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»Die Stasi war mein Eckermann«

Zitat von Lutze im Beitrag #374
wie sahen deine nächsten Besuche in der DDR aus?
Lutze
Melde gehorsamst, keine besonderen Zwischenfälle mehr. 1984 wurde meine Mutter 60 Jahre und konnte uns als Rentnerin besuchen kommen. Das Thema DDR war für mich bis zum 10. Oktober 1989 in der tiefsten Schublade ganz hinten. Ein klitzekleines bisschen kommt noch, aber heute wohl nicht mehr. Danke der Nachfrage.
Gruß Reinhard


Zitat von 94 im Beitrag #375
Wie, Du setzt Goethe mit Biermann gleich? Na das ist dann schon bissel frech, odär? *zuzwinker*
Nein, jetzt mal Ernst beiseite, am Anfang Deiner Story widmetest Du dem Schulfreund Burkhardt diese Rolle, nur blieb davon im weiteren Erzählstrang wenig übrig. Deswegen nochmal konkret die Frage, welche aber auch diffus unbeantwortet bleiben kann ...
Wer war DEIN Eckermann?
Der Burghard war der Untereckermann der Stasi, aber der "outete" sich ja sehr bald und war "verbrannt". 1600 Seiten Akten der Stasi-Eckermänner können nicht lügen. MEIN Eckermann war die Stasi, habe aber vieles auch als Gedächtnisprotokoll erzählt und war somit teilweise auch mein eigener Eckermann (Schreiber). Schreiber sowieso, denn eine Sekretärin, die mir hier dies alles tippt, kann ich mir nicht leisten.

Zitat von Reinhardinho im Beitrag #378
Der Burghard war ...
Im Eröffnungsbeitrag nanntest Du ihn noch Burkhard, später auch Burghardt. Aber sicher nur ein Vertipper?
Na wie auch immer, freue mich schon auf die Aufklärung zum 10.10.89

Zitat von 94 im Beitrag #380Zitat von Reinhardinho im Beitrag #378
Der Burghard war ...
Im Eröffnungsbeitrag nanntest Du ihn noch Burkhard, aber sicher nur ein Vertipper?
Na wie auch immer, freue mich schon auf die Aufklärung zun 10.10.89
Die Stasi, in den Unterlagen, sprach mal von Burkhard, mal von Burghard. Habe mit diesem Typ schon seit fast 40 Jahren keinen Kontakt mehr. Ausnahme: Ein Anruf von mir bei seinem Peiniger und Stiefvater vor einem Jahr. Burghard wollte lieber ein Bier mit seinen Kumpels saufen, als sich mit mir zu treffen. So sei es denn. Burghard ist richtig.

Zitat von 94 im Beitrag #375
Wie, Du setzt Goethe mit Biermann gleich? Na das ist dann schon bissel frech, odär? *zuzwinker*
Das natürlich nicht. Und wenn ich es vorher gewusst hätte, was der für einen geistigen Dünn.......ß mit seinen Drachentötern im Bundestag erzählt hat, hätte ich den Thread garantiert anders benannt. Er war mal wichtig und gut. Das ist lange her. Armer alter Biermann.

Nun will ich es heute doch noch zum Ende bringen. Enkeltochter mit Freundin sind wieder weg.
Da ich ein politisch sehr interessierter Mensch bin, habe ich die Entwicklung in der DDR des Jahres Tausendneunhundertneundundachtzig Jahre nach Jesus Geburt selbstverständlich medial immer verfolgt. Mir kamen auch die Tränen bei der durch tosenden Beifall unterbrochenen Rede von Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft. Geburtstag der DDR am 7. Oktober 1989. Sie wurde 40, was ja der Beginn der Midlife-Crisis ist und die Wechseljahre einläutete. Die DDR-Oberen wollten unter sich bleiben und versperrten den Wessis die Einreise zur Geburtstagstorte, gebacken von meinem Schwager bei VEB Bako. Quatsch, der war Kraftfahrer und kein Bäcker. Die DDR hatte ja schon genug Huddelei mit Gorbi. Dann mussten sie auch noch Hunderte zusammen schlagen, einer sogar querschnittsgelähmt (?) und verhaften, weil die nicht richtig mit feiern wollten. Schöner Geburtstag, der zum Todestag der Republik wurde.
Am 10. Oktober konnten alle Wessis wieder einreisen und so auch ich gleich. Mein Weg führte mich zur Gethsemane-Kirche. Rappelvoll quetschte ich mich mit Schwager Harry und Schwägerin Angelika da rein. Es gab in dieser Zeit wohl kaum einen westlichen Fernsehsender, der dort keine Kamera dabei hatte. Einmal schloss ich mich einem Demonstrationszug von dort ausgehend an, der zum Staatsratsgebäude führte. Ganz hinten lief ich mit. Weshalb? Ich kannte dies aus Westberlin bei ähnlichen Demonstrationen, wo allerdings Steine flogen. Hinten konnte man sich besser verziehen, wenn es brenzlig werden sollte. Da war ich ängstlich und besonnen, denn in den Seitenstraßen war die Staatsmacht massiv aufgefahren. Die Gespräche mit Leuten der Mahnwache in der Kneipe ggü. der Kirche waren auch toll. Provozierend sprach ich dort sehr laut, das es auch die Leute von der "Firma" gut verstehen konnten, wobei der eine oder andere ahnen konnte, das ihre Zeit bemessen sein wird. Bei dem vorerwähnten Demonstrationszug ging es auch an dem ADN - Gebäude vorbei. "Stasi in die Produktion" wurde skandiert. Am Marx-Engels-Platz setzten wir uns alle auf den Boden. "Keine Gewalt" war das Schlagwort der Zeit. Entweder in dem Haus mit den abgehackten Händen oder im Staatsratsgebäude sollte eine Petition übergeben werden. In Westberlin klapperte ich alle Parteibüros von CDU bis SPD ab und wollte Kopiergeräte für die Opposition organisieren. Das war aber bereits anderweitig geregelt und so blieb es bei meinem wohlgemeinten Versuch.
Mit 4-5 Leuten von der Mahnwache freundete ich mich kurzer Hand an, wobei wir auch unsere Adressen austauschten. Um 20 Uhr am 9. November 1989 schlief ich. Meine Frau hatte den Fernsehapparat an, weckte mich und sagte mir, das in der "tagesschau" gemeldet wurde, das die Grenze offen ist oder baldigst noch heute Nacht geöffnet werden soll. Ich schaltete wie ein Wilder hin und her. ZDF, ARD, Aktuelle Kamera, Schabowski, den ich vorher gar nicht kannte, auf allen Kanälen, Superstar für einen Abend, und gegen 22.30 h ging ich zum Wohnzimmerfenster, welches auf den Hof hinausführte, und wollte meine Frau ein bisschen veräppeln. "Kommen sie schon?" Von dort aus dem Fenster konnte ich höchstens einen Baum und einen Buddelkasten sehen, mehr nicht.
Nachschauen, raus auf die Straße. Wir liefen die paar Meter zur Kreuzung Hohenstaufenstraße, Ecke Martin-Luther-Straße. Es war auch ein kühle Novembernacht, fast wie heute. Wir standen dort etwa eine halbe Stunde, da tuckerten die ersten Trabbis auch schon vorbei und hinterließen ihren einmaligen Duft, den ich vorher nur aus Ostberlin kannte. Wir wollten gerade wieder ins warme Heim gehen, da brüllten auch schon Harry und Angelika vor unserer Tür. Große Umarmung, "Wahnsinn" und wir waren noch gar nicht richtig mit der gebührenden Begrüßung fertig, da waren auch schon die Freunde von der Gethsemanekirche angekommen, Die Nacht der Nächte begann. Kostenlos Saufen bis fast zum Umfallen in allen Kneipen. Jeder erzählte jedem seine Geschichte. Wir brachten Harry und Angelika noch zurück zum Bhf. Zoo, wo der S-Bahnhof voller Menschen überquoll. Die Mahnwachen-Leute schliefen irgendwie bei uns. In den nächsten Tagen kamen die anderen Schwager und -innen. Begrü0ungsgeld von 100 DM wurde 5x abgeholt. Reisepass, Ausweis, Ausweis mit den abgestempelten Seiten herausgerissen. Reisebusse wurden zur Ergänzung der BVG aus Westdeutschland angeheuert. Aus ALDI wurde danach POLDI, wo gegen Abend kein Artikel mehr im Regal stand. Alles wurde in Bussen nach Polen gefahren, Busse, die heute nicht mehr durch den TÜV kommen würden. In Berlin gab es den Polen-Markt. Auf dem Kudamm flanierend, die Bürger aus dem Osten. Familie, Mann, Frau und Kind oder auch zwei, untergehakt oder Händchen haltend, um nicht dem westlichen Konsumrausch zu verfallen mit ihren gleichen Anoraks, nicht zu übersehen. Die Solidarität war auf einmal grenzenlos und auch nur für eine kurze Zeit.
Leider hat es sich in der Folgezeit bald anders ergeben. Der eine Freund von der Mahnwache verkaufte erst einmal seine Käte-Kruse-Puppe von de Omma im Osten und später baggerte er meine Frau an.
Wochen nach der Grenzöffnung wurde auch am Brandenburger Tor aufgemacht. Ich wickelte ein wertvolles Buch über bundesdeutsche Städte und deren Kulturgüter, Bildband mit erklärendem Text, ein. Wir fuhren zum Brandenburger Tor und ich überreichte es dem ersten, besten Offizier der Grenztruppen. Ein freundlicher Mann in den mittleren Jahren. Das war mein Akt, meinen innerlichen Frieden mit dem Staat und sein unmenschliches System zu machen. Einmal fuhr ich sogar mit dem Fahrrad durchs Brandenburger Tor hinaus zu meiner Mutter, etwa 25 km hin und 25 km zurück. Dabei hätten mich diese Kolosse hier in Weissensee, kurz vor der Indira-Ghandi-Straße, wo die Berliner Allee, die damals noch Klement-Gottwald-Allee hiess, sehr schmal war, fast von der Piste geblasen.
Nun ist die Geschichte meines Lebens in Bezug auf die DDR zum Ende gekommen. Dieser Thread wird in der Versenkung des Forums verschwinden. Ich danke allen für das Interesse und das aufmerksame Lesen. Es war nicht immer leicht mit dem einen oder anderen, mit mir ja auch nicht. Sollten noch Fragen auftauchen, bin ich natürlich gern bereit, diese nach Möglichkeit zu beantworten.
Teilweise ergänzt.
P.S.: Leider hat sich auch familiär mit meiner Mutter mental einiges durch die vielen Jahre der Trennung verändert. Ich war der Besser-Wessi und sie hat sich in den Jahren in der DDR "eingerichtet", musste sich "einrichten". Es gab über Lapalien oftmals Streit. Die sog. Mauer im Kopf, die ja teilweise heute noch steht. Teilweise! Meine Flucht war 1970 und somit bin ich vielen, die erst nach 1989 die Wende erleben durften, immer 19 Jahre im voraus, die sich nicht weg dividieren lassen. Der Mensch ist lernfähig, aber Erfahrungen kann man nicht nachholen. Jetzt ist aber Schluss und ich habe die Nase voll von dem Thema.

Zitat von Reinhardinho im Beitrag #383
Nun will ich es heute doch noch zum Ende bringen. Enkeltochter mit Freundin sind wieder weg.
Da ich ein politisch sehr interessierter Mensch bin, habe ich die Entwicklung in der DDR des Jahres Tausendneunhundertneundundachtzig Jahre nach Jesus Geburt selbstverständlich medial immer verfolgt. Mir kamen auch die Tränen bei der durch tosenden Beifall unterbrochenen Rede von Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft. Geburtstag der DDR am 7. Oktober 1989. Sie wurde 40, was ja der Beginn der Midlife-Crisis ist und die Wechseljahre einläutete. Die DDR-Oberen wollten unter sich bleiben und versperrten den Wessis die Einreise zur Geburtstagstorte, gebacken von meinem Schwager bei VEB Bako. Quatsch, der war Kraftfahrer und kein Bäcker. Die DDR hat ja schon genug Huddelei mit Gorbi. Dann mussten sie auch noch Hunderte zusammen schlagen und verhaften, weil die nicht richtig mit feiern wollten. Schöner Geburtstag, der zum Todestag der Republik wurde.
Am 10. Oktober konnten alle Wessis wieder einreisen und so auch ich gleich. Mein Weg führte mich zur Gethsemane-Kirche. Rappelvoll quetschte ich mich mit Schwager Harry und Schwägerin Angelika da rein. Es gab in dieser Zeit wohl kaum einen westlichen Fernsehsender, der dort keine Kamera dabei hatte. Einmal schloss ich mich einem Demonstrationszug von dort ausgehend an, der zum Staatsratsgebäude führte. Ganz hinten lief ich mit. Weshalb? Ich kannte dies aus Westberlin bei ähnlichen Demonstrationen, wo allerdings Steine flogen. Hinten konnte man sich besser verziehen, wenn es brenzlig werden sollte. Da war ich ängstlich und besonnen, denn in den Seitenstraßen war die Staatsmacht massiv aufgefahren. Die Gespräche mit Leuten der Mahnwache in der Kneipe ggü. der Kirche waren auch toll. Provozierend sprach ich dort sehr laut, das es auch die Leute von der "Firma" gut verstehen konnten, wobei der eine oder andere ahnen konnte, das ihre Zeit bemessen sein wird. Bei dem vorerwähnten Demonstrationszug ging es auch an dem ADN - Gebäude vorbei. "Stasi in die Produktion" wurde skandiert. Am Marx-Engels-Platz setzten wir uns alle auf den Boden. "Keine Gewalt" war das Schlagwort der Zeit. Entweder in dem Haus mit den abgehackten Händen oder im Staatsratsgebäude sollte eine Petition übergeben werden.
Mit 4-5 Leuten von der Mahnwache freundete ich mich kurzer Hand an, wobei wir auch unsere Adressen austauschten. Um 20 Uhr am 9. November 1989 schlief ich. Meine Frau hatte den Fernsehapparat an, weckte mich und sagte mir, das in der "tagesschau" gemeldet wurde, das die Grenze offen ist oder baldigst noch heute Nacht geöffnet werden soll. Ich schaltete wie ein Wilder hin und her. ZDF, ARD, Aktuelle Kamera, Schabowski, den ich vorher gar nicht kannte, auf allen Kanälen, Superstar für einen Abend, und gegen 22.30 h ging ich zum Wohnzimmerfenster, welches auf den Hof hinausführte, und wollte meine Frau ein bisschen veräppeln. "Kommen sie schon?" Von dort aus dem Fenster konnte ich höchstens einen Baum und einen Buddelkasten sehen, mehr nicht.
Nachschauen, raus auf die Straße. Wir liefen die paar Meter zur Kreuzung Hohenstaufenstraße, Ecke Martin-Luther-Straße. Es war auch ein kühle Novembernacht, fast wie heute. Wir standen dort etwa eine halbe Stunde, da tuckerten die ersten Trabbis auch schon vorbei und hinterließen ihren einmaligen Duft, den ich vorher nur aus Ostberlin kannte. Wir wollten gerade wieder ins warme Heim gehen, da brüllten auch schon Harry und Angelika vor unserer Tür. Große Umarmung, "Wahnsinn" und wir waren noch gar nicht richtig mit der gebührenden Begrüßung fertig, da waren auch schon die Freunde von der Gethsemanekirche angekommen, Die Nacht der Nächte begann. Kostenlos Saufen bis fast zum Umfallen in allen Kneipen. Jeder erzählte jedem seine Geschichte. Wir brachten Harry und Angelika noch zurück zum Bhf. Zoo, wo der S-Bahnhof voller Menschen überschwolll. Die Mahnwachen-Leute schliefen irgendwie bei uns. In den nächsten Tagen kamen die anderen Schwager und -innen. Begrü0ungsgeld von 100 DM wurde 5x abgeholt. Reisepass, Ausweis, Ausweis mit den abgestempelten Seiten herausgerissen.
Leider hat es sich in der Folgezeit bald anders ergeben. Der eine Freund von der Mahnwache verkaufte erst einmal seine Käte-Kruse-Puppe und später baggerte er meine Frau an.
Wochen nach der Grenzöffnung wurde auch am Brandenburger Tor aufgemacht. Ich wickelte ein wertvolles Buch über bundesdeutsche Städte und deren Kulturgüter, Bildband mit erklärendem Text, ein. Wir fuhren zum Brandenburger Tor und ich überreichte es dem ersten, besten Offizier der Grenztruppen. Ein freundlicher Mann in den mittleren Jahren. Das war mein Akt, meinen innerlichen Frieden mit dem Staat und sein unmenschliches System zu machen. Einmal fuhr ich sogar mit dem Fahrrad durchs Brandenburger Tor hinaus zu meiner Mutter, etwa 25 km hin und 25 km zurück. Dabei hätten mich diese Kolosse hier in Weissensee, kurz vor der Indira-Ghandi-Straße, wo die Berliner Allee, die damals noch Klement-Gottwald-Allee hiess, sehr schmal war, fast von der Piste geblasen.
Nun ist die Geschichte meines Lebens in Bezug auf die DDR zum Ende gekommen. Ich danke allen für das Interesse und das aufmerksame Lesen. Es war nicht immer leicht mit dem einen oder anderen, mit mir ja auch nicht. Sollten noch Fragen auftauchen, bin ich natürlich gern bereit, diese nach Möglichkeit zu beantworten.
Wann sind dir die LKW begegnet ? Und wo ?

Zitat von Alfred im Beitrag #384Zitat von Reinhardinho im Beitrag #383
Nun will ich es heute doch noch zum Ende bringen. Enkeltochter mit Freundin sind wieder weg.
Da ich ein politisch sehr interessierter Mensch bin, habe ich die Entwicklung in der DDR des Jahres Tausendneunhundertneundundachtzig Jahre nach Jesus Geburt selbstverständlich medial immer verfolgt. Mir kamen auch die Tränen bei der durch tosenden Beifall unterbrochenen Rede von Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft. Geburtstag der DDR am 7. Oktober 1989. Sie wurde 40, was ja der Beginn der Midlife-Crisis ist und die Wechseljahre einläutete. Die DDR-Oberen wollten unter sich bleiben und versperrten den Wessis die Einreise zur Geburtstagstorte, gebacken von meinem Schwager bei VEB Bako. Quatsch, der war Kraftfahrer und kein Bäcker. Die DDR hat ja schon genug Huddelei mit Gorbi. Dann mussten sie auch noch Hunderte zusammen schlagen und verhaften, weil die nicht richtig mit feiern wollten. Schöner Geburtstag, der zum Todestag der Republik wurde.
Am 10. Oktober konnten alle Wessis wieder einreisen und so auch ich gleich. Mein Weg führte mich zur Gethsemane-Kirche. Rappelvoll quetschte ich mich mit Schwager Harry und Schwägerin Angelika da rein. Es gab in dieser Zeit wohl kaum einen westlichen Fernsehsender, der dort keine Kamera dabei hatte. Einmal schloss ich mich einem Demonstrationszug von dort ausgehend an, der zum Staatsratsgebäude führte. Ganz hinten lief ich mit. Weshalb? Ich kannte dies aus Westberlin bei ähnlichen Demonstrationen, wo allerdings Steine flogen. Hinten konnte man sich besser verziehen, wenn es brenzlig werden sollte. Da war ich ängstlich und besonnen, denn in den Seitenstraßen war die Staatsmacht massiv aufgefahren. Die Gespräche mit Leuten der Mahnwache in der Kneipe ggü. der Kirche waren auch toll. Provozierend sprach ich dort sehr laut, das es auch die Leute von der "Firma" gut verstehen konnten, wobei der eine oder andere ahnen konnte, das ihre Zeit bemessen sein wird. Bei dem vorerwähnten Demonstrationszug ging es auch an dem ADN - Gebäude vorbei. "Stasi in die Produktion" wurde skandiert. Am Marx-Engels-Platz setzten wir uns alle auf den Boden. "Keine Gewalt" war das Schlagwort der Zeit. Entweder in dem Haus mit den abgehackten Händen oder im Staatsratsgebäude sollte eine Petition übergeben werden.
Mit 4-5 Leuten von der Mahnwache freundete ich mich kurzer Hand an, wobei wir auch unsere Adressen austauschten. Um 20 Uhr am 9. November 1989 schlief ich. Meine Frau hatte den Fernsehapparat an, weckte mich und sagte mir, das in der "tagesschau" gemeldet wurde, das die Grenze offen ist oder baldigst noch heute Nacht geöffnet werden soll. Ich schaltete wie ein Wilder hin und her. ZDF, ARD, Aktuelle Kamera, Schabowski, den ich vorher gar nicht kannte, auf allen Kanälen, Superstar für einen Abend, und gegen 22.30 h ging ich zum Wohnzimmerfenster, welches auf den Hof hinausführte, und wollte meine Frau ein bisschen veräppeln. "Kommen sie schon?" Von dort aus dem Fenster konnte ich höchstens einen Baum und einen Buddelkasten sehen, mehr nicht.
Nachschauen, raus auf die Straße. Wir liefen die paar Meter zur Kreuzung Hohenstaufenstraße, Ecke Martin-Luther-Straße. Es war auch ein kühle Novembernacht, fast wie heute. Wir standen dort etwa eine halbe Stunde, da tuckerten die ersten Trabbis auch schon vorbei und hinterließen ihren einmaligen Duft, den ich vorher nur aus Ostberlin kannte. Wir wollten gerade wieder ins warme Heim gehen, da brüllten auch schon Harry und Angelika vor unserer Tür. Große Umarmung, "Wahnsinn" und wir waren noch gar nicht richtig mit der gebührenden Begrüßung fertig, da waren auch schon die Freunde von der Gethsemanekirche angekommen, Die Nacht der Nächte begann. Kostenlos Saufen bis fast zum Umfallen in allen Kneipen. Jeder erzählte jedem seine Geschichte. Wir brachten Harry und Angelika noch zurück zum Bhf. Zoo, wo der S-Bahnhof voller Menschen überschwolll. Die Mahnwachen-Leute schliefen irgendwie bei uns. In den nächsten Tagen kamen die anderen Schwager und -innen. Begrü0ungsgeld von 100 DM wurde 5x abgeholt. Reisepass, Ausweis, Ausweis mit den abgestempelten Seiten herausgerissen.
Leider hat es sich in der Folgezeit bald anders ergeben. Der eine Freund von der Mahnwache verkaufte erst einmal seine Käte-Kruse-Puppe und später baggerte er meine Frau an.
Wochen nach der Grenzöffnung wurde auch am Brandenburger Tor aufgemacht. Ich wickelte ein wertvolles Buch über bundesdeutsche Städte und deren Kulturgüter, Bildband mit erklärendem Text, ein. Wir fuhren zum Brandenburger Tor und ich überreichte es dem ersten, besten Offizier der Grenztruppen. Ein freundlicher Mann in den mittleren Jahren. Das war mein Akt, meinen innerlichen Frieden mit dem Staat und sein unmenschliches System zu machen. Einmal fuhr ich sogar mit dem Fahrrad durchs Brandenburger Tor hinaus zu meiner Mutter, etwa 25 km hin und 25 km zurück. Dabei hätten mich diese Kolosse hier in Weissensee, kurz vor der Indira-Ghandi-Straße, wo die Berliner Allee, die damals noch Klement-Gottwald-Allee hiess, sehr schmal war, fast von der Piste geblasen.
Nun ist die Geschichte meines Lebens in Bezug auf die DDR zum Ende gekommen. Ich danke allen für das Interesse und das aufmerksame Lesen. Es war nicht immer leicht mit dem einen oder anderen, mit mir ja auch nicht. Sollten noch Fragen auftauchen, bin ich natürlich gern bereit, diese nach Möglichkeit zu beantworten.
Wann sind dir die LKW begegnet ? Und wo ?
Wo hatte ich beschrieben und es war etwa im Frühjahr 1990.


Zitat von Alfred im Beitrag #386
Die LKW sind durch Berlin gefahren ?
Sicher ?
Sicher!* Ob die Fahrer Russen oder Deutsche waren, kann ich natürlich nicht sagen. Ich war froh, als die an mir vorbei waren. Vielleicht haben sie sogar Mauerschutt abgefahren? Die Räder waren größer als ich stehend bin. Das kann man nicht vergessen oder verwechseln. Ich habe extra gegoogled, um ein passendes Foto zu finden. Ich war mit meiner Frau im Sommer 90 in Saßnitz und auf der Rückfahrt habe ich mit einem russischen Offizier im Speisewagen getrunken. Er war so traurig, weil der Zug nicht in Bernau hielt, wo er hätte aussteigen müssen. Ich bin dann am Bhf. Zoo aus dem Zug gefallen. Meine Art der deutsch-sowjetischen Freundschaft.
*Okay, ich gebe zu, es ist lange her und Erinnerungen nach so langer Zeit können trügen. Vielleicht ein Nümmerchen kleiner, aber so sahen sie aus, die "Büffel" (?).


Das ist der Belaz 548 -40 Tonner der kleinere war der 540 , ohne Schwerlastbegleitung durften die Fahrzeuge nicht auf der Straße fahren , Ich nehme mal an ,du zeigst uns hier ein Bild vom MAS , ( Büffel im Sprachgebrauch ) ratata
Diese sind auch hier in der DDR herumgefahren , aber nur in den Tagebauen ,oder Großbaustellen Pumpwasserspeicherbau, usw.
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