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Mein Blick zurück in die Vergangenheit.

Zitat von Cambrino im Beitrag #10
Es ist wieder so weit. Heute um diese Zeit (nachts) vor 59 Jahren am 10.02.63 habe ich zum ersten Mal den Boden der BRD unter meinen Füßen gespürt (bei ca. 30 cm Schnee). Es war ein schönes Gefühl, das hohe Risiko heil überstanden zu haben.Ich denke Heute noch daran, wie ich im eingezäunten Minenfeld im Schnee saß und Zigarettenpause machte. Der gefärlichste Augenblick kam erst jetzt, denn ich mußte ja nun irgentwie durch die Minen kommen, ich war damals 25 Jahre alt und wollte am Leben bleiben. Auf Grund meiner Kenntnisse von diesem Minenfeld fand ich aber einen guten Weg, da durch zu kommen. Nach 10 Tagen hatte ich dann schon einen neuen Arbeitgeber und blieb bis zur Rente dort. Nun konnte und mußte ich meine eigene Lebensplanung selbst gestalten ohne Bevormundung und ohne politisches Einmischen.
Jedes Jahr um diese Zeit, an diesem Tag denke ich noch zurück und sage ganz leise, ein bißchen Glück war auch dabei. Meine Fußspuren im tiefen Schnee haben die wohl gefunden, die konnten sie auch behalten, denn ich brauchte sie ja nicht mehr. Ja, wie schnell doch die Zeit vergeht, manchmal denke ich, das war erst im letzten Winter. Aber es sind doch schon 59 Jahre her, als ich es gewagt habe ohne zu fragen, die DDR zu verlassen. Ich habe es bis Heute nicht bereut und es war auch noch der richtige Zeitpunkt, später vielleicht unmöglich gewesen. Als letzter Satz in der Begründung zu meinem Haftbefehl heißt es "Zur Wiederergreifung des Beschuldigten auf den Transitwegen ist die Ausstellung eines HaftbefehlS gerechtfertigt. Verletzte Rechtsgrundlage : § 8 Paßgesetz." So, und jetzt erstmal einen heißen Glühwein und dann zu Bett.
Cambrino
Glückwunsch Cambrino zu deinem Jahrestag. Ich kann deine Glücksgefühle von damals voll nachvollziehen. Habe es ja auch erlebt. Ich habe am 31. März den 57. Jahrestag. Ich muss aber etwas länger aufbleiben, ich hatte um 2:10 h die Grenzlinie überschritten.Wir gehören zu der "Elite der Sperrbrecher"

Zitat
Man sollte aber nicht vergessen, dass auch im Wirtschaftswunderland nicht alles Gold war was glänzte.
Entschuldige bitte, @Fall 80 dieser Satz ist sowas von blöde und abgegriffen, den hörte ich schon vor meiner Flucht immer. Hatte aber mit der Realität im damaligen Westen ganz und gar nichts zu tun. Es war ganz anders. Natürlich musste man arbeiten, das muss man in jedem Land der Welt. Aber das Geld lag auf der Straße, die Mühe es aufzuheben musste man sich schon machen. Ich bin ein leistungsorientierter Mensch und daher habe ich damit überhaupt keine Probleme gehabt. Ich habe an der Verbesserung meiner Bildung und an meiner Berufsausbildung gearbeitet und das hat reiche Zinsen ergeben. Alles Dinge die mir in der DDR verwehrt waren. Die Diskriminierung von Kindern aus Nichtarbeiterfamilie war in den 50er Jahren gewaltig. Es hätte nur noch gefehlt, dass wir einen gelben Handwerkerstern an der Kleidung hätten tragen müssen.


Ich bin ja selbst ein Beispiel, dass auch eine gute Herkunft und stabile wirtschaftliche Verhältnisse ein gewisses Scheitern nicht verhindern, Das hängt immer von der Persönlichkeit und auch von Umständen ab. Manchmal glaube ich sogar, dass genau das die Gründe waren.
Wenn man in guten finanziellen Verhältnissen aufwächst fehlt manchem vielleicht der Blick, dass das nicht immer so bleibt. Man wird leichtsinnig und schon kann es bergab gehen.
Aber wie gesagt, es hängt vom Einzelnen ab. Und eben nicht von einer bestimmten politischen Einstellung einem Staat gegenüber der Dankbarkeit erwartet. Das glaube ich ist der entscheidende Unterschied gewesen.
Der Bundesrepublik als Staat war die Dankbarkeit ziemlich egal.
#19


Vielleicht gab es in der DDR mehr Prekäre als im Westen, trotz Arbeitsplatz (Geringverdiener) und Wohnung (oft nur ne "Hornzsche" in zerfallenden Städten).
Der "Vorteil" des Sozialismus: Es wurde keine offene Statistik geführt - im Gegenteil.
Aber einem begegneten im Alltag genug "Assis".
Mehr als genug sind mir beim beruflichen Auswechseln von Gaszählern begegnet.


Ja das war auch so ein Eindruck bei meinen ersten Kontakten 1990 in der noch existierenden DDR.
Gerade im Bereich der Bahnhöfe und in den "Mitropa" Gaststätten sah man doch schon ganz schwere Fälle von Alkoholismus und Verwahrlosung. Da ich ja immer mit der Bahn unterwegs war, fiel mir das schon auf.
Das waren dann natürlich Leute, die nach der Wende aus sämtlichen Netzen fielen.
Dieser Eindruck war etwas, was ich von der DDR gar nicht erwartet hatte.

Zitat von Rostocker im Beitrag #21
Ich mach es mal ganz kurz---ich bin in der DDR über die Runden gekommen und nach der Wende auch.
@Rostocker Das ist gut so für dich. Es gab aber eine Menge Leute, die das neue System nicht gerafft haben. Und die suchen, so wie der Mensch gestrickt ist, überall die Schuld nur nicht bei sich selbst. Das kann man auch oft hier im Forum lesen.

Zitat von Freienhagener im Beitrag #19
Vielleicht gab es in der DDR mehr Prekäre als im Westen, trotz Arbeitsplatz (Geringverdiener) und Wohnung (oft nur ne "Hornzsche" in zerfallenden Städten).
Der "Vorteil" des Sozialismus: Es wurde keine offene Statistik geführt - im Gegenteil.
Aber einem begegneten im Alltag genug "Assis".
Mehr als genug sind mir beim beruflichen Auswechseln von Gaszählern begegnet.
Das habe ich auch so gesehen. Schon mal vor meiner Flucht sind mir so einige Typen in meiner Stadt aufgefallen, die man nur noch als asozial bezeichnen konnte. Übrigens dein Slang Begriff für Wohnung den finde ich richtig gelungen. Ich verstehe ihn ich hab ihn aber sehr lange nicht gehört.



Während meiner Dienstzeit 1959, auf einer Heimfahrt zu meinen Eltern, hatte ich in Berlin (Ostbahnhof) lange Aufenthalt (war in Zivil). Diese Zeit nutzte ich aus Neugier zu einem Abstecher mit der S-Bahn über Friedrichstraße nach West-Berlin. Schaufensterbummel, Zigarettenkauf und wieder zurück zum Ostbahnhof und weiter zu meinen Eltern. Zu diesem Zeitpunkt kam mir nie in den Sinn, auch gleich auf der anderen Seite zu bleiben. Bis 1961 hätte ich auch in meinem Grenzabschnitt zu jeder Zeit ohne Gefahr auf die andere Seite verschwinden können. Mein Plan zur Flucht entstand erst Ende Januar 1963, ca. 3 Monate nach meiner Entlassung aus dem Dienst an der Grenze. Darüber habe ich hier schon mal ausführlich geschrieben.
Cambrino

Zitat von Gert im Beitrag #17Zitat
Man sollte aber nicht vergessen, dass auch im Wirtschaftswunderland nicht alles Gold war was glänzte.
Entschuldige bitte, @Fall 80 dieser Satz ist sowas von blöde und abgegriffen, den hörte ich schon vor meiner Flucht immer. Hatte aber mit der Realität im damaligen Westen ganz und gar nichts zu tun. Es war ganz anders. Natürlich musste man arbeiten, das muss man in jedem Land der Welt. Aber das Geld lag auf der Straße, die Mühe es aufzuheben musste man sich schon machen. Ich bin ein leistungsorientierter Mensch und daher habe ich damit überhaupt keine Probleme gehabt. Ich habe an der Verbesserung meiner Bildung und an meiner Berufsausbildung gearbeitet und das hat reiche Zinsen ergeben. Alles Dinge die mir in der DDR verwehrt waren. Die Diskriminierung von Kindern aus Nichtarbeiterfamilie war in den 50er Jahren gewaltig. Es hätte nur noch gefehlt, dass wir einen gelben Handwerkerstern an der Kleidung hätten tragen müssen.
@Gert Gert Du bist doch alt und erfahren genug um zu erkennen, dass der Mensch in erster Linie das sieht, was er will oder was er sehen soll.
Beginnend mit der Arbeitsteilung innerhalb der Urgesellschaft wird der Neid zwischen den Menschen geschürt.
Den Kommunisten war es schon immer ein Dorn im Auge, wenn jemand mehr Eigentum hatte als seine persönlichen Dinge wie Kleidung, Möbel usw.
Für die Superreichen ist der Rest der Bevölkerung nur Dekoration. Manche von denen bemerken nicht mal wer denn diesen Reichtum erarbeitet.
Auch in den reichen Ländern gibt es immer Randgruppen, welche am Existenzminimum knappern.
Wem es gut geht, der sieht so etwas oft nicht mehr und es berührt ihn auch oft nicht wenn er es doch einmal zu sehen bekommt.
Ganz schnell ist man dann immer dabei zu sagen, dass ist dann jedem seine eigene Schuld.
Uli


Also ich glaube, wer wissen wollte, welche Schwierigkeiten es auch in der Bundesrepublik geben konnte, war informiert.
So gesehen mussten alle Übersiedler wissen, was sie im Westen erwartete
Und sicher hat das viele abgehalten die Ausreise zu beantragen.
Eine Flucht war ja ab Errichtung der modernen Grenze so gut wie nicht mehr möglich
Tatsache ist aber auch das einige in beiden Systemen scheiterten.

Zitat von axelloko im Beitrag #27
Also ich glaube, wer wissen wollte, welche Schwierigkeiten es auch in der Bundesrepublik geben konnte, war informiert.
So gesehen mussten alle Übersiedler wissen, was sie im Westen erwartete
Und sicher hat das viele abgehalten die Ausreise zu beantragen.
Eine Flucht war ja ab Errichtung der modernen Grenze so gut wie nicht mehr möglich
Tatsache ist aber auch das einige in beiden Systemen scheiterten.
also @axelloko das habe ich anders erlebt. Genau wusste ich nicht was mich erwartete. Ich war in den 50er Jahren als Kind ein paar mal im "Westen", genau gesagt in Braunschweig. Ja da habe ich einiges gesehen, auch negatives. Z.B wohnten gegenüber von meines Vaters Wohnung in einem Hochbunker aus dem 2.Weltkrieg Ostzonenflüchtlinge. Da habe ich mich mit einem angefreundet und der nahm mich mal mit in diesen Bunker. Davon war ich als 12 jähriger geschockt. Es stank mächtig, es war kein Tageslicht dort, die Räume waren eng usw. 1961 im Sommer kurz vor dem Mauerbau war ich dann noch mal in Westberlin. Da war natürlich der Kontrast zwischen West und Ost sehr gut zu sehen. Man war schon ziemlich isoliert und bekam nicht so viel mit. Ich musste vieles umlernen und neu lernen, das ging von der Bedienung einer Telefonzelle bis zur Erstellung einer Steuererklärung ( gab's in der DDR überhaupt nicht ) so. Ich stolperte weitgehend ahnungslos in diesen Betrieb Bundesrepublik, praktisch passierte mir das Gleiche was die ehemaligen DDR Bürger 1990 durchmachen mußten. Ich brauchte schon ca. 4 - 5 Jahre bis ich gut drauf war für das neue Leben

Zitat von axelloko im Beitrag #28
@Fall 80
Ich rede ausdrücklich nicht von mir.
Aber die Behauptung, jeder ist seines Glückes Schmied stimmt nicht immer.
Und leider heute stärker, als in früheren Jahren
@axelloko Ja, die äußeren Rahmenbedingungen müssen schon stimmen. Aber einfach nur darauf warten, dass die gebratenen Tauben auf dem Teller landen reicht eben auch nicht. Zumindest muss man das Fenster öffnen und noch besser ist es wenn man einen Kescher hoch hält wenn der Taubenschwarm geflogen kommt.
Uli
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