Die Spionageabwehr der DDR Teil 2

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24.07.2019 18:09
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#1
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Hallo,

es gab ja schon den ersten Teil, jetzt ist der zweite Teil "Die Spionageabwehr der DDR II " erschienen.

Das Buch hat 1.152 Seiten und ist in folgende Kapitel eingeteilt.

Wie schon beim ersten Teil, kann ich diese Buch nur empfehlen.

- Einleitung
- Abwehrbereich Dienstobjekte und Wohnkomplexe des MfS
- Abwehrbereich militärische Objekte der GSSD und der NVA
- Abwehrbereich diplomatische Vertretungen
- Abwehrbereich ausländische Korrespondenten und Journalisten
- Abwehrbereich Ausländer in der DDR
- Abwehrbereich Volkswirtschaft
- Abwehrbereich Verkehrswesen
- Abwehrbereich Politik und zentrale Staatsorgane.


Und alles zu einem fairen Preis von unter 20,00 Euro.

https://www.buchredaktion.de/produkt/die...-ddr-ii-2027630


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13.08.2019 21:40 (zuletzt bearbeitet: 14.08.2019 05:14)
avatar  Alfred
#2
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Hier der Inhalt im Detail:


Einleitung

- Der Kalte Krieg - aufwendig, massiv und heftig

1. Abwehrbereich Dienstobjekte und Wohnkomplexe des MfS
- Allgemeines
- Sicherungs- und Abwehrmaßnahmen an Dienstobjekten und Wohnkonzentrationen des MfS
- Die Sicherung von Objekt-Umwelt-Beziehungen der MfS-Dienstobjekte
- IM zur Sicherung der Dienstobjekte und Wohnkonzentrationen des MfS
- Die Sicherung von Kreisdienststellen im Bezirk Neubrandenburg
- Die Sicherung des konzentrierten Wohngebietes des MfS in Wefensleben
- Operative Materialien und Spione an den Objekten des MfS
- Eine Analyse über Angriffe westlicher Geheimdienste gegen das MfS und dessen Objekte
- Aus dem Auftrag des BND an einen Spion zur Aufklärung von MfS-Objekten
- Der Schutz der Dienstobjekte durch die HA II im November 1989

2. Abwehrbereich militärische Objekte der GSSD und der NVA

- Allgemeines
- Grundsätzliches zur Militärspionageabwehr und zur Außensicherung militärischer Objekte
- Dienststellen der westlichen Geheimdienste und deren Vorgehensweise bei der Militärspionage
- Die Bestimmung von Schwerpunktobjekten bei der Außensicherung militärischer Objekte und Bereiche
- Sicherungssysteme und IM zur Spionageabwehr an militärischen Objekten
- Das Sicherungssystem am militärischen Schwerpunktobjekt „Polygon“ zum Ende der 1960er Jahre
- Das Magdeburger FIM-System „Paul Großmann“
- HIM-Systeme und IM der Militärspionageabwehr im Bezirk Halle
- Zur Militärspionageabwehr der BV Suhl in den 1980er Jahren
- Zur Militärspionageabwehr am Beispiel der KD Potsdam und Havelberg in den 1980er Jahren
- Komplex- und Sicherungseinsätze sowie Maßnahmen und Aktionen zur Militärspionageabwehr
- Die Erarbeitung von Ersthinweisen und Bearbeitung von Militärspionen im Verantwortungsbereich der BV Rostock
- Zusammenarbeit der Spionageabwehr mit der sowjetischen Militärabwehr, der HA I und der Linie XIX
- Die Bearbeitung und Enttarnung von Militärspionen im OV „Amboß“

3. Abwehrbereich diplomatische Vertretungen

- Allgemeines
- Legale Basen westlicher Geheimdienste in der DDR
- Angriffsrichtungen und Zielgruppen der legalen Basen der Geheimdienste in der DDR
- Die Abwehrarbeit der HA II gegen die Geheimdienstresidentur in der Botschaft der USA in der DDR
- Die Tätigkeit des britischen Geheimdienstes unter diplomatischer Abdeckung in der DDR und die Abwehrmaßnahmen des MfS
- Das Objekt 499 und die HA II
- Aufklärung, Kontrolle und Bearbeitung der westlichen Militärattaches durch das MfS
- Die Spionageabwehr und der Sprengstoffanschlag auf die Westberliner Diskothek La Belle

4. Abwehrbereich ausländische Korrespondenten und Journalisten
Allgemeines
- Spionage gegen die DDR durch ausländische Journalisten und Korrespondenten
- Abwehrarbeit im Zusammenhang mit der Tätigkeit ausländischer Journalisten und Korrespondenten
- IM-Arbeit der HA II/13
- Vorgänge
- Sicherung des Internationalen Pressezentrums und der Auslandspresseagentur "Panorama"
- Ziel- und Aufgabenstellung sowie Grundsätze für die Abwehrarbeit der Spionageabwehr im Zusammenhang mit der Tätigkeit ausländischer Journalisten und Korrespondenten
- IM-Arbeit der HA II/13

5. Abwehrbereich Ausländer in der DDR

- Allgemeines und Arbeitsgruppe Ausländer der HA II
- Die Abwehrarbeit zur Sicherung von Ausländern im Bezirk Potsdam
- Auswahl, Aufklärung und Kontaktierung von Werbekandidaten unter Ausländern am Beispiel der BV Karl-Marx-Stadt
- Die amerikanischen Dienste und die Nutzung von in die DDR einreisenden Ausländern zur Abschöpfung von DDR-Bürgern


6. Abwehrbereich Volkswirtschaft
- Koordinierung und Federführung der Spionageabwehr
- Angriffsrichtungen, Schwerpunkte und Vorgehen westlicher Geheimdienste
- Abwehr- und Sicherungsmaßnahmenmaßnahmen des MfS am Beispiel der Hochtechnologien
- Die Fahndungs- und Vergleichsarbeit der HA XVIII im Rahmen der Spionageabwehr
- Allgemeines

7. Abwehrbereich Verkehrswesen
- Allgemeines
- Sicherung des grenzüberschreitenden Güterkraftverkehrs vor Angriffen des BND
- Der Spion G.( TV „Elbe II“ des ZOV „Perspektive“)
- Arbeit mit Reisekader-IM im Verantwortungsbereich der BV Halle
- Reisekader-IM gegen den BND
- Auswertung, Bewertung Verdichtung und Speicherung bedeutsamer Informationen
- Die Blickfeldarbeit im GÜV zur Schaffung von Verbindungen zu Geheimdiensten
- Resümee der Abwehrarbeit im GÜV
- Die Sicherung des Militärverkehrs auf der Schiene
- Erkenntnisse des MfS zur Spionagetätigkeit gegen den Militärverkehr
- Die Sicherung der Planungszentralen des Militärverkehrs durch die Staatssicherheit
- Die Abwehrarbeit der Staatssicherheit zur Sicherung spionagegefährdeter Streckenabschnitte
- Das Sicherungssystem am Verbindungsweg Wasserstraße zwischen der Bundesrepublik und Westberlin
- Spionageaktivitäten gegen die Handelsflotte der Deutschen Seereederei und deren Sicherung
- Spionageabwehr im Bereich der bundesdeutschen Schiffsoffiziere am Beispiel der Küstenschifffahrt

8. Abwehrbereich Politik und zentrale Staatsorgane
- Das ZK der SED im Visier westlicher Geheimdienste


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13.08.2019 22:00 (zuletzt bearbeitet: 13.08.2019 22:02)
avatar  Abr40
#3
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Super Thema.
Gibt es evtl. einen Author, der einen authentischen Zeitzeugen (ehem. Bauleiter Baureparaturen Pankow - jetzt 86 Jahre alt - Minirente aber noch sehr fit :-) ) interviewen möchte zum Bereich: GR 35 "Nikolai Bersarin" / Berlin Pankow - Wilhelmsruh. Speziell Bautätigkeiten Gebiet Kaserne Niederschönhausen + Bergmann-Borsig-Gelände, etc.?
Also z.B.: geduldete Schleuse von Bauarbeitern/Bauleitern - mit Besuch bei der Grünen Woche oder IFA - ... - in der Arbeitszeit!
Bei seriösem Interesse bitte Private Mail.


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04.12.2019 18:11
avatar  Merkur
#4
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Der thematische Gegenpart ist auch gerade erschienen: Ronny Heidenreich, Die DDR-Spionage des BND.
Die DDR-Spionage gilt gemeinhin als das Aushängeschild des Bundesnachrichtendienstes. Seine nun erstmals gründlich ausgewerteten Unterlagen zeigen, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklafften. Denn nach einem kurzen Höhenflug geriet die DDR-Aufklärung des BND im Vergleich zu den anderen westlichen und westdeutschen Diensten deutlich ins Hintertreffen - schon vor dem Mauerbau. Mehr noch: Dem KGB gelang es, die BND-Berichterstattung an die Bundesregierung an entscheidenden Stellen zu manipulieren. Ronny Heidenreich untersucht Praxis und Ertrag der Pullacher DDR-Spionage und zeigt, wie der BND seine Schwächen gegenüber der Öffentlichkeit und den eigenen Mitarbeitern mit inszenierten Erfolgen überdeckte.


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04.12.2019 18:21
avatar  Gert
#5
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kein Wunder, dass der BND dem MfS in Spionage unterlegen war. Das hängt einfach mit den unterschiedlichen Voraussetzungen zusammen die die jeweiligen Gesellschaftsformen boten. Ich sehe es bildlich mal so, dass die beiden in einem Fußballspiel gegeneinander antreten und die Bundis zusätlich einen 20 kg Rucksack auf dem Rücken haben während des Spiels, die MfS Leute natürlich ohne dieses Gewicht. Es ist eben weitaus schwieriger in einem von Mauern, bewaffneten Posten und Drahtzäunen umgebenen Lager zu spionieren als auf dem offen Feld.

Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Umgang mit Idioten!
Mauern sind Monumente der Angst

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04.12.2019 18:54
avatar  Merkur
#6
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Zitat von Gert im Beitrag #5
kein Wunder, dass der BND dem MfS in Spionage unterlegen war. Das hängt einfach mit den unterschiedlichen Voraussetzungen zusammen die die jeweiligen Gesellschaftsformen boten.
Das allein ist es nicht Gert. Professionalität,Verantwortungsbewusstsein und eine realistische Einschätzung des Gegners sind ebenfalls entscheidende Faktoren. Wenn ich nach dem Schneeballsystem Agenten rekrutiere und damit das Aufrollen ganzer Spionagenetze ermögliche, wenn ich meine Kräfte im Land des Gegners nur oberflächlich ausbilde und sie dadurch Gefahren aussetze, wenn ich Anzeichen einer Enttarnung um der Informationen willen negiere, dann kann das nicht gut gehen.


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04.12.2019 20:11
avatar  Gert
#7
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@Merkur als ich die DDR bei Nacht und Nebel verließ, da war an der Grenze und im weiteren Umland keine Sa... zu sehen. Ich bin in das nächste Dorf und hatte große Mühe, die bayr- Grenzpolizei am Morgen aus dem Schlaf zu klingeln. Als ich dort bei denen so 2 Stunden sass nach einem guten Frühstück dachte ich mir so, es hätte kein Mensch gemerkt, wenn ich an der Bushaltestelle des Dorfes auf den Bus gewartet hätte und dort abgefahren wäre. Ganz Deutschland lag mir zu Füßen.
Natürlich hätte es ein gefälschtes Personaldokument und etwas Kleingeld für den Bus gebraucht. Aber es war ein Kinderspiel sich so in das Operationsgebiet einzuschleichen. So oder ähnlich werden die Typen auch verfahren haben, die durch die Stasi Grenzschleusen die DL gekreuzt haben und inkognito hier auftauchten.

Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Umgang mit Idioten!
Mauern sind Monumente der Angst

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04.12.2019 20:15
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#8
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Zitat von Merkur im Beitrag #4
Der thematische Gegenpart ist auch gerade erschienen: Ronny Heidenreich, Die DDR-Spionage des BND.
Die DDR-Spionage gilt gemeinhin als das Aushängeschild des Bundesnachrichtendienstes. Seine nun erstmals gründlich ausgewerteten Unterlagen zeigen, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklafften. Denn nach einem kurzen Höhenflug geriet die DDR-Aufklärung des BND im Vergleich zu den anderen westlichen und westdeutschen Diensten deutlich ins Hintertreffen - schon vor dem Mauerbau. Mehr noch: Dem KGB gelang es, die BND-Berichterstattung an die Bundesregierung an entscheidenden Stellen zu manipulieren. Ronny Heidenreich untersucht Praxis und Ertrag der Pullacher DDR-Spionage und zeigt, wie der BND seine Schwächen gegenüber der Öffentlichkeit und den eigenen Mitarbeitern mit inszenierten Erfolgen überdeckte.
Bundesnachrichtendienst hatte ein realistisches Lagebild

Worauf in den Buch nicht eingegangen wird, zumindest habe ich nichts konkretes da gelesen, ist der Bereich der Funkaufklärung durch den BND.


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04.12.2019 20:26
avatar  Merkur
#9
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Da musst Du den Band 5 der Reihe „Wellenkrieg“ von Armin Müller lesen.
Funk und Funkaufklärung waren und sind gut gehütete Geheimnisse moderner Nachrichtendienste. Armin Müller beleuchtet u. a. anhand der BND-Akten erstmals umfassend, welche Anforderungen, Möglichkeiten und Grenzen diesen wichtigen Teil der Auslandsaufklärung bestimmten. Er untersucht, wie die Organisation Gehlen nach dem Zweiten Weltkrieg die technische Abteilung ihres Nachrichtendienstes organisierte. Sie baute zum einen Verbindungen zu ihren Quellen hinter dem Eisernen Vorhang auf, den sogenannten Agentenfunk. Zum anderen erfasste sie mit ihrer Funkaufklärung Kommunikation und Signale des Gegners. Darüber hinaus wurde die Abteilung entscheidend für die Verteidigungsplanungen des Dienstes und die Zusammenarbeit mit der jungen Bundeswehr.
(Band 5 der Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968)


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04.12.2019 20:34
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#10
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Zitat von Merkur im Beitrag #9
Da musst Du den Band 5 der Reihe „Wellenkrieg“ von Armin Müller lesen.
Funk und Funkaufklärung waren und sind gut gehütete Geheimnisse moderner Nachrichtendienste. Armin Müller beleuchtet u. a. anhand der BND-Akten erstmals umfassend, welche Anforderungen, Möglichkeiten und Grenzen diesen wichtigen Teil der Auslandsaufklärung bestimmten. Er untersucht, wie die Organisation Gehlen nach dem Zweiten Weltkrieg die technische Abteilung ihres Nachrichtendienstes organisierte. Sie baute zum einen Verbindungen zu ihren Quellen hinter dem Eisernen Vorhang auf, den sogenannten Agentenfunk. Zum anderen erfasste sie mit ihrer Funkaufklärung Kommunikation und Signale des Gegners. Darüber hinaus wurde die Abteilung entscheidend für die Verteidigungsplanungen des Dienstes und die Zusammenarbeit mit der jungen Bundeswehr.
(Band 5 der Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968)
Liegt mir hier vor.

In dem anderen Buch wird nichts dazu ausgesagt.


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28.12.2021 23:22
#11
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Zitat von Ratze im Beitrag HVA-Buch
#69
An der Arbeit Stasi mit dem BND sind auch noch andere interessiert @SiebenSeen


Moin, @Ratze

Ich lege mal Deine Frage in dieses Thema.

Meine Antwort bezog sich auf ein Beispiel aus dem Buch "Die Spionageabwehr der DDR II", S. 857. Ich hatte die Hoffnung, dass doch auf ein Fallbeispiel eingegangen wird.

Für die Realisierung von Aufgaben im Operationsgebiet boten sich den Reisekader-IM einerseits einige günstige Bedingungen durch den Handlungsspielraum im Rahmen kommerzieller oder wissenschaftlich-technischer Tätigkeit, so die glaubhafte Legendierung von Prüfungshandlungen.
Andererseits musste bei Entscheidungen zum Einsatz dieser IM die Tatsache Beachtung finden, wonach den Reisekadern als einer Hauptzielgruppe westlicher Dienste sowie aufgrund der ihnen von vornherein unterstellten MfS-Zusammenarbeit besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Es wurde in Rechnung gestellt, dass sie speziellen Kontrollmaßnahmen westlicher Sicherheitsbehörden unterlagen und im Einzelfall ein Eindringen der Dienste in den Reisekaderstamm gelungen sein konnte.

Ein wichtiger IMB der HA XVIII war beispielsweise der Außenhändler "Rolf I", Jahrgang 1930, IM seit 1959. Unter Regie des MfS warb ihn 1971 der BND an. Seinen Verbindungsführer vom BND traf "Rolf I" mehrfach im Jahr und übergab ihm vertrauliche aber nicht geheime Unterlagen.
Als Honorar für seine Dienste erhielt "Rolf I" vom BND bis 1987 insgesamt circa 252.000 Mark der DDR, 33.100 DM und 8.670 englische Pfund, danach pro Treffen circa 3.000 bis 4.000 Mark der DDR oder DM. Einen großen Teil des erhaltenen Geldes übergab der IMB der Staatssicherheit.

Durch "Rolf I" wurden der HA XVIII zum Beispiel Angriffsrichtungen und Zielpersonen des BND bekannt.

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Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.

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29.12.2021 01:54 (zuletzt bearbeitet: 29.12.2021 02:13)
avatar  rhebs ( gelöscht )
#12
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rhebs ( gelöscht )

OPERATIVER VORGANG WALDLÄUFER?



Kennt da jemand zufällig Internas?

SPIONE - STAATSVERBRECHER - AGENTEN - ABSCHAUM
oder bi die Spion in Salzinge warn...Es geht um die grössten Pfeifen der Spionageabwehr der DDR, die nie und nimmer einen Spion fingen, aber viele Spione erfanden!
Ich sitze auf einen Hinterhof in der Friedrich-Eckardt-Straße, der ehemaligen Johannisstraße an einem lauem Sommerabend Anfang der Achtziger Jahre bei Herwarth und blicke über die Ziegeldächer zum Lindentor und die vordere Teichgasse in Richtung Silge. Die untergehende Sonne scheint sehr, sehr rötlich auf die nun knallroten Dächer.
Auf einem wackligen Gartentisch liegt neben zwei Flaschen Klosterbier ein Stapel rot eingebundener Bücher mit dem gold geprägtem Emblem des Ministeriums für Staatssicherheit. "Julius Mader, Gerhard Stuchlik, Horst Pehnert: "Dr. Sorge funkt aus Tokyo". Deutscher Militärverlag, Berlin; 464 Seiten; 11,80 Mark". Das Buch handelt von einem Deutschen, der zur Zeit des zweiten Weltkrieges in Japan für die Sowjetunion zusammen mit seinem Funker Max Christiansen-Clausen spionierte. Clausen kannte ich persönlich aus Berlin, als ich dort meinen Wehrdienst im Grenzregiment 35 ableistete. Die Bücher sollen im Nachklang des Ereignisses "Dreißig Jahre Ministerium für Staatssicherheit" an "verdienstvolle Tschekisten" als Auszeichnung verteilt werden.
Herwarth ist ein Buchbindermeister und hat die Bücher mit einem schicken neuem rotem Ledereinband versehen, auf dessen Vorderseite und Buchrücken das goldenem Emblem des Ministeriums für Staatssicherheit prangt. Auf einem ersten Blatt steht in goldener Schrift. "Tschekist sein kann nur ein Mensch mit kühlem Kopf, heißem Herzen und sauberen Händen. Ein Tschekist muß sauberer und ehrlicher als irgendwer, er muß so klar wie ein Kristall sein" "Felix E. Dzierzynski"
Herwarth hatte ein Wattebäuschen in der Hand und polierte die von ihm eben frisch geprägten goldenen Wappen nach. Dabei meckert er "Gold auf Rot sieht Scheiße aus - aber die wollten es so. Sogar das teure rote Leder haben die "Auftraggeber" mit gebracht. Dann trinkt er ein Schluck Klosterbier und ich trinke auch einen Schluck.
Meine Frau taufte damals Herwarth in "Buchbinder Wanninger" um. Herwarth stammt aus Hamburg. Nach dem Theologiestudium konnte er nicht Missionar werden, weil die DDR keinen Missionar mehr in die Welt raus gelassen hatte. Da hing er seinen Talar an den Nagel und schulte auf Buchbinder um. Warum es ihn nach Bad Salzungen verschlagen hatte, habe ich vergessen. Nicht vergessen habe ich die Ursache des neuen Spitznamens. An einem Montag im DDR Fernsehen gab es die Sendung Willi Schwabes Rumpelkammer "Buchbinder Wanninger" ist ein Sketch des Münchner Komikers Karl Valentin. In einer Szene versucht der Buchbinder Wanninger vergeblich, telefonisch bei seinem Auftraggeber (der Baufirma Meisel & Compagnie) in Erfahrung zu bringen, ob er die Rechnung für die von ihm fertiggestellten Bücher der Lieferung gleich beilegen soll, wird dabei aber nur von einem zum anderen Ansprechpartner innerhalb der auftraggebenden Firma weiter verbunden, ohne die erhoffte Information zu erhalten. Das Ganze endet mit der geknurrten Aussage des verzweifelten Buchbinders "Saubande, dreckade!"
Herwarth war damals zu dieser Zeit zu einem Salzunger Original mutiert, den nicht wenige kannten. Zum einen wegen seiner "Heldentaten" in Sachen Liebe. Er hatte es fertig gebracht, eine Kinderärztin aus Bad Salzungen zu heiraten und vorher hatte er die Moderatorin Gisela des DDR Fernsehens, die die eine Oberhofer Bauernmarkt Sendung schmiss, nach Bad Salzungen entführt. Und noch vorher lag er mal mit einer Salzungerin im Bett, die ihm dort leicht angesäuselt beichtete "Mein Mann sitzt in Bautzen im Knast, weil er ein Spion war - mit ihm noch ein gutes Dutzend weitere Spione aus der Gegend um Salzungen".
Ich lernte Herwarth auf eine sehr kuriose Art und Weise kennen. Er stand eines Tages um die Weihnachtszeit mit einem Mistelbusch vor der Türe und erklärte mir, wenn es den Buch meiner Traudel über den Kopf hält, dann dürfte er sie nach irgend welchen alten germanischen Regeln küssen. Ich hab ihm dann gesagt "...komm mal rein, hier sitzen schon zwei mit dem gleichen Anliegen, nur die haben keine Mistelzweige dabei.....
Die Sache mit den "Salzunger Spionen" erfuhr ich umfangreicher von Herwarth erst über zehn Jahre später um 1991. Die Geschichte, die er mir dann am gleichen Tisch erzählte, war so unglaublich, dass ich sie erst wiederum zehn Jahre später bestätigt bekam, als sich langsam durch die Aktenlage im Internet das ganze Spionagedrama deutlicher erhellte. Es ist eine sehr traurige Geschichte!

Mata Hari, Richard Sorge, die Komplette "Rote Kapelle" waren laut den Agentenjägern des Ministeriums für Staatssicherheit in Bad Salzungen und Suhl dagegen Dilletanten. Die gefährlichsten Agenten des imperialistischen Klassenfeindes hockten nicht in Berlin, nicht in Leipzig, nicht in Karl-Marx-Stadt, sondern in und um Bad Salzungen. Die funkten jede Nacht mit dem BND, dem englischem und dem CIA, buddelten Tunnel von Hessen nach Thüringen, in dem sie zwischen Ost und West nach Belieben hin und her spazieren konnten. Sie hatten raffinierte Kleinstunterseebote, mit denen sie bei Neumond an der Ostsee anlanden konnten. Salzunger Spione berrschten tödlichste Nahkampffertigkeiten, da war Agent 007 ein Flachwichser dagegen. Diese "wiederwärtigen Verbrecher im Auftrag imperialistischer Geheimdienste" waren zu tiefst gefährlich, hinterlistig und schlau - so dass man sogar eine Kollektiv-Doktorarbeit als Weiterbildungsmaterial über sie verfasste.
Mitautor dieser Doktorarbeit war der damalige Oberst Herbert Pätzel des Ministeriums für Staatssicherheit, Chef der Hauptabteilung IX/5. Ein besonderer Kristall an Ehrlichkeit und Sauberkeit der Tschekistischen Arbeit, der einem Westdeutschen Hochstapler (Hermann T.) auf den Leim ging. (Pätzels "Taten" sind heute alle schon lange verjährt!)
"Das MfS ging davon aus, T. habe für drei bundesdeutsche, zwei amerikanische sowie den britischen Geheimdienst gearbeitet. Zudem sei er als Ranger, Fallschirmspringer, Kampfschwimmer, Kapitän für Mini-U-Boote, Funker und Sprengexperte ausgebildet worden. 25-mal sei er, vom Westen kommend, mit U-Booten an der Ostseeküste gelandet, um dort Agenten zu treffen, Waffendepots sowie Kleinstraketen zur Vernichtung von Objekten der Nationalen Volksarmee zu installieren."
"Für seine Kollektiv-Doktorarbeit an der Stasi-Hochschule Potsdam zum Thema „Die Qualifizierung der vorbeugenden und offensiven Bekämpfung staatsfeindlicher Aktivitäten der Verdeckten Kriegsführung unter den gegenwärtigen Bedingungen des Klassenkampfes“ erfand er 1974 einen nie existierenden Agentenring (im Kreis Bad Salzungen). Im Zuge des hierfür eingeleiteten operativen Vorgangs „Waldläufer“ ließ er insgesamt zwölf Personen verhaften und versuchte in stundenlangen Verhören falsche Geständnisse zu erpressen. Einige von ihnen wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt." ( zwischen 6 ½ und 15 Jahren!) Ende 1977 und Anfang 1978 wurden die Strafen in Bewährung umgewandelt. Anfang der 90er Jahre erhielten alle 12 Personen ihre Rehabilitierung."

Quelle Horch und Guck Info
Zwei wesentlich Unterschiede über die hier erwähnten Spione gibt es Sorge und Clausen waren professionelle Spione, die wahrscheinlich den II. Weltkrieg mit ihrer Tätigkeit verkürzten, die "Salzunger Spione" waren Erfindungen von MFS Märchenerzählern aus Bad Salzungen, Suhl und Berlin!





PS: Story sollte verfilmt werden, weis nicht, wie weit das Projekt kam.
Schade, dass ich hier keine Links zu Dokumenten und Archiven posten kann, wo man noch tiefer in diese Storys tauchen kann.

Bei einer Suche im Internet nach "OPERATIVER VORGANG WALDLÄUFER" oder "OV Waldläufer"wird man fündig.
Bei wikipedia findet man Herbert Pätzel inzwischen auch.
Siehe auch: "Der erfundene Superspion: Jörg Bocho und der größte Betrug des MfS"
Siehe auch unten:


© 2021 Richard Hebstreit

PÄTZEL, DER SPEZIALSCHWINDLER!

Nach seinem Abitur trat Pätzel im Alter von 20 Jahren in den Dienst des MfS. Zunächst im Dienst der Bezirksverwaltung Potsdam tätig, wechselte er 1954 in die Ermittlungsabteilung nach Berlin-Hohenschönhausen. Laut seiner Kaderakte war er „durch seine intensive und ausdauernde Vernehmungsarbeit Vorbild für seine Mitarbeiter“.[1] Er arbeitete sich zunächst zum Abteilungsleiter hoch, ehe er 1964 zum Chef der Hauptabteilung IX/5 ernannt wurde. Zudem wurde er in den Rang eines Obersts befördert. Für seine Kollektiv-Doktorarbeit an der Stasi-Hochschule Potsdam zum Thema „Die Qualifizierung der vorbeugenden und offensiven Bekämpfung staatsfeindlicher Aktivitäten der Verdeckten Kriegsführung unter den gegenwärtigen Bedingungen des Klassenkampfes“[2] erfand er 1974 einen nie existierenden Agentenring. Im Zuge des hierfür eingeleiteten operativen Vorgangs „Waldläufer“ ließ er insgesamt zwölf Personen verhaften und versuchte in stundenlangen Verhören falsche Geständnisse zu erpressen. Einige von ihnen wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Als dies 1979 bekannt wurde, strafversetzte man ihn wegen „schwerster Manipulation von Ermittlungsergebnissen“[3] als Offizier im besonderen Einsatz ins DDR-Staatsarchiv.[4] Im November 1999 verurteilte ihn das Landgericht Berlin wegen mehrfacher Aussage-Erpressung zu 20 Monaten Freiheitsentzug auf Bewährung. Ein zweites Verfahren wegen Aussageerpressung und Rechtsbeugung, welches im Juni 1995 aufgenommen wurde, blieb wegen Überlastung der Justizbehörde bis zum Frühjahr 2000 weitestgehend unbearbeitet. Als die Hauptverhandlung auf den 20. Juli 2000 festgelegt wurde, tauchte Pätzel unter und wurde per Haftbefehl gesucht.[4] Erst nachdem das Verfahren am 4. Oktober wegen Verjährung[5] eingestellt wurde, tauchte er wieder auf.[1]


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29.12.2021 08:50
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#13
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Danke für den Beitrag.
Besonders schön finde ich das
F. Dierzynski Zitat: " Ein Tschekist muss sauberer und ehrlicher als irgendwer sein, er muss so klar wie ein Kristall sein".
Der dem Zitat vorangestellte Satz "Kühler Kopf, heisses Herz...... und "sauberen Händen" ist bezüglich der sauberen Hände nicht mehr zu toppen.


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29.12.2021 17:41
avatar  wildhüter ( gelöscht )
#14
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wildhüter ( gelöscht )

Rhebs in # 12 und Birks 20 in # 13, stimmt dies so, da werden sich aber andere User einklinken und euch die Posting anders erklären. Das kann doch so nicht im MfS gewesen sein ?!


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29.12.2021 18:25
#15
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Zitat von wildhüter im Beitrag #14
Rhebs in # 12 und Birks 20 in # 13, stimmt dies so, da werden sich aber andere User einklinken und euch die Posting anders erklären. Das kann doch so nicht im MfS gewesen sein ?!


Was genau möchtest Du damit ausdrücken? Hier geht es um den Operativ-Vorgang "Waldläufer". Kannst Du etwas Konstruktives zu diesem Fall beitragen?

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Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.

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