Oder-Neiße-Friedensgrenze

12.03.2009 11:53von ( gelöscht )
Frage
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Udo ( gelöscht )
Oder-Neiße-Friedensgrenze

Gibt es eigentlich auch Grenzer, die an der oben genannten Friedensgrenze ihren Dienst versahen? Meldet Euch!!! Ich habe nämlich soetwas noch nicht gehört.
Udo

04.11.2009 21:42von ( gelöscht )
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an sich ist die überschrift der viel gebrauchte über-begriff aus der ddr, entsprach aber nicht den tatsachen, da die neiße und die oder (welche eigentlich???) nur einen kleinen teil dieser grenze darstellten. wenn man damals geografielehrer auf die widersprüche hinwies stammelten sie irgend einen mist, anstatt klartext zu reden...

aber darum ging es ja nicht, sondern eher um die soldaten der dort dienst schiebenden grenztruppen.

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GilbertWolzow ( gelöscht )
12.03.2009 22:55von Rainman2
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Hallo Udo,

es gibt im weltweiten Einkaufsnetz nicht viel zu den diesen Truppen. Es gab zwei Grenzabschnittskommandos an den Ostgrenzen:
- Grenzabschnittskommando Frankfurt/Oder für die polnische Grenze ("Oder-Neiße-Friedensgrenze")
- Grenzabschnittskommando Pirna für die tschechoslowakische Grenze

Die Grenzen waren in sogenannte Grenzabschnitte unterteilt in denen (soweit mir noch der Begriff richtig im Hirn rumspukt) Grenzabschnittsbevollmächtigte. Die handelten ähnlich den ABV der Volkspolizei. Sie versahen Streifendienst im grenznahen Raum, hielten Kontakt zu den Grenzern der anderen Seite und hatten, gemessen an dem was an der Westgrenze abging, einen sehr ruhigen Dienst. So zumindest lief es spätestens ab Januar 1972, als die Regelungen über den Pass- und Visafreien Verkehr zwischen der DDR und Polen und der DDR und CSSR in Kraft traten. Es gab da zwei Unterbrechnungen. 1980 - als in Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde und 1989 - als die Ostgrenzen um den 40 Jahrestag der DDR dicht gemacht wurden.

Genau in diesem Zeitraum, Ende September bis 11. Oktober 1989 war ich selbst an der Grenze zur CSSR eingesetzt. Es wurden zum Teil Kompanien aus den Reserven der Westgrenze, zum Teil auch zusammengewürfelte Einheiten eingesetzt. Die Schusswaffe durfte nur zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Es wurde eine hohe Postendichte mit intensivem Streifendienst eingerichtet. Die strukturmäßigen Kollegen von der Ostgrenze zeigten sich mit der Anzahl der Kräfte reichlich überfordert (zumindest da, wo ich eingesetzt war). Ich selbst war bei zwei in Bärenstein eingesetzten Kompanien zur Unterstützung der politischen Arbeit eingesetzt, habe also selbst kaum Grenzdienst versehen. Es war zunächst wichtig, die zum Teil führungslos agierenden Kräfte in eine Struktur zu bringen und zu motivieren. Die grenzdiensterprobten Kräfte fanden aber schnell zu einer Struktur und verrichteten, trotz zum Teil absurder Situationen, ihren Grenzdienst mit großer Disziplin.

ciao Rainman

12.03.2009 23:08von ( gelöscht )
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Hallo Udo,
von den knapp 50.000 Grenzern versahen lediglich ca.600 Grenzer Grenzdienst an den Genzen Polens und der Tschecheslowakei.
Rainman war dort, als es eigendlich schon zu spät war, um die Fluchtwelle nach Ungarn einzudämmen.

Gruß nf

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nightforce ( gelöscht )
13.03.2009 00:29von Rainman2
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Hallo nightforce,

richtig: Einzudämmen war da nichts mehr. Wir waren wohl eher eine "Nervenberuhigung" für die Kollegen in den Führungsetagen. Zudem drängten die Sowjetunion und die CSSR darauf, dass die DDR alles tat, um die Lage zu stabilisieren. Aus einer Mitschrift bei einer Dienstbesprechnung zum Ende der zwei Wochen habe ich die Information zur Festnahme von mindestens 43 Personen in der Zeit vom 02.10.-09.10.1989 im Bereich des Grenzabschnittskommandos Pirna zu beiden Seiten der Grenze (19 durch uns, der Rest durch die GT der CSSR - Es können auch nur Auszüge aus den Berichten über die Festnahmen gewesen sein, da bin ich mir nicht mehr sicher, daher "mindestens"). Das sind allerdings nur "bestätigte Festnahmen", also solche, bei denen im Verlauf der Vernehmungen oder der Ermittlungen festgestellt wurde, dass die Festgenommenen wirklich diesen Weg nehmen wollten, um in den Westen zu kommen. Bei den meisten war das Ziel natürlich die Botschaft der BRD in Prag. Es wurden aber auch "harmlose Spaziergänger" festgenommen oder zumindest solche Leute, die sich glaubhaft als harmlose Spaziergänger zu erkennen geben konnten.

Die absurdeste Situation war die Meldung über eine staatsfeindliche Hetze. Wir sollten dafür sorgen, dass so etwas unterbleibt oder aufgeklärt wird. Auf die Nachfrage, wie diese Hetze aussah, wurde uns mitgeteilt, dass es sich um Schmierereien handelt. Es waren die Worte "Freiheit" und "Demokratie", die beispielsweise an Eisenbahnwaggons und Häuserwände gemalt waren. Ich beschloss daraufhin, diese Information nicht in meine unmittelbare politische Arbeit einfließen zu lassen.

ciao Rainman

13.03.2009 07:25von ( gelöscht )
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Warum sollte man auch über die Grüne Grenze nach Prag? Wir sind einfach mit dem Zug zur Botschaft gefahren und der war voller DDR-Bürger. Es gab zwar strenge Kontrollen, aber ich denke jeder Grenzer wusste wohin die Reise ging.

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manudave ( gelöscht )
13.03.2009 09:41von Rainman2
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Hallo manudave,

soweit ich weiß, war in dieser Zeit (auf jeden Fall um den 07. Oktober 1989) der Pass- und Visafreie Reiseverkehr eingestellt. Insofern auch die strengen Kontrollen. Wer keinen Grund hatte, ein Visum beantragen zu können, musste es halt auf die "althergebrachte Weise" versuchen.

ciao Rainman

13.03.2009 09:57von ( gelöscht )
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Hallo manu,
da hat der Rainy Recht, ich weiß noch, wir sind dazumal mit nem Bus nach Vrazov unterwegs gewesen.
Ja Rainy, ich mache auch Musik, bin allerdings nicht so wie du ein Liedermacher.
Wir hatten eine jahrelange Freundschaft durch die Blasmusik, und der leckere Wein dort war auch nicht zu verachten.
Wir wurden an der Grenze regelrecht auseinandergenommen, einer wurde sogar aus dem Bus gezerrt und mußte sich vor Ort rasieren, weil sein Bild im PA nicht mit der Realität übereinstimmte.
Der hatte dann bei uns seinen Name weg, wir nannten ihn Fahndungsblock.

Gruß nf

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nightforce ( gelöscht )
13.03.2009 10:00von ( gelöscht )
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Ja das kann sein, dass man es wenige Tage nach dem Genscher-Auftritt geändert hat. Also bei uns kurz vor dem 30. September haben wir kein Visum gebraucht.

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manudave ( gelöscht )
04.11.2009 17:08von ABV
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Hallo Freunde!
Ich habe ein Foto von einem der wahrscheinlich letzten noch erhaltenen B-Türme an der früheren Grenze zwischen der DDR und der VR Polen, hochgeladen. Der Turm befindet sich auf polnischem Territorium bei Gorzyca, gegenüber dem deutschen Reitwein.
In der VR Polen wurde die Grenze durch Wehrpflichtige bewacht, während die DDR zur Grenzüberwachung ausschließlich Berufssoldaten einsetzte. Beobachtungstürme gab es auf der DDR-Seite meines Wissens keine, während in Polen an einigen Stellen die Grenze ständig beobachtet wurde. So ganz traute man den "Freunden" vom anderen Ufer, wohl nie.

Gruß Uwe
http://www.Oderbruchfotograf.de

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ABV
04.11.2009 19:57von ( gelöscht )
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Hmmm, ich war mal innem Ferienlager im Erzgebirge.....irgendwann sind wa mal mit nem Bus zu Sehenswürdigkeiten gefahren und da kamen wir auch an der Tschechischen Grenze vorbei.....sie war kaum gekennzeichnet und bestand eigendlich nur aus einem klitzekleinen Flüsschen....schon krass der Unterschied zu der Grenze in meinem damaligen Heimatkreis....

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Mongibella ( gelöscht )
04.11.2009 20:04von ABV
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Zitat von Mongibella
Hmmm, ich war mal innem Ferienlager im Erzgebirge.....irgendwann sind wa mal mit nem Bus zu Sehenswürdigkeiten gefahren und da kamen wir auch an der Tschechischen Grenze vorbei.....sie war kaum gekennzeichnet und bestand eigendlich nur aus einem klitzekleinen Flüsschen....schon krass der Unterschied zu der Grenze in meinem damaligen Heimatkreis....



Vielleicht rührt ja das Misstrauen der Polen daher, dass das heutige Westpolen bis 1945 in weiten Teilen zu Deutschland gehörte? Revanchistische Träume konnte man der DDR nun nun nicht nachsagen, aber immerhin soll es ja im Jahre 1981 tatsächlich Pläne für einen Einmarsch in das Nachbarland gegeben haben. Honecker wollte den Sozialismus in Polen retten, was aber garantiert zu einer Katastrophe geführt hätte. An der Stelle an der sich der Wachturm befindet, verkehrte bis 1945 eine Februar. Im Februar 1945 errichtete an der Stelle der sowjetische Marschall Tschuikow einen strategisch wichtigen Brückenkopf. Die Pfeiler dieser Brücke kann man übrigens noch heute sehen. Zu DDR-Zeiten befand sich in diesem Bereich ein Wasserübungsplatz der NVA.

Gruß Uwe
http://www.Oderbruchfotograf.de

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ABV
04.11.2009 21:07von ( gelöscht )
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Zitat von ABV
Vielleicht rührt ja das Misstrauen der Polen daher, dass das heutige Westpolen bis 1945 in weiten Teilen zu Deutschland gehörte?



Da sachste wat Uwe....is schon krass mit der Völkerverschiebung nache Nazizeit.....meine Grosseltern kommen aus Schlesien und meine Omma hatte auf dem grossen Treck meine Mutter im Bauch...et war Winter....naja, ihr kennt alle die Geschichte vonne Vertreibung....meine Omma hat se mir etwas detailierter erzählt....nee, aufe Russen konnten wir nich stolz sein.....naja, wären se nich gewesen, gäb es mich heut nich.....so will ich et auch ma sehn....aber nur kurz....gäb et mich nich, würd mich dat wohl echt nich stören.....

Achja...

Mara

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Mongibella ( gelöscht )
04.11.2009 21:40von ( gelöscht )
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Zitat von Rainman2
Hallo Udo,
es gibt im weltweiten Einkaufsnetz nicht viel zu den diesen Truppen. Es gab zwei Grenzabschnittskommandos an den Ostgrenzen:
- Grenzabschnittskommando Frankfurt/Oder für die polnische Grenze ("Oder-Neiße-Friedensgrenze")
- Grenzabschnittskommando Pirna für die tschechoslowakische Grenze
Die Grenzen waren in sogenannte Grenzabschnitte unterteilt in denen (soweit mir noch der Begriff richtig im Hirn rumspukt) Grenzabschnittsbevollmächtigte. Die handelten ähnlich den ABV der Volkspolizei. Sie versahen Streifendienst im grenznahen Raum, hielten Kontakt zu den Grenzern der anderen Seite und hatten, gemessen an dem was an der Westgrenze abging, einen sehr ruhigen Dienst. So zumindest lief es spätestens ab Januar 1972, als die Regelungen über den Pass- und Visafreien Verkehr zwischen der DDR und Polen und der DDR und CSSR in Kraft traten. Es gab da zwei Unterbrechnungen. 1980 - als in Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde und 1989 - als die Ostgrenzen um den 40 Jahrestag der DDR dicht gemacht wurden.
Genau in diesem Zeitraum, Ende September bis 11. Oktober 1989 war ich selbst an der Grenze zur CSSR eingesetzt. Es wurden zum Teil Kompanien aus den Reserven der Westgrenze, zum Teil auch zusammengewürfelte Einheiten eingesetzt. Die Schusswaffe durfte nur zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Es wurde eine hohe Postendichte mit intensivem Streifendienst eingerichtet. Die strukturmäßigen Kollegen von der Ostgrenze zeigten sich mit der Anzahl der Kräfte reichlich überfordert (zumindest da, wo ich eingesetzt war). Ich selbst war bei zwei in Bärenstein eingesetzten Kompanien zur Unterstützung der politischen Arbeit eingesetzt, habe also selbst kaum Grenzdienst versehen. Es war zunächst wichtig, die zum Teil führungslos agierenden Kräfte in eine Struktur zu bringen und zu motivieren. Die grenzdiensterprobten Kräfte fanden aber schnell zu einer Struktur und verrichteten, trotz zum Teil absurder Situationen, ihren Grenzdienst mit großer Disziplin.
ciao Rainman




Zur CSSR:
Grenzunterabschnitt I Schönberg
Grenzunterabschnitt II Klingenthal
Grenzunterabschnitt III Olbernhau
Grenzunterabschnitt IV Rathmannsdorf
Grenzunterbaschnitt V Ebersbach

Zu Polen:
Grenzunterabschnitt I Görlitz
Grenzunterabschnitt II Forst
Grenzunterabschnitt III Wilhelm-Pieck-Stadt Guben
Grenzunterabschnitt IV Frankfurt/Oder
Grenzunterbaschnitt V Schwedt
Grenzunterabschnitt VI Löcknitz

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( gelöscht )
04.11.2009 21:46von ( gelöscht )
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@ GW

Oder und Neiße wurden auch im Westen als Begriffe vewendet --- je nach politischer Gesinnung sprach man von einer (endgültigen) "Grenze" oder nur von einer (vorläufigen) "Linie".

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Sonny ( gelöscht )
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