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Sommer/ Herbst 1989 - Wie habt ihr ihn erlebt?

Ein Thema zum Erleben des 9. Novembers an sich und die Zeit danach hatten wir ja schon, hier geht es mir um die Zeit vor dem Mauerfall, die Gedanken, Hoffnungen und Ängste die im Sommer und Herbst 1989 das Denken vieler bestimmten.
Ich verzichte bewusst auf das Wort Wende, denn eine Wende fand in diesem Zeitraum nicht statt. Was wir alle in diesen Monaten und Tagen erlebt haben war ein Umsturz, denn eine Wende hätte bedeutet das alte System wäre erhalten geblieben und es hätte lediglich eine Wende in den Zielen, Ansichten und Maßnahmen gegeben. Dies fand jedoch nicht statt, es war ein Umsturz des Systems, genauer gesagt eine Revolution.
Im Frühjahr 1989 sah es noch so aus als bliebe alles beim alten, als wäre die DDR eine Insel inmitten der Veränderungen um sie herum. Das quasi Verbot des Sputnik und die Kommunalwahlen sorgten zwar bereits für spürbare Unruhe, die Vorgänge des Spätsommers ließen sich jedoch noch nicht einmal in Ansätzen erahnen.
Spätestens im Sommer 1989 wurde dann immer deutlicher spürbar, dass Veränderungen bevorstehen, nicht mehr aufzuhalten und letztendlich auch zwingend notwendig sind.
Wie habt ihr diesen Zeitraum bis zum Mauerfall erlebt, welche Hoffnungen und Ängste hattet ihr, habt ihr an Aktionen der Kirchenkreise, des NF oder DA oder anderer Oppositionsgruppen teilgenommen, was habt ihr unter Kollegen und in den Betrieben erlebt, wie habt ihr im privaten Bereich in dieser Zeit gesprochen, wolltet ihr das ganze System beseitigen oder wart ihr für den Erhalt des Sozialismus jedoch mit Reformen?
Persönlich sah ich auch an einigen Stellen Handlung- und Reformbedarf, war jedoch von offener Opposition oder Kritik weiter entfernt als der Mond von der Erde. Viele Maßnahmen der Staatsführung fanden nicht meine Zustimmung bzw. ich empfand sie als äußerst unglücklich oder kontraproduktiv. Hier sind mir besonders die Einstellung der Postverteilung des Sputniks, die Änderung der Reiseregelungen Anfang 1989, aber auch dienstliche Belange wie das Eröffnen von EV's gegen ÜSE-Steller uvm. in Erinnerung. Das politische Probleme nicht durch immer neue Maßnahmen des MfS korrigiert werden konnten, sondern der Arbeit des PB sowie der Parteisekretäre an der Basis bedurften war ein Gedanke der in Ansätzen vorhanden war, mir allerdings erst nach dem Umsturz so richtig bewusst wurde.
Diese Kritik richtete sich jedoch nur gegen bestimmte Maßnahmen, nicht gegen das System und die Ziele des Sozialismus an sich. Diese Ziele und auch unsere Staats- und Gesellschaftsform an sich standen bei mir nie zur Disposition. In privaten Gesprächen bemerkte man, dass viele ähnlich dachten und eine gewisse Dialogbereitschaft der Staatsführung zu offenbaren Problemen und Schwierigkeiten mit der sog. Opposition gewünscht wurde. Abseits des Dienstes war man schließlich ein Teil der Bevölkerung wie alle anderen auch, wusste um die Probleme und hatte oft mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen. Somit wünschte ich mir gewisse Reformen herbei und Erleichterungen im täglichen Leben, angefangen mit ganz banalen Dingen wie der Konsumversorgung und endend mit dem Wunsch nach verstärkter Einbeziehung von progressiven Kräften der Bevölkerung bei der Erstehung und Umsetzung von Parteibeschlüssen und damit verbunden dem Ausbau und der Stärkung des Sozialismus in unserem Land.
Als die Forderungen der oppositionellen Kräfte jedoch immer mehr offen konterrevolutionäre Züge annahmen und auf eine Beseitigung des Sozialismus in der DDR, sowie die Abschaffung der führenden Rolle der Partei abzielten, es in anderen Städten und später auch bei uns zu Demonstrationen und Ausschreitungen kam, da war es bei mir mit dieser zarten verdeckten Zustimmung zu einigen Forderungen die mir angebracht erschienen auch ganz schnell vorbei. Fortan sah ich diese Gruppen so wie sie auch offiziell bezeichnet wurden, nämlich als feindlich-oppositionelle Kräfte.
Diese Einstellung hat sich bis heute nicht wesentlich geändert und ähnlich dachten wohl viele. Anders kann ich mir die breite Zustimmung zur Verweigerung der Dialogbereitschaft des Staates mit diesen Gruppierungen, verkündet durch unseren Leiter auf einer Versammlung mit den Worten: "Mit der Konterrevolution spricht man nicht, man bekämpft sie!", nicht erklären.
Letztendlich wurden viele Hoffnungen auf bestimmte Veränderungen enttäuscht, viele Befürchtungen des Novembers 1989 jedoch noch übertroffen.

Zitat von Feliks D.
Ein Thema zum Erleben des 9. Novembers an sich und die Zeit danach hatten wir ja schon, hier geht es mir um die Zeit vor dem Mauerfall, die Gandanken, Hoffnungen und Ängste die im Sommer und Herbst 1989 die Gedanken vieler bestimmten.
Ich verzichte bewusst auf das Wort Wende, denn eine Wende fand in diesem Zeitraum nicht statt. Was wir alle in diesen Monaten und Tagen erlebt haben war ein Umsturz, denn eine Wende hätte bedeutet das alte System wäre erhalten geblieben und es hätte lediglich eine Wende in den Zielen, Ansichten und Maßnahmen gegeben. Dies fand jedoch nicht statt, es war ein Umsturz des Systems, genauer gesagt eine Revolution.
Im Frühjahr 1989 sah es noch so aus als bliebe alles beim alten, als wäre die DDR eine Insel inmitten der Veränderungen um sie herum. Das quasi Verbot des Sputnik und die Kommunalwahlen sorgten zwar bereits für spürbare Unruhe, die Vorgänge des Spätsommers ließen sich jedoch noch nicht einmal in Ansätzen erahnen.
Spätestens im Sommer 1989 wurde dann immer deutlicher spürbar, dass Veränderungen bevorstehen, nicht mehr aufzuhalten und letztendlich auch zwingend notwendig sind.
Wie habt ihr diesen Zeitraum bis zum Mauerfall erlebt, welche Hoffnungen und Ängste hattet ihr, habt ihr an Aktionen der Kirchenkreise, des NF oder DA oder anderer Oppositionsgruppen teilgenommen, was habt ihr unter Kollegen und in den Betrieben erlebt, wie habt ihr im privaten Bereich in dieser Zeit gesprochen, wolltet ihr das ganze System beseitigen oder wart ihr für den Erhalt des Sozialismus jedoch für Reformen?
Persönlich sah ich auch an einigen Stellen Handlung- und Reformbedarf, war jedoch von offener Opposition oder Kritik weiter entfernt als der Mond von der Erde. Viele Maßnahmen der Staatsführung fanden nicht meine Zustimmung bzw. ich empfand sie als äußerst unglücklich oder kontraproduktiv. Hier sind mir besonders die Einstellung der Postverteilung des Sputniks, die Änderung der Reiseregelungen Anfang 1989, aber auch dienstliche Belange wie das Eröffnen von EV's gegen ÜSE-Steller uvm. in Erinnerung. Das politische Probleme nicht durch immer neue Maßnahmen des MfS korrigiert werden konnten, sondern der Arbeit des PB sowie der Parteisekretäre an der Basis bedurften war ein Gedanke der in Ansätzen vorhanden war, mir allerdings erst nach dem Umsturz so richtig bewusst wurde.
Diese Kritik richtete sich jedoch nur gegen bestimmte Maßnahmen, nicht gegen das System und die Ziele des Sozialismus an sich. In privaten Gesprächen bemerkte man, dass viele ähnlich dachten und eine gewisse Dialogbereitschaft der Staatsführung zu offenbaren Problemen und Schwierigkeiten mit der sog. Opposition gewünscht wurde. Abseits des Dienstes war man schließlich ein Teil der Bevölkerung wie alle anderen auch und wusste um die Probleme und hatte oft mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen. Somit wünschte ich mir gewisse Reformen herbei und Erleichterungen im täglichen Leben, angefangen mit ganz banalen Dingen wie der Konsumversorgung und endend mit dem Wunsch nach verstärkter Einbeziehung von progressiven Kräften der Bevölkerung bei der Erstehung und Umsetzung von Parteibeschlüssen und damit verbunden dem Ausbau und der Stärkung des Sozialismus in unserem Land.
Als die Forderungen der oppositionellen Kräfte jedoch immer mehr offen konterrevolutionäre Züge annahmen und auf eine Beseitigung des Sozialismus in der DDR, sowie die Abschaffung der führenden Rolle der Partei abzielten, es in anderen Städten und später auch bei uns zu Demonstrationen und Ausschreitungen kam, da war es bei mir mit dieser zarten verdeckten Zustimmung zu einigen Forderungen die mir angebracht erschienen auch ganz schnell vorbei. Fortan sah ich diese Gruppen so wie sie auch offiziell bezeichnet wurden, nämlich als feindlich-oppositionelle Kräfte.
Diese Einstellung hat sich bis heute nicht wesentlich geändert und ähnlich dachten wohl viele, anders kann ich mir die breite Zustimmung zur Verweigerung der Dialogbereitschaft mit diesen Gruppierungen durch unseren Leiter mit den Worten: "Mit der Konterrevolution spricht man nicht, man bekämpft sie!" auf einer Versammlung nicht erklären.
Letztendlich wurden viele Hoffnungen auf bestimmte Veränderungen enttäuscht, viele Befürchtungen des Novembers 1989 jedoch noch übertroffen.
Feliks, nachdem ein großer Teil von Forumsmitgliedern abgewandert bzw abgewandert worden ist bin auch ich mal gespannt, was der "Rest vom Fest" auf Deinen Beitrag antworten wird!! Da ich das Alles aus einer "sicheren" Entfernung betrachten konnte kann ich nur nachvollziehen was ich von Presse, Funk und Fernsehen und von meinen Besuchen bei meiner Verwandschaft in O-Berlin und in meiner mecklenburger Heimat " mitbekommen" hatte. Bei passender Gelegenheit werde ich mich dazu sehr wahrscheinlich auch äussern!!
Schönen Gruß aus Kassel.

_Feliks D._> "Mit der Konterrevolution spricht man nicht, man bekämpft sie!"
Hallo FED, jetzt begreife ich endlich die Aussage von E.M. bei seinem ersten und letzten Auftritt vor der Volkskammer. Er muß auch dieses Nepalesische Sprichwort gekannt haben:
"Wer den Feind umarmt, macht ihn bewegungsunfähig."
Also 1898, ähm 1989 war schon ein durchwachsenes Jahr. Nun verdrängt der Mensch recht gern. Ich erinnere mich lieber an den Frühling/Sommer '90. Da könnte ich Geschichten erzählen, mit dem BGS und einem Wurfanker über die Mauer geklettert, Motocross mit'ner 175er Kawa im Noch-Grenzabschnitt, ...
Aber da bin ich ja schon wieder OffTopic, hier geht es ja um 1989. Nun, da sage ich nur Z-40!

Das war keine schöne Zeit, nicht nur für mich denn innerhalb kürzester Zeit wurde ich faktisch heimatlos und habe den Verfall von Strukturen erlebt, die ich für gesichert hielt.
Natürlich hatte alles eine Vorgeschichte und die habe ich aus unmittelbarer Nähe erleben dürfen bzw. müssen. Die politische Stagnation in der DDR bestimmte immer mehr mein Tagesgeschäft - Antragsteller auf ständige Ausreise, die zunehmenden öffentlichkeitswirksamen Aktionen feindlich negativer Gruppierungen und eine Bevölkerung mit vielen offenen Fragen. Die Partei, nun mit den Blick auf Gorbatschov gemessen, verstand es nicht mehr die Menschen zu erreichen. Notwendige Veränderungen im Bereich der Wirtschaft und Gesellschaft unterblieben, im Gegenteil mit recht unglücklichen und dummen Maßnahmen, verschärfte man die Stimmung immer weiter. Für viele Menschen baute sich so ein Bild der Stagnation und Perspektivlosigkeit auf.
Mein Organ war trotz aller Kompetenz mit dieser Situation letztendlich auch überfordert, die Masse an Atragstellern war so nicht mehr beherrschbar und es gab keine politischen Richtlinien wie mit dieser existenziellen Thematik umzugehen ist. Die Krankheit Erich Honeckers und dessen Schweigen zu den brennensten Problemen in unserer Gesellschaft war dafür bezeichnent. Diese Lähmung zeigte sich auch mit der Unsicherheit über den Umgang mit den politischen Gegner, ein einziges Hin und Her ohne erkennbare Zielrichtung. Dann immer wieder undurchdachte Aktionen wie Führerscheinentzüge wegen des Tragens von Gardinenschleifchen ( Zeichen für gestellten Antrag ) oder Einschränkungen im Beruf durch Betonköpfe in der Partei, für dessen Durchsetzung dann das MfS herhalten mußte.
Dies war aber ebenso im Bereich der Volkspolizei oder der Abteilung Inneres der Arbeitsalltag. Als offizieller Ansprechpartner hatte ich Gespräche mit Bürgermeistern meiner Gemeinden, Betriebsdirektoren, ABVlern bis hin zu meinen inoffiziellen Kräften und alle warteten auf Antworten bzw. eine Zielsetzung und was passierte ?
Der politische Gegner im Zusammenwirken mit speziell der Evangelischen Kirche, erkannte die Situation richtig und gaben den Menschen nun ihre Antworten und betrieben den Zusammenschluss der Opposition bzw. deutlich gesagt mobilisierten die Konterrevolution.
Im MfS herrschte inzwischen schon ein Galgenhumor, völlig unfähige und unbelehrbare Parteifunktionäre verschlimmbesserten die Lage und so ab Anfang September 89 wurde in meiner DE offen die regionale Parteiführung ( Bezirksleitung ) kritisiert und man begann schon Material gegen führende Genossen zu sammeln !!!
Abgekämpft und völlig überlastet von der ständigen Einsatzbereitschaft sah man die Entwicklung auf sich zu kommen. Wir waren eigentlich genau darüber informiert was der Gegner tat, aber ohne politische Leitlinien allein gelassen und man lies uns auch nicht handeln.
Viele Kräfte die Veränderungen forderten waren auch nicht unsere Feinde, aber von der Partei als solche dargestellt. Oft symphatisierte man innerlich mit diesen Personen und konnte ihre Beweggründe nachvollziehen. So hatte ich eine Agraingeneurin in OPK , die zum Jahrestag mit einen großen Transparent auf ihren Hof auf berechtigte Mißstände aufmerksam machte und was ich aus M und 26 über sie wußte, den Sozialismus nicht stürtzen wollte, aber eben nicht mehr ohnmächtig dieser Entwicklung zu sehen wollte ( das Transparent habe ich dann vor 3 anwesenden überforderten ABV in einer halsbrecherischen Kletteraktion vom Haus entfernt - einige Wochen später wurde dies dann bei einer Demo als Aktion der Kripo vor tausenden Demonstranten angeprangert ).
So ging ein Tag chaotischer als der nächste, es gab keinen geordneten Dienstablauf mehr, aber immer mehr offen geäußerte Zweifel und Opposition - bei vielen Genossen waren die Probleme ja auch schon in der Familie präsent. Plötzlich eines Tages, helle Aufregung und es hieß "in Berlin tanzen die Leute auf der Mauer". So überrascht war dann aber auch nicht jeder, einige begriffen sofort was dies bedeutete, während anderere glaubten es gehe irgendwie weiter.
Tage später der erste Verräter und selber mit den Dienstwagen in den Westen
Begrüßungsgeld - wofür?
Über einen Kontakt in Berlin gab man mir dann jemand Kompetentes den Hinweis, es ist aus - such Dir was anderes oder geh zum Zoll.
Was ich wußte und nicht glauben wollte ist wahr gworden.......
Kein Widerstand, kein Handeln und ein passiver großer Bruder auf dem die letzte Hoffnung lag ( GSSD ).
Dann erst einmal den ganzen Trubel beim Zoll miterlebt, nach längeren Zögern mit BGS und GZD im Container nächtelang diskutiert und die ganze Entwicklung mit flauen Gefühl beobachtet .
Als real denkender Mensch kam es dann auch leider alles so wie befürchtet und das nun herrschende System hat sich ja inzwischen offenbart und seinen wahren Charakter gezeigt.
Ich persönlich wäre aus heutiger Sicht nicht so handlungsunfähig geblieben, sondern hätte versucht mit allen Mitteln die verfassungsmäßige Ordnung wieder herzustellen.............

Zitat von Zermatt
Altermaulwurf,
Was genau verstehst du denn unter"mit allen Mitteln die verfassungsmässige Ordnung wieder herzustellen"?
das die Frage kommt, wußte ich
- sagen wir mal so, dass was auch in den Lissaboner Verträgen in diesen Fall vorgesehen ist - also streng nach freiheitlich demokratischen Normen

Zur Ergänzung
http://www.webnews.de/kommentare/374762/...moeglichen.html
http://www.volks-initiative.info/2009/08...t-vor-lissabon/
Zitat aus Interiew ct heise Telepolis mit Prof. Schachtschneider
"Aber ich darf kurz ergänzen: Auch die Tötung im Falle von Aufruhr und Aufstand wird außerhalb des Grundrechtsschutzes gestellt. Die Demonstrationen in Leipzig 1989 waren allemal Aufstand oder Aufruhr. Also wäre es nach diesem Text gerechtfertigt gewesen, tödlich zu schießen. In einem solchen Land möchte ich nicht mehr leben. !"
Diese Möglichkeit haben sich die derzeit Herrschenden geschaffen, Leute die wie Merkel und Co Gewaltlosigkeit gepredigt haben.

ein persönliches ereigniss hat meine sichtweise auf die "wende ereignisse" nachhaltig beinflusst. die "friedliche stürmung" der bv suhl.
ich war damals nicht in der bv suhl, auch war ich niemals angehöriger der bv. da ich aus suhl stamme und damals vor ort war, kam ich wohl als zeitzeuge, wie man es heute nennen mag, mit dem innerstädtischen busverkehr in das geschehen.
der busverkehr kam in der maxim gorki straße unmittelbar vor der bv zum stehen da dort alles blockiert war. so kam ich unvermittelt in die nähe des haupttores der bv. es muss wohl gegen 18.00 uhr gewesen sein als ich in der vorderen reihe mehrere kinder sah. diese waren in voller absicht von den dort agierenden personen positioniert. zu diesem zeitpunkt war wohl alles noch möglich und für meine begriffe ein waffeneinsatz seitens der wache auch nicht auszuschliesen.
ich fand es damals(und auch heute noch) unerhört, in dieser situation kinder in die vorderste reihe zu stellen. fassungslos und kopfschüttelnd verlies ich dieses theater. mit leuten die sich hinter kindern verstecken möchte ich nicht das geringste zu tun haben. die moralische rechtfertigung erschliest sich mir heute noch nicht. das stadtbekannte kleinkriminelle zumindest in der zweiten reihe standen möchte ich nicht weiter bewerten.......kann jeder selber!
diese sache hat meine moralische sicht auf diese dinge("friedliche, ungeplante") nachhaltig beeinflusst.
SCORN

genau Zermatt, das meine ich! unabhängig der legedimität der ziele verbietet es sich für kultivierte verantwortungsbewusste menschen in einer solch brenzligen situation kinder in die erste reihe zu stellen. wie schon gesagt, zu diesem zeitpunkt war noch alles möglich und wie man nun weis gab es auf seiten der wache und anderern kräfte in der bv durchaus hardliner die auch gehandelt hätten. es wurde ihnen von der leitung der BV untersagt. am selben abend gab es mindesten einen toten in dieser bv.
SCORN

Zitat von Feliks D.
Ein Thema zum Erleben des 9. Novembers an sich und die Zeit danach hatten wir ja schon, hier geht es mir um die Zeit vor dem Mauerfall, die Gedanken, Hoffnungen und Ängste die im Sommer und Herbst 1989 das Denken vieler bestimmten.
Ich verzichte bewusst auf das Wort Wende, denn eine Wende fand in diesem Zeitraum nicht statt. Was wir alle in diesen Monaten und Tagen erlebt haben war ein Umsturz, denn eine Wende hätte bedeutet das alte System wäre erhalten geblieben und es hätte lediglich eine Wende in den Zielen, Ansichten und Maßnahmen gegeben. Dies fand jedoch nicht statt, es war ein Umsturz des Systems, genauer gesagt eine Revolution.
Im Frühjahr 1989 sah es noch so aus als bliebe alles beim alten, als wäre die DDR eine Insel inmitten der Veränderungen um sie herum. Das quasi Verbot des Sputnik und die Kommunalwahlen sorgten zwar bereits für spürbare Unruhe, die Vorgänge des Spätsommers ließen sich jedoch noch nicht einmal in Ansätzen erahnen.
Spätestens im Sommer 1989 wurde dann immer deutlicher spürbar, dass Veränderungen bevorstehen, nicht mehr aufzuhalten und letztendlich auch zwingend notwendig sind.
Wie habt ihr diesen Zeitraum bis zum Mauerfall erlebt, welche Hoffnungen und Ängste hattet ihr, habt ihr an Aktionen der Kirchenkreise, des NF oder DA oder anderer Oppositionsgruppen teilgenommen, was habt ihr unter Kollegen und in den Betrieben erlebt, wie habt ihr im privaten Bereich in dieser Zeit gesprochen, wolltet ihr das ganze System beseitigen oder wart ihr für den Erhalt des Sozialismus jedoch mit Reformen?
Persönlich sah ich auch an einigen Stellen Handlung- und Reformbedarf, war jedoch von offener Opposition oder Kritik weiter entfernt als der Mond von der Erde. Viele Maßnahmen der Staatsführung fanden nicht meine Zustimmung bzw. ich empfand sie als äußerst unglücklich oder kontraproduktiv. Hier sind mir besonders die Einstellung der Postverteilung des Sputniks, die Änderung der Reiseregelungen Anfang 1989, aber auch dienstliche Belange wie das Eröffnen von EV's gegen ÜSE-Steller uvm. in Erinnerung. Das politische Probleme nicht durch immer neue Maßnahmen des MfS korrigiert werden konnten, sondern der Arbeit des PB sowie der Parteisekretäre an der Basis bedurften war ein Gedanke der in Ansätzen vorhanden war, mir allerdings erst nach dem Umsturz so richtig bewusst wurde.
Diese Kritik richtete sich jedoch nur gegen bestimmte Maßnahmen, nicht gegen das System und die Ziele des Sozialismus an sich. Diese Ziele und auch unsere Staats- und Gesellschaftsform an sich standen bei mir nie zur Disposition. In privaten Gesprächen bemerkte man, dass viele ähnlich dachten und eine gewisse Dialogbereitschaft der Staatsführung zu offenbaren Problemen und Schwierigkeiten mit der sog. Opposition gewünscht wurde. Abseits des Dienstes war man schließlich ein Teil der Bevölkerung wie alle anderen auch, wusste um die Probleme und hatte oft mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen. Somit wünschte ich mir gewisse Reformen herbei und Erleichterungen im täglichen Leben, angefangen mit ganz banalen Dingen wie der Konsumversorgung und endend mit dem Wunsch nach verstärkter Einbeziehung von progressiven Kräften der Bevölkerung bei der Erstehung und Umsetzung von Parteibeschlüssen und damit verbunden dem Ausbau und der Stärkung des Sozialismus in unserem Land.
Als die Forderungen der oppositionellen Kräfte jedoch immer mehr offen konterrevolutionäre Züge annahmen und auf eine Beseitigung des Sozialismus in der DDR, sowie die Abschaffung der führenden Rolle der Partei abzielten, es in anderen Städten und später auch bei uns zu Demonstrationen und Ausschreitungen kam, da war es bei mir mit dieser zarten verdeckten Zustimmung zu einigen Forderungen die mir angebracht erschienen auch ganz schnell vorbei. Fortan sah ich diese Gruppen so wie sie auch offiziell bezeichnet wurden, nämlich als feindlich-oppositionelle Kräfte.
Diese Einstellung hat sich bis heute nicht wesentlich geändert und ähnlich dachten wohl viele. Anders kann ich mir die breite Zustimmung zur Verweigerung der Dialogbereitschaft des Staates mit diesen Gruppierungen, verkündet durch unseren Leiter auf einer Versammlung mit den Worten: "Mit der Konterrevolution spricht man nicht, man bekämpft sie!", nicht erklären.
Letztendlich wurden viele Hoffnungen auf bestimmte Veränderungen enttäuscht, viele Befürchtungen des Novembers 1989 jedoch noch übertroffen.
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Da gibs nicht Viel zu sagen ,ausser vielleicht,sollte wieder Jemand auf die Idee kommen und ein Mäuerchen bauen wollen,vorschreiben...wann man wo hinfahren darf und ob überhaupt,dann gibs richtig was auf die Backen!!!

Nabend @AMW danke erst einmal für deinen auführlichen Text, ich hoffe es folgen auch noch andere User.
Es erstaunt mich wie sehr sich die Erfahrungen in Nord und Süd doch gleichen, und wie gleich selbst die Gedanken und Schlussfolgerungen heute noch sind.
Anfangs wäre ein entschlossenes Vorgehen gegen die Zentren der feindlich-oppositionellen Kräfte und eine politische Auseinandersetzung der Partei mit den Forderungen dieser Gruppierungen geboten gewesen.
Wie bereits oben beschrieben habe ich mir jedoch auch spätestens bei Beginn der Unruhen eine Machtdemonstration des Staates und die Liquidation der feindlichen Elemente durch uns und andere Kräfte des POZW herbeigesehnt. Zur Bekämpfung der Konterrevolution und zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung hätte ich auch die härtesten Maßnahmen befürwortet und wäre bereit gewesen diese mitzutragen.
Oft habe ich mir in dieser Zeit gewünscht unsere Oberen würden sich endlich an ihren Fahneneid und die Worte: "Ich schwöre: ... als Angehöriger des Ministeriums für Staatssicherheit die Feinde des Sozialismus auch unter Einsatz meines Lebens zu bekämpfen und alle mir gestellten Aufgaben zur Gewährleistung der staatlichen Sicherheit zu erfüllen" erinnern und die nun erforderlichen Befehle erteilen.
Dieses unterblieb leider und der Staat mit dem Machtmonopol in seinen Händen kapitulierte gegen einen kleinen harten Kern feindlicher Kräfte und einem Haufen führungsloser Mitläufer.
Geheucheltes Entsetzen ob dieser ehrlichen Worte verbiete ich mir, gibt sich doch auch heute der "freie" Westen ebenfalls dieses Recht.
Zitat von Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten - Abschnitt I - Artikel 2
(1.) Das Recht jedes Menschen auf Leben wird gesetzlich geschützt. Niemand darf absichtlich getötet werden, außer durch Vollstreckung eines Todesurteils, das ein Gericht wegen eines Verbrechens verhängt hat, für das die Todesstrafe gesetzlich vorgesehen ist.
(2.) Eine Tötung wird nicht als Verletzung dieses Artikels betrachtet, wenn sie durch eine Gewaltanwendung verursacht wird, die unbedingt erforderlich ist, um
Nr. 1. jemanden gegen rechtswidrige Gewalt zu verteidigen;
Nr. 2. jemanden rechtmäßig festzunehmen oder jemanden, dem die Freiheit rechtmäßig entzogen ist, an der Flucht zu hindern;
Nr. 3. einen Aufruhr oder Aufstand rechtmäßig niederzuschlagen.
Denn um nichts anderes als einen Aufstand im Sinne dieser Konvention handelte es sich damals!
@Scorn
Danke für deine Worte. Dieses Verhalten ist mir auch bekannt, denn auch bei uns sah man häufig Muttis mit Kinderwagen in der ersten Reihe und die Helden der Bürgerbewgung "mutig" dahinter das große Wort führen. Es blieb nicht aus dass bei den erfolgenden Zugriffen auch die eine oder andere dieser Muttis, die die Sicherheit ihrer Kinder für solch schändliche Methoden opferten, mal etwas abbekommen hat.
@Zermatt
Frag mal Gilbert, der kann dir zu solchen "mutigen" Aktionen aus dem Bereich Berlin auch eine Menge erzählen.
@Thunderhorse
Zweifel du mal wieder alles an, aber vergiss nicht deine Behauptungen anschließend wieder per PM an andere User zu schicken. Nicht das sonst noch Widerspruch kommen könnte. Respekt mein "Freund" was für eine Leistung.
Du wirst schon wissen was ich meine, falls nicht ein kleines Zitat um dir auf die Sprünge zu helfen und für andere die nicht gleich wissen welcher Methoden du dich gern bedienst.
Zitat von 94
Andererseits möchte ich auch eine gewisse Entäuschung hier äußern. Da werden Links, die IMHO von allgemeinen, weil themenbezogenen Interesse (hoffe ich jetzt mal) sind als PM versendet, um heutige Jugend auf politisch korrekte Pfade zu locken, die diese dann effektvoll in der Diskussion (gezielt?) vorzuführt. Also da donnert es doch in der Hose.
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