Reisekader der DDR

So um 1980 kam meine Schwester nach ½ Jahr Studienaufenthalt auf Cuba – für den sie für den dortigen Lebensunterhalt US-Dollar bekam, mit fast 1.000USD wieder heim und wollte die Familie auch ein wenig beschenken. Sie selbst hat sich im Intershop einen japan. Radiorecorder gekauft (der steht bei Ihr und funzt heute noch). Ich hatte erst einmal keine Idee, und Wünsche eigentlich auch nicht so recht. Deo oder weißer Riese war mir zu blöd, Fernseher oder Radiorecorder zu teuer, für Matchbox war ich schon zu alt. Schallplatten fand ich unsinnig, weil SFB und RIAS genug Sendungen zum Mitschneiden hatten. Mir fiel dann aber doch noch was ein: Kassetten, sie schenkte mir dann einen Pack BASF und DENON -Kassetten. Meine Eltern hatten ähnliche Schwierigkeiten. Meine Schwester musste unser Zaudern wohl bemerkt haben. Sie hat uns später nach Rückkehr von ihren Aufenthalten in Nikaragua, Bolivien oder Venezuela nicht mehr gefragt.
Vater war Ende der 70er auf Dienstreise beim Verteidigungsministerium in Bulgarien und bekam dafür auch konvertierbare Währung (LEWA), das war aber Tagegeld und kein Gehaltsbestandteil . . . Keine Erinnerung, was er mit dem Rest angestellt hat. Einkaufen bei GENEX wäre damit wohl möglich gewesen . . .
An den Geruch kann ich mich auch erinnern. Heute überlege ich, ob das schon Duft-Marketing war . . . Die Sortimentszusammenstellung war wirklich seltsam, da gebe ich Dir recht, @gert: Drogerie, Spielwaren, Elektronik, Wasserhähne, (Bekleidung?) . . ..
Und irgendwo saßen die ganz anonym die leitenden Hirne, die den ganzen Betrieb koordinierten und die politischen Richtlinien festlegten, nach denen dieses Bruchstück der Vergangenheit aufbewahrt, jenes gefälscht, und ein anderes aus der Welt geschafft wurde.
George Orwell, 1984

Zitat von werner im Beitrag #101
So um 1980 kam meine Schwester nach ½ Jahr Studienaufenthalt auf Cuba – für den sie für den dortigen Lebensunterhalt US-Dollar bekam, mit fast 1.000USD wieder heim und wollte die Familie auch ein wenig beschenken. Sie selbst hat sich im Intershop einen japan. Radiorecorder gekauft (der steht bei Ihr und funzt heute noch). Ich hatte erst einmal keine Idee, und Wünsche eigentlich auch nicht so recht. Deo oder weißer Riese war mir zu blöd, Fernseher oder Radiorecorder zu teuer, für Matchbox war ich schon zu alt. Schallplatten fand ich unsinnig, weil SFB und RIAS genug Sendungen zum Mitschneiden hatten. Mir fiel dann aber doch noch was ein: Kassetten, sie schenkte mir dann einen Pack BASF und DENON -Kassetten. Meine Eltern hatten ähnliche Schwierigkeiten. Meine Schwester musste unser Zaudern wohl bemerkt haben. Sie hat uns später nach Rückkehr von ihren Aufenthalten in Nikaragua, Bolivien oder Venezuela nicht mehr gefragt.
Vater war Ende der 70er auf Dienstreise beim Verteidigungsministerium in Bulgarien und bekam dafür auch konvertierbare Währung (LEWA), das war aber Tagegeld und kein Gehaltsbestandteil . . . Keine Erinnerung, was er mit dem Rest angestellt hat. Einkaufen bei GENEX wäre damit wohl möglich gewesen . . .
An den Geruch kann ich mich auch erinnern. Heute überlege ich, ob das schon Duft-Marketing war . . . Die Sortimentszusammenstellung war wirklich seltsam, da gebe ich Dir recht, @gert: Drogerie, Spielwaren, Elektronik, Wasserhähne, (Bekleidung?) . . ..
[/quote]
Hallo Werner, war zu dem Zeitpunkt der Dollar schon eine offizielle Parallel-Währung auf Cuba, ich meine warum konnte man da den Lebensunterhalt nicht mit Peso decken und wer stellte den Dollar-Betrag zur Verfügung, die DDR oder Cuba?
Falls die DDR, war wohl bei 1000 Dollar Ersparnis in 6 Monaten die Ausstattung mit Devisen sehr großzügig bemessen?


Siehste @Werner, der Genosser AlfRed vonner Abteilung XXXV hats och schon gemerkt.
Lewa waren genausowenig konvertierbar wie Aluchips, auch wenn auf letzteren sogar bis Ende der 70er DEUTSCHE MARK draufstand. MWn haten die Bulgaren nichtmal ein Devisen-Surrogat wie den Forum oder die Tuzek-Krone. Im Кореком war der US-$ Zahlungsmittel und 'beschissen' wurde da nicht über den Wechselgeld-Kaugummi-Trick, sondern über recht 'großzügige' Umtauschkurse besonders für die германската марка (на немски: Deutschmark nix Alu!).

@Grenzwolf62 - Der CUC ( peso cubano convertible ) wurde 1994 auf Cuba eingeführt. Bis dahin war der US-Dollar (ab 1993 offiziell auf Cuba legalisiert) die konvertierbare Währung. Wir haben 1978 auch die Tagesgelder auf Cuba in US-Dollar bekommen. Die wurden von der delegierenden Institution in der DDR getragen - wimre auch umgerechnet 7,00 D-Mark/Tag.
Da sind 1000,00 US-Dollar von @werner´s Schwester in einem halben Jahr nicht so außergewöhnlich.
Vierkrug

Also wenn ich mich recht erinnere, an meinen Einsatz in Mosambik, wir haben im Monat 1000 US Dollar bekommen - aber nur auf dem Papier!
Es gab dort einen Botschaftsladen, in welchem wir einmal im Monat Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs Zollfrei einkaufen konnten. Die Bezahlung erfolgte durch Verrechnung mit deinem Dollarkonto. Landeswährung konnte so ebenfalls getauscht werden, nur Dollar auszahlen lassen? Ging nicht. Das bedeutete, nach Ende des Einsatzes wurde der Rest auf ein Devisenkonto in der DDR überwiesen und du bekamst Forumschecks dafür. Und das mit dem Lewa ,kein Grund zum Lachen- an der Trasse gabs Rubel , welche dann auf ein Genexkonto überwiesen wurden , oder liege ich da etwa falsch? Warscheinlich ging es Angehörigen diplomatischer Vertretungen im soz. Ausland ebenso.
mfg Jan

Zitat von Vierkrug im Beitrag #105
@Grenzwolf62 - Der CUC ( peso cubano convertible ) wurde 1994 auf Cuba eingeführt. Bis dahin war der US-Dollar (ab 1993 offiziell auf Cuba legalisiert) die konvertierbare Währung. Wir haben 1978 auch die Tagesgelder auf Cuba in US-Dollar bekommen. Die wurden von der delegierenden Institution in der DDR getragen - wimre auch umgerechnet 7,00 D-Mark/Tag.
Da sind 1000,00 US-Dollar von @werner´s Schwester in einem halben Jahr nicht so außergewöhnlich.
Vierkrug[/quote]
Danke.
So richtig kann ich aber dieser Sache nicht ganz folgen, mit rund 50 D-Mark wöchentlich wärst du ja schon in der DDR fast ein gemachter Mann gewesen, wie war das dann wohl erst gegenüber den einfachen Cubanern?
Kam man wirklich nur mit harter Währung dort im Bruderland über die Runden?
Wurden die JT-Touristen bei Cuba-Reisen auch mit diesem Tagessatz ausgestattet?

@Vierkrug mal eine Frage , habt ihr das Geld bar bekommen?
mfg Jan

Da die DM eine heiß begehrte Währung war - wie sah es da mit "Blüten" aus? Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei der viel gerühmten Kreativität und der handwerklichen Begabung des DDR - Bürgers, gepaart mit krimineller Energie es auch solche Versuche gegeben haben muss.
Und bei den Forum - Schecks muss eine Fälschung doch noch einfacher gewesen sein.
LG von der grenzgaengerin

Zitat von elster427 im Beitrag #108
..... mal eine Frage , habt ihr das Geld bar bekommen?
mfg Jan[/quote]
Hallo,
das kam auf das jeweilige Reiseland an.
Nach Sambia hatten wir es in bar mit, wobei der größte Teil aus Travelers Cheques bestand.
Diese wurden bei eventuellem Verlust durch AE ersetzt.
Einmal hatten wir > 20000$ in "echt" mit, (als Transporter) und hatten dann in Nairobi auf Grund
defekten Flugzeuges der Zambia Airways 3Tage Aufenthalt. Durften den Transit aber nicht wie
alle anderen in Richtung Hotel verlassen (DDR unerwünscht - auch die grünen Pässe!!) sondern
mußten die Zeit im Transit verbringen. Haben dann aus Vorsicht/Angst/Sonstwas nur abwechselnd auf
den Bänken geschlafen.


Wenn ich das alles lese bin ich doch wütend und traurig, was habt ihr treuen Genossen alles für DM oder andere westliche Währung zur Verfügung gehabt.
Ihr konntet alles kaufen und alles sehen.
Aber dann auf die Kapitalisten schimpfen und die bekämpfen.
Ich habe jeden Tag für den Staat gearbeitet, habe aber keine DM (oder sehr wenige) gehabt.
ein trauriger Eisenacher



Hallo,
Zitat von thomas 48 im Beitrag #111
Wenn ich das alles lese bin ich doch wütend und traurig, was habt ihr treuen Genossen alles für DM oder andere westliche Währung zur Verfügung gehabt.
Ihr konntet alles kaufen und alles sehen.
Aber dann auf die Kapitalisten schimpfen und die bekämpfen.
Ich habe jeden Tag für den Staat gearbeitet, habe aber keine DM (oder sehr wenige) gehabt.
ein trauriger Eisenacher[/quote]
Also nochmal: Keine Entlohnung sondern Tagegeld/Spesen.
Es gab nun mal im NSW keine Länder wo mit DDR-Mark bezahlt werden konnte.
Tagegeld/Spesen gibt es auch heute noch bei jeder Dienstreise.
"Ihr konntet alles kaufen und alles sehen"
In Ländern wie z.B. Angola,Irak gab es nunmal Nichts bzw. sehr wenig zu kaufen.
Demzufolge blieb also immer was übrig. Je nach eigener Anstrengung mehr oder weniger.
Zu sehen gab es meistens auch sehr wenig, Mo-Sa Arbeitszeit Sonntag mal nen Ausflug oder ans Meer.
Öfters habe ich nichts gesehen, sondern zugesehen das ich nicht gesehen werde, weil
weit im Süden von Angola war da noch die UNITA.

Zitat von thomas 48 im Beitrag #112
Eisenacher,
du schreibst von Westgeld für kirchl. Angestellten
Woher weist du das?
Mein Bruder ist schon viele Jahre Pfarrer in Erfurt und hat mir nie eine DM gegeben[/quote]
Mein Bruder hat eine Pastorstochter geheiratet. Deren Eltern waren beide bei der Kirche angestellt. daher mein Wissen.

Hier ist noch eine interessante historische Arbeit der Uni Frankfurt/Main über die Devisen und die DDR-Bevölkerung. Ab Seite 32 geht es um den Intershop.
http://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&....55123115,d.Yms
PS: Das Ding hätte nun wirklich besser in den Intershop-Thread gepasst, für den es ja geschrieben war.
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