er an der EK Bewegung teilnehmen will - oder nicht". Bei uns gab es da meines Wissens nach keine Wahlmöglichkeit aber im Nachhinein habe ich diese mit Rechten und Pflichten verbundene Rangordnung unter den einfachen Dienstgraden ganz positiv in Erinnerung - wohlgemerkt bei den GT.
Dann wird recht oft von "ordnungsgemäßem/vorschriftsmäßigem" Grenzdienst geschrieben und das eigene Verhalten daran gemessen. Vielleicht kommt das im Buch nur falsch rüber? Ich habe damals auch versucht, mich an die Regeln zu halten, war wahrscheinlich ziemlich "scharf". Aber nicht, weil ich "ordnungsgemäßen Grenzdienst" machen wollte, sondern weil ich absolut pünktlich und unversehrt meinen Heimgang antreten wollte. Die Angst vor Strafen motivierte mich viel mehr als der Wille, ein vorschriftsmäßiges Verhalten an den Tag zu legen. Im Ergebnis kam dann aber wohl dasselbe heraus.
In Bezug auf Alkohol in der Kompanie und Postentreffen im Abschnitt ging es bei uns nicht so locker zu wie in Weidenbach beim Autor. Alkoholtechnisch möchte ich Hildebrandshausen zu meiner Zeit als absolut abstinent bezeichnen, Postentreffen waren eine seltene, besondere Ausnahme.
Zum Schluß des Buches kommt Paul nach Hildebrandshausen in den Bataillonsstab und beschreibt anschaulich die Querelen zwischen den Soldaten und Gefreiten der Stabskompanie und denen der daneben befindlichen Grenzkompanie. Das kann ich 100% unterschreiben, die Leute vom Stab waren in unseren Augen tatsächlich keine richtigen Grenzer.
Sehr bemerkenswert finde ich die äußerst persönlichen Passagen des Buches, in dem Paul Küch seine Beziehung(en) zu den Frauen in seinem Leben beschreibt. Das ist so schmerzhaft offen und ehrlich, dass ich mich vor dieser Aufrichtigkeit verneige.
Mir persönlich hat das Buch vor allem aufgrund gemeinsamer Erinnerungen sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne an alle weiter, die selbst mit der Grenze zu tun hatten.
Ob es außenstehende Zivilisten wirklich in die Gedankenwelt, die zudem ja jeder anders empfindet, abholt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich müsste man dazu eher einen Roman mit entsprechender Handlung verfassen als einen autobiografischen Bericht. [Edit:] So sind jedenfalls meine ganz persönlichen Erfahrungen, wenn ich im Familienkreis meine Geschichten in gleicher Weise erzähle. Unterhaltsam, ja, aber "ihr hättet doch auch einfach NEIN sagen können!" [/Edit]
Dennoch, wenn jemand wissen möchte, wie das so lief an der grünen Grenze, dann wird er hier auf jeden Fall fündig.
In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen!
#63


Der Paul Küch war schon bei Treffen dabei.
Und der Dullig bestätigte, daß sein auf Tatsachen beruhender Roman in Freienhagen handelt.
Das steht da nicht drin. Aber ich meinte den Grenzabschnitt zu erkennen, was dann stimmte.

Zitat von Freienhagener im Beitrag #63
Der Paul Küch war schon bei Treffen dabei.
Und der Dullig bestätigte, daß sein auf Tatsachen beruhender Roman in Freienhagen handelt.
Das steht da nicht drin. Aber ich meinte den Grenzabschnitt zu erkennen, was dann stimmte.
Ja, den Autor würde ich schon gerne mal persönlich kennenlernen, vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit. Er war ja wohl auch schon im Museum Schiffersgrund.
Wer ist Dullig?
Solche Berichte haben, finde ich, schon einen besonderen Reiz, wenn man die jeweilige Gegend selbst erlebt hat.
Grüße
Tino


Zitat von HHausen88 im Beitrag #64
Wer ist Dullig?
michael dullau, geboren 1967 in merseburg.
von 1987-1989 war er angehöriger der grenztruppen.
https://www.lovelybooks.de/autor/Michael-Dullau/
#66


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