Kirche in der DDR

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27.07.2009 21:56
avatar  manudave ( gelöscht )
#1
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manudave ( gelöscht )

War Kirche für euch ein Thema? Wusste man, dass Religion kritisch beäugt wurde?

Ich selbst habe mich mit sieben Jahren - gegen den Willen meiner Eltern - heimlich alt-lutherisch-evangelisch taufen lassen.
Unser damaliger Pfarrer berichtete mir erst kürzlich über seine Zugeständnisse an die Stasi, damit er weitermachen durfte.


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27.07.2009 22:46
avatar  TOMMI ( gelöscht )
#2
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TOMMI ( gelöscht )

Mir fällt dazu eine Begebenheit ein.
Es war evangelischer Kirchentag und ein prominenter SPD-Politiker (Erhard Eppler)
nahm daran teil. Die Kirche war voller Stasi-Leute. Der Superintendent eröffnete
den Gottesdienst folgendermaßen: "Ich begrüße alle Gläubigen und die, die dienstlich
hier sind."


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27.07.2009 23:16
avatar  Rostocker ( gelöscht )
#3
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Rostocker ( gelöscht )

Ich selbst habe mich mit sieben Jahren - gegen den Willen meiner Eltern - heimlich alt-lutherisch-evangelisch taufen lassen.
manudave, Heute 21:56
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Ich weiß ja nicht---die würden wohl auch noch 2-3 jährige gegen den Willen der Eltern heimlich taufen-
Entschuldige ´bitte,ich kann mir nur nicht vorstellen,das ein Pfarrer ein Kind von 7 Jahren heimlich gegen den Willen der Eltern einfach so taufen darf.Frage mich nur wer hatte das Erziehungsrecht,die Kirche oder die Eltern.
Aber sicher wird man mich hier schon aufklären.


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28.07.2009 03:09
avatar  Berliner ( gelöscht )
#4
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Berliner ( gelöscht )

Hier zwei Clips dazu (eigentlich nur einer in zwei aufgeteilt).

Quelle: DVD Damals in der DDR, Teil 2: Utopie hinter Mauern



Berliner


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28.07.2009 03:09 (zuletzt bearbeitet: 28.07.2009 03:12)
avatar  Berliner ( gelöscht )
#5
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Berliner ( gelöscht )

Hier ein bisschen mehr, gefunden auf der MDR website: Kirche in der DDR

Berliner


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28.07.2009 06:47
avatar  manudave ( gelöscht )
#6
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manudave ( gelöscht )

@Rostocker

Vielleicht hab ich mich da falsch ausgedrückt.

Das war nicht heimlich. Ich wollte mich taufen lassen, da es mein unbedingter Wille war. Meine Eltern waren dagegen, da es wohl Wasser auf die Mühlen der Stasi war, die uns ja bereits massiv ins Kreuzfeuer nahmen.
Trotzdem unterschrieben sie, dass ich getauft werden durfte - wäre natürlich nicht ohne gegangen.

Unser Pfarrer (kam aus dem Nachbarort Wünschendorf) hat bei uns in der Stadt jede Woche Christenlehre abgehalten. Das war ein Stündchen in einem kleinem Nebenraum einer Wirtschaft. Bei zehn richtigen Antworten gab es Hanuta o.ä. - da waren wir alle ganz schnell fit was das neue Testament anging.


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28.07.2009 07:15
avatar  Angelo
#7
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Gab es auch Neuapostolische in der DDR? Weiß das jemand?


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28.07.2009 08:41
avatar  harry ( gelöscht )
#8
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harry ( gelöscht )

Ja gab es, es gab auch eine neuapostolische Kirche in den Ort wo ich als Kind gewohnt hatte (Königs Wusterhausen).
Gruß harry


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28.07.2009 09:04
avatar  josy95
#9
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Zitat von Angelo
Gab es auch Neuapostolische in der DDR? Weiß das jemand?


Hallo, "Heimkehrer" (natürlich aus dem Urlaub!

Neben den beiden großen Glaubensgemeinschaften der evangelischen und katholischen Kirche gab es auch die kleineren, wie neuapostolische, Freimaurer, siebenten- Tags- Adventisten, sogar die Zeugen Jehovas und auch noch einiger andere.
Die kleineren Kirchen und Glaubensgemeinschaften standen natürlich noch intensiver unter der Beobachtung der Stasi, weil man auch damals schon in ihnen eine teilweise sektenartige Struktur erkannte. (Mich bitte nicht wieder falsch interpretieren! Liegt mir absolut fern, hier jemanden zu nah zu treten oder gar jemanden etwas zu unterstellen!)
Ich kann mich als Kind noch sehr gut erinnern (stamme selbst aus einer eher konservativen und evangelisch- lutherischen Familie/ Glaubensrichtung), das mein Vater, der lange Jahre im Kirchenrat/ Kirchenvorstand tätig war und dadurch auch bestimmtes Insiderwissen hatte, oft berichtete das man bis Anfang der 70-er massiv gegen diese Glaubensrichtungen vorging. In einem kleinen Nachbardorf hatte man bei einer dieser Aktionen Anfang der 60-er "das halbe Dorf" kurzzeitig bei einer der damals üblichen Nacht- und Nebelaktionen verhaftet. Das hing wohl auch mit der Zwangskollektivierung (LPG) zusamm, dem Umstand, das das "halbe Dorf" wohl den Zeugen Jehovas angehörte und sich auch hier über die Glaubensgemeinschaft sehr einig war und der Zwangskollektivierung wiedersetzte. Was aus der Sache geworden ist, weiß ich nicht so genau. Vermutlich hat man über statuierte Exempel an Einzelpersonen Angst und Schrecken verbreitet und so die Zwangskollektivierung durchgesetzt. Mein Vater berichtete auch dazu, das sich im Zusammenhang mit dieser "Maßnahme" einige (Bauern) das Leben genommen haben, andere auch und soweit das noch möglich war, in den westen abgehauen sind. Das war ja denn auch eine günstige Variante, sich deren Besitz zu Eigen zu machen.
Mit der beginnenden Entspannungspolitik zu Beginn der 70-er (Helsinkikonferenz) lockerte man dann auch die "bandagen" gegenüber den Kirchen und anderen Glaubensrichtungen. Ich bin mir aber sehr sicher, das all diese kirchlichen Gemeinschaften sehr stark von der Stsi kontrolliert wurden und dementsprechend mir einer hohen Zahl an IM´s unterwandert war.

Fortsetzung folgt

josy95

Günter Schabowski hatte es in seiner legendären Pressekonferenz am 09.11.1989 wahrlich nicht leicht und vor allem keine Zeit, den genauen Zeitpunkt der Einführung der neuen DDR- Reisegesetze bei Krenz oder im SED- Politbüro zu hinterfragen.
Jeder kennt das Ergebnis.
Politiker von heute haben den Vorteil, nicht unter Zeitdruck zu stehen wie einst Schaboweski und das Politbüro der SED.
Und bevor sie in die Öffentlichkeit gehen, nocheinmal die Lobbyisten zu fragen, die ihnen die Gesetze geschrieben haben ...


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28.07.2009 14:47
avatar  Berliner ( gelöscht )
#10
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Berliner ( gelöscht )

noch 2 Clips gefunden (einer in zwei aufgeteilt).

Hier geht es um die Kirche und ihre soziale Rolle in der damiligen DDR, und wie der Staat mit ihr umging.

Berliner

Quelle: DVD Das war die DDR, Kapitel 2: in Fuersorge fuer das Volk




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28.07.2009 15:32 (zuletzt bearbeitet: 28.07.2009 15:33)
avatar  josy95
#11
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Angekündigte Fortsetzung:

Hatte ja schon erwähnt, das ich aus einer konservativ evangelisch- lutherisch geprägten Familie stamme. Will mal nicht sagen, das mein Vater ein streng gläübiger Christ war, aber viel hat da nicht mehr gefehlt. Er hat seinen Glauben auch vor allem dahin verstanden, immer Schwächeren und armen Menschen zu helfen, egal was für eine Weltanschaung. Dementsprechend wurden wir (habe noch 3 Geschwister) erzogen. Und das mir mein Vater da viel mitgeben konnte, darauf bin ich ganz besonders stolz!
Muß noch etwas weiter ausholen, mein Großvater war als mittelständischer Unternehmer genauso eingestellt. Leider durfte ich ihn nie kennenlernen, er starb unter etwas misteriösen Umständen im November 1953 im Krankenhaus Wernigerode.
Mein Großvater hatte seine Firma (Reformhausartikel, Eigenproduktion hämopatischer Arzeneimittel) 1903 gegründet. (Ist heute noch am Giebel meines Elternhauses zu lesen. )
Das Geschäft muß ganz gut gelaufen sein. Mein Großvater hat es auch über den 1. Weltkrieg, (wo er vor Verdun selbst schwer verwundet wurde) und auch die Weltwirtschaftskries irgendwie gut hinbekommen, seine Firma vor Ungemach zu bewahren. Mit Machtergreifung Hitlers hatte er natürlich auch wirtschaftlich was von dem damaligen "Aufschwung". Mein Großvater war aber sehr skeptisch gegenüber den Nazis eingestellt. U. a. beschäftigte er mit Tricks und Rafinessen, bestimmt auch mit etwas Vitamin "B" bis zum Kriegsende zwei KPD- Mitglieder und einen jüdischen Mitbürger. Wurde deshalb auch einige Male von der Gestapo verhört, er hat es aber immer irgendwie geschafft. Nach dem Krieg war auch Ilsenburg ein Anlaufpunkt für viele Flüchtlinge, u. a. auch ehem. Geschäftspartner meines Opas aus den Ostgebieten. In den letzten Kriegsmonaten hatte man in einem Teil der Fabrikräume noch ein Wehrmachtslager eingerichtet. Mein Opa hat das genutzt, um die Flüchtlinge mit diesen Sachen zu unterstützen. Auch hat der eine oder andere Bekannte ein paar gerettete Sachen bei meinem Opa untergestellt, um sie später abzuholen.
Nun hört gut zu: Einer der KPD- Mitglieder, die mein Opa mehr oder weniger vor den Nazis gerettet hat, in Ilsenburg nannte man den Typen nur "Kack- Männe" (das sagt ja schon einiges) ist mit dem Einzug der Russen schnell in Amt und Würden geklettert. Über falsche Denunzation, Mißgunst und Neid hat es diese Sau (entschuldigt bitte den Ausdruck) fertiggebracht, meinen Opa zu verhaften und selbst eine Haussuchung zu machen/ zu leiten. Vorwurf: Mein Opa würde mit Flüchtlingsgut handeln...
Man konnte ihm nichts, u.a. auch weil, die Empörung unter vielen Ilsenburgern groß war. Selbst ein russischer Sergant, der dabei war und mit dem sich mein Vater später etwas anfreundete, sagte "...was für ein deutsches Schwein...!". Bekannt war auch, das mein Opa vom besagten Kack- Männe etwas wußte, was dessen Bild als Antifaschist und Wiederstandskämper abträglich war.
Damit war natürlich die Einstellung meines Opas und meiner Familie zur "neuen Ordnung" geprägt...
Wie gesagt, 1953 mußte mein Großvater ins Krankenhaus wegen einem Nierenleiden, in der Nacht vor seiner Entlassung ist er angeblich aus dem Bett gestürzt und an den Folgen verstorben, bis heute leider ungeklärt...
Die Firma bestand jedoch weiter fort, wir wurden aber immer als böse Kapitalisten angesehen. Sowohl meine Geschwister wie auch ich wurden keine Pioniere und keine FDJ-ler, auch aus dem Grund, weil die Kirche vom SED- Regim unterdrückt wurde.
Das war für uns Kinder manchmal schwer zu verstehen, war doch das schulische Leben sehr stark dadurch benachteiligt/ geprägt. Meine große Schwester z. Bsp. durfte trotz eines Notendurchschnitts von 1,3 nicht zur EOS (heute Gymnasium). Ich bin 1966 in die Schule gekommen und wurde unter Anleitung von Lehrern von Mitschülern als Kapitalistenkind gebrandmarkt...
Den einzigsten "Schutzengel" den wir hatten, war der Umstand, das mein Vater sich sehr für den Eissport in Ilsenburg (Eisschnellauf) arrangierte und über den Sportverein "Dynamo" auch einige Kontakte hatte, andersrum durch seine Arzneimittelherstellung auch immer genug "Vitamin B" in Form von Primasprit im Keller hatte...
Ich kann mich noch zu gut erinnern, wie die "tapfersten" SED- Genossen bettelnd und winselnd ankamen, um sich einen halben Lieter Primasprit zu erbetteln..., grundsätzlich aber ohne ihr Bollchen, sprich Parteiabzeichen. Das hatte sich mein Vater verbeten...!
1971/72 dann der letzte große Streich, oder besser gesagt der 1. Streich Honneckers gegen die letzten, verbliebenen Kapitalisten: Zwangsverkauf für Appel und Ei von Firma und Wohnhaus, besser gesagt getarnte Enteignung. Mit von der Partie und Hauptakteur mit den federführenden Genossen des Rates des Kreises: Der Neffe des besagten Kack- Männe, da in der (vererbten) Funktion eines überlinientreuen SED- Bürgermeisters...!

Hier will (muß) ich ersteinmal Schluß machen. Fortsetzung folgt.

josy95

Günter Schabowski hatte es in seiner legendären Pressekonferenz am 09.11.1989 wahrlich nicht leicht und vor allem keine Zeit, den genauen Zeitpunkt der Einführung der neuen DDR- Reisegesetze bei Krenz oder im SED- Politbüro zu hinterfragen.
Jeder kennt das Ergebnis.
Politiker von heute haben den Vorteil, nicht unter Zeitdruck zu stehen wie einst Schaboweski und das Politbüro der SED.
Und bevor sie in die Öffentlichkeit gehen, nocheinmal die Lobbyisten zu fragen, die ihnen die Gesetze geschrieben haben ...


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28.07.2009 15:43
avatar  Angelo
#12
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Ja ich bin Neuapostolisch deshalb habe ich auch danach gefragt


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28.07.2009 17:32
avatar  Zermatt ( gelöscht )
#13
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Zermatt ( gelöscht )

Wie war eigentlich der Zusammenhang,wenn es einen gab, zwischen der Jugendweihe und Kirche. Wenn ich Jugendweihe höre,verbinde ich dieses in den Bereich der Kirche,zumindest ein wenig oder ist dies nur ein Treueschwur zum Staat und zum Erwachsensein.


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28.07.2009 18:28
avatar  Rostocker ( gelöscht )
#14
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Rostocker ( gelöscht )

Wie war eigentlich der Zusammenhang,wenn es einen gab, zwischen der Jugendweihe und Kirche. Wenn ich Jugendweihe höre,verbinde ich dieses in den Bereich der Kirche,zumindest ein wenig oder ist dies nur ein .



Zermatt, Heute 17:32

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Es war ein Treueschwur zum Staat und zum Erwachsensein.


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28.07.2009 18:55
avatar  Zermatt ( gelöscht )
#15
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Zermatt ( gelöscht )

Hm,danke habe ich mir fast schon gedacht,trotzdem der der Ausdruck Jugendweihe erinnert mich irgenwie an Kirche-gut lassen wir das.


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