Technik des DDR Grenz Signalzauns

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04.04.2009 21:41von ( gelöscht )
Frage
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Skifahrer ( gelöscht )
Technik des DDR Grenz SignalzaunsHallo Forum,

Der Signalzaun interessiert mich als technische Aufgabe: war er auszutricksen?
Frage: Die Drähte am Signalzaun waren ca. 30 cm auseinander, wie ich direkt nach Öffnung bei Eckertal im Harz sah. Hätte man einige Drähte überbrücken können, oder verlängern, um dann ohne Auslösung in Ruhe den Zaun zu übersteigen? Reichte Berührung oder ein bestimmter Druck aus um auszulösen?

Und wie war das mit Wildtieren?

Skifahrer
04.04.2009 22:17von Rainman2
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Hallo Skifahrer,

mir sind drei Formen des Signalzauns bekannt (von alt nach neu):
- ca. 3-Meter Streckmetallzaun mit Abweisern Richtung DDR - an denen 4 Reihen Stacheldraht als Signaldrähte
- ca. 2-Meter-Zaun - unten ein Streckmetallfeld darüber (ich glaube) 12 Reihen Stacheldraht als Signaldrähte und darüber Abweiser in Richtung DDR mit nochmal 3 oder 4 Reihen
- ca. 2-Meter-Streckmetallzaun - davor in Richtung DDR von unten nach oben alle 30 cm Reihen Stacheldraht als Signaldraht und darüber Abweisen in beide Richtung mit je 4 Reihen

Auf den Signaldrähten war eine Signalspannung, die auf Unterbrechung und auf Kontakt mit einem anderen Signaldraht reagierte. Um diese Sache auszutricksen, hätte man an den Schaltkasten rankommen müssen. Wenn man an dem stand, hatte man aber den Signalzaun schon hinter sich, es sei denn, man wollte von West nach Ost. Eine einfache Berührung eines Signaldrahtes führte noch nicht zur Auslösung. Der Grenzsignalzaun war in Felder unterteilt. Auf der Führungsstelle waren Signalgeräte (Standard KSB - Kompaniesignalgerät Brocken) aufgestellt, die eine Auslösung innerhalb eines Feldes anzeigten. Somit wusste der Kommandeur Grenzsicherung auf ca. 300 m genau, wo die Auslösung erfolgt war und konnte die Maßnahmen zur Abriegelung in der entsprechenden Richtung befehlen. An den alten Zäunen (erste und zweite Beuart s.o.) war der Zustand der Signaldrähte zum Teil so schlecht, dass zur Überprüfung der Auslösung die Drähte an den Kontaktstellen erst mit dem Taschenmesser blankgeputzt werden mussten. Mit dem neuen Zaun hatte ich selbst keine Erfahrung mehr.

Wildauslösungen gehörten sowohl an den Signalzäunen als auch an den Minen zur Tagesordnung. Im Vergleich dazu waren aber technische Auslösungen häufiger. Abgesoffene Kabel, Kurzschluss durch Regen- oder Tauwasser, Spannungsschwankungen, fehlerhafte Schaltschränke, extreme Temperaturschwankungen - solche Dinge haben uns mehr beschäftigt, als Rehe und Wildschweine. Interessant war Füchse. Die haben sich mit Schöner Regelmäßigkeit unter den ca. 60 cm tief eingegrabenen Streckmetallplatten durchgegraben, ohne auszulösen, aber zum Schrecken der Kontrollstreifen. Der mir bekannte Rekord waren 62 Auslösungen in einer Nacht (Gottseidank nicht bei uns im Abschnitt).

ciao Rainman

05.04.2009 14:11von ( gelöscht )
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Hallo zusammen,
die Anfänge des Grenzsignalzaunes waren einfacher Natur, 2 potenzialseitig abwechselnd gespannte Drähte, die in der FüSt mit einer Kontrollleuchte einen Stromkreis bildeten.
Problem dabei war, daß wenn Kleinspannung unter 42 V (und die war Grundvoraussetzung) verwendet wurde, der Draht am Zaun einen sehr hohen Eigenwiderstand hatte, weshalb Felder zwischen 200 - 300 m schon das Maximum darstellten.
Mit diesem Zaun konte man Unterbrechungen und auch Kurzschluß überwachen.
Die einfachste Version hatte nur ein Relais im Stromkreislauf, welches bei Unterbrechung oder Kurzschluß abfiel und so einen Alarm im entsprechenden Feld auslöste.
Das Grundproblem (hoher Eigenwiderstand der Zaundrähte) führte dann zu einer Verbesserung.
Es wurde eine Frequenzüberwachung aufgebaut, die mit niederer Frequenz (durchaus im hörbaren Bereich) eine deutliche Verbesserung der Signalfelder erreichte.
So wurde dann der Stacheldraht mit einer Frequenzspannung betrieben, welche im Schaltkasten auf Frequenzresonanz ausgewertet wurde,
somit wurde der Zaun empfindlicher, und es bedurfte keinem Kurzschluß oder Unterbrechung, um ein Zaunfeld auslösen zu lassen.
Der Innenwiderstand eines Menschen, der gleichzeitig zwei unterschiedliche Drähte berührte, reichte aus, um das Feld zur Auslösung zu bringen.
Somit löste aber auch ein hineinfliegender Vogel oder eine sich am Zaun kratzene Wildsau, Rehwild, hineinwachsende Pflanzen z.B. dann den Zaun aus.

Gruß nf
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nightforce ( gelöscht )
06.04.2009 11:20von ( gelöscht )
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nightforce hat es schon sehr gut beschrieben. Für die Abweisung von Wild waren 1 oder 2 Schleifen, je nach Zaun, mit einem Wildabweiser (wie System Weidezaungerät) installiert. Eine Verlängerung oder Brückung der GSA war, wie nightforce beschrieb, aus den genannten Gründen nicht möglich.
Ende 1986 entstand im Grenzabschnitt 6 (GK Gandow) ein neuer GSZ zwischen Lenzen und Mödlich. Der Zaun selber bestand nur aus Glasfieberstäben mit 6 Schleifen sowohl feind- als auch freundwärts. Den zu überklettern hätte den Zusammenbruch des Zaunes und sofortige Auslösung zur Folge gehabt.
Udo

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Udo ( gelöscht )
07.04.2009 00:58von ( gelöscht )
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Hallo zusammen,

Hier habt Ihr es Bildlich.


gruß Bürger
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Bürger ( gelöscht )
19.06.2009 11:36von ( gelöscht )
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Hallo

Nicht zu vergessen die eigenüberwachung der Versorgungsgeräte und Überwachungsgeräte.
Wir haben bei unseren Turnusmässigen Instandhaltungsmassnahmen an dem Zaun ab und zu den GSM-Höhrer mit den Polsteckern in
die Messbuchsen der Schleifen gesteckt und Radio Luxenburg empfangen hehe. Sobald wir aber ausversehen auf die Sprechtaste gedrückt haben, ging der Alarm auf der Üst los.
Das ganze war bei GSZE-80.

Dann waren das noch die Wildabweiser, die den zweck total verfehlten, jedenfalls bei uns. Wenn ein Tier da drann kam sollte es eigentlich nach hinten weg abhauen. Genau das Gegenteil machten die Viecher die hüppten nach vorne und machten den Signalzaun zu Brei

mfg
GR-Meiningen

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GR Meiningen ( gelöscht )
19.06.2009 11:39von Angelo
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Zitat von GR Meiningen
Hallo

Nicht zu vergessen die eigenüberwachung der Versorgungsgeräte und Überwachungsgeräte.
Wir haben bei unseren Turnusmässigen Instandhaltungsmassnahmen an dem Zaun ab und zu den GSM-Höhrer mit den Polsteckern in
die Messbuchsen der Schleifen gesteckt und Radio Luxenburg empfangen hehe. Sobald wir aber ausversehen auf die Sprechtaste gedrückt haben, ging der Alarm auf der Üst los.
Das ganze war bei GSZE-80.

Dann waren das noch die Wildabweiser, die den zweck total verfehlten, jedenfalls bei uns. Wenn ein Tier da drann kam sollte es eigentlich nach hinten weg abhauen. Genau das Gegenteil machten die Viecher die hüppten nach vorne und machten den Signalzaun zu Brei

mfg
GR-Meiningen




Hey deine Geschichten sind ja echt klasse...mußte eben ein bisschen lachen weil ich mir das gerade Bildlich vorgestellt habe

19.06.2009 11:51von ( gelöscht )
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Hallo

Bei den Turnusmässigen Instandhaltungen haben wir uns an einem Tor bei der Üst angemeldet und sind dann rein (Tor wieder zu gemacht) und haben eine sogenante eigensicherung gemacht. Das hies ohne Posten oder so waren wir allein im Streifen.
Wir sind dann zu den Geräten gefahren und haben uns dann nochmal gemeldet und bescheidgesagt, das das Versorgungs- oder Überwachungsgerät jetzt aufgemacht wird, und wir die "Sicherung" des Gerätes übernehmen. Den Zaun hatte das nicht betroffen, die Schleifen haben wir an den Überwachungsgeräten durchgemessen. Da gab es glaube einen gewissen Widerstandswert, der nicht Überschritten werden durfte. Wenn ja dann mussten wir das Feld absuchen und die "Widerstandsbrücke" finden und beseitigen.
Desweiteren haben wir die Tore noch gemacht (die elektronischen Schlösser gewartet oder Instandgesetzt).

mfg
GR-Meiningen

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GR Meiningen ( gelöscht )
19.06.2009 12:03von ( gelöscht )
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Hallo GR-Meiningen

Is ja interessant,da gabs wohl Ende der 80er elektronische Schlösser an den GSZ-Toren?Zu meiner Zeit 83-84 waren da noch ausgenuttelte Sicherheitsschlösser dran.Erzähl mal ein bißchen mehr über die Schlösser,wie ham den die funkioniert?
Wo warst den du stationiert?Auf dem Drachenbergin Meiningen?

Gruß maja64

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maja64 ( gelöscht )
19.06.2009 12:11von ( gelöscht )
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Ob das ding Drachenberg hies weis ich nicht mehr aber es war eine "russische" Kaserne in der nähe.
Wie gesagt dort war eine Stabskompanie untergebracht und gleich neben an die Bereitschaftpolizei.
Die Schlösser waren von der Üst aus schliessbar. Man hat sich über GSM bei denen gemeldet und die haben dann das Schloss fernsteuern können bzw entriegeln. Ein Ordinäres Schloss war aber auch noch dran. Soviel ich noch zusammenbekomme, war das nur ein Bolzen, der dann den Riegel freigab und du musstest dann noch den Griff drehen, damit das Tor aufging.

mfg
GR-Meiningen

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GR Meiningen ( gelöscht )
19.06.2009 12:19von ( gelöscht )
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Dann hauts hin,die BEPO war auf dem Drachenberg in Meiningen.

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maja64 ( gelöscht )
19.06.2009 20:19von ( gelöscht )
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Hallo,
der Signalzaun war schon auszutricksen. Ich hatte mal irrtümlich bei der Kontrollstreife 2m einen Grenzdurchbruch vermutet (Spuren am 2m direkt zum Zaun nahe der Betonsäule), dies hat sich dann zwar als nicht zutreffend herausgestellt, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls bin ich hinterhergeklettert und habe zuvor mit der Kolben der AK47 den Y-Abweiser (Kunststoffhalterung und darin zwei Glasfiberstäbe mit den entsprechenden Isolatoren) nach oben weggeschlagen. Damit war das Y mit seinen Drähten nicht mehr fest mit dem Rest des Zaunes verbunden. Man konnte es nach oben drücken und zwischen Abweiser und Streckmetall durchkriechen, unter Zerreißen der Uniform. Hochklettern war an den Isolatoren der Säule auch nicht besonders schwer (ich hatte aber auch nur 60kg). Eine kurzzeitige Auslösung erfolgte erst beim dazwischen durchkriechen durch Kontakt zweier Drähte des unteren Bereiches vor dem Streckmetall. Ich hatte es aber naturgemäß eilig, mit etwas mehr Zeit wäre es kein Problem gewesen, ohne Auslösung des Signalzauns drüber zu kommen. Das hat schon bei echten "Grenzverletztern" tatsächlich funktioniert. Wir hatten den GSZ 80 und es war Winter 1988/89.

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ZA412 ( gelöscht )
19.06.2009 23:34von ( gelöscht )
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Die Isolatoren waren ja auch egal es wurde nur Alarm ausgelöst wenn die Drähte Durchgeschnitten Kurzgeschlossen, oder der feuchte Bewuchs den Widerstand gegen Erde verringert hatte. Die Isolatoren habe ja nur den Draht auf distanz gehalten und verhindert, das Der Draht gegen den Streckmetall kam und den Widerstand gegen Erde verändert hat.

Es war Tatsächlich möglich den Draht zu Isolieren und so eine Lücke im Y Abweiser zu erzeugen war bei uns auch mal der Fall.
Leiter mit Holzstempel im Rechten Winkel drann an den Zaun und die Drähte dann Isoliert und dann eine Lücke erzeugt.
(War glaube Nachts und der kannte sich bestimmt aus).

GR-Meiningen

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GR Meiningen ( gelöscht )
26.01.2013 19:07von ( gelöscht )
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Wen man iom Forum ein bisschen stöbert , kann man auch eine menge dazu finden , nicht bös gemeint .

Der Zaun:
20 Übereinanderligende Drähte
von 24 V durchflossene Drähte
auf eine mechanische belasbarkeit pro isolator von 4,5 kg
auf 1378,1 km

Der Stacheldraht:

CrNi
Hersteller: VEB Drahtwerg Staßfurt
Eine Rolle hat 1680 m
Preis mitte der 80erJahre war pro 1t , 27.458.490M

Mfg Nick

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Nick ( gelöscht )
26.01.2013 19:26von ( gelöscht )
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Wenn ich mich recht erinnere war der Schwachpunkt, wo die einzelnen Felder (wars elektrisch) getrennt waren, wo die "Ochsen " (farbige Rundumleuchten mit Brummton...oder eher Heulton) saßen. Säule neben Betonsäule, Stahl-Abweiser neben Abweiser freundwärts ausgerichtet.

Also kurzer Anlauf, Hände oben am Abweiser, hochgezogen, Füsse auf die Säule und rüber ähnlich dem Überwinden der Eskaladierwand. Nur spurlos ging sowas nicht ab, zumindest auf dem K6.

Lebensläufer damals wie ein Vorschreiber hier knapp 60 Kilo leicht und doch etwas sportlicher wie heute

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Lebensläufer ( gelöscht )
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