BGS-Beamter referierte über seine „Grenzerfahrungen“

  • Seite 1 von 2
22.03.2011 15:06
avatar  Angelo
#1
avatar

Schlitz Über 40 Jahre lang wurde auf einer Länge von über 1350 Kilometer Deutsche von Deutschen durch fast unüberwindbarem Stacheldrahtzaun getrennt. Der ehemalige BGS-Beamte Herbert Böckel stellte jetzt sein Buch „Grenzerfahrungen“ in der Gesamtschule Schlitzerland vor. Es war das größte Gefängnis der Welt, die Rede ist von der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Auf der einen Seite lebten Bürger, die sich frei und ungezwungen jeder mit freier Meinungsäußerung, bewegen konnten, gegenüber dagegen wurden Männer und Frauen von einem Regime beherrscht und überwacht.

Herbert Böckel, Bundesgrenzschutzbeamter von 1958-1966, bis 1965 an der innerdeutschen Grenze eingesetzt, referierte dieser Tage in den Klassen 10/1 (Andreas Pitzer) und 10/3 (Marion Hoch-Henniges) der Gesamtschule Schlitzerland auf Initiative von Hans-Jürgen Schwalda. Schwalda gilt an der Gesamtschule als Verfechter außerschulischer Bildungsangebote. Beim Stöbern im Internet stieß Schwalda auf das sogenannte „Zeitzeugenportal“, konzipiert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (Berlin) und Bundesministeriums des Innern (Berlin) gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen.

hier weiter lesen
http://www.fuldaerzeitung.de/nachrichten...-;art112,395230


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 16:48
avatar  ( gelöscht )
#2
avatar
( gelöscht )

Hm, was lernen wir daraus?
Kalte Krieger sind keine Ausnahmeerscheinung des Ostens. Es gibt sie drüben wie hüben.
Daran hat nicht mal die Sache mit dem Weihnachtsfest etwas geändert. Na gut, sie liegt schon länger zurück. Der Mann ist, oder besser, war Polizeibeamter. Nun ist das allein zwar keine Garantie für objektives Beschäftigen mit einer Sache aber es war immerhin zu hoffen.
Für die politische BILDung ist so jemand aber offensichtlich gut zu verwenden. Eben das jedoch gibt zu denken. Zeigt es doch, dass Objektivität in der politischen Bildung offensichtlich hier nicht weniger unerwünscht ist, wie zu unserer Zeit bei uns.
Er hätte auch zu uns in den Politunterricht gepasst. Bestens sogar, müsste sich nur ein wenig in der Zielrichtung umorientieren. Ich meine da die Frage, wer nun der Oberböse ist. Der Rest passt analog auf den Punkt. Und für diese Art Unterricht gilt das offensichtlich auch.
Und dann wundert sich noch jemand?


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 17:37 (zuletzt bearbeitet: 22.03.2011 17:37)
avatar  ABV
#3
avatar
ABV

Stimmt @S 51! Ich frage mich beim Lesen solcher Artikel immer, warum man immer so übertreiben muss? Weniger wäre manchmal wirklich mehr. Wie soll da angesichts solcher "Kraftausdrücke" wie "größtes Gefängnis der Welt", eine sachliche Geschichtsaufarbeitung möglich sein. Außerdem bin ich der festen Meinung, dass damit diejenigen eine Steilvorlage bekommen, welche die DDR noch heute vergöttern.

Gruß an alle
Uwe

22.03.2011 20:10 (zuletzt bearbeitet: 22.03.2011 20:12)
avatar  ( gelöscht )
#4
avatar
( gelöscht )

waren wir nicht alle mal kalte krieger. die frage ist:, haben wir uns verändert???????


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 20:37
avatar  ( gelöscht )
#5
avatar
( gelöscht )

Zitat

Zitat von glasi
waren wir nicht alle mal kalte krieger. die frage ist:, haben wir uns verändert???????


wenn mann denn westdeutschen überhaupt als kalten krieger bezeichnen kann.


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 21:27
avatar  ( gelöscht )
#6
avatar
( gelöscht )

Zitat von ABV
Stimmt @S 51! Ich frage mich beim Lesen solcher Artikel immer, warum man immer so übertreiben muss? Weniger wäre manchmal wirklich mehr. Wie soll da angesichts solcher "Kraftausdrücke" wie "größtes Gefängnis der Welt", eine sachliche Geschichtsaufarbeitung möglich sein. Außerdem bin ich der festen Meinung, dass damit diejenigen eine Steilvorlage bekommen, welche die DDR noch heute vergöttern.

Gruß an alle
Uwe


Natürlich übertrieben..solche Aussagen-größtes Gef......der Welt.Der Mann stand halt jahrelang auf der "freien" Seite,so ist dem das verkauft worden..die da "drüben",die sitzen fest..


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 21:34 (zuletzt bearbeitet: 22.03.2011 21:36)
avatar  ( gelöscht )
#7
avatar
( gelöscht )

Zitat von glasi
waren wir nicht alle mal kalte krieger. die frage ist:, haben wir uns verändert???????



In einem Punkt hast du mindestens recht, ja. Sicher waren wir auch kalte Krieger. Und wenn es Befehl oder Umstände so gewollt hätten, ware jedenfalls aus mir auch ein Krieger im wörtlichen Sinne des Wortes geworden. Jedenfalls am Anfang auch noch ohne das geringste Zögern. Später relativierte sich dies dann. Wenn man erst merkte, dass der Unterschied in der Überzeugung dem Frieden, der Freiheit oder dem Wohl der Menschen zu dienen, tatsächlich wirklich nicht groß war. Weil jeder das Selbe dachte, nur halt das Böse dort drüben war. Weil man merkte, dass sowohl "der" vom BGS wie GZD aber auch der Brite eigentlich als Mensch nicht anders tickte, wie man selber. Auch bloß seinen Frieden wollte. Dann reduzierte sich der antiimperialistische Klassenkampfhaß nach und nach auf das Lippenbekenntnis im Politunterricht. Man begann, die Dinge auf das dienstlich Notwendige zu konzentrieren. Da war eine Trennlinie, die Krieg bedeuten konnte aber bei einem gesunden Quentchen an Verstand nicht musste. Jedenfalls nicht, weil man es selber nicht darauf ankommen ließ. Dass es immer trotzdem schiefgehen konnte - keine Frage.
Realisierte man dann erst, dass auch der Gegner aus dem eigenen Hinterland zwar als Verbrecher galt aber trotzdem ein Mensch war. Jemand zwar mit vielleicht problematischer Motivlage aber nicht unbedingt der konsequent "Böse", dann hat man "ihn" zwar trotzdem gejagt aber die Regeln nicht verletzt.
Je mehr Zeit inzwischen vergangen ist, um so mehr haben wir unsere Ansichten von damals auf den Prüfstand gestellt. Haben wir mit Kollegen von hüben und drüben zusammen gearbeitet. Nennen manchen einen Kameraden und werden so genannt. Solche kalten Krieger wie damals sind wir nicht mehr. Schlimmstenfalls gibt es noch das distanzierende "war auch nur ein Soldat wie wir" doch in vielen Fällen existieren derartige Vorbehalte wie früher einfach nicht mehr.
Da jedoch ist es anders. Da werden, obwohl er es gerade in diesem speziellen Fall besser wissen könnte, Vorbehalte verfestigt. Klischees gepflegt und sogar Kinder und Jugendliche damit "vergiftet". Als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Wenn die merken, wie sie durch solche Politik manipuliert werden sollen, werden so manche nichts mehr glauben. Auch nicht das, was wahr war. Weil es von Leuten kommt, die "sowieso lügen".
So, wie wir über Ede gedacht haben.


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 21:47
avatar  ( gelöscht )
#8
avatar
( gelöscht )

Zitat von ABV
Wie soll da angesichts solcher "Kraftausdrücke" wie "größtes Gefängnis der Welt", eine sachliche Geschichtsaufarbeitung möglich sein.



Ich habe mich damals wie in eben jenem gefühlt. Wir hatten oft Besuch von Defa-Schauspielern aus Kenia und England, von Argentiniern welche nach Schweden emigrierten sogar von Schulfreunden meines Vaters aus Hawaii, welche uns damals Fotos von den USA und Hawaii zeigten und wir wussten dass es für uns absolut unmöglich sein wird solche Länder jemals zu besuchen. Von daher kommt es mit "grösstes Gefängnis der Welt " zumindest für mich ganz gut hin. Wer versucht aus einem Gefängnis zu flüchten muss damit rechnen erschossen zu werden. Dasselbe galt für DDR-Flüchtlinge.


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 21:59
avatar  ( gelöscht )
#9
avatar
( gelöscht )

Zitat von Major Tom

Zitat von ABV
Wie soll da angesichts solcher "Kraftausdrücke" wie "größtes Gefängnis der Welt", eine sachliche Geschichtsaufarbeitung möglich sein.



Ich habe mich damals wie in eben jenem gefühlt. Wir hatten oft Besuch von Defa-Schauspielern aus Kenia und England, von Argentiniern welche nach Schweden emigrierten sogar von Schulfreunden meines Vaters aus Hawaii, welche uns damals Fotos von den USA und Hawaii zeigten und wir wussten dass es für uns absolut unmöglich sein wird solche Länder jemals zu besuchen. Von daher kommt es mit "grösstes Gefängnis der Welt " zumindest für mich ganz gut hin. Wer versucht aus einem Gefängnis zu flüchten muss damit rechnen erschossen zu werden. Dasselbe galt für DDR-Flüchtlinge.




Genauso fühlte ich mich, Major Tom Anfang der 60er Jahre. Das bekloppte daran war, dass ich noch 18 Monate mit der Waffe in der Hand am Kanten stand und Leute einfangen sollte, die da weg wollten. In meinen Gedanken war ich auch schon desertiert, weil dies einfach nicht mein Staat war. 1/2 Jahr nach meine Entlassung war ich dann auch weg und mein Problem gelöst.

Gruß Gert


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 22:11
avatar  ( gelöscht )
#10
avatar
( gelöscht )

Wir hatten damals sehr viele Freunde aus allen Ländern dieser Erde, die meisten aus westlichen Ländern. Mein Vater war ein leitender Mitarbeiter bei der Defa für Dokumentarfilme in Babelsberg und kümmerte sich auch nach den Dreharbeiten um die Schauspieler wie jene zum Beispiel welche bei "English for you" mitspielten, es waren alles Engländer. Das waren alles so super nette Leute, intelligent, lustig, die saßen bald jeden Abend bei uns auf dem Sofa. In der Schule lernte ich gerade im Staatsbürgerkundeunterricht von "verfaulendem Kapitalismus" "Kampf gegen die Imperialisten" und weiteren Unsinn. Wie hätte mir denn damals ein SED-Funktionär erklären sollen, dass diese netten Leute in unserem Wohnzimmer allesamt böse sind und hinter der Tür am Bahnhof Friedrichstrasse, welche wir nicht betreten durften die Hölle beginnt? Ich hatte damals schon mit 14 jahren ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden so dass ich auch ohne meine Eltern - welche mit der Politik der DDR nichts am Hut hatten - merkte dass es gewaltig stank in dieser tollen Arbeiter und Bauernrepublik. Für mich war klar: an meinem 18. Geburtstag stelle ich einen Ausreiseantrag. Und so kam es dann auch.


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 22:13
avatar  ( gelöscht )
#11
avatar
( gelöscht )

@"glasi"waren wir nicht alle mal kalte krieger. die frage ist:, haben wir uns verändert???????
wenn man denn westdeutschen überhaupt als kalten krieger bezeichnen kann.


Hat nicht jeder "seinen Dienst" auf seiner Seite und für sein Land gemacht ??? Ich finde das Wort "Krieger" passt nicht.

Grüsse von der Ostsee.


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 22:21
avatar  ( gelöscht )
#12
avatar
( gelöscht )

Zitat von kaleu
..
Hat nicht jeder "seinen Dienst" auf seiner Seite und für sein Land gemacht ??? Ich finde das Wort "Krieger" passt nicht.
...



Ich denke schon. Was macht denn den "Krieger" aus? Er führt im Auftrag seines Herrn, ob der nun NATO oder Warschauer Vertrag hieß, die Waffe, die er auf Befehl auch gegen sein Gegenüber benutzt hätte.
Das traf auf uns alle, hüben wie drüben, zu. Das Wörtchen klingt altmodisch direkt und unverblümt. Somit unangenehm. Stimmen tut es schon.


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 22:43
avatar  94
#13
avatar
94

Eigentlich geht es ja um eine Buchvorstellung eines Werkes, welches schon seit über einem Jahr auf dem Markt ist. Hmm, vielleicht auch etwas ünglücklich gewählt der Titel. Grenzerfahrungen. Und auf die Gefahr hin etwas Prügel mal wieder zu bekommen *grins* Etwas macht mich an dem Untertitel stutzig ... achja, West-Grenzer in Gänsefüsseln. Nun, das es ja eigentlich die Ost-Grenze war. Gut, das ist jetzt Sultaninenkackerei. ABER irgendwie werde ich den Verdacht (noch) nicht los, das zumindest sich der Autor nicht als Grenzer gesehen hat. Egal, ein Teilziel hat der Autor zumindest erreicht, denn ich werde seine "Grenz-Erfahrungen" jetzt käuflich erwerben.

Verachte den Krieg, aber achte den Krieger!


 Antworten

 Beitrag melden
22.03.2011 23:23 (zuletzt bearbeitet: 22.03.2011 23:40)
avatar  ( gelöscht )
#14
avatar
( gelöscht )

Nun ich habe es inzwischen gelesen, manchen Bereich auch mehrmals.
Mich auch zwischenzeitlich mit Angehörigen des BGS die in jener Zeit Dienst an der Grenze in der Rhön versahen ausgetauscht.
Kopfschütteln bis große Verwunderung.
Manche Darstellung kommt einem wie ein Märchen vor.

Der Autor stellt u.a. an Hand seines persönlichen Tagebuches, dass lt. seiner Aussage aus verschiedenen Gründen nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann und soll, seine Zeit beim BGS, an verschiedenen Standorten dar.
Da lt. seiner Aussage viele Begebenheiten und Grenzzwischenfälle jener Zeit nicht in Archiven oder als Dokument zu finden sind, da diesbezüglich aus bestimmten Gründen (u.a. Sicherheitsrisiken, bindende Zusagen, etc.) keine offiziellen Meldungen gemacht wurden, kann man seine Darstellung der Dinge nicht verifizieren.


In einem Fall, ein von Ihm geschildertes Tötungsdelikt an 2 Angehörigen der DVP am 07. September 1960 im Bereich des damaligen Grenzübergangs Töpen-Juchhöh, stellt sich der Sachverhalt anders dar.
Nachforschungen/Recherchen haben ergeben.
Es gab an jenem Tag einen Zwischenfall an der GÜSt Juchhöh. Jedoch war dies kein misslungener Fluchtversuch, sondern ein Suizid eines Angehörigen des Zoll der DDR.



TH


 Antworten

 Beitrag melden
23.03.2011 11:20
avatar  ( gelöscht )
#15
avatar
( gelöscht )

Zitat von S51
Hm, was lernen wir daraus?
Kalte Krieger sind keine Ausnahmeerscheinung des Ostens. Es gibt sie drüben wie hüben.
Daran hat nicht mal die Sache mit dem Weihnachtsfest etwas geändert. Na gut, sie liegt schon länger zurück. Der Mann ist, oder besser, war Polizeibeamter. Nun ist das allein zwar keine Garantie für objektives Beschäftigen mit einer Sache aber es war immerhin zu hoffen.
Für die politische BILDung ist so jemand aber offensichtlich gut zu verwenden. Eben das jedoch gibt zu denken. Zeigt es doch, dass Objektivität in der politischen Bildung offensichtlich hier nicht weniger unerwünscht ist, wie zu unserer Zeit bei uns.
Er hätte auch zu uns in den Politunterricht gepasst. Bestens sogar, müsste sich nur ein wenig in der Zielrichtung umorientieren. Ich meine da die Frage, wer nun der Oberböse ist. Der Rest passt analog auf den Punkt. Und für diese Art Unterricht gilt das offensichtlich auch.
Und dann wundert sich noch jemand?




S51 wie stellst du dir denn eine objektive Bildung in Sachen Geschichte vor? Meine Meinung dazu ist, sowas gibt es auf der ganzen Welt nicht . Ich kann Mathematik objektiv lehren, wenn ich einem Schüler das Einmaleins erkläre oder Algebra, dann geht das objektiv udn an Zahlen orientiert, aber Geschichte?

Geschichtsunterricht und auch Bücher sind immer tendenziös, und zwar immer in der Richtung wie sie der Verfasser wünscht.


Gruß Gert


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!