Spuren der DDR Grenze - war alles so einfach?

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20.03.2019 18:40 (zuletzt bearbeitet: 20.03.2019 18:42)
#61
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Zitat von GZB1 im Beitrag #52
§ 27
DDR Grenzgesetz
vom 25.03.1982
.....
(3) Die Anwendung der Schußwaffe ist grundsätzlich durch Zuruf oder Abgabe eines Warnschusses anzukündigen, sofern nicht eine unmittelbar bevorstehende Gefahr nur durch die gezielte Anwendung der Schußwaffe verhindert oder beseitigt werden kann.
Zu meiner Zeit wurde in der Ausbildung desweiteren vermittelt, dass der Schusswaffengebrauch gegenüber a) Schwangeren, sowie b) Kindern/Jugendlichen und c) feindwärts generell untersagt ist. Wie das evtl. nachts halb 2, bei Nieselregen und vielleicht Nebel dann praktisch umsetzbar war, ist da die andere Frage.

Ich habe nie ein Gespräch erlebt, in dem die Anwendung der Waffe Thema war. Warum auch, wir waren für den Grenzdienst ausgebildet. Und solche eher philosphischen Fragen, treten ganz schnell in den Hintergrund, wenn man nur ein Mal aller 3-4 Wochen 24 Stunden dienstfrei hat und ansonsten ständig Mühe hatte überhaupt seine 6 Stunden Schlaf am Tag zu bekommen. Wahrscheinlich kamen grundsätzliche Verweigerer auch nur ganz selten bis in eine Grenzkompanie und wurden vorher ausgesiebt. Mit der Haltung konnte man ja nicht mal Objektwache auf der Kompanie schieben.

Wenn ich immer vom "Schießbefehl" lese und höre überkommt mich schon ein Schmunzeln. Das klingt so schön nach Schießgewehr und Oberförster. Den "Schießbefehl" gab es nun mal nicht und bleibt tatsächlich eine Wortschöpfung aus Deutschand West, genau wie Prenzlberg, Mufoti oder Erichs Lampenladen und was es da sonst noch alles gibt.

Ich denke auch, dass die meisten im Fall des Falles geschossen hätten. Man darf auch nicht vergessen, dass Grenzer dahingehend ausgebildet und sensibilisiert waren, dass Grenzverletzer selbst bewaffnet sein können. Am Ende konnte es demnach ums eigene Leben gehen und nicht nur um ein imaginäres Gewissen.


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21.03.2019 10:47
avatar  StabHF ( gelöscht )
#62
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StabHF ( gelöscht )

Man darf auch nicht vergessen, dass Grenzer dahingehend ausgebildet und sensibilisiert waren, dass Grenzverletzer selbst bewaffnet sein können.

Hah.....das passt ja zu momentan ja wieder auflebenden Diskussion um eine Verschärfung des Waffengesetzes. Es wird ja immer wieder gefordert, noch strengere Verbote und Hürden aufzubauen. So weit ich weis, hatte doch die DDR ein rigeroses Waffengesetz, dass den privaten Besitz bis auf Luftdruckwaffen generell verboten hat. Sie ist doch damit ein Beispiel dafür. Selbst Dienstwaffen und Munition wurden doch offensichtlich allerstrengstens überwacht. Wie hätte sich denn da ein möglicher Grenzverletzer bewaffnen können und womit ? Ich meine, die Möglichkeit besteht ja dann offensichtlich immer, selbst bei schärfsten Regelungen ! Das macht doch dann aber den Sinn eines Waffengesetzes zumindest zum Teil mehr als fraglich.


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21.03.2019 11:17
avatar  TOMMI ( gelöscht )
#63
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TOMMI ( gelöscht )

Zitat von StabHF im Beitrag #62
Wie hätte sich denn da ein möglicher Grenzverletzer bewaffnen können und womit ?
Nun ja, normalerweise ja nicht, es sei denn er hatte durch berufliche oder dienstliche Möglichkeiten Zugriff darauf. Man erinnere an den Fall Weinhold.


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21.03.2019 11:36 (zuletzt bearbeitet: 21.03.2019 11:56)
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#64
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Ich denke, in dieser Frage sind der Phantasie keine Grenze gesetzt.
Womit konnte sich der GV bewaffnen? Mit allem, was ihm als Waffe geeignet erschien. In einer Gesellschaft, in der Waffen existieren, gibt es auch immer Möglichkeiten, diese illegal in seinen Besitz zu bringen bzw. anzuwenden.
Wie hätte er das machen können? Selbst Angehöriger bewaffneter Organe sein und die Waffe offiziell zur Verfügung haben oder auf anderem Wege Zugang verschafft, Altbesitz aus vergangener Zeit, Schmuggelware von woher auch immer, Jäger, Sportschütze, einfach jemandem weggenommen...wie gesagt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Es sagt ja keiner, dass die Wahrscheinlichkeit des bewaffneten GV groß war, ein großer Teil scheint ja tatsächlich Waffen während des Fluchtversuchs planmäßig abgelehnt zu haben. Die Aussage war ja nur, dass Grenzer diesbezüglich sensibilisiert wurden.
Es ist natürlich beim Konditionieren der Grenzer nicht die dümmste Idee zu versuchen, sie davon zu überzeugen, dass das alles kriminelle Elemente sind, die wahrscheinlich in der Vergangenheit schon Verbrechen begangen haben und darüber hinaus vermutlich auch bewaffnet sind...jedenfalls wirkungsvoller, als Menschen anzukündigen, die einfach nur in einer anderen Welt leben wollen.

Und sicher hat fast jeder Grenzer auf die eine oder andere Weise den desertierten Russen mit AK-47 und -zig Schuss Munition erlebt.


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21.03.2019 11:43 (zuletzt bearbeitet: 21.03.2019 12:18)
avatar  GZB1
#65
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Zitat
...Und sicher hat fast jeder Grenzer auf die eine oder andere Weise den desertierten Russen mit AK-47 und -zig Schuss Munition erlebt.



Erlebt nie, aber gefühlt an die 💯 mal gehört bei der Posteninformation vor der Vergatterung (Befehl zum GD).

Da man wusste, dass die GSSD bezüglich Waffen, Munition und Menschen bisweilen etwas leger war,
ist man somit ziemlich sensibilisiert gewesen.
Zumal ein sowjetischer Fahnenflüchtiger Richung Grenze nichts mehr zu verlieren hatte.

Manchmal wurde auch ein VP-Angehöriger mit Waffe vermisst.

Fahnenfluchten russischer Soldaten


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21.03.2019 12:45
avatar  Sperrbrecher ( gelöscht )
#66
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Sperrbrecher ( gelöscht )

Zitat von StabHF im Beitrag #62
Es wird ja immer wieder gefordert, noch strengere Verbote und Hürden aufzubauen.

Aber die gelten doch dann nur für Deutsche? Bei Ausländern wird das Waffengesetz anscheinend etwas großzügiger gehandhabt.


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21.03.2019 13:50 (zuletzt bearbeitet: 21.03.2019 13:51)
#67
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21.03.2019 14:27 (zuletzt bearbeitet: 21.03.2019 14:37)
#68
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Deutschland hat eines der strengsten und restriktivsten Waffengesetze nicht nur in Europa. Die Briten mal ausgenommen, aber dort ist die Kriminalität mit Schusswaffengebrauch deswegen auch nicht weniger geworden. Für Verbrechen kommen in nur wenigen Fällen legale Waffen in Benutzung. Mit einem noch strengeren Gesetz werden die Falschen getroffen. Wer es durch hat, weiß, wie aufwändig und vor allem teuer es ist, die Erlaubnis für eine großkalibrige scharfe Waffe zu erhalten. Vorige Woche war eine Kontrolle von Ordnungsamt bei mir deswegen und hat die sichere Aufbewahrung überprüft. Alles in Ordnung gewesen. Ein Schützenfreund, den ich diese Woche auf dem Schießplatz traf erzählte, daß bei ihm auch mal kontrolliert wurde. Da er in seinem Waffenschrank lediglich das Griffstück einer Kurzwaffe aufbewahrte, was über die zulässige Anzahl für in diesem Schranktyp hinausging, also nicht mal eine zusätzliche vollständige Waffe, hat er über 500,- Euronen Strafe bezahlen müssen.
Auch eine halbautomatische Langwaffe ist nicht für jeden erwerbbar, auch wenn er die Erlaubnis zum Besitz von Feuerwaffen hat. Dazu muß man Mitglied in bestimmten anderen Vereinigungen sein z.B. der Deutschen Schützenunion. Als Mitglied des Thüringer Schützenbundes und damit des Deutschen Schützenbundes bekomme ich so einen Schießprügel nicht. Dann müßte ich zusätzlich diesem anderen Verein beitreten, was wieder zusätzlich kostet. Und ein Vollautomat, also mit Dauerfeuer bei einmal Abzug durchziehen ist gleich gar nicht möglich. Die fallen unter das Kriegswaffengesetz. Eine vollständige bundesweit abrufbare Datenbank über alle legalen erlaubnispflichtigen Waffen und meinetwegen auch alle ballistische Daten zur Identifizierung der verwendeten Waffe und ihres Eigentümers bei Verbrechen an Hand des sichergestellten Geschosses, ist alles o.k.
Seit einiger Zeit herrscht in Teilen der Bevölkerung, meist aus Unkenntnis der Problematik, z.T. auch aus kompromisslosem Pazifismus eine gewisse Phobie gegenüber allem, was mit Schusswaffen zu tun hat. Komischerweise über Sportarten, bei denen es ebenfalls darum geht, einen Gegenstand in ein Ziel zu befördern und die ihre Ursprünge meistens vor undenklichen Zeiten in ernsten und tödlichen Kampfsportarten hatten, regt sich niemand auf. Biathlon entstand aus einer reinen Militärdisziplin der skandinavischen Länder: Skiefahren und Schießen !Nicht auf Elche, sondern auf Menschen als Gegner ! Anfangs wurde dieser Sport auch international noch mit großkalibrigen Waffen wie im Original durchgeführt, was aber zunehmend erhebliche Sicherheitsprobleme bei diesen Sportveranstaltungen aufwarf. Daher ist man dann zu KK-Gewehren übergegangen. Was seit wenigen Jahren neu ist, das ist das sog. Lichtschießen. Es handelt sich, vereinfacht dargestellt, um ein einer Luftdruck-Sportwaffe (Pistole, Gewehr) ähnlichem Sportgerät eingebauten Laserpointer, mit dem beim Abdrücken ein sehr kurzer Laserimpuls ausgelöst wird, verbunden mit einem leichten Klickgeräusch. Der Lichtimpuls trifft auf eine entsprechende Ringscheibe und der Treffer wird sofort direkt beim Schützen auf einem kleinen Monitor in zehntel Ringen angezeigt und automatisch addiert. Für diese Schießsportart ist keinerlei Erlaubnis notwendig, sie fällt nicht unter das Waffengesetz und ist von Jedermann erwerbbar. Es gibt praktisch nahezu kein Mindestalter für die Ausübung außer der physischen Vorausetzungen, also etwa ab 7 - 8 Jahren. Also bestens für die Nachwuchsgewinnung geeignet. Trotzdem, wie ich oben schon von der Phobie sprach, schon das Wort "Schießen" läßt bei einigen das Visier herunterklappen. Trainiert werden hier, wie auch beim scharfen Schießen, körperliche Eigenschaften wir Atemtechnik, Ruhe, Ausdauer, Feinmotorik, Reaktionsgeschwindigkeit (selbst WM-Profis drücken lediglich zum richtigen" Moment ab, wenn sie in´s Ziel gewackelt haben), Teamgeist, statische Kraft und weitere Fähigkeiten. Ideal auch für den Behindertensort, da für Erfolg und Anerkennung nahezu die gleichen Chancen bestehen wie für nicht Versehrte. Der Sportlehrer meiner Enkelinnen interessierte sich dafür, machte aber, wohl nach Gesprächen mit seiner Direktorin u.a. Kollegen dann doch den Rückzieher. Wir werden jetzt mit einem sehr vorsichtig formulierten Rundschreiben (das Wort "schießen" kommt nur einmal vor) diese Sportart etlichen Erfurter Schulen vorstellen. Mal sehen, ob es Resonanz gibt, vielleicht auch ganz böse Schreiben von Eltern oder Elternvertretern. Darauf sind wir vorbereitet, aber auch auf positive Antworten.
Vom 29.03. -31.03 findet auf der Messe Erfurt die Messe Reiten-Jagen-Fischen statt. Dort kann diese Sportart am Stand des Thüringer Schützenbundes in der Praxis angeschaut werden mit der Möglichkeit des Selbstversuches. Ich denke, diese Sportart wird mittelfristig aus dem Nieschendasein heraustreten. Ist zwar nicht jedermann´s Sache. Ist wie Fußballspielen mit der Konsole am Bildschirm. Das Feeling fehlt etwas, der Knall und der Pulverdampf.


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21.03.2019 15:15
avatar  StabHF ( gelöscht )
#69
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StabHF ( gelöscht )

Naja, ich wollte jetzt dazu keine Diskussion aufmachen. Ich bin selber Sportschütze und weis um die Problematik. Ich kann vor jedem Polizisten oder Zollbeamten, der im Dienst Kontrollen durchführen muss nur den Hut zieh`n. Wenn man so ein Auto kontrolliert, da kann ja alles passieren. Aber das abgesehen von russischen Deserteuren oder fluchtwilligen Organen mit Dienstwaffe der normale DDR-Bürger zu DDR Zeiten eine (wirkungsvolle) Waffe gehabt hätte ? Naja.


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21.03.2019 16:14 (zuletzt bearbeitet: 21.03.2019 16:15)
avatar  sentry
#70
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...hat ja auch keiner behauptet.
"Dass Grenzer dahingehend ausgebildet und sensibilisiert waren, dass Grenzverletzer selbst bewaffnet sein können", wie Du selbst geschrieben hast, bedeutet ja nicht automatisch, dass "normale DDR-Bürger" tatsächlich regelmäßig Zugriff auf Waffen hatten.
Die Ausbildung beinhaltete auch, dass ein Grenzverletzer eben kein normaler DDR-Bürger war. Mit 213 gab es eine Extra-Paragraphen für Grenzverletzungen im Strafgesetzbuch der DDR.


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21.03.2019 16:43
#71
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Zitat von StabHF im Beitrag #62
... Wie hätte sich denn da ein möglicher Grenzverletzer bewaffnen können und womit ? ....


So schwer war das gar nicht. Von den GSSD-Angehörigen konnte man für Schnaps oder Geld für selbigen eigentlich fast alles kriegen. Für die Zeit nach der Wende bis zum Abzug der Truppen kannst Du das Wort "fast" streichen. Für genügend DM oder Dollar hättest Du sogar einen voll aufmunitionierten Panzer gekriegt.


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21.03.2019 18:14
#72
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Tatsächlich aber war kaum einer von denen bewaffnet.
Sorge bereiteten nur Deserteure.

Das ist nichts Neues.

Disziplin ist die Fähigkeit, dümmer zu erscheinen als der Chef. (Hanns Schwarz)


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21.03.2019 19:07 (zuletzt bearbeitet: 21.03.2019 19:10)
avatar  Mike59
#73
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Normalerweise war die Rotlichtbestrahlung so stark, dass ein Zweifel an der Notwendigkeit des Dienstes an der Grenze des Friedens eher unterschwellig ausgeprägt war. Ich gebe zu, dies ist bei der Masse der User hier im Forum offensichtlich nicht gegeben, die waren schon immer dagegen und haben alle gewußt das geht nicht gut. Wir haben sogar User hier die hatten das mit 10 Jahren schon drauf und haben den Job trotzdem meist mit Bravur absolviert.

Das Problem was ich rückblickend sehe, war folgendes.

Der täglichen Sackgang wurde oft nicht mit dem System in Zusammenhang gebracht, sondern mit dem dem zu erwartenden GV. Auch ein Ergebnis der Manipulation bei der Truppe. Nicht von ungefähr sind viele AGT erst nach Ihrem "Ehrendienst" dem Slogan "go West" gefolgt. Die wollten nicht Ihre "Kameraden auf Zeit" schützen - die sind mit der Realität außerhalb der Truppe nicht zurecht gekommen.
Und:
Ich kann einfach nicht glauben, das ich der einzige war welcher sich mit seinem Paula(s) über die Anwendung der Waffe im Dienst unterhalten hat. Alles insgesamt sehr unglaubwürdig.

Und bevor jetzt der allg. Hammer rausgeholt wird, von wegen Manipulation - die läuft nach wie vor, heute ist das viel subtiler und der gemeine Ü50 Ossi erkennt das auch ohne Probleme.


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21.03.2019 21:24
avatar  der alte Grenzgänger ( gelöscht )
#74
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der alte Grenzgänger ( gelöscht )

Zitat von LO-Fahrer im Beitrag #71
... Für genügend DM oder Dollar hättest Du sogar einen voll aufmunitionierten Panzer gekriegt.


Ja, so geht die Sage ...
(wenigstens einen Grinse- Smiley hättest Du setzen können...)

Siggi


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21.03.2019 21:32
#75
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Der Panzer ist möglicherweise übertrieben, ich war jedoch persönlich Zeuge, als ein Soldat eine AK mit 150 Schuss zum Kauf angeboten hat.


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