Wirtschaftskraft u. privater Lebensstandard in der DDR trotz hoher Arbeitsleistung gering. Wieso?

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09.04.2010 18:16
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Zitat von Zicke

Und diese Leute trauern auch nur deshalb der DDR nach



Und die anderen die dies nicht taten, warum trauern die???


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09.04.2010 18:25
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Zitat von Rostocker
Also ich kann mich noch an die Zeit auf der Weft erinnern.Dort waren ja alle Gewerke unter einen Dach,von Fliesenlegen bis hin zum Tischler.Und da gab es auch so manches was man für den privaten Bereich mal brauchte.Vorne am Tor war ja der Betriebsschutz waren VP-Angehörge und die machten hin und wieder mal Stichkontrollen.Wenn man einen erwischte der was geklaut hat,stand er die andere Woche in der Betriebszeitung.Mich selber hat man 2 mal erwischt,aber nicht bei etwas rausnehmen.Sondern weil ich was reinbringen wollte und zwar Schnaps-wenn die Spätschicht mal langweilig wurde.
Aber das gab es mal einen Fall,da hatte man mal einen Kollegen vor der Konfliktkommission.Und der sagte sich,bevor ich hier abgekanzelt werde packe ich erst mal aus.Er sagte,räumt erst mal bei euren Genossen auf,die bauen illegal Betonmischer und fahren die mit den Kampfgruppenwagen aus den Betrieb.Ja danach sind Köpfe gerollt.Es stimmt schon,Diebstahl bleibt Diebstahl--ob es nun damals Diebstahl am sozialistischen Eigentum hieß.Das spielt keine Rolle



Nicht ganz Rostocker. Josef Frings,Erzbischof von Köln in der Nachkriegszeit hat in seiner
Silversterpredigt 1946 Stellung zum Kohleklau an Güterzügen von Kölner Bürgern genommen.Er meinte
,vereinfacht gesagt,in diesen Zeiten darf der Mensch,wenn er keine andere Möglichkeit hat,sich
das nehmen,was er zum Leben braucht,ohne Gegenleistung.Bald hiess es dann,wir klauen keine Kohlen,wir fringsen Kohlen.


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09.04.2010 18:33
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Zitat von Zermatt


Nicht ganz Rostocker. Josef Frings,Erzbischof von Köln in der Nachkriegszeit hat in seiner
Silversterpredigt 1946 Stellung zum Kohleklau an Güterzügen von Kölner Bürgern genommen.Er meinte
,vereinfacht gesagt,in diesen Zeiten darf der Mensch,wenn er keine andere Möglichkeit hat,sich
das nehmen,was er zum Leben braucht,ohne Gegenleistung.Bald hiess es dann,wir klauen keine Kohlen,wir fringsen Kohlen.



Hallo Zermatt,
wir wollen doch nicht die Nachkriegszeit, mit dem Leben in der DDR vergleichen, was hier RMR schreibt ist Diebstahl und bleibt es auch wenn es sich um "Volkseigentum" handelt, gerade RMR will ja das die Jugend aus dem Forum lernt, dann aber nicht mit diesen Beispielen,
Gruß aus Berlin

PS. den Spruch vom "fringsen" kannten wir auch in Berlin


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09.04.2010 18:47
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Wenn man wohl vor einigen Privatdatschen gestanden hätte,wie bei RMR.Spaß nun.[ Und man hätte gerufen,Volkseigentum raustreten.Da wäre wohl bei einigen nicht mal die Bodenplatte zurückgeblieben.


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09.04.2010 18:51
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Hi Rostocker,


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09.04.2010 18:53
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hab überlegt,


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09.04.2010 19:36
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Zitat von Rainer-Maria-Rohloff
Altgrenzer, das ist eigentlich alles spekulativ. Also wärst du gegangen, in den 70er Jahren in den Westen, dann Frage, was hattest du gelernt und wärst du in deinem Beruf auf die Beine gekommen, oder im großen Heer der Arbeitslosen verschwunden, untergetaucht.

...

R-M-R



Hallo mein Lieber,

Du hast ja eine seltsame Vorstellung von der Bundesrepublik der 70er Jahre. Informiere Dich mal richtig, z.B. über die Rolle der Gewerkschaften und das soziale Netz was es, zumindest damals gab. Und über den allgemeinen Lebensstandard und die Lebensbedingungen überhaupt (Krankenkassen, Rentenkassen, Versicherungen, Unterstützung bei Wohneigentum, Eigenheimzulage, Urlaubsmöglichkeiten, Freizeitwerte, Kulturelle Einrichtungen usw.).

Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen; In meiner Firma in der DDR war es z.B. so, dass kurze Zeit später, nachdem die Produktion angelaufen war, der Speiseraum voll war: Immer dann, wenn wir als Produktionsarbeiter unsere 15minütige Frühstückspause machen wollten, saßen da irgendwelche Leute, die mit der eigentlichen Produktion kaum was zu tun hatten, stundenlang rum. Da wurden gut bezahlte Planstellen regelmäßig neu erfunden und das Verhältnis derer, die die eigentliche Arbeit in der Firma machten, wurde zur Gesamtangestelltenzahl täglich kleiner. Nurmalso nebenbei ;)

Uffz


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09.04.2010 20:26
#53
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Hallo Zermatt,

ich glaube auch nicht, dass der quasi Mundraub der Kohlen in Köln nach dem Krieg und der nette bischöfliche Versuch, den von der Last der Sünde des Diebstahls geplagten Seelen etwas Erleichterung zu verschaffen, auch nur annähernd mit der von mir erlebten und hier bereits durch andere geschilderten Situation in der DDR vergleichbar war. Es mag Ausnahmefälle gegeben haben, in denen das akute Fehlen bestimmter materieller Güter eine Notsituation geschaffen hat, dass ein Diebstahl entschuldbar war. Ansonsten ging es bei diesen Diebstählen in der Regel um persönliche Bereicherung, sei es zum direkten Vorteil wie beim Baumaterial, sei es, um anderen Leuten mit den auch durch Diebstähle knapp gewordenen Rohstoffen das Geld aus der Tasche zu ziehen, sei es, um die Tauschringe, in denen man war, am Laufen zu halten ... und ... und ... und ...

Ich finde es gut, dass Rainer-Maria in seiner direkten und eben auch damit provokativen Art diese Sache angesprochen hat. Es gab Tausende mit genau dieser Mentalität. Der tatsächliche wirtschaftliche Schaden dieses Verhaltens wird wohl kaum jemals beziffert werden können. Irgendwelche Leute müssen es ja gewesen sein, die klauten bzw. bei denen die geklauten Materialien landeten. Aber, es waren nicht alle so. Es gab viele, die "Dummen, die "Belächelten", die "Außenseiter", die "Leute ohne Beziehungen". Manche, weil sie keine Gelegenheit hatten, manche, weil sie einfach ehrlich bleiben wollten, manche, weil sie trotz der Versuchung eine Verantwortung für sich sahen.

Als Kronzeugen rufe ich mal wieder die von mir schon mehrfach empfohlene Dokumentation "Die Chronik der Kinder von Golzow" auf. Im Portrait "Da habt ihr mein Leben - Marieluise, Kind von Golzow" äußert sich der Vater in einem Interview aus tiefsten DDR-Zeiten über eine Sache, die ihm zum Zeitpunkt des Interviews sehr am Herzen gelegen haben muss. Plötzlich, aus heiterem Himmel, regt er sich über die jüngeren Kollegen auf, die in den Pausen nur herumsitzen. Er hätte schon desöfteren den Vorschlag gemacht, dass man doch in den Pausen die kaputten Säcke flicken könne. Er wurde belächelt, sogar ausgelacht. Marieluise wird im Portrait gezeigt, wie sie einige Jahre nach der Wende dieses Interview sieht. Sie kommentiert: "Ja, Verantwortung war ihm wichtig. Wenn sie alle so gewesen wären, dann hätte es vielleicht klappen können mit dem Sozialismus ..." (Damit dieses Zitat nicht in falsche Hälse gerät und sinnlos durchgekaut wird: Ihre Worte entsprangen keiner Trauer um den Sozialismus. Sie bekräftigte, nach meinem Verständnis lediglich, dass es eben auch mit den Menschen - auf allen Ebenen - so nicht klappen konnte.)

Zurück zum eigentlichen: Diebstahl war in der DDR ein Faktum. Es gehört zur geschichtlichen Betrachtung, das genauso zu sehen, wie die andere Seite, die von mir hier erwähnte. Rückblickend ist es eine Art Sittenbild, über das geredet werden sollte. Wenn sich einer offen dazu bekennt, wie er es damals sah, so finde ich das gut. Nützt es uns für die Betrachtung der Geschichte, wenn wir immer nur beteuern, was für Gutmenschen wir waren? Nö, das gehört auf den Tisch, gerade hier. Moralisierende Kommentierungen betrachte ich da mal als erträglichen Kollateralschaden. Aber bitte nicht übertreiben!

ciao Rainman

"Ein gutes Volk, mein Volk. Nur die Leute sind schlecht bis ins Mark."
(aus: "Wer reißt denn gleich vor'm Teufel aus", DEFA 1977)


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09.04.2010 20:40
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Hallo zusammen, zum offensichtlichen Diebstahl von Volkseigentum durch meine Wenigkeit zu DDR-Zeiten will ich auch garnichts, überhaupt nichts schönreden. Die Zeiten waren ganz einfach so und ich hatte mich im Nachhinein auch ein bißchen heute über den Text geärgert, aber geschrieben steht nun einmal geschrieben und dein 1945 schrieb ja an Feliks...lies mal seine Texte.
Ja, stimmt, da gab es den Witz mit dem in die Hände klatschen und sagen" Volkseigentum raustreten".
Für einen Jugendlichen heute bin ich kein gutes Vorbild...für diese Sachen damals, damit muss ich leben, aber es war ja nun nicht "Alles" weggefunden, das muss ich als entlastente Aussage wohl mit einbringen, der Rest waren Beziehungen.
Aber alles Geschichte und abgelegt, kein Stoff, um sich im Nachhinein heiß zu machen. Ich schrieb auch schon einmal" Die DDR bestand aus Geben und Nehmem", diesen Spruch habe ich immer beherzigt und gut damit gelebt.
Heute ist der Hintern an der Wand genau so wichtig, und dein1945...nur mal als kleines Beispiel...wenn mich heute ein Arbeizgeber mit Absicht, mit Vorsatz um mein sauer verdientes Geld bescheißt, habe ich null Problemo, um mich anschließend zu revanchieren.
Heut Abend fehlt mir die Zeit für längeres Aufbleiben, muss morgen zeitig raus...bis übermorgen.

R-M-R


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09.04.2010 20:56
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Zitat von dein1945

Zitat von Zermatt


Nicht ganz Rostocker. Josef Frings,Erzbischof von Köln in der Nachkriegszeit hat in seiner
Silversterpredigt 1946 Stellung zum Kohleklau an Güterzügen von Kölner Bürgern genommen.Er meinte
,vereinfacht gesagt,in diesen Zeiten darf der Mensch,wenn er keine andere Möglichkeit hat,sich
das nehmen,was er zum Leben braucht,ohne Gegenleistung.Bald hiess es dann,wir klauen keine Kohlen,wir fringsen Kohlen.



Hallo Zermatt,
wir wollen doch nicht die Nachkriegszeit, mit dem Leben in der DDR vergleichen, was hier RMR schreibt ist Diebstahl und bleibt es auch wenn es sich um "Volkseigentum" handelt, gerade RMR will ja das die Jugend aus dem Forum lernt, dann aber nicht mit diesen Beispielen,
Gruß aus Berlin

PS. den Spruch vom "fringsen" kannten wir auch in Berlin



Ich will auch nichts vergleichen,die Aussage bezieht sich nur auf diesen Zeitraum,also Nachkriegszeit
und sonst nichts.Wenn es bei euch anders rübergekommen ist,so war es nicht gedacht.


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09.04.2010 21:44
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Warum hat denn Rainer seiner Baumaterial in der Firma geklaut?
War er zu bequem in den nächsten Baumarkt zu fahren?
Hatte er keine Ostmark in der Tasche um den Sand oder die Kanthölzer zu bezahlen?
Oder fehlte ihm vielleicht die Zeit?

ES GAB AUF LEGALEM WEG NICHT GENÜGEND BAUMATERIAL! Habt ihr das vergessen? Hört doch auf die DDR schönzureden!
Ich kann euch tausend Geschichten erzählen, wie schwer es war das normale Leben am Laufen zu halten.

Bei uns auf der BHG gab es Zement. Ich brauchte ihn nicht sofort, aber erst mal kaufen. Man weiß ja nie. 5 Zentner Zement gab es pro Haushalt. Erzählt mir nichts von Hamsterkäufen - 5 Zentner!
Das hab ich meinem Komilitonen erzählt. Der fällt aus allen Wolken. Zement gibts bei euch????
Sein Vater wollte als selbständiger Tischlermeister einen neue Maschine aufstellen. Das ging nicht, weil er keine Fundamente bauen konnte. Es fehlte an --- Zement!
Unsere Familie betrieb eine private Gaststätte. Wir brauchten Versieglungslack für das Parkett im Gastraum. Hat der Tichlermeister vielleicht Siegellack? Man könnte ja tauschen.
Hatte er nicht und ist deshalb auf den Großhandel gefahren.
Dort hat er den Leuten von der Industrie- und Handelskammer in den Ohren gelegen.
Die Antwort kam sofort: Du bist Tischlermeister, also kannst du keinen Versieglungslack beziehen! Aber wenn du uns die Regale für das Büro baust, bekommst du den Lack.

Ende vom Lied: Fußboden in der Kneipe versiegelt, neue Maschine aufgestellt, Büro mit Regalen ausgestattet

Übrigens über Geld wurde in den ganzen Gesprächen nicht geredet. Da es nichts gab, hatte man ja Zeit zum Sparen.

Jetzt frage ich euch: War das schön?? Wie ein blöder ist man nach jedem Sch.... rumgerannt.
Das sind meine Erfahrungen mit Handel und Versorgung in der DDR. Das Tränenvergießen hält sich bei mir in Grenzen.


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09.04.2010 21:50
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#57
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Diebstahl war in der DDR leider eine Realität und auch Tatsache das sich führende Genossen mit schlechten Beispiel voran gingen und sich regelrechte Versorgungsnetzwerke schufen. Zu Beginn meines Dienstes hatte ich auch öfter die Ehre solche Einkaufsfahrten in die Vorzimmer der Generaldirektoren zu machen und die Pakete abzuholen. Nicht ungern, viel ja auch immer was für mich ab ( schäm ).Bezahlt wurde zwar, es war aber immer ein recht nennenswerter Vorteil vorhanden. Berichte von IM über Diestählen wurde kaum nachgegangen, denn der Datschenbau mit Betriebs LKW, geklauten Material und Personal gab es recht häufig. Hatte mal einen Bericht verfasst wo genau so etwas lief, noch dazu mit der letzten Flasche Gas - passiert ist da niemanden was, weil der Typ das für die ganze Betriebsleitung machte und einige, Miglieder der BL waren. So etwas hätte Wellen geschlagen und wurde deshalb totgeschwiegen bzw. noch maximal benutzt einige solcher Elemente zur Mitarbeit zu bewegen. Aber nicht alle Genossen in entsprechenden Funktionen waren so, daß muß ausdrücklich gesagt werden. Schaut man sich die Selbstbedienungsmentalität der heutigen Managerkaste an, sind die Dinge in der DDR lächerlich gewesen.


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