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Intershop

Natürlich war ich - ab 16 aufwärts - bei jedem Besuch in der DDR auch im Intershop: Der Preis der West-Zigaretten war einfach zu attraktiv. Anfangs (später nicht mehr) habe ich Cousin oder Cousine gebeten, mich doch zu begleiten.
Es war ein ganz eigenartiges Erlebnis: Sie standen still und stumm, fast möchte man sagen, verschüchtert, in einer Ecke rum und warteten darauf, dass ich meine Einkäufe erledigte. Niemals, absolut niemals haben sie mich gebeten, doch für sie etwas zu kaufen und wenn ich sie gefragt habe, ob ich ihnen denn mit irgendetwas eine Freude machen könne, war nur ein stummes Kopfschütteln die Antwort.
Manchmal hatte ich schon das Gefühl einer Art von "Zwangsbeglückung": Natürlich wusste ich um ihre Hobbies, kannte ihre Leidenschaft für die Musik bestimmter Gruppen. Und wenn ich dann in dem Laden eine Platte z.B. von den Beatles entdeckt und für sie gekauft habe, war denen das offensichtlich peinlich: Auf der einen Seite freuten sie sich darüber, gleichzeitig hatte ich aber auch den Eindruck, dass sie das eigentlich nicht wollten. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich nicht als Almosenempfänger des reichen Cousins aus dem Westen (aus dem Westen stimmte, reich ganz gewiss nicht) fühlen wollten.
Dieser Eindruck war so nachhaltig, dass ich bei meinen späteren Einkäufen im Intershop darauf verzichtet habe, sie um ihre Begleitung zu bitten. Zumal ich dann auch wusste, wo er war und wie ich in dieser verwinkelten Altstadt hinkam. Und ich hatte das Gefühl, dass den beiden das ganz recht war.
Ich habe mich oft gefragt, wie sich ein normaler DDR-Bürger ohne Westkontakte und damit wahrscheinlich auch ohne die DM gefühlt haben mag, wenn er mitten im Sozialistischen Arbeiterparadies Früchte sah (für die nicht so Bibelkundigen: Gemeint ist die Schöpfungsgeschichte), die für ihn unerreichbar waren.
Vielleicht bekomme ich hier die Antworten.

Ich hatte keine Verwandte im Westen, als ich noch klein war hatte meine Oma noch Verwandte in der Schweiz und fuhr dort noch oft hin. Später konnte meine Ome nicht mehr fahren wegen ihrer Gesundheit.
In meinen kleinen Ort, gab es auch einen Intershop, dort habe ich mir immer die Modelautos angesehen oder auch die ersten Faserstifte. Die waren für mich allerdings unerreichbar. Damit hatte ich mich abgefunden, es gab eben solche Dinge. Klar, meine Eltern haben mir das auch erklärt, dass es solche "Früchte" nur für Westgeld gab und wir dieses nicht haben.
Es würde mich noch interessieren wie alt den Dein Cousin und Cousine damals waren? Kinder sind doch normalerweise ganz anders, also ich hätte sicherlich auf Deine Frage genickt und nicht den Kopf geschüttelt. Aber so sind Kinder eben.
Die Dinge aus dem Intershop waren ja sonst unerreichbar und wurden ja auch überall als etwas "ganz besonderes" angesehen, also etwas was für Dich ja völlig normal war. Oftmals wurde ja auch alles aus dem Westen in Mark der DDR in Gedanken umgerechnet und hatte eben dann auch einen sehr hohen Wert. Ich denke, wenn die beiden damals noch Kinder waren, hat man sie zur Bescheidenheit erzogen.
Gruß vom Glatten

In einem anderen Beitrag habe ich schon mal erwähnt, dass mein Cousin ein Jahr und meine Cousine zwei Jahre jünger als ich sind.
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich erstmalig einen Intershop aufgesucht habe, es wird irgendwann in den 60ern gewesen sein. Damals war ich so 17, 18 oder 19 und meine Verwandten entsprechend jünger. Kinder im engeren Sinne waren wir also nicht mehr, sondern Jugendliche oder Heranwachsende.

Zitat von der glatte im Beitrag #2
I Die waren für mich allerdings unerreichbar. Damit hatte ich mich abgefunden, es gab eben solche Dinge. Klar, meine Eltern haben mir das auch erklärt, dass es solche "Früchte" nur für Westgeld gab und wir dieses nicht haben.
Dieser Hinweis bringt mich auf einen Gedanken, der vielleicht und in Ansätzen vergleichbar ist: Meine Eltern (Vater Arbeiter, Mutter Hausfrau) waren finanziell wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Und ich erinnere mich an die späten 50er und frühen 60er Jahre, als ich so plus/minus 10 Jahre alt war, als ich mir auch die Nase am Spielzeugladen plattgdrückt habe: Eine Märklin-Eisenbahn, das war für mich das ultimative Ziel meiner Wünsche. War aber nicht möglich, deutlich ausserhalb der Reichweite.
Allerdings mit dem Unterchied, dass ich wusste (oder ahnte): Irgendwann hast Du genug Geld, um dir diese Eisenbahn zu kaufen. OK, dass ich dann, als ich das Geld dafür hatte, mich nicht mehr für eine Märklin-Eisenbahn begeistern konnte, steht auf einem anderen Blatt


Ich kann mich damals noch an meine erste Coca Cola aus dem Intershop erinnern, die schmeckte richtig gut, irgendwie ganz anders wie heute. Auch gab es damals dass Geruecht dass die Levis-Jeans im Intershop nur billige Kopien waren. Und in Wirklichkeit sahen diese Intershop-Jeans nach ein paarmal waschen anders aus wie echte Jeans aus dem Westen. Was mir im Intershop damals immer wieder auffiel war dieser besondere Geruch welcher einen dort schon am Eingang empfang. Eine Mischung aus Spray, Waschpulver und Seife, ein Geruch den ich nie wieder irgendwo erlebt habe...

Ich muss mal blöd fragen:
Gabs tatsächlich Schallplatten im Intershop? Mir sind die zumindest nie aufgefallen, wobei meine Intershop-Erfahrungen sich auch nur auf den Bahnhof Friedrichstraße und die Läden bei den Autobahn-Raststätten beschränken.
Was mir bekannt ist, sind allgemein Elektronikartikel. habe in den 70ern auf Friedrichstraße mal ein Blitzgerät für meine Spiegelreflex gekauft - das Teil funzt immer noch, wenns auch von TTL und wie der Kram so heisst, keine Ahnung hat. Es blitzt einfach nur.
Gruss
icke

Mir blieb die Freude, all die unerreichbaren Sachen zu erkunden, als es sie dann endlich auch in der DDR gab . Filzstiffte,Jeans usw.
Wer die Bilder der Erstürmung der Prager Bodschaft sieht, wird das Gejammere wegen fehlender Jeans eh nicht verstehen. Schneejeans waren da ja vorherrschend.

als ich noch in der DDR wohnte gab es diese Intershops nicht.Ich habe die erst ab 1972 kennengelernt, als ich wieder nach Thüringen reisen konnte.
Mein erster Eindruck war, dass das ein Laden ist, in dem man von Gold bis Waschpulver alles bekam. Es war eine seltsame Warenzusammenstellung. Ein solches Geschäft hatte ich hier noch nicht gesehen.

Zitat von damals wars im Beitrag #7
Mir blieb die Freude, all die unerreichbaren Sachen zu erkunden, als es sie dann endlich auch in der DDR gab . Filzstiffte,Jeans usw.
Wer die Bilder der Erstürmung der Prager Bodschaft sieht, wird das Gejammere wegen fehlender Jeans eh nicht verstehen. Schneejeans waren da ja vorherrschend.
@damals wars
was verstehst du unter Schneejeans ?

Ich fand die Intershops als Westler immer merkwürdig. Klein, eng, "ostig",nicht wirklich günstig und eine ganz merkwürdige Warenauswahl. Ich habe dort nie was gekauft. Der merkwürdigste Intershop war eine Art Kaufhaus auf dem Dach eines Interhotel-Parkhauses an der Friedrichstraße. Da gab es Gartenlauben, Autos und den halben GENEX-Katalog.
Zitat
was verstehst du unter Schneejeans ?
Vermutlich "Marmor washed", war wohl zur Maueröffnungszeit "Phase".
#11

Zitat von icke46 im Beitrag #6
Ich muss mal blöd fragen:
Gabs tatsächlich Schallplatten im Intershop? Mir sind die zumindest nie aufgefallen, wobei meine Intershop-Erfahrungen sich auch nur auf den Bahnhof Friedrichstraße und die Läden bei den Autobahn-Raststätten beschränken.
Was mir bekannt ist, sind allgemein Elektronikartikel. habe in den 70ern auf Friedrichstraße mal ein Blitzgerät für meine Spiegelreflex gekauft - das Teil funzt immer noch, wenns auch von TTL und wie der Kram so heisst, keine Ahnung hat. Es blitzt einfach nur.
Gruss
icke
Ich kann mich sehr gut dran erinnern, als bei uns im Intershop 1986 das Objekt meiner Begierde hing, die "Black Celebration" von Depeche Mode. Die, die den Preis von ich glaube 26 DM bezahlen konnten, verscherbelten die Platte dann für 2000 Ost-Mark, und es gab genug die das bezahlten.
P.S. Wie ich finde, ist das bis heute die beste LP von DEMO

Schneejeans hörte ich zum erstenmal in Rebecca Menzel: "Jeans in der DDR. Vom tieferen Sinn einer Freizeithose" aus dem Ch. Links Verlag, hier eine Rezension ...
http://www.horch-und-guck.info/hug/archi.../heft-48/04820/
Gab es diesen Begriff wirklich schon vorwendlich?
Im Intershop kaufte ich gern Knopfzellen. Zum Beispiel eine SR41 kostete wimre 1,50 DM, oder war'ns 2,50?. Auf jeden Fall waren die in den sauteuren Ruhlamodellen verbaut, welche Ende der 80er bei einigen Dienstgraden Mode waren. Für den Austausch habe ich unabhängig vom Dienstgrad 25 DDR-Mark aufgerufen. Es war nicht der marginale Gewinn (endlos konnte ich nicht für 1:5 tauschen), sondern eher die Machbarkeit, welche mich da reizte.
Ostig und nicht wirklich günstig wie in #10 erwähnt kann ich nicht einschätzen, aber klein und eng war die Zwinglistraße sicher nicht.

Verrückt war auch, dass nach der Wende einige Intershops kurzfristig zu Sexshops wurden. An der Invalidenstraße in Berlin zum Beispiel.
Wie ging das mit denen eigentlich zu Ende? KoKo war ja SED-Vermögen, dass dann vermutlich beschlagnahmt wurde? Oder hat die PDS die Unternehmensstruktur irgendwie behalten und evtl. weiter geführt?

Bei vergleichbaren Fernseh-, Radio- und ähnlichen Unterhaltungsgeräten war der Preisunterschied zwischen West und Ost etwa 1:10. Da die DDR Geräte technisch etwa ein Jahr im Rückstand waren, könnte man den Unterschied etwa als 1:20 bewerten. Es wäre durchaus interessant gewesen, billige japanische Geräte in die DDR zu schmuggeln und den Erlös 1:5 wieder in DM zu tauschen. Um solche Umrubel-Transaktionen via Intershop abzuwickeln, brauchte man vermutlich Devisenausländer als Komplizen, die direkt mit Devisen zahlen konnten. Hätte man Tausende von DM Mark bei der Bank gegen Forumschecks getauscht, wäre man sicher aufgefallen..
Theo

Ein Jahr Rückstand? Da hatten schon die Westdeutschen VIEL mehr Rückstand hinter den Japanern. Eher ein Jahrzehnt.
Sony und Co die hatten schon digitale Tuner, LEDs, Digitalanzeigen für jeden Mist und waren winzig klein. Da kam ein SABA, Nordmende oder Grundig nicht mehr mit. Und RFT oder Stern Radio auch nicht.
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