Der teuerste Broiler

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14.04.2017 00:20 (zuletzt bearbeitet: 14.04.2017 17:12)
avatar  krelle
#1
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Am Abend des 2. Oktober 1990. Mit Nachbarn waren meine Frau und ich von unseren damaligen Zuhause (Warendorpstr.64 in Lübeck) aufgebrochen, um die „Wiedervereinigung“ am Grenzübergang bei Lübeck-Schlutup/Selmsdorf zu feiern.
Obwohl etwas „sperrig“, schleppte ich die Deutschland-Fahne mit, die bereits seit längerer Zeit in meinem Besitz war und die meiste Zeit über im Keller darauf wartete, hervorgeholt zu werden. Nun, „das“ war ein guter Anlass, ja eigentlich „der“ beste Anlass!
Unsere Nachbarn fuhren bzw. nahmen uns mit. Ich konnte deshalb bei alkoholhaltigen Getränken „zulangen“. Nein, betrunken fühlte ich mich nicht, trotz manchem Sekt, den ich trank. Die bleierne Schwere, die mich bereits seit der eigentlichen „Wende“ überkommen hatte, ließ es nicht zu, aus wolkenverhangenem Wetter puren Sonnenschein zu machen.
Dennoch zeigte der viele Sekt seine Wirkung…
Und ich bekam Appetit, um nicht zu sagen „Hunger“. Und es gab da einen Imbiss-Stand, der da am Grenzübergang aufgebaut worden war, um Leuten wie mir beim Riechen des Duftes von „Hähnchen“ bzw. „Broiler“ das Wasser im Munde zusammen laufen zu lassen. Mhhh, was für eine Leckerei! Und da waren etliche Leute vor und hinter mir, die auch ein „Halbes“ haben wollten. Ja, es schmeckte ausgezeichnet! In meiner „Gier“ bestellte ich noch ein weiteres halbes Hähnchen zum Mitnehmen, getreu dem Motto: „ein paar Stunden später habe ich wieder Appetit darauf"….
Und so steckte ich mir den Broiler in meine Jacken-Innentasche. Ich vertraute darauf, dass die Materialien/Tüten schon halten würden. Doch wurde ich eines Besseren belehrt…. Der fettige und saftige Broiler siffte durch…. Erst als ich wieder zu Hause in Lübeck (und nüchtern) war, bemerkte ich den Schaden: die teure und schöne Lederjacke war nicht mehr zu retten.
Somit bleibt festzustellen, dass ich das teuerste Hähnchen, das ich jemals erwarb, an der Grenze zwischen Lübeck-Schlutup und Selmsdorf kaufte…
Leider kann ich mich nicht daran erinnern, dass Punkt Mitternacht – im Moment der „Wiedervereinigung“ - die deutsche Nationalhymne erklang. Das hat mich sehr enttäuscht. Wie ich später aus Nachrichten vernahm, hat man das an der Grenze bei Lübeck-Eichholz/Herrnburg ( warum war ich nicht dort?) nicht versäumt. Mag sein, dass ich damals auch nur viel zu viel Sekt intus hatte und das Ertönen des Deutschland-Liedes gar nicht mitbekam. Vielleicht kann ja der eine oder andere, der am 2./3.10. 1990 im Raum zwischen Lübeck und Selmsdorf/Herrnburg zugegen war, etwas dazu sagen.


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14.04.2017 09:30
avatar  GKUS64
#2
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War das nun ein Broiler oder ein Hähnchen ? Für mich eine wichtige Frage zur Bestimmung der Herkunft und des Standortes des Imbiss-Standes!


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14.04.2017 12:14
#3
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Meine Schlußfolgerung aus dfer hübschen Geschichte mit dem Broiler und der Lederjacke:
Die Wiedervereinigung hatte nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Dem einen versaute sie die gute Lederjacke, dem anderen kostete sie den Arbeitsplatz.


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14.04.2017 12:24
#4
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Zwei wichtige Fragen:
1. hast Du das halbe, gare und Dir die Jacke versaute Tier noch gegessen?
2. wenn ja, dann hatte es sicher einen bitteren Beigeschmack, oder?

Solche Erlebnisse lassen einen ganz bestimmte Tage nicht in Vergessenheit geraten Krelle.

gruß h.


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14.04.2017 12:25
avatar  Pit 59
#5
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Zitat von Klauspeter im Beitrag #3
Meine Schlußfolgerung aus dfer hübschen Geschichte mit dem Broiler und der Lederjacke:
Die Wiedervereinigung hatte nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Dem einen versaute sie die gute Lederjacke, dem anderen kostete sie den Arbeitsplatz.


Wenn man 50 oder 60 war dann wars hart,alles andere akzeptiere ich nicht.


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14.04.2017 14:42 (zuletzt bearbeitet: 14.04.2017 14:44)
#6
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Krelle, wenn es ein Broiler war, ist das ein Anschlag auf einen westlichen Grenzzollbeamten gewesen
dahinter steckt bestimmt M. persönlich

Nein, Spaß bei Seite, danke für die Geschichte


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14.04.2017 16:52 (zuletzt bearbeitet: 14.04.2017 16:52)
avatar  krelle
#7
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Dank für Eure Zeilen!
Ob ich das Hähnchen/den Broiler noch verspeist habe, nachdem die Lederjacke ruiniert war, entzieht sich meiner Erinnerung. Ich glaube aber, das habe ich noch gemacht....
Und ob es nun ein "Hähnchen" war oder ein "Broiler", bleibt wohl unbeantwortet. Der Imbisswagen stand bei der GÜSt (und somit auf DDR-Gebiet). Ein Broiler? Aber der Gockel-Wagen könnte ja auch einem Wessi gehört haben und von Alt-Bundesgebiet aus mit den Gummiadlern bestückt worden sein. Also doch "Hähnchen"?
Spass beiseite - es war unterm Strich das "teuerste" Geflügel, das ich je erwarb...


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14.04.2017 17:00
avatar  Lutze
#8
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War das dein letzter Broiler gewesen?
Lutze

wer kämpft kann verlieren,
wer nicht kämpft hat schon verloren


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14.04.2017 17:07
avatar  krelle
#9
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ne, dafür esse ich die "Dinger" viel zu gerne....


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14.04.2017 17:30
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#10
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( gelöscht )

Moin Krelle,

ich konnte mir das grinsen nicht verkneifen. Schöne Geschichte, eine, die das Leben schreibt.....

Klauspeter, stimmt, einige verloren den Arbeitsplatz....da haste schon recht. Krelle mehr oder weniger ja auch....auch er war "gezwungen" sich neu zu orientieren. Ich streite aber nicht ab das er es leichter hatte. Die Behörde bot da schon andere Möglichkeiten als die in Auflösung befindliche NVA.

Aber das sollte man Krelle nicht vorwerfen, in dem Sinne war er auch nur Fußvolk oder ein kleines Licht. Befehlsempfänger am Ende der Kette.

MfG Berlin


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14.04.2017 18:38
avatar  ( gelöscht )
#11
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( gelöscht )

Ich ekel mich inzwischen so sehr vor Hühnerfleisch dass ich schon fast Vegetarier bin. Der Grund: Hier in Costa Rica gibt es Huhn dreimal am Tag. Zum Frühstück Reis mit Huhn, Mittags Huhn mit Reis und Abends wieder Reis mit Huhn. Ich kann das nicht mehr sehen noch riechen, wenn meine Frau nicht eine exzellente Köchin wäre dann wäre ich schon verhungert in diesem Land...


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14.04.2017 19:07
avatar  Pit 59
#12
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Thomas warum gibt es denn soviel Huhn,weil es besonders billig ist ?


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14.04.2017 19:14 (zuletzt bearbeitet: 14.04.2017 19:16)
#13
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weil die Hühner so fleißig besonders jetzt zu Ostern legen und man sie in Massen großzüchtet.
Kennst du nicht das Lied: ... ich wollt ich wär ein Huhn... ?http://www.exicose.de/neu2.gif


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14.04.2017 19:39
avatar  Pit 59
#14
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Nicht immer gleich Antworten Fred,meine Frage ging nach Costa Rica.


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15.04.2017 12:37
#15
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Zitat von berlin3321 im Beitrag #10

[....]
Klauspeter, stimmt, einige verloren den Arbeitsplatz....da haste schon recht. Krelle mehr oder weniger ja auch....auch er war "gezwungen" sich neu zu orientieren. Ich streite aber nicht ab das er es leichter hatte. Die Behörde bot da schon andere Möglichkeiten als die in Auflösung befindliche NVA.

Aber das sollte man Krelle nicht vorwerfen, in dem Sinne war er auch nur Fußvolk oder ein kleines Licht. Befehlsempfänger am Ende der Kette.

MfG Berlin
Hallo berlin3321,

mein Beitrag war kein Vorwurf an Krelle.
Seine kleine Geschichte hat mir sehr gefallen und mir ist klar, dass er die Weichen für die historische Entwicklung nicht gestellt hat.
Nicht Krelle ist schuld am Untergang der DDR, sondern wir selbst - der eine mehr und der andere weniger. Ich jammere auch nicht über mein Schicksal; ich bin zufrieden.

Ich teile Krelles Vorliebe für Broiler/Brathähnchen und nur eines ist mir an Krelles Verhalten völlig unverständlich: Wie kann man es nur fertigbringen, so einen frischen, duftenden, appetitlichen Broiler nicht sofort zu essen! So etwas gäbe es niemals bei mir !!!

Gruß Klaus


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