1.3.1990 Gründung der TREUHAND

20.02.2020 16:37 (zuletzt bearbeitet: 20.02.2020 17:05)
#1
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Wurde gegründet, um die DDR- Betriebe zu privatisieren. Sollte im Verlaufe des Bestehens zu einer Arbeitsplatzvernichtungs-
institution mutieren, durch unfähige, geldgierige Vorstände und Manager.Die Treuhand wurde als eine Anstalt des öffentlichen
Rechts gegründet, deshalb war jeder der Vorstände und Manager nicht persönlich für irgendwas haftbar zu machen. Es sollten
ca. 8500 ostdeutsche Betriebe in die bundesdeutsche Marktwirtschaft überführt werden. Man wollte natürlich damit den gro-
ßen Reinbach machen und rechnete mit Einnahmen in Milliardenhöhe. Nach ca. 4 Jahren zog man eine Bilanz und stellte fest,
dass sich ein Defizit von ca. 256 Milliarden DM angesammelt hatte. Für die Menschen in der ehemaligen DDR ergaben sich noch gravierendere Folgen, nämlich ca. 2,5 Millionen verlorene Arbeitsplätze mit der entsprechender Anzahl an Arbeitslosen.
Die angekündigte Aufteilung des "Volksvermögen" an die Bevölkerung der ehemaligen DDR erwies sich als eine Mär.Es wurde ja
eine geldwertige Auszahlung ins Spiel gebracht, um die Treuhand zu rechtfertigen. An diesen Quatsch habe ich nie geglaubt.
Das Ergebnis war wohl, dass sich viele westdeutsche Unternehmer, wie auch Vorstände und Manager der Treuhand, sich maß-
los bereichert haben auf Kosten der Bevölkerung. Betriebe wurde z.B. symbolisch für 1 DM verscherbelt, dann schnell von den
neuen Besitzer geschlossen, die Kosten trug ja die Treuhand und diese Immobilien waren vielfach Millionenwert. Aber damit
nicht genug, die Manager der Treuhand erhielten dafür fette Prämien. Man hat so wie in Deutschland üblich, die gesamten Un-
lagen unter Verschluss gehalten, um den gesamten Ablauf nicht öffentlich zu machen. Das war auch schon so brisant, weil
weigehende Fehler gemacht wurden. Die Hauptverantlichen Kohl und Breul hat das nicht geschadet.
Natürlich muß man auch feststellen, dass viele Betriebe marode waren und auch technisch veraltet.Natürlich hat sich die Treu-
hand total verschätzt, in dem sie einen Wert von 600 Milliarden annahm. Die richtigen Summen werden wir wohl nie erfahren.
Weiterhin waren die Betriebe personell überbesetzt und gaben viel Geld sozial aus, zum Beispiel für Kindergärten, Erholungs-
und Urlaubsheime, Betriebspolikliniken, Biblotheken usw..Rohweder, der erste Präsident der Treuhand, wollte angeblich brisan-
te Enthüllungen tätigen, auch über die bis heute verschwundenen Milliardenvermögen der SED. Ich halte das für ziemlich abend-
teuerlich, weil angeblich nichts gefunden wurde. Rohweder hatte wohl vernünftige Ansichten und ein gutes Ansehen. Das kann
man wohl von der Nachfolgerin, Breuel, nicht sagen. Rohweder wurde ja 1991 erschossen. Der Mord wurde nie aufgeklärt.
Unter Breuel, begann eine Phase von jungen Manager, die keine Erfahrungen hatten und selbsternannte Wirtschaftsberater.
Durch diese Kräfte wurden viel schlechte Verkäufe getätigt, wei sie auch unter Zeitdruck standen, denn alles sollte so schnell
wie möglich verscherbelt werden.Der Frust unter der Bevölkerung war groß. Proteste oder Streiks brachten kaum was.
Es entstanden z.B. folgende Aussagen:
- Treuhand- wie treu handelst du? oder
- Schluß mit der VerKOHLerei.
Gruß Frank


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20.02.2020 17:28 (zuletzt bearbeitet: 20.02.2020 17:33)
avatar  GKUS64
#2
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Dein Beitrag erinnert mich gleich wieder an meine erste Begegnung mit der Treuhand,
Dazu der folgende Link zu einem alten Beitrag von mir.

Die Geschichte(n) der Wende

Aus einem größeren Abstand muss man nun aber vielleicht auch einräumen, dass trotz aller Fehler, eine geordnete
Überführung der VEB´s in Privateigentum erfolgen sollte / ist?
Die Privatisierung in der ehemaligen Sowjetunion war demgegenüber eine totale Kungelei und Aufteilung der staatlichen Betriebe
unter alten Parteikadern.
Leider war 1990 fast der gesamte Markt für fototechnische Erzeugnisse, Heimelektronik und Computertechnik
bereits in Hand der Japaner und Koreaner, die Chinesen folgten.
Wo gibt es denn noch heute Großunternehmen in Deutschland, die auf diesen Gebieten führend sind und eine konkurrenzlose Groß-/Massenproduktion erzeugen?

Ist diese Entwicklung noch aufzuhalten?


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20.02.2020 17:50
#3
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Es gab gute Ergebnisse der Treuhand, aber mind. ebensoviele schlechte. Einige mittelständische Unternehmer aus meinem Kundenkreis erzählten mir da einiges, was da so gelaufen ist, damit sie ihre Firma zurückkaufen konnten. M.E. war das über weite Strecken ein Wirtschaftskrimi beispiellosen Ausmaßes.
Rohwedder - es ist komisch, daß da nie was aufgeklärt wurde. Bei anderen Prominenten gleicher Ebene läuft der Untersuchungsapparat lange auf Hochtouren. Für meine Begriffe zu früh eingestellt und nur halbherzig verfolgt. So als ob da jemand bremst. Das war m.E. ein Auftragsmord von einflussreichen Personen aus der Wirtschaft. So lange nicht das Gegenteil an´s Tageslicht kommt, muß man zu dieser Annahme kommen. Rohwedder wollte mehr sanieren - das hieße, die ostdeutsche Konkurrenz wird für einige Westfirmen weiterexistieren. Breuel hat mehr plattgemacht. Mitspieler in dem ganzen Wirtschaftskrimi waren sowohl skrupellose Mitarbeiter aus der DDR als auch ihre Vorgesetzten aus dem Westen. Klar, wenn ein Interessent an einer großen Ostfirma diese kaufen will, Verkaufswert z.B. 30 Mio DM und der stellt dem Bearbeiter einen Oberklassewagen vor die Tür, bekommt er die Firma auch für die Hälfte oder weniger. Sein Vorgesetzter wird froh sein, daß wieder ein Teil erledigt ist. Wie oben schon gesagt, nicht haftbar für Verluste. In Halle soll es da eine krassen Fall gegeben haben, bei dem ein höherer Mitarbeiter ein Dutzend Oberklassewagen vor der Tür sehen hatte. Solche Beispiele bringen die ganze Branche in Mißkredit, weil es eben zu viele davon gegeben hat.


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20.02.2020 18:08
avatar  Hanum83 ( gelöscht )
#4
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Hanum83 ( gelöscht )

War halt auch etwas wilde Goldgräberstimmung, gab ja damals "Manager" die man vorher im Westen nicht einmal ein Klohäuschen hätte managen lassen.


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20.02.2020 18:11
#5
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Eine allgemeine, ganz natürliche Erscheinung, daß Chefs zu Sonderprojekten Diejenigen freigeben, die sie am ehesten entbehren können.

Disziplin ist die Fähigkeit, dümmer zu erscheinen als der Chef. (Hanns Schwarz)


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20.02.2020 18:18 (zuletzt bearbeitet: 20.02.2020 18:21)
avatar  Hanum83 ( gelöscht )
#6
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Hanum83 ( gelöscht )

Hab da Typen kennengelernt als ich 91 wieder in den Osten bin, ojemeneh hätte meine Oma gesagt.
Ein Gastronom aus BaWü hatte ja das WBK Zwickau zugeschanzt bekommen und dort hatte ich angeheuert, nannte sich dann Sachsenbau Zwickau, die Pleite war grandios.
Hab dann gleich paar Jungs die da etwas auf dem Schlauch standen mit in meine Selbstständigkeit genommen.


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21.02.2020 21:50
#7
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Nichts gegen die Treuhand, das war das Beste, was man für Geld kaufen konnte!!!


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09.03.2020 20:35 (zuletzt bearbeitet: 09.03.2020 21:03)
avatar  Hebor
#8
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Zitat von stabsfunkmeister im Beitrag #1
Wurde gegründet, um die DDR- Betriebe zu privatisieren...
Gruß Frank

Nein, nein, nicht nur für "DDR- Betriebe"...behauptet zumindest der allwissende MDR!

Wieso(?)...siehe Anlage(eine pdf-Sicherung aus MDR-online von heute, dem 09.03.2020):

Gruß Hebor
1. Kompanie, MSR 3, Soldat, Gefreiter(1970-72)

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