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Grenzdurchbruch am Axel-Springer-Haus im GR 36 im Sommer 1988

Während meiner Dienstzeit wäre es mir nie in den Sinn gekommen, auf einen Flüchtenden zu schießen, aber sollte diese Situation eines Fluchtversuches in meinem Abschnitt einmal entstehen, so war mir klar, ich müsste diesen vereiteln um nicht selber unter Strafe gestellt zu werden. Zu diesen Thema wurde viel auf der Kompanie erzählt, ob Wahrheit oder nur vom „Hören-Sagen“ sei dahingestellt. Ich nehme an, man wollte bewusst Angst damit schüren.
Im Sommer 1988 stand ich dann plötzlich vor jener Situation, die ein jeder von uns fürchtete. Inzwischen zum Postenführer ernannt, bezog ich in jener Nacht zusammen mit meinem Posten den Wachturm am Grenzpunkt „Axel-Springer-Haus“ in Kreuzberg. Es war einer der heikelsten Postenpunkte in unserem Grenzabschnitt. Grund dafür war die enge und schlecht einzusehende Lage.
Der Tag war drückend heiß gewesen und zur Nacht zogen tiefschwarze Gewitterwolken heran. Grelle Blitze und gewaltige Sturmböen ließen den Grenzabschnitt noch unheimlicher wirken als wie er schon war. Plötzlich peitschte der Regen gegen die Fenster, im gleichen Augenblick löste der Signalzaun Alarm aus. Wir sprangen sofort vom Hocker und starrten in besagte Richtung. An einer schwer einsehbaren Häuserecke gleich unterhalb unseres Turmes kam eine Leiter zum Vorschein. Ich wusste sofort was die Stunde geschlagen hat. Ich gab den Befehl, so schnell wie möglich vom Turm abzusitzen. Wir stürzten im wahrsten Sinne des Wortes die Leiter hinunter, doch als wir endlich im Freien ankamen war alles schon vorbei. Die Leiter stand an der Mauer zur Westseite und vom Flüchtenden war keine Spur mehr zu sehen. Ein jubelnder Aufschrei einer Menschenmenge war vom Sturm verzehrt noch zu hören. Wir gingen sofort in Abriegelung um eventuell weitere Grenzverletzer zu stellen. Bei strömendem Regen standen wir dann etwa drei Stunden in Abriegelung. Es waren wohl die längsten Stunden meines Lebens, tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf, Angst machte sich breit, Angst meine Frau und meine Tochter auf längere Zeit nicht mehr sehen zu können. Abgeholt wurden wir dann von einem mir unbekannten Offizier im Trabant-Kübel. Angekommen im Grenzregiment wurden wir sofort zum Verhör gebracht. Einzeln mussten wir eine stundenlange Tortur über uns ergehen lassen. Völlig durchnässt und übermüdet entließ man uns auf unsere Kompanie. Nachdem ich geduscht hatte und wieder in trockenen Sachen war, schrieb ich in aller Eile einige Zeilen an meine Frau und schilderte ihr das Geschehene. Den Brief gab ich wenig später meinem Zimmerkameraden mit der Bitte – diesen persönlich meiner Frau zu überreichen falls ich urplötzlich von der Kompanie verschwinden sollte.
Doch es kam völlig anders als ich befürchtet hatte. Wir wurden einige Tage vom Grenzdienst freigestellt und es fanden auch keine weiteren Verhöre mehr statt. Allerdings wurde ich für den Rest meiner Dienstzeit „Schwarz“ eingestuft. Diese Einstufungen richteten sich jeweils nach den Einsatzorten und dem jeweiligen Vertrauen gegenüber dem Grenzer (Parteitreue, Ausschluss von Fahnenflucht usw.)
„Hochrot“ eingestuft wurden Postenpunkte wie Grenzübergangsstellen. „Rot“ eingestuft waren stillgelegte U-Bahn und S-Bahn-Stationen und besonders gefährdete Postenpunkte zumeist auf Turmbereichen. Wenn man „Schwarz“ eingestuft worden war, hatte man zumeist Freilandpunkte zu sichern. Das hieß man lief sich im wahrsten Sinne des Wortes die Füße platt und war Wind und Wetter ausgeliefert.
Als meine Grenzdienstzeit am 28. Oktober 1988 endete spürte ich körperlich wie eine riesige psychische Last von mir abfiel.
Ich war nie stolz ein Grenzsoldat an der Berliner Mauer gewesen zu sein, aber ich habe diesen Teil meines Lebens auch nie verschwiegen. Es war ein trauriges, menschen verachtendes Kapitel der DDR-Geschichte was viele unschuldige Opfer kostete.
Ich habe versucht in den letzten Jahren näheres herauszufinden zu diesen Grenzdurchbruch. Westberliner Zeitungsmeldungen aus dieser Zeit ausfindig zu machen, Einsichtnahme in meine Stasiakte und anderes mehr. Alles ohne Erfolg, aber wie kann das sein das es von diesen Vorfall keinerlei Spuren mehr gibt?
Wer kann mir helfen von Euch doch noch Spuren zu finden? Für jeden Hinweis wär ich Dankbar


Hallo @TOMEK 87
Willkommen im Forum.
Bekannt geworden ist die Flucht eines Offiziers der GT am 12.08.88 zusammen mit einem Freund, ohne genaue Ortsangabe, später führte er ein Interview mit dem RIAS hier der Link: http://www.chronik-der-mauer.de/chronik/#anchoryear1988
Bei deiner Schilderung kann man sich vorstellen das derjenige gute Ortskenntnisse hatte.Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er in einer anderen Einheit gedient,sonst hättest du doch davon gehört oder?
Lgandyman

Zitat von andyman im Beitrag #3
Hallo @TOMEK 87
Willkommen im Forum.
Bekannt geworden ist die Flucht eines Offiziers der GT am 12.08.88 zusammen mit einem Freund, ohne genaue Ortsangabe, später führte er ein Interview mit dem RIAS hier der Link: http://www.chronik-der-mauer.de/chronik/#anchoryear1988
Bei deiner Schilderung kann man sich vorstellen das derjenige gute Ortskenntnisse hatte.Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er in einer anderen Einheit gedient,sonst hättest du doch davon gehört oder?
Lgandyman
Danke für Deine Info, wenn ich so nachdenke könnte da einiges passen.

Zitat
...Wenn man „Schwarz“ eingestuft worden war, hatte man zumeist Freilandpunkte zu sichern...
Das kann ich so nicht uneingeschränkt bestätigen. Die Einstufung der Postenpunkte hing von deren konkreten Lage/Gefährdung im Abschnitt ab. Es gab auch "rote" Freilandpostenpunkte oder "schwarze" BT. Entscheidend war auch die jeweilige Einstufung/Mischung der Postenpaarung.
Wobei richtig "schwarz" war im Abschnitt eigentlich niemand. Denn die wirklich "Schwarzen" waren Dauer GUvD oder in die Küche abgestellt.

Zitat von andyman im Beitrag #3
Hallo @TOMEK 87
Willkommen im Forum.
Bekannt geworden ist die Flucht eines Offiziers der GT am 12.08.88 zusammen mit einem Freund, ohne genaue Ortsangabe, später führte er ein Interview mit dem RIAS hier der Link: http://www.chronik-der-mauer.de/chronik/#anchoryear1988
Bei deiner Schilderung kann man sich vorstellen das derjenige gute Ortskenntnisse hatte.Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er in einer anderen Einheit gedient,sonst hättest du doch davon gehört oder?
Lgandyman
Hab ich da richtig gehört, es war ein KGSi und nicht nur ein KSiA der da geflitzt sein soll?



#9

Hallo zusammen.
Es stimmt,daß so richtig "Schwarze" nicht mehr zum Grenzdienst zugelassen wurden.Zu meiner Dienstzeit(89/90) im 36.GR in der Grenzkompanie "Brandenburger Tor" (-vormals 1. SiK) kannte ich auch jemand,der durch einen Zwischenfall danach Objektwache schieben durfte.
Zur Einstufung von Personen oder Postenpunkten kenne ich nur noch die damalige Bezeichnung "A" oder "B" bestätigt.
Beispiel: Unser Abschnitt ging von der Höhe Leipziger Straße am Potsdamer Platz bis zur Spree am Reichstag. Der B-Turm "Reichstagsufer"(RTU) war ein "A" bestätigter Posten.Anhand meiner "B" - Bestätigung ,durfte ich erst ab Mitte November 89` auf diesen B-Turm.


Schön,das es User User gibt,die auch in Berlin in den Abschnitt waren,in den ich tätig war,natürlich unter anderen Bedingungen.67/68.
Leider habe ich bis heute nicht klären können,warum das Grenzregiment 33,Standort Berlin-Mitte,Am Kupfergraben aufgelöst wurde.
1968 hatte es noch den Ehrennamen : Heinrich Dorrenbach" erhalten.
Ein Grenzregiment erhielt einen Ehrennamen eines roten Matrosen,ist schon etwas ungewöhnlich.




Alles Spekulation:Wenn es der aus dem Interview aus dem Link #3 war,hat er wohl in einer anderen Einheit gedient,kannte sich aber in der Örtlichkeit und den Abläufen gut aus.Von einem anderen Fall ist mir nichts bekannt.
Lgandyman

Zitat von Ehli im Beitrag #11@Ehli, das GR-33 wurde nicht aufgelöst, es ist nur nach Treptow in die alte Kaserne Elsenstr./ Str. am Treptower Park umgezogen. Es trug bis zum Schluss auch den Ehrennamen.
Schön,das es User User gibt,die auch in Berlin in den Abschnitt waren,in den ich tätig war,natürlich unter anderen Bedingungen.67/68.
Leider habe ich bis heute nicht klären können,warum das Grenzregiment 33,Standort Berlin-Mitte,Am Kupfergraben aufgelöst wurde.
1968 hatte es noch den Ehrennamen : Heinrich Dorrenbach" erhalten.
Ein Grenzregiment erhielt einen Ehrennamen eines roten Matrosen,ist schon etwas ungewöhnlich.
In die Kaserne Am Kupfergraben zog dann das NVA-Wachregiment "Friedrich Engels" ein.


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