Alexander Schalck-Golodkowski, der Kapitalist im Sozialismus

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10.12.2009 18:03
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#1
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Augenzeuge ( gelöscht )

Was Schalck 1970 an der Juristischen Hochschule Potsdam abgeliefert hat, liest sich wie eine Anleitung zum Wirtschaftsverbrechen: Die Autoren präsentieren eine Fülle von "Vorschlägen, um durch gezielte, offizielle und nichtoffizielle Maßnahmen zusätzliche Devisenquellen" zu erschließen. Bis zum Fall der Mauer realisierte Schalck Zug um Zug sein theoretisches Konzept mit Hilfe einer Spezialbehörde, die ein scheinbar harmloses Etikett trug: "Kommerzielle Koordinierung". Das Kürzel KoKo wurde schnell zum Synonym für Macht und Moneten. Das Netz seiner mehr als 220 Tarnfirmen überspannte die ganze Erde.(Spiegel)

Der ganze Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15158107.html


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10.12.2009 18:11
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#2
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Augenzeuge ( gelöscht )

Wie Schalk 1986 einen mazda 626 reparieren liess:

Am 19. August 1961 besuchte ein Stoßtrupp von DDR-Schriftstellern die Kampfgruppen am eben erst errichteten "antifaschistischen Schutzwall" in Berlin. Im "Einsatztagebuch" der II. motorisierten Batterie der 3. Hundertschaft der Bezirksreserven Berlin, begonnen am 13. August, dem Tag des Mauerbaus, wurde der "große Besuch" protokolliert. Darunter waren Bruno Apitz, Stephan Hermlin und Bodo Uhse, verantwortlich für die Führung des Tagebuchs war "Gen. Schalck".

25 Jahre später bekam der Genosse Alexander Schalck-Golodkowski wieder die Gelegenheit, einen DDR-Dichter zu betreuen. Hermlins Sohn hatte mit dem Wagen seines Vaters, einem Mazda 626, einen Unfall, bei dem das Auto schwer beschädigt wurde, worauf Hermlin, "der sich keinen Rat wußte für die Reparatur des Fahrzeugs, weil dieser Wagentyp hier nicht instand gesetzt werden kann", Hilfe von der SED erbat. Die für Kultur zuständige Abteilungsleiterin Ursula Ragwitz nahm sich der Sache an und erreichte, nachdem sie den "zuständigen Genossen des MfS" konsultiert hatte, daß "der Wagen in Westberlin repariert" wurde. Die Reparaturkosten von 7004,47 DM aus eigener Tasche zu begleichen bereitete dem "Genossen Hermlin offensichtlich große Schwierigkeiten, denn seine Honorareinkünfte scheinen in dieser Höhe nicht vorhanden zu sein", schrieb Ursula Ragwitz am 28. April 1986 an den "Genossen Günter Mittag" und schlug vor "zu prüfen, welcher Weg gefunden werden kann", um Hermlin aus der Not zu helfen, was "aus politischen Gründen ... günstig und zweckmäßig" sei.

Mittag wandte sich an den Genossen Schalck, inzwischen für Devisenbeschaffung zuständig, und der löste das Problem. "Es wird vorgeschlagen", schrieb Schalck am 6. Mai 1986 in einem Brief an das Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED, Günter Mittag, "die Bezahlung der Valuta-Rechnung in Höhe von 7004,47 DM durch uns vorzunehmen." Hermlin wurde der gleiche Betrag, freilich in DDR-Mark, in Rechnung gestellt - der Dichter wurde nur mit einem Bruchteil der tatsächlichen Reparaturkosten belastet. Bei alldem verfolgte das MfS offenbar auch eigene Interessen. "Der Vorgang wurde ausgewertet und die notwendigen Schlußfolgerungen gezogen", schrieb Schalck an Mittag. "Mit kommunistischem Gruß". (Spiegel)


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10.12.2009 19:27
avatar  S51 ( gelöscht )
#3
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S51 ( gelöscht )

Nüchtern gesehen war er seinerzeit ein erfolgreicher Manager (DDR-Deutsch: Organisator), dessen größtes Problem sicherlich der Neid von uns allen (mich eingeschlossen, würde auch gern am Tegernsee wohnen) Rest-DDR-lern war und ist.


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10.12.2009 19:38
avatar  Rainer-Maria-Rohloff ( gelöscht )
#4
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Rainer-Maria-Rohloff ( gelöscht )

Noch nüchterner gesehen, S51, ist er, der Schalk auch bloß ein Mensch, der es nicht mitnehmen kann, den das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen.
Also kein Neid und mehr solcher Männer damals und wir hätten den Westen aufgekauft, nein, besser wir hätten ihn uns organisiert, anorganisiert...ha, ha, ha.

Gruß Rainer- Maria


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10.12.2009 20:49
avatar  chucky ( gelöscht )
#5
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chucky ( gelöscht )

Rainer,
die Menschen sind zu unterschiedlich, es geht nicht


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10.12.2009 21:57
avatar  Zermatt ( gelöscht )
#6
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Zermatt ( gelöscht )

Ja der gute Schalck,um sich vor dem Politbüro wichtig zu tuen und seine Unentbehrlichkeit
unter Beweis zu stellen,schlug er noch im Krisenjahr 1989 genossen Mittag vor,mal eben 160
PKW vom Typ Citroen BX 19 für die Creme der DDR zu bestellen.
Die Finanzierung,so Schalck,könnte aus Wettbewersverpflichtungen seines KoKo erfogen.
Tatsächlich erfolgte die Bezahlung vom Konto 628,das waren die Gelder ,die von den Häftlingsfreikäufen stammten.


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10.12.2009 22:14
avatar  Rainer-Maria-Rohloff ( gelöscht )
#7
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Rainer-Maria-Rohloff ( gelöscht )

Zermatt, was soll es, ob das Geld von den Freikäufen war oder anderswoher und schau dich heute um wie sie Schieben, Mauscheln, die sauren Steuergroschen des Volkes auf den Kopf kloppen, unsere " obersten Zehntausend".Dicke Audi A8 unterm Hintern, dicker gehts nimmer, wo der Benzinverbrauch jenseits von Gut und Böse liegt.
Immer an die eigene Nase...fassen, aber du kennst den alten Satz.
Ich glaube, das wird noch ganz lustig, wenn der Schalck einmal vom Leder zieht, wer da wohl mit wem in Ost und West?
Hatte sich der Mann überhaupt schon erleichtert, siehe seine Memoiren?

Gruß Rainer- Maria


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10.12.2009 22:46
avatar  westsachse ( gelöscht )
#8
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westsachse ( gelöscht )

@ RMR
Was war damals? Was ist heute? Immer damalige Sachverhalte der DDR mit heutigen oder damaligen Sachverhalten der BRD zu vergleichen ist nicht in Ordnung. Richtig ist doch, dass die Seite auf der wir standen, die grössere Scheisse (und das schreibe ich bewusst aus) gebaut hat. Das es solche Leute wie Schalk gab (im Übrigen, welch treffender Name) und diese Leute es auch geschafft haben, ihre Felle in's Trockene zu bringen muss man einfach anerkennen.

Gruß

westsachse


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10.12.2009 22:47
avatar  Zermatt ( gelöscht )
#9
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Zermatt ( gelöscht )

Memoiren ? Ich schau mal nach ob der gute Schalck da schon aktiv war,würde mich jetzt auch mal
interessieren.


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10.12.2009 22:59
avatar  Rainer-Maria-Rohloff ( gelöscht )
#10
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Rainer-Maria-Rohloff ( gelöscht )

Westsachse, ich habe doch nichts gegen den Mann, weil ich selbst Einer war, ein ganz Kleiner war, der seine Schäfchen schon zu DDR- Zeiten ins Trockene gebracht hat.
Über die Sch...., da liese sich streiten, denn deren Anteil kommt mir heute mehr vor.
Und ich habe ein gutes Gespür.

Gruß Rainer- Maria


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10.12.2009 23:04
avatar  icke46
#11
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Hallo, Zermatt et al.,

Alexander Schalck-Golodkowski: Deutsch-deutsche Erinnerungen

Nur noch antiquarisch zu haben.

Gruss

icke


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10.12.2009 23:11
avatar  Zermatt ( gelöscht )
#12
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Zermatt ( gelöscht )

Danke Icke

also mal ein wenig suchen.


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10.12.2009 23:51
avatar  CaptnDelta ( gelöscht )
#13
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CaptnDelta ( gelöscht )

In der Strauss-Biographie "Strauß: Aufstieg und Fall einer Familie"
"http://www.amazon.de/Strauß-Aufstieg-Fall-einer-Familie/dp/3499623021/ref=pd_sim_b_1"
sind auch mehrere Kapitel den Beziehungen zu ASG gewidmet.



-Th


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11.12.2009 04:33 (zuletzt bearbeitet: 11.12.2009 04:43)
avatar  Berliner ( gelöscht )
#14
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Berliner ( gelöscht )

ich fand dieses Interview mit Schalck-Golodkowski 1991 auf youtube in 4 Teilen.
Sehr interessant...

Berliner






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11.12.2009 08:22
avatar  GilbertWolzow ( gelöscht )
#15
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GilbertWolzow ( gelöscht )

ich hatte mir mal das haus von alexander schalck-golodkowski in bln-hohenschönhausen angesehen. kurioserweise was seines recht unauffällig, während man das haus seines stellvertreters schon als protzig bezeichnen kann. sagt auch viel aus...


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