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Meine Zeit in Freienhagen
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Meine Zeit bei den DDR-Grenztruppen in Freienhagen
Ich war dort 1 Jahr im Grundwehrdienst, von April 1974 bis April 1975.
Im Frühling 1975 wars vorbei (Heimgang 75/1):
Ich hätte 1975 nicht gedacht, daß es mich jemals wieder ins Eichsfeld zieht. Ich wollte nie wieder dort hin. Interessanterweise bewirkte der Umstand, daß man bis zum Ende der DDR nicht mehr dort sein durfte, daß ich im Laufe der Zeit neugierig wurde. Nach der Wende habe ich Freienhagen mehrmals besucht und in einen Potsdamer Archiv Dokumente eingesehen. Leider sind vor Ort außer dem Kompaniegebäude alle Grenzanlagen weggeräumt worden. Aber ich will mich erinnern und freu mich dort zu sein.
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Hi,
nein. Ich war von Anfang an (Frühling 74) in der neuen Kaserne. Aber ganz neu schien die damals auch nicht.
Die alte Holzkaserne stand aber noch. aber ich war nie drin.
Hier ein paar Fotos, die ich bei neuzeitlichen Besuchen gemacht habe:
Die Kompanie in Freienhagen, wie ich sie 1974-75 erlebte
Das Objekt steht noch heute am Ortseingang von Freienhagen an der Straße nach Heiligenstadt, zum Leidwesen des Polit gegenüber einem Kruzifix. Dem sollen Soldaten einmal während des Ausgangs eine Gasmaske übergestülpt haben, was die Einheimischen zu Recht aufbrachte.
Uns hat das Kruzifix zu Schnitzversuchen inspiriert, d.h. einige wollten selbst ein kleines herstellen. Der Versuch scheiterte aber an unseren Fähigkeiten und den permanenten Spintkontrollen der Vorgesetzten.
Am weitesten brachte es das „G´sicht“, als Thüringer schon immer Hobbyschnitzer.
Er versuchte sich auch an einem Totenkopf fürs Bandmaß und einer Hand mit zwischen Zeige- und Mittelfinger gestecktem Daumen, den er dann jenen entgegenstreckte, die mehr Tage hatten als wir.
Als ich die Kompanie das erste Mal betrat, wunderte ich mich über eine aus einem Kleiderbügel gebaute Angel und einen Plastefisch, die an einem kleinen Brunnen lagen. Zweifelnd fragte ich mich, ob hier Kinder Zutritt hätten. Später erfuhr ich, daß Angeln die letzte „Heimgängersportart“ war. Die Gänger mimten während ihrer letzten 50 Tage die 50 Sportarten des Sporttotos der DDR.
Am Kompanietor stand zu meiner Zeit ein hölzernes Schilderhäuschen. Die Objektwache wurde wegen des Schlagbaums an der Einfahrt auch „Latte stehen“ genannt oder man hatte in weiterer sprachlicher Abwandlung den „Riemen“. Jeweils ein Soldat stand dort 4 Stunden, hatte 4 Stunden Bereitschaft und 4 Stunden Ruhe. Beliebt war der 1. Riemen, weil man am Ende 12 bis 16 Uhr frei hatte. Verhaßt war hingegen der 3. Riemen, weil man in den letzten 4 Stunden Wache stehen mußte.
Der Nachtdienst war natürlich ermüdend und ich habe mal Einen erlebt, der im Stehen einschlief, demzufolge nicht ansprechbar war, als wir in das Objekt hineinwollten. Er fiel aus dem Schilderhäuschen und wäre sicherlich zu Schaden gekommen, wenn er nicht im letzten Moment einen großen Schritt getan hätte. Ich habe mir nachts die Zeit unter anderem vertrieben, indem ich in der Rabatte in aller Ruhe die schönste Rose aussuchte, sie dann am Ende der „Latte“ abschnitt und mit aufs Zimmer nahm. Eines Tages tauchte eine zutrauliche Katze auf, der ich jedoch vergeblich versuchte, eine Kordel als Halsband umzulegen. Tagsüber kamen kleine Kinder aus den gegenüberliegenden Offiziers-Wohnhäusern, sprachen mit uns und fragten nach „Bolsche“, d.h. Bonbons. Sich mit Kindern zu unterhalten war untersagt. Wir haben es trotzdem getan, denn das war kurzweiliger als z. B. hinter der „Latte“ langsam so viele Runden zu gehen, wie man noch Tage hatte.
Unser „Manko“ hieß übrigens so, weil er vom Pech verfolgt schien. Einmal nach dem Dienst wuschen wir uns auf dem Hof den Grenzschlamm von den Stiefeln. Als einziger hatte er seine Knarre über eine Bordsteinkante gelegt, über die dann rückwärts ein Fahrzeug fuhr. Das Ding wurde verbogen und Manko hatte die Regreßhexe am Hals.
Auf dem Hof erlebte jeder Soldat 3 bedeutende Appelle, beim Eintreffen am Kanten, bei Beginn des 3. Diensthalbjahres und am letzten Tag vor der Abreise.
Die Neuen mußten sich nach dem Absitzen vom LKW W 50 mit dem Rücken zum Eingang aufstellen und machen einen betretenen Eindruck. Der Block der angehenden Gefreiten formierte sich gegenüber mit dem Gesicht zum Ausgang und schaute zugleich traurig und froh auf die Heimgänger rechts an der Garage. An der 4. Seite nahmen mit dem Rücken zum Kompaniegebäude die Vorgesetzen Aufstellung. Der Kompaniechef hielt eine Ansprache und seine Führungsmannschaft schaute mehr oder weniger bedeppert drein. Die Heimgänger strahlten als einzige und bestiegen nach dem Appell das von den Neuen verlassene Fahrzeug und fuhren für immer davon.
Unser Typ von Kompaniegebäude hatte zwei Stockwerke. Im Erdgeschoß rechts war die Waffenkammer, gegenüber die Führungsstelle (damals mit einer altmodischen Telefonanlage zum Stöpseln) und das Zimmer des Kompaniechefs. Links vom Eingang, am Ende des Gangs, befanden sich Küche und Speisesaal. Oben waren die Mannschaftszimmer. Unser Zug war im zweiten Obergeschoß links in zwei Zimmern mit Blick zum Hof untergebracht. Wenn man aus dem Fenster sah, erblickte man über der Garage in der Ferne den Höhenrücken am Mastenweg. Jenseits des Treppenaufgangs war linkssseitig der Wasch- und Toilettenraum. Übrigens erkannte die Kompanieführung die handwerklichen Fähigkeiten unseres „G´sicht“ durchaus an, indem sie ihm im Keller eine Werkstatt zur Verfügung stellte und den Auftrag erteilte, einen hölzernen Gewehrkolben in Handarbeit herzustellen. Das Ergebnis war wirklich beeindruckend. Im Keller befanden sich darüber hinaus zwei Arrestzellen.
In unserer Küche arbeiteten außer „Klerenz, dem schielenden Löwen“ mehrere zivile Küchenfrauen aus Freienhagen.
Ausgang gab es nur in den Ort Freienhagen, wo wir die Kneipen „Zur Burg“ (mit den Wirtsleuten Onkel Alfred und Tante Hedwig) und „Zur Sonne“ besuchten und uns dem Alkohol hingaben. Oft führten wir einen Sängerwettbewerb durch. Wem kein Lied mehr einfiel, der mußte die Runde bezahlen. Das Delirium nannten wir „Lepra“ und es konnte passieren, daß man im Grenzdienst hören konnte, wie dieses Wort schaurig vom Dorf herüberschallte, wenn ein anderer Zug um Mitternacht vom Ausgang zurückkam. M. hatte es einmal so satt, daß er kaum davon abzuhalten war, nach Verlassen der Kneipe den Fußweg gen Heimat zu nehmen.
Jede Kompanie hat ihre legendären Figuren. Bei uns waren z. B. die Eskapaden von “Kuhfuß“ und "Ello-Schmidt" über Generationen überliefert. So soll Ello-Schmidt, der schon 1970 „berühmt“ war, die Haarnadelkurve in Streitholz auf zwei Rädern genommen haben.
Gar nicht im offiziellen Sinne saß in früheren Zeiten die Waffe locker. Folglich war Freienhagen die „Texaskompanie“. Es wurde auf Füchse, Wildschweine und einmal sogar auf einen Offizier geschossen. Ein Fuchs beschäftigte die Leute besonders und der Kompaniechef soll als Beweis für seine Existenz die Vorlage der „Jagdbeute“ verlangt haben. Darauf versuchten die Posten das Tier sogar anzulocken. Irgendwann ist die Ballerei unterbunden worden.
Gruß
Micha

Es ist Kurzzeitig unterbunden worden da einige Unterlage bei der Baubehörde gefehlt haben. Die Jungs machen das aber ganz ordentlich dort. So hat das Gebäude doch wenigstens noch einen Zweck und steht nicht dem Verfall preis.
Und Paintball ist ein schönes Hobby. Ein Teamspiel durch und durch!
http://www.society-of-painters.de/#!gran...inters-ev/c1fll
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Ich zähle mal die Freienhagener Postenbereiche 1974/5 von links nach rechts auf:
1. Waldspitzen:
War selten besetzt, sicherlich weil man von dem in der Nachbarkompanie Rustenfelde gelegenen BT „Heinebrink“ eine bessere Übersicht hatte. Da unser Abschnitt ansonsten meist kahl war, freuten wir uns auf den seltenen Dienst dort, obwohl wir nicht in den Wald hinein durften. An der Waldspitzen abzuknien war besonders weihevoll.
Den besten Rundblick hatte man von einem Hügel. Mit P. hatte ich dort im September eine Gängerschicht. Als nach Sonnenuntergang die Temperaturen rapide fielen und es uns in der Sommeruniform kalt wurde, hatte der Naturbursche eine Idee. Wir häuften das auf dem abgeernteten Feld herumliegende Stroh auf und vergruben uns darin bis an den Hals.
2. Hagelkreuz:
Konnte so ungemütlich sein, wie es klingt. Das Hagelkreuz ist ein altes Denkmal, das in der DDR entfernt, mittlerweile aber neu errichtet wurde.
Ansonsten war da flaches Feld und ein stinkendes Futtersilo der LPG. Ungern erinnere ich mich an eine Regenschicht im untauglichen Armee-Regenmantel. Igitt.
Wenn es nachts zu langweilig wurde, haben wir manchmal eines unserer Handleuchtzeichen genommen und einen Stern in den Himmel geschickt. Anschließend bin ich mit meinem Gummiohr ans Grenzmeldenetz und meldete „atemlos“ einen Schatten, der sich bei Lichte als irgendein Tier erwiesen hätte.
Ansonsten konnte man der Langeweile nicht entkommen. Nach kurzer Zeit kannte man sich so gut, daß einem nichts mehr zum Erzählen einfiel. In Ermangelung von Gesprächsthemen erzählten wir uns irgendwann Grimms Märchen, um nicht die Grema zu bekommen.
3. Wasserbehälter:
Der stand neben dem Tor oberhalb von Freienhagen und wir saßen gewöhnlich oben drauf. Wegen seiner eigentlichen Funktion war der quaderförmige, in Erde eingebettete Bau noch nach der Wende vorhanden. Die darauf wachsenden Lindenbäume lieferten unserem „G´sicht“ Rohmaterial für seine Schnitzarbeiten. Der Weg zum dortigen Tor hieß Trift und führte anschließend im Schutzstreifen links am Hof der Familie Krebs vorbei zu einer Grenzbucht Richtung BRD, „Freienhagener U“ genannt. Durch das Tor mußten wir die LPG-Traktoren zur Feldarbeit hereinlassen. Als erstmals ein Bauer mit Vollgas (statt wie ich erwartet hatte im Schritttempo, damit ich folgen konnte) an mir frisch gebackenem Postenführer vorbei in das „U“ fuhr, war ich ziemlich erschrocken, hab aber nichts unternommen. Es ist nichts passiert, weil das schon immer so war.
Wenn wir die Trift heraufkamen, kläffte uns immer Fränkie an und wir begrüßten den Hund mit „Hallo Fränkie, altes Haus“. Nachts haben wir in diesem größten Postengebiet Rundgänge gemacht. Neben dem Krebs-Hof stand immer ein alter Klepper auf der Koppel, einsam in der Nacht. Wir waren in der Hinsicht verwandte Seelen. Immer wieder versuchten Grenzer das Pferd zu reiten. M. und ich wollten das auch. Aber als der ansonsten träge Gaul nervös wurde, haben wir es sein lassen.
Wer Glück hatte, konnte sehen, wie Walburga, die Tochter der Familie Krebs sich zur Nacht begab. In meiner Gegenwart hat sie immer rechtzeitig das Licht ausgeknipst.
Ich erinnere mich noch an eine Nachtschicht mit dem Soldaten T., der damals am Anfang seines Grenzjahres stand und als Familienvater besonderes „Tagedrücken“ hatte.
#10


4. Mastenweg:
Nur Feld und mittendrin dieser Weg nach unten, Richtung BRD. Am linken Rand stand eine Reihe Holzmasten, welchen der Weg seinen Namen verdankte. Unten floß in einem Bogen (das kleinere Gegenstück zum o. g. „U“) der Wendebach. Am jenseitigen Ufer stand eine Reihe Pappeln und ein altmodisches, turmartiges, weißgetünchtes Trafohaus. Halblinks in der Ferne waren Berge zu sehen, die „Drei Gleichen“. In dieser Richtung lag auch Bremke, der nächste Standort des Zollgrenzdienstes (ZGD). Noch weiter entfernt, in Duderstadt, hatte der Bundesgrenzschutz (BGS) seinen Sitz.
Wir saßen am Mastenweg, im Freien oder in einem stets feuchten, weil in die Erde eingelassenen, kleinen Betonbunker. Eine Sommer-Tagschicht konnte dort durchaus entspannend sein, wenn unten die Pappeln im Winde rauschten und ihre Blätter im Licht ein Flimmern erzeugten. „ Westliche Provokateure“ ließen doch tatsächlich in dieser gottverlassenen Gegend im heißen Sommer einen Zeppelin mit der Aufschrift „Trinkt Wiküler-Pils“ aufsteigen. Ich nahm damals wehmütig einen warmen Schluck Wasser aus meiner Plaste-Feldflasche. Am Mastenweg hatte ich im Herbst meinen Bandmaß-Anschnitt: Erst sind wir runter zum Kontrollstreifen (was ohne Alarm nicht erlaubt und deswegen nur in der Dunkelheit möglich war). Dort hab ich die Knarre hingeschmissen und abgekniet. Genau 18 Uhr erfolgte der Schnitt und über Grenzmeldenetz die Meldung „Abschnitt Otto Viktor“.
Als Neulingen zeigte man uns das Grenzgebiet erst am Tag, dann bei Nacht. In der Nacht hatte ich keine Orientierung mehr, sah am Mastenweg nur ein vermummtes Postenpaar in einen Scheinwerferkegel treten und dachte: „Mein Gott, was soll das werden“. Fast ein Jahr später hab ich mich bei einer Gängerschicht mit P. am Mastenweg daran erinnert und wir stellten uns vor, wie wir unsererseits Neulinge schockieren könnten, scheinbar vom Grenzdienst gezeichnet, schwerhörig mit Hörrohr, kurzsichtig und mit Krückstock rufend: „He Kamerad, da ist doch was“.
Einmal kreierte Pe. in einer Schicht mit P. am Mastenweg zusätzliche „Aufpasser“, indem sie ihre mit Stroh ausgestopften Regenmäntel im Gelände aufstellten. Als Hauptmann Möbius und der „Staber“ als Grenzstreife nahten, duckten Pe. und P. ab. Die Streife meinte, die Originale beim Pennen erwischt zu haben und klopfte einer der Attrappen auf die Schulter, so daß sie umfiel. Seitdem wurde Pe. auch „Attrappen-Pe.“ genannt.
Sch. sichtete einmal 2 Kugelblitze.
Meine erste Grenzstreife hatte ich mit Uffz. Hü., einer dieser überaus ehrgeizigen, weil zu klein geratenen Leute. Der wollte mich am aufsteigenden Hohlweg zwischen den Gebieten Mastenweg und Vogelsang mit „Laufschritt“ traktieren. Leider war er an einen guten Läufer geraten, der bei dieser Übung demonstrativ gut gelaunt blieb. Allmählich außer Atem, brach Hü. seine Übung ab.
Bei einem Grenzalarm fuhr unser Schirrmeister Schell., der gerade seine Fahrerlaubnis gemacht hatte (!), wie ein Irrsinniger einen P3-Jeep am Kontrollstreifen entlang. Hinten auf der Bank sitzend sah ich im Scheinwerferlicht dunkle Stellen in der Fahrspur - Schlaglöcher. Wegen der Geschwindigkeit gab es kein Festhalten. Wir hüpften wie die Bälle und mir der MPi-Lauf in die Zähne. Später wurde ich genötigt, einen Bericht zu unterschreiben, in dem stand: „Gefreiter L. schlug sich beim Aussteigen aus dem Fahrzeug die Waffe selbst ins Gesicht.“ Seitdem habe ich die Kaschi nie mehr zwischen die Knie genommen, sondern unter dem Sitz auf die Ladefläche geworfen.
5. Vogelsang, BT 11 (runder Beton-Beobachtungsturm, 11 m hoch), Führungspunkt:
Der stand am Ortsrand von Bischhagen, an der Straße Vogelsang, benannt nach dem gleichnamigen Gut gleich hinter der Grenze, wo an dem Schlagbaum, mit dem die Straße auf BRD-Seite endete, oft Leute vom BGS/ZGD eingewiesen wurden.
DDR-seitig gab es an der Straße Bischhagen (DDR) – Bischhausen (BRD) einen Schlagbaum. Dort lebte die legendäre „Schlagbaum-Elli“. Leider war es meiner Generation nicht vergönnt, ihre Bekanntschaft zu machen. Wir kannten sie nur vom Hörensagen.
Der Dienst auf dem zunächst einzigen Betonturm war beliebt, da man in der Kanzel vor den Wetterunbilden geschützt war, man sich an Bahnheizkörpern gelehnt wärmen konnte und der weite Blick ins Land und der Funkverkehr Abwechslung boten.
Einmal, als es hieß, die Kontrollstreife wolle unbemerkt die Leiter im Turm hinaufsteigen und dann von unten an die Falltür der Kanzel klopfen, zog sich Sch. Handschuhe an, demontierte den elektrischen Impulsgeber eines Weidezauns und befestigte das Gerät getarnt an der Leiter. So verriet sich die Streife unfreiwillig durch einen Schrei. Die Ursache für den Stromschlag blieb verborgen.
Uffz. Hü. fand bei Sturm großen Spaß daran, der Schwankung des Turms folgend, in der Kanzel mitzuschaukeln. Allerdings war das bevor irgendwo einer dieser BT 11 umfiel.
Am Ende der letzten Schicht glänzte außen an der Kanzel mein Alulöffel in der Sonne.
6. Kirschallee:
Sumpfiges, von Gräben durchzogenes Gebiet unterhalb des BT Vogelsang. Unübersichtlich und neblig. Selten besetzt, da am Tag vom BT Vogelsang einsehbar und nachts kaum begehbar. Folglich stand dort eine Batterie Signalgeräte mit Platzpatronen bzw. Raketen, deren Auslöser an mit braunem und grünem Kunststoff umhüllten Stolperfäden hingen. Dort hatte der „Waffinger“ (bei uns ein Uffz.) zu tun und mit Neulingen „S-Gerätesteigen“ veranstaltet: „Vorsicht S-Gerät“ rief er, wenn kein Faden da war, damit das „Greenhorn“ trotzdem sein Bein hob, ließ dieses am Ende aber bei vorhandner Leine ungewarnt laufen.
Während des Winters hatte ein Soldat in der feuchten "Kirschallee" seine letzte Schicht vor dem Urlaub. Das Klima war dort so unangenehm, daß man den mit dem Fahrer und einem weiteren Posten besetzten LO dort zur Wache einteilte oder nur halbe Schichten anordnete. Gegen 1 Uhr erhielt das damalige Postenpaar den Befehl, zu Fuß einzurücken. Nachdem die Leute vor Kälte schon ganz steif waren, fingen sie in der dicken Winterkleidung auf dem Rückweg an zu schwitzen. Dazu kam noch die Aufregung des Urlaubers, der zudem in den drei vorangegangenen Tagen sehr viel Dienst schieben mußte und deswegen wenig geschlafen hatte. Letztendlich war das für seinen Kreislauf zu viel. Er hat beim UvD seinen Urlaubsschein abgeholt und ist dann auf der Bude tot umgefallen, angeblich wegen eines nicht erkannten Herzfehlers, wie im Nachhinein verbreitet wurde. Das ist uns natürlich sehr nahe gegangen. Nur der Spieß Sa. sang am nächsten Tag laut das Lied "In Leben geht mancher Schuß daneben...."
7. Kesselberg:
Der am wenigsten geliebte Posten war nahezu kahl. Dort saß man auf der Erde oder im Schlamm. Es gab eine Menge Mäuse, die sogar in die Postentaschen krochen und die „Postenflöten“ (auf neudeutsch Sandwiches) anknabberten. Der höchste Punkt des Berges lag vom Tor aus in Richtung BRD. Wir mußten in der Nacht unterhalb bleiben, um nicht zur Zielscheibe zu werden und ließen uns am Tor neben einem Rosenbusch oder hinter dem Kolonnenweg nieder. Tagsüber beobachteten wir von der höchsten Stelle aus auch die BRD.
Auf dem Kesselberg hatte ich meine erste Nachtschicht mit dem gerade nicht zu Gesprächen aufgelegten Heimgänger K. und das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Es passierte einfach nichts.
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8. Weißenborner:
An der Straße Siemerode (DDR) - Weißenborn (BRD). Von einem Tor aus wurde auch der Posten Steinbruch angelaufen. Nur weil die Weißenborner von dort aus nicht einzusehen war, wurde hier nachts ein Postenpaar stationiert. Das ließ sich gewöhnlich neben dem Kolonnenweg Richtung Kesselberg an einem Holzstapel nieder. Einmal gingen wir dort mit der Kaschi in Anschlag, als wir hörten, daß sich vom sogenannten Saugraben (der Senke zwischen Kesselberg und Weißenborner) eine Wildschweinherde im Galopp näherte. Gerade als wir durchladen wollten, schienen die Tiere uns gerochen zu haben, denn sie drehten ab. Da waren wir erleichtert.
Ansonsten sahen wir dort und anderswo in klaren Nächten zu einem hellen Stern auf, den wir „Heimgängerstern“ nannten und horchten jedem Eisenbahnzug als „Heimgängerzug“ hinterher.
Schön war es, den Sonnenaufgang mit allen Farbschattierungen von blau bis rot und dann Gelb zu erleben, über einem Horizont, der an der Weißenborner von dem Doppelturm der Siemeröder Kirche geprägt war.
Richtung BRD war eine bewaldete Senke und dann das Dorf Weißenborn. Unmittelbar jenseits des Zauns vergnügten sich, wie auch am Kesselberg, gern Paare und bei uns „bellten“ die Hormone. Das Fernglas schien dann an den Augen des Postenführers festgewachsen.
Unser ehrgeiziger Uffz. Hü. schlich sich einmal unbemerkt an, faßte einen Posten an den Fuß und brüstete sich damit, daß er das auch bei Anderen schaffen würde. Danach ging er einmal mit P. als Posten auf Grenzstreife. Pa. und A. an der Weißenborner eingesetzt, gingen den beiden mit der Absicht entgegen, Hü. eine Lektion zu erteilen. In Höhe „Saugraben“ wies Pa. den A. an, das Magazin aus der Waffe zu nehmen, sich am Wegesrand zu verbergen, die Streife anzurufen und durchzuladen, wenn sie Anweisungen nicht befolgen sollte. Er selbst versteckte sich auf der anderen Seite. Als A. „Halt Grenzposten, Parole“ rief, vergaß Hü. vor Schreck, was er sagen mußte. A. lud durch und Hü. mußte sich hinlegen. Pa. hatte in Prinzip korrekt gehandelt und Hü. gab seine Versuche auf.
9. Steinbruch:
Zuletzt das landschaftlich wohl schönste Postengebiet, gleichzeitig der höchste Punkt unseres Grenzabschnitts mit einem entsprechenden Blick ins Land. Der alte Steinbruch war in einen mittlerweile mit Dornbüschen und anderem Wildgewächsen überwucherten Hügel gegraben worden. Oben stand zuletzt ein BT 6, vorher ein Holzturm, der fast Wildwestromantik aufkommen ließ. Innen war der Holzturm völlig mit geritzten Graffitis bedeckt. Die äußere Verkleidung und die Soldatenbank wurden allmählich illegal verfeuert. Wer im Frühling ´74 vom Kesselberg als Grenzstreife herüberkam, sah einen leuchtendgelben Rapshügel, eben von diesem Holzturm bekrönt. Dahinter begann mit dem Sperlingsberg die Kompanie Günterode.
Auf dem Weg zur Weißenborner lief Sch. vor mir, sprang plötzlich zur Seite und riß die Kaschi durch, weil er im Dunkeln einen gefällten Baumstamm für eine liegende Person hielt. Ich blieb ruhig, nicht weil ich mutig, sondern weil ich müde und auch abgestumpft war. Nach monatelangem Grenzdienst ohne ernstes Vorkommnis konnte ich mir nicht mehr vorstellen, draußen auf eine Person zu treffen, die dort nicht hingehörte. Es waren immer nur Wildtiere aufgetaucht.
#12


Also, ich bin erstaunt,dass du noch so viele Einzelheiten drauf hast.
Deine Beschreibungen, hervorragend, es ist so als wäre es gestern gewesen.
Mit der Bat.-Sich. im Jahre 75, kamen auch wir aus Hohengandern zur Sicherung in diesen Abschnitt.
VG H.
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#14


Zu Beitrag #9 von Freienhagener:
also seine Beschreibungen sind große Klasse!!!
Ein halbes Jahr nach seinem Heimgang ging das 3.GB Mengelrode in die Bat.-Sich. über.Dadurch sicherten jetzt alle 4 GK's den Abschnitt Freienhagen.
Jetzt meine Beschreibung zu den hervorragenden Bildmaterial:
Bild Waldspitzen
- der Ort befand sich im Bereich der TL 10./9.GK, hier war eigendlich kein Posteneinsatz. Abschnitt wurde mit Hunden und SG gesichert.
Po BT-11 "Heinebrink" war dafür zuständig
Bild Hagelkreuz
- kein Posteneinsatz
PP gelegen zwischen Gassentor Str.Freienhagen - Ischenrode und dem Wasserbehälter FH , wurde nur bei Feldarbeiten und bei "Lagen" benutzt
Bild Wasserbehälter Freienhagen
- ständiger SiPo, tagsüber vor Ort und nachts als Grenzstreife wie von F. beschrieben
VG H.
#15


Zu Beitrag #10 von Freienhagener:
Bild Mastenweg
- PP mit BT-6 (alt) nicht ständig besetzt
nachts hielt sich hier im Bereich die Kst. als zusätzlicher PO mit Fahrzeug auf
feindwärtige Baumgruppe wurde von uns "englisches Wäldchen" genannt, warum ?
Zum BT-11 Vogelsang - Füst.
-viele Schichten auf ihm zugebracht
stand wie ein Leuchtturm weithin sichtbar im Abschnitt, nachts mit Lichtsignalen der "Schreibtischlampe" Kontakt mit den PO hergestellt
Bild Kirschallee
-unübersichtlicher Geländeteil zwischen Vogelsang und Kesselberg, kein PO-Einsatz vor Ort
SG-Felder wurden nach und nach weniger, da viel Wild in diesem Bereich
im B. war noch eine große Feldscheune der LPG, die regelmäßig überprüft wurde
Bild Kesselberg
-alter BT aus Holz
ständiger PO im Einsatz, der ödeste PP im Abschnitt, dort gab es einfach nicht's !!!
Bild Weißenborner
-kein direkter PO, wurde vom PO- "Steinbruch" mit übernommen, ansonsten wie von F. beschrieben
Bild Steinbruch
-ständig besetzter PO, tag's auf dem BT-6 (alt) nacht's als Grenzstreife im Abschnitt
hier auch TL GK. Günterode 2.GB. Jützenbach
so war es dann in meiner DZ wärend der Bat.-Sich. im Abschnitt Freienhagen. ( 1977 )
Einen schönen Advend wünscht
H.
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