Landung eines Segelflugzeuges bei Erbenhausen

07.02.2021 16:46
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Landung eines Segelflugzeuges bei Erbenhausen

Hier noch für die User aus dem Forum DDR Grenze ein weiterer Beitrag von mir, den ich während meiner 7 Tages-Sperre hier im Forum, dann zuerst im „Forum Deutsche Einheit“ veröffentlicht habe.
Meinen Beitrag habe ich nach den Angaben von einer Tafel am Friedensweg in der Rhön erstellt. Die Tafel für den Friedensweg hat Herr Gerhard Schätzlein erstellt und nach damals bestem Wissen und Datenlage erstellt. Herr Schätzlein hat mir die Möglichkeit gegeben, diese zu verwenden und daraus einen Beitrag zu formulieren. Die Formulierungen in diesem Beitrag sind von mir und demzufolge nicht einfach wörtlich von der Tafel am Friedensweg abgeschrieben.
Es gibt sicher einen bestimmten User hier, der die Informationen aus dem Artikel aus seinen Akten verbessern und genauer erstellen kann. Ich kann mich nur auf die Informationen von Herrn Schätzlein dazu stützen. Urheberrechte habe ich nicht verletzt, da ich diesen Beitrag nicht 1:1 von der Tafel am Friedensweg abgeschrieben habe. Ich möchte den Usern des Forum DDR Grenze diesen Beitrag nicht vorenthalten.

Am Mittwoch dem 05.08.1970 stand der erfahrene Segelflieger D. aus dem Taunus zu einem Segelflug bereit auf dem Startplatz der Segelflugschule auf der Wasserkuppe.
Die Wetterbedingungen auf der Wasserkuppe waren gut. Die Thermik und die Wolkenbildung versprachen einen normalen Rundflug um die Wasserkuppe und auch entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze in der Rhön. Der Start auf der Wasserkuppe verlief reibungslos, aber relativ schnell zog plötzlich Dunst auf und der erfahrene Segelflieger mußte versuchen im Geradeausflug eine große Wolke zu durchfliegen. Bei diesem Durchflug verlor er die Orientierung und noch dazu, ließ auch plötzlich die Thermik stark nach und es ging für ihn ziemlich schnell nach unten. Im letzten Moment vor einer harten Landung entdeckte er eine gemähte Wiese die sich als Notlandeplatz für ihn anbot.
Dort am Rand der Wiese standen noch Bauern, die das Heu auf einen Traktor aufluden. Der Pilot war heilfroh, daß er sein Segelflugzeug ohne Schäden dort notlanden konnte.
Es traf ihn wie ein Blitz als er feststellte, dass er in der DDR gelandet war. Kurze Zeit nach der Landung des Segelflugzeuges erschienen zwei Grenzsoldaten und nahmen ihn fest. Sie meldeten die Grenzverletzung über das Grenzmeldenetz an ihre Kompanie. Der Pilot wurde von den Grenzsoldaten zur Kompanie nach Erbenhausen verbracht und dort von Offizieren verhört.
Zwei Volkspolizisten brachten ihn später zu einer Befragung in ein Haus in Meiningen. Dort befragte ihn ein Major der GT ? nochmals nach dem Ablauf seines Segelfluges. Am darauffolgenden Donnerstag wurde er von der Staatssicherheit in Meiningen verhört. Danach wurde er am Donnerstagnachmittag nach Wartha zum Grenzübergang Bebra-Wartha verbracht und dort in die BRD zurückgeschickt. In der DDR war er nach seiner unfreiwilligen Landung korrekt behandelt und gut verpflegt worden.
In der Bundesrepublik zurück, wurde er von einem Mann in Zivil nach Gießen ins Notaufnahmelager gefahren. Nach einer kurzen Befragung dort am anderen Morgen durfte er gegen Mittag mit dem Zug von Fulda aus nach Hause fahren. Nach der örtlichen Presse interessierte sich auch der US-Geheimdienst für ihn, weil dieser nicht glauben konnte, daß er die DDR so schnell und relativ problemlos verlassen durfte.

Die Notlandung hatte noch ein finanzielles Nachspiel für Ihn. Er mußte an die LPG Gerthausen für die Beschädigung der Wiese rund 600 DM und an die DDR 300 DM zahlen. Das zuständige Amtsgericht verhängte gegen ihn zudem wegen fahrlässiger Führung eines Luftfahrzeuges eine Geldstrafe von insgesamt DM 477,20.
Es ist zu vermuten, dass die LPG Gerthausen von der Entschädigung in DM nichts erhalten hat, sondern diese in Mark der DDR ausgezahlt wurde.
Das Segelflugzeug wurde Wochen später an den Pilot in der BRD zurückgegeben.


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07.02.2021 17:21
#2
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Da ist der Mann ja noch gut weggekommen, wenn man das mit dem zeitgleichen Fall des Bad Schwartauer Gerhard Littmann vergleicht: https://www.ln-online.de/Nachrichten/Nor...-verbotene-Zone


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07.02.2021 17:27
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Die DDR Behörden haben sich relativ umgänglich und kulant gezeigt.
Das war nicht immer so in ähnlich gelagerten Fällen.


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07.02.2021 20:17
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#4
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Zitat von Westfale63 im Beitrag #2
Da ist der Mann ja noch gut weggekommen, wenn man das mit dem zeitgleichen Fall des Bad Schwartauer Gerhard Littmann vergleicht: https://www.ln-online.de/Nachrichten/Nor...-verbotene-Zone


Jeder Fall, seit den 50er Jahren war anders gelagert.
Anfangs noch sehr günstig, stiegen die Kosten für den Rücktransport + ""Strafe"" - ""Strafgelder"" seitens der DDR.
Gab da vor Jahren eine gute Dokumentation in einer Fachzeitschrift, wo zu gearbeitet wurde.

Anfangs brachte man von westlicher Seite die Flugzeuge, zerlegt, im Straßentransport bis an einen vereinbarten Grenzübergang.


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07.02.2021 20:20
avatar  mibau83
#5
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die friedenswegtafel die diesen vorfall schildert, steht an der straße gerthausen-weimarschmieden.


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