Halt! Hier Grenze - Auf den Spuren der innerdeutschen Grenze

13.10.2008 15:34
avatar  Angelo
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Kommentare zur DVD "Halt hier Grenze"
Endlich mal wieder eine echte Dokumentation, die man auch problemlos im Unterricht zeigen kann! Die Schüler werden nicht durch -wie sonst so oft- nachgestellte Spielszenen abgelenkt, deren Ausgestaltung letztendlich immer der Phantasie eines Drehbuchautors entspringt, sondern erfahren die Fakten: 'so' war es entlang dieser Grenze. Es gibt auch einige Interviews mit Personen, die die Grenze wohl selbst miterlebt haben, die aber (mehr aus wissenschaftlicher Sicht) belegbare Fakten berichten oder ganz sachlich die kulturhistorischen bzw. geschichtlichen Aspekte dieser Grenze aufzeigen. Man wird also nicht von Zeitzeugen beeinflußt, die sich immer an irgendetwas zu erinnern versuchen, was man entweder glauben kann oder eben nicht. Eine Tafelprojektion mit einem Beamer und eine gute Tonanlage sind zu empfehlen. Dann bekommt man den richtigen Eindruck von dieser Grenze, wie sie wohl auch war: absurd groß, gefährlich, eine tödliche Schneise mitten im Leben und in der Gesellschaft, kalt und grausam.
Der Film war auch sehr aufschlußreich für die Vorbereitung einer Exkursion zu den Schauplätzen (Gedenkstätten), die beschrieben werden.

Der Film dokumentiert umfassend das System der Grenzsicherung und der Grenzanlagen entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze.
Gleichzeitig erzählt er die Geschichte dieser Grenze, vom Aufbau der ersten Kontrollen nach dem 2. Weltkrieg bis zur Öffnung der Grenzübergänge im Jahr 1989.Von der Tschechei bis zur Ostsee zeigt der Film in bewegenden Bildern und Interviews ausführlich alle größeren Orte entlang der Grenze.Neben dem Film befinden sich auf der DVD noch weitere Interviews und ein ausführlicher Rundgang durch die absurd groß dimensionierten Anlagen der Autobahn-Grenzübergangsstelle Marienborn (Helmstedt) und deren unterirdischem Bunkersystem. (Mit sogenannten Gamma-Kanonen wurden in Marienborn alle Reisenden heimlich geröntgt!)

Der Film ist eine Reise entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. An verschiedenen Stationen werden Zeitzeugen bzw. Leiter entsprechender Gedenkstätten zur DDR-Zeit befragt. Es ist bedrückend zu sehen, wie scharf diese Grenze, die mitten durch EIN Land verlief, bewacht und gesichert wurde. Erinnert wird in dem Film an die menschenverachtenden Methoden, mit denen die DDR ihre Bürger an einer möglichen Flucht hindern wollte: Neben Stacheldraht und zahllosen Wachtürmen wurden auch Minen und Selbstschussanlagen verwendet, die in mehreren Tausend Fällen Menschen töteten oder schwer verletzten. Aufgeräumt wird auch mit der Behauptung der DDR, die Grenzsicherung habe der Abwehr eventueller Angriffe aus dem Westen gedient. Die Sperranlagen zeigten in Richtung DDR - schon dadurch wird klar, dass sie keineswegs der äußeren Absicherung dienten, sondern - wie es im Film so treffend ausgedrückt wird - nicht mehr waren als ein überdimensionaler Gefängniszaun.Ergreifend ist auch der filmische Rundgang über das Gelände des ehemaligen Grenzübergangs Marienborn. Die totale Kontrolle und die regelrechte Flucht-Paranoia des SED-Regimes wird anhand der Darstellung dieser (aus psychologischen Gründen ganz bewusst überdimensionierten) Kontrollstelle deutlich.Das große Verdienst dieses Films liegt darin, dass er nicht in die derzeit so weit verbreitete Verharmlosung der DDR einstimmt, sondern ganz im Gegenteil auf die Brutalität und Menschenverachtung des zweiten diktatorischen Regimes auf deutschem Boden hinweist. Er sollte daher an keiner Schule im Geschichtsunterricht fehlen. Deshalb bekommt der Film von mir auch 5 Sterne, obwohl ich den Preis für einen 60-Minuten-Film plus knapp 30 Minuten "Bonusmaterial" als deutlich zu hoch empfinde. Ein beeindruckendes, bewegendes und bedrückendes Dokument der deutschen Teilung.

Dieses Film "Halt hier Grenze" als DVD können Sie hier bestellen


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