Minen und SM 70 an der DDR Grenze

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29.05.2009 19:02von ( gelöscht )
Frage
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Augenzeuge ( gelöscht )
Minen und SM 70 an der DDR GrenzeHallo zusammen,

hier habe ich mal ein paar Fragen.

Wie hat man offiziell die Notwendigkeit und den späteren Wegfall von SM 70 und Minen begründet?
Gab es Unfälle innerhalb der GT?
Ist es sicher, das man alle verlegten Minen entfernt hat?
Hatte jemand mal mit Minenopfern zu tun und litt u.U. dann nicht die Überzeugung darunter?


Gruß, Augenzeuge
29.05.2009 19:13von ( gelöscht )
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In Antwort auf:
Ist es sicher, das man alle verlegten Minen entfernt hat?


Es wurde nie gesagt, dass alle Minen weg sind. Man hat nur die Minenräumarbeiten für beendet erklärt und mitgeteilt, dass diese zu 99,999 Prozent geräumt sind.
Es wird von einer ungefähren Zahl von 3.000 Minen der insgesamt 1,3 Millionen (!!!) gesprochen, die nicht gefunden worden sind.
Diese sind durch Witterungseinflüsse z.B. verottet (die Holzkastenminen) oder durch Natureinflüsse wie Hochwasser oder Erdrutsche vom Ursprungsplatz abhanden gekommen.

Unfälle gab es sehr viele mit beiden Versionen. Offiziell habe ich bis jetzt "nur" von einem tödlich verunglückten Soldaten gehört und ca. 200 Verletzten. Allerdings waren diese Verletzungen dann Blindheit, Verkrüppelung und andere schlimmste Folgen.

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manudave ( gelöscht )
29.05.2009 19:27von ( gelöscht )
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Also zu den Minen kann man sagen,das die Wahrscheinlichkeit noch welche zu finden,gegen Null
tendiert.
Am 12.12 1995 wurd in einer offizielen Veranstaltung des Bundesverteidigungsminsterium
in Hof und Ullitz das letzte geräumte Minenfeld freigegeben und der Abschluss der Minennachsuche
und räumung an der ehmaligen innerdeutschen Grenze verkündet.
Bei der Minennachsuche konnte man insgesamt noch 1104 Minen finden.

100% Sicherheit wird uns wohl keiner geben.

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Zermatt ( gelöscht )
29.05.2009 19:40von ( gelöscht )
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Im gleichen Jahr wurde ca. 120 m vom ehemaligen Streifen entfernt, eine Mine bei Buttlar umgepflügt - ohne hochzugehen glücklicherweise.

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manudave ( gelöscht )
29.05.2009 19:54von ( gelöscht )
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Am Grenzmuseum Behrungen bei Meiningen wo cirka 50 m Zaun noch stehen,ist ungefähr 5-10 hinter diesen Zaun eine Stelle mit einen Gedenkstein markiert,wo ein 10 jähriger Junge 2001,zusammen mit seinen Vater u. einen anderen Mann noch eine Bodenmine fand.

Gruß maja64

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maja64 ( gelöscht )
29.05.2009 22:21von Rainman2
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Zitat von Augenzeuge
... Wie hat man offiziell die Notwendigkeit und den späteren Wegfall von SM 70 und Minen begründet? ...


Hallo Augenzeuge,

zu Unfälle und noch zu findenden Minen wurde bereits einiges gesagt. Nur soviel als Ergänzung: Die erdverlegten Minen, die sogenannten "Schuhcremedosen", konnten auf extreme Arten weggespült werden. Ursprünglich waren sie ja von Zäunen eingeschlossen, die mindestens 60 cm tief in die Erde reichten. Dennoch sind auch darunter Minen durchgespült worden.

Nun zu Deiner oben zitierten Frage.

Die Notwendigkeit: Die Minen wurden zunächst mit dem souveränen Recht der DDR, ihre Grenzen zu schützen, begründet. Ausgangspunkte waren dabei:

1. Die Klassenkampfsituation - Der Internationalisierungsprozess des Kapitals brachte eine Entfaltung stärkerer ökonomischer Potentiale im Imperialismus mit sich. Dies stellte eine Bedrohung des Sozialismus dar, konnte das im ökonomischen Kampf zum Ausbluten der sozialistischen Staaten führen.
2. Die Friedensbedrohung - Imperialismus = Krieg. Dagegen stehen wir an der Grenze. Dazu kam die Aufrüstungspolitik im Westen.
3. Der kalte Krieg - und die mit ihm einhergehende ideologische Diversion gegen die sozialistischen Staaten
4. Die generelle Notwendigkeit zur Abwehr von Provokationen und zur Verhinderung von Zwischenfällen an der Grenze.

Diese Ausgangsbetrachtung führte, neben der Tatsache der hohen Kriegsgefahr durch die Stationierung starker Militärkräfte beiderseits der Grenze, zu dem Schluss, dass die Grenze mit aller Konsequenz und gestützt auf das souveräne Recht jedes Staates seine Grenze nach seinen Gesetzen zu sichern, dicht gemacht werden musste.

Ausgehend davon sollten die Minen ein Instrument der Abschreckung darstellen. Dazu war bekannt, dass es diese an der Grenze gab, auch wenn es nicht tagtäglich und detailgetreu in den Medien postuliert wurde. Man setzte voraus, dass es bekannt war. Es wurde unmittalbar an den Minensperren durch Schilder vor der Gefahr gewarnt. Unsere Beruhigung wurde maßgeblich aus dem Argument hergeleitet: Wer da weitergeht, ist selbst dran Schuld.

Zäsur: Die militärische Notwendigkeit und der Nutzen dieser Anlagen wurden in den Kreisen der Offiziere meines Jahrganges (1982 Ernennung) bereits in Zweifel gezogen.

Zum Wegfall der Minenanlagen: Hier wurde im Allgemeinen mit der zunehmenden diplomatischen Anerkennung der DDR in der Welt und dem Voranschreiten der Friedens- und Abrüstungsgespräche zwischen Ost und West argumentiert. Ich denke, es war den meisten Offizieren klar, dass Aufwand und Nutzen, vor allem unter Berücksichtigung des politischen Schadens den die Existenz und Wirkung dieser Anlagen mit sich brachten, in keinem sinnvollen Verhältnis standen. Die Sicherung der Grenze war in den Abschnitten mit Minenanlagen oftmals sehr starr organisiert, so dass wir eher die Minen sicherten, als die Grenze.

Zum augenscheinlichen Fehlen der moralischen Bewertung dieser Anlagen aus damaliger Sicht: Das ist ein Punkt, der heute immer wieder zu Entrüstung führt unter dem Motto: Wie konntet Ihr nur ... Das hätte man doch als menschenverachtend erkennen müssen ... etc. Um das nachvollziehenn zu können, muss man in die Axiome des Denkens dieser Zeit eindringen. Eines dieser Axiome war: Die Interessen des Einzelnen haben hinter den Interessen der Gemeinschaft zurückzustehen. Das haben wir quasi mit der Muttermilch eingesogen. Scherte einer aus der Gemeinschaft aus, wurde, wenn überhaupt, nur oberflächlich nach den Ursachen geforscht. In erster Linie stellte derjenige sich aus Sicht der Gemeinschaft gegen die Interessen der Gemeinschaft. Ein gängiges Bild dafür ist die Krebszelle in einem Körper. Sie entwickelt sich auf ihre eigene Art, wuchert schnell und führt, wenn sie ungestört wuchern kann, zum Tod des Organismus. Dagegen hilft nur ein sauberer Schnitt. Die Grenze und die Art sie zu sichern, waren Teil des "Operationsbestecks".

Soviel mal aus dem Nähkästchen des alten Politoffiziers.

ciao Rainman
30.05.2009 10:45von ( gelöscht )
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Hi Rainman,

Danke fuer diese Antwort. Du schaffst es manchmal, Luecken zu schliessen die ein bisschen zu tief sind um einfach drueberzubuegeln.

-Th

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CaptnDelta ( gelöscht )
30.05.2009 12:39von ( gelöscht )
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Mit Minen eine Grenze vor einem Krieg oder Überfall zu schützen,so wie es die DDR Führung
immer wieder behauptet hat,war nie möglich.

Militärisch war der Zaun,also auch die Minen,unsinnig-gedacht als Verteidigung gegen einen
Angriff.

Der deutsche Zaun(also die Grenzanlagen) war militärisch ein Witz,als Sperranlage hätte
vermutlich noch nicht mal einem Panzer aus dem ersten Weltkrieg standhalten können.

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Zermatt ( gelöscht )
30.05.2009 12:58von ( gelöscht )
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Zitat von Zermatt
Mit Minen eine Grenze vor einem Krieg oder Überfall zu schützen,so wie es die DDR Führung
immer wieder behauptet hat,war nie möglich.
Militärisch war der Zaun,also auch die Minen,unsinnig-gedacht als Verteidigung gegen einen
Angriff.
Der deutsche Zaun(also die Grenzanlagen) war militärisch ein Witz,als Sperranlage hätte
vermutlich noch nicht mal einem Panzer aus dem ersten Weltkrieg standhalten können.


Dazu war sie ja auch nicht da, sie sollte signalisieren, wenn sich jemand daran/darin zu schaffen macht und sie sollte Fußtruppen (Infanterie) abschrecken und aufhalten diesen Bereich zu durchqueren.
Aber diese Minen machten mehr Arbeit als der Nutzen ihrer Abschreckung war.
Dazu gab es ja schon die Ausführungen von Rainman.

Gruß nf
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nightforce ( gelöscht )
30.05.2009 21:15von ( gelöscht )
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Hllo zusammen,
bei den SM 70 waren auch wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend,die zum Abbau geführt haben. So`n "Fotoapparat"(Selbstschußanlage) hat zum Anfang ca. 300 Ost-Mark gekostet, später dann über 400. Und meist gingen die Dinger durch Wild oder technische Defekte hoch.
Gruß Grete

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Grete85 ( gelöscht )
30.05.2009 22:03von ( gelöscht )
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ich moechte etwas in die Welt setzen, wohl wissend, dass ich es im Moment nicht mit Fakten oder dem beliebten "Clip" belegen kann.

Das gesagt, es ist mir in einer der vielen Dokus vorgekommen, dass der Abbau dieser Minen auch im Zusammenhang mit den Finanzkrediten von H.J. Strauss verbunden war.

Nun, bevor alle mich mit Obst bewerfen, es kam mehrmals in den Dokus zur Sprache, dass genau durch diese Kredite, Erleichterungen in der DDR verschaffen wurden.

Ich muss mich schlau machen (ich pflege das neulich zu sagen, versuche es auch zu machen) aber ich wollte diese These darlegen.

Gruss,
Berliner
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Berliner ( gelöscht )
30.05.2009 23:15von ( gelöscht )
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selbstverständlich war der milliardenkredit von f.j.strauss der auslöser der zum abbau der splitterminen führte.alles andere ist kalter kaffee.das brauch man eigentlich nicht belegen oder mit fakten beweisen.unser staat war einfach damals schon am ende!

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Galaxy ( gelöscht )
30.05.2009 23:27von ( gelöscht )
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Hallo Berliner,
du liegst da schon richtig.
H.J.Strauss wollte die Minen weg haben und hat der DDR dafür Geld angeboten.
Wie heisst es, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, so lief das ab.
In der Relation Aufwand gegen Nutzen waren die Minen ein Fass ohne Boden, auch wurde durch wetterbedingte Bodenerosionen eine gewisse Anzahl an Minen verloren, die nunmehr zum Eigenrisiko wurden.
Ich kann mich im Abschnitt Elbe an ein Hochwasser erinnern, nach dem war fast nichts mehr am Ursprungsort geblieben.
Nichtmal der Schäfer wollte mit seinen Schafen zwischen die Zaunanlagen, aus Angst durch Minen seine Schafe zu verlieren.
Die Grenztruppen mußten halt dann mähen gehen, war auch nicht so fein, in einem Gebiet, wo keiner weiss, wo etwas rumliegt.
Dort wurde dann mit schwerer Technik und mit Walzen der gesamte Streifen befahren, bevor der Schäfer wieder seine Schafe dahin brachte.
Viel mehr Arbeit mit den Dingern, wenig Nutzen dabei, da kam das Angebot von Strauss gerade recht.
Später wurden dann mehr und mehr Signalgeräte aufgebaut, die wahlweise mit Leuchtsignal oder Knall bestückt werden konnten, das war viel besser als die Minen.
Gruß nf
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nightforce ( gelöscht )
31.05.2009 01:29von ( gelöscht )
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In Antwort auf:
H.J.Strauss wollte die Minen weg haben und hat der DDR dafür Geld angeboten.



Stimmt nicht ganz,

ein Beamte Erichs hat es in seinem Auftrag angeboten...

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manudave ( gelöscht )
31.05.2009 01:46von ( gelöscht )
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Fakt ist eins--wer Minen und Selbstschußanlagen montiert und noch so,das das eigene Volk nicht weg läuft.Hat Angst, die eigene Macht zu verlieren und man hat sie verloren.Wie es die Geschichte zeigt.Mit diesen Worten möchte ich mich nicht gegen die Grenzer richten-war selber einer.Aber wie gesagt--man lernt im Leben -nie aus nur dazu.

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Rostocker ( gelöscht )
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