Einsilbigkeit - Unhöflichkeit ? Kontrolleure an der innerdeutschen Grenze

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16.08.2015 10:58 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 11:45)
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Ausgelagert von hier : #44 RE: Tagesvisum für Westdeutsche nach Ostberlin in Vorstellung neuer Zeitzeugen im Forum DDR Grenze
Heute 10:22



Guten Tag,

die Militärs in der D.D.R. waren zweifellos sehr professionel und sehr gut trainiert. Sie haben, und das passiert oft in der Geschichte, einem Land Dienst erwiesen, welches sehr stark von Ideologie bestimmt war.

Zunächst ein Geständnis: Ich habe dieses Land nicht direkt erlebt und ich weiss nicht, ob ich das bereuen soll. Gewiss, ich würde manches heute besser verstehen, aber sektierisches Gehorchen einer Ideologie ist fremd für mich und macht mich eher traurig.

Die Deutschen (West) hatten Probleme mit den Sprachschablonen, welche immer wieder kamen, der Abwesenheit von menschlichen Regungen und des Exzess des bureaukratischen Handelns. Niemand liebt Zöllner und Beamte des Home Office (Border Force) oder der P.A.F. (F) besonders. In Nordfrankreich, wo Flandern eine kulturelle Landschaft bildet, aber in zwei Staaten geteilt ist (B & F), gab es früher viele Grenzen und die Zöllner hatten viel zu tun. In Greater Lille (Rijsel in niederländischer Sprache) liegen die Städte so dicht zusammen wie in Berlin die Stadtbezirke vor dem Mauerbau.

Die Zöllner übernachteten in Schlafsäcken versteckt zwischen Gärten und warteten auf Schmuggler - damals durfte die Grenze noch nicht an jedem Ort passiert werden. Der Alkoholliebhaber oder der heimliche Liebhaber (Ehebrecher auf der Flucht), der Junge, welche Minnedienst bei seiner belgischen Freundin getant hatte - sie wurden angehalten und zurückgeschickt und an den Grenz-Übergang geschickt, einige Strassen weiter. Man muss auch wissen, dass wichtige Routen des Drogenhandels diese Grenze schneiden. Doch die Militärs und die Zöllner hatten nicht die Vocation, den Schädel zu öffnen und nachzuschauen, ob die Person eventuell politisch nicht passende Gedanken gehabt hatte. (Die Erwägung der möglichen Flucht machte keinen Sinn; die Mitnahme von persönlichen Diplomen oder Arbeitszeugnissen war normal ...)

Aber es war eben eine fiskalische Grenze, schon vor dem Krieg; man konnte sie passieren, auf der anderen Seite leben und arbeiten, eine Familie gründen. Die Zöllner und Polizisten waren normale Menschen, es konnten normale Dialoge entstehen, man scherzte ohne Risiko (aus diesem Forum, der Literatur und Filmen habe ich ersehen, dass das an der innerdeutschen Grenze gefährlich war und ich meine, dass die Variationen der gleichlautenden Aussagen ihr Gewicht durch ihre Häufung verstärkt und den stets gleichlautenden Statements der Militärs entgegensteht. Ich denke an Aussagen von Ausländern in anderen Sprachen gemacht und oft ohne Kenntnis der Statements von Deutschen [West]).

Ich kann verstehen, dass der Osten sehr vorsichtig war - er sah sich umkreist und immer bedroht. Aber im Westen gab es auch eine nicht unbegründete Furcht vor den «Roten», deshalb lange Zeit Allied Travel Board, Einreiseverweigerungen usw.

Aber das Problem, so denke ich, lag in der Theorie der D.D.R. : Es gibt Dinge, welche verboten sind, und die Menschen sollten nicht wissen, dass die verboten sind. Am besten, sie dürfen nicht wissen, dass es Dinge gibt, die verboten sind. Die Grenz-Schutz-Zone (in der Regel 5 km Breite) war (bitte mich korrigieren) nur in topographischen Karten 1:50 000 eingezeichnet, nicht aber in allgemein zugänglichen Touristenkarten. Frage: Ein Wanderer westlich von Eisenach, in wetterfester Kleidung, mit Feldstecher, Proviant, Karten, Kompass - hätte seine (vorsorgliche Frage) nach der Schutzzone nicht Verdacht provoziert?

Andere Frage: Sendeten die Polizeibehörden die Ablehnung eines Reiseersuchens schriftlich mit Vermerk der Gründe an die D.D.R.-Bürger* oder wurde es nur Mûndlich mitgeteilt ? Die Gründe für das Prozedere sind von Interesse...

Konnte die Person ein administratives Gerichtsverfahren durchführen lassen gegen die negative Entscheidung?

Ich komme zum Anfangspunkt zurück. Ist das - diplomatisch gesagt: strenge Verhalten - der Militärs an der Grenze nicht der Reflex der ständigen Kontrolle kontrollierter Kontroll-Kontrolleure (ich hoffe, dieses Deutsch ist nicht zu arg gedreht) ? Ist dieses gewiss befohlene Verhalten nicht auch Ausdruck der Unsicherheit einer Administration, deren agens in erster Linie eine Ideologie und dann das vorhandene recht war?

Wie stets - die Militärs sind oft die Krücke der Politik und müssen die Unfähigkeit der Politik erleiden.

Stringer49
PS. Meine Lehrer in Deutsch drehen sich im Grabe, es gab (Korrektion) und gibt ? viele Fehler. Ich bitte um Vergebung.

*Präzision nach der Antwort von Theo


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16.08.2015 11:40
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#2
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Zitat von Stringer49 im Beitrag #1
(...)

Andere Frage: Sendeten die Polizeibehörden die Ablehnung eines Reiseersuchens schriftlich mit Vermerk der Gründe an die Person oder wurde es nur Mûndlich mitgeteilt ? Die Gründe für das Prozedere sind von Interesse...

Konnte die Person ein administratives Gerichtsverfahren durchführen lassen gegen die negative Entscheidung?
(...)


Als Ausländer kriegt man entweder ein Visum auf der Botschaft oder einen ablehnenden Entscheid. Ausländer haben kein Recht auf Einreise in einen andere Staaten, ausser es existieren Staatsverträge, die Visafreiheit gewährleisten. Weil kein Recht auf ein Visum besteht, wird die Ablehnung auch nicht begründet und es gibt keine Rechtsmittel gegen die Ablehnung.
Die DDR hat das auch so gehandhabt, mit dem Unterschied, dass statt Visa ausgestellt, Berechtigungsscheine zum Empfang eines Visums zugesendet wurden. Das hat damit zu tun, dass die BRD die DDR völkerrechtlich nicht ganz anerkannte und dass demzufolge die ständige Vertretung der DDR in der BRD keine Visa ausstellen durfte. Das erfolgte erst an der Grenze.
Theo


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16.08.2015 11:41 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 11:43)
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#3
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Ich befürchte fast da verstehst Du gewisse Zusammenhänge nicht, dass hat auch etwas mit der vorherrschenden Geschichtsschreibung der letzten 25 Jahre zu tun.
Die, die die "Gelegenheit" hatten Einsilbig und Unhöflich im Rahmen einer Kontrolle an der Grenze zu sein trugen zwar eine militärische Uniform und zwar die der Grenztruppen, militärisch gesehen waren sie aber ein ziemlicher"Sauhaufen", oft zum Ärger der Offiziere der richtigen Grenztruppen die sich in einer Minderheit und ohne eigentliche"Macht" in diesen Bereichen bewegten.
Diese Kontrolleure, die alle zum MfS gehörten, hatten eine völlig andere Aufgabe als eine die man als militärisch bezeichnen könnte. Heute würde man sagen sie gehören zum deutschen Beamtentum. Sie hatten die Aufgabe hoheitliche Maßnahmen des Staates DDR durchzusetzen, neben dem geheimdienstlichen Auftrag den Reiseverkehr"abzuschöpfen". Diese Aufgabe, das Durchsetzen hoheitlicher Maßnahmen, noch dazu an solch einem sensiblen Schnittpunkt zwischen den politischen Systemen, machte es einfach erforderlich auch auf das Verhalten und besonders auf die Wortwahl und was man sagt oder nicht sagt zu achten. Die Gefahr, dass einer dieser "kleinen Beamten" "dummes Zeug" erzählt und, wenn er das gegenüber dem Falschen tut, damit ein Haufen Probleme verursacht war immer gegeben. Und so war es so, aus damaliger Sicht durchaus auch erforderlich und nachvollziehbar, dass festgelegt war was man sagt und was man nicht sagt. So kam es eben zu solchen"Auswüchsen", dass "vorsichtshalber" genau festgelegt war was man wie,im exakten Wortlaut zu sagen hatte. Ich musste einige Passagen auswendig lernen und,wenn ich die Sache ernst nahm, bei der entsprechenden Gelegenheit vorbeten. Diese Verpflichtung und Notwendigkeit konnte natürlich bei dem Gegenüber das Gefühl einer Einsilbigkeit und Unhöflichkeit auslösen. In jedem Fall muss man diese Zusammenhänge kennen um diese Dinge von damals zu begreifen und nicht einer Fehlbeurteilung zu unterliegen.
Das es nebenbei noch Einsilbigkeit und Unhöflichkeit gab die ihren Grund im Charakter und in der unmittelbaren Gefühlssituation des jeweiligen"Beamten" lag bleibt davon natürlich ausgenommen, dass gab es und wird es immer geben und bleibt unbenommen.


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16.08.2015 11:44
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#4
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Zitat von eisenringtheo im Beitrag #2
Zitat von Stringer49 im Beitrag #1
(...)

Andere Frage: Sendeten die Polizeibehörden die Ablehnung eines Reiseersuchens schriftlich mit Vermerk der Gründe an die Person oder wurde es nur Mûndlich mitgeteilt ? Die Gründe für das Prozedere sind von Interesse...

Konnte die Person ein administratives Gerichtsverfahren durchführen lassen gegen die negative Entscheidung?
(...)


Als Ausländer kriegt man entweder ein Visum auf der Botschaft oder einen ablehnenden Entscheid. Ausländer haben kein Recht auf Einreise in einen andere Staaten, ausser es existieren Staatsverträge, die Visafreiheit gewährleisten. Weil kein Recht auf ein Visum besteht, wird die Ablehnung auch nicht begründet und es gibt keine Rechtsmittel gegen die Ablehnung.
Die DDR hat das auch so gehandhabt, mit dem Unterschied, dass statt Visa ausgestellt, Berechtigungsscheine zum Empfang eines Visums zugesendet wurden. Das hat damit zu tun, dass die BRD die DDR völkerrechtlich nicht ganz anerkannte und dass demzufolge die ständige Vertretung der DDR in der BRD keine Visa ausstellen durfte. Das erfolgte erst an der Grenze.
Theo



Oh, ich habe wohl eine Präzisierung vergessen - ich meinte die D.D.R.-Bürger; für die Ausländer sehe ich kein Problem, das ist in der Tat überall so, auch hier...

Vielen Dank für diesen DenkAn-Stoss
Stringer49


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16.08.2015 12:03
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#5
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Zitat von KARNAK im Beitrag #3
Ich befürchte fast da verstehst Du gewisse Zusammenhänge nicht, dass hat auch etwas mit der vorherrschenden Geschichtsschreibung der letzten 25 Jahre zu tun.
Die, die die "Gelegenheit" hatten Einsilbig und Unhöflich im Rahmen einer Kontrolle an der Grenze zu sein trugen zwar eine militärische Uniform und zwar die der Grenztruppen, militärisch gesehen waren sie aber ein ziemlicher"Sauhaufen", oft zum Ärger der Offiziere der richtigen Grenztruppen die sich in einer Minderheit und ohne eigentliche"Macht" in diesen Bereichen bewegten.

Ich hoffe, dass die Herren von der «benachbarten Feldpost-Nummer» jetzt nicht ein Attentat planen...

Zitat von KARNAK im Beitrag #3
Diese Kontrolleure, die alle zum MfS gehörten, hatten eine völlig andere Aufgabe als eine die man als militärisch bezeichnen könnte. Heute würde man sagen sie gehören zum deutschen Beamtentum.

Sagen wir vielleicht, es waren Militärs einer Prätorianer-Garde? Ich weiss nicht, ob ihr militärisches Profil das der Zollbehörden (auch bewaffnet, aber einem nicht militärischen Ministerium unterstellt) nicht weit überstieg ? Da diese Militärs auch genuine Befugnisse der Polizei besassen, de facto auch Haftanstalten (Justiz-Ministerium) besassen, ist der Vergleich mit (deutschen) Beamten vielleicht ein wenig gewagt ?

Zitat von KARNAK im Beitrag #3
Sie hatten die Aufgabe hoheitliche Maßnahmen des Staates D.D.R. durchzusetzen, neben dem geheimdienstlichen Auftrag den Reiseverkehr"abzuschöpfen". Diese Aufgabe, das Durchsetzen hoheitlicher Maßnahmen, noch dazu an solch einem sensiblen Schnittpunkt zwischen den politischen Systemen, machte es einfach erforderlich auch auf das Verhalten und besonders auf die Wortwahl und was man sagt oder nicht sagt zu achten.

Dann kann man sagen, dass ihr Verhalten an den Ost-Grenzen der D.D.R. ? Und war dieses Problem nicht auch ein Problem auf unserer Seite ? Denn sensibel war diese Grenze auch für den Westen...


Zitat von KARNAK im Beitrag #3
Die Gefahr, dass einer dieser "kleinen Beamten" "dummes Zeug" erzählt und, wenn er das gegenüber dem Falschen tut, damit ein Haufen Probleme verursacht war immer gegeben.

Dieses Urteil ist hart, denn die Ausbildung, vor allem politisch-ideologischer Art, war doch schon sehr weit entwickelt. Es gibt nach der Lektüre vieler Meter von Akten einen Widerspruch für mich. Werden da diese Militärs nicht unterschätzt ?[/quote]


Zitat von KARNAK im Beitrag #3
Und so war es so, aus damaliger Sicht durchaus auch erforderlich und nachvollziehbar, dass festgelegt war was man sagt und was man nicht sagt. So kam es eben zu solchen"Auswüchsen", dass "vorsichtshalber" genau festgelegt war was man wie,im exakten Wortlaut zu sagen hatte. Ich musste einige Passagen auswendig lernen und,wenn ich die Sache ernst nahm, bei der entsprechenden Gelegenheit vorbeten. Diese Verpflichtung und Notwendigkeit konnte natürlich bei dem Gegenüber das Gefühl einer Einsilbigkeit und Unhöflichkeit auslösen.

Danke für diese Offenheit und die schnelle und ausführliche Antwort. Es ist selten.

Stringer49


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16.08.2015 12:18 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 12:19)
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Die Links der Dienstvorschrifteb, die @passport ins Netz gestellt haben, regeln vieles bis ins kleinste Details. Grosser Wert wird auf die korrekten politischen Bezeichnungen, so genau, dass sich mancher PKE zum Horst machen musste. So steht da etwas über die Sammellisten bei Busreisen. Dort musste aufgeführt werden, Namen, Vorname, dann noch anderes, vor allem aber das Land des ausländischen Bürgers. Bei Bürgern der BRD kann man laut dieser Vorschrift vieles grosszügig tolerieren: BRD, Bundesrepublik Deutschland, westdeutsch, Westdeutschland, deutsch, alles ok. Wenn dort aber nur "Deutschland" stand, musste das förmlich beanstandet werden, das Formular musste zurückgegeben werden zur Korrektur. Bei Weigerung musste der PKE das selber ändern, auch mit förmlicher Beanstandung.
Für die DDR war Deutschland untergegangen, Der Begiriff "Deutschland" ohne jeglichen Zusatzes war nur noch ein historischer Begriff und nicht mehr zu verwenden, ganz im Gegensatz zu "Deutschland" bei in der DDR anerkannten Bezeichnungen und Begriffen: Das war korrekt: zum Beispiel "Bundesrepublik Deutschland" oder "sozialistische Einheitspartei Deutschlands".
Wie will man einem Touristen in wenigen Sätzen erklären, warum bei der Angabe der Staatsbürgerschaft "Deutschland" eine Einreise oder der Transit nicht gestattet wird, die handschriftliche Einfügung von "BR" vor "Deutschland" die Weiterfahrt jedoch möglich macht.
Theo


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16.08.2015 12:27 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 12:42)
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Zitat von Stringer49 im Beitrag #5

Dieses Urteil ist hart, denn die Ausbildung, vor allem politisch-ideologischer Art, war doch schon sehr weit entwickelt. Es gibt nach der Lektüre vieler Meter von Akten einen Widerspruch für mich. Werden da diese Militärs nicht unterschätzt ?




[/quote]
So stellt man sich das heute vor, eine Truppe gestählter Kommunisten, die Besten der Besten, alle ohne Furcht und Tadel und die Akten mögen diesen Eindruck auch vermitteln, aber Du weißt doch wie das mit Akten manchmal so ist, man sollte ihnen nicht alles glauben. Du musst doch auch bedenken, die die diese Akten geschrieben haben,haben ihre Arbeit dokumentiert, was hätten die denn,hinsichtlich ihrer Karriere in diese Akten schreiben sollen, dass es nicht so "optimal" läuft? Merkwürdigerweise glaubt man alles was in den Stasiakten steht, ALSO,nur wenn es in den heutigen Zeitgeist passt natürlich.
Ich war nebenbei noch APO-Sekretär in so einer Truppe, kenne mich auch in der Ausbildung in politisch-ideologischer Hinsicht etwas aus. Und glaube mir, auf Grund meines dienstliches Jobs hatte ich oft genug das zweifelhafte Vergnügen mich bei irgendeinem Wessi zu entschuldigen weil einer dieser "kleinen Beamten" der Meinung war er muss den "Klassenkämpfer" raushängen lassen. Nicht jeder Wessi hatte nämlich Angst vor uns, wenn auch "zum Glück" die Meisten, wäre das nicht so gewesen, auch deswegen haben wir dieses Bild so belassen, wir hätten den Tag gar nicht problemlos über die Bühne gebracht.


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16.08.2015 12:45 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 12:47)
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Zitat von KARNAK im Beitrag #7
Zitat von Stringer49 im Beitrag #5

Dieses Urteil ist hart, denn die Ausbildung, vor allem politisch-ideologischer Art, war doch schon sehr weit entwickelt. Es gibt nach der Lektüre vieler Meter von Akten einen Widerspruch für mich. Werden da diese Militärs nicht unterschätzt ?






So stellt man sich das heute vor, eine Truppe gestählter Kommunisten, die Besten der Besten, alle ohne Furcht und Tadel und die Akten mögen diesen Eindruck auch vermitteln, aber Du weißt doch wie das mit Akten manchmal so ist, man sollte ihnen nicht alles glauben. Merkwürdigerweise glaubt man alles was in den Stasiakten steht, ALSO,nur wenn es in den heutigen Zeitgeist passt natürlich.
Ich war nebenbei noch APO-Sekretär in so einer Truppe, kenne mich auch in der Ausbildung in politisch-ideologischer Hinsicht etwas aus. Und glaube mir, auf Grund meines dienstliches Jobs hatte ich oft genug das zweifelhafte Vergnügen mich bei irgendeinem Wessi zu entschuldigen weil einer dieser "kleinen Beamten" der Meinung war er muss den "Klassenkämpfer" raushängen lassen. Nicht jeder Wessi hatte nämlich Angst vor uns, wenn auch "zum Glück" die Meisten, wäre das nicht so gewesen, auch deswegen haben wir dieses Bild so belassen, wir hätten den Tag gar nicht problemlos über die Bühne gebracht.[/quote]

Danke für diesen Blick von innen und auch ? so ein Wort tief aus dem Herzen!
ein wenig OT: ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Das ist, wie sagt man - eine «andere Baustelle», die Rezeption der Akten. Das wäre ein Thema mit explosiver Kraft, oder ? Aber, nach einer Anpassungszeit an diese andere deutsche Sprache, habe ich bemerkt, dass viele der Leute in dieser Company professionel waren und sehr genau wussten (mit dem Rückblick, schrecklich genau) , wohin sie gehen wollten in ihren Untersuchungen und Ermittlungen... Aber das ist ein anderes Thema.
End OT-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Dann ergibt sich eine Frage einer wenig erfreulichen Dimension: Ist das politische System der D.D.R. so artificiel gewesen, dass seine Realisation an jedem Tag nur mit einer Methodik möglich war, welche an eine Sekte oder eine sehr strenge, orthodoxe Religion erinnert ? Denn es kann ja so sein, dass Deine Untergebenen (?) aus politischer / ideologischer Unsicherheit ( nur nicht auffallen = kontrollierte Kontrolleure) so den (schöner Ausdruck) «Klassenkämpfer raushängen liessen» ?

Stringer49


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16.08.2015 13:01
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#9
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Gott,was Du jetzt geschrieben hast, da muss ich erst mal recherchieren zu den Fremdwörtern und dann nachdenken was Du eigentlich von mir willst?


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16.08.2015 13:02
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#10
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In der Regel wurde ich korrekt behandelt. Von einmal in Berlin ausgenommen. Kleine Möchtegern Großen traf ich auch in Hamburg ,wenn ich den Hamburger Freihafen verließ.Ich habe mich immer höflich aber auch selbstbewusst verhalten. Immer offen in die Augen schauen ,nicht ängstlich vorbeischauen.
Wenn sie etwas fanden habe ich nicht groß diskutiert ,sondern gesagt ok. das nächste Mal weiß ich besser Bescheid. Dann kam schon mal ,na in Ordnung lasse es dieses Mal noch durchgehen. (Meine geliebte Leberwurst)


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16.08.2015 13:12
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#11
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Zitat von turtle im Beitrag #10
In der Regel wurde ich korrekt behandelt.


Genau das ist der Punkt. Zumindest in der Zeit von der ich reden kann, ab 78. Mit Sicherheit sind in dieser Zeit täglich Hunderte wenn nicht Tausende in diese DDR eingereist. Natürlich gab es für jeden eine Pass- und Zollkontrolle und natürlich war die sicher "intensiver" als an anderen Grenzen dieser Welt, aber mit Sicherheit war das man als Schikane bezeichnen könnte die absolute Ausnahme und besonders nicht staatlicherseits gewollt. Natürlich gab es es auch Schikane, aber das hatte individuelle Hintergründe und was mich an diesen Geschichten nervt, dass es massenhaft Spinner zu geben scheint, die solche Geschichten erkennbar"abkupfern" und sich mit diesen den Lorbeerkranz der Helden aufsetzen wollen.


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16.08.2015 13:17 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 13:18)
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Zitat von KARNAK im Beitrag #9
Gott,was Du jetzt geschrieben hast, da muss ich erst mal recherchieren zu den Fremdwörtern und dann nachdenken was Du eigentlich von mir willst?


Tut mir leid. Ich sollte wieder in das Wörterbuch schauen. artificiel = künstlich ?
Stringer49


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16.08.2015 13:27
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#13
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Zitat von KARNAK im Beitrag #11
Zitat von turtle im Beitrag #10
In der Regel wurde ich korrekt behandelt.


Genau das ist der Punkt. Zumindest in der Zeit von der ich reden kann, ab 78. Mit Sicherheit sind in dieser Zeit täglich Hunderte wenn nicht Tausende in diese DDR eingereist. Natürlich gab es für jeden eine Pass- und Zollkontrolle und natürlich war die sicher "intensiver" als an anderen Grenzen dieser Welt, aber mit Sicherheit war das man als Schikane bezeichnen könnte die absolute Ausnahme und besonders nicht staatlicherseits gewollt. Natürlich gab es es auch Schikane, aber das hatte individuelle Hintergründe und was mich an diesen Geschichten nervt, dass es massenhaft Spinner zu geben scheint, die solche Geschichten erkennbar"abkupfern" und sich mit diesen den Lorbeerkranz der Helden aufsetzen wollen.

Der Ehrlichkeit halber und um die Sache rund zu machen, die "Nichtschikane" fand statt, nicht weil uns die Wessis so sympathisch waren, sie fand statt weil wir für solchen"Zirkus" überhaupt keine Zeit mehr hatten.


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16.08.2015 13:37 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 13:38)
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Zitat von eisenringtheo im Beitrag #2
Als Ausländer kriegt man entweder ein Visum auf der Botschaft oder einen ablehnenden Entscheid. Ausländer haben kein Recht auf Einreise in einen andere Staaten, ausser es existieren Staatsverträge, die Visafreiheit gewährleisten. Weil kein Recht auf ein Visum besteht, wird die Ablehnung auch nicht begründet und es gibt keine Rechtsmittel gegen die Ablehnung.

Auch heute entscheidet letztlich der Grenzbeamte bei der Einreisekontrolle, ob einer Einreise stattgegeben wird oder nicht.
Es gibt kein verbrieftes Recht auf Einreise in ein anderes Land, wenn das Land, aus welchen Gründen auch immer,
das nicht will.
Auch eine Erklärung der Gründe bei einer Visumsablehnung kann man nirgendwo einfordern
(Deutschland ist da eine rühmliche Ausnahme, da kann man zumindest die Gründe einer Visumsablehnung erfahren).


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16.08.2015 13:43
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Zitat von Stringer49 im Beitrag #8


Danke für diesen Blick von innen und auch ? so ein Wort tief aus dem Herzen!
ein wenig OT: ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Das ist, wie sagt man - eine «andere Baustelle», die Rezeption der Akten. Das wäre ein Thema mit explosiver Kraft, oder ? Aber, nach einer Anpassungszeit an diese andere deutsche Sprache, habe ich bemerkt, dass viele der Leute in dieser Company professionel waren und sehr genau wussten (mit dem Rückblick, schrecklich genau) , wohin sie gehen wollten in ihren Untersuchungen und Ermittlungen... Aber das ist ein anderes Thema.
End OT-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Dann ergibt sich eine Frage einer wenig erfreulichen Dimension: Ist das politische System der D.D.R. so artificiel gewesen, dass seine Realisation an jedem Tag nur mit einer Methodik möglich war, welche an eine Sekte oder eine sehr strenge, orthodoxe Religion erinnert ? Denn es kann ja so sein, dass Deine Untergebenen (?) aus politischer / ideologischer Unsicherheit ( nur nicht auffallen = kontrollierte Kontrolleure) so den (schöner Ausdruck) «Klassenkämpfer raushängen liessen» ?

Stringer49


Du siehst das einfach viel zu tiefgründig, wissenschaftlich, AUCH den Zeichen der Zeit geschuldet. Die Sache ist eigentlich ganz einfach und viel "harmloser". Wir hatten den Auftrag den grenzüberschreitenden Verkehr zu realisieren, der ist uns in der Wahnsinnsmasse über den Kopf gewachsen, die Unterstützung von "oben", was Personal anging, war eher bescheiden, wir hatten nach 18 Stunden Dienst und einem Wochenende im Monat einfach die Schnauze voll, wir wollten einfach nach Hause. Wenn man es sich vielleicht auch nicht vorstellen kann, auch MfS-Dödel hatten Familie und Freunde und ein Bedürfnis nach Freizeit Die restlichen Vorstellungen die Du von dieser Welt und einer angeblichen Angst vor dem großen unbekannten "Zampano" da oben hast sind und waren einfach nur Zinober.


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