13. August 1961

Karl, an was du dich noch erinnerst, im Alter von 8 Jahren? Also Hut ab und ich staune immer wieder über die politischen Wahrnehmungen von Kindern und Jugendlichen dammals, so wosch, der Jungwähler und jetzt du mit diesem Alter.
Habt ihr eigentlich noch daneben eine Kindheit gehabt und Junge, das muss brutal gewesen sein, schon so früh mit dem Ernst des Lebens konfrontiert worden zu sein.
Aber ihr Beide wisst, wie ich das meine und Karl ist ja mein Alter, also ich hatte so eine unbedarfte Kindheit, ab und zu von ordentlichen Maulschellen meiner Mutter begleitet aber fern von jedem Politkram.
R-M-R

@ Greso,
nein, aber das war eines mit einem großen Rad an der rechten Seite wo man die Skala drehen konnte.Ich bekam es, weil meine Eltern ein anderes gekauft haben.
@ Rainer-Maria, du kannst nun glauben was du willst. Aber ich habe trotzdem eine glückliche Kindheit gehabt. Und zwar eine, ohne in eine Uniform gesteckt zu werden. Und ich durfte auch in der Schule erzählen, wie die Uhr im Fernsehen aussieht. Du weißt ja, was ich damit meine. Du warst sicher aber auch glücklich in deiner Welt. So ist das eben. Alles eine Einstellungssache.

Zitat Kinski,
Warum haben die Glocken am 13. August 1961 nicht geläutet?
Kinski, ich muß Dir da wiedersprechen!!!!
Die Freiheitsglocke hat geläutet und das in ECHT und das im Schöneberger Rathaus, dem damaligen sitz des Regierenden Bürgermeisters Willi Brandt.
Wir hatten in unserem Wohnzimmerschrank, hinter Glas, eine Freiheitsglocke aus Porzellan, der Fuß war aus Holz, ein Produkt aus der Hand meines Vaters. Sie errinnerte uns immer an diese UNRECHT. 1990 hat sie mein Vater an den SPD - Vorstand wieder zurückgegeben.
VG Affi

Karl, zum Westfernsehen eine schöne Geschichte. Ich bin mit Bonanza und dem ganzen anderen Westernkram, so Marshall Mat Dillon, oder wie der geschrieben wurde, aufgewachsen. Dazu noch X andere Serien, der Chef, Mannix...Kobra übernehmen sie, und, und, und...
Kam ich aus der Schule flog der Ranzen in die Ecke, Glotze an bis meine Mutter kam und Hausaufgaben wurden grundsätzlich früh beim Klassenbesten abgeschrieben. So war ich nur ein mittelmäßiger Schüler aber wußte immer das neueste aus dem schönen Westen.
Tagesschau war Pflicht sowie Dokumentationen live über den Vietnamkrieg.Danach ging der Abendkram weiter, die Serien, weil meine Mutter, kaputt von der Arbeit zeitig im Bett war und mein Vater, ein Schichtarbeiter nicht Zuhause war.
Das war ein Leben, ich hatte so wie viele eine tolle Kind und Jugendzeit.Und früh war ich müde, das war ja normal, weil "Abends nicht rein und Früh nicht raus".
Ja, und den Mauerbau muss ich wohl verschlafen haben, habe da nix mitbekommen, nicht so viel.Ähnlich dann wie die Montagsdemos, das ging mir alles am Hintern vorbei, weil zu dem Zeitpunkt das Kohlemachen( nicht die Braunkohle) für mich wichtiger war. So spielte das Leben, so schön.
R-M-R

Zitat von Affi976
Zitat Kinski,
Warum haben die Glocken am 13. August 1961 nicht geläutet?
Kinski, ich muß Dir da wiedersprechen!!!!
Die Freiheitsglocke hat geläutet und das in ECHT und das im Schöneberger Rathaus, dem damaligen sitz des Regierenden Bürgermeisters Willi Brandt.
Wir hatten in unserem Wohnzimmerschrank, hinter Glas, eine Freiheitsglocke aus Porzellan, der Fuß war aus Holz, ein Produkt aus der Hand meines Vaters. Sie errinnerte uns immer an diese UNRECHT. 1990 hat sie mein Vater an den SPD - Vorstand wieder zurückgegeben.
VG Affi
Ich kann auch nur das schreiben was ich gelernt habe in der Schule 10.Klasse POS Geschichte, ("Geschichtsbuch Klasse
9 und 10") ! Irgend so ein Verlag Pößneck 1977 heraus gegeben ! Und was ich aus den Medien weiß !
Ich habe das Buch noch ich suche es mal !

Zitat von Rainer-Maria-Rohloff
Karl, an was du dich noch erinnerst, im Alter von 8 Jahren? Also Hut ab und ich staune immer wieder über die politischen Wahrnehmungen von Kindern und Jugendlichen dammals, so wosch, der Jungwähler und jetzt du mit diesem Alter.
Die große Politik versteht man in diesem Alter natürlich noch nicht.
Aber speziell, was die Mauer und die Teilung angeht, so konnte man auch als Kind schon überblicken, daß das etwas Unnormales war. Ich bin ja an einer "offenen Grenze" aufgewachsen (Deutschland - Schweiz), Grenzübertritte waren mir vertraut, solange ich denken kann --- und als ich dann zum ersten Mal den Eisernen Vorhang in natura sah (zwar nicht die Innerdeutsche Grenze, aber die Grenze zur CSSR, also im Prinzip vergleichbar), da habe ich gleich gesehen, daß das etwas "anderes" sein mußte. (Das war 1983, ich war sechs Jahre alt).
Später haben mir dann meine Eltern (und meine Großmutter, die damals noch lebte) erzählt, daß das bei der Innerdeutschen Grenze genauso war, und noch schlimmer, daß da ja nicht zwei Länder, sondern ein Land geteilt würde usw. --- und als ich dann 1986 das erste Mal in die DDR fuhr, da konnte ich mit diesem Thema schon einiges anfangen.
Zitat
Habt ihr eigentlich noch daneben eine Kindheit gehabt und Junge, das muss brutal gewesen sein, schon so früh mit dem Ernst des Lebens konfrontiert worden zu sein.
Da ist in meinem Fall etwas dran. Ich war nie ein lachendes, sondern immer ein nachdenkliches Kind --- was viele Menschen (v.a. auch viele andere Kinder) nicht verstanden haben.

Hallo, Karl,
ob das nun so stimmt, bezweifele ich mal. Ich wollte ursprünglich auf Sonnys Beitrag antworten, aber da Du auf der selben Schiene bist, gehts auch so.
Ich stimme Dir zu, das 6 - 8jährige wie auch Erwachsene auf Veränderungen reagieren, dass es ihnen, wenn sie negativ besetzt sind, auch Angst macht.
Aber wenn man in eine bestimmte Konstellation - in diesem Falle die Mauer in Berlin - hineingeboren ist, sieht man das als normal an. Kann da nur wieder auf meinen Cousin verweisen, der 1968 in West-Berlin geboren ist - und weder mir noch seinen Eltern im Gespräch abnehmen wollte, dass das mal eine Stadt war. Und er ist mit seinen Eltern jedes Jahr nach Schweden in Urlaub - die Standard-West-Berliner Strecke, mit dem Auto durch die DDR nach Sassnitz und dann mit der Fähre nach Trelleborg.
Ich habe ja nun etwas von beidem: Ich war ja am 13.08.1961 (nicht ganz 5 Jahre alt) in West-Berlin - meine Mutter kam seinerzeit aus Hannover geflogen, um mich dort herauszuholen - es war fraglos eine Krisenzeit - und der erste Flug meines Lebens ist immer noch in meinem Kopf.
Jedenfalls habe ich noch Kindheitserinnerungen an die Zeit vor dem Mauerbau, die Zeit des Mauerbaus (siehe oben) und die 28 Jahre danach, nachdem ich jedes Jahr annähernd 2 Monate in Berlin nahe der Bernauer Strasse verbrachte. Und für mich hat es logischerweise im Laufe der Jahre auch eine gewisse Normalität bekommen.
Gruss
icke

@ Icke
Das muß kein Widerspruch sein: Wer mit der Mauer oder dem Eisernen Vorhang aufgewachsen ist, es nicht anders kannte und vielleicht auch keine Beziehungen nach "drüben" hatte, der konnte sich daran gewöhnen --- und irgendwann nichts mehr dabei finden.
Ich denke, auch ich hätte das alles vielleicht irgendwann akzeptiert (denn ernsthaft rechnete ja in den 80er Jahren niemand mehr mit dem Mauerfall) --- aber insbes. die Erzählungen meiner Eltern und meiner Großmutter haben mich dann doch sehr geprägt. Und als ich in dem Alter war (12, knapp 13), als ich vielleicht wirklich angefangen hätte, auch die ganz großen, historischen Zusammenhänge zu sehen und zu erkennen --- tja, da fiel dann die Mauer auch schon...

Zitat von Sonny
@ Icke
Das muß kein Widerspruch sein: Wer mit der Mauer oder dem Eisernen Vorhang aufgewachsen ist, es nicht anders kannte und vielleicht auch keine Beziehungen nach "drüben" hatte, der konnte sich daran gewöhnen --- und irgendwann nichts mehr dabei finden.
Nun, dass ist in dem Falle der casus belli: Unsere Familien waren 50:50 auf West- und Ost-Berlin aufgeteilt. Ich glaube schon, dass es für die in den 28 Jahren Mauer geborenen einfach normal war: Mit einer Ausnahme (meine persönliche Meinung) - wenn man im Sichtbereich der Mauer lebte; wobei es die West-Berliner in dieser Lage etwas einfacher hatten. Wenn ich mir überlege, wie oft ich durch den S-Bahnhof Wollankstraße gefahren bin (Bahnhof in Ost-Berlin, aber nur von West-Berlin betret- und benutzbar - direkt hinter dem Bhf in Fahrtrichtung Norden rechts die Ostberliner Wohnhäuser - man konnte den Menschen im Wortsinn auf den Küchentisch gucken - links Bahnsteig - dahinter West-Berliner Kneipen. Ich glaube, wenn ich da gewohnt hätte, hätte ich eine Klaps bekommen - man sieht ne Kneipe und darf nicht dahin.
Gruss
icke


war da im 1.Lehrjahr an der OS Frankenberg...
...mitten in der Nacht Alarm, antreten auf dem Gang, kurzes Statement vom KC... Waffen-und Muniempfang, zurück auf die Stuben und warten.....
Dienst in diesen 4 Wochen nur im Objekt... Politunterricht, Taktik, Technik, MKE und EX....
kein Ausgang, das war das Härteste, sind bald geplatzt.

Guten Morgen Männer, das war interessant, so icke und Sonny, ein bißchen auch bei Karl mal so ein wenig aus euren Kindheitserinnerungen zu lesen. An 1961 erinnert mich eigentlich nur, das mein Vater mit meinen älteren Geschwistern zu seiner Schwester, unseren eingeheirateten Juden in der Familie nach Schweden gefahren ist, meine Mutter im Krankenhaus war und ich bei meiner Lieblingsfabrikantentante, das war der kapitalistische Sproß in der Familie, zugebracht hatte.
Und bei ihr war ich oft, sie hatte Zeit, einen großen Betrieb mit über einhundert Werktätigen,ein noch größeres Grundstück außerhalb Leipzig,ihr Mann so mein Onkel und gute Leute im Kontor oder Büro schafften dort vor Ort, gearbeitet wurde für 90% Export, einen guten Draht zu den Genossen, der war vorhanden...die muss sie wohl Alle geschmiert haben und ich junger Sproß hing immer an ihr dran.
Deswegen schrieb ich mal, ich kenne beide Seiten der Medaille, den Kapitalismus und den Sozialismus in der schönen DDR.
Aber genug davon, das ist oder besser das wird auch mal Stoff für ein Buch, wenn ich mal alt genug bin.
Einen guten Tag allen im Forum.
R-M-R

Hallo,
Also ich selber kann mich an dieses Datum nicht erinner, da ich da noch "Quark im Schaufenster" war, aber mein Vater war damals 13 Jahre alt. Er hatte bis dato jeden Tag mit seiner Cousine aus Duderstadt spielen können und plötzlich ging das nicht mehr. Sie haben sich dann regelmäßig geschrieben und später bekamen wir auch jedes Weihnachten ein "Westpaket" von meiner Tante (die Mutter der Cousine - Schwester meines Opas, der im Eichsfeld lebte) bis diese 1987 starb. Mein Vater und seine Cousine haben sich dann erst 1990 wieder gesehen, als sie es geschafft hatte, zu meinem 14. Geburtstag uns zu besuchen und ich habe endlich meine Großcousine Miriam kennenlernen können. Das war für mich das beste Geburtstagsgeschenk, was ich je hatte, eine neue Spielkameradin.

Hallo wosch,
bin Jg. 1941und war gerade 20, als man dicht machte.
Viele Grenzsoldaten halfen dabei, durch ihre Befehle wohl ungern, nur wenige haben den Mut gehapt, über die noch niedrigen Drähte zu springen.
allgemeines Entsetzen herrschte, denn man hatte nun keinen Weg mehr zu den Verwandten
im Westen, die es bei mir viel gab.
Resumee: Armutszeugnis für den Staat! was natürlich keiner ausprach.
Witze gabe sofort: Fragt ein Grenzer den anderen: Was machst du, wenn jetzt ein Loch in der Mauer aufgeht?
Antwort: Ich klettere auf den nächsten Baum! Warum denn? "Ich will mich doch nicht tot treten lassen!"
Die wenigsten haben die Begründung von "Abwerbung von Ärzten und Spezialisten" als Argument akzeptiert,
denn die gingen nicht nur wegen des höheren Lebensstandards.
Ich schätze, 80% habven die Mauer abgelehnt, nur überzeugte Genossen waren dafür, und die waren eindeutig in der Minderheit!
Gruss aus dem Harz
skifahrer

Zitat von Skifahrer
Hallo wosch,
bin Jg. 1941und war gerade 20, als man dicht machte.
Viele Grenzsoldaten halfen dabei, durch ihre Befehle wohl ungern, nur wenige haben den Mut gehapt, über die noch niedrigen Drähte zu springen.
allgemeines Entsetzen herrschte, denn man hatte nun keinen Weg mehr zu den Verwandten
im Westen, die es bei mir viel gab.
Resumee: Armutszeugnis für den Staat! was natürlich keiner ausprach.
Witze gabe sofort: Fragt ein Grenzer den anderen: Was machst du, wenn jetzt ein Loch in der Mauer aufgeht?
Antwort: Ich klettere auf den nächsten Baum! Warum denn? "Ich will mich doch nicht tot treten lassen!"
Die wenigsten haben die Begründung von "Abwerbung von Ärzten und Spezialisten" als Argument akzeptiert,
denn die gingen nicht nur wegen des höheren Lebensstandards.
Ich schätze, 80% habven die Mauer abgelehnt, nur überzeugte Genossen waren dafür, und die waren eindeutig in der Minderheit!
Gruss aus dem Harz
skifahrer
Hallo Skifahrer!
Wie Du meinem Profil ersehen kannst sind wir fast im selben Alter. Ich weise deshalb darauf hin, damit Du nicht auf den "Schmarrn" von unserem R-M-R reinfällst, der mir am liebsten meinen Wahrnehmungsgehalt mit meinen damaligen 19 Jahren absprechen möchte und dabei vergessen hat, daß man in diesem Alter im Namen des "Friedens" sogar schon Herr über Leben und Tod spielen durfte. Ja, das Ding mit den Witzen habe ich so nicht mehr mitbekommen, denn ich war ja kurz nach der Mauer schon weg und hier im Westen habe ich Witze in dieser Form nicht kennengelernt. Die Witze wurden in erster Linie ja von den "Eingemauerten" gemacht, wie so immer wo Menschen unterdrückt werden machte man sich auf diese Art und Weise etwas Luft!! Die "politischen" Witze in der DDR waren übrigens immer sehr treffend, nicht umsonst wurden deren Erzähler (auch wenn es einige Übriggebliebene abstreiten) teilweise sehr , sehr hart bestraft!! Ich freue mich über Dein Statement und wünschte mir mehr solcher Zeitzeugen wie Dich hier!!
Schönen Gruß aus Kassel.
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