Oststurm - als Polen die " Berliner Mauer " zum Wanken brachten

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24.11.2018 18:13
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ABV

Heute gilt der 09. November als " Tag des Mauerfalls ". Ausgelöst durch ein ungeschicktes Statement eines gewissen Günter Schabowsky. Dabei wird vergessen, dass dieses in jeder Hinsicht epochale Ereignis, die Summe vieler kleinerer, heute nicht selten bereits vergessener Geschehnisse darstellt.
Auch wenn wir es uns damals vielleicht nicht vorstellen könnten - am 09. November 1989 wackelte die Mauer bereits gewaltig. Ihr Fundament geriet immer mehr ins Rutschen.
Ein wesentlicher Bestandteil dieses Fundaments bildete die " sozialistische Staatengemeinschaft ". Deren Zusammenhalt durch den " Großen Bruder " in Moskau, " mit eiserner Faust" garantiert wurde.
Seit dem Machtantritt von Michail Gorbatschow war es mit dieser Garantie jedoch vorbei. Infolgedessen traten die lange unter der Decke gehaltenen inneren Konflikte und Widersprüche in den einzelnen Mitgliedsstaaten immer offener zu Tage. Die einzig auf äußeren Zwang basierende Staatengemeinschaft begann wie ein riesiges Kartenhaus zusammenzubrechen. Wie bei Zusammenstürzen üblich, riss ein Teil das andere mit sich.
So wirkte sich die seit langem zum Zerreißen angespannte Lage im Nachbarland Polen, immer stärker auch auf die DDR aus. 1989 hatten die Kommunisten in Polen endgültig ihre Macht verloren. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt einige ihrer Vertreter noch in der Regierung saßen, das Land offiziell noch immer zu seinen bisherigen Bündnisverpflichtungen stand.
Polen, dass sich seit 1989 nur noch Republik statt Volksrepublik nannte, befand sich in einer tiefen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise. Folgen einer jahrzehntelangen Misswirtschaft sowie schwerer politischer Fehler der kommunistischen Vorgängerregierungen. In Situationen wie diesen, wo nur langfristige Lösungen spürbare Abhilfe schaffen können, ist man, um den Kessel nicht zum Platzen zu bringen, auf kurzfristige Ventillösungen angewiesen.
Zu den besagten Ventillösungen gehörte zweifelsohne die Entscheidung der neuen polnischen Regierung im Jahr 1989, ihren Bürgern die volle Reisefreiheit zu gewähren. Zumindest hierzulande eine Sensation. Heute eine Selbstverständlichkeit.
Natürlich löste die Maßnahme nicht bei jedem Jubel. Schließlich muss man sich das Reisen auch finanziell leisten können. Für einen gehörigen Dämpfer sorgte ausgerechnet die Bundesrepublik Deutschland. Verlangte diese doch neben einer Einladung, bei der Einreise die Vorlage von fünfzig DM pro geplanten Aufenthaltstag. Auf diese Weise konnte ein kleiner Abstecher schnell zur unerschwinglichen Luxus-Reise werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass ein Tag in der Bundesrepublik einen polnischen Durchschnittsarbeiter den gesamten Monatslohn kosten würde.
Völlig andere Reisebedingungen bot dagegen Westberlin. Der ummauerte " Vorposten der westlichen Welt" verzichtete nicht nur auf jegliche Einreisebeschränkungen für polnische Bürger. Westberlin befand sich lediglich rund 100 km von der polnischen Grenze entfernt, konnte mit öffentlichen Verkehrsmitteln relativ schnell erreicht werden.
Kein Wunder also, dass viele Polen, vor allem jene aus den unmittelbar an die DDR angrenzenden Wojewodschaften, sofort ins Nähe Westberlin aufbrachen. Über Polen existieren bekanntlich viele Klischees. Dazu gehört auch das Klischee vom " Volk der Händler ". Bei solchen Pauschalitäten wird gerne vergessen, dass sich dahinter knallharte Zwänge verbergen. Im Sommer 1989 hatte die Versorgungssituation in Polen einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Es herrschte Inflation. Viele Menschen wussten nicht, wie sie ihre Familien ernähren sollten. Das sollte man unbedingt wissen, um die weiteren Zeilen dieses Beitrags zu verstehen.
Von Anfang an reiste der überwiegende Teil der polnischen Bürger nicht aus touristischen Zwecken nach Westberlin. Sightseeing stand nicht auf dem Programm. Vielmehr wurde versucht, möglichst viele polnische Produkte, teils von eigenen Höfen und Gärten stammend, aber auch andere Dinge, den Westberlinern zum Kauf anzubieten. Mit dem dabei erzielten Erlös liessen sich etliche Löcher stopfen.
Bald schon entwickelte sich am Reichpietsch-Ufer ein von vielen Westberlinern frequentierter, wenn auch ambivalent betrachteter, von der Regierung um Walter Momper geduldeter " Polenmarkt" zu etablieren.
Besonders an und unmittelbar vor den Wochenenden, pilgerten spätestens ab dem Sommer 1989 immer mehr Polen in den westlichen Teil Berlins.
Zur Anfahrt nach Berlin wurde dabei überwiegend die Bahnlinie Frankfurt ( Oder) - Berlin ( Hauptbahnhof) genutzt. Aus Sicht der DDR geriet die Situation innerhalb kürzester Zeit völlig ausser Kontrolle. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Bereits bei der Einreise auf dem Bahnsteig 4 in Frankfurt ( Oder) spielten sich dramatische Szenen ab. Um bei der Einreise wenigstens eine minimale Pass und - Zollkontrolle gewährleisten zu können, mussten die Fahrgäste den Zug verlassen. Anschließend fanden die Kontrollen von PKW und Zoll, unterstützt von der Trapo, vor aller Augen auf dem Bahnsteig statt. Nicht jede von den Polen mitgeführte Wäre durfte in die DDR ein oder ausgeführt werden. Manche der reisenden Händlern hatten von ihrem in Westberlin verdienten " harten DM" , auf dem Rückweg in der DDR Waren erworben, die dort knapp waren. Zum Beispiel Damenfeinstrumpfhosen vom VEB " ESDA". Die jetzt wieder DM einbringen sollten. Falls Sie nicht vom Frankfurter Zoll auftragsgemäß konfisziert wurden. Schließlich gehört es weltweit zu den Aufgaben des Zolls, die eigene Wirtschaft zu schützen. Typisch DDR war dabei lediglich, dass bereits die unberechtigte Ausfuhr von Damenstrumpfhosen zu den allgemeinen Gefahren für die heimische Wirtschaft gehörte.
Nach der Prozedur, die aufgrund des Fahrplans nicht über Gebühr andauern durfte, rollte der völlig überbesetzte Zug weiter nach Berlin.
Ein Blick in Akten des MfS verdeutlicht, in welche Turbulenzen die neue polnische Reisefreiheit die DDR im Sommer 1989 gestürzt hatte:

An den Schwerpunkttagen Donnerstag bis Sonnabend gibt es keine normal besetzten Reisezüge mehr. Die Spitzen in der Verkehrsrichtung VR Polen - DDR betragen 370 bis 390 %. In diesen Zügen sind alle Gänge, Toiletten, Waschräume und die Übergänge zwischen den Waggons mit Reisenden ( fast ausschließlich Bürger der Volksrepublik Polen) vollgestopft.

Angesichts solcher Zahlen kann sich jeder unschwer vorstellen, unter welchem enormen Druck auch die Reichsbahn stand. Nicht auszudenken, wenn es unter diesen Umständen zu einem ungeplanten längeren Halt, einer Havarie oder gar einem Zugunglück gekommen wäre!
Des weiteren blieb DDR- Bürgern die Nutzung der völlig überfüllten Züge, aus " verkehrstechnischen Gründen" vorwiegend versagt. Falls Ihnen angesichts des unbeschreiblichen Chaos nicht von selbst die Reiselust vergangen war. Auf den Schreibtischen der Reichsbahndirektion stapelten sich immer mehr unerledigte Eingaben. Was dem ohnehin vorhandenen chronischen Frust weitere Nahrung verlieh.

Nach der Ankunft in Berlin setzten sich die kafkaesken Szenen fort. Im Original liest sich das wie folgt:
[Nach der Ankunft dieser Züge in der Hauptstadt strömen die Bürger der VR Polen dem Bahnhof Friedrich-Strasse zu. Das Zusammentreffen dieser Ströme mit der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls verstärkten Ausreise von Bürgern der DDR nach Westberlin führt an der Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstrasse zum Teil zu äusserst komplizierten Situationen. Der Rückstau der Reisenden vor der Ausreisehalle beträgt in voller Breite des Zugangs weit über 100 Meter. Die Bürger der VR Polen verhalten sich provokatorisch und aggressiv. So musste am 28.09. 1989 die Ordnung vor der Ausreisehalle mit polizeilichen Mitteln wieder hergestellt werden.]

So etwas waren die Mitarbeiter des im Volksmund " Tränenpalast" genannten Grenzübergangs nicht gewohnt. Ob man es nun wahrhaben möchte oder nicht - in den Augen vieler Polen galten Uniformierte Vertreter der DDR gewissermaßen als " direkte Nachfahren der Nazis". Die besagte Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung mit polizeilichen Mitteln, dürfte die Abneigung und den latenten Hass weiter verstärkt haben. Von dem weiteren aussenpolitischen Schaden welche die Bilder gewaltsam gegen polnische Reisende vorgehender Sicherheitskräfte für die ohnehin schwer angeschlagene DDR bedeuteten, ganz zu schweigen.
An eine normale Grenzkontrolle war im Bahnhof Friedrichstrasse jedenfalls nicht mehr zu denken. Ein Sicherheitspolitischer Alptraum für die Sicherheitsorgane.
Ein besonderer Druck lastete in jenen Tagen naheliegenderweise auf den Angehörigen der Transportpolizei.
Dazu heißt es in einer Information des Ministeriums des Innern zur Situation auf den Bahnhöfen Lichtenberg, Hauptbahnhof und Friedrichstrasse:
[i]Nach der Ankunft von da. 3000 bis 4000 polnischen Bürgern auf den Bahnhöfen Berlin-Lichtenberg und Berlin-Hauptbahnhof wurden da, 80 % der Gepäckschliessfächer belegt und der reibungslose Zu und - Abgang zu den Bahnsteigen im Binnen und - S- Bahnverkehr behindert.

Und weiter:
In den Nachmittag und - Abendstunden waren durch durch Kräfte der Transportpolizei in Zusammenarbeit mit Eisenbahnern umfangreiche Regulierungsmassnahmen auf dem Bahnhof Berlin-Lichtenberg notwendig, da bei einer Kapazität von 1050 Plätzen der Transport der ca 3050 Personen mit einem erheblichen Umfang an Reisegepäck nicht möglich.

Das allein klingt bereits dramatisch genug. Aber es sollte noch schlimmer werden:
Bei der Bereitstellung der Züge D 395 und D 10395 auf dem Berliner Hauptbahnhof wurden die Wagen noch während des Haltevorgangs durch die ca. 2000 bis 3500 polnischen Bürgern förmlich gestürmt. Durch die Reisenden wurde vorzeitig auf die Züge gesprungen und teilweise durch die Fenster bzw. von der dem Bahnsteig abgewandten Seite über die angrenzenden Gleisanlagen in die Züge eingestiegen.

Es grenzt wohl beinahe an ein Wunder, dass in den mir vorliegenden Informationen nichts von Verletzten oder gar Toten zu finden ist. Mich erinnern die Schilderungen an die Erzählungen älterer Verwandter über die Nachkriegszeit, als dabei immer wieder von den so genannten " Hamsterzügen" die Rede war. Kaum jemand hätte gedacht , dass sich die Bilder vier Jahrzehnte später wiederholen würden.
Selbstverständlich, obwohl ich dieses Wort in diesem Zusammenhang unpassend finde, blieben Zusammenstöße zwischen Transportpolizei und polnischen Reisenden nicht aus. Vor allem nach unpopulären Maßnahmen:
Aufgrund der Überbelastung der Reisezugwagen mussten diese Züge durch die Kräfte der Transportpolizei geräumt werden. Zur Absicherung der Züge waren umfangreiche Sperrmassnahmen notwendig, Ca. 700 polnische Reisende blieben bei der Abfahrt der Züge auf dem Bahnhof zurück.

700 aus dem Zug " geworfene " Reisende - das ist schon mal eine Hausnummer. Aggressionspotential pur! Als Polizist weiß ich genau, was das bedeutet.
Dieses " Spiel" wiederholte sich in den Folgetagen mehrmals. Die Berliner Transportpolizei befand sich im Dauereinsatz. Am 16. September versuchten dreißig aufgebrachte polnische Bürger in das Dienstobjekt des Transportpolizei- Reviers im Hauptbahnhof, einzudringen. Erst durch einen konzentrierten Einsatz aller im Bereich verfügbaren Polizeikräfte, konnte die Ordnung wiederhergestellt werden.
Wie bereits gesagt - Vorkommnisse wie diese spielten sich nicht etwa weit weg in der Provinz ab. Sondern quasi unter den Augen der Weltöffentlichkeit - in der Hauptstadt der nach internationaler Anerkennung gierendenden DDR.
Besonders peinliche Szenen spielten sich regelmäßig bei der Abfahrt der Züge in Richtung Polen ab. Wenn polnische Reisende den auf den Bahnsteigen postierten Transportpolizisten den " Hitlergruss " zeigten und diese in lauten Sprechchören als " Nazis" oder Faschisten beschimpften. Deutlicher konnte die offiziell noch immer beschworene Völkerfreundschaft zum polnischen " Brudervolk" nicht ad absurdum geführt werden.
Manch einem Zuschauer dürfte vielelicht auch die fatale Ähnlichkeit der dunklen Trapouniformen mit bestimmten Uniformen aus der NS- Zeit nicht entgangen sein. Das über vierzig Jahre mühsam aufrecht erhalten Lügengebilde stürzte förmlich ein.
Fieberhaft suchte die DDR nach einer Lösung der Probleme im Bahn und - Grenzverkehr. Zusätzliche, in Absprache mit der polnischen Seite eingesetzte Züge brachten kaum Erleichterung.
Bezeichnend für die wirtschaftliche Lage der DDR ist deren Reaktion auf den Vorschlag bei Kietz/ Kostrzyn, nachdem für 1991 geplanten Abzug der dortigen sowjetischen Garnison, einen neuen Grenzübergang zu eröffnen. Schließlich existierten zwischen Heringsdorf und Zittau kaum Möglichkeiten die Grenze zwischen Polen und der DDR zu überschreiten. Außenminister Oskar Fischer reagierte begeistert auf den Vorschlag. Der unter unter anderem für die Grenzübergänge zuständige MfS-General Gerhard Neiber, der Vorschlag prüfen sollte, sah die Angelegenheit weitaus nüchterner. Neiber lehnte den Bau eines neuen Grenzübergang an der Grenze zu Polen rigoros ab. Nicht etwa aus Sicherheitsgründen. Nein, weil sich die DDR solch ein Vorhaben aus volkswirtschaftlichen Gründen schlichtweg nicht mehr leisten konnte!
Wenige Tage später gestand Finanzminister Hofer vor der Volkskammer endgültig ein, was man im MfS anscheinend längst wusste - die DDR ist pleite! Aus die Maus.
Durch den Fall der Mauer und den politischen Veränderungen in der DDR, verschwanden auch die Probleme mit den polnischen Reisenden in Berlin. Es interessiert zumindest kaum jemand noch. Der Vorschlag die Züge mit den Polen, unter Umgehung der Hauptstadt, generell über den Grenzübergang Staaken / Falkensee zu leiten, den der Verkehrsminister ins Spiel brachte, hatte sich, wie sie vieles, ebenfalls erledigt.
Abschließend kann aber gesagt werden, dass sich das regide Grenzkontrollsystem der DDR durch die in Gang gesetzten politischen Veränderungen im " Ostblock" mehr und mehr überholt hatte. Spätestens nach der Aufhebung der Einreisebeschränkungen für polnische Bürger durch die Bundesrepublik, hätten das Kontrollsystem auch der Westgrenze der DDR zusammenbrechen lassen.

Gruß an alle
der Uwe aus dem Oderbruch

24.11.2018 19:16
#2
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1990: Mit der Wiedervereinigung wird die Bundesrepublik souverän. Damit entfällt eine Regelung des Alliierten Kontrollrates, der zufolge polnische Staatsbürger visafrei nach West-Berlin und Westdeutschland reisen dürfen. Eine Neuregelung des Reiseverkehrs ist nun Sache der Europäischen Union. Damit ist die Grenze wieder dicht.

1991: Am 8. April ist die Grenze endgültig für den visafreien Reiseverkehr geöffnet.

Quelle:

https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschi...-der-oder?p=all

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Ich finde Menschen faszinierend, die meinen mich zu kennen.
Manchmal drängt es mich sie zu fragen, ob sie mir ein bisschen was über mich erzählen können ...

Ich übernehme die Verantwortung für alles, was ich sage, aber niemals für das, was andere verstehen!

Die Dummheit ist wie das Meer. Sie bedeckt sieben Zehntel der Erde, wirft gern hohe Wellen ... und manche baden wohlig darin!

.


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24.11.2018 19:34 (zuletzt bearbeitet: 24.11.2018 19:35)
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#3
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Mann oh Mann, @ABV , da hast Du ja wieder einmal einen sehr umfassenden und aussagekräftigen Beitrag geliefert.

Da wir ja an der Westgrenze (und Andere anderswo...) auch unsere eigenen Probleme hatten, bekam man solche Sachen ja überhaupt gar nicht mit.
Selbst die Berichte aus Urlauberaussprachen, falls solche Zustände überhaupt erwähnt wurden, wurden meist ad acta gelegt, weil es im Tagesgeschäft im eigenen Bereich genug Probleme gab, die gelöst werden mussten.

Den Bericht finde ich besonders deshalb so bemerkenswert, weil er die tatsächliche, damalige Situation ohne politische Emotionen beschreibt und die Zusammenhänge und Auswirkungen auf die anderen Bereiche zeigt.

Er ist im weitesten Sinne auf viele Bereiche innerhalb der DDR in dieser Zeit übertragbar.


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24.11.2018 19:50
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#4
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Uwe, ein toller Post, sehr informativ, also für mich neu diese Zustände damals in Berlin. Gruß an die Oder, Gert


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24.11.2018 20:18
avatar  Lutze
#5
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Kleine Ergänzung,
der hier erwähnte Hauptbahnhof war für viele als Berlin-Ostbahnhof bekannt
Lutze

wer kämpft kann verlieren,
wer nicht kämpft hat schon verloren


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24.11.2018 20:45
avatar  furry
#6
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Abgesehen von der "Reisefreudigkeit" der Polen zeigten die Menschen schon relativ früh im Land ihren Unmut gegen staatliche Maßnahmen, besonders gegen Preiaserhöhungen. Ich kann mich noch an die Vorweihnachtszeit 1970 erinnern. Damals war ich bei der BePo in Erfurt. Die gesamte Bereitschaft wurde alarmiert, auf dem Ex-Platz stand alles, was rollen konnte, Munition war verladen und langsam sickerte durch, dass in Polen sehr dicke Luft sein soll. Da saßen wir nun auf unseren Autos, keiner wusste wann und wohin die Reise gehen sollte und die Weihnachtsurlauber waren auch nicht in bester Stimmung. Das ganze dauerte über eine Nacht, ich schätze 12 bis 15 Stunden und wurde dann kommentarlos abgeblasen. Es zeigte sich aber, dass das Vertrauen der Partei- und Staatsführung der DDR in ihre Arbeiterklasse auch nicht so ganz groß war.
Was ich als dicke Luft bezeichnet habe, waren Streiks in den Ostseewerften. 80 Todesopfer waren nach der Niederschlagung zu beklagen.

"Es gibt nur zwei Männer, denen ich vertraue: Der eine bin ich - der andere nicht Sie ... !" (Cameron Poe)


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24.11.2018 21:34
#7
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Oder ist es in 1980 gewesen? Wir haben gerade Ausbildungsfahrt mit LO in Eisenach gemacht, da ist ein Regulierer auf der MZ gekommen. Anhalten, sofortige Rückkehr zum Standort (GAR11) wegen Lage.
Aufstellung auf Appellplatz, verladen von Material und Mannschaft, warten auf Abmarsch. Alle wussten, es geht an die Polnische Grenze.
Das in der Vorweihnachtszeit nach einen knappen Monat Ausbildung. Ohje! Da liefen schon einige Diskussionen über für und wieder der Aktion.


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24.11.2018 22:08
#8
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Das war ein Jahr vor der Ausrufung des Kriegsrechts durch Jaruselski. Dieses hatte bis 1983 Gültigkeit. Also muß es sich damals schon abgezeichnet haben, daß etwas passiert.


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24.11.2018 22:25
#9
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... wimre war es Anfang Dezember 1980 ...

____________________________________________________________
Ich finde Menschen faszinierend, die meinen mich zu kennen.
Manchmal drängt es mich sie zu fragen, ob sie mir ein bisschen was über mich erzählen können ...

Ich übernehme die Verantwortung für alles, was ich sage, aber niemals für das, was andere verstehen!

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25.11.2018 00:20
avatar  andyman
#10
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@ABV
Danke für deinen sehr guten Beitrag den ich als ,zur damaligen Zeit in Berlin wohnend bestätigen kann.
Lgandyman

Gruß aus Südschweden
Was nützt alles Hasten und Jagen,auch du bist nur ein Tropfen im Meer der Unendlichkeit. Confuzius

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25.11.2018 10:48
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#11
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War 1980
Man hat da sogar in der 8.VPB in DD die Front in der Kohle geräumt.
Das heißt die Einheiten wurden zurückbeordert.


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25.11.2018 10:55 (zuletzt bearbeitet: 25.11.2018 10:55)
avatar  furry
#12
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Wenn sich die letzten Antworten zur Situation 1980 auf meinen Beitrag #6 beziehen sollten, ich meine den Dezember 1970.

"Es gibt nur zwei Männer, denen ich vertraue: Der eine bin ich - der andere nicht Sie ... !" (Cameron Poe)


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25.11.2018 11:31
avatar  Lutze
#13
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Dabei gab es noch mehr Aufstände im sozialistischen Polen,
1956 der Posener Aufstand,
1968 die Märzunruhen

Lutze

wer kämpft kann verlieren,
wer nicht kämpft hat schon verloren


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25.11.2018 11:35
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#14
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zu #12 , neee @furry , das glaube ich nicht. Die so genannte "Polenkriese" hatten wir ja mindestens 2 mal- zumindest in der Form, das "militärische Vorsorge-Maßnahmen" getroffen bzw. vorbereitet wurden.
In einem Fall, wimre auch 1980 wurden sogar Linieneinheiten aus der Grenzsicherung herausgelöst, um an die DDR-Grenze zu Polen verlegt zu werden.
Ich erinnere mich, das wir zu dieser Zeit Bataillonssicherung hatten. Eine Kompanie wurde aus dem GB definitiv abgezogen und verlegt, die anderen 3 Kompanieen mussten im so genannten Drittel-Dienst den Bataillons-Abschnitt sichern. Es wurde wimre auch von den 3 verbliebenen GK`n einzelne GAK abkommandiert- es ist allerdings so lange her, dass ich mich kaum noch erinnere. So weit wimre, dauerte der ganze Stress auch nur ca. 1 Woche oder 10 Tage- ist jemand im Forum, der sich noch besser erinnern kann ? Zu dieser Zeit war ich noch STKC in der damaligen 7.GK/II.GB/GR-1 in IFTA , wo später auch @hslauch gedient hat.


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25.11.2018 11:38
#15
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1970 war mein erstes Lehrjahr, ich erinnere mich auch noch das es im Westfernsehen Berichte über Unruhen in Polen gab, 1980 gab es die Nächsten, das waren jene die von Danzig ausgingen.
1980 oder 1981 vor Ausrufung des Kriegsrechts ? erinnere ich mich das wir einen Subotnik (BMK-Süd) haben sollten, am Tag vorher wurde dieser abgesagt und wir erfuhren von unseren LKW Fahrern und KfZ Personals das die Fahrzeuge voll aufgetankt bereit stehen müssten.
Offiziell wurde darüber nicht gesprochen, aber jeder normale Kollege, gerade wir jüngeren Reservisten spürten eine Unruhe und Angst das wir einfach von der Straße, aus dem Betrieb, von zu Hause oder sonstwo eingezogen werden könnten ... durchgespielt wurde das ja öfters und selbst ein Koch von einem Betrieb wo wir bauten wurde vom Kessel weg eingezogen.

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Grün ja grün war'n alle meine Streifen
-- Harbker EK-Zappel 79-2 --


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