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Ost-Berlins letzter MfS-Chef Siegfried Hähnel ist tot



Vom Schulabbrecher zum General und Doktor der Rechte: Es waren Aufsteigergeschichten wie die von Siegfried Hähnel, dem letzten Chef der Stasi-Bezirksverwaltung von Ost-Berlin, die das Ministerium für Staatssicherheit stark machten. Denn der Repressionsapparat der SED-Diktatur versprach loyalen Mitarbeitern Karrierechancen, die ihnen in jedem anderen System verschlossen geblieben wären.
Vor drei Wochen ist Hähnel, wie erst jetzt bekannt wurde, im Alter von 76 Jahren gestorben. Nach Angaben der Berliner Tageszeitung "Junge Welt", die Stasi-Pensionären nahesteht, wollte die Familie, dass die Todesnachricht erst nach der Beerdigung in Marzahn öffentlich wird. Selbst das Ableben des Tschekisten wurde zur konspirativen Angelegenheit.
Siegfried Hähnel ist so etwas wie der typische Stasi-Führungskader: Sein gesamtes Berufsleben, 37 Jahre lang, gehörte er zum Mielke-Apparat. Geboren 1934 als Sohn eines Arbeiters, war Hähnel einer der vielen jungen Männer, die Anfang der 50er-Jahre in großer Zahl für das MfS rekrutiert wurden. In dieser Zeit gab es eine hohe Fluktuation bei den Stasi-Mitarbeitern. In manchen Jahren schieden bis zu zehn Prozent der Mitarbeiter wegen Unzuverlässigkeit oder Unfähigkeit wieder aus.
Der junge Mann aus Sachsen aber bewährte sich offenkundig: Nur ein Jahr nach seiner Einstellung, das er im Festnahmekommando der Stasi-Bezirksverwaltung Chemnitz verbrachte, kam er an die Schule des MfS in Potsdam. Im Anschluss an den einjährigen Lehrgang wurde er 1954 der Untersuchungsabteilung des MfS in Berlin zugeteilt, jener berüchtigten Hauptabteilung IX, zu deren Aufgaben die systematischen Vernehmungen von echten oder vermeintlichen Regimegegnern gehörten.
Gleichzeitig bildete sich der ehrgeizige Offizier weiter: Er absolvierte eine Fachschulausbildung zum Kriminalisten, die ihn für höhere Verwendungen im MfS-Apparat qualifizierte, und übernahm 1962 die Leitung der Abteilung IX für Berlin. Zuständig war die Bezirksverwaltung lange Zeit nicht nur für Ost-Berlin, sondern auch für die westlichen Sektoren der geteilten Stadt. Ihr bekanntester IM war der Polizist Karl-Heinz Kurras, der 1967 Benno Ohnesorg erschoss.
Ausgelastet hat ihn diese Funktion offenbar nicht, denn Hähnel schloss ein Fernstudium zum Diplomkriminalisten an. Parallel machte er weiter Karriere in der Bezirksverwaltung, war ab 1974 der zweite Mann hinter dem damaligen Berliner Stasi-Chef Wolfgang Schwanitz. Die Promotion zum Dr. jur. an der geheimen Stasi-Hochschule in Potsdam war Formsache. Als Schwanitz 1986 in die MfS-Zentrale berufen wurde und als Stellvertreter von Erich Mielke die oberste Stufe der Karriereleiter erklomm, folgte Hähnel ihm als Berliner Stasi-Chef nach. Zuletzt führte diese Abteilung 7779 Spitzel.
Ihrer späteren Selbstdarstellung zufolge wollen Schwanitz und Hähnel 1988 dem damaligen SED-Chef von Ost-Berlin, Günter Schabowski, geraten haben, die "oppositionellen" Bürgerrechtsgruppen mit politischen Mitteln statt mit Geheimdienstmethoden einzudämmen. Schabowski, bei nahezu allen alten SED- und Stasi-Kadern wegen seiner Rolle während der Friedlichen Revolution und dem folgenreichen Versprecher am 9. November 1989 verhasst, habe das strikt abgelehnt. Er sei "von seinem dogmatischen Standpunkt nicht wegzubringen", dass solche Gespräche "einzig der politischen Anerkennung dieser Gruppen nützten". Die tatsächlichen Vorgänge sind bis heute allerdings nicht vollständig rekonstruiert.
Seit 1990 betätigte sich Hähnel wie etliche seiner früheren Kameraden als Geschichtsfälscher: Er war führend an mehreren Büchern beteiligt, die der Verlag Edition Ost herausbrachte und die Stasi- und DDR-Verbrechen verharmlosten, zuletzt in diesem Jahr in dem Band "Fragen an das MfS". Der Nachruf auf Hähnel in der "Jungen Welt" schließt mit den verräterischen Sätzen: "Das Wort der Feinde der DDR hat mehr Gewicht als die Berichte und Darstellungen der Zeitzeugen mit Insiderwissen über das MfS. Damit hat er sich nie abgefunden. Damit werden sich seine Genossen, die er zurückließ, nicht abfinden. Das sind sie auch ihm schuldig.
Quelle
http://www.morgenpost.de/printarchiv/ber...el-ist-tot.html

Zitat von Angelo
Seit 1990 betätigte sich Hähnel wie etliche seiner früheren Kameraden als Geschichtsfälscher: Er war führend an mehreren Büchern beteiligt, die der Verlag Edition Ost herausbrachte ......
Selten solch primitiven,klischeebehafteten Beitrag gelesen.
Deutschland einig Vaterland?
Deutschland hat einen wichtigen Zeitzeugen verloren. Hähnel verfasste Bücher,um späteren Generationen die Chance zu geben,die jüngere deutsche Geschichte ohne Schaum vor dem Maul zu zu bewerten(siehe oben), das sollten viel mehr Kenntnisträger und Wissende beiderseits der ehemaligen Mauer tun.Hähnel hat aktiv an der Geschichtsschreibung in zwei Standardwerken mitgewirkt.
Hoffe deshalb,das Buchprojekt "Grenzforum" wird nicht zum Täter-Opfer Machwerk.
seaman



Zitat von seamanZitat von Angelo
Seit 1990 betätigte sich Hähnel wie etliche seiner früheren Kameraden als Geschichtsfälscher: Er war führend an mehreren Büchern beteiligt, die der Verlag Edition Ost herausbrachte ......
Selten solch primitiven,klischeebehafteten Beitrag gelesen.
Deutschland einig Vaterland?
Deutschland hat einen wichtigen Zeitzeugen verloren. Hähnel verfasste Bücher,um späteren Generationen die Chance zu geben,die jüngere deutsche Geschichte ohne Schaum vor dem Maul zu zu bewerten(siehe oben), das sollten viel mehr Kenntnisträger und Wissende beiderseits der ehemaligen Mauer tun.Hähnel hat aktiv an der Geschichtsschreibung in zwei Standardwerken mitgewirkt.
Hoffe deshalb,das Buchprojekt "Grenzforum" wird nicht zum Täter-Opfer Machwerk.
seaman
Na dann bedanke dich mal bei der Morgenpost



Zitat von GilbertWolzow
dieser dümmliche artikel wurde erst von "welt-online" veröffentlicht und anschliessend von der gesamten journaillie übernommen. als einzigste zeitung schrieb die "junge welt" einen anderen artikel....
Da muß ich dir recht geben. Ich suche ja jeden Tag nach Artikel und die meisten gibt es wirklich bei der Welt.de
Nun ja...einige sind ja auch ganz gut. Dieser hier ist eher schlecht. Aber man muß ja auch mal ab und zu die schlechten Artikel zur Diskussion stellen sonst wird es ja langweilig
@seaman.......Forum ist Forum und Buch ist Buch



Von Robert Allertz
Ende Juni war er noch ins Gericht nach Moabit gekommen. Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage gegen Wolfgang Schwanitz erhoben. Hähnel war nicht deshalb erschienen, um sich bei ihm Liebkind zu machen: Schwanitz war schon seit 20 Jahren nicht mehr sein Chef. Da gab es andere Motive. Etwa Solidarität mit Genossen, Geradlinigkeit und Gespür für Gesten. Beginnend mit einem Anruf an Geburtstagen und anregender Korrespondenz, nicht endend mit der Teilnahme an Gerichtsverhandlungen wie dieser. Wir standen vor der Saaltür länger als üblich, und offenkundig fühlte er sich nicht wohl. Er hüstelte, die Stirn schien von Fieber gerötet. Setz dich doch hin, Siggi, sagten die Gefährten und meinten, wie er wohl auch, daß ihn eine Sommergrippe erwischt habe.
Die vermeintliche Grippe war mehr. Tage später schon kam die Nachricht, Siggi läge in Berlin-Buch auf den Tod. Ein besonders aggressiver Krebs habe sich seiner bemächtigt. Zunächst riet man von Besuchen ab, um ihn nicht anzustrengen, dann, ein wenig verklausuliert, man solle ihn besser so in Erinnerung behalten, wie man ihn kennte.
Wie kannten wir ihn?
Er war Generalmajor und letzter Chef der Bezirksverwaltung (BV) Berlin des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS). Er war es seit 1986 und bediente ein wichtiges Klischee: Er war Sachse. Geboren 1934 in Chemnitz, das er bereits mit 18 hinter sich ließ, als man ihn zum Einjahreslehrgang an die Schule des MfS nach Potsdam-Eiche schickte. Die Lautfärbung verlor sich zeitlebens so wenig wie seine Neigung zu lernen. Er absolvierte in einem Vierteljahrhundert zwei Fernstudien– eins an der Fachschule, ein zweites an der Universität –, und als diplomierter Kriminalist machte er auch noch seinen Dr. jur. – neben seinem Job in der Hauptabteilung IX, dem Untersuchungsorgan, das er in den 60er Jahren in der BV leitete.
In den frühen 70ern, als sich die Botschaften des Westens mit ihren Geheimdiensten in der DDR-Hauptstadt niederließen, wurde er »Stellvertreter Operativ« des BV-Chefs. Das blieb er zwölf harte Klassenkampf-Jahre.
Wie er damals dort so war, weiß ich nicht. Ich erlebte ihn jedoch als engagierten Buchautor und Diskutanten. Zum Zweibänder »Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS« (edition ost, 2002) steuerte er – gemeinsam mit dem ehemaligen Leiter der Hauptabteilung XVIII des MfS, Generalleutnant a. D. Alfred Kleine – den zehnten Teil bei: mehr als 150 Seiten über die Sicherung der Volkswirtschaft der DDR. Das sei »eines der dunkelsten Kapitel der Ost-West-Auseinandersetzung«, befand Erich Schmidt-Eenboom in seiner Rezension. Seit acht Jahren würdigt der Geheimdienstexperte aus dem tiefsten Westen auf seiner Homepage Textinhalt wie Haltung der beiden Autoren: Sie säßen keiner Verschwörungstheorie zur Liquidierung der DDR auf, sondern machten sichtbar, wie »ein antikommunistischer Grundkonsens im Westen Politik, Wirtschaft und Medien an einem Strang ziehen ließ, wo es um die Schädigung der Volkswirtschaft der DDR ging«.
Keine Autorenberatung, die er ausließ, kaum einer wichtigen Veranstaltung blieb Siegfried Hähnel fern, wo er sich mit seinen Genossen in den eisigen Wind stellte, den Ewiggestrige machten. Selbst wenige Tage, bevor er aufs Krankenlager kam, war er noch mit der jüngsten kollektiven Publikation unterwegs, an der er mitgeschrieben hatte: »Fragen an das MfS«, inzwischen in dritter Auflage erschienen.
Als das Autorenkollektiv am 3. September turnusmäßig zusammenkam, lag vor seinem leeren Platz eine rote Nelke auf dem Tisch. Da hatte sich sein Leben bereits vollendet. Am Freitag wurde Siegfried Hähnel in Berlin-Marzahn beigesetzt, erst danach, so bat die Familie, sollte sein Tod öffentlich werden. »Berlins letzter Stasi-Chef gestorben« – das hätte gewiß eine höhnende Schlagzeile auf dem Berliner Boulevard gegeben. Denn das Verhalten ist in dieser Hinsicht unverändert, wie Siegfried Hähnel einmal am 9. Juni 2006 in einem Brief befand. »Leider wurde zu DDR-Zeiten mitunter von leitenden SED-Genossen der Wahrheitsgehalt von Nachrichten westlicher Massenmedien höher bewertet als der unserer eigenen Informationen. Daran hat sich bei der Linkspartei/PDS nicht viel geändert. Das Wort der Feinde der DDR hat mehr Gewicht als die Berichte und Darstellungen der Zeitzeugen mit Insiderwissen über das MfS.« Damit hat er sich nie abgefunden. Damit werden sich seine Genossen, die er zurückließ, nicht abfinden. Das sind sie auch ihm schuldig.
jw vom 20.9.2010




So, jetzt verweißt auch wikipedia auf den JW-Artikel *verlegengrins* (ich war's nicht)
http://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_H%C3%A4hnel_(Generalmajor)

Zitat von Zermatt
Da hat er ja eine steile Karriere im SED Staat hingelegt.Möge er in Frieden ruhen.
Wenn dann eine steile Karriere im Arbeiter und Bauernstaat oder in der DDR, einen SED Staat kenne ich leider nicht.
Weiterhin hat er dafür auch einiges an Entbehrungen auf sich genommen und war stetig bemüht sich fachlich weiterzubilden und dieses Bestreben fand Ausdruck in mehreren abgeschlossenen Studiengängen.
Meiner Ansicht nach gehört dieser Thread eigentlich nicht hier her, da sich nun sicher eine seinem Andenken und seiner Person unwürdige Diskussion entwickeln wird. Aber vieleicht irre ich mich auch und wenigstens hier bewahrt man den Respekt vor dem Toten.
Letztendlich bleibt uns nur sein Wirken nach 1990 in seinem Sinne fortzusetzen und auch eine kritische Gegenstimme zum politischen Willen in diesem Lande zu artikulieren.
Zitat von Alfred
Das Wort der Feinde der DDR hat mehr Gewicht als die Berichte und Darstellungen der Zeitzeugen mit Insiderwissen über das MfS.« Damit hat er sich nie abgefunden. Damit werden sich seine Genossen, die er zurückließ, nicht abfinden. Das sind sie auch ihm schuldig.
jw vom 20.9.2010

[quote="Feliks D."]
Meiner Ansicht nach gehört dieser Thread eigentlich nicht hier her, da sich nun sicher eine seinem Andenken und seiner Person unwürdige Diskussion entwickeln wird. Aber vieleicht irre ich mich auch und wenigstens hier bewahrt man den Respekt vor dem Toten.
Feliks, bei allem Respekt vor dem Toten sollte man aber auch den Respekt vor den Toten nicht zu kurz kommen lassen. Von den Lebenden will ich mal gar nicht reden, denn die können sich noch alleine zur "Wehr" setzen!
Friede sei seiner Seele!
Schönen Gruß aus Kassel.





Guten Morgen
Der Therad steht jetzt wieder zur euren Verfügung,bitte schreibt sachlich und seit nicht böse zu einander. Dieser Thread braucht ein gewisses Feingefühl
Pitti hatte den Thread gestern nur wegen der Nacht zu gemacht er schrieb ja auch "vorläufig"
Es wurde nicht gelöscht oder zensiert

So viel Respekt und Feingefühl sollte eigentlich jeder Forumsbesucher besitzen.
Siegfried Hähnel war für mich ein Genosse und Mensch der sich nicht wie viele andere einfach von seinen Überzeugungen und seiner Verantwortung verabschiedet hat. Auch während seiner aktiven Dienstzeit hatte er versucht auf die gesellschaftlichen Widersprüche in der DDR ursächlich und mittels politischer Maßnahmen gestaltend einzuwirken und bewies damit, dass das MfS keinesfalls nur ein Organ zur Unterdrückung Andersdenkender war.
Abschließend kann ich nur meine Trauer über den Verlust eines aufrecht durchs Leben gegangenen Genossen und kompetenten Zeitzeugen zum Ausdruck bringen.
Möge er in Frieden ruhen.
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