Wieso war Schabowskis Versprecher so ein wichtiges Ereignis?

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04.01.2010 00:35von ( gelöscht )
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Wieso war Schabowskis Versprecher so ein wichtiges Ereignis?

Der Betreff erklaert die Frage.

Es wurden viele Dokufilme um dieses Ereignis gedreht, wobei es m.E. nur ein dummer Faux pas war. Die Grenze waere sowieso innerhalb 12 Stunden aufgewesen.

Wieso machte man um dieses Ereignis so viel Wirbel?

Berliner

04.01.2010 02:16von ( gelöscht )
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Der Schabowski bleibt für mich ein A.... und ist auch weiterhin ein A.... in meinen Augen.Sagen wir es doch mal so,die Kommunisten in der ehm.Regierung der DDR wusten genau,das es vorbei war mit ihren Machtanspruch.Es galt nur noch,wie bereitet man den Abgang von der Macht vor.Und ich glaube nicht,das dieser Zettel nur ein Zufall war.Aber es gehört zu Geschichte.
Aber denken wir doch mal anders,träumen wir einfach mal nur.Wenn es nicht so gekommen wäre,dann hätte dieser Schabowski heute als Arbeiterveteran.Noch immer große Reden vor Jungpionieren,FDJ-lern und dienenden der bewaffneten Organen abgehalten.
Ich Respektiere Leute--die sagen-ok wir haben verloren.Aber mein Wissen und was ich weiß,behalte ich für mich und geht keinen was an.Zu diesen Leuten sage ich OK.
Aber zu solchen Knabenchor-Sängern wie es der Schabowski ist,der heute nur drüber lacht und sein Geld damit verdient.Sage ich nur--was für ein A,,,,,

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04.01.2010 03:41von ( gelöscht )
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Man kann es sehen wie man will, einen "Versprecher" seitens Schabowski´s kann ich nicht erkennen, hatte er doch genau das vorgetragen, was auf seinem Zettel gestanden hatte. Auch wenn diese Reiseregelung nach einigen Stunden sowieso in Kraft getreten wäre, wäre sie meiner Ansicht zumindestens anders verlaufen, denn es sollte ja Alles in "geordneten Bahnen" verlaufen, mit Stempel im Paß, den man sich ja noch bei der VP abholen hätte müssen! Bis dahin hätte man versucht, das Ganze auch logistisch in die Reihe zu bekommen und der spontane Druck, wie nach Schabowski´s Äusserung "Sofort, Unverzüglich" wäre für die unvorbereiteten Güst nicht vorhanden gewesen. Durch den Druck, der durch die Mitteilung auf der Pressekonferenz an der Grenze entstand, mußte geöffnet werden und entwickelte sich anschliessend zu einem "Selbstläufer", welcher ohne Rückhalt durch die sowjetischen "Freunde" nicht mehr zu stoppen war.
Insofern war es ein Glücksfall, daß Schabowski diese Formelierung gewählt hatte, wer diese Nacht miterlebt hatte, wird sie nie vergessen können!!Ich hab es in Holland im Fernsehen mitbekommen und bin sofort losgedüst. 750 km, gegen 6:00 Uhr morgens war ich in Berlin. Es war echt Großes Kino, Danke Günther!!
In meinen Augen ist Schabowski kein A...., ich hätte lieber mehr von seiner Sorte, die sich zu ihrer Mitschuld in exponierter Stellung bekennen und neide ihm auch seine Tantiemen für seine schriftstellerischen Äusserungen nicht. Er hat seine Gefängnisstrafe abgesessen, ohne von Siegerjustiz zu sprechen, dafür gebührt ihm Respekt!!

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04.01.2010 11:49von ( gelöscht )
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Moin alle,

es ist doch ziemlich müßig zu philosophieren,ob es nun Zufall oder Absicht war diese Worte zu sprechen.
Fakt ist ,diese Bemerkung war der Auslöser aller späteren Geschehnisse.Ich bin der festen Überzeugung ,
daß wir ohne diese Worte heute und hier nicht so in der Form kommunizieren würden.Für mich ist das der
entscheidende Punkt.Diese Erlebnisse werde ich mein Lebtag nicht vergessen

Gruß aus der Lausitz

Werner

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04.01.2010 11:55von ( gelöscht )
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Den meisten war doch bei Genosse Schabowskis Vortrag zur Reiseregelung gar nicht bewußt, was sie für Ausmaße haben würde. Er nuschelte unverständlich etwas von jenem Zettel, den er von Krenz in die Hand gedrückt bekommen hatte - allerdings vergaß er die darauf vermerkte Sperrfrist.

Daß sein Fauxpas "unverzüglich, sofort" nicht zum Blutvergießen an den Grenzübergängen geführt hat, ist zum einen der Besonnenheit der GT zu verdanken, aber auch dem Befehl von E. Krenz (kein Schußwaffengebrauch), der ja auch nach den Demos immer noch galt.

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04.01.2010 17:36von ( gelöscht )
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Zitat von Heldrasteiner
Den meisten war doch bei Genosse Schabowskis Vortrag zur Reiseregelung gar nicht bewußt, was sie für Ausmaße haben würde.



So sieht es aus. Aber es gab Ausnahmen und über eine davon wundere ich mich heute noch. Ich wohnte in einer WG (drei Kollegen von der PKE Mbn./A.) und wir machten uns so ganz laaaaangsam zur Nachtschicht fertig und sahen dabei fern, oder eher umgekehrt, weil zu dieser Zeit kamen ja alle Nase lang neue Nachrichten und keiner wollte sie verpassen. Als Schabowski dem Journalisten seine Antwort gab, regte sich ein Kollege in der Bude etwas auf indem er sagte: "Da kommen die Leute ja schon diese Nacht und ich hatte gehofft, mal meine Ruhe zu haben. Der muss doch wohl spinnen." Ich hatte das gar nicht so ernst genommen, was der Kollege da von sich gab.

Aber als wir zur Nachtschicht antanzten (Dienstübernahme so gegen 21:45 Uhr), da kam die Magdeburger Ärztin, die als allererste die Regelung testete, schon aus Helmstedt zurück und ich musste ihr Ausreisefernschreiben vervollständigen. Es dauerte dann nicht mehr sehr lange (leider weiß ich den Zeitpunkt nicht mehr genau), dann kam die Anweisung mit dem Abstempeln der Personalausweise, was aber nicht lange durchgehalten wurde. Der Bereich Ausreise füllte sich ziemlich schnell, bis der Transitverkehr nicht mehr vorbei kam. Dann ließen wir es laufen mit allen möglichen Abfertigungsspuren. Hoffentlich werde ich mal nicht in den Zustand geraten, diese und die folgenden Nächte zu vergessen.

Zum Thema Besonnenheit noch etwas. Es kam irgendwann, als die Bahn noch nicht so voll war, eine Traube DDR-Bürger, die aus den Autos gestiegen waren, an die zwei bis dahin geöffneten Abfertigungspuren und wollten mit einem Vorgesetzten sprechen. Ich ging dann schon mit einem komischen Gefühl dahin. Keiner wußte, wie der andere reagiert. Eine Frau Sommerfeld wollte ständig meinen Namen wissen. Meine Annahme war, dass die Leute irgendwann die Tore selbst aufmachen wollten, passierte aber nicht. Es waren eben gelernte DDR-Bürger, die abwarten konnten. Es kam keine Weisung von ganz oben. Die tatsächliche Öffnung lief auf den unteren Ebenen ab. Allerdings war unsere Entscheidung psychologisch einfacher, weil in Berlin bereits alle Schleusen offen waren, was wir in einem kleinen russischen Kofferfernseher mitbekamen.

OH

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05.01.2010 03:34von ( gelöscht )
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@alle vielen Dank.

OK, klar ist dann, dass dieses Ereignis eine ganz andere Grenzoeffnung bewirkt hat als sonst vorgesehen war. Dann erlaube ich mir eine Gegenfrage:

"Wie waere die Grenzoeffnung anders abgelaufen (und die Ereignisse danach), wenn es zu diesem Versprecher nicht gekommen waere?"

Nochmals vielen Dank,
Berliner

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05.01.2010 10:37von ( gelöscht )
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Ich gehe mal davon aus, daß alles in geordneteren Bahnen verlaufen wäre.
Am 10.11.89 wären die DDR-Bürger morgens aufgewacht und hätten aus dem Radio erfahren, daß ab fünf Uhr morgens "Privatreisen ohne ... Voraussetzungen ... über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD möglich" seien.
Es hätten sich wahrscheinlich erstmal Schlangen an den Türen der VP zur Erlangung eines Visums gebildet, ehe dann der große Stau an den Grenzübergängen sich eingestellt hätte.

Die Bundesbürger hätten erfahren, daß die DDR ihre Grenzen geöffnet hat, und es wäre die übliche Polemik erfolgt. Es hätte Fernsehsondersendungen von den Geschehnissen vor Ort gegeben, Interviews mit westdeutschen Politikern, die das ja immer schon gewußt haben wollen, usw.

Ich weiß nicht, ob an dem Tag noch jemand zur Arbeit erschienen wäre.

Auf jeden Fall wäre die Freude auf beiden Seiten bestimmt genauso groß gewesen (und es hätte nicht so viele ratlose und verunsicherte Angehörige der GT gegeben).

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05.01.2010 11:02von icke46
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Hallo,

so wie Susanne den Ablauf bei einer Bekanntgabe der Grenzöffnung am nächsten Morgen beschreibt, sehe ich das auch.

Der springende Punkt ist ja, dass dann die Besatzungen der Grenzübergangsstellen auf einen erhöhten Andrang vorbereitet gewesen wären, der ja zunächst auch kanalisiert worden wäre - also zuerst zur Volkspolizei, das Visum holen, dann zur GÜST und Seitenwechsel.

Was mir heute noch wie ein Wunder vorkommt, ist, dass an keiner der Grenzübergangsstellen einer der dort tätigen die Nerven verloren hat - denn selbst wenn es nur einer gewesen wäre, hätte sich daraus eine verheerende Kettenreaktion entwickeln können - und man würde den 9.11.89 heute möglicherweise anders sehen.

Gruss

icke

05.01.2010 11:09von ( gelöscht )
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icke, das sehe ich auch so.
Im nachhinein betrachtet, hatten wir ein riesiges Glück, daß es so und nicht anders verlaufen ist.
Ich glaub, das ist manchem erst viel später bewußt geworden.

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05.01.2010 11:51von ( gelöscht )
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Hallo erstmal allen und ein gesundes neues Jahr.
Habe damals die Pressekonferenz auch live gesehen und hab es so verstanden, dass zunächst
nur die einfacher hätten reisen sollen, die die ständige Ausreise wollen. Die hätten dann nicht über Drittländer gehen brauchen, was ja dem Image der DDR enorm geschadet hat. Wenn der erste
Druck rausgewesen wäre, wären die Grenzen wieder dicht gewesen. Im Laufe der Zeit hätte man
sicher eine großzügigere Regelung gefunden. Offenbar gab es auch Gerüchte, dass eine liberalere DDR-Regierung die volle Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft im Westen erreicht hätte. So wie z. B. Gysi von der Konvertierbarkeit der DDR-Mark träumte.

Gruss Spider

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05.01.2010 15:58von ( gelöscht )
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Zitat von Spider
Habe damals die Pressekonferenz auch live gesehen und hab es so verstanden, dass zunächst
nur die einfacher hätten reisen sollen, die die ständige Ausreise wollen. Die hätten dann nicht über Drittländer gehen brauchen, was ja dem Image der DDR enorm geschadet hat. Wenn der erste
Druck rausgewesen wäre, wären die Grenzen wieder dicht gewesen.


Hallo Susanne und icke46, vielen Dank.

Spider, es herrschen anscheinend zwei verschiedene Meinungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Begriff "staendige Ausreise" nicht verstehe.

War der Zweck dieser Regelung die Grenze endgueltig aufzumachen, oder nur die rauszulassen die sowieso ueber Ungarn geflohen waeren?

Vielen Dank!
Berliner

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05.01.2010 16:04von ( gelöscht )
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Zitat von Berliner
Vielleicht liegt es daran, dass ich den Begriff "staendige Ausreise" nicht verstehe.


@berliner, mit ständige ausreise waren die antragsteller bei der abt. inneres gemeint die ihren ständigen wohnsitz dauerhaft verlegen wollten. diese waren auch mit der verkündung von schabowski gemeint. deshalb fing man auch bei der pke bornholmer strasse an, deren ausweise unbrauchbar zu stempeln. alle anderen sollten nach viserteilung beim vpka/ vpki reisen können ohne angabe von gründen.
der zettel von schabowski brachte alles durcheinander...

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( gelöscht )
05.01.2010 16:24von ( gelöscht )
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[quote="GilbertWolzow"]deshalb fing man auch bei der pke bornholmer strasse an, deren ausweise unbrauchbar zu stempeln.

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Obwohl diese "Abgestempelten" gar nicht "ständig Ausreisen" wollten??
Tut mir leid, das verstehe ich nicht, Gilbert.
Schönen Gruß aus Kassel

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05.01.2010 17:09von ( gelöscht )
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Zitat von GilbertWolzow
deshalb fing man auch bei der pke bornholmer strasse an, deren ausweise unbrauchbar zu stempeln.
[quote="wosch"]Obwohl diese "Abgestempelten" gar nicht "ständig Ausreisen" wollten??
Tut mir leid, das verstehe ich nicht


ja, so war es. am anfang hoffte man noch ruhe* vor der güst bornholmer str. zu bekommen in dem man einzelne "schreihälse" heraussortierte und diese ausreisen lies. dabei stempelte man deren personalausweise mit dem stempel der güst auf das passbild ungültig. ihnen wäre unter normalen umständen eine wiedereinreise unmöglich gewesen. diejenigen die somit ausreisten ahnten nichts davon...


*die vorsicherung der vp wurde auf befehl eines osl der vp (aus feigheit ?) zurückgezogen. somit lastete die gesamte verantwortung auf der pke

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