Grenzdurchbruch Wie wurden die eigentlich in der BRD aufgenommen

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13.04.2009 21:35von ( gelöscht )
Frage
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skylight ( gelöscht )
Grenzdurchbruch Wie wurden die eigentlich in der BRD aufgenommenIch habe mal eine Frage betreff der Leute,die es geschafft haben die Grenzanlagen zu überwinden.Vor allem die
geflüchteten Grenzer.Wie wurden die eigentlich in der BRD aufgenommen?Mussten die einen Antrag stellen ,oder wie lief das?Gab es da Befragungen durch den BGS oder den MAD?Die kamen ja schließlich ohne alles,gab es da Starthilfe?Das interessiert mich schon lange,die Kameraden vom BGS wissen da sicher einiges.
Viele Grüsse.Skylight
13.04.2009 23:25von ( gelöscht )
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Hallo Skylight,
Ich habe 1968 den Grenzdurchbruch geschafft. Zunächst kam man in das Aufnahmelager. In meinen Fall war es Unna/Massen und Gießen. Es gab ein Bundesnotaufnahmeverfahren ,mit Überprüfung aller Angaben, ob eventuell etwas Vorlag was eine Ausweisung erforderlich machte usw., Natürlich wurde ich vom BDN befragt. Einmal musste ich nach Düsseldorf. Die Stelle nannte sich Amt für Befragungswesen. Wer da alles seine Finger mit im Spiel hatte entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich habe dafür Geld bekommen! Als einmalige Unterstützung habe ich von der Bundesregierung 150.- DM bekommen. Nach dem Lager bekam man zunächst erst einmal ein Zimmer in einem Wohnheim .Allerdings bekam ich gleich Arbeitslosengeld. Einen Job habe ich damals aber sehr schnell bekommen. Meine Erlaubnis vom Aufnahmeausschuss zum ständigen Aufenthalt im Bundesgebiet habe ich immer noch als Andenken aufbewahrt .Man konnte allerdings noch einen Flüchtlingsausweis beantragen mit welchen man einige Vorteile hatte. Das habe ich aber aus Stolz nicht getan. Ich war so schon glücklich genug, man hat sich sehr um mich bemüht auch von Behörden, Ämter, etc. Übrigens wurde das Bundesland bestimmt wo man seinen 1.Wohnsitz nehmen musste. Ich war kein Grenzsoldat.
Gruß Peter (Turtle)

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turtle ( gelöscht )
13.04.2009 23:39von ( gelöscht )
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Hallo Turtle!
Wie bist Du durchgekommen?1968war ja wohl die Grenze noch nicht so ausgebaut wie später,aber einfach war es sicher nicht.
Hattest Du eine Waffe dabei,uns hat man immer erzählt,jeder Grenzverletzer wäre bewaffnet.Bist Du dann einfach ins nächste
Polizeirevier marschiert ?
Gruss,Skylight

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skylight ( gelöscht )
14.04.2009 01:58von ( gelöscht )
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Hallo skylight,
Ich hatte das alles schon hier im Forum geschrieben.Siehe meinen Beitrag vom 22.01.09.Auch das ich natürlich nicht bewaffnet war,und auch keinen Grenzbrecher kennen gelernt habe welcher es mit Waffengewalt versucht hat! In meinen bisherigen Beiträgen findest Du sicher was Du wissen
möchtest.Ich war nicht ins nächste Polizeirevier marschiert. Es war morgens gegen vier als ich die BRD erreichte.Da bin ich jemanden welcher zur Arbeit fahren wollte aufgefallen,da ich etwas ramponiert aussah! Er ist zurück hat seine Frau geweckt,die kochte erst einmal Kaffee,verband meine Wunden verursacht durch Stacheldraht.Sie riefen den BGS an und die holten mich ab.Bei meinem 1. Fluchtversuch war ich selbstverständlich auch nicht bewaffnet und hatte nie daran gedacht Gewalt gegen einen Grenzer einzusetzen!Gruß Peter(turtle)

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turtle ( gelöscht )
14.04.2009 08:44von ( gelöscht )
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Hallo Turtle!
Entschuldige,habe das Lesen Deines Beitrages nachgeholt.
Gruss,Skylight

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skylight ( gelöscht )
14.04.2009 15:49von ( gelöscht )
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in meiner gruppe(selbes zimmer) war ein dresdener,
der war in der ausbildung in eisenach mit jemanden
auf der selben bude mit dem er sich seht gut angefreundet hatte.
die beiden blieben nach der versezung in die jeweiligen
grenzkompanien weiter brieflich verbunden/befreundet.
dieser freund hat nach ca einen halben jahre an der grenze
fahnenflucht begangen.
die v 2000 war bestimmt 5 mal bei den dresdener auf unserer
kompanie und haben den stundenlang durch die mangel gedreht.
beim erstenmal haben sie(v 2000)sogar seinen spind auseiander
genommen, die wollten wissen ob der dresdener von der geplanten
fahnenflucht was gewusst hatte.

dazu möchte ich noch eine andere geschichte erzählen.
ich hatte mich auf der kompanie mit einem faschingsgefreiten
(der hatte die prüfung zum uffz nicht geschafft) richtig gut
angefreundet. der erzählte mir nach ein paar wochen, das er die schnauze
voll hätte und das er in den westen abhauen wollte!
eine absolute scheisssituation für mich, hatte er es ernst gemeint
und haben die mich testen wollen...

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bruno ( gelöscht )
14.04.2009 18:29von ( gelöscht )
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Hallo Bruno,
Ich habe von meiner geplanten Flucht nicht das Geringste irgendjemand erzählt.
Ich wollte mich und andere schützen. Es war doch klar das im Bekanntenkreis von der Stasi nachgeforscht wird .Und wer nichts weiß kann sich nicht verquatschen und dadurch große Probleme bekommen.
Es muss eine Scheissituation sein wenn man einen Freund nicht verraten möchte aber auch nicht wissen kann ob es ein Test ist um die Einstellung zum Staat zu prüfen.
Dazu kommt noch das verdammte Pflichtgefühl. Das bereitet schon Kopfzerbrechen
„wie verhalte ich mich“ Um diese Situation möchte ich niemand beneiden!
Gruß Peter(Turtle)

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turtle ( gelöscht )
14.04.2009 20:02von ( gelöscht )
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Hallo skylight !

Bin in der Nacht über die Grenze. Habe für meine Flucht ca 14 Stunden benötigt. Den 500m
Streifen habe ich mit dem Feldstecher lange beobachtet. In einer Drahtrolle von ungefähr 1,50m Höhe befand sich ein Signaldraht. Diesen Draht legte ich vorsichtig frei um unter ihm durchzurobben. Im Schutzstreifen selber waren nur noch zwei Hindernisse zu überwinden. Der Posten bewegten sich ca 20m entfernt von mir am 500m Streifen. Die eigentliche Staatsgrenze war nicht so gut bewacht. Mir hat meine Ortskenntnis geholfen. Viele werden
Sagen 14 Stunden, so lange. Ich sage nur ,es war alles richtig. Es musste klappen. Diese Flucht wäre am Tag undenkbar gewesen. Mich hat als erstes der Zoll befragt. Übergeben hat mich der Zoll an die Polizei. Von der Polizeidienststelle wurde ich durch den BGS in die Zonenrandbetreuungsstelle gebracht. Die verschiedensten deutschen und ausländischen Stellen haben mich befragt. Die Starthilfe war gut. Es gab Geld ,Kleidung und nicht zu vergessen den „C-Schein“. Der Flüchtlingsschein “C“ war z.B. für die Steuerermäßigung.

Gruß Tiroler

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tiroler ( gelöscht )
15.04.2009 12:25von ( gelöscht )
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Hallo Turtle,Hallo Tiroler!
Vielen Dank erstmal,eine Frage hätte ich noch(vorerst).Was wollten die verschiedenen Behörden denn so von Euch wissen?
Gruss,Skylight

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skylight ( gelöscht )
15.04.2009 17:14von ( gelöscht )
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Vermute die waren daran interessiert wie der Aufbau der Grenze war,die Personalstärke,Grösse
und Anzahl von Militärobjekten,Sperrgebiete,neues von der Schusswaffengebrauchsbestimmung...

Nicht nur,aber auch.

Mal sehen was die 2 uns erzählen.

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Zermatt ( gelöscht )
15.04.2009 19:19von ( gelöscht )
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Hallo,
Zu meiner Fluchtzeit war gerade der Prager Frühling aktuell. Sie wollten wissen wie im Bekanntenkreis über Dubcek und den Kurs der KPC gedacht wird. Ob in letzter Zeit militär Bewegungen beobachtet wurden usw. Sie hatten von allen möglichen Fahrzeugen Modelle oder Fotos welche sie mir vorlegten. An Namen von Stasimitarbeitern oder dergleichen selbst wenn es nur ein Verdacht war ,waren sie ebenso interessiert. Personen welche über die DDR negativ dachten oder auch Fluchtpläne geäußert haben ,oder ob man jemand kennt der politisch in Haft ist wollten sie genauso wissen wie den Aufbau der Grenze und alles was man darüber berichten kann. Im Prinzip konnte ich nicht viel erzählen, da sie besser Bescheid wussten als ich. Ihre Fotos von der Grenze und den Sperranlagen waren auf dem neuesten Stand. Da ich bereits einmal wegen R-Flucht im Zuchthaus war ,waren Namen von Wärtern die besonders fies waren ,oder Westdeutschen im Knast,
für sie eine Nachfrage wert. Da ich aber ein gesundes Misstrauen hatte, habe ich nicht viel erzählt .Wer konnte schon sicher sein was die Stasi alles erfährt? Also war ich etwas blind und taub und hatte nicht viel mit bekommen,weil ich ein Eigenbrödler war hatte ich wenig Kontakt zu meinen Mitmenschen. Aber geglaubt haben sie mir nicht. Egal mein Geld habe ich bekommen! Gruß Peter(turtle)

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turtle ( gelöscht )
15.04.2009 22:44von ( gelöscht )
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Hallo skylight !

Einzelheiten will ich nicht nennen. Nur so viel , habe sehr mit mir gekämpft . Kann ich die Unterschrift geben, jede Frage zu beantworten, die mir zur SBZ gestellt wird. Ich sagte mir, in diesem Staat will ich leben ,nun kann ich mich auch von der SBZ entgültig lösen. Nun war der Bruch entgültig. Die Zone habe ich nur noch gehasst. Lasse Deiner Phantasie freien Lauf.
Es war alles von Interkesse !

Gruß Tiroler

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tiroler ( gelöscht )
15.04.2009 23:46von ( gelöscht )
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Hallo ihr 2 !
Was hat Euch eigentlich am meißten gestört an der DDR (von mir aus auch SBZ)?Es war Euch doch sicher klar,das Ihr dabei
Euer Leben verlieren Könnt.Mir mit meinen 19 Jahren war es immer ein Rätsel,unsere Offiziere erzählten was von entflohenen Sträflingen(wie schon gesagt alle bewaffnet vom Schraubendreher bis zur geklauten Pistole vom ABV)
Wem es in der DDR nicht gefalle,könne das Land ja per Ausreiseantrag verlassen.Das dies nicht so einfach war,habe ich erst ein paar Jahre später mitbekommen.Trotzdem muß man wohl viel Mut und Wut haben,um über so eine Grenze zu gehen.
Gruss,Skylight

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skylight ( gelöscht )
16.04.2009 00:59von ( gelöscht )
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Hallo skylight,
Zunächst soviel mir war damals nicht bekannt das man einen Ausreiseantrag stellen kann. Ich glaube erst ab 1975 mit Abschluss der KSZE Akte von Helsinki wurde das populärer. Mich hat in der DDR gestört das es keine Reisefreiheit gab, stark eingeschränkte Meinungsfreiheit, und Bevormundung! Die Wahlen konnte man auch nicht als frei bezeichnen.Nach meiner Haftzeit wegen meinem ersten gescheiterten Fluchtversuch hatte ich danach noch weniger Möglichkeiten. Ich konnte mich nicht einmal mehr in der DDR frei bewegen ,mit meinem P12 Ausweis. Was hatte ich noch für eine Zukunft? Es gab für mich nur noch eine Richtung! Hier im Forum habe ich auch darüber geschrieben was ich nach der Haftzeit für Bedingungen hatte. Glaube mir vom Risiko einmal abgesehen war es nicht einfach alles liegen und stehen zu lassen Ich hatte Freunde ,Bruder Schwester, Mutter, und trotzdem Heimat!
Ich wusste nicht ob ich die einmal wieder sehen werde. Dazu die Angst was haben die nun für Probleme durch die Stasi? Ich war und bin der Meinung jeder Mensch sollte da wohnen dürfen wo er möchte und sich für eine andere Gesellschaftsordnung entscheiden dürfen sofern sie mehr seiner Vorstellung entspricht!
Gruß Peter(Turtle)
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turtle ( gelöscht )
16.04.2009 20:13von ( gelöscht )
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So, nun erzählt Dir mal einer von den Beiden etwas. Eine Frau aus meinem Ort wollte mit
ihren beiden Kindern in die Bundesrepublik zum Ehemann übersiedeln, sie verlor sofort
die Arbeit als Kindergärtnerin. Jetzt wurde sie als asozial abgestempelt und ging ins Gefängnis. Die BRD hat sie später freigekauft. Eine andere Frau verliebte sich während
einer Familienfeier in einen Bürger der Bundesrepublik und bekam ein Kind von ihm. Sie wurde sofort ihre Arbeit beim Rat des Kreises los. Was aus ihr wurde ist nicht bekannt. Mein
Vater war über viele Jahre leitender Angestellter in einem VEB. Nach meiner Flucht wurde
er sofort auf eine niedrig bezahlte Stelle versetzt. Ich glaub das nennt man Sippenhaft. Menschen, die am ersten Mai nicht ihre Fahne rausgehangen haben, wurden notiert.Sie mussten sich im Betrieb verantworten. Ein Abteilungsleiter hatte am Wahltag die Aufgabe,
Offiziere zu verschiedenen Orten zu fahren. Er vergaß unter diesem Stress, selber zur Wahl zu gehen. Seinen Arbeitsplatz wurde er am nächsten Tag los. Menschen, die übersiedeln
Wollte wurden oftmals genötigt ihr Grundstück der DDR zu überschreiben.
So kann ich dir noch viele Beispiele nennen. Ich bekomme Herzschmerzen und Wut, wenn ich nur daran denke.

Gruß Tiroler

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tiroler ( gelöscht )
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