Sprüche, Zitate

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22.12.2016 11:39
#76
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Es gibt viele kluge Sprüche und Zitate zum Thema Wahrheit und Lüge.

Mir gefällt dieses Zitat:

„Glaube denen, die die Wahrheit suchen
und zweifle an denen, die sie gefunden haben.“

( Andre’ Gide )


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22.12.2016 12:23
avatar  der 39.
#77
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Grenzläufer hat heute in einem anderen Thread Imad Karim zitiert:" Jedes Unrecht beginnt mit einer Lüge"
Wie wahr, und nach dem Unrecht siegt nicht etwa die Wahrheit , sondern es wird weiter gelogen.
Aber das soll ja jetzt anders werden. Die "Sächsische Zeitung" hat vor ein paar Wochen auf der Titelseite eine Erklärung ( oder Schuldeingeständnis) veröffentlicht, in dem Sinne, jetzt wird alles anders. Political Correctness ab sofort, Beide Seiten hören, alle Meldungen prüfen.
Jetzt warte ich darauf, dass sich die "Fotozeitung" anschließt. Dann wird alles gut.
...und zweifle an denen, die sie gefunden haben..
Wird da etwa ein Urteil gefällt? Wer nicht politisch korrekt ist, ist dann ja wohl unkorrekt. Aber natürlich nur zur offiziellen politischen Meinung, Wahrheit ist wohl was anderes.
Klauspeter, Du kannst einen ja durcheinanderbringen mit diesem Spruch.
Ich ziehe mich zurück, muss unbedingt noch über die wahre Wahrheit nachdenken.
der 39.


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22.12.2016 19:05
#78
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@der 39.:
Dann vielleicht noch ein Zitat, um das Durcheinander zu vervollkommnen.

„Es ist eine alte Wahrheit,
dass man in der Politik oft vom Feinde lernen muss.“
( Lenin )

Wie mag er das nur gemeint haben, der alte Lenin? Und warum wurde es jedem übel genommen, der sich zu DDR-Zeiten nach diesem Gedanken Lenins richtete?


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22.12.2016 21:06
avatar  der 39.
#79
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Ich habs, die Lösung liegt in der "absoluten Wahrheit", über die die Philosophen über alle Zeiten hinweg viele Bücher gefüllt haben.
Bin allerdings nicht sicher, ob die sich alle einig waren, ich fürchte eher, es gibt mehrere "absolute Wahrheiten".
Aus der Zeit meines Studium ( Dialektik, Logik) ist mir diesbezüglich ein schönes Beispiel in Erinnerung.
Ein kretischer Schriftsteller war ob seiner arroganten Art in seiner Heimat geschmäht und verunglimpft worden. Die Behauptungen über ihn bestritt er
vehement und ließ sich zu dem Satz hinreißen:"Alle Kreter sind Lügner"
Was nun, er war ja auch ein Kreter, folglich hat er gelogen, denn alle Kreter sind Lügner. Damit ist auch der Satz:" Alle Kreter sind Lügner" gelogen, sie haben die Wahrheit über ihn verbreitet.Aus dieser Nonsensschleife kommt man nicht mehr raus.
Ihr werdet schon die Wahrheit finden, behaltet sie nicht für Euch.
Lenin war nicht so vermessen zu glauben, er wisse alles, schon gar nicht militärisch, Strategie und Taktik des Klassenkampfes bringt noch lange keine siegreiche Armee zu Tage. Aber er bezog seine Worte wohl auf die Politik, auch dort kann man das Handwerk der Politik durchaus auch vom Feind erlernen, zumal auch in der Politik Strategie und Taktik eine große Rolle spielen, wir brauchen uns nur im Heute umsehen. Taktische Winkelzüge sind in der Politik doch üblich, ohne dass man zunächst die dahinterstehende Strategie sofort erkennt. Wie oft frage ich mich im politischen Alltag: Was soll das denn wieder, was will die Regierung oder die Opposition damit erreichen?
In der DDR war das überhaupt und total überflüssig etwas vom Kapitalismus zu lernen, wir wussten doch schon alles .
der 39.


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23.12.2016 11:09
#80
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Ist eben so eine Sache mit der Wahrheit.

Manche glauben, die Wahrheit gefunden zu haben und berufen zu sein, sie zu verkünden.
Zum Problem wird das erst, wenn ein Einzelner, eine Gruppe oder eine Partei glaubt, die Wahrheit für sich allein gepachtet zu haben.

Im M-L-Grundlagenstudium habe ich mal gelernt, dass es eine absolute und eine relative Wahrheit gibt.
Unsere Wahrheiten sind immer nur relativ, immer mit Fragezeichen verbunden. Mit unseren relativen Wahrheiten nähern wir uns der absoluten Wahrheit an, ohne jemals im vollen Besitz der absoluten Wahrheit zu sein.
Die Welt ist erkennbar, aber bis zur letzten Erkenntnis darüber was die Welt zusammenhält, werden wir nie vorstoßen - eben weil unsere Erkenntnisse / Wahrheiten immer relativ sind.
Das trifft für die Naturwissenschaften ebenso zu wie für die Gesellschaftswissenschaften.

Mir scheint das auch logisch zu sein, obwohl wir immer wieder Vertreter finden werden, die von sich glauben, im Vollbesitz der absoluten Wahrheit zu sein...

Gruß Klaus


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24.12.2016 07:56
avatar  Georg ( gelöscht )
#81
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Georg ( gelöscht )

Wahrheit und Erinnerung gehören zusammen.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur...-a-1123062.html


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24.12.2016 12:32
avatar  der 39.
#82
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Hallo Georg, ist der Ausspruch von Dir?
Ich denke eher, das ist nicht so. Ertappe mich doch ab und an selber dabei, die Erinnerung etwas schön zu färben, wenn es auch nur für mich alleine ist. An was ich mich ganz früher erinnere, meine Erlebnisse als Kind in der Schulzeit sind doch mit etwas Distanz zur Wahrheit. Ich muss da immer mal in meinen Skizzen und Zetteln nachsehen, ob ich da etwas festgehalten habe. Ganz selten finde ich auch eine Notiz und dann bin ich äusserst verwundert, dass ich dass heute anders sehe.
Wahrheit und Erinnerung gehören zusammen, soweit wir schließlich etwas mal erlebt haben. Doch Brüder sind die Beiden nicht, vielleicht entfernte Verwandte, die sich immer weiter von einander entfernen. Und in 5 Jahren werde ich glauben, früher war alles schöner und die Striemen auf dem Hintern vom Rohrstock und die 4 -Tage-Hungertour und die Feuerglut in unserer Siedlung nach dem Bombenangriff in Essen sind vergessen. Der Mensch mit seiner Erinnerung und seinem Gedächtnis ist keine konstante Größe, Wahrheit sollte das schon sein.
Meint der 39.


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24.12.2016 13:15
#83
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Das sind 2 interessante Beiträge, über die man lange diskutieren kann.

Ich stimme Dir @der 39 zu: "Der Mensch mit seiner Erinnerung und seinem Gedächtnis ist keine konstante Größe, Wahrheit sollte das schon sein."
Ich begründe das so:
Unser Gehirn ist so wunderbar konstruiert, dass es negative Erlebnisse so ganz langsam herausfiltert und löscht. Bei ganz gravierenden negativen Erlebnissen (Kriegsereignisse oder andere schlimme Formen der Gewalt) funktioniert das nicht; sie kommen wieder in Form von Albträumen. Sie sind noch nicht verarbeitet und damit auch nicht weg gefiltert. Insgesamt aber herrschen die positiven Erinnerungen vor. Das ist gut so eingerichtet, sonst würden wir aus den negativen Stimmungen nicht mehr herauskommen.

Eine 2. Begründung dafür, dass früher scheinbar alles schöner und besser war, besteht darin, dass der ältere Mensch früher gesünder war; er war leistungsfähiger und stärker belastbar. Man ging arbeiten und fand Anerkennung. Augen, Ohren und Gehirn funktionierten besser, als das im hohen Alter ist.
Das Ideal in unserer Gesellschaft ist der junge Mensch. Die Achtung gegenüber älteren Menschen geht zurück. Wer besonders empfindlich ist, spürt das hin und wieder.

Und dennoch - Wahrheit und Erinnerung dürfen nicht vermischt werden. Die Erinnerung ist eine ganz persönliche Sache und bei jedem Menschen anders. Die Wahrheit aber sollte Allgemeingut aller sein - Zumindest das Bemühen, sich der Wahrheit zu nähern.


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24.12.2016 13:35
avatar  Georg ( gelöscht )
#84
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Georg ( gelöscht )

Erinnerung schönt sich, klar. Hängt mit der Erziehung, Bildung, Lebenserfahrung etc. zusammen. Es bedeutet aber auch, dass bestimmte Erinnerungen immer schöner werden.
Jeder erlebt anders. Zum Beispiel einen Verkehrsunfall, Raubüberfall - Fast jeder Zeuge liefert eine andere Personenbeschreibung, Kleidung, Fahrzeug......subjektive Wahrnehmungen der Wahrheit ? Wenn ja, dann hilft der Kriminalist die Wahrheit finden.
Zeitzeugen berichten ihre Erinnerung oder Wahrheit ? Hier sehe ich die Aufgaben z.B. der Historiker mit einer ergebnisoffenen Forschung.

Insofern denke ich, dass Erinnerung und Wahrheit zusammengehören.


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27.12.2016 12:46
#85
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Ich bin auch der Meinung, dass Erinnerungen und Wahrheit zusammengehören.

Der große deutsche Dichter Goethe nannte seine Kindheits- und Jugenderinnerungen "Dichtung und Wahrheit". Er wusste, dass Erinnerungen häufig geschönt sind; unvollständig und verklärt; eben ein Stück individuell erlebte Realität. Egal, wie viele Menschen ihre Erinnerungen zu einer bestimmten Sache darlegen - es werden immer nur relative Wahrheiten sein.

Nehmen wir beispielsweise die Darstellung der DDR durch Historiker.
Die Erinnerungen an die DDR werden bei einem Arbeiter, einem Jugendlichen, einem Fahnenflüchtigen oder einem Handwerker ganz unterschiedlich sein. Es wird schwer sein für den Historiker, ein einigermaßen objektives Bild zu zeichnen, um der Wahrheit möglichst nahe zu kommen.
Genau so kompliziert wird es, wenn der der Historiker die Stärken und Schwächen der DDR aufzuschreiben versucht. Was bringt er? Was lässt er weg? Wer urteilt über sein Buch, bevor es gedruckt wird? Egal wie subjektiv ehrlich der Historiker ist und wie sehr er sich um Objektivität müht - es wird nie die absolute Wahrheit über die DDR sein.

Vielleicht hat Voltaire gar nicht so unrecht, wenn er schrieb:

„Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat.“

Gruß Klaus


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27.12.2016 17:59
avatar  der 39.
#86
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In meinem Leben habe ich so manche Handlung begangen, für die ich mich heute schäme, ausschließlich nur, weil ich andere Menschen im Unklaren gelassen habe, ihnen die Wahrheit vorenthalten oder auch offen gelogen habe. Um mich vor mir selbst zu rechtfertigen, habe ich die Umstände, die dazu führten, aus meiner Sicht geschönt und mich im Recht gefühlt.
Heute, was ich für eine mittlere Katastrophe halte. fällt mir manchmal nur mit Mühe und langem Grübeln ein, wie es wirklich war. Die damals zurechtgelegte Erklärung, Entschuldigung, Reinwaschung habe ich gedanklich sofort zur Verfügung. Mal brutal ausgedrückt, wird so eine Lüge zur Wahrheit? Muss ich mit dem Moment rechnen, in dem ich nicht mehr weiß, wie es wirklich war und werde zum Immerguten? Wohlgemerkt, es geht um Ereignisse mit psychischen , gefühlsabhängigen Charakter" Bei der Erinnerung an reale Fakten, Ereignisse, Geschehnissen bemerke ich solche Verbrähmungen nicht.
Frage an die am Thema Interessierten, wie seht Ihr das und wie geht es Euch diesbezüglich?. Glaube aber schon, dass man ein bestimmtes Alter haben muss, denn vor 20 Jahren war da bei mir noch kein Platz für derartigen Überlegungen und Empfindungen.
Und woher kommt es, dass so viele Menschen glauben, dass früher alles schöner war?


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28.12.2016 07:40
avatar  Georg ( gelöscht )
#87
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Georg ( gelöscht )

@der39.
Dein Beitrag endet mit der Frage:

Und woher kommt es, dass so viele Menschen glauben, dass früher alles schöner war?

Ich frage: Woher kommt es, dass so viele Menschen glauben, dass früher alles viel schlimmer war ?
Ich denke, dass der Mensch generell versucht ist, seine Erinnerungen an seine Bedürfnisse anzupassen. Bedürfnisse seines Lebens. Erinnerungen auch noch die Erfahrungen sind für mich Fragen des Überlebens. Erinnerungen sind die nicht leicht zu beeinflussen, durch Erinnerungen anderer ?
Sehr komplex dieses Thema. Und sehr streitbar, wenn es um gesellschaftliche Probleme, Politik oder Ideologie u.a. geht.


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28.12.2016 20:08
#88
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Und woher kommt es, dass so viele Menschen glauben, dass früher alles schöner war?
__________________________________

Ich möchte auch noch einmal auf diese Frage eingehen.

Ein Aspekt. neben denen, die schon genannt wurden, scheint mir der folgende zu sein: Alles, was in der Vergangenheit liegt, ist bereits abgeschlossen. Wir wissen, wie alles ausgegangen ist und dass das meiste in unserem Leben gut endete. Als alter Mensch weiß man, was noch alles auf einen zu kommt. Man ist zufrieden mit dem, was war

Ich kenne wenige Leute, die der Meinung sind, dass früher alles viel schlimmer war. Hin und wieder haben solche Auffassungen einen ideologischen Hintergrund. Beim Vergleich zweier Gesellschaftssystem muss das herrschende System das bessere sein. Gut beobachten läst sich das in der Auseinandersetzung mancher Politiker oder Historiker mit der DDR.
Da ist immer Vorsicht geboten, weil die Wahrheit meist auf der Strecke bleibt.
Nietzsche scheint recht zu haben mit seiner Feststellung: "Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."

Grtuß Klaus


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29.12.2016 13:18 (zuletzt bearbeitet: 29.12.2016 23:11)
avatar  Marder
#89
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Ich denke, dass der Spruch "früher war alles besser oder schöner" vom Erinnerungsvermögen abhängt. Man erinnert gern an gute Dinge und ungern an schlechte.
Ich erlebe es oft, dass man lustige und angenehme Dinge aus dem Dienst gerne erzählt aber die 8 Stunden Wache am MunBunker bei - 20 grad gerne vergisst.
Oder auch das schöne Gefühl mit dem Fallschirm zu gleiten aber nicht die Angst vorm ersten Sprung.
Ich denke der Mensch hat gern die positiven Dinge und verdrängt das Negative.
MfG Marder

Er wirft den Kopf zurück und spricht: "Wohin ich blicke, Lump und Wicht!" Doch in den Spiegel blickt er nicht.
Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selber. Er lässt auch anderen eine Chance.
Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

Wer Rechtschreibfehler findet kann sie behalten.


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11.01.2017 09:05
avatar  der 39.
#90
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Es ist nicht nur das verblassende Erinnerungsvermögen, welches die Vergangenheit mit einer Aura des Schönen umgibt. Vergessen wollen, verdrängen, eigene Fehler oder eigenes Versagen aufhübschen gehört ganz sicher dazu. Wenn ich Mist gebaut habe in der Vergangenheit, war oft schnell eine Erklärung, eine Entschuldigung, ein Herunterwiegeln zur Stelle. Das führt in extremen Fällen dazu, dass man seine eigenen kleinen Lügen und Schwindeleien selbst glaubt oder es enorm schwer fällt, den wahren Sachverhalt in die Erinnerung zu rufen, er ist zwar noch da, aber sehr tief in unserem Gedächtnis vergraben und von Mauern umgeben.
der 39.


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