Behördliche Fragen an Fahnenflüchtige / Flüchtlinge

  • Seite 1 von 3
12.08.2010 08:47von ( gelöscht )
Frage
avatar
Sachse ( gelöscht )
Behördliche Fragen an Fahnenflüchtige / Flüchtlinge

Mich interessiert folgendes:

Nach geglückten Fahnenfluchten oder Grenzdurchbrüchen kamen doch die Flüchtlinge in Begleitung der Behörden der BRD an die Grenze zurück und wurden zu ihrer Flucht befragt.

Kann mir jemand (wahrscheinlich eher von der anderen Feldpostnummer) sagen, welche Fragen denen gestellt wurden?

Mich interessieren sie sowohl inhaltlich als auch im Wortlaut.
Hat evtl. jemand an solch einer Befragung teilgenommen?

15.08.2010 21:59von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Wills einfach noch mal weiter oben postieren.
Kann wirklich keiner dazu Auskunft geben?

avatar
Sachse ( gelöscht )
15.08.2010 22:13von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Zitat von Sachse
Wills einfach noch mal weiter oben postieren.
Kann wirklich keiner dazu Auskunft geben?



Ich kann Dir nicht mehr genau sagen wo ich es gelesen habe,aber es war eine Buchempfehlung wo jemand seine Flucht ausführlich beschreibt.
DerMann erläutert dort,das die Befragung zu allererst einmal die Klärung der Identität bedarf,da es wohl vorgekommen sei,das auch BRD Bürger versucht haben, sich auf diese Art eine neue Identität zu beschaffen.
Da er seine Papiere in einem Plastikbeutel dabei hatte,war es leicht für Ihn.
Gleichfalls wurde ja auch immer die angebliche Stelle gecheckt,in wie weit dort Untersuchungen(Flucht schon bemerkt)von DDR Seite her stattfanden.
Nur ein kleines Puzzle,aber da wird schon noch was kommen.

avatar
Boelleronkel ( gelöscht )
16.08.2010 08:36von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Meine Fahnenflucht war ja erst kurz nach dem Mauerfall....ich wurde vom Kompaniechef des nördlichen Grenzabschnitts in Lüneburg zu Kaffee und Kuchen eingeladen und halt zu einigen Dingen befragt, halt aus welcher Einheit ich war und so.....nach 'ner Stunde war aber Schluß und ich mußte nie wieder irgendwem was erzählen.....

groetjes

Mara

avatar
SkinnyTrucky ( gelöscht )
16.08.2010 09:33von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Ich kann dazu etwas erzählen, das ist aber schon 45 Jahre her.

Ich flüchtete mit 3 Freunden im Abschnitt von Kaltennordheim/Rhön und kam auf bayrischer Seite bei dem Ort Oberfladungen raus. Dort klingelten wir am Morgen 5Uhr bei der Station der bayrischen Grenzpolizei. Wir wurden von der Frau des Chefs eingelassen und er wurde geweckt und stieg in seine Uniform. Dann befragte er uns erst mal nach Personlien, DDR Ausweis hatten wir mit, ich hatte Wehrpass der DDR dabei, damit ich nicht noch mal Bundeswehr machen musste. Dann kamen nach und nach Grenzpolizisten zum Dienstantritt in die Station. Wir sollten den Ort des Grenzübertritts beschreiben. 2 junge Grenzpolizisten holten sich aus dem Panzerschrank eine Mpi und stiegen in einen Dienst VW um zu der beschriebenen Stelle zu fahren. Der Dienststellenleiter schrieb unterdessen jede Menge Fernschreiben irgendwohin. Einer der Grenzer kam mit einem großen Tablett belegte Brötchen mit der Bemerkung, diese spendierte die Metzgersfrau vom Ort. Dazu gab es Kulmbacher Bier. Nach 2 Stunden kam ein Amerikaner in Zivil, deutsch sprechend, in einem großen Straßenkreuzer der Army ( kakhifarben) Zugleich kamen die Grenzer zurück von der Grenze und berichteten ," da drüben ist die Hölle los". Man hatte vermutlich am Morgen unsere Spuren entdeckt und mit großem Personalaufwand die ganze Gegend abgesucht einschl. Hunden. Es lag noch Schnee ( Ende März) Der Ami fuhr uns dann nach Nürnberg in eine auffällig unauffällige Villa ohne Türschild und so. Ich glaube wir waren beim CIA oder ähnlich zu Gast. Dort wurden wir intensiv nach der Organisation und Durchführung der Flucht befragt, nach evtll. gesichteten russischen Truppenbewegungen und Einrichtungen, nach Spionageaufträgen des MfS oder der Russen.. Da waren wir 2 Tage und am Ende mussten wir unterschreiben, dass wir keine Spionageaufträge haben. Hätten wir vorher ausgepackt, wenn wir solche Aufträge gehabt hätten, wären wir straffrei ausgegangen, danach mit Strafverfolgung.
Dann kam ich nach Gießen ins Bundesnotaufnahmelager. Dort bekamen wir neue Papiere, Steuerkarte usw.. Dort wurden wir noch mal zu verschiedenen Sachen befragt ähnlich wie beim Ami, und dann gings ab ins " frei Leben".
Mir war angenehm aufgefallen, das alle Beteiligten in sehr freundlicher Art auftraten, das war ich gar nicht gewöhnt aus der DDR, wo man doch immer einen etwas strengen Ton bei den Staatsorganen gewöhnt war.

Viele Grüße aus dem Rheinland

avatar
Gert ( gelöscht )
16.08.2010 15:39von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Solch eine Frage kannst du auch einem Grenzaufklärer stellen. Diese wurden auch rüber geschickt und stellten sich dann den westlichen Fragen. Nach getaner Arbeit, ging man wieder rüber ins heimische Land und berichtete dort...
Natürlich musst du hier erstmal einen finden, der dir das bestätigt. Jedenfalls hab ich das so gehört, aus sicherer Quelle...
Man hat sich in Sachen Aufklärung ganz viel Mühe gegeben, mein Vater war so ein Aufklärer, er ist aber mehr mit Fotoapparat rum gelaufen bzw gefahren, auch feindwärts....

Grüße David

avatar
Paramite ( gelöscht )
16.08.2010 15:52von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Zitat von Paramite
Solch eine Frage kannst du auch einem Grenzaufklärer stellen. Diese wurden auch rüber geschickt und stellten sich dann den westlichen Fragen. Nach getaner Arbeit, ging man wieder rüber ins heimische Land und berichtete dort...
Natürlich musst du hier erstmal einen finden, der dir das bestätigt. Jedenfalls hab ich das so gehört, aus sicherer Quelle...
Man hat sich in Sachen Aufklärung ganz viel Mühe gegeben, mein Vater war so ein Aufklärer, er ist aber mehr mit Fotoapparat rum gelaufen bzw gefahren, auch feindwärts....

Grüße David




mmh, klingt ziemlich unwahrscheinlich, zumindest kann ich für die zeit sprechen, wo ich weg bin. die auf der anderen seite waren nicht doof, jedenfalls hatte ich nicht den eindruck. ausserdem was bringt's, ich denke die ddr war über andere quellen informiert, was danach passierte. es war ja auch nichts staatstragendes. etwas anders liegt die sache, wenn du mit alliierten geheimdiensten zu tun bekamst. das war aber nur der fall, wenn du in der ddr auch militärangehöriger gewesen bist.

gruß Gert

avatar
Gert ( gelöscht )
16.08.2010 17:39von Mike59
Antwort

0

0

Zitat von Paramite
Solch eine Frage kannst du auch einem Grenzaufklärer stellen. Diese wurden auch rüber geschickt und stellten sich dann den westlichen Fragen. Nach getaner Arbeit, ging man wieder rüber ins heimische Land und berichtete dort...
Natürlich musst du hier erstmal einen finden, der dir das bestätigt. Jedenfalls hab ich das so gehört, aus sicherer Quelle...
Man hat sich in Sachen Aufklärung ganz viel Mühe gegeben, mein Vater war so ein Aufklärer, er ist aber mehr mit Fotoapparat rum gelaufen bzw gefahren, auch feindwärts....

Grüße David


------------------------------------------
Alle Achtung - David - wo hast du denn diese Info's her ? Sollte die Möglichkeit bestehen, dann frage deinen Vater noch einmal oder einfach deine sichere Quelle. Mehr Details wären bestimmt für jeden hier im Forum von grossem Interesse.

Schöne Grüße von einem ehemaligen Grenzaufklärer der u.a. viel mit einem Fotoapparat rumgelaufen und -gefahren ist und auch Feindwärts unterwegs war.
P.S. Hier stellt sich mir auch noch einmal die Frage, was du unter feindwärts verstehst. Kann ja auch ein Missverständnis vorliegen.

Mike59

16.08.2010 19:13von ( gelöscht )
Antwort

0

0

@Paramite

Mit Verlaub: Unglaubwürdig.

avatar
Sachse ( gelöscht )
16.08.2010 19:27von ( gelöscht )
Antwort

0

0

[quote="Sachse"]Mich interessiert folgendes:

Nach geglückten Fahnenfluchten oder Grenzdurchbrüchen kamen doch die Flüchtlinge in Begleitung der Behörden der BRD an die Grenze zurück und wurden zu ihrer Flucht befragt.

Kann mir jemand (wahrscheinlich eher von der anderen Feldpostnummer) sagen, welche Fragen denen gestellt wurden?

Mich interessieren sie sowohl inhaltlich als auch im Wortlaut.



Hallo Sachse,
geflüchtete Personen (ziv. oder uniformiert) erreichten meist in der Dunkelheit das Bundesgebiet. Oftmals unbemerkt durch die GrTr.
Die Personen meldeten sich meist bei den Einwohnern grenznaher Ortschaften oder beim Zoll bzw. BGS.
Anschließend wurde die für diesen Bereich zuständige Grenzschutzabteilung informiert, die dann die geflüchtete Person dort abholte und in die Grenzschutzabteilung verbrachte.
Der "Flüchtling" wurde kurz zu seinen persönl. Daten und dem Grund der Flucht befragt (Meldung erfolgte an das GSK).
Anschließend erhielt der Flüchtling neue Bekleidung (Unterwäsche/Trainingsanzug/Sportschuhe/Waschzeug), da er meist total verschmutzt bzw. durchnäßt das Bundesgebiet erreicht hatte. Essen und Getränke wurden gereicht.
Anschließend ließ man den "Flüchtling" bis zum Frühstück schlafen.
Nach dem Frühstück wurden dem "Flüchtling" aus einem Fragenkatalog Fragen zu seiner Person, Wohnort, Geburtsort, Schulbildung, beruflicher Werdegang, Vorkommnisse/Straftaten in der DDR, Fluchtgrund, Fluchtvorbereitung, Fluchtdurchführung, Fluchtweg!,usw gestellt. Es kann auch vor, daß der Flüchtling seine Ausweispapiere verloren hatte oder gar keine dabei hatte.
Man wollte natürlich dann erstmal wissen mit wem man es überhaupt zu tun hatte. Eine Möglichkeit diese persönlichen Angaben zu überprüfen hatten wir leider nicht. Die zust. DDR-Behörden hätten uns bestimmt auch nicht geantwortet.
Bei uniformierten Flüchtlingen waren diese Fragen natürlich ein wenig umfangreicher. Warum zur GrTr, wo ausgebildet, wie ausgebildet, in welchen Einheiten gedient, Vorkommnisse, Vorgsetzte, Gliederung der GK, Bewaffnung, usw.
Zum Teil wurde auch Fotomaterial vorgelegt.

Bei Unklarheiten über den Fluchtweg kam es vor das man mit dem geflüchteten (natürlich in ziviler Kleidung, möglichst gedeckt)
nochmal in die Nähe der Grenzübertrittstelle fuhr und eine Besichtigung vornahm. Dies war aber nicht die Regel!!!

Meist hielt sich die geflüchtete Person nur etwa einen Tag in der Grenzschutzabteilung auf und wurde dann durch einen Mitarbeiter
der Aufnahmestelle Gießen abgeholt und nach Gießen verbracht.

Habe als Anlage mal aus meiner pers. Streifenmappe einen Ausdruck Maßnahmen bei Flüchtlingen beigefügt.
Gruß Willie

avatar
willie ( gelöscht )
16.08.2010 19:33von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Hallo Willie,

das ist ja mal was ganz Konkretes. DANKE!

Du schreibst u.a., dass dem Flüchtling Fotomaterial vorgelegt wurde. Heißt das, er sollte Vorgesetzte seiner Kp. identifizieren? Hier schließen sich weitere Fragen für mich an. Schön wäre es, wenn du mal noch bisschen plaudern würdest.

Was war denn noch so interessant für euch?
Ging doch sicher auch in den persönlichen Bereich der zu Identifizierenden, oder? Wenn man sie evtl. das nä. Mal vor dem Zaun traf und mit ihnen plaudern wollte ...

avatar
Sachse ( gelöscht )
16.08.2010 19:51von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Fotomaterial gab es z.B. von Gebäuden der GrTr, Grenzsperranlagen (Wirkungsweise), Grenzsoldaten/GAK.

Also in den persönlichen Bereich ging es weniger! Namen vom KC, Bat.-Kommandeur oder von GAK erfuhr man so.
Ob diese Angaben dann aber auch richtig waren, konnte man spätestens beim Zusammentreffen mit dem entsprechenden GAK festestellen, wenn dieser dann ein wenig verdutzt/überrascht aus der Wäsche schaute.
Willie

avatar
willie ( gelöscht )
16.08.2010 19:58von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Gab es neben Gakl andere Leute, die euch besonders interessierten?

Evtl. jene Soldaten (Sold., keine Offz.!), die für feindwärtige Einsätze vorgesehen waren und evtl. beeinflussbar waren, wenn man persönl. Dinge über sie wusste und man sie sozusagen locken konnte?

Hat man von westlicher Seite Fahnenfluchten diesbezüglich iniziieren oder forcieren wollen?

avatar
Sachse ( gelöscht )
16.08.2010 20:16von Mike59
Antwort

0

0

Zitat von willie
Fotomaterial gab es z.B. von Gebäuden der GrTr, Grenzsperranlagen (Wirkungsweise), Grenzsoldaten/GAK.

Also in den persönlichen Bereich ging es weniger! Namen vom KC, Bat.-Kommandeur oder von GAK erfuhr man so.
Ob diese Angaben dann aber auch richtig waren, konnte man spätestens beim Zusammentreffen mit dem entsprechenden GAK festestellen, wenn dieser dann ein wenig verdutzt/überrascht aus der Wäsche schaute.
Willie


--------------------------------
Ja - kann das eigentlich bestätigen.

Zumal ich eine Episode kenne, wo der BGS einer ungewollten Fehlinformation auflief. Wir hatten zwei ältere GAkl, die sich von Statur (siehe Verpflegung bei den GT) und dienstlicher Betriebsamkeit extrem glichen. Ein UaZ (NaUffz - hat FF begangen) hatte sie mal gefragt, ob sie Brüder währen. Na und die zwei Vögel haben gesagt, klar - die Mutter ist die Gleiche, nur die Väter sind verschieden. Bei einem Einsatz vor dem Sperrelement wurden Sie später prompt als Brüder angesprochen. Erst waren sie etwas verwundert - aber dann war klar was gelaufen ist.

Mike59

16.08.2010 20:27von ( gelöscht )
Antwort

0

0

Zitat von Sachse
Gab es neben Gakl andere Leute, die euch besonders interessierten?

Evtl. jene Soldaten (Sold., keine Offz.!), die für feindwärtige Einsätze vorgesehen waren und evtl. beeinflussbar waren, wenn man persönl. Dinge über sie wusste und man sie sozusagen locken konnte?

Hat man von westlicher Seite Fahnenfluchten diesbezüglich iniziieren oder forcieren wollen?




Die Befragungen von geflüchteten GrTr-Angehörigen dienten mit Sicherheit nicht dazu Erkenntnisse über GrTr-Angehörige (wenn es überhaupt welche gab!) zu nutzen, um diese zu Fahnenfluchten aufzufordern!

Nicht jeder war gespächig und zwingen konnte man niemanden!

Willi

avatar
willie ( gelöscht )
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!