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Gab es unbeliebte Grenzabschnitte bei den Grenztruppen (außer zu West-Berlin)?

Inspiriert durch den Strang "Unangenehme Orte beim Dienen damals" möchte ich gerne von Leuten, die damals bei den Grenztruppen Dienst leisteten, wissen, welche Grenzabschnitte oder Regionen damals bei der Abkommandierung zum Grenzdienst nicht beliebt waren. Gab es diese überhaupt? Ganz davon abgesehen, dass es wohl sicher auch viele angenehme Dienste gab, während der Ableistung dieser nicht viel geschah und man sich einfach zu Tode langweilte. Gab es Grenzabschnitte, die generell einen schlechten Ruf hatten, weil dort immer besonders viel zu tun war und oft unangenehme Situationen vorfielen? Ach ja, ich nehme die Grenzabschnitte zu West-Berlin aus, denn von dort war ja allbekannt, dass es sehr stressig sein konnte, aufgrund verhältnismäßig hoher Zahl von Grenzverletzungen und Fluchtversuchen, die einem bis an die psychischen Grenzen fordern konnten. Deswegen interessieren mich mehr die anderen Grenzgebiete zur BRD.

In meiner Ausbildungskompanie im GAR Halberstadt wurden die jungen Soldaten speziell auf den Einsatz an Grenzübergangsstellen vorbereitet, d.h. nach einem halben Jahr wurden alle geeigneten Soldaten auf GÜSten verteilt.
In unserer GAK galt es als absolute Horrorvorstellung, nach der Ausbildung in die SiK Marienborn versetzt zu werden. Ich kann nicht mehr genau sagen, was die Begründung war und wie die frischen Soldaten zu den entsprechenden Informationen gekommen sind, aber Marienborn war das absolute NoGo.
Ganz allgemein ging es wohl um die außergewöhnlich hohe Belastung dort und vor allem wohl auch, dass die SiK mit harter Hand geführt wurde.
Da ich nun zu den "Glücklichen" gehörte, die die SiK Marienborn beehren durften, kann ich das im Nachhinein aus eigener Erfahrung und auch gekoppelt mit Erfahrungen aus anderen Grenzkompanien, die man in Foren wie diesem hier nachlesen kann, absolut bestätigen.
In der SiK Marienborn gab es kein so lockeres Leben und auch kein so gutes Verhältnis zur Kompanieführung, wie es aus vielen anderen Grenzkompanien berichtet wird.
Während woanders die Verhältnisse da vorne weit ab vom Rest der Welt anscheinend schon fast familiär waren, gab es so etwas in Marienborn nicht.
Im Innendienst war das Regime insbesondere des Kompaniechefs fast auf dem Niveau der Ausbildungskompanie, hier jedoch noch ergänzt um ständige Kontrollen der Soldaten vor und im Grenzdienst. Im Verhältnis zu Erzählungen hier gab es relativ viele Ausbildungsmaßnahmen. Selbst ein kleines Sturmbahnrudiment und sogar gelegentlich Frühsport kamen vor.
Postenkontrollen waren gefühlt an der Tagesordnung und jegliche Diensterleichterungen waren verboten...selbst die berühmten Luftkissen.
Außerdem gab es mit der Passkontrolleinheit in Marienborn eine enorm hohe Dichte an MfS-Genossen (zzgl. der üblichen 2000er) mit denen wir auch, quasi in gegenseitiger "Liebe", nicht richtig warm geworden sind und von denen einige viel Spaß daran hatten, jede kleine Inkorrektheit gleich an die Kompanieführung zu melden.
Hinsichtlich Grenzdienst kam hinzu, dass wir außergewöhnlich viele Schichten hatten. Ich selbst hatte in einem Jahr fast 280 Dienste, davon 51 mit Längen über 12 Stunden.
Außerdem gab es dank des enorm starken Grenzverkehrs in Marienborn praktisch immer etwas zu beobachten, zu melden oder zu kontrollieren...oder andersrum formuliert: In jeder Minute Unaufmerksamkeit im Grenzdienst bestand ein echtes Risiko irgendetwas zu verpassen, nicht zu sehen und/oder nicht zu melden und somit natürlich sofort die "Grenzsicherheit zu gefährden". Auf Grund der hohen Postendichte bestand auch immer die Gefahr, dass irgendein anderer Posten sah (und meldete), was man selbst verpasste, so dass man Fehlverhalten viel leichter aufklären konnte.
Im "privaten" Sektor war Marienborn ebenfalls ein Horror. Es gab auf Grund der vielen Dienste und der ständigen Müdigkeit nur wenige ernsthafte Freizeitbeschäftigungen.
Kontakt nach Hause war kaum möglich, weil es im (legalen) Zugriff der Soldaten kein Telefon gab, so dass man nur Briefwechsel pflegen konnte (wenn man nicht zu müde und lustlos war).
Die Kaserne war so weit vorgeschoben im Schutzstreifen, dass es bis auf wenige Ausnahmen praktisch keinen Kontakt zur zivilen Welt gab. Wo wir lagen, gab es nichts außer uns. Das nächste bewohnte Kaff war Helmstedt und das lag auf der falschen Seite. In den Ausgang durfte man nur in eine Kneipe, die unmittelbar neben dem Kasernentor stand...und auch da traf man natürlich überwiegend die wieder, die man auch drinnen traf.
Ich könnte ewig so weitermachen, aber ich denke, der Standpunkt ist klar geworden. Die Ängste vor Marienborn im GAR Halberstadt kann ich im Nachhinein absolut nachvollziehen.
Andererseits...wenn wir bei schönem Wetter, leicht und luftig bekleidet mit anständigen Stiefeln und Uniformbluse da oben auf dem "Schiff" unmittelbar an der Grenze neben der Autobahn standen, die Waffe abgestellt, den Grenzverkehr beobachteten, coole Autos und Motorräder, ab und zu mal ein paar schicke Bräute, dann hätte ich mir durchaus schlechteres vorstellen können, seinen Wehrdienst abzureißen....sei es irgendwo kilometerlange Abschnitte abzulatschen oder gar als Mucker durch den Dreck zu robben und Panzern hinterherzulaufen (Chuuuurrrraaaah).

Sicher gab es solche ungeliebten Grenzabschnitte--wiederum ungeliebt kann man auch nicht sagen. Es gab eben Abschnitte,wo man sich sagte--hier ist der Hund begraben.Aber man nahm es gelassen und war dann froh, das die 8 Std rum waren.Man war ja nicht jeden Tag auf den selben Postenplatz--aber belohnt wurde man doch etwas,durch die Natur und der Landschaft. So ein Bat-Abschnitt war lang.Und in der Nachtschicht war es sowieso egal, ob beliebt oder ungeliebt--war wieso alles dunkel.
#4


Hinsichtlich der zu besetzenden Postenpunkte an der GÜSt Marienborn kann man allgemein sagen: Die Beliebtheit nahm ab, je weiter der Postenpunkt im Osten lag.
Autobahn war beliebter als Eisenbahn und auf der Eisenbahn war der mieseste Postenpunkt am Ostende des Bahnhofs auf dem Dach eines Stellwerkes.
Das lag aber im Wesentlichen daran, dass Eisenbahn für den normalsterblichen Grenzer tödlich langweilig war und auf Grund der Lage außerhalb schwer abgesperrter Räume die Annäherung von Postenkontrollen nahezu unbemerkt möglich war.
Mein absoluter Negativ-Favorit war aber auf der Autobahn, und zwar der da:
Das ist der Postenpunkt A 3 der Autobahn-GÜSt Marienborn. Er lag auf einem Trennstreifen der Autobahn, unmittelbar davor die PKW-Einreise, hinter der Hütte die LKW-Einreise. Der Posten stand bei jeder Wetterlage draußen auf diesem Balkon, direkt hinter ihm hinter dem Fenster saß der Kommandeur Grenzsicherung und vielleicht noch die Kontrollstreife, wenn sie nicht gerade im Abschnitt unterwegs war. Der Postenführer sollte im hinteren Bereich sitzen, hinter dem Fenster rechts von der Laterne, die neben dem Gebäude steht und die LKW-Einreise beobachten. Je nachdem, wie gut wir mit dem Aufführenden Offz. oder Uffz. konnten, saß er aber auch mit vorn.
Alle 2 Stunden durfte der Posten mal für eine halbe Stunde reingehen und dann stand der PF draußen. Danach alles wieder auf Anfang.
Für einen jungen Soldaten konnte das eine Qual sein. Zum Glück war ich von meinen fast 280 Diensten nur 13x auf der A 3 und davon auch nur 7x als Posten.
Wenn man da nachts bei Wind und Wetter schutzlos und mit wenig Bewegungsmöglichkeiten einfach nur draußen rumstehen musste, kamen einem 2 Stunden wie 4 vor und die nächsten 2 Stunden wie 6.
Hinzukam, dass man als frischer Grenzer ja keine Privilegien und Diensterleichterungen beanspruchen konnte. Wenn der KGSi ein Arsch war oder eben auch der Postenführer, haben die schon mal von innen aus der warmen, gemütlichen Hütte an die Scheibe geklopft und gestikuliert, man möge sich anständig hinstellen, die Waffe ordentlich anziehen oder irgend etwas in der Art. Auf solchen Schichten habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als in einem dieser vorbeifahrenden Autos zu sitzen, schei*egal, was für eins und in welche Richtung, Hauptsache warm, kein Wind und Regen, einfach nur schlafen und weg hier.
Ich........habe.........es........gehasst!
Noch heute habe ich irgendwie Mitgefühl mit jedem Polizisten, der da vor irgendwelchen Gebäuden Objektwache schieben muss.

Wir von der SIK 25 waren mehrmals zu Aufklärungseinsätzen in Marienborn.Sind dabei auch unmittelbar an der Magdeburger Wartegewesen, Zugang über die Eisenbahn- GÜST weiter dann Richtung Norden zur Warte.An die A2 sind wir nicht direkt gekommen.Weiter nördlich waren wir auch auf der anderen Seite der A2 von der Morslebener Seite.Da stand doch der alte ausgebrannte Bus.
Als ich vor ein paar Jahren meinen neuen Anhänger von Bremen geholt habe, da hab ich mir mal die Warte von der anderen Seite angesehen.Alles verwuchert.Nur wer dort war ,weiß wie es damals aussah, alles frei.

Beliebt waren PP wo es was zu sehen gab (Brücke Lauchöden,Wendeplatz Widdershausen) das waren PP die von den Bundesdeutsche angefahren wurden um die Grenze zu besichtigen,vor allem an den Wochenenden war was los.
Unbeliebt bei uns der Dienst am Schlagbaum,Busse u.s.w. Kontrollieren,sehr Nervig.

#9

In den Ausbildungsregimentern wurde prinzipiell kein konkretes Wissen über die Grenzabschnitte vermittelt.
Gewöhnlich wußten zumindest GWDler beim Eintreffen vor Ort nichts über die Grenzkompanien.

Ja, meine ganze Kompanie (ab November 86) waren SiK-Knollen.
Wann und wie wir genau davon erfahren haben, weiß ich nicht mehr. Es war uns aber irgendwann offiziell bekannt und wir wussten auch welche GÜSten Bestandteil der Lotterie waren.
Wenn ich mich richtig erinnere, war zu der Zeit die Ausbildung für grüne Grenzer 3 Monate lang. Wir mussten jedoch 6 Monate in Halberstadt zubringen.
An echte GÜSt-Inhalte kann ich mich nicht wirklich erinnern. Aber mit irgend welchen Extras müssen sie die zusätzlichen 3 Monate ja gefüllt haben.
Auf dem Grenzausbildungsplatz ("Lehrgrenze") gab's auch einen Bereich der eine GÜSt simulierte. Da haben wir auch irgend etwas getrieben. Ich denke, da ging es aber mehr um den Aufbau und die Funktionsweise einer GÜSt und nicht um besondere Tätigkeiten der Grenzer. Letztendlich dürften die besonderen Aufgaben einer Sicherungseinheit an allen GÜSten stark unterschiedlich gewesen sein und von der Örtlichkeit abhängig, so dass man da gar nicht so viel ausbilden konnte bzw. das dann vor Ort machen musste (und auch tat).
Ich kann nur vermuten, dass man die ganze Rotlichtnummer vielleicht ein bisschen intensiver betrieben hat, um irgendwie weitere Anhaltspunkte für eine Aussiebung zu erhalten. Immerhin waren an GÜSten (in Marienborn auf jeden Fall) eine Menge Einsatzprofile erforderlich, die weit über das hinausgingen, was man "normalen" Wehrpflichtigen angesichts der Verantwortung und der potenziellen Fluchtgefahr so zumuten sollte.
Mein oben genannter "Lieblingspostenpunkt" z.B. lag nach der üblichen Definition schon im Vorgelagerten Hoheitsgebiet, denn er befand sich jenseits des letzten Sperrelements und bis zur Grenzlinie gab's nur noch Luft. Das war zwar noch jede Menge Luft (so gute 500 m) und auch noch ein paar Grenzer dabei, aber es gab auch Einsätze direkt an der Grenzlinie, wo Grundwehrdienstler dabei waren, es gab einen Postenpunkt der nur durch einen einzelnen Soldaten besetzt war, selbst die Objektwache war nachts über Stunden ein Einzelkämpfer, der da ebenfalls um die 500 m von der Grenze entfernt unbeobachtet seinen Dienst tat.
Der Gehilfe des Diensthabenden Offiziers Eisenbahn gar hat nachts regelmäßig den grenzüberschreitenden Bahnverkehrs allein gemanagt, während sein Oberstleutnant sich ein Nickerchen gönnte....meiner Meinung nach eine ganze Menge Eigenverantwortung, die man da nicht ganz Freiwilligen übertrug.
Da war ein bisschen Vorsortieren vielleicht ganz zweckmäßig.

Das ist der Postenpunkt A 3 der Autobahn-GÜSt Marienborn. Er lag auf einem Trennstreifen der Autobahn, unmittelbar davor die PKW-Einreise, hinter der Hütte die LKW-Einreise.
Hallo @sentry ,
Frage : ist das nicht der Postenpunkt an der Kfz.-Rollsperre ?
Ca. in der Mitte des Bildes kann man die Hütte erkennen. Das war schon westwärts der "Harbker Brücke".
passport

Ja das ist er, ca. 400 m westlich der Harbker Brücke ..."feindwärts der 21", wie das in SiK-Deutsch hieß.
Die "Pfiffies" konnten von dort aus geschlossen werden...und wurden sie auch jede Nacht zur Alarmüberprüfung.
Noch ein paar Bilder aus anderen Perspektiven mit Blick auf die A 3 von der PKW-Ausreise aus und von oben mit all den Mauern, Zäunen, Pfiffies und -zig Laternen.

P.S.: @passport
Die Hütte in der Mitte Deines Bildes ist übrigens weder die A 3 noch eine Pfiffiehütte.
Das ist ein Gebäude, das mMn Funktionen im Rahmen einer Desinfektionsanlage wahrnahm, wenn der Ami uns mal wieder mit Maul- und Klauenseuche vergiften wollte. Es steht ca. 200 m weiter östlich der Pfiffies. Kaum zu glauben, bei dieser Perspektive, ist aber so.
Durch das starke Teleobjektiv verzerrt das irgendwie und ich musste auch mächtig zoomen und dreimal hingucken, um mich zu orientieren.
Die A 3 ist hinter der Stele mit dem Emblem und den Fahnen versteckt und nur bei genauem Hinsehen sichtbar.
Die Pfiffie-Hütten erkennt man teilweise auf Höhe der kleinen Schranken in Bildmitte. Eine grenzt links an den Schaltkasten vorn im Mittelstreifen an.
Man sieht auch ein paar Widerlager mit schwarz-gelben Warnstreifen auf dieser Höhe.
Hier mal noch ein Bild von der Harbker Brücke nach Westen. Links mit Pfeil die Desi-Bude, im Kringel die A 3 mit den Pfiffies auf gleicher Höhe.
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