Militärgefängnis Schwedt

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26.11.2013 20:46
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Heute veröffentlicht in der Märkischen Oderzeitung:

Schwedt (MOZ) Um das DDR-Militärgefängnis Schwedt rankten sich schaurige Gerüchte. Ein wenig Licht ins Dunkle des Mythos Schwedt wollen ehemalige Gefangene bringen. Am Wochenende trafen sie sich im alten Betonwerk - mit den normalen Angestellten von damals, zwischen denen sie arbeiten mussten. Und stellten fest, es war nicht alles schlecht.
Schwere große Betonplatten, wie sie auf vielen Wegen der DDR lagen, wurden hier im Betonwerk in Schwedt gegossen. Nur noch die Außenmauern stehen von einem kleinen Gebäude von damals, Türen und Fenster sind raus, der graue Schutt liegt teilweise hüfthoch. Von der alten Fabrik ist nur das Fundament übrig. Die Männer steigen über Sträucher, die sich inzwischen darübergelegt haben. Der Himmel ist wolkenverhangen und taucht alles in das DDR-Grau, das die Erinnerungen anregt, und ein Stück spannender DDR-Geschichte freilegt.
Detlef Fahle als Vorsitzender des Militärgefängnis-Vereins hat die Männer zusammengebracht. Als er 19 war, stahl er einen Lkw und brauste von der Armee davon. Drei Monate wegen Fahnenflucht im Militärgefängnis Schwedt brachte ihm das ein. Heute ist er Empfangschef in einem Hotel in Strausberg.
Es wird bei diesem Treffen der ehemaligen Gefangenen und Arbeiter im Betonwerk viel geredet, viel gelacht. Man versteht sich. "Und manchmal hat er den Beton zu früh rauslaufen lassen, dann mussten wir schnell zur Seite springen." Solche und andere Geschichten werden erzählt.
Acht Stunden mussten die Gefangenen im Betonwerk arbeiten, auch Nachtschichten. Waren Sie sonst oft getrennt von der Zivilbevölkerung, die Schwedter hatten von dem Gefängnis draußen nicht viel mitbekommen, hier im Betonwerk arbeiteten sie zwischen den normalen Angestellten. Und bekamen von ihnen auch mal Zigaretten oder Kaffee zugesteckt.
Es war eine harte, schwere Arbeit, aber für die Angestellten genauso wie für die Gefangenen. Von unwürdigen Bedingungen oder Sklavenarbeit spricht keiner der ehemaligen DDR-Gefangenen.
Im Schwedter Gefängnis hingegen gab es Schikanen, erzählen die ehemaligen Insassen, die Menschen sollten hier gebrochen werden. Einige mussten allein wegen ihrer politischen Überzeugung nach Schwedt.
Das Betonwerk dagegen war nur eine Arbeitsstelle. "Wir waren ja auch nicht alle Waisenknaben", sagt etwa Günter Meyer, 66. Er hatte sich bei der Armee mit einem Vorgesetzten geprügelt, deshalb kam er nach Schwedt. An die Arbeit mit seinen damals 21 Jahren im Betonwerk hat er keine schlechten Erinnerungen. "Wir waren jung und wir waren zusammen", sagt er gutgelaunt. Gibt aber auch zu, dass seine Erinnerung daran, immerhin war es 1968, langsam verblassen.
Richtig schwer sei die Zeit danach gewesen, erinnert er sich aber. Er musste nach 15 Monaten Haft dann noch zehn weitere Monate zu Ende dienen, in seiner alten Einheit. Als er, er war Maler geworden, zu seiner Freundin und dem Kind in die Wohnung ziehen wollte, wurde ihm das erst verboten. Zu nah an der Berliner Grenze, Fluchtgefahr. Er durfte es erst ein halbes Jahr später.
"Wir haben natürlich die Gefangenen auch gefragt, was sie denn angestellt haben", erzählt der Schwedter Erich Haan, der als normaler Arbeiter sein ganzes Leben im Betonwerk gearbeitet hatte. "Da gab es mal einen Balletttänzer, ganz klein und zart, der hatte natürlich Probleme", erzählt er. Der Tänzer hätte dann nur Löcher bohren müssen, erinnert er sich. Im Betonwerk zu arbeiten sei vielleicht besser gewesen als den ganzen Tag in dem Gefängnis eingesperrt zu sein, wie diejenigen, bei denen Fluchtgefahr bestand, vermutet Anke Grodon. Sie ist heute Museumsleiterin in Schwedt und hatte als Jugendliche im Betonwerk gearbeitet. PA-Unterricht, 9. und 10. Klasse, erinnert sie sich mit Schaudern. Die Schüler hätten Gehwegplatten hergestellt, auch bei Eiseskälte im Winter. "Danach wusste ich, ich will kein Betonbauer werden", sagt sie.
Allen tat es gut, sich einmal auszutauschen. Und Stück für Stück erhellen sie damit auch Schwedts Geschichte.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. Kurt Tucholsky
Weisheit hat Grenzen, Dummheit nicht. Stefan Rogal


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26.11.2013 20:59
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26.11.2013 23:12 (zuletzt bearbeitet: 26.11.2013 23:14)
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Wurde nicht mal so ein armer Hund in einem Schrank aus einem Fenster geschmissen?
Falls diejenigen die das gemacht haben nach Schwedt gekommen sind tun die mir weniger leid als derjenige der im Schrank war.


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26.11.2013 23:41
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Es gab ja die Strafvollzugsanstalt und die Disziplinareinheit in Schwedt. Aus der Disziplinareinheit zurück zur Truppe und Nachdienen ist ja bekannt - gab es das aus dem Militärstrafvollzug auch?


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22.07.2015 17:37
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94

Zitat von SiK90 im Beitrag RE: Unteroffiziersschule "Egon Schultz" Perleberg
Eine Rangelei nach dem Ausgang vor dem KDL. Einer unserer Uffz. geriet in Streit mit einem EK einer anderen Kompanie und trug ein blaues Auge davon.
Man statuierte ein Exempel und der Gefreite wurde in der Aula von GG zu elf Monaten Haft verurteilt.
Zitat von SiK90 im Beitrag RE: Unerwünschte PN
Perleberg? Die Sache mit der Verhandlung? Ich ging davon aus, dass GG eine im Forum gebräuchliche Abkürzung für Groß-Glienicke ist.
Bleibt noch die Frage, wer sprach diese elf Monate nun aus, General Geier oder der Regimentskommandeur?
Doch im Ernst ... Frage: Wenn es nun denn nicht nur drei, sondern die elf Monate wirklich gab, also ein Gericht ein Urteil sprach, was ist Dir von der Verhandlung in der Aula nun noch so erinnerlich?

Verachte den Krieg, aber achte den Krieger!


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22.07.2015 18:22
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@Sik90 ab wann gab es denn einen Ausflug nach Schwedt? Interessiert mich echt.
Soldat im GWD haut einem FW, eine vor die omme, hat sich dabei die Mittelhand gebrochen. 10 Tage Arrest und die Zeit der Dienstunfähigkeit nachgedient.
- Ein MKF haut mit Restalkohol die Wassekuh auf die Seite, Totalschaden, und haut ab. Unfallflucht und Sachschaden, das nur nebenbei
10 Tage Arrest und das war es. Weil der Gefr, G im Zivilberuf Busfahrer war, wurde nicht mal die Fahrerlaubniss eingezogen
Ich könnte jetzt weitermachen, aber es ist gut.
Fahnenfluchten unter Mitnahme von SPW- Technik, keiner ging nach Schwedt.
Micha


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22.07.2015 18:42
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#7
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Der Vorwurf lautete wohl: Tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten.
Die Aula war vollbesetzt; aus jeder Kompanie mußten sich Kameraden das Exempel ansehen und auch Angehörige des Gefreiten waren vor Ort. Ich selbst war unterwegs aber natürlich war die Verhandlung und das Urteil Gegenstand vieler Diskussionen auf unserer Kompanie. Der betroffene Uffz. (Ufw.) hielt übrigens das Urteil für zu hart. Eine Rangelei eben und er habe den 2. Platz belegt. Andere seiner Stube sahen das anders. Für mich zeigt schon die Inszenierung der Verhandlung in der Aula dass ein Exempel statuiert werden sollte.


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22.07.2015 18:44
avatar  Alfred
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Zitat von SiK90 im Beitrag #7
Der Vorwurf lautete wohl: Tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten.
Die Aula war vollbesetzt; aus jeder Kompanie mußten sich Kameraden das Exempel ansehen und auch Angehörige des Gefreiten waren vor Ort. Ich selbst war unterwegs aber natürlich war die Verhandlung und das Urteil Gegenstand vieler Diskussionen auf unserer Kompanie. Der betroffene Uffz. (Ufw.) hielt übrigens das Urteil für zu hart. Eine Rangelei eben und er habe den 2. Platz belegt. Andere seiner Stube sahen das anders. Für mich zeigt schon die Inszenierung der Verhandlung in der Aula dass ein Exempel statuiert werden sollte.




Elf Monate ? Die Strafe kam aber nicht von einen Vorgesetzten.


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22.07.2015 18:52
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#9
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Es war eine Gerichtsverhandlung, die in der Aula von Groß-Glienicke stattfand.


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22.07.2015 19:10
avatar  Mike59
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Zitat von SiK90 im Beitrag #7
Der Vorwurf lautete wohl: Tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten.
Die Aula war vollbesetzt; aus jeder Kompanie mußten sich Kameraden das Exempel ansehen und auch Angehörige des Gefreiten waren vor Ort. Ich selbst war unterwegs aber natürlich war die Verhandlung und das Urteil Gegenstand vieler Diskussionen auf unserer Kompanie. Der betroffene Uffz. (Ufw.) hielt übrigens das Urteil für zu hart. Eine Rangelei eben und er habe den 2. Platz belegt. Andere seiner Stube sahen das anders. Für mich zeigt schon die Inszenierung der Verhandlung in der Aula dass ein Exempel statuiert werden sollte.


Ah, das liest sich schon etwas anders.
Wäre jetzt nicht schlecht zu erfahren was der Ufw. da vor dem KDL gemacht hat. Gut es gab eine Rangelei, war der auch besoffen? Normalerweise gab es für ein paar aufs Maul keine 11 Monate. Kann ja sein das die Liste des EKs schon ein paar Einträge hatte. Schlecht wäre auch wenn der Ufw. ein Angehöriger der Wache war.


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22.07.2015 19:11
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Zitat von SiK90 im Beitrag #9
Es war eine Gerichtsverhandlung, die in der Aula von Groß-Glienicke stattfand.



SiK , sicherlich wurde hier ein Exempel veranstaltet
Ähnliches habe ich in Glöwen erleben "dürfen". Nur das Strafmaß, unklar. Es gibt hier Aussagen es wurde jemandem die Dienstgradabzeichen. heruntergerissen. Gab es nicht! genausowenig wie Degradierungen.
Herabsetzung im Dienstgrad hieß das.
Der Glückliche hatte den Raum zu verlassen, umknöpfen und dann Retour
Die Meldung dann. "Gen. XXX, XXX meldet sich mit neuem Dienstgrad.
Micha, der vom Ofw. zum Fw gemacht wurde
Micha


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22.07.2015 19:15
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Vielleicht wurden die Schulterstücke nicht runtergerissen, aber säuberlich mit der Schere abgetrennt... so von mir erlebt als ein Uffz. zum Soldaten "befördert" wurde....


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22.07.2015 19:17
#13
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[ Es gibt hier Aussagen es wurde jemandem die Dienstgradabzeichen. heruntergerissen. Gab es nicht!

[/quote]

wars Du 1976 im GAR11 dabei oder

ich war es und was meine Augen gesehen haben

soll ich noch den Uffz.mit Namen nennen 5.Komp.1.Zug 1.Gruppe


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22.07.2015 19:23
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#14
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Mike, was genau vor dem Kdl vorgefallen ist, weiß ich nicht (mehr).
Beide kamen aus dem Ausgang und beide waren angetrunken. Wache mußten wir als 26er nicht stehen.


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22.07.2015 20:18
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#15
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Heruntergerissene Schulterstücke kenne ich auch nicht. Die Schulterstücke des Gefreiten waren provisorisch mit Schnürsenkeln befestigt, und ließen sich sehr leicht von der Uniform lösen, so eine Jacke war sicher auch nicht ganz billig.
Vergehen: Ein Schuß aus der Kaschi des Postenführers löste sich auf einem B- Turm.
Befehl des Gefreiten: Geheimhaltung!
Am nächsten Tag war es rum.


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