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Busfahrt ohne Grenze



Hier könnte ich nicht leben", hieß es früher immer wieder, wenn Sabine Raschke Freunde in ihrer Helmstedter Heimat zu Besuch hatte, erzählt die 49-Jährige. Denn das niedersächsische Helmstedt war bis 1990 kein gewöhnlicher Ort, sondern als Grenzübergangsstelle in den Osten in aller Munde. Östlich der Kreisstadt verlief der Todesstreifen zwischen Bundesrepublik und DDR. Am Grenzübergang Helmstedt-Marienborn an der A 2, dem größten an der innerdeutschen Grenze, wurde auch der Transitverkehr nach Westberlin abgewickelt. "Für mich war es ganz normal, dass irgendwo Schluss war. Da durfte man einfach nicht hin", so Raschke. Sie sei eben mit der Grenze aufgewachsen.
Schauplätze der Teilung
An diesem Samstag sitzt sie mit 38 anderen Interessierten in einem Reisebus, der ins nahe gelegene Hötensleben (Kreis Börde) fährt. Dort ist ein 350 Meter langes Stück des Grenzsystems im Original erhalten. "Man sieht heute keinen Unterschied mehr zwischen Ost und West", sagt sie, als der Bus die Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt passiert. "Grenzenlos-Tour" heißt die Rundfahrt zu Schauplätzen der deutschen Teilung: Helmstedt mit seinem Zonengrenz-Museum, das Grenzdenkmal Hötensleben und die frühere Grenzübergangsstelle Marienborn. Damit ist die Tour einzigartig in Deutschland, sagt Birgit Wippich vom Verein "Grenzenlos - Wege zum Nachbarn": "Sie zeigt sowohl die Ost- als auch die Westperspektive."
Relikte des Grenzterrors
Nachdem der Bus das einstige "Niemandsland" hinter sich gelassen hat, wo einst nur Soldaten patrouillierten, kommt Hötensleben. In der Sperrzone gelegen, mussten die Einwohner früher mit strengen Auflagen leben - etwa einem stark eingeschränkten Besuchsrecht. Zudem wurden hier jene, die sich gegen das System äußerten, in andere Orte in der DDR umgesiedelt, erzählt Gästeführerin Gabriele Laß.
Die Gruppe läuft an der früheren Grenzstelle den einstigen "Kolonnenweg" empor, während Laß berichtet, wie perfide die DDR-Führung ihren fast 1 400 Kilometer langen "Schutzstreifen" ausgetüftelt hatte: Da gab es nicht nur die 3,20 Meter hohe Mauer, sondern auch Metallzäune, deren Material Fingerkuppen abtrennen konnte - bei jedem, der versuchte, sich an ihnen hochzuziehen. "Wo heute Rasen ist, war früher Sand", erklärt Laß, "weil Sand die Energie beim Laufen bremst". Daneben: Panzersperren aus Eisenbahnschienen, deren Abstand untereinander so gewählt wurde, dass auch kein Trabi durchpasste. "Und die zwei hellen Stellen da im Wachturm", sagt sie, "das waren Schießöffnungen".
Die Gruppe ist betroffen, ja fassungslos. "Wenn man hier so steht, kann man sich das besser vorstellen, wie es gewesen sein muss", sagt die 16-jährige Sarah Sauer aus Warberg (Kreis Helmstedt). Und Gästeführerin Laß bemerkt: "Ja, auch das war die DDR." Im Helmstedter Zonengrenz-Museum hatte sie bereits Teile des Grenzsystems erläutert, etwa die Selbstschussanlagen, von denen immer zwei übereinander angebracht wurden.
Auf steilen Eisentreppen geht es hinauf auf den Wachturm. Zwei simple Doppelstockbetten stehen auf der ersten Plattform, im Schrank daneben liegt sogar noch die Originalbettwäsche in Blau-Weiß. Für Lothar Tittel wie ein Déjà-vu: Der 60-Jährige aus Annaburg (Kreis Wittenberg) musste ein Jahr seinen Wehrdienst auf einem solchen Turm ableisten. "Im Winter ging es noch, da war es kalt. Da wurde man nicht so müde", sagt er. Man habe seine Zeit allein mit Warten verbracht. Anderes war nicht erlaubt. Geredet wurde ohnehin nicht viel. Und die Betten, die waren nicht zum Schlafen da - darin sollten die Posten sich nur ganz kurz ausruhen.
"Schikane", "Willkür", "Angstpartie" - diese Worte fallen am ehemaligen Grenzübergang Marienborn. Jene in der Gruppe, die damals im Westen Deutschlands aufgewachsen sind - und das sind die meisten hier -, erinnern sich noch genau, mit welchen Methoden man den "Feind" an der Grenze einzuschüchtern versuchte.
"Man musste nur ein blödes Lächeln draufhaben", sagt Sabine Raschke, die Marienborn oft passierte - und schon wurde einem das Auto auseinander genommen. Zusammenbauen musste man es selbst. "Je nach politischer Wetterlage wurden von zwölf Transitspuren gerne einmal elf geschlossen", berichtet Laß. Stau war hier Alltag, erinnert man sich. Wie an all die anderen Dinge von damals, über die im Bus noch lange geredet wird.

Hallo Zusammen,
Hötensleben war im Bereich der Braunschweiger BGS Abteilung der mit Abstand am meißen frequentierte Punkt von Besuchergruppen. Zum einen war die grenznahe Lage der Ortschaft einmalig, außerdem wurde in den 70er Jahren dann noch ein Holzturm aufgestellt. Von diesem konnte man über die inzwischen errichtete Sichtsperre hinweg in den Ort schauen. Der Beobachtungsturm stand auch in ganz geringer Entfernung zum Bachverlauf der Aue, die hier die Grenze bildete.
Für die Touristen war es spannend und aufregend zugleich hier zu stehen. Für uns BGS-Beamte war es eingentlich immer derselbe Ablauf der sich hier abspielte. Außer Bauarbeiten, Veränderungen oder mal die Sichtung von GAK gab es eigentlich sehr wenig Abwechslung an der Grenze.

Wenn jemanden mal interessiert, wie unsere politisch-ideologische Arbeit in der DDR und bei den Grenztruppen sowie die Berichterstattung darüber konkret funktioniert hat, sollte er den Beitrag von Angelo ganz durchlesen. Das kommt mir in seiner Form sehr bekannt vor: Ein paar Fakten, ein paar Behauptungen, ein wenig Pseudoauthentizität, etwas Betroffenheit wecken, etwas an den guten Menschen appellieren, die eigene Überlegenheit herausstreichen - das Ganze etwas durchquirlen - und schon äußert sich eine 16-jährige wunschgemäß.
Um es in meinem alten Heimatidiom zu sagen: Da schubberts een. (soviel wie: da schüttelt es einen durch, z.B. vor Kälte oder vor Ekel etc.)
ciao Rainman

Zitat von S51
Hm, Metallzaun um Fingerkuppen abzutrennen und Sand, um Energie abzubauen? Aus welcher Kiste kommt das denn? Die ganze Sache ist/war doch schon schlimm genug, da muss man sich als Besucherführer nicht mit so etwas zu profilieren versuchen.
Also über die Sache mit dem Sand und der Energie muss ich auch schmunzeln, woher hat die diese Erklärung?
Nun, ich denke, dass ich mich schon etwas mit dem Thema beschäftigt habe, aber ein Flüchtling mit Fingerkuppenverlust ist mir neu. Warum sagt die Dame nichts zu den Minen und SM70? Hier gab es doch genug Fälle.
Was den Transit betrifft, so wurde es eigentlich mit der Zeit immer besser. Ich bin persönlich beim Transit nie schikaniert worden. Das erste Mal bin ich richtig schikaniert worden, als ich nach über 3 Jahren das erste Mal ausnahmsweise zu einem Trauerfall wieder einreisen durfte. Die wussten genau, wenn wir den lange genug kontrollieren, dann schafft er es nicht mehr zur Trauerfeier. Und genauso war es dann.
Die permanente Blitzerei hat natürlich genervt. Was die Abfertigungsdauer betrifft, gebe ich der Dame recht. Völlig undurchschaubar.
Gruß, Augenzeuge
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