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Westfernsehen auch in der DDR



Durch das Westfernsehen konnten sich große Teile der Bevölkerung der DDR einen Eindruck über das Leben und die Konsumwelt in Westdeutschland verschaffen. Vor allem Nachrichtensendungen galten als besonders interessant, da sie die aktuellen Themen von einer anderen Seite betrachteten.
Ebenfalls sendete das Westfernsehen in der DDR totgeschwiegene Meldungen, auch über geglückte Republikfluchten. So wurde beispielsweise eine geglückte und gefilmte Flucht im Westfernsehen gezeigt, bei der eine Familie in Ostberlin am Treptower Ehrenmal mit zwei Ultraleicht-Flugzeugen abgeholt wurde. Dadurch erfuhren die Menschen in Ostdeutschland, dass und wie so eine Flucht möglich war.
Auch über die Republikflüchtigen in Ungarn wurde im Westfernsehen wesentlich ausführlicher berichtet. Das zog viele Nachahmer nach sich und führte damit zu einer weiteren Ausreisewelle über Ungarn.
Angehörigen der Staatsorgane, aber auch der NVA, der Polizei und Feuerwehr war es verboten, westliche Fernsehsender zu schauen. In den Kasernen der NVA wurde versucht, dieses Verbot aktiv durch technische Maßnahmen, die Versiegelung der TV-Geräte und disziplinarischen Konsequenzen durchzusetzen, was jedoch nur teilweise gelang.
Anfang der 1960er-Jahre wurde in der „Aktion Ochsenkopf“ die Bevölkerung aufgefordert, Vorrichtungen in den Fernsehgeräten, die Westempfang ermöglichten, zu entfernen und Antennen, die nach Westen gerichtet waren zu beseitigen. FDJ-Trupps entfernten mitunter eigenmächtig Antennen von Häuserdächern, vereinzelt kam es zu Prügeleien. Die Aktion war nach der westdeutschen Sendeanlage Ochsenkopf nahe der innerdeutschen Grenze benannt, die auch explizit nach Ostdeutschland sendete.
Die Kampagne war von einer großen staatlich gelenkten Presseberichterstattung und Denunziationsversuchen seitens der FDJ begleitet. Dennoch scheiterte die Kampagne schon nach wenigen Wochen, weil zu viele Bürger sich der Überwachung der Problematik in ihren Privatwohnungen entziehen konnten – notfalls durch so genannte Nachtantennen, die nur zum Fernsehempfang in der Dunkelheit herausgefahren wurden.
Es gab aber trotz solcher Aktionen nie ein gesetzliches Verbot des Westfernsehkonsums. In den 1970er-Jahren, begleitet von der Entspannungspolitik zwischen der BRD und DDR, sah die Staatsführung das Thema gelassener und nahm es hin, dass die Bürger Westfernsehen schauten. Damals sollen laut Umfragen schon 70 Prozent aller Fernsehgerätebesitzer Westfernsehen gesehen haben. Die Handhabung war aber regional und örtlich sehr unterschiedlich. Noch im Jahr 1988 wurde etwa der Schwiegervater von Wolfgang Rehm, Bürgergemeinschaft TV-Sat Coswig (privates Antennenprojekt), Mitglied der SED, zu einer Unterredung mit einem SED-Bezirksleitungsmitglied einbestellt: „Man wolle sich nicht über die politische Würdigung auslassen, aber das Problem sei, die Beschaffung derartiger Anlagen wäre legal nicht möglich, also illegal. Einschlägige Aktivitäten könnten das Leben von seinem Schwiegersohn und seiner Schwiegertochter ruinieren, noch wäre es Zeit umzukehren.“

So etwa ab 80er ging die DDR dazu über, Westrundfunk und Fernsehen in Gemeinschaftsempfangsanlagen einzuspeisen. Ich kann mich erinnern, 1986 hat meine Schwester in Dresden gewohnt, da hörten wir HR3 in bester Stereoqualität und schauten neben ARD, ZDF und den Dritten auch 3SAT u.a. Privatsender.
Meine erste Wohnung in Erfurt, 1984, war ebenfalls vollst. verkabelt mit ARD, ZDF und den Dritten vom NDR und HR.
Btw., RIAS hab ich schon zu meiner Studienzeit in Chemnitz gerne gehört, insbes. die Sendung "Komentare und Berichte" ab 19 Uhr. Danach die Aktuelle Kamera und die Tagesschau.
Schade, dass es den RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) nicht mehr gibt. Die hatten auch gute Musik....
Rolf




Rolf, Deine Wohnung in Erfurt war VERKABELT und es wurden WESTSENDER eingespeist? Da brat mir einer nen Storch, nicht zu fassen.
Umgekehrt würde mich mal interessieren, ob "grenznah" Ostfernsehen zu empfangen war? Und inwieweit wurde das dann genutzt?
Ich schau heute für mein Leben gern "DDR-Frensehen".
Viele dieser alten Serien haben einen gewissen "dokumentarischen" Charakter, das macht das Ganze so interessant.
Leider zeigt man uns davon viel zu wenig, auch auf MDR, RBB etc.

Zitat von Wolfgang B.
Umgekehrt würde mich mal interessieren, ob "grenznah" Ostfernsehen zu empfangen war? Und inwieweit wurde das dann genutzt?
Ich schau heute für mein Leben gern "DDR-Frensehen".
Viele dieser alten Serien haben einen gewissen "dokumentarischen" Charakter, das macht das Ganze so interessant.
Leider zeigt man uns davon viel zu wenig, auch auf MDR, RBB etc.
Das würde mich auch mal interessieren!





In den Grenzkompanien gab es selbstverständlich das 1. und 2. Programm DDR Fernsehen. Die Sender haben das DDR-Gebiet flächendeckend "ausgeleuchtet"
Chemnitz: Sender Ochsenkopf im Fichtelgebirge war nur 80 km weit entfernt. Auf Kanal 4 war Empfang mit einer Zimmerantenne möglich, sofern die Russen nicht gestört haben.
RIAS (Rundfunk) hatte auch einen Sendemast im Fichtelgebirge, daher konnten wir RIAS auch in Th. und Sachsen hören, aber gerne ;)
Rolf


hm... auch wir haben Westfernsehen geschaut...
ARD,ZDF,N3 und natürlich unsere zwei DDR 1 und 2 ! Naja es war halt immer kompliziert. Ich weiß nur meine Eltern schauten dies und wenn Oma und Opa kamen, wurden immer die Westsender verstellt. Mein Opa war nach meinem Wissen irgendein hohes Tier im Rat des Bezirkes Halle und meine Oma irgendwas Hohes auf der Parteischule in Dessau !! Die Ironie dabei, mein Vater war ja einer von diesen Parteifeunden und trotzdem schaute er Westfernsehen,nur wie schon gesagt, wenn Opa kam wurde alles wieder verstellt, denn er tat nichts besseres wenn er kam, als erstes den Fernseher durch zu schauen ob Westfernsehen drauf war. Das zweite war, ich hab mal " ein Colt für alle Fälle " geschaut und meine Mutter hat sich verplappert,und dann gings rund daheim... ich durfte mir eine politische Standpauke anhören... " ich stehe Jahre lang an der Grenze und sorge für Frieden und du schaust dir so einen Dreck an !!?? Weißt du eigentlich was die kapitalistischen Länder z.B. USA mit unseren Freunden in ( ich weiß nicht mehr welches Land er sagte)machen ?? Die werfen Schokolade aus dem Flugzeug mit Gift bzw Bomben... !! Willst du das auch, das dir sowas passiert, dass du die isst,bzw aufhebst. Viele Kinder sterben davon und wir Soldaten sorgen dafür das dies nicht bei uns passiert." danach hab ich mir kein "Colt" mehr angeschaut, aber meine Eltern immer noch ARD und ZDF. Samstag immer schön Film auf ZDF...z.B. Bud Spencer und Terence Hill, lief ja oft Samstags auf ZDF. Sowas nenn ich Ironie....
Also jetzt soll noch mal einer sagen das Linientreue auch wirklich so Linientreu waren !!

Zitat von altgrenzer
... Btw., RIAS hab ich schon zu meiner Studienzeit in Chemnitz gerne gehört, insbes. die Sendung "Komentare und Berichte" ab 19 Uhr. Danach die Aktuelle Kamera und die Tagesschau.
Schade, dass es den RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) nicht mehr gibt. Die hatten auch gute Musik....
Rolf
Lord Knud / Schlager der Woche - der war einfach legendaer, kuck mal hier!
-Th


schön, dass dieses Thema nochmal "hochgekommen" ist. Dann zwei kurze Geschichten über Politstellvertreter und Westfernsehen (leider nicht von mir - aber gesichert):
1984 wurde mal wieder ein Generalsekretär der KPdSU (Andropow) zu Grabe getragen. DDR1 übertrug die Beisetzung und DDR2 übertrug die Beisetzung mit russischem Kommentar. Für die Grenzkompanie war "Gemeinschaftsempfang" angesagt, also alles, was gerade entbehrlich war, musste im Fernsehraum sitzen und dem endlosen Gelatsche und Gelaber am Sarg Aufmerksamkeit zollen. Der Polit und der Parteisekretär der Kompanie kamen irgendwann auf die Idee, mal nach ihren Schäfchen im Fernsehraum zu sehen. Und dort lief eine Übertragung der Olympischen Winterspiele (Sarajewo). Sollte man so etwas melden? Natürlich, man musste es soger, denn von der anderen meldenden Truppe saßen garantiert ein paar mit im Raum. Also Meldewege: Polit an Kompaniechef und der weiter auf der militärischen Führungsebene; Polit an Politabteilung; Parteisekretär im Rahmen der Parteiinformation. Im Ergebnis dieses "Vorkommnisses" gab es natürlich Bestrafungen. Ganze 2 Strafen wurden ausgesprochen, und zwar gegen den Politstellvertreter und den Parteisekretär wegen des schlechten politisch-moralischen Zustandes der Einheit. Ich kann die dahinter liegende Wahrheit nur bestätigen: Nichts war für einen Polit leichter, als bestraft zu werden.
Zwei Jahre zuvor. In einem kleinen Grenzdorf läuft der Politstellvertreter mit seinem kleinen Sohn zum Abend hin die Dorfstraße entlang. Ein Bauer werkelt an seinem Gartenzaun. Der Kleine rennt zu ihm, klopft ihm auf den Hintern um seine Aufmerksamkeit zu wecken und fragt ihn dann: "Bist Du der Sandmann?" Nunja, der Bauer hatte jedenfalls nicht den langen, spitz zulaufenden Kinnbart des Ostsandmännchens. Es war eher der Haarkranz aus Backen- und Kinnbart, wie ihn der Westsandmann trug. Wie diese Geschichte, an der nur die drei Personen beteiligt waren, wenige Tage später bereits im Bataillon und im Regiment bekannt sein konnte, entzog sich der Kenntnis des Polits. Achja: Er wurde dafür bestraft (aber nicht allzu hart).
ciao Rainman
PS: Zu den Quellen - die Auswertung der ersten Geschichte habe ich miterlebt, es war in unserem Regiment; die zweite Geschichte wurde mir von dem betreffenden Polit erzählt.
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