Fluchtversuch in Melpers, Sommer 1979

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17.08.2012 11:27 (zuletzt bearbeitet: 17.08.2012 11:28)
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#1
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Hat noch einer von Euch, der zu dieser Zeit in der Rhön diente, Erinnerungen daran ?
Ich war im Sommer 1979 in der GK Kaltenwestheim, Battalionssicherung.
Eines Morgens im Sommer lösten wir gerade das Postenpaar im Abschnitt Melpers ab.

Etwa eine halbe Stunde vorher war ein Mann mit einem Linienbus in die kleine Ortschaft gefahren,
es war wohl der reguläre Busfahrer, mit Passierschein fürs Grenzgebiet.
Er stellte den BUs in der Ortschaft ab und lief über die Wiesen Richtung Sperranlagen, löste dabei Signalgeräte aus.
Die beiden Grenzer, die wir ablösten, bemerkten ihn, riefen ihn an - er lief weiter.
Sie verschossen nahezu ihre gesamte Munition in die Luft und in die Wiese und spurteten hinterher.
Am 3 Meter hohen Streckmetallzaun war die Verfolgungsjagt vorbei und entschieden: unblutige Festnahme.
Diese Einzelheiten habe ich nicht selbst gesehen, nur aus 1.Hand vom abgelösten Postenpaar unmittelbar danach erzählt bekommen.

Das Bild, wie den beiden Kameraden die Hände zitterten - habe ich noch lange in meinem Kopf gehabt.
Sie waren nicht in der Lage, sich eine Zigarette anzuzünden, die Streichhölzer brachen immer wieder ab.
Ich half dann - auch wenn ich Nichtraucher war und bin.

Wenn ich zurückdenke: Ich bin froh, dass mir solche Aufregung in der Zeit draussen erspart blieb.

Gruss Hartmut


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17.08.2012 17:13
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#2
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Sie tätigten eine Festnahme und blieben dann weiter im Grenzdienst?


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17.08.2012 18:18 (zuletzt bearbeitet: 17.08.2012 18:21)
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#3
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Zitat von Pitti53 im Beitrag #2
Sie tätigten eine Festnahme und blieben dann weiter im Grenzdienst?


Das war auch bei mir bis auf einen Fall nicht anders.
In dem einen Fall gab es für die zweite Person keine Bewachung, nur deshalb musste ich nicht wieder raus. Als dann die Polizei kam, war meine Schicht vorbei und nur noch wenige Stunden Nachtruhe bis zur nächsten Schicht. In allen anderen Fällen blieb ich bis zur Abholung durch die Polizei in der Kompanie und habe dann den Dienst fortgesetzt.
Den Schreibkram habe ich immer in der Zwischenzeit erledigt.
Das mit der Aufregung kann ich bestätigen. Jedenfalls nach den ersten Malen. Wenn man dann auf USM-Kontrolle oben in den Klippen allein war, kam mit einem Mal der "Flattermann". Das dauerte einige Zeit, bis man wieder handlungsfähig war oder fahren konnte.


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17.08.2012 19:33
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#4
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Zitat von Pitti53 im Beitrag #2
Sie tätigten eine Festnahme und blieben dann weiter im Grenzdienst?


ja, Pitti53.
Wie meinst Du Deine Frage:
Ob sie von der Festnahme bis Schichtende weiter GD im Abschnitt waren ?
Definitiv: ja. Schliesslich haben wir (mein PF und ich - ich war damals 2.DHJ) die Beiden abgelöst.
Und: nach deren Schilderungen war die Festnahme noch keine halbe Stunde her, als gegen Ende deren Nachtschicht.
Hätten die Beiden vorzeitig abgelöst werden müssen ?

Oder meinst Du die Frage so: Ob sie - nach dieser Festnahme - überhaupt noch mal in den GD kamen ?
Weiss ich nicht. Sie waren aus einer anderen Kompanie - und wir hatten damals Battalionssicherung.
Dh., es wäre ohnehin Zufall gewesen, wenn ich bei der Ablösung einem oder Beiden wiederbegenet wäre.
Also, erklär mal bitte: Wie ist Deine Frage gemeint ?

Gruss Hartmut


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17.08.2012 19:48
avatar  Pitti53
#5
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Ich meinte es so:

zur Klärung des Sachverhaltes hätte man sie austauschen müssen!

Zumal sie ja wohl ihre ganze Muni verballert haben sollen

Aus dem Grund hätte ich sie nicht weiter im Dienst gelassen...ist doch logisch ,oder?


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17.08.2012 20:06
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#6
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Zitat von Pitti53 im Beitrag #5
Ich meinte es so:

zur Klärung des Sachverhaltes hätte man sie austauschen müssen!

Zumal sie ja wohl ihre ganze Muni verballert haben sollen

Aus dem Grund hätte ich sie nicht weiter im Dienst gelassen...ist doch logisch ,oder?


ja, Pitti, irgendwie schon logisch.
Ich gehe - nach meiner Erinnerung - davon aus, dass die A-Gruppe ohnehin noch im Abschnitt war (ich weiss das wirklich nicht mehr im Detail) und ob sie wirklich alles verschossen haben, weiss ich auch nicht. Wir haben nicht nachgezählt und die Beiden sicher auch nicht.
Weisst Du, in so einer Situation ist man, glaube ich, schon ein Bisschen aufgeregt - kannst Du das verstehen ?
Den "Sachverhalt" haben sie nachher, in der Konpanie oder anderswo, sicher geklärt, davon gehe ich aus.

Gruss Hartmut


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17.08.2012 20:10
avatar  Pitti53
#7
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Bei uns in Marienborn wurde es so wie von mir geschildert gehandhabt...und wir hatten so einige Festnahmen

Ich meine auch zum Selbstschutz der Posten war es nötig.Wer kann denn in der Aufgeregtheit noch vernünftigen Dienst machen?

Aber sicher oblag das immer im Ermessen des jeweiligen Kommandierenden


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18.08.2012 01:06
#8
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Zitat von Pitti53 im Beitrag #5
Ich meinte es so:

zur Klärung des Sachverhaltes hätte man sie austauschen müssen!

Zumal sie ja wohl ihre ganze Muni verballert haben sollen

Aus dem Grund hätte ich sie nicht weiter im Dienst gelassen...ist doch logisch ,oder?


Hallo Hartmut,

da hatte der Busfahrer ja richtig Glück bei 100-120 Schuß die abgefeuert wurden keinen Querschläger einzufangen und das die Mumpeln nicht im Niemansland landeten.
Das wurde später sicher auch ausgewertet.

Reinhard

=========================================
Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.
Konfuzius

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18.08.2012 07:27
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#9
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Zitat von Schreiber im Beitrag #8
Zitat von Pitti53 im Beitrag #5
Ich meinte es so:

zur Klärung des Sachverhaltes hätte man sie austauschen müssen!

Zumal sie ja wohl ihre ganze Muni verballert haben sollen

Aus dem Grund hätte ich sie nicht weiter im Dienst gelassen...ist doch logisch ,oder?


Hallo Hartmut,

da hatte der Busfahrer ja richtig Glück bei 100-120 Schuß die abgefeuert wurden keinen Querschläger einzufangen und das die Mumpeln nicht im Niemansland landeten.
Das wurde später sicher auch ausgewertet.

Reinhard



Hallo Reinhard,

ja, da kann man nun lange spekulieren, warum bei der Schiesserei keine Treffer dabei waren...
Sicher ist das nachher alles ausgewertet worden und bestimmt mussten die beiden noch eine Menge Fragen über sich ergehen lassen ("und warum haben Sie nicht getroffen ?")
Dass man in so einer Situation unter Stress steht (zumindest als Wehrpflichtiger, vielleicht nicht so sehr als "Profi" ?) steht doch ausser Frage.
Vielleicht wollten sie ihn nur vom Weiterlaufen abhalten und gar nicht treffen ?
Ich bin heilfroh, niemals in so eine Situation geraten zu sein, auch wenn damals noch nicht absehbar war, dass es mal "Mauerschützen"- Prozesse geben wird. Nicht jeder Grenzverletzer war ein "Weinhold" - auch wenn uns das manche Vorgesetzte damals so verkauft haben.
Und mit einer Kalaschnikov einen Menschen (unter Stress und auf eine gewisse Entfernung) so zu treffen, dass er bewegungsunfähig, aber nicht lebensgefährlich verletzt ist, ist schlichtweg nicht möglich. Wer mit der Waffe schon mal geschossen hat, weiss das.
Nun. es war eben eine andere Zeit - ich wünsche sie mir keinesfalls zurück.

In welcher Zeit warst Du denn "nebenan" ? Ergänz doch mal bitte Dein Profil...

Zurück zu meinem eigentlichen Anliegen:
Ich hatte mit meiner Eingangsfrage die Hoffnung verbunden, dass sich hier ein "Ehemaliger" meldet, der zu jener Zeit in einer der Nachbarkompanien des damaligen Battalions Kaltennordheim war und der mehr von dem Vorfall weiss.

Grüsse von Hartmut


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20.08.2012 12:00
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#10
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94

Ich denke mal das die grenztaktischen Handlungen bei einer Festnahme in einer GÜSt sich schon von denen in einem 'normalen' Abschnitt unterschieden. Und wie ich's aus dem Beitrag #4 laß, fiel der Angriff gerade in die Zeit der Ablösung? Wann wurde denn 'alte Lage' befohlen @Jobnomade?

Verachte den Krieg, aber achte den Krieger!


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20.08.2012 13:31 (zuletzt bearbeitet: 20.08.2012 14:42)
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Wann wurde denn 'alte Lage' befohlen ?

@94, entschuldige bitte, dass ich das nicht mehr genau sagen kann - es der Vorfall war 1979 und wir schreiben das Jahr 2012.
Als wir den Abschnitt übernahmen, gab es keine besondern Anweisungen, nach meiner Erinnerung. Kann sein, dass an der Stelle der Festnahme noch irgendwelche Einsatzkräfte waren und wir erst später dorthin kamen, nachdem diese weg waren.

Wir (mein damaliger PF und ich) haben den Festgenommenen auch nicht zu Gesicht bekommen (ich nehme an, dass sich die A-Gruppe oder andere darum kümmerten) und das betreffende Postenpaar lösten wir an einem Tor des Schutzstreifens ab. Oder kurz dahinter, Richtung vorderer Grenzzaun ?
Die Stelle, an der wir mit den Beiden sprachen könnte ich vor Ort in etwa wiederfinden. Ich bin vergangenes WE dort vorbeigefahren, habe versucht, die Erinnerungen wieder "hochzuholen". Zwischen dem Ortsrand von Melpers und dem ehemaligen Grenzzaun sind es ca. 300 m. Dann bis Oberfladungen (die erste Ortschaft auf der Westseite) ca. 1km. Nach meiner Erinnerung ist der Vorfall damals auch auf westlicher Seite kaum bemerkt worden.

Gruss Hartmut

Nachtrag:
Gerade habe ich im Netz ein paar Bilder gefunden:
ein Blick vom vorderen Grenzzaun (Westseite ) auf Melpers. Der Signalzaun am Ortsrand ist ebenfalls deutlich zu erkennen.
http://www.grenzbilder.de/die_grenze/die...?filter=Melpers
http://www.grenzbilder.de/die_grenze/die...?filter=Melpers


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21.08.2012 10:55
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#12
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Die Person wurde verletzt.


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21.08.2012 11:02
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Zitat von Thunderhorse im Beitrag #12
Die Person wurde verletzt.


Thunderhorse, hast Du mehr Informationen darüber ?
Und woher ?
Warst Du dabei ?

Gruss Hartmut


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22.08.2012 13:43
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#14
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Zitat von Thunderhorse im Beitrag #12
Die Person wurde verletzt.


Abgegeben wurden 10 Schüsse, die Magazine also nicht wie zuvor geschrieben, leergeschossen.
Im Anschluß an die Festnahme erfolgte die übliche Absicherung und Absuche des Geländes.


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22.08.2012 13:57
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#15
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Zitat von Thunderhorse im Beitrag #14
Zitat von Thunderhorse im Beitrag #12
Die Person wurde verletzt.


Abgegeben wurden 10 Schüsse, die Magazine also nicht wie zuvor geschrieben, leergeschossen.
Im Anschluß an die Festnahme erfolgte die übliche Absicherung und Absuche des Geländes.




Danke für die Informationen, Thunderhorse.
Meine Angaben im Eingangsposting beruhen auf den mündlichen Aussagen des Postenpaares, welches wir damals ablösten.
Kannst Du auch eine Quelle angeben ?

Gruss Hartmut


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