Hallo Wolfgang,
tja, die Frage mit den Suiziden ist schwer zu beantworten. Ich glaube nicht, dass da Fluchtversuche verschleiert werden sollten. Ich weiß nicht, ob es grundsätzlich eine Statistik der Selbstmorde bei der Armee gibt. Wir hatten, soweit ich mich erinnern kann, eine Reihe solcher Suizide auch auf Wache. Dazu kann ich nur soviel sagen, dass ich selber mit 19/20 Jahren an der Offiziershochschule Wache gestanden habe. In dieser Zeit hatte ich einen recht heftigen Liebeskummer. Ich tendiere normalerweise nicht zu Schwermut, aber was einem in den Stunden der Einsamkeit alles durch den Kopf geht, gerade wenn man eine "Lösung mit 60 Argumenten" über der Schulter trägt, das braucht selbst schon fast einen Waffenschein.
Einer meiner Tätigkeitsbereiche als Polit war es auch, sich um die Sorgen von Angehörigen der Einheit zu kümmern. Ob das Probleme mit der Ehefrau oder der Familie waren, Probleme mit der Wohnung, Konflikte mit dem Gesetz ... Die Tatsache dass man in der Einheit auf eine bestimmte Zeit "eingesperrt" war und sich nicht um die Lösung der Probleme kümmern konnte, ließ selbst lösbare Sachen in das Unendliche wachsen. Für uns bestand dann immer höchste Alarmstufe. Die Leute durften nicht im Grenzdienst eingesetzt werden. Zum Teil wurden aus solchen Gründen auch Leute aus der grenzsichernden Einheit abgezogen. Manchmal musste ich auch zu den Leuten mit nach Hause, um dort zu schlichten, zu klären oder was man sonst noch mit einfachen Gesprächen erreichen konnte. Aber ich spreche hier nur für die 80-er Jahre. Vielleicht können wir uns das mal anschauen, wenn Du die Übersicht in einer statistisch auswertbaren Form fertig hast. Ich danke Dir auf jeden Fall für Deine Arbeit daran.
ciao Rainman