Ausgang im Grenzort

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08.12.2013 03:46von Batrachos
Frage
Ausgang im Grenzort

Hallo Forumsgemeinde,

Weiß nicht ob das Thema hier schon mal behandelt worden ist,die Suchfunktion gibt jedenfalls nichts her.
Wo habt ihr damals euren Ausgang verbracht,bei euren Dienst in Berlin oder an der Grünen Grenze.?
Was habt ihr "sinnvolles" unternomen wenn ihr Ausgang hattet?
Bei uns im Südharz ( Ellrich) gab es eine Stammkneipe der Grenzer die hieß "Schwarzer Adler". dort haben die meisten ihren Ausgang verbracht.
Und am Wochenende gab es dann bei uns im "Lindenhof" immer Disco,wo viele AGT ihren Ausgang verbracht haben.
Sicherlich gab es viele abgelegene GK,wo weit und breit keine Kneipen oder der gleichen waren,was habt ihr da im Ausgang gemacht?
Auf eure Antworten freue ich mich schon.
Einen schönen zweiten Advent wünsche ich allen,auch wenn ich ein "Weihnachtsmuffel bin.

MfG Batrachos

21.05.2014 19:41von ( gelöscht )
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Zitat von Hansteiner im Beitrag #60
Das galt aber nur für den festgelegten Standortbereich.
Bei uns durften wir nach Hohengandern und Arenshausen, unmittelbar dran liegt Kirchgandern. Da durften wir nicht hin, da es im Schutzstreifen lag.
Also war es schon vorgeschrieben, wo man sein "Bierchen" trinken durfte und wo nicht !

VG H.

Frage war: Sperrgebiet, ist schon ein Unterschied!Oder?
Grüsse steffen52

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21.05.2014 19:47von mibau83
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Zitat von linamax im Beitrag #59
Zitat von schnappi im Beitrag #58
Wie war denn da die Regelung? Durften sich Grenzer in ihrer Freizeit im Sperrgebiet aufhalten?

Hallo schnappi
Die waren doch im Sperrgebiet .


nicht unbedingt, es gab nach der reduzierung des sperrgebiets anfang der 70er auch grenzkompanien die außerhalb des sperrgebietes lagen.

21.05.2014 19:57von ( gelöscht )
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Zitat von mibau83 im Beitrag #62
Zitat von linamax im Beitrag #59
Zitat von schnappi im Beitrag #58
Wie war denn da die Regelung? Durften sich Grenzer in ihrer Freizeit im Sperrgebiet aufhalten?

Hallo schnappi
Die waren doch im Sperrgebiet .


nicht unbedingt, es gab nach der reduzierung des sperrgebiets anfang der 70er auch grenzkompanien die außerhalb des sperrgebietes lagen.

Bingo,z.B. Riebau.

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28.06.2014 10:28von ( gelöscht )
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Zu meiner Zeit gab es alle 8 Kalendertage Ausgang und da ging es in die Dorfkneipe einmal zu Alvis und zu Theo in Pfaafschwende

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lichtetanne ( gelöscht )
17.09.2014 16:57von ( gelöscht )
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Zitat von lichtetanne im Beitrag #64
Zu meiner Zeit gab es alle 8 Kalendertage Ausgang und da ging es in die Dorfkneipe einmal zu Alvis und zu Theo in Pfaafschwende


Theo hatte zu meiner Zeit (84/85) nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet.
Er soll sich trotz seines hohen Alters auch heute noch als Gastronom betätigen, sagte mir Alvis' Tochter Beate kürzlich.

Elch

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Elch78 ( gelöscht )
17.09.2014 19:14von ( gelöscht )
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Ausgang gab es nach jeder Frühschicht, aber nur für zwei Züge, also max. 3/Monat. A-Gruppe, A-Zug und Objektwache waren ja ständig vorzuhalten. Wir wurden mit dem LO nach Mackenroda oder bei Zugausgang auch mal nach Wüstheuteroda gefahren und wieder abgeholt. In Weidenbach sind nur wenige in Ausgang gegangen, nur Flaschenbier und Wurstbrote vom Eigenbedarf der Wirtsleute.

Der Hesselfuchs

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19.05.2022 18:02von rhebs
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Die Mädels und der Ausgang!

Was mich damals in Berlin Rummelsburg im GR 35 wirklich interessierte, hatte weniger mit Waffen zu tun, mit der Berliner Mauer, mit der Politik. Sport auch nicht. Keine Ahnung vom Fußball, keine Ahnung von Leichtathletik. Skat konnte ich auch nicht, weil ich nicht so schnell die Augen zählen konnte, wie ich mal einen Unteroffizier erzählt hatte. „Zahlen sind grauslich für mich“, und sofort war in der Kompanie herum, ich wäre halt ein wenig ein dämlich. Ja für was interessierte ich mich eigentlich wirklich damals in Berlin? Ganz einfach, Bratkartoffeln. Im spezielleren Bratkartoffelverhältnisse. Ich war in dem Alter, wo man sich natürlicherweise auch im Ausgang oder Urlaub eine Partnerin sucht. Man sucht nach der Zweisamkeit des Lebens wie alle jungen Leute. Im Gegensatz zu vielen Kameraden, die es aber nur bis zur Biertheke des Tanzsaales schafften, pfiff ich an der Biertheke vorbei und mischte mich zwischen die Berlinerinnen. Ich wollte was fürs Herz und der Sache mit den Betten war ich auch nicht abgeneigt. Ich habe gesucht und ich habe gefunden!


Renate:
Als ich im am 03.05.1966 im GAR 39 in Berlin Wilhelmshagen zur Grenzartillerie kam, hatte ich meine ersten „Erfahrungen“ mit den Mädels hinter mir. Ich war 20 Jahre und ungemein prägend für mich war, dass ich ein Jahr vorher von meiner ersten Liebe, Renate wegen einem anderen verlassen wurde. Die Deutsch/Deutsche Grenze hatte am Rande damit zu tun. Renate wurde nach ihrem Studium in eine Schule in das Grenzgebiet nach Unterbreizbach in der thüringischen Rhön eingesetzt. Zufall oder Einfluss ihrer Eltern, die stramme überzeugte Genossen waren – ich weiß es nicht! Fakt war, mein „Nachfolger“ war einige Jahre älter und erfahrener als sie, den sie in dieser Schule kennen lernte. Ich war zwei Jahre jünger als sie. In dem Alter spielt es bei der Partnerwahl schon eine gewaltige Rolle. Ich bekam im März 1963 einen Abschiedsbrief. Ich war gefühlsmäßig nun total durcheinander und einige kurze Beziehungen - eine nach der anderen, waren die Versuche, die "Große Liebe" in Sachsen und Berlin wieder zu finden. Aber Renate B. ging erst mal nicht aus dem Kopf. Als ich dann bei der Armee war, hatte sie sich irgendwann mal mit ihrem damaligen Freund verkracht. Sie schrieb einen Versöhnungsbrief an meine Thüringer Adresse, da sie nicht wusste, wo ich war. Meine Mutter hat diesen Brief ohne mein Wissen geöffnet und in den Ofen geworfen. Sie meinte, wer ihr Söhnchen einmal foppt, der foppt ihn nie wieder. Pointe dazu, ich bekam Mitte 1966 eine Nachricht von ihrer Freundin, Renate hat geheiratet und hat ein Mädchen geboren. Vor vier Jahre erfahre ich durch einen Zufall, ihre Tochter wurde nicht 1966 geboren, sondern schon Dezember 1965. Ihren Mann hatte sie damals das Kind als Kuckuckskind untergejubelt. Durch einen Gentest wurde festgestellt, ich habe nun eine zweite Tochter!

Barbara, eine Pfarrerstochter lernte ich noch in Bad Salzungen nach Renate kennen. Barbara, eine Abiturientin aus der thüringischen Rhön war belesen und sehr klug. Sie war Buchhändlerlehrling. Da ich viel las, waren Buchhändlerinnen zwangsläufig in meinen Kontaktpotenzial eingetreten. Barbara hatte feurig rote Haare und duftete wie das Leben an sich. Barbara faszinierte mich. Sie lernte diesen Beruf aus zwingenden Gründen besser in Leipzig, da man eine Pfarrerstochter im sozialistischem Grenzkreis nicht Buchhändlerin lernen lassen wollte. Dieser Beruf war dort den Kindern von „systemtreuen“ Eltern vorbehalten. In Leipzig, ihrem neuen Lebensumfeld trafen wir uns ab und zu als ich in der Nähe in Bad Dürrenberg lebte. Als ich ihr erzählte, dass ich einen Einberufungsbefehl zur NVA in der Tasche hatte, bedeutete mir Barbara, das unsere Beziehung wohl besser beendet werden sollte. Mit einem Soldat der NVA, wollte sie als gläubige Christin nichts, aber absolut nichts mehr zu tun haben! Ich war mit einem Federstrich, dem Einberufungsbefehl ihr naturgemäßer zwangsläufiger klerikaler Gegner geworden. Ich war danach sehr sauer auf diese meiner Meinung nach heuchlerischen Christin, die einfache DDR Lebensumstände rigoros ausklammerten und christliche Nächstenliebe anders als von mir gelernt interpretierte. Aus ihrer Sicht hatte sie schon Recht, aus meiner Sicht war ich schrecklich enttäuscht. Doch Schwamm drüber, dachte ich damals, ich hatte ja noch weitere Eisen im Feuer. Das Leben geht weiter.

Bis zur Einberufung arbeitete ich in den Leuna Werken „Walter Ulbricht“ und wohnte in dem kleinen Städtchen Bad Dürrenberg in Sachsen Anhalt. Elke hatte ich im Frühjahr 1966 auf dem Tanz in Bad Dürrenberg kennen gelernt. Sie war damals 17 Jahre alt und ihre Eltern machten Druck, da sie ihrer Meinung zu jung für mich war. Zudem sollte sie mit einem „Armisten“, der auch noch an der Berliner Mauer dient möglichst nichts zu tun haben. „Soldaten bumsen im Ausgang nur rum und wollen eigentlich keine richtige Freundin“, meinten sie. Nach 4 - 5 Briefen, in denen sie mir diese Einwände schilderte, schrieb ich ihr aber wegen Brigitte S. ab. Ich schob nun aber auch die NVA vor und jammerte, dass ich sowieso so schnell keinen Urlaub bekommen würde. Ein Erlebnis schockierte mich damals bei der Armee gewaltig. Ein riesiges Bild von Elke, welches ich im Armeespind nicht im Privatfach, sondern im Unterwäschefach unvorschriftsmäßig zufällig liegen hatte, (Anpinnen war verboten) wurde von einem Unteroffizier mit der Bemerkung zerrissen, "Die Schlampe hat in einem NVA-Spind nichts zu suchen!". Seitdem hütete ich mich auch die Fotos von meinen Freundinnen herum zu zeigen. Neben dem Bett des besagten Unteroffiziers stand ein Fotoständer mit einer kleinen pickeligen moppeligen Frau. Dass meine Freundin ein bissel attraktiver und vorteilhafter fotografiert war als seine Freundin, reichte schon aus, um mich zu demütigen. Im Film „NVA“ von Leander Hausmann gibt es am Anfang des Films eine prima Szene, die dieses dusselige Verhalten der Vorgesetzten vorbildhaft darstellt. Im Booklet des Films gibt es die Story aus meinem Buch „Essen fassen!“

So wie viele meiner jüngeren Kollegen im Leunawerk bin ich am Wochenende nach Weißenfels, Halle und Leipzig zum Tanz oder auf die Diskos ausgeschwärmt. Im März 66, zwei Monate vor der Einberufung lerne ich im Forsthaus Raschwitz/Leipzig Markleeberg Brigitte kennen. In Brigitte hatte ich mich ganz schön verknallt und schon deswegen fand ich die Einberufung zur Armee ein gewaltiges Übel. Fast jeden Tag schrieb ich Brigitte aus Berlin Wilhelmshagen. Angeblich wurden unsere Briefe, die wir in der Poststelle des Regimentes abgeben mussten, geöffnet - und so hab ich wohl wenig von den NVA-Zuständen in meinen Briefen berichtet. Als es das erste mal nach der Grundausbildung Ausgang gab, war ich nicht mit dabei und Brigitte, welche extra aus Leipzig angereist war, musste mich wohl oder übel in der Kaserne besuchen. Es war ein Sonntag und da war der Besuch von Angehörigen erlaubt. Brigitte konnte in die Kaserne. Diesen Tag habe ich nie vergessen. Es war für uns beide der totale Horror. Die Kameraden höhnten und pfiffen, als wir auf einer Bank neben dem Exerzierplatz händchenhaltend auf einer Bank saßen. Ich hatte den Eindruck, dass die Offiziere nur bei mir vorbei liefen, damit ich aufspringen musste um Männchen zu bauen (Mit Hand an der Mütze grüßen). Als dann Soldaten aus einem Barackenfenster im Chor brüllten, "Fick sie!, fick sie!" war das Maß voll und Brigitte wollte sofort raus. Aber es kam noch dicker. Ein Unteroffizier meiner Einheit schickte mich unter einem Vorwand zu einem anderen Unteroffizier, der mich erst einmal gehörig beschäftigte. Während dessen, versuchte der andere Unteroffizier mit Brigitte angeregte Gespräche zu führen. Als ich wieder bei Brigitte war, saß die mit rotem Kopf und Tränen in ihren großen dunklen Augen da. Ich konnte sie nur noch frustriert zum Kasernentor bringen. Einige Tage später kam der Abschiedsbrief. Nach solchem Dilemma kam man sich klein, mies und schief gewickelt vor. Man verfluchte sein Dasein, und hat das ganze Drama alleine auf die Scheißarmee geschoben.

So wie die Zeit alle Wunden heilt, war auch nach einigen Wochen der Trennungsschmerz zwar nicht vergessen - das Gefühl Liebeskummer bewegte sich aber in ruhigeren Bahnen, weil man weiter nach den Töchtern des Landes Ausschau in Berlin hielt. Diesmal hütete ich mich aber davor, mich gleich wieder Hals über Kopf zu verlieben und ging das alles lockerer an. Als Grenzsoldat in Berlin eine junge Frau kennen zu lernen, war nicht ganz einfach. Viele Frauen hassten uns wie die Pest und in manchen Tanzsälen wurden wir offensiv geschnitten. Marta lernte ich im Café Rathausstraße am Alexanderplatz beim Tanzen kennen, als ich dort Inkognito in Zivilklamotten präsent war. Umgezogen hatte ich mich auf dem Ostbahnhof, wie der Hauptmann von Köpenick in der Bahnhofstoilette. Marta staunte nicht schlecht, als ich zum ersten Rendezvous in einer Uniform erschien, welche den grünen Rand an den Schulterklappen hatte - "Grenze!". Aber da hatte es schon bei ihr ein wenig Klick gemacht. Ich staunte auch nicht schlecht, als Marta mir sagte, dass sie schon zwei Kinder hat. Wir hatten uns eigentlich ganz gerne, aber die Umstände passten nicht. Zum einen war ich für Marta ein bissel zu grün hinter den Ohren, zum anderen musste ich gegen 23.00 Uhr aus ihrem Bettchen hüpfen, um Punkt 00.00 wieder in der Kaserne zu sein. Ausgang bis zum Wecken gab es erst in den letzten Armeewochen. Marta hat sich sicher auch vor ihren Freunden und Verwandten in Berlin geschämt, mit einem Grenzer liiert zu sein. Anfang 1967, als ich sie wieder besuchen will, lässt sie mir durch ihre Mutter ausrichten, ich solle lieber nicht wieder kommen, es wäre besser so. Hab dann vor lauter Wut dann den mitgebrachten West-Kakao für die Kinder auf der Treppe beim hinunter gehen verstreut und wieder brauchte ich einige Wochen, um diesen Liebeskummer zu verarbeiten.

Brigitte wollte eigentlich was ganz festes, doch es machte auch ihr ein wenig Probleme, dass ich in Berlin bei der Grenze diente. Ich war auch total frustriert und wollte mich so schnell nicht wieder auf eine feste Beziehung einlassen. Obwohl mir Berlin als Stadt gefiel, hatte ich im Zusammenhang mit meinen NVA-Grenzerfahrungen die Nase erst mal total voll von Berlin und wollte so schnell wie möglich wieder aus dieser Stadt verschwinden. Brigitte wollte in Berlin bleiben und auch wegen dieser Perspektivlosigkeit haben wir uns ohne viel Trara getrennt. Brigitte war Fotolaborantin und da haben wir viele Fachgespräche geführt.

Marta: Eine kesse ausgebuffte erwachsenere Berlinerin als ich hatte Langeweile und Hormonprobleme und wollte nur ein wenig Spaß. Das wir miteinander keine Beziehung aufbauen wollten, war uns beiden klar. So jammerten wir uns gegenseitig unseren Frust vor und machten uns einen schönen Tag oder eine schöne Nacht, wenn das Ausgangsregime meiner Einheit diese Zeit zu ließ. Das ich bei der Grenze diente, war Marta S. total egal. Sie war unabhängig, brauchte auf niemand Rücksicht zu nehmen und schämte sich auch nicht mit mir in Uniform in Berlin spazieren zu gehen. Ich steckte das alles in die Rubrik "Hörner abstoßen" und machte mir weiter keinen Kopf. Trotzdem bekam ich auch hier einen kleinen Dämpfer. Ich klingle eines Abends an ihrer Türe, höre Geräusche, doch Marta macht nicht auf. Die Berliner Blockbebauungsmiethäuser sind praktisch. Sie wohnte im Vorderhaus und ich bin flugs die Treppe runter und im Gartenhaus die Treppe wieder eine Etage höher hoch, um nach zu schauen, was die Marta da so treibt. Ein kohlrabenschwarzer Mann, ein wohl amerikanischer Soldat saß an ihrem Küchentisch und schlabberte ein Süppchen, das ich eigentlich vor hatte zu löffeln, ehe ich in Martas Küchenschrank ein Pariserchen aus der großen Schachtel für einen sehr fröhlichen Zweck entnommen hätte. „Gummi-Fuffzscher“ oder Pariser hießen die Kondome damals und sehr praktisch war, man konnte die im einzigen Versandhaus der DDR, welches nie Lieferschwierigkeiten hatte, wie wohl von Marta öfter praktiziert, in jeder beliebigen Menge bestellen. H. Kästners Familienunternehmen aus Dresden, hatte jährlich bis zu 2 Mio. Kondome pro Jahr DDR-weit versandt.


Traudel: Im September 1967 habe ich den vorletzten Urlaub und fahre in meine Heimatstadt nach Thüringen. Obwohl es uns Soldaten auch im Urlaub nicht gestattet war, in Zivilkleidung herum zu laufen, pfiff ich auf diesen Befehl und bin mit meiner Schwester am vorletzten Urlaubstag auf ein Dorf in der Nähe zum Tanz gefahren. An meinem Tisch sitzt zufällig Traudel, welche sich mir gegenüber furchtbar darüber aufregt, dass ich mit meiner Freundin zum Tanz gehe und immer mit anderen Mädchen tanze. Ich habe nun auch mit ihr getanzt und erzählt, dass ich doch wohl mal in meinem NVA Urlaub mit meiner Schwester zum Tanzen gehen kann. Aber nun bekam ich ein Problem mit ihr, weil sie mit einem Soldaten nichts zu tun haben wollte - "Mit einem Grenzsoldaten schon gar nicht!". Ich benötigte dann den ganzen restlichen Abend, um ihr zu verdeutlichen, dass ich nichts dafür kann - in dieser Armee und an dieser Grenze meinen komischen Wehrdienst "abzuleisten". Ich brachte sie schön brav nach Hause und am anderen Tag traf ich Traudel noch einmal drei Stunden in Bad Salzungen. Traudel duftete noch tausend mal toller als die rothaarige Barbara aus Roßdorf, hatte schönere Augen, als Renate, Elke, Brigitte, und Marta. Sie hatte eine liebliche leise und laute Stimme zugleich wie tausend Engel, die meinen Namen an meinen Ohr hauchten. Traudel war in meine Augen toller, als alle Mädchen die ich bisher kennen gelernt hatte und entsprach meinem Vorstellungen von einer Partnerin tausendprozentig in den wenigen Stunden des Kennenlernens. Mich hatte es gnadenlos erwischt und ich war restlos geliefert. Von da an hatte ich für den Rest meiner Armeezeit nichts anders im Kopf als diese Traudel. Ich nahm mir vor, diese Beziehung nicht mehr von dieser Armee kaputt würgen zu lassen. Die - nur DIE wollte ich haben! Traudel wollte mich auch. Die darauf folgenden Wochen bis zum Ende meiner Dienstzeit startete ich die möglichsten und unmöglichsten Tricks und Aktionen, um mit Traudel zusammen zu kommen. Ich zerteilte meine restlichen Urlaubstage in Kurzurlaub und log dass sich die Balken bogen, um nach Thüringen zu kommen. Meine Mutter musste ärztlich bescheinigt fast sterben, ich ließ mich im Kurzurlaub krank schreiben, fälschte Urlaubsscheine, fuhr auf den Urlaubsschein eines Kameraden in Urlaub. Meine finsteren Absichten, nach Westberlin zu türmen hab ich schnellstens vergessen. Die Diapositive und Dokumenten - Negative, die ich Trottel im Stiefel deponiert hatte, habe ich schnellstens verbrannt. Nur Traudels Vater machte dann optimalen Stress. Er war privater Einzelhändler und hatte mit einem Grenzsoldaten, der seiner Tochter den Kopf verdreht, nicht viel am Hut. „Soldaten sind Schweine“, bezogen auf das Verhältnis zu Frauen war seine Meinung. Er war selber inklusive übelster Gefangenschaft in Russland viele Jahre lang Soldat. Traudel bekam den dringendsten Rat, mich sofort zum Teufel zu jagen. Meine Armeezeit bei der NVA brachte mir nicht nur Beziehungsfrust und Beziehungsprobleme. Als ich Traudel im NVA Urlaub kennen lernte, hatte ich den Lebenspartner gefunden. Im Sommer 1968, acht Monate nach Beendigung meines Wehrdienstes haben wir geheiratet und uns oft an die ersten Wochen und Monate unseres spannenden umständlichen Kennenlernens erinnert. Später, viele Jahre später, nach dem Fall der Mauer habe ich Traudel 1992 die Stätten meines „Wirkens“ bei der NVA in Berlin gezeigt. 1994 ist Traudel an Hautkrebs gestorben.[[File:image_2.png|none|auto]] [[File:ekas.gif|none|auto]][[File:dsf6.gif|none|auto]][[File:bett.gif|none|auto]][[File:image.png|none|auto]]

19.05.2022 18:57von rhebs
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Alkohol

Über das Thema Alkohol und Armee - und hier im speziellen - Grenztruppen und Alkohol könnte man sicher dicke Bände füllen. Trinkerbiographien, Tatsachen, sekundär erlebtes, übertriebenes und untertriebenes.

Meine Erinnerungen hier beginnen mit dem ersten Truppentransport als frisch gefasster Rekrut von Halle nach Berlin. In Halle am Clubhaus „Hermann Duncker“ war der Sammelort für die "Einberufung". Morgens um sieben Uhr hatte man sich dort einzufinden und es fiel auf, dass einige der Rekruten am Abend ordentlich Abschied gefeiert hatten. Eine Unteroffiziersstreife wuselte durch die dort angetretenen Massen und pickte sich die Kandidaten, welche hier auffielen, einfach raus und lies dieselben verschwinden. Dann im Zug, welcher an größeren Stationen bis Berlin noch zwei - drei mal hielt, um weiteres Rekrutenmaterial ein zu sammeln, war die selbige Streife weiter intensiv aktiv und sammelte Kandidaten, welche auch nur eine Bierflasche blitzen ließen, ebenfalls ein. Im großen ganzen ging die Aktion aber relativ ruhig vonstatten und lediglich kleine Taschenrutscher (Flachmänner) machten verstohlen die Runde und die relativ lange Reisezeit für die paar Kilometer von ungefähr acht Stunden erzeugte die Tatsache, dass fast alle Rekruten nüchtern ihre ersten Schritte in die Grenzausbildungskaserne 39 in Berlin - Wilhelmshagen lenken konnten.

Die 66er NVA-Rekrutengeneration hatte noch das seltene Glück in der Geschichte der NVA zu erleben, dass Alkohol innerhalb der Kaserne offiziell erlaubt war. Es gab eine kleine Kantine und nach 19.00 Uhr, also nach Dienst und nach dem Abendessen konnte man in die Kantine gehen und in aller Ruhe ein oder auch sechs Bier für 0,48 Mark der DDR für das 0,33l-Glas trinken.

Für ca. 65 Pfennig gab es einen Nordhäuser Doppelkorn und für rund eine Mark einen Doppelten Doppelkorn. Wer auch nur ein wenig mit den Augen oder den Beinen wackelte oder sinnlos herum krakelte, bekam nichts mehr zu trinken und demzufolge ging es einigermaßen brav zu. Wenn in den Stuben mal eine "Sause" gemacht wurde, das war nach einigen Wochen in einzelnen Stuben so jeden Abend, gab es selten Exzesse. Die einen tranken nichts, einige wenige knallten sich auch mal den Kopf mit Schnaps und Bier zu. Der schmale Sold von damals 80 Mark reichte nicht weit und so geschah, dass sich wellenartig im Verlauf des Monats die Trinkgewohnheiten sich ordneten. Lediglich nach den ersten 8 Wochen, an denen es prinzipiell keinen Ausgang gab, gab es beim ersten Ausgang die ersten "Vorkommnisse". Im Ostbahnhof setzten sich Soldaten im Alkoholtran in den D-Zug nach Dresden, anstatt in die S-Bahn nach Erkner und landeten in den Fängen der Dresdener Bahnpolizei an der schönen Elbe. Das war dann eine kleine Sensation, wenn der "Reisesoldat" nach zwei Tagen wieder in der Kaserne war. 3 Tage Bau und ein bis zwei Monate Ausgangs- und Urlaubsperre waren dann der Lohn dieser "verwerflichen“ Tat.

Mir hat zu dieser Zeit Bier wenig geschmeckt, aber da man ja in den Augen seiner Kameraden auch als Mann dastehen wollte, wenn im Ausgang die Gläser gehoben wurden, wurde ich auch ab und zu mal Opfer des Alkohols, wenn ich mehr trank, als ich vertragen konnte. Mich haben, wenn wir Ausgang hatten, mehr die Berliner Mädchen interessiert und da konnte man nun mal im Suff nicht landen. Von den Besäufnissen, habe ich mich, wann immer es nur ging, "abgeseilt". Eine wesentlich wichtige Zäsur war der November 1966, als ich nach der Ausbildung in das Grenzregiment 35 versetzt wurde.

In diesen Wochen gab es einen Befehl in der Nationalen Volksarmee, dass Alkohol innerhalb der Kaserne nicht mehr verabreicht werden durfte. Einige Wochen, bis Anfang Januar 1967 war es noch möglich in die Kasernen-Kantine mit einen Ausgangsschein zu gehen um Bier zu trinken. Das war aber total für die Katz, weil da schon aus Daffke und Protest kein Soldat mehr erschienen ist und dieses Alkohol-Refugium voll den Unteroffizieren und Offizieren überlassen wurde. Es gab in Berlin damals auch schon jede viele von Eckkneipen und Kneipen, welche man zu diesem Zweck einige Stunden besetzen konnte.

DIE PROHIBITION!
Nach diesem Befehl ging die Sauferei in der NVA erst richtig los und in Gesprächen mit Soldaten aus anderen Waffengattungen, welche man ja gezwungenermaßen in den Zügen der Deutschen Reichsbahn traf, wurde ähnliches berichtet. Viele Soldaten hatten die Taschen voll mit Alkohol aller Arten und Prozente. Es setzten wilde Kontrollen ein, welche aber nur erbärmliche Ergebnisse erzielten. Der Einfallsreichtum der Soldaten, Alkohol in die Kaserne zu schmuggeln war unbegrenzt. Wer bequem war, steckte sich einfach ein "Rohr", das war die Dreiviertelliter Neunundreißgprozentiger in die Hosentasche und hoffte auf unversehrte Kontrolle an der Wache. Clevere deponierten das Wässerchen in einige Lebensmittelbüchsen, wenn die Büchsenverschlußmaschine zu Hause in einer Fleischerei zugänglich war. Meine Methode war von einem Kameraden abgeguckt. Ich bin in einen Lebensmittelladen am Ostbahnhof gegangen und habe mir eine Flasche Schnaps in zweieinhalb Brauselimonade umfüllen lassen. Die hatten dort eine praktische Spezialzange, um die Kronenkorken wieder festzumachen und mit 1 Mark Dienstleistungsgebühr war das Problem gelöst. Obwohl bei den Grenztruppen das Ausgangs- und Urlaubsproblem ziemlich gnädig im Verhältnis zu anderen Waffengattungen behandelt wurde, waren die empfundenen Freiräume für uns Soldaten trotzdem ziemlich eng. Diesen Bevormundungen, wann man und zu welcher Zeit man Alkohol trinken durfte, wurde durch allerlei weitere Tricks umgangen. Wir hatten in unserem Zug zwei Methoden mal einen trinken zu gehen. Da dies verboten war, war es besonders reizvoll und noch reizvoller war, nicht erwischt zu werden. Direkt hinter der Kaserne am Rummelsburger See hatten wir ein altes Ruderboot versenkt. Das Boot wurde ausgeschöpft und in einer viertel Stunde waren wir drüben auf der Halbinsel Stralau in einer Kneipe im Garten und haben uns es gut gehen lassen. Bei Dunkelheit sind wir zurück gerudert und waren stolz wie die Spanier nicht mehr ganz nüchtern auf unsere Schlauheit. Die andere Methode war, sich mit Spaten, Rechen und Hacken zu versorgen und als Arbeitskommando im Gleichschritt durch die Wache zu marschieren. Hatte unsere eigene Einheit selber Wachdienst am Kasernentor, ließen wir "Nachahmer" gönnerhaft passieren. Nach 2-3 Stunden war das "Arbeitskommando" wieder retour. Es gab zum Thema Alkohol nicht nur lustige Begebenheiten sondern auch nicht wenige Dramen. Soldaten verursachten im Suff mit schweren Armeekraftfahrzeugen schwere Verkehrsunfälle, verursachten Tod und Verletzungen im Zusammenhang im Umgang mit den Waffen. Der Stress des Dienstes und die Struktur der Dienstabläufe innerhalb der Armee hatten im Zusammenhang mit Alkohol auch bei den Offiziers- und Unteroffiziersdienstgraden reiche Ereignisbeute. Nicht wenige soffen sich karrieremäßig in´s Abseits und das Thema Alkohol war innerhalb der Armee in Hinsicht auf besondere Vorkommnisse reich an Varianten.


Organisierte Feiern waren besondere Gelegenheiten sich einen hinter die Binde zu kippen. Unsere Einheit hatte als Patenbetrieb den Bundesvorstand des FDGB erwischt, (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund - die Einheitsgewerkschaft der DDR) welche uns am 16. Dezember 1966 zu einer großzügigen Weihnachtsfeier in das Gebäude des Bundesvorstandes schräg gegenüber vom Ostbahnhof einlud. Ein opulentes kaltes Buffet und als besondere Zugabe fünfzig junge Frauen eines Berliner Textilbetriebes wurden zu der Feier als „Sonderzugabe“ dazu delegiert. Die Feier ging ganz zahm los mit einem Kammerorchester, welches leise und gemütlich Weihnachtslieder intonierte. Bei Kerzenlicht und dem Verzehren von Köstlichkeiten, wie Kaviar und weiteren Sachen, die wir nicht einmal richtig aussprechen konnten fühlten wir uns ganz passabel. Eine Band spielte dann zum Tanz auf und 150 Soldaten jagten den Spirituosen und den Frauen hinterher. Da die Rechnung so oder so nicht aufging, war gegen 23 Uhr abrupt Schluss, da sich zwei Drittel der Einheit nach allen Regeln der Kunst betrank und sich mit den einem verbliebenen Drittel Besetzern der Damen um die Gunst mit Hilfe der zur Faust geballten Hand stritten. Ein Teil verschwand mit seiner Beute in den Gängen und Büroräumen und musste mit allen nur denkbaren Methoden neuster militärischer Festnahmetechniken gewaltsam eingesammelt werden. Da wurden auch mal ein paar vernebelte Genossen an Händen und Füßen durch die polierten Flure des FDGB Bundesvorstandes zum LKW geschleift. Das Schleifen besorgte eine nüchterne Einheit der 1. Grenzbrigade, aus Treptow, welche zur Hilfe gerufen wurde. Es war ein herrliches Chaos und noch Monate danach wurden die Ereignisse ausgewertet.

Organisierte Treffen mit den "Freunden", also Soldaten der Roten Armee zur Förderung der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft waren ebenfalls eigenartige Ereignisse. Aus vorherigen Erfahrungen ähnlicher Treffen versuchte man hier den Teufel Alkohol rabiat fern zu halten. Sportfeste waren hier ein bewährtes Verfahren zur "Freundschaftspflege". Auch das ging schief. Man vermied zwar den einfachen Soldaten auch nur einen einzigen Schluck zu gönnen und nur die Offizierschargen und Unteroffiziere hoben offiziell die Tassen.
In Windeseile war aber im Durcheinander Alkohol organisiert und die armen Kerle der Sowjetarmee bezogen, nachdem in unserem Beisein Schläge von ihrer Militärpolizei, welche sie wie Vieh zusammentrieben und an Armen und Beinen auf die großen KRAS-LKW´s warfen. Mich erstaunte, dass es denen noch viel dreckiger ging und wir uns fast wie Salonsoldaten vorkamen und uns symbolisch auf die Schultern klopften , wie gut wir es doch beim sozialistischen preußischem Barras hätten. Spätere regelrechte Kampftrinkerorgien der NVA kenne ich nur vom Hörensagen. Mitte der 60er Jahre ging es noch relativ ruhig zu und das Thema Alkohol war kein besonderes Problem. Doch erkennbar war, dass seit dem Verbot in der Kaserne Alkohol zu trinken, die Exzesse erst richtig losgingen. Der Spuk der Prohibition hielt sich in den USA nur wenige Jahre. Die Nationale Volksarmee der DDR hatte immerhin des Kunststück versucht, von 1966 bis 1990 Enthaltsamkeit innerhalb der Kasernen per Befehl zu verordnen. Das dieser Befehl das pure Gegenteil erzeugte, war allgemein bekannt. Es blieb dabei. Mein Eindruck aus eigenem Erleben, aus Erzählungen anderer und anderer Einflüssen war und ist: In der Nationalen Volksarmee wurde in allen Einheiten gesoffen. Im Dienst und nach Dienst!
Sylvester 1966/1967 stehe ich mit einem Kameraden in einem Grenzwohngebiet im Hinterland der Grenzanlagen im Stadtbezirk Treptow an einer Straßensperre Doppelposten. Ein Mann, nur im Hemd, bringt seinen Jahreswechsel-Besuch bei Minus Zehn Grad Celsius aus seiner Wohnung im Grenzgebiet zu einer Bushaltestelle um eine Ecke. Raus wurde keiner kontrolliert. Als er wieder rein wollte, fragten wir ihn nach seinem Passierschein. Antwort: "Aber Genossen, ich wohne doch hier und bin der Parteisekretär vom VEB Kühlautomat Berlin" Wir haben dann gesagt, wir sind der Kaiser von China und ohne Passierschein im Grenzgebiet müssen wir ihn leider festnehmen. Er war leicht angetrunken und wollte einfach durch die Passierstelle laufen. Wir haben dann eben unseren Spruch gebrüllt "Stehen bleiben, oder es wird geschossen!" Dabei wurde die Kalaschnikow laut und deftig durchgeladen. Anschließend haben wir sehr lange und umständlich telefoniert, um den nun sehr verängstigten „Genossen Parteisekretär“ mit uns gemeinsam frieren zu lassen. Ihm eine Decke umzuhängen haben wir nicht gekonnt, wir hatten keine und haben uns hämisch gefreut, endlich mal einen der "Parteigenossen der SED" zu erwischen, der uns unser Dasein nach unserer Überzeugung mit eingebrockt hatte. Er wurde schön vorschriftsmäßig nach versteckten Waffen durchsucht und wie gelernt, mit gespreizten Beinen schräg an eine Wand gestellt. (Das war das einzige mal, dass ich einen Bürger als Soldat schickaniert habe!) Ich hatte ja selber vor einigen Jahren so mit gespreizten Beinen auf der Schillingbrücke am Postenturm gestanden und hatte diese Demütigung nicht vergessen. So eine geschlagene Stunde stand der arme Mann frierend so da und wagte es nicht mehr auch nur einen Mucks zu sagen. Dann kam eine Unteroffiziersstreife vorbei, nahm den Typen mit in seine Wohnung, ließ sich den Passierschein zeigen und schrieb dort gleich den Bericht bei Kaffee und Schnittchen. Als die zurück kamen, waren sie schön aufgewärmt durch die Umstände des Vorkommnisses und wir waren schön aufgewärmt wegen der Aufregung, einen Parteibonzen hopp genommen zu haben. Engelchen waren wir nun eben mal auch nicht und dieser und jener Soldat war aus seinem Frust heraus auch ungerecht zu den Bürgern. Schön war es aber doch für uns in diesem Augenblick, mal einen "Nomenklaturkader" zu zeigen wo der Hammer hängt. Am anderen Tag gab es eine Belobigung vor versammelter Kompanie und blitzschnell war herum, das wir einen leibhaftigen Parteisekretär festgenommen hatten. Das hob natürlich unser Ansehen in der Kompanie. Von Westberlinern höre ich oft, dass sie von den Grenzsoldaten an den GÜST (Grenzübergangsstelle) nach Westdeutschland oft gepeinigt und schikaniert wurden. Das war aber eine besondere Truppe für sich. Zwar in Grenzeruniform - aber Wehrpflichtige kontrollierte diese Transitreisenden nicht. Das waren durchweg mindestens Freiwillige ab Unteroffiziersdienstrang und in der Mehrzahl nach auch Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit. Aber das wussten wenige - und so haben die Westberliner, wenn sie auf den Besuchspodesten in Westberlin standen oft vor uns ausgespuckt oder haben uns beschimpft. Ich habe in meiner ganzen Dienstzeit nicht einen einzigen Westberliner oder Westdeutschen kontrollieren müssen. Meine Kameraden und ich, wir haben selber die Grenzübergangsstellen der DDR nur vom weiten gesehen. Wenn wir mal drüber gesprochen haben, was das für Leute sind, haben wir selber dumm herum gerätselt. Manche meinten, das ist das Wachregiment, andere sagten das ist der Zoll, einer behauptet das ist Polizei oder Stasi. Im Dienst wurde offiziell gesagt, es sind Spezialeinheiten der Grenztruppen und mehr brauchen wir nicht zu wissen.

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HEINZELMÄNNCHEN!


Naja.. eine janz einfache Kneipe is dette. Was soll man da groß drüber schreiben. Eine Eckkneipe wie Hunderte in Berlin. Gourmetberichte werden das da nicht. Die Darttabellen der Dartsiege sind auch nicht gerade spannend für Außenstehende.
Skatturnierberichte kann ich nicht schreiben. Ich kann kein Skat! Rostbrätel? sagt das jemand was noch heute? Ich glaube es kaum, die, die das noch wissen, sind fast alle hops gegangen, oder gehen das demnächst.nämlich hops! Auf realdeutsch..die werden bald aussterben! Ein Rostbrätel ist eine marinierte Scheibe vom Schweinenacken/Schweinekamm, die über Holzkohle gegrillt wird. Es handelt sich hierbei um eine Thüringer/Sächsiche Spezialität aus DDR Zeiten, die neben der Thüringer Rostbratwurst die zweite Grillspezialität Thüringens war." Berlin ist nicht Thüringen und Thüringen ist nicht Berlin. Heinzelmännchen hatte sowas 1966/67 locker in der Pfanne. Ohne Rost wie in Thüringen. Man schmiss das Schweinekammfleisch einfach am Vortag in Bier und haute das Fleisch in die überhitzte Pfanne. Das Wasser aus dem Bier machte das Rostbrätel sehr deutlich fulminanter. Dazu gab es Bratkartoffeln und Spiegelei. DDR mittelherbes Berliner Bier war das damals 1967, in dem man das Fleisch badete. Ich war dabei! Einige der wenigen Kneipen in Berlin, wo man den Grenzsoldaten nicht in Berlin in das Essen spuckte. Gut, die meisten Berliner hatten politisch Recht, die die Oma nach dem Mauerbau 1961 in Kreuzberg nicht mehr besuchen durften. Die Grenzsoldaten des Grenzregimentes 35 aus Rummelsburg, die aber nur ihren Wehrdienst an der Berliner Mauer abschrubbten, waren Stammgäste. Vize-EK-Feiern, EK Feiern und Entlassungsfeiern von der NVA wurden im Heinzelmännchen vielfach abgespult. Ich war als Fotograf 19666/67 manchmal nicht sehr nüchtern dabei. Im übrigen betrachteten sich die meisten wehrpflichtigen Soldaten an der Mauer damals als Zaungäste! Irgendwann, nach über 40 Jahren bin ich da aus Nostalgiegründen und Interessent für Deutsche Geschichte wieder hin. Rostbrätel mit Bratkartoffeln futtern. Die Kartoffeln waren noch handgeschält! Das Fleisch schlummerte vom Vortag in Bier, wie von der Wirtin bestätigt. Irgendwie, dachte ich da dort mal mit schlechtem Gewissen: "Wenn jetzt mein alter Spieß rein kommt und mich vollsaut: Was machst du eigentlich hier, du hast doch keinen Ausgangsschein? (https://www.yelp.de/biz/gastst%C3%A4tte-...elm%C3%A4nnchen)



CLÄRCHENS BALLHAUS!

Clärchens Ballhaus ist eine uralte bekannte Tanzetablissement-Institution in Berlin. Das Interieur bezogen auf Zimmer-Wand-Decke ist seit dem letzten Bombenangriff (Da brannte das Vorderhaus ab und ein Teil des Spiegelsaales in der 1. Etage wurde zerstört) im 2. Weltkrieg in seiner Substanz fast unverändert. Seit 1913 gibt es diese Institution, die damals mit Bühler's Ballhaus firmierte. Nach dem Tod von Fritze Bühler, dem Gründer, führte seine Frau Clärchen das Etablissement. Ihre Stieftochter Elfriede Wolff übernahm das Lokal zu DDR-Zeiten. Ab 1979 leitete Sohn Stefan Wolff das Lokal. Nach der Wende bekam die leibliche Tochter der Gründerin das Haus zugesprochen. Als sie 2003 starb, wurde das Haus verkauft. 2005 wurde der Betreiber gewechselt. Über die Jahrzehnte ungestrichenen Wände hängte man Flitter und akivierte an Stelle der Ruinenfläche des Vorderhauses einen Biergarten. Das Konzept des traditionellen Berliner Schwoofs am Wochenende wurde beibehalten. Wenn man Glück hat, ist es an einem Freitag oder Samstag so wie früher. Schwoofendes Publikum zwischen 18 und 80. Das Essen war bei Clärchens nie die Wucht und so ist es wohl nicht geblieben. Mancher rühmt die Pizza aus dem Pizzasteinofen, der rechts neben die Theke gebaut wurde und den unteren Tanzsaal manchmal mit Wärme voll ballert. Die neuen Eigentümer aus Darmstadt lassen den Laden mit Tango-Abenden, Standard- oder Lateintanzabenden oder Swing-Nächten laufen. Ich kenne das Clärchens mit beiden Extremen seit 1966, wo ich als Soldat zum Ausgang das erste mal dort einschlug und aus einer Thüringer Kleinstadt kommend, das Mysterium Großstadt Berlin in dieser seltsamen Nachtleben-Version sehr tiefgründig kennen lernte. In einem Buch hab ich das mal sehr drastisch beschrieben. Die eingesammelten Filzläuse und Tripper von dort habe ich nicht vergessen. Zum Glück habe ich diese gesundheitlichen Ausraster nicht dem Regimentsarzt gemeldet. Es hätte wochenlange Ausgangssperre gegeben. Man ging zu einem zivilen Arzt wegen der "Spezialbehandlung". Auch eine Marotte aus dem Clärchens, war ein "SCHLÜPFERCONTEST" Wer den schmutzigsten Schlüpfer aus dem Ausgang mit brachte, bekam einen Liter Bier spendiert. Meiner Mutter konnte ich damals nicht erzählen, was da dort so ablief. Man konnte seine Freundinnen wechseln wie die Armeeunterwäsche. Vierzehntäglich!

19.05.2022 19:41von stabsfunkmeister
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Hallo,
Den Schwarzen Adler in Elrich kannte ich auch gut. Dort konnte man gepflegt ein Bier trinken oder auch was essen. Wenn wir in Ellrich übernachtet haben, bin ich mit meinen Leuten, obwohl es verboten war, paar Bier trinken gegangen, harten Sachen waren tabu.Noch vor Mitternacht lagen wir dann in unseren Kojen, haben dann Früh um 07.30 Uhr weiter gearbeitet.
Gruß Frank

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