Kompaniesicherung etc.

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20.04.2009 12:39von ( gelöscht )
Frage
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manudave ( gelöscht )
Kompaniesicherung etc.

Wer hat eigentlich die verschiedenen Sicherungssysteme erlebt? Wie stellt man sich das vor?

20.04.2009 13:23von Rainman2
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Hallo manudave,

die Antwort könnte man ausufern lassen. Ich kenne die Bataillonssicherung aus der Ausbildung und aus dem Praktikum und die Kompaniesicherung aus meinem Einsatz.

Kräfteverteilung:
Das Bataillon hatte 4 Kompanien und 4 Grenzabschnitte (je Kompanie einen).
Die Kompanie hatte 4 Züge und einen Grenzabschnitt (nämlich nur ihren eigenen).

Verantwortung:
Der Bataillonsabschnitt war ca. 40-50 km breit.
Der Kompanieabschnitt war ca. 10-15 km breit.
In der jeweiligen Sicherungsform galt die volle Verantwortlichkeit der Kommandoebene für den Abschnitt. Mit Rückführung der Grenzsicherung zur Kompaniesicherung ca. Mitte der 80-er Jahre nahm somit die Bedeutung der Bataillone für den Grenzdienst ab.

Einsatzzeitschema:
Dies war in beiden Sicherungsformen gleich - Grundlage = Vierteldienst.
Beispiel:
Früh 06:00 - 14:00 Uhr 1. Einheit (GK oder Zug)
Spät 14:00 - 22:00 Uhr 2. Einheit
Nacht 22:00 - 06:00 Uhr 3. Einheit
Früh 06:00 - 14:00 Uhr 4. Einheit
Spät 14:00 - 22:00 Uhr 1. Einheit
und so weiter.

In besonderen Zeiten oder bei besonderen Lagen konnte zum Dritteldienst übergegangen werden. Dann wurde in der Regel eine Einheit (Zug oder Kompanie je nach Sicherungsform) zur Verstärkung der Grenzsicherung eingesetzt. Ansonsten blieb es bei 8-Stunden-Schichten.
Die Extremform: Hälftedienst 2 x 12 Stunden im Wechsel. Das wurde nur über kurze Zeiträume (2-3 Tage) durchgeführt.

Befehl zum Grenzdienst:
In der Bataillonssicherung trat die ganze Kompanie zum Grenzdienst an. Es wurde der Befehl zum Grenzdienst für die Kompanie erteilt und die sogenannte Vergatterung durchgeführt. Danach fuhren die Einheiten in die befohlenen Abschnitte und übernahmen den Dienst.
In der Kompaniesicherung trat an dieser Stelle maximal ein Zug an. Dieser erhielt den Befehl. Eine Vergatterung musste nicht erfolgen, da sich durch den Dienst die grundsätzlichen Unterstellungsverhältnisse nicht änderten. Der Soldat blieb dem Kompaniechef oder einem seiner Stellvertreter unterstellt. Typisch für die Kompaniesicherung war, dass nicht immer Einheiten komplett in die Ablösung geschickt wurden, sondern auch Einzelposten zu verschiedenen Zeiten in den Dienst gingen. Dies sollte die Flexibilität des Einsatzes erhöhen und die Berechenbarkeit unserer Einsätze herabsetzen. Für eine Nachtschicht konnte es schon mal bis zu 4 Befehle für den Grenzdienst geben, denn die Kontrollstreifen gingen auch meist unabhängig vom Aufzug der Einheit in den Dienst.

Kommandeur Grenzsicherung:
Die Kommandeure Grenzsicherung waren auf den Führungsstellen der Grenzabschnitte eingesetzt. In der Bataillonssicherung unterstanden sie dem Operativen Diensthabenden im Bataillon. In der Kompaniesicherung unterstand der Kommandeur Grenzsicherung immer dem Kompaniechef oder einem seiner beiden Stellvertreter (Diensthabender Stellvertreter).

Fazit:
Mit der Kompaniesicherung wurde auf ein altes Modell zurückgegriffen. Es wurde versucht, die dezentrale Verantwortlichkeit zu stärken. Die Kompanie hatte ihren Abschnitt und verzettelte sich nicht über mehrere fremde Abschnitte. Die Grenzsoldaten hatten mehr Möglichkeiten, den eigenen Abschnitt kennenzulernen. In der Bataillonssicherung dagegen war der Garnisonsdienst leichter zu organisieren. Damit gingen alle Aspekte der Ausbildung, Schulung, gesellschaftlichen und kulturellen Arbeit einher. Die dienstliche Belastung der Kompanieführung war in der Kompaniesicherung sehr groß. Der diensthabende Stellvertreter musste jede Lage rund um die Uhr führen, unabhängig von seinen sonstigen Dienstpflichten. Die Organisation von Ausbildung, Versammlungen und kulturellen Aktivitäten war sehr aufwändig und musste immer unter Einbeziehung aller Führungsebenen laufen. Dafür hatte die Kompanie in der Kompaniesicherung aber wiederum Freiräume auch in der Zusammenarbeit mit der Grenzbevölkerung. Nach meiner Auffassung hat sich das Prinzip der Kompaniesicherung als das effizientere erwiesen.

Neue Struktur der Grenztruppen:
Mitte der 80-er Jahre wurden die Grenztruppen umstrukturiert. Der Regimentsabschnitt (ca. 120 km. - 3 Bataillonsabschnitte mit insgesamt 12 Kompanieabschnitten) wurde auf 2 Bataillone (1. und 2.) mit insgesamt 8 Kompanieabschnitten reduziert, wobei dei Breite der Kompanieabschnitte entsprechend vergrößert wurde. Das 3. Bataillon wurde zum "Hinterland" erklärt. Dessen Kompanien wurden zur Verstärkung der Grenzsicherung und zur Unterstützung bei Lagen herangezogen. Sie wurden mit stärkerer Gefechtstechnik versehen (Rückstoßfreie Geschütze SPG-9 und Maschinengranatwerfer AGS-17) und waren stärker als die diensthabenden Kompanien mit Gefechtsausbildung beschäftigt. Dieses System setzte im Wesentlichen die Kompaniesicherung voraus.

Soviel in Kürze zu dem, wozu man drei oder vier Jahre an der Offiziershochschule ausgebildet wurde.
Mehr dazu sicherlich von den Soldaten, die es betraf.

ciao Rainman
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20.04.2009 14:47von Schreiber
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Rainman,

waren nicht auch wirtschaftliche Gründe notwendig um
auf Kompaniesicherung zu gehen.
Der Benzinverbrauch für Abschnitt von 40-50km oder von
10-15km für LO,Trabant,P3 und ETZ und das täglich.
Da kommt sicher auch eine Menge Sprit zusammen.

Gruß

Reinhard

20.04.2009 14:55von Pitti53
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ûnd ab sommer 1989 wurde noch was neues eingeführt: sicherung auf kreisebene und bezirksebene.dazu wurden die regimenter und batallione aufgelöst.es entstanden grenzkreiskommandos und grenzbezirkskommandos.nur die grenzkompanien waren in der regel nicht betroffen.das war eine umzieherei.
vom grenzkommando stendal z.b.mußte die hälfte nach schwerin ziehen.die waren nicht unbedingt begeistert.und kam die wende

20.04.2009 15:17von Rainman2
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Hallo Reinhard (Schreiber),

In Antwort auf:
waren nicht auch wirtschaftliche Gründe notwendig um
auf Kompaniesicherung zu gehen.
Der Benzinverbrauch für Abschnitt von 40-50km oder von
10-15km für LO,Trabant,P3 und ETZ und das täglich.
Da kommt sicher auch eine Menge Sprit zusammen.


das hat sicherlich in die Sache mit reingespielt, als ein Punkt der für die Kompaniesicherung sprach. Ich glaube aber, dass schon die grundsätzlichen Überlegungen zur Umstrukturierung der Grenztruppen den Ausschlag gegeben haben. Immerhin ging die Umstrukturierung mit einer Verschlechterung der Dienst-, Arbeits- und Lebensbedingungen einher. Und bei aller Diktatur, da geht man nur ran, wenn es zwingend ist. Militärisch gesehen war die Kompaniesicherung nach meiner Auffassung zweckmäßiger. Wie gesagt - das ist glauben und nicht wissen.

@Pitti53:

Kannst Du zu der Geschichte noch mehr erzählen, bitte, vielleicht sogar einen eigenen Thread aufmachen (Umstrukturierung '89 - oder so). Ich habe von der Sache in Berlin an der Militärpolitischen Hochschule garnichts mitbekommen. Vielleicht weiß jemand anderes noch mehr darüber. Die Sache erscheint mir aus verschiedenen Richtungen interessant.

ciao Rainman
20.04.2009 19:07von ( gelöscht )
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Ich habe schon mehrfach gehört, dass u.a. einer der Gründe zur modifizierten Rückkehr in die Kompaniesicherung die erhöhte Zahl von Fahnenfluchten in der Batallionssicherung war. Durch die doch geringen Kontakte zur Grenzbevölkerung, die langen Anfahrtswege und den zeitlichen Stress sollen viele Soldaten die "Lust" am Grenzdienst verloren haben.
Ist da was bekannt?

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manudave ( gelöscht )
20.04.2009 20:46von ( gelöscht )
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Hallo Rainman2
Zu deinen Ausführungen mus ich sagen, die erklären ja so gut wie alles.
Eine Anmerkung dazu
Es gab auch ne GK mit fünf Zügen, die in Schierke ist aber was besonderes und ich denke was einmahliges,falls ich mich irre las ich mich gern eines besseren belehren.
Der 5. Zug,in der GK, und nur der wurde zur Brockensicherrung eingesetzt. Zumindest war das zu meiner Zeit so.
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EK89/1 ( gelöscht )
20.04.2009 21:43von ( gelöscht )
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Hallo zusammen,
auch von mir hierzu noch ein paar Anmerkungen,
der Brocken war schon etwas Besonderes, ein 1000-er mit ner Grenze oben drauf.
So wurde dort extra der SiZ Brocken eingesetzt,
Unterstellt wurde er der GK Schierke als zusätzliche Einheit, da das Gelände doch sehr anstrengend war, nicht nur wegen der körperlichen Mehranstrengung, sondern auch der Witterung geschuldet.
Der SiZ Brocken hatte im Winter verkürzte Dienstzeiten, Wind und Kälte ließen nicht wirklich 8-Stundenschichten zu.
Es wurde öfters gewechselt, 4-6 Stundenschichten wurden dort oben gelaufen, war schon echt hart für die Jungs dort oben.
Das fing schon im Herbst mit Nebel und Sturm an, der manchmal schlimmer war, wie die knackige Kälte und etwas Sonne bei Hochdruckwetter, und ging bis weit in den Frühling mit Extremwetterlagen hinein.
Die Jungs dort oben würde man heutzutage als Gebirgsjäger bezeichnen.

Die Umstellung auf Bezirks- und Kreissicherung brachte für die Grenzkompanieen nichts Neues, außer, es war öfters ma Besuch da.
Man wollte damit mehr Nähe schaffen um die "stille Post" etwas zu minimieren und wieder mehr Kontakt mit den grenzsichernden Einheiten zu bekommen.
Betroffen waren die Grenzkomando's und die Regimenter, wobei Letztere doch schon auf Kreis-bzw Bezirksebene agierten.
Bevor diese Umstellung jedoch erste Früchte zeigte, war die innerdeutsche Grenze, die Staatsgrenze der DDR schon Geschichte.

Gruß nf

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nightforce ( gelöscht )
20.04.2009 22:08von ( gelöscht )
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Hallo manudave,
die Kompaniesicherung war einfach besser.
Man war in einem Bereich eingesetzt, kannte die Örtlichkeiten, wußte auf was man in West und Ost zu achten hatte.
Sicher stieg das Risiko, daß AGT (Angehörige der Grenztruppen) eine Flucht besser planen und sich dafür ne geeignete Stelle aussuchen konnten, aber all diese Kameradenschweine, die ihren Partner im Grenzdienst töteten, um ihre Flucht zu perfektionieren, sind für mich Mörder, Mörder die über Leichen gingen um ihren eigenen Vorteil darraus zu ziehen, das ist für mich einfach Mord, weil geplant gewesen.
So nach dem Motto, hier willst ne Kippe, brauchst auch Feuer, und dann die Kaschi abdrücken.
Solche gab es auch, wie wurden die denn bestraft?, sorry, ich werde OT
Die Batallionssicherung war zu steril, ständig war man wo anders eingesetzt und konnte die örtlichen Gegebenheiten nicht richtig erkennen und verarbeiten, da man ja zur nächsten Schicht wieder woanders eingesetzt war.
Sie sollte zwar die sogenannte Betriebsblindheit verhindern, das hat sie auch, aber jedes mal ein neuer Abschitt, war auch nicht so gut.
Die beste Einweisung theoretischer Art taugt weniger als die praktische Erfahrung mit den Dingen vor Ort.
Man muß sich auskennen, nicht nur den Kolonnenweg langlatschen, sonderndas Gebiet verinnerlichen.
Stell dir vor, du wirst zur Nachtschicht in ein Gebiet geschickt, was du zuvor noch nie im Hellen gesehen hast, das kann nur Mist werden.
Dann wirst du bei der Vergatterung dermaßen mit Informationen überflutet, daß du noch nichtmal deine Postentabelle richtig auswerten kannst, und sollst dir ständig etwas anderes merken, das Meißte erreicht dein Hirn garnicht, du wirst unsicher und kein guter Posten.

Gruß nf
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nightforce ( gelöscht )
21.04.2009 14:14von ( gelöscht )
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Zu meiner Zeit in Schierke wurde der Zug der auf den Brocken mußte gewechselt.Es gab also nicht einen direkten "Brockenzug",jede Woche mußte ein anderer Zug auf den Berg.Die Schichten da oben waren wirklich anders,ein Postenpaar sahs für max.zwei Stunden auf dem BT der auf dem Brocken stand und ein anderes lief ca.2 Stunden um die Brockenmauer und noch ein Paar sahs am Tor im KP.In regelmäßigen Abständen wechselten dann die Postenpaare,im Winter um die Brockenmauer laufen war wirklich anstrengend,man mußte auf Spurensicherheit achten.Das einzigste was ich mal gefunden habe waren Spuren von ein Paar "Freunden" an der Mauer,die waren aus ihrer Baracke raus und hatten heimlich einen Sack mit leeren Wodkaflaschen über die Mauer geworfen.Aber gerade wenn es Sturm war mit Eisregen,Schnee usw.machte es wirklich keinen Spaß,Glück hatten wir wenn der Sturm zu stark war,dann drehte sich auf Höhe der Wetterwarte eine rote Rundumleuchte und es durfte niemand das Brockenplateau betreten und schon gar nicht auf den BT.

04/86-04/87 in Schierke

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grenzgänger86 ( gelöscht )
21.04.2009 20:27von ( gelöscht )
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Wieder was gelernt. Wie gesagt war bei uns nur der fünfte Zug auf dem Brocken.
grenzgänger86, hattet ihr aber schon 5Züge?

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EK89/1 ( gelöscht )
22.04.2009 13:28von ( gelöscht )
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Ja wir hatten auch schon 5 Züge in Schierke,aber wie schon gesagt zu meiner Zeit wechselte der Brockenzug immer und es gab keinen festen Brockenzug.

04/86-04/87 in Schierke

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grenzgänger86 ( gelöscht )
22.04.2009 13:38von ( gelöscht )
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Hallo ihr Beiden,
Der Kompanie Schierke wurde ein zusätzlicher Zug zur Verfügung gestellt.
Ein Zug war also für den Brocken extra einzusetzen, welcher, diese Entscheidung traf der KC und sein Stellvertreter.
So wurde anfangs jeder Zug mal durchgereicht.
Es stellte sich aber heraus, das es besser wäre, nur einen bestimmten Zug dort oben einzusetzen.
So wurde zuerst gewechselt, und später erst ein fester Zug dort eingesetzt.

Gruß nf
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nightforce ( gelöscht )
22.04.2009 13:48von ( gelöscht )
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Hallo nf,
dann hat sich das bestimmt erst im 2 HJ/ 87 geändert mit der Brockensicherung,ich fand es auch sehr aufwendig das immer ein anderer Zug zum Brocken mußte.

04/86-04/87 in Schierke

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grenzgänger86 ( gelöscht )
22.04.2009 19:56von ( gelöscht )
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Ich stelle mir euren Job damals saumäßig vor. Wenn heutzutage das Wetter verückt spielt, dann schaltet man für Extrembilder immer auf den Brocken...bbbbbrrrrrr......

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manudave ( gelöscht )
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