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Frage
Ich habe da mal eine Frage zur Transitautobahn nach West Berlin.Ich selber bin nie auf der Transitautobahn gefahren da ich immer mit dem Zug über den GüST Herleshausen gefahren bin. Gab es an den Transitautobahnen Tankstellen und Rastanlagen? Was war gewesen wenn man eine Panne hatte? Kam da dann auch der ADAC ? Und war es möglich die Transitautobahnen zu verlassen ? Also einfach eine Abfahrt nehmen? Wie war es für die DDR Bürger ? Konnten diese an die Transitautobahn ran kommen?
Viele Grüße Angelo
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Natürlich gab es Tankstellen und Rastanlagen, oft war dann sogar ein Intershop integriert.
Zum ADAC: Ich habe vor längerer Zeit einmal gelesen das es ein Abkommen mit dem ADAC gab, dass dieser auf den Transitstrecken der DDR helfen durfte. Die Transitautobahn war übrigens eine ganz normale Autobahn wo jeder DDR-Bürger auch fahren konnte. "Transit" war es nur für Westdeutsche und Westberliner. Entsprechend sind auch Fälle bekannt wo der ADAC auch mal einem Trabbi Starthilfe gegeben hat, wenn es sich zufällig gerade mal ergab.
Es war meines Wissens strikt untersagt als Transitreisender die Autobahn unterwegs zu verlassen. Es sollte damit vermieden werden dass unkontrollierbarer Kontakt zwischen West und Ost zustande kam, Waren ausgetauscht wurden oder sogar Personen geschmuggelt wurden.
Man konnte auch davon ausgehen dass man auf den Rastanlagen nicht unbeobachtet war. Es gibt sogar Berichte wo die Staatssicherheit die Autobahn in Westfahrzeugen mit West-Kennzeichen bestreifte, man erkannte diese Fahrzeuge dann an der fehlenden TÜV-Marke
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Frank
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Als dann die A24 fertiggestellt war fuhr man über Gudow/Zarrentin nach Berlin. Das letzte Stück ging bis Ende 1987 immer noch durch die Russenkaserne Richtung Heerstrasse. Es gab Tankstellen, Intershops und Rastplätze entlang der Autobahn. Der ADAC hat 1988 ein Abkommen mit der DDR abgeschlossen, daß sie auch auf den Transitstrecken helfen darf. Natürlich nicht ohne Gegenleistung. Der ADAC lieferte 15 VW Passat an das Verkehrskombinat Potsdam. Vorher gab es aber auch schon ein Abkommen, darüber kann ich später nochmal schreiben. Bei einer Panne hieß es als erstes auf die Vopos warten.
Auf der Transitautobahn fuhren auch DDR Bürger und auch die NVA usw. An den Abfahrten standen auch Beobachtungstürme. Auf den Autobahnschildern wurde die letzte Abfahrt vor der Staatsgrenze der DDR deutlich angekündigt. Lustig auch die "Werbeplakate" an den Brücken.
Aber das Gefühl an den Güst ist schon sehr merkwürdig. Die Stasigrenzer waren zwar nicht unhöflich, doch sehr kalt und ließen durchblicken, daß Du ein Feind in ihren Augen bist. Doch zweimal bin auch einen "normalen" Grenzer begegnet. Mit einem lockeren Spruch und lächeln im Gesicht kann man viel mehr zur Entspannung zwischen den Menschen beitragen als irgendwelche Abrüstungen oder politischen Abkommen.
Gruß
Peter
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Transitfahrer
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Apropos Heerstraße:
Die Wikipedia hat da wieder ein Kuriosum zu Bieten:
"Im westlichsten Teil der Heerstraße gibt es folgendes Kuriosum:
Der bis zur Bergstraße gehende Teil Spandaus ist ein Teil Staakens, eines Ortsteils von Spandau, der bis zur Teilung der Stadt zu West-Berlin gehörte, während der bis zur Stadtgrenze führende westlich anschließende Teil zur DDR gehörte. Dieser Teil (West-Staaken) kam nach der Wiedervereinigung wieder zu Berlin und bildet nun den Abschluss der Stadt, dort endet auch die Heerstraße.
Ursache hierfür war ein Gebietstausch, bei dem der westliche Teil Staakens gegen die Rieselfelder an der Gatower Heide und den Flugplatz Gatow getauscht wurden. Dadurch erhielten auch die britischen Alliierten einen Flugplatz in einem ihrer Berliner Sektoren."
Ich fahre heute oft selbst da entlang, man sieht, wo der damalige Grenzverlauf einmal war, wenn man genau darauf achtet. Übrigens gibt es dort keine doppelte Ziegelsteinreihe über die Straße.
Die Heerstraße ist heute also gut 200-300m länger.
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Frank
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Obwohl schon viel gesagt, noch meinen Senf dazu.
Rastanlagen wurden getrennt für PKW und Reisebusse. Für Transit-Busse gab es nur wenige zugelassene Rastplätze, auf die Andere nicht auffahren durften, z.B. Naumburg-Osterfeld fällt mir spontan ein. da gab es Toiletten, kleine "Restaurants" mit (jämmerlichem) Imbiss, Intershop.
Die Einfahrtzeit stand auf dem Einreisestempel. Bei verdacht wurde das bei der Ausreise kontrolliert. Hat man die gewöhnliche Durchreisezeit deutlich überschritten, musste man eine gute Ausrede haben, sonst gab es peinliche Fragen und Ärger.
O ja, ich hatte auch mal illegale Treffen -- aber vorsorglich einen zerrissenen Keilriemen dabei. Mit dreckigen Pfoten kam ich paar Stunden zu spät an der Grenze an --- es war Ausrede genug. Ein anders mal provozierte ich eine (noch billige) Geschwindigkeitsübertretung. Die "Straßenräuber" standen ja immer in den selben getarnten Winkeln, z.B. Nimegk. Also mit 10X km/h vorbei gerast, 30,- DM (Devisen!) abgedrückt und die Quittung war die "staatlich dokumentierte" Ausrede.
Verlassen der vorgeschriebenen Transitstrecke war ein Staatsverbrechen. Auf meinem Weg von Bayern nach Stettin nahm ich die deutlich kürzere Strecke nördlich um den Berliner Ring. Das kostete mich 200,- DM und fast 3 Stunden Diskussionen und Belehrungen.
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gadacz
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Eine kleine Episode: Ein auffallend junger Grenzer schlendert zum Auto und fragt mit ausdruckslosem Gesicht: "Waffen, Funkgeräte, Munition dabei?" Fragt der Fahrer zurück: "Wieso, wozu brauch ich das? Er wartete 3h auf seine Weiterfahrt.
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Augenzeuge
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Hallo Angelo,
ich bin oft Transit gefahren. Hier habe ich etwas gefunden, was doch die damalige Zeit etwas amüsant widerspiegelt: Für alle die es nie erlebt haben....nein-meine Geschichte ist das wirklich nicht....
Transit BRD
Ist der Ausweis noch da?
"You Are Leaving the American Sector", "All Allied Travel Stop", "Vergessen Sie nicht: Sie fahren weiter durch Deutschland!" Ein Hauch von Abenteuer, während man langsam durchs Niemandsland rollt, die dumpfen Schläge der Nähte zwischen den Platten der Autobahn im Ohr. Hier noch der Berliner Bär ("Auf Wiedersehen!"), dort schon der russische Panzer auf seinem Sockel. Dann Hammer und Zirkel in Beton: "Willkommen in der DDR!" Ist das wirklich ernst gemeint? Die Verkehrsschilder haben jetzt eine andere Typographie und einen leuchtorangefarbenen Rand. Die erste versenkte Panzersperre, der erste Wachtturm und das monumentale Gebäude der Grenzabfertigung mit seinen Hinweisschildern: "Einreise DDR", "Transit BRD". Eine Baracke mit der Aufschrift "Erlaubnisse und Genehmigungen". (Wo ist der Unterschied?) In der DDR ist also nicht ALLES verboten. (Ich wußte gar nicht, daß es für "Erlaubnis" eine Mehrzahl gibt!)
Früher hat man sich hier vor Angst in die Hosen geschissen. Aber "früher", das ist lange her - ist nur noch eine Kindheitserinnerung an die scharfe Kontrolle im "Interzonenzug", an stundenlanges angsterfülltes Warten im Reisebus, an die Angst der Eltern, man könne etwas Falsches sagen; fast schon angenehm gruselig.
Heutzutage ist die Grenze beinahe Routine. Der Ablauf ist so geschäftsmäßig wie ein Besuch bei der Kfz- Zulassungsstelle. Schnell das Radio abstellen! Ein auffallend junger Grenzer schlendert zum Auto und fragt mit ausdruckslosem Gesicht: "Waffen, Funkgeräte, Munition, genehmigungspflichtige Gegenstände, Kinder dabei?" Die Litanei kann ich inzwischen auswendig. (Was um alles in der Welt sind eigentlich "genehmigungspflichtige Gegenstände"?)
Trüge der junge Mensch keine Maschinenpistole, man könnte fast vergessen, daß an dieser Grenze "von der Schußwaffe Gebrauch gemacht" wird. Wo wohnt er? Hat er eine Freundin? Welche Musik hört er gern? Wie ist er zur Grenze gekommen? Sehnt er sich manchmal heimlich nach dem Westen? Fragen, die ich nie stellen werde und doch zu gerne stellen würde!
Dann halte ich auch schon vor der ersten Baracke. Hier ist der Uniformierte erheblich älter und bar jeder Mimik. Er nimmt mir den Ausweis (hier heißt es: "Reisedokument") ab, vergleicht mich mit meinem Paßbild und will mein Reiseziel wissen. Jetzt nur nicht antworten: "Helmstedt"! Inzwischen weiß ich: Die korrekte Antwort lautet "Marienborn"! Und richtig - der Kandidat hat hundert Punkte. Wieder die Frage nach den Kindern, und ich darf weiterrollen. Es ist wie bei Monopoly: "Rücken Sie vor auf den nächsten Kontrollpunkt!" Und während ich das Auto 50 Meter schiebe (es sind die achtziger Jahre, und ich wähle die Grünen!), rollt mein Ausweis auf einem ebenso langen Laufband unsichtbar neben mir her.
An der nächsten Baracke bekome ich von einer Frau meinen Ausweis zurück. Darin liegt jetzt ein "Transitvisum". Bloß das Ding nicht verlieren! Kurze Gesichtskontrolle. Wie hübsch sie ist! Ob sie wohl einen Freund hat? Aber hier ist wohl kaum der geeignete Ort zum Flirten, zumal die Erfahrung lehrt, daß die Frauen an der Grenze wesentlich unangenehmer sind als die Männer. Außerdem weiß man als gebildeter Mensch, daß alle Frauen in der DDR "junge Muttis" sind.
Ich darf weiterfahren. Teil 1 wäre geschafft! Gute Laune stellt sich ein. Endlich wieder das Autoradio. Ist der Ausweis noch da? "Wir fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn..." Es riecht nach Landwirtschaft. Vereinzelt sieht man Pferde und Traktoren. Langsam verliert sich der SFB im jaucheschwangeren Äther. Auf DT 64 grüßt der größte Rolling- Stones- Fan Mike aus Suhl seine Silke aus Cottbus und die ganze Clique von der EOS. Wo um alles in der Welt liegt Cottbus? Wo liegt Suhl? Und was ist eine "EOS"?
Sklavisch genau halte ich mich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen: 100, 80, 60, 30. Schau an, die Genossen haben einen Daimler, einen BMW und einen GTi erwischt. Das tut mir aber leid!
Ich überhole einen Trabi. Das geht nur langsam, und ich habe Zeit zum Schauen. Das Auto ist vollbesetzt, der Fahrer sieht angestrengt nach vorn. Keine Ahnung, wo er herkommt; die Buchstaben auf dem Kennzeichen sagen mir gar nichts. Scheinbar ist eine ganze Familie auf der Fahrt in die Ferien. Ich komme mir vor wie ein Meeresbiologe, der von seinem Tauchboot aus eine seltene Spezies beobachtet. Schnell wende ich den Blick ab.
"Ramona aus Jena grüßt ganz lieb ihren Ingo, zur Zeit bei der NVA." - "Der größte Hertha- Fan Holger aus der WG in Friedenau grüßt seine Kerstin aus Weißensee und all seine Kumpels in der DDR" - unvorstellbar! Die DDR als magischer Mikrokosmos, den ich nicht durchschaue. Mein Auto ist ein Faradayscher Käfig, der mich abschirmt. Das Land, durch das ich fahre, bleibt geheimnisvoll und unerreichbar. Ich bin wie ein Raumfahrer (hierzulande sagt man: Kosmonaut) in seiner Kapsel, geleitet von den Schildern "Transit BRD". Ich darf die vorgeschriebene Bahn nicht verlassen. Und dabei würde ich so gerne einmal eines jener Dörfer besuchen, die ich von weitem sehe!
Die Elbbrücke bei Magdeburg. Unverwechselbar wirbt sie für "Plaste und Elaste aus Schkopau". In Westberlin hat diese Reklame geradezu Kultstatus: "Plaste und Elaste" ist genauso bekannt wie "Coca Cola". (Am Ende ist es gar dasselbe?) Jeder macht sich darüber lustig; kein Mensch kann sich etwas unter "Elaste" vorstellen. Hier, fernab vom Getöse der Großstadt, wirkt der Werbespruch irgendwie real - ganz so, als gäbe es so etwas wie "Elaste" tatsächlich!
Mit etwas Glück kann man bei Magdeburg Eisenbahn gucken. Ein Zug aus Doppelstockwagen, gezogen von einer E- Lok, hält vor einem Signal. Könnte ich mich doch hineinbeamen - wohin wohl würde er mich bringen? Würde ich mich dann an diesem Ort zurechtfinden? Würde ich mich dort einleben und eines Tages vergessen, woher ich gekommen bin?
Dann bin ich auch schon vorbei. Ist der Ausweis noch da?
Raststätte Börde. Wartburgs, Trabis und VWs parken einträchtig nebeneinander. Nebenan hält ein fürchterlich rußender Bus eigentümlichen Fabrikats mit polnischem Kennzeichen. Dahinten steht die Volkspolizei. Die Menschen aus dem Osten wirken auf mich so fremd wie Mondbewohner.
Hier gibt es einen Intershop, wo man billig Zigaretten kaufen kann (interessiert mich nicht), und was zu essen (interessiert mich!). Beine vertreten. Pinkeln gehen. Dazu muß man ins Kellergeschoß. Heruntergekommene Kacheln, seltsam anmutende Toilettenarmaturen aus Kunststoff (Plaste und Elaste?) und eine Klofrau. Männer aus West und Ost stehen nebeneinander und halten ihre Schwänze über das Becken. Wenigstens in dieser Beziehung sind wir uns ähnlich!
Im Restaurant wird man bedient, aber nicht "plaziert". Es gibt leckeres Essen zu unvorstellbaren Billigpreisen. (Mit fünf Mark sind Sie dabei!) Cola und Säfte sollte man als verwöhnter Wessi allerdings besser nicht bestellen; deshalb nehme ich einen Kaffee.
Die Bedienung hat eine sensationelle Oberweite. (Weltniveau!) Der Gedanke an ihren schwarzen BH (Plaste und Elaste?) macht mich ganz geil. Ist auch sie eine "junge Mutti"? Grüßt sie über DT 64 ihren Roland aus Gera? Wünscht sie sich insgeheim einen Freund aus dem Westen? Ihretwegen würde ich sofort in die DDR übersiedeln! Wie würde ich hier wohl zurechtkommen, in diesem so unendlich fremden Kosmos? Wo würde ich arbeiten, wie würden mich meine neuen Arbeitskollegen aufnehmen? Wäre ich, plötzlich ohne Westmark, überhaupt noch für irgend jemanden von Bedeutung - geschweige für meine Bedienung?
Egal - bestimmt möchte sie ohnehin lieber, daß ich im Westen bleibe und ihr lauter tolle Sachen mitbringe. Oder, daß ich sie heirate und mitnehme. Wenn ich doch nur nicht so verklemmt wäre! Mir gelingt nicht einmal ein Lächeln. Unsere Hochzeit fällt leider aus.
Ist der Ausweis noch da? Gleich bin ich am Kontrollpunkt. Wieder Panzersperren, Wachttürme, Stacheldraht, junge Uniformierte mit Maschinenpistolen. Wieder eine Baracke. Mein Transitvisum mit dem unleserlichen Namenszug des Ministers wird mir abgenommen. War das schon alles?
Das war alles. Teil 2 wäre geschafft! Ich rumpele durchs Niemandsland, und mein Reiseziel ist diesmal tatsächlich Helmstedt. Auf einer Stellwand sagt die DDR höflich auf Wiedersehen. Ist das wirklich ernst gemeint?
Und dann bin ich im Westen. Pro forma verlangsame ich die Fahrt am modernen Kontrollgebäude, aber der westdeutsche Polizist beachtet mich gar nicht. Plötzlich spüre ich fast so etwas wie Wehmut. Die jungen Soldaten, die pinkelnden Männer und selbst meine Bedienung wirken plötzlich so unwirklich wie Traumgebilde. Dabei leben sie jetzt, in diesem Augenblick, ihr geheimnisvolles fremdes Leben in einem geheimnisvollen fremden Land.
Ist der Ausweis noch da?
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Augenzeuge
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Und wenn sie dann von uns in Helmstedt auch noch durchgewunken wurden, konnte man besonders bei seltenen Transitfahrer plumpsen des Steines richtig im Gesicht sehen. Die blühten dann innerlich richtig auf.
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karl143
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Ein Grenzerlebnis
Der Westbesuch kehrt in die Heimat zurück.
Auf der Rückfahrt wurde der Besuch zweimal hintereinander kontrolliert (erst Grenze, dann Zoll). Der Besucher meinte: "Uns hat eben schon ein Herr kontrolliert." Darauf die Antwort: "Bei uns gibt es keine Herren, bei uns gibt es nur Arbeiter und Bauern. "Na gut, uns hat eben schon der andere Bauer kontrolliert!" Dieser Satz hat die Kontrolle dann verlängert.
Berliner

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Berliner
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Hallo Berliner,
schöner Beitrag. Das Schlimme ist nur, das es so ähnlich oft wirklich gelaufen ist.
Spaß oder lockeren Umgang verstand niemand an den Grenzübergängen.
Viele Westberliner nannten die Kontrolleure früher nur Wegelagerer oder Raubritter.
Die DDR berief sich immer gern auf internationalen Standard. Aber die Menschen an der Grenze kannten die internationale Realität ja gar nicht. In ganz Europa war die mittlerweile anders. Selbst bei meinen späteren Reisen nach Ungarn oder CSSR wurde ich als Westdeutscher nie so kontrolliert wie bei der Einreise in die DDR. Aber bei mir kam das ja so oft nicht vor.
Gruß, Augenzeuge
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Augenzeuge
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Vor einigen Wochen lief auf MDR am Dienstag abend in der Reihe "Damals in der DDR" als es um die Transitautobahn und die Kontrollen an dieser ging. Da wurde irgendein Kommandeur interviewt. Der behauptete allen Ernstes, er wäre nach der Öffnung der Grenzen mal in die Niederlande gefahren. Einen Unterschied in den Kontrollen zu denen der DDR hätte er nicht feststellen können. Dort hätte sein Herz vor Angst auch schneller geschlagen. Und das Schlimme an seiner Aussage ist sicherlich - er glaubt es auch noch - heute!
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karl143
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Ich denke, dieser Kommandeur hat vergessen, sich vor der Reise umzuziehen und die Waffen abzulegen.
In voller Montur und bis an die Zähne bewaffnet, da werden auch Niederländer kritisch.
Vielleicht hat er sich auch in einem Coffee-Shop die Taschen voll Gras gestopft und kam auf dem Rückweg in eine mobile Zollkontrolle, weil seine Augen auffällig glasig waren. Na klar, die können ein Auto auch so gründlich zerlegen, wie es mitunter an der DDR-Grenze vorkam!
Aber wenn das Herz schneller schlägt, das verstehe ich schon. Ich erlebte es selbst kurz nach der Wende mit Freunden, die bei einem Ausflug von Stuttgart nach Frankreich sehr nervös waren. In Straßburg fragten sie mich dann, wann wir endlich nach Frankreich kommen und ob im Grenzbereich Deutschlands auch schon so viel Französisch gesprochen wird. Die wollten mir einfach nicht glauben, dass die Grenze schon auf der Rheinbrücke war. Auf der Rückfahrt wurden dann an der Grenze viele Beweisfotos gemacht, damit es zu Hause auch alle glauben.
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gadacz
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Zitat von Augenzeuge
Die DDR berief sich immer gern auf internationalen Standard. Aber die Menschen an der Grenze kannten die internationale Realität ja gar nicht. In ganz Europa war die mittlerweile anders. Selbst bei meinen späteren Reisen nach Ungarn oder CSSR wurde ich als Westdeutscher nie so kontrolliert wie bei der Einreise in die DDR.
Hallo Augenzeuge,
ein paar interessante Punkte.
Auch an unserem Grenze "schlaegt mein Herz ein bisschen hoeher" als ich damals aus Mexiko in die USA eingereist bin. Aber weil ich schon Berufstaetig in Mexiko war, und das sah man an meiner Kleidung, hoerte man auch an meiner Stimme, hiess es normalerweise, "bringsch was mit?", "nix", "weiter...".
Dass es anders an der Grenze zur CSSR oder Ungarn zuging ist interessant. Ich stelle hier ein paar Thesen auf wieso das sein koennte.
1. Die CSSR hat nicht so das Problem, dass ihre Buerger gleich in Westdeutschland "absteigen" koennten, hier hat ein Ossi in Westdeutschland Vorteile wie kein anderer Buerger eines RGW-Landes.
2. Kein RGW-Staat war so ideologisch entschieden wie die DDR, die sich doch am Ende noch "sozialistischer" als die Sowjetunion zeigte.
3. Der Bruederkampf zwischen der BRD und der DDR hat dazu beigetragen (nie ist der Streit schlimmer als zwischen der Familie).
Naja, halt meine Gedanken dazu. Bei uns ist es streng, weil man den Rauschgifthandel unterbinden will.
Ein Clip aus der DVD Halt, hier Grenze!, erhaeltlich hier.
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Berliner
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Hallo Berliner,
von allen Thesen ist sicher etwas Wahrheit dabei. Aber nicht nur. Obwohl, die 3. These sehe ich als falsch an. Osteuropäer wie Tschechen oder Polen, brauchten auch nur lediglich deutsche Verwandte oder politische Gründe um in der BRD leben zu können. Als ich z.B. Mitte der 80iger Jahre im Aufnahmelager Berlin-Marienfelde eintraf, gab es dort mehr Polen als andere Nationen.
Weitere Thesen oder Gründe gab es viele, ein paar Weitere möchte ich dir hier erklären.
Die DDR hatte immer das Problem hinter der wirtschaftl. Entwicklung der BRD zu stehen. Das hatte viele Gründe, z.B. einen milliardenschweren Marshall-Plan wie von den USA praktiziert, hatte es nie in der DDR gegeben. Aber man wollte ja der bessere Staat sein.
Dann kämpfte man immer um vollwertige Anerkennung als separater Staat. Aber zu einem anerkannten Staat gehört auch ein eigenes Volk, welches bei offenen Grenzen mehrheitlich nicht gleich abhaut. Das war nicht der Fall, sonst wäre die Mauer nicht notwendig gewesen. Den Beweis sah man dann nach dem 9.11.89. Man konnte und musste die "Errungenschaften des Sozialismus" deutlicher darstellen. Letztlich hatte man kein eigenes Volk mit eigener Kultur, welches davon überzeugt war. Das wollte und musste man noch erziehen. Man hatte eine Generation gewaltmäßig getrennt, um die eigene Macht erhalten zu können. Aber die vielen zwischenmenschlichen Beziehungen des deutschen Volkes führten zu einer pflichtmäßigen Auseinandersetzung mit der BRD.
Hier musste man die negativen Erscheinungen des Kapitalismus besonders krass brandmarken, die guten Dinge besser verschweigen. Letztlich musste die BRD als Ausland in die Köpfe manifestiert werden. Dafür, denke ich, gab es nie beim sog. "DDR-Volk" eine Mehrheit. In verzweifelten gewaltmäßigen Handlungen der Herrschenden, dazu gehört auch die oft unmündige Behandlung der Menschen an den eigenen Grenzen, versuchte man bei den von der sozialistischen Idee nicht zu überzeugenden Teilen des Volkes eine Resignation zu erreichen. Kritikfähig war man nicht. Die Kontrollen an der DDR/ CSSR Grenze waren auch oft mit Machtspielchen überzogen. Selbst DDR-Bürger, die noch aus Ungarn 1989 freiwillig zurückkehrten, wurden schikaniert.
Sozialistischer als die UDSSR war man nie, nur hartnäckiger und uneinsichtiger. Überhaupt, für mich war das kein Sozialismus, den es in der DDR gab. So war die Theorie von Marx/ Engels nie gewesen. Man hat es den Leuten nur so glaubhaft machen wollen. Freiheit und Sozialismus dürfen sich nicht ausschließen. So hatte ich es mal gelernt.
Für mich war das System der DDR lediglich eine Abart dieser Theorie, auch immer davon gekennzeichnet, das die herrschende Klasse die Brücken zum Volk selbst zerstört hatte.
Gruß, Augenzeuge
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Augenzeuge
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In Antwort auf:
einen milliardenschweren Marshall-Plan wie von den USA praktiziert, hatte es nie in der DDR gegeben
Den hat die DDR bzw. die tatsächliche Führung im Kreml ja auch stolz abgelehnt. Der Marshall-Plan war als Förderung für das ganze vom Krieg geschädigte Europa angelegt.
In Antwort auf:Zur Zeit des Entstehens waren es ja auch sehr interessante Gedanken, die aber teilweise durch die Entwicklung überholt wurden und sicherlich nicht komplett für alle Zeiten gelten. Fatal ist ja nur, dass man dort Parolen heraus las, die gerade gut ins Ziel passten. So konnte man sich wenigstens auf kluge Köpfe berufen, um das System zu rechtfertigen. Leider wurden dabei etliche Vorschläge unterschlagen, die nicht so toll passten.
So war die Theorie von Marx/Engels nie gewesen
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gadacz
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gelöscht
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