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Der Befehl 36/86 des MfNV vom 31.03.1986 und die Ausweitung des Einflusses des MfS auf die Grenzsicherung


@berndk5
Deinen Hinweis auf die NSU Morde und die Zusammenarbeit von Geheimdienst und Polizei in der heutigen Bundesrepublik halte ich für problematisch.
Letztendlich ist die sehr strikte Trennung dieser beiden Bereiche heutzutage eine Folge der Situation und der Stellung des MfS in der DDR
Sie ist also genau so gewollt und ich glaube, dass kann man auch nur befürworten.

Zitat @Freienhagener:
Interessant wäre zu wissen, wie diese "Überwältigung" bei den Grenzoffizieren ankam, die ja schon vorher vom MfS gegängelt wurden.
Das ist eine aus meiner Sicht ganz besonders wichtige Frage, die ich auch extra beantworten möchte.
Einem Leser, der selbst nicht ständig in seiner Arbeit dem Blick, der Kontrolle und den "Ratschlägen" der zuständigen MA MfS ausgesetzt war muss es schwer fallen , meine Antwort differenziert und wertneutral aufzunehmen.
Ich kann hier auch nur für mich selbst sprechen. Das Urteil überlasse ich gerne allen Lesern.
Zuerst muss man definieren wer ich war und was ich zu tun mir aufgeladen hatte.
Ich war also Berufsoffizier der GT und Kompaniechef einer Linieneinheit, als direkt für einen Grenzabschnitt zuständig.
Das bedeutete nicht nur persönliche Verantwortung für rund 120 Soldaten unterschiedlicher Dienstgrade und Dienstverhältnisse, Technik, Bewaffnung, Munition und anderer materieller Werte, sondern auch der Grenzortschaften im Grenzkreis MÜHLHAUSEN und von 2 Grenzortschaften im Grenzkreis EISENACH. Zugehörig natürlich die dort tätigen Betriebe und Einrichtungen und dort lebenden Menschen.
Eine annähernd zuverlässige Aufgabenerfüllung, also keine Grenzdurchbrüche und besonders natürlich keine Fahnenfluchten in der Bilanz "zu haben" war schon etwas Existenzielles.
Ich schrieb gerade "zu haben"- im damaligen Sprachgebrauch hieß es aber zugelassen zu haben.
Das unterstellt immer und ohne Ausnahme, eine zumindest fahrlässige Beihilfe durch Fehler in der Arbeit als verantwortlicher Offizier.
Eine Fahnenflucht mit Ermordung des Postens oder Postenführers war ja leider immer wieder traurige Realität in allen Jahren . Begünstigende Ursachen waren immer, dass Anzeichen dafür entweder nicht vorhanden waren, oder nicht erkannt wurden.
Problematisch ist es aber, dass man ein solches Verbrechen hinterher nicht ungeschehen machen kann- also deshalb bestrebt sein muss, im Vorfeld eine solche Konflikt-Eskalation auszuschließen. Dazu sind aber die wirklich echten Möglichkeiten eines KC sehr begrenzt- die Verantwortung wird aber deshalb nicht geringer.
So ist man natürlich darauf angewiesen, entsprechende "Hinweise" des MfS-Abwehroffiziers mit dem man befehsgemäß zusammenzuarbeitenn hat, auch ernst zu nehmen.
Woher der Mann seine Informationen hat, dass die Freundin des Soldaten x fremd geht, oder die Ehefrau des Uffz. y sich scheiden lassen will, oder der Leutnant z vom letzten Schießen noch Schwarzmunition behalten hat- das sind Dinge, nach denen man besser nicht fragen sollte.
Der MfS-Mann hat meist nur dann über den Bataillonskommandeur gehandelt, wenn man selbst unentschlossen oder aus seiner Sicht nicht ernst genug gehandelt hat.
Mit meinem zunehmenden Dienstalter und Dienstgrad war es auch hin und wieder möglich, meinen Standpunkt bei einer Problembewertung einzubringen, der gelegentlich akzeptiert wurde, weil mine Sachkenntnis dann überzeugend war. Es durfte aber nicht feindlich aufgefasst werden, oder eine solche Position noch nicht einmal vermutet werden.
An dieser Frage gab es kein Pardon.
Als mit dem Befehl 36 die GBA´s des MfS eingeführt wurden, waren die ja pro Forma anwesende Berichterstatter und Vorschlagsberechtigte am Tisch des KC, der der alleinige Entscheider sein sollte.
Hier gab es wie überall "gute" und "schlechte" GBA´s .
Ich hatte 2 davon, von jeder Sorte einen.
Der Grenzbeauftragte des MfS für den Kreis Mühlhausen war ein altgedienter und in Ehren ergrauter Major Fer...., erfahren, psycholiogisch versiert und der aktuellen grenztaktischen Lage jederzeit angepasst. Auch ein breites Kreuz, um in schwieriger Situation kritische Entscheidungen des KC mitzutragen, wenn sie ihm ausreichend begründet waren.
Der für meinen Bereich zuständige GBA des Grenzkreises Eisenach, ein OLtn. Sauer.......... war nach meiner Einschätzung noch ein grüner Junge, der von Tuten und Blasen wenig Ahnung hatte- im Rahmen einer Schnellbesohlung "fit gemacht wurde" ohne fit zu sein. Null Toleranz, Alles nach Lehrbuch und Vorschrift, sonst Meldung!
Sehr gerne auch einmischend in Dinge, die ihn als GBA wirklich nichts angingen.
Es war schon in gewisser Hinsicht für einen KC ein Minenfeld, in dem man sich bewegte. Fehler konten erhebliche "Schmerzen" verursachen.
Dennoch habe ich bemerkt, dass es zwischen dem MfS der militärischen Abwehr und den GBA des MfS die den Kreisdienststellen zugeordnet waren, ganz klare Differenzen gab. Gleiches galt auch für die PKE-Leute des MfS.
Also war da schon eine gewisse Hack-Ordnung, bzw. ignorieren/Herabsetzen der Anderen im Vergleich mit der eigenen Wichtigkeit.
Mit extremem Fingerspitzengefühl konnte man im Einzelfall da mal einen gegen den Anderen in Marsch setzen- es ist mir aber auch nur in einem einzigen Fall gelungen um meinen Arsch zu retten. Dabei ging es nur darum , dass geplante FHG-Streifen bei der Überprüfung im Einsatz durch den jungen OLtn. nicht angetroffen wurden, obwohl sie im Grenzdienstbuch eingetragen waren. Die FHG waren auch tatsächlich nicht im Dienst erschienen............
Zurück zur Frage ist zu sagen, dass die Zusammenarbeit im Ergebnis dieser "Überwältigung" gut sein konnte, aber nicht immer war. Alternative wäre nur das einege Beenden der gegenwärtigen Laufbahn gewesen.
Jede Kritik an einem GBA wurde fast dem Versuch einer Majestätsbeleidigung geleichgesetzt- man hatte dann die politische Bedeutung der Grenzsicherung nicht verstanden, was die Konsequenzen vorprogrammiert hatte.
Eine sachliche Prüfung fand nahezu nie statt.
Man konnte diese Überwältigung also nur hinnehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen.

Hier etwas zu den Grenzbeauftragten.
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/a...772_Bl_1-61.pdf
#64


Zitat
Deinen Hinweis auf die NSU Morde und die Zusammenarbeit von Geheimdienst und Polizei in der heutigen Bundesrepublik halte ich für problematisch.
Letztendlich ist die sehr strikte Trennung dieser beiden Bereiche heutzutage eine Folge der Situation und der Stellung des MfS in der DDR
Sie ist also genau so gewollt und ich glaube, dass kann man auch nur befürworten.
Hierbei hatte man in der Bundesrepublik aber schon einige Jahrzehnte Zeit, um Strukturen zu entwickeln, welche die negativen Folgen der "DDR-Zusammenarbeit" verhindern, aber gleichzeitig Informations- und Sicherheitslücken vermeiden.
Wenn diese "Verbindungsknoten" dann unter parlamentarischer und rechtlicher Kontrolle funktionieren, könnte es ja mal klappen, dass man Schwerverbrechern und Terroristen nicht immer nur hinterher läuft.
Außerdem sollte ja auch die "Große Ideologie", die alles in der DDR zusammenhielt, in unserem jetzigen System keine Rolle spielen.
Ich hoffe mal, dass ich mich da nicht täusche.
#65





Zitat von Westfale63 im Beitrag #65
Die Trennung von Polizei und Geheimdiensten in der Bundesrepublik und ihren Bundesländern ist eine Folge des NS-Systems.
Ich danke Dir, dass Du das noch erwähnst.
In meinem Text fehlte ein "auch".

Zuerst danke an berndk5 für seine Darlegungen/ Sichtweise zu den 1986 ergangenen Befehlen.
Es verdichtet sich der Eindruck, dass die SED-Führung selbst an der Loyalität und Befehlsumsetzung ihrer Grenzkommandeure zunehmend zweifelte und durch die Installation eines GBA des MfS in den KD der Kreise wirklich alles versuchte zu beherrschen, zu koordinieren und zu kontrollieren.
Die Kommandeure der GT müssen sich doch dadurch nahezu entmündigt gefühlt haben und Frustration hat sich bei ihnen aufgebaut.
Gleichzeitig zeigen diese Befehle auch, wie verängstigt und ohne wirkliche Handlungsoptionen die SED Führung (vertreten durch die drei Minister, welche die Befehle erteilten) auf gesellschaftliche Veränderungen in der DDR reagierte.
#69


#70


Zitat
Die Trennung von Polizei und Geheimdiensten in der Bundesrepublik und ihren Bundesländern ist eine Folge des NS-Systems.
Genauso wie die Zerhackstückelung des Staates in Bundesländer. Danach kam noch die DDR-Erfahrung sozusagen als "Wasser auf die Mühle" für diese Strukturen. Dabei hat man dann aber vor lauter "Begeisterung" vergessen die anderen Hausaufgaben zu machen.
#71


Die Einzelheiten konnte ich nicht wissen. Aber sie haben mich nicht überrascht.
Da war der Grundwehrdienstleistende freier, besonders draußen.
"Frei" mag in dem Zusammenhang seltsam klingen.
Aber sicherlich wissen die meisten hier, wie das gemeint ist.
Draußen konnte man den Überbau zeitweise vergessen.


Letztendlich wird doch auch hier deutlich;
Ein autonomes Handeln stattlicher Institutionen hat es in der DDR nur in einem sehr stark begrenzten Umfang gegeben.
Alles geschah unter den Augen der SED und dem von ihm beauftragten MfS.
Dies sollte man bei allen Vergleichen zwischen der DDR und der heutigen Bundesrepublik stets im Auge behalten.
Die individuelle Verantwortung des Einzelnen und einzelner Institutionen wird dadurch aber, meiner Meinung nach, nicht entschuldigt. Auch hier gab es Gestaltungsmöglichkeiten.

Zitat von axelloko im Beitrag #72
Letztendlich wird doch auch hier deutlich;
Ein autonomes Handeln stattlicher Institutionen hat es in der DDR nur in einem sehr stark begrenzten Umfang gegeben.
Alles geschah unter den Augen der SED und dem von ihm beauftragten MfS.
Dies sollte man bei allen Vergleichen zwischen der DDR und der heutigen Bundesrepublik stets im Auge behalten.
Die individuelle Verantwortung des Einzelnen und einzelner Institutionen wird dadurch aber, meiner Meinung nach, nicht entschuldigt. Auch hier gab es Gestaltungsmöglichkeiten.
@axelloko Sicher, diese unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten gab es. Abhängig war das meist von der Person an der Spitze, der einer Institution seinen Stempel aufdrückte.
War die Person ein Hardliner, dann waren seine Gefolgsleute oftmals so unter Druck, dass sie nicht auszuscheren wagten.
War der Chef umgänglich, dann setzte sich das oft auch nach unten durch, es sei denn einer wollte ganz schnell nach oben und hat am Stuhl gesägt.
Ich kenne das aus meiner Schulzeit. Nach dem Wechsel des Direktors wehte ein besonders kalter Wind über den Schulhof und durchs Gebäude. Die älteren Lehrer schotteten sich ab und die Junglehrer mauserten sich entsprechend, oder gingen an eine andere Schule.
Uli

Da warte ich mal auf die Beispiele die @berndk5 schreiben wird
Ich plane zur Zeit eine Fahrradtour zu verschiedenen Kasernen um dort über die grenzüberwachung auf beiden Seiten zu Berichten
West und Ost plus der Zkom‘ s
Da wird ich sicher noch Anregung finden

Bevor es weiter gehen soll, frisch und ausgeruht sei noch eine kleine Randbemerkung gestattet.
Es ist aus meiner Sicht unzumutbar, eine Vergleich (Militär- und Behörden-bezogen) zwischen der Bundesrepublik und der DDR ziehen zu wollen.
Dennoch ist sich jede Staatsform dem Selbsterhaltungstrieb und der Verantwortung zum Schutz der eigenen Bevölkerung nach verpflichtet, im Kampf gegen schwerste Verbrechen, Terrorismus und Krieg alle nur möglichen Potenzen und Ressourcen zur Aufklärung und Abwehr, sowie der Prävention zu bündeln. Dies schließt doch meiner Meinung nach die parlamentarische Kontrolle nicht aus- oder hatte das irgendjemand fälschlicherweise so interpretiert?
Ein Problem in der heutigen Bundesrepublik besteht aus meiner Sicht darin, dass ein überdurchschnittlich starkes Ressort-Denken den erforderlichen Ergebnissen fast immer im Wege steht. Aber diese Problematik ist ja nicht Gegenstand des Themas und könnte bei Bedarf an anderer Stelle breiter und besser diskutiert werden.
Ich möchte an dieser Stelle auch @Alfred danken, dass er ein Dokument eingestellt hat (zu den GBA), welches mir bisher noch nicht bekannt war. Darin wird schon bei den Datumsangaben sichtbar, welche Vorbereitungsfragen bis zum Erlass des Befehls bereits geklärt waren, was auch völlig normal einzuschätzen ist.
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