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Egon Krenz -unbelehrbarer Hardliner oder verkannter Reformer?

Mit manchen Büchern verhält es sich wie mit " Schmuddelzeitschriften": angeblich werden sie von keinem Aas gelesen und dennoch verdienen sich etliche daran eine " goldene Nase".
Ob Egon Krenz, der Autor des von mir vor einigen Wochen erworbenen und später gelesenen Buches " Herbst 89" dadurch zu nennenswerten Reichtum kam, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall gehört der vielgescholtene Egon zu den Autoren, " die eigentlich nicht gelesen werden". Und falls doch, dann eben nur heimlich unter der Bettdecke.
Ganz so schlimm war es bei mir nicht. Ich gebe aber trotzdem zu, dass ich mich beim Kauf nicht eben wohl fühlte. Wahrscheinlich hätte ich das Ding auch gar nicht gekauft, aber da sich der Buchladen über einhundert Kilometer von meinem Wohnort entfernt befand, noch dazu in einem Nest wo ich weder Verwandte noch Bekannte habe, erschien mir die "Peinlichkeit" am Ende doch vertretbar.
Trotzdem: ich kam mir vor wie der Kerl in der Werbung, wo die Verkäuferin " Elfi wat kosten de Kondome" in die erheiterte Runde bläkte. Nicht auszudenken, wenn mir nun das selbe passierte: " Elfi, wat kostet der Egon Krenz?"
Für diesen Fall hatte ich mir bereits einen Plan zurechtgelegt: Buch wegschmeißen und aus dem Laden rennen!
Gott sei Dank blieb mir die Blamage erspart. Ob mich die Verkäuferin trotzdem für einen " ewig gestrigen" hielt? Scheiß egal, sie kannte mich ja nicht.
Aber warum blättert jemand denn nun stolze 19, 80 Euro für ein Buch hin, obwohl er bei dessen Erwerb am liebsten eine Tarnkappe getragen hätte?
Ganz einfach: aus Neugierde darauf wie der einstige, wenn auch nur kurzzeitige " erste Mann der DDR" jene Zeit erlebte, die sich bis heute in Bewusstsein einbrannte: den heißen Herst des Jahres 1989.
Ein ganz klein wenig hoffte ich auch, dem Menschen, nicht dem Funktionär Egon Krenz näher zu kommen.
Bereits beim Lesen der ersten Seiten überkam mich tiefe Beklemmungen und minder tiefe Wut. Krenz schilderte eine jener turnusmäßigen Tagungen der "Warschauer Vertragsstaaten", im Juli 1989. Mensch was wurde uns damals seitens der "offiziellen Medien" für eine Harmonie vorgegaukelt. Einer für alle-alle für einen!
Dabei herrschte am Tagungsort Bukarest eine eisige Stimmung. Vergleichbar mit der eines sich fremd gewordenen, auseinandergelebt habenden Ehepaares.
Völlig konsterniert musste Krenz, der seinerzeit Erich Honecker zu dieser Tagung begleitete aus dem Munde Gorbatschows erfahren, dass dieser die Mitgliedsstaaten " in die weitgehende Selbstständigkeit" entließ.
Statt sich darüber zu freuen, sahen beide Staatsmänner " ihre Felle davon schwimmen". Wußten sie doch, dass die SED den "Großen Bruder" so dringend benötigte, wie ein Client den Server. Ohne "Input aus Moskau" würden (Ost)Berlin die Bildschirme schwarz bleiben.
Für Krenz gab es auf die " neue Freiheit" nur eine Antwort: Gorbatschow ist mit der Perestroika gescheitert und biedert sich nun beim " Klassenfeind" an. Wie auch die Ungarn, die ihren Grenzzaun gegen " Devisen verschachtert hatten".
Überhaupt wird Gorbatschow in dem Buch als " Janusköpfiger undurchschaubarer , gegenüber der DDR-Führung unehrlicher Pokerspieler" beschrieben.
Offenbar schob ihm Krenz noch immer die Hauptverantwortung für das schnelle Ende der DDR zu. Das kann man so sehen, muss man aber nicht.
Erich Honecker erscheint uns als " zwar verdienstvoller, jedoch zunehmend an Altersstarrsinn leidender Politiker".
Wer hätte das gedacht? Erich blickte jedenfalls nicht mehr durch, legte sich gar mit Gorbi an, was den Spalt zwischen den Ländern nur noch vergrößerte.
Und der liebe Egon: der hatte die heraufziehende Gefahr natürlich längst erkannt, traute sich jedoch, aus falsch verstandener Loyalität nicht seinem Ziehvater " die Meinung zu geigen".
Am Ende quälte Krenz die selbe Frage, wie tausend andere Genossen auch: " Warum habe ich das nur so lange mitgemacht?"
Dabei übersieht er jedoch den Umstand, " nicht nur mitgemacht, sondern die Marschroute bestimmt zu haben".
Im Spätsommer 1989, als es in der DDR bereits an allen Ecken brannte und Honecker krankheitsbedingt ausfiel, traute sich Egon doch ein wenig aufzumucken. Worauf er kurzerhand "kalt gestellt" und in den Urlaub geschickt wurde. Statt seiner, hielt nun Günther Mittag im Staatsrat die Stellung.
Während dessen quälten sich Egon und andere heimliche Revoluzzer, Honeckers Rückkehr und den Feierlichkeiten zum vierzigsten Jahrestag entgegen.
Erstaunlich wenig erfährt der geneigte Leser über die anhaltende Fluchtwelle oder den ersten gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Bevölkerung und Sicherheitsorganen.
Wie auch? Egon will ja erst in den Vormittagsstunden des 08. Oktobers von Ausschreitungen gehört haben.
Flugs will er darauf sofort eine schriftliche Weisung erlassen haben, " die den Sicherheitsorganen das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten nur zur Selbstverteidigung erlaubte".
Das glaubst doch wohl selbst nicht, du A....., schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf. Warum wurde dann noch am 08. Oktober, teilweise auch am 09. Oktober, " geknüppelt"?
Kaum ein Wort verlor Krenz über die Mißhandlungen in den Zuführungspunkten. Gerade hier hätte ich eine Antwort erwartet! Warum konnte es zu solchen Ausschreitungen gegenüber völlig Wehrlosen kommen? Begangen von Volkspolizisten wie mir.
Es geht noch weiter:
Am 09. Oktober erreichten Krenz, im Vorfeld der geplanten Leipziger Montagsdemonstration, verschiedene besorgte Anrufe von Menschen die sich große Sorgen machten, dass es in der sächsischen Metropole ein Blutbad geben könnte.
Krenz beruhigte, sicher und souverän, unter Hinweis auf den von ihm erlassenen Befehl zur " Gewaltlosigkeit", die Gemüter. Auch aus dem Ministerium für Staatssicherheit wurde ihm bestätigt, dass sich die Sicherheitskräfte in Leipzig absolut zurückhaltend zeigen werden." Schließlich hatte es ja der Genosse Krenz so angewiesen!
Das war wieder so eine Stelle an der ich den Kauf des Buches aus tiefstem Herzen bereute! Krenz klärte nicht auf, er verklärte viel mehr. Vor allem sein eigene Rolle an jenem 09. Oktober 1989. Ganz so als hätte es den "Aufruf der Sechs" zu Dialog und Gewaltlosigkeit ebenso wenig gegeben, wie das Großaufgebot von Sicherheitskräften und die in der Nähe der Stadt bereit stehenden NVA-Soldaten.
Im übrigen widerspricht die Krenzsche Darlegung meinen eigenen Erfahrungen dieses historischen Tages.
Das am 09.Oktober 1989 kein Blut floss, ist unter Garantie, falls überhaupt, nicht Krenz allein zu verdanken!
Möglicherweise gehörte diese Legenden zur Verteidigungssrtragie, entstand doch das von mir, in zweiter Auflage erworbene Buch unmittelbar vor der Gerichtsverhandlung gegen Krenz und andere, wegen der Toten an der Grenze.
Einen größeren Raum widmet Krenz " dem Putsch gegen Honecker". Der offenbar unter Mitwisserschaft und ausdrücklicher Billigung Gorbatschows über die Bühne ging.
Hier nahm eine Entwicklung ihren Lauf, die sich in der SED über die kommenden Monate fortsetzte: man begann "personellen Ballast abzuwerfen". Wobei die Werfer ganz schnell selbst zu "Geworfenen" werden konnten.
Rein menschlich nehme ich Krenz " das schlechte Gewissen gegenüber Honecker" durchaus ab. Standen doch beide viele Jahre gemeinsam an der Spitze der DDR. Leider, aus der Sicht eines Egon Krenz, zu nah, um einen echten Neuanfang, oder wie er sagte " eine Wende einzuleiten". Gerade das schein Krenz, bis zum Ende seiner kurzen Amtszeit, zu keinem Zeitpunkt begriffen zu haben.
Darüber hinaus haperte es noch an einer anderen Erkenntnis: der Unvereinbarkeit zwischen einer "Ein-Parteienherrschaft und echter Demokratie".
Dabei zitierte Krenz sogar Wilhelm Liebknecht, um nachzuweisen das Demokratie und Sozialismus tatsächlich zusammen gehören. Nur das der " olle Liebknecht" bestimmt einen anderen Sozialismus als in der DDR praktiziert, im Kopf hatte.
Genau das aber wollte Krenz eben nicht! Oder wie er es ausdrückt: " man muss aufpassen, dass der Sozialismus nicht wegreformiert wird." Reform = Konterrevolution? Hier hatte wohl nicht nur der greise Honecker die Zeichen der Zeit nicht gehört!
Verbissen, bis zur Selbstaufgabe, kämpft Egon Krenz in den kommenden Wochen um den "Erhalt der Idee des Sozialismus". Oder besser gesagt, für das was er dafür hält!
Immer wieder gibt er dabei Einblicke in seine persönliche Entwicklung: vom Flüchtlingskind zum Klassensprecher und Student bis hin zum " eisernen Parteikader". Egon Krenz war auch ein Kind seiner Zeit! Geprägt durch die Nachkriegserfahrungen und die Hoffnungen auf eine bessere, gerechtere Gesellschaftsordnung. Egon Krenz beschränkt sich dabei nicht nur aufs Hoffen und träumen, er packt tatkräftig mit an. Kein Wunder das so jemand wie ein Löwe gegen die offensichtliche Desilliusonierung kämpft, keinen Zentimeter von der einmal eingenommen Position abweicht. Wer möchte sich schon eingestehen, nicht an der Verwirklichung einer Idee, sondern bei deren Deformierung mitgewirkt zu haben?
Der allgegenwärtige Protest gegen seine Person überrascht ihn. Er hört aber auch Ansporn heraus. " Mach es Egon", soll ihm ein Arbeiter vor dem Staatsrat zugerufen haben. Wirklich?
So verbissen Egon Krenz auch kämpft, er wird immer mehr zu einem von den Ereignissen Getriebener. Dazu kommt noch das undurchsichtige Verhalten der "Freunde". Anlässlich eines Besuches in der sowjtischen Botschaft wird er sogar am Rande vor Ränkespielen gewarnt.
Auch wenn es niemand offen ausspricht: die " Deutsche Frage" kehrt immer deutlicher in den Fokus der Weltöffentlichkeit zurück. Sollte die DDR etwa zur Verhandlungsmasse zwischen Gorbatschow und Kohl "verkommen"?
Solche oder ähnliche Sorgen dürften Krenz in diesen Tagen gehäuft gequält haben.
Am 04. November 1989 erlebte die DDR die bislang größte und sogar von den Medien der DDR live übertragene Massenprotestdemonstration. Immerhin, diese neue Offenheit verdankte die Öffentlichkeit dem " neuen Mann an der Spitze des Staates." Der jedoch immer offenkundiger " mit dem Rücken zur Wand stand". Die vielen, vielen ebenso kreativen wie frechen " Anti-Krenz"-Plakate haben ihm das noch einmal mit aller Offenheit gezeigt.
Bereits im Vorfeld der Demo gab es Hinweise, unter anderem vom polnischen Geheimdienst, auf einen " massierten Grenzduchbruch" in der Nähe des Brandenburger Tores.
Egon Krenz lies Sicherheitskräfte massiert in dem Bereich auftreten, verbot jedoch zuvor ausdrücklich die Anwendung der Schusswaffe zur Verhinderung des Durchbruchs. " Mir ist bewusst, dass ich damit den entsprechenden Passus des Grenzgesetzes außer Kraft setzte", schreibt Krenz listenreich.
Hatte Egon Krenz etwa den " Schießbefehl" außer Kraft gesetzt? Offenbar möchte er, dass es möglichst viele Menschen so sehen. Krenz unterschlägt jedoch, dass bereits seit April 1989 an den Grenzen der DDR, zur Verhinderung einer Flucht, nicht mehr geschossen werden durfte. Eine Tatsache die nicht jeden bekannt ist und daher leicht zur eigenen Idealisierung benutzt werden kann.
Auch bei der Geschichte des 09. November 1989 maßt sich Krenz eine Rolle zu, die ihm überhaupt nicht zusteht.
Immer wieder behauptet er, dass es bei der offiziell für den 10. November geplanten " Vorläufigen Reiseregelung" um eine Order handelte, die von Anfang an sowohl " Ständige Ausreisen" als auch Privatreisen regeln sollte. Oberst Gerhaerd Lauter, der den entsprechenden Passus zu Privatreisen " auf eigene Gefahr" in die Regelung einarbeitete, wird von Krenz gar nicht erst erwähnt.
Immerhin verschweigt Krenz nicht, dass dieses Gesetz erst durch das Drängen der CSSR zustande kam, weil diese fürchtete das die Flüchtlinge die eigene Opposition im Lande zu ähnlichen Protestaktionen ermutigen könnte. Nicht zu Unrecht, wie die Geschichte zeigte.
Was am 09. November 1989 schließlich in der DDR geschah, ist hinlänglich bekannt. Aber auch hier versucht Egon Krenz wieder die Lorbeeren für sich einzuheimsen: " Schlagbaum hoch", will er Erich Mielke, in Kenntnis der ungeduldigen Massen vor den Grenzübergängen, angewiesen haben. Egon Krenz hat also die Grenze geöffnet? Mhmm, warum wurde dann diese klare unmissverständliche Weisung nicht an die Grenzübergangsstellen weitergegeben? Hatte Mielke etwa ganz allein versagt? Oder nimmt es Egon Krenz einmal mehr nicht so genau mit der Wahrheit?
Zweifel bleiben auf jeden Fall! Ein " Schlagbaum hoch" war zu keinem Zeitpunkt vorgesehen. Es ging einzig und allein um ein geordnetes und kontrolliertes Reisegeschehen. Krenz " mutiger Schritt die Mauer zu öffnen" war in Wirklichkeit einer der kollossalsten Fehltritte der deutschen Geschichte!
Je weiter die Krise in der DDR fortschritt, desto ungemütlicher wurde es für Krenz. Zunehmend wuchs nun auch der Unmut in den eigenen Reihen gegen den einstigen " Kronprinzen". Am Ende wunderte es niemanden, nicht einmal Krenz selbst, dass bald ein anderer den undankbaren Posten einnahm.
Bis hierher hielt sich mein Mitleid mit dem Apparatschik Krenz in sehr engen Grenzen. Menschlich nah rückte er mir zum ersten Mal, als er in bewegenden Worten schilderte, wie ihn die nun mehr zur SED-PDS umbenannte SED, seine Partei!!, aus ihren Reihen verbannte. Die sich im Sinkflug befindliche Partei trennte sich von ihrem personellen Ballast. Neben Krenz traf es auch die anderen " Mitverschwörer" gegen Honecker. Kaum zwei Monate später standen auch sie vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens.
"Geächtet" und abserviert, über Nacht zur Unperson erklärt. Von ehemaligen Weggefährten, die oft nicht weniger "Dreck am Stecken hatten". Unwillkürlich fiel mir das Gleichnis vom Sündenbock ein.
Die SED konnte nicht nur nicht anständig regieren, sie konnte nicht einmal anständig untergehen.
So gesehen hatte sich die Lektüre am Ende doch gelohnt: Bücher wie diese sind das beste Mittel gegen jegliche Form von Ostalgie und DDR-Verklärung. Man muss halt nur " zwischen den Zeilen lesen".
Gruß an alle
Uwe

Zitat von ABV im Beitrag #3Zitat von FRITZE im Beitrag #2
Hattest Du Besuch vom Geist der vergangenen Weihnacht ?
Nö, ich habe eine Wette verloren. Zur Strafe musste ich das Buch von Krenz rezensieren oder wie das heißt
Gruß Uwe
Na dann Uwe noch eins zur Strafe, und zwar das Buch wo der Krenz in Moabit im Knast gesessen hat.


#6


Zitat von Vogtländer im Beitrag #4
Für mich bleibt er Unsympat,egal,wie er sich windet.
Das Thema Krenz stand bei mir noch nie auf der Platte ! Man kann auch alles überbewerten !

Zitat von ABV im Beitrag #3Zitat von FRITZE im Beitrag #2
Hattest Du Besuch vom Geist der vergangenen Weihnacht ?
Nö, ich habe eine Wette verloren. Zur Strafe musste ich das Buch von Krenz rezensieren oder wie das heißt
Gruß Uwe
Ist das Büchervorstellen nicht eher Alfreds Part?Lass mich raten:Du hast mit Alfred gewettet?



Zitat von Vogtländer im Beitrag #9Zitat von ABV im Beitrag #3Zitat von FRITZE im Beitrag #2
Hattest Du Besuch vom Geist der vergangenen Weihnacht ?
Nö, ich habe eine Wette verloren. Zur Strafe musste ich das Buch von Krenz rezensieren oder wie das heißt
Gruß Uwe
Ist das Büchervorstellen nicht eher Alfreds Part?Lass mich raten:Du hast mit Alfred gewettet?
Fast



Gruß Uwe

Er hat zu einem Zeitpunkt die Verantwortung übernommen, als alle Messen gesungen waren.
Während andere ihre Parteibücher wegwarfen und schon immer dagegen waren.Immerhin blieb es auch in seiner Amtszeit friedlich, eine Tatsache, die heute gern unterschätzt wird.
Kaum nachvollziehbar ist, warum er nicht eher gehandelt hat.
Aber die Achtung vor der Lebensleistung der Antifaschisten band den jüngeren Genossen die Hände, zu einem Zeitpunkt, wo sie längst hätten handeln müssen.

Egon Krenz war und ist sicherlich kein Sympathieträger. Die Frage für mich ist aber, ob sympathische Politiker per se auch gute Politiker sind.
Die Ereignisse damals haben ihn einfach überrollt, aber wenn wir ehrlich sind, haben sie uns alle überrollt.
Zu dem in der Rezension von ABV zitierten Satz von dem Arbeiter, der sagte: "Mach es, Egon". Ich kann mich zu der Wendezeit an ein zufälliges Strasseninterview des ZDF (ein Organ des Zentralkommitees der SED) erinnern (bekanntlich wurde in der Wendezeit jeder auf der Strasse interviewt, der nicht rechtzeitig auf dem Baum war) - jedenfalls, dort wurde unter anderem ein Jugendlicher (so um die 18) gefragt, was er von Krenz hält. Seine Antwort war: "Er hat uns eine Chance gegeben, ich finde, wir sollten ihm auch eine geben." Aber bekanntlich ist es anders gekommen.
Gruss
icke

Zitat von damals wars im Beitrag #12
Er hat zu einem Zeitpunkt die Verantwortung übernommen, als alle Messen gesungen waren.
Während andere ihre Parteibücher wegwarfen und schon immer dagegen waren.Immerhin blieb es auch in seiner Amtszeit friedlich, eine Tatsache, die heute gern unterschätzt wird.
Kaum nachvollziehbar ist, warum er nicht eher gehandelt hat.
Aber die Achtung vor der Lebensleistung der Antifaschisten band den jüngeren Genossen die Hände, zu einem Zeitpunkt, wo sie längst hätten handeln müssen.
Krenz hat zumindest Einsichten gezeigt, wenn auch zu spät, wie diese, die auch heutige Politiker oft vermissen lassen, nämlich : "Die Wissenschaftlichkeit in der Politik war verloren gegangen", soll heißen wie "Ideologie steht über Pragmatismus".
Von E.Krenz habe ich noch das Buch hier, in dem er etliche Größen zu ihren Erlebnissen und ihrer Sichtweise zu W. Ulbricht interviewte. Ist ein ganz schöner Wälzer, aber was ich bisher gelesen hatte, ist m.E. nicht uninteressant.

Krenz steht noch heute zu seiner Überzeugung. Anders als der mittlerweile zum Antikommunisten mutierte Schabowski. Irgendwie ist das aber auch egal: steht jemand zu seiner Überzeugung ist er ein Betonkopf. Hat er sich Überzeugung nach Jahren abgewandt, ist er ein " hinterhältiger Wendehals".
Gruß Uwe
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