Wechselwirkungen zwischen der DDR und der BRD/Westberlin

19.10.2013 19:24von chantre
Frage
Wechselwirkungen zwischen der DDR und der BRD/Westberlin

Ich möchte mal ein Thema zu den vielfältigen und nicht immer bekannten Wechselwirkungen zwischen der DDR und der BRD bzw. Westberlin eröffnen.
Punkt 1: Müllbeseitigung
Mir sind die Deponien Ketzin und Schönberg bekannt, wo gegen eine erkleckliche Summe harter Währung westlich erzeugter Müll sozialistisch beseitigt bzw. recycelt wurde. Eine nicht ganz saubere Geschichte, weil ja zum Beispiel in Schönberg auch Problemmüll entsorgt wurde. Nach meiner Kenntnis hatte zum Beispiel die Stadt Lübeck zu DDR-Zeiten kein Problem, giftige Abfälle in Schönberg zu entsorgen, obwohl dadurch die Trinkwassereinzugsgebiete der Stadt eventuell belastet wurden.
Ein nicht unerheblicher Teil westberliner Hausmüll landete in Ketzin. Dafür gab es sogar eine Verladestation der BSR, wo von Gummi auf Schiene umgeladen wurde.
Vielleicht kann mal ein Insider etwas zu den Regularien und auch zum Regime auf der Deponie sagen. Ich kann mir vorstellen, dass mann von seiten der DDR kein Interesse an "sozialistischen" SecondHand-Verwertern hatte. Ich weiß aus meiner Zeit bei der Trapo-Schutzpolizei, dass Altpapierwagen aus der BRD für Papierfabriken in der DDR einer "besonderen" Betreuung unterlagen.
Punkt 2: Fäkalien aus Westberlin wurden auf den Rieselfeldern rund um Berlin in der DDR verrieselt. Es gab so einen Spruch: " Wenn wir wollen, können wir den Westen in der eigenen Sch.... ersticken lassen." Vielleicht nicht so gewollt, aber ein gewisses Drohpotential kann man nicht verleugnen.
Punkt 3: Kalibergbau/ Erdöl Man hat verschiedenes gehört, aber nichts genaues weiß man nicht. Wie war das z. B. mit der Bewetterung von einigen westdeutschen Schächten.Ich weiß z. B. von Bohrungen auf DDR-Gebiet, die schräg feindwärts vorgetrieben wurden, um an Vorkommen in diesem Gebiet zu gelangen. Wie wurde z. B. im Bereich Salzwedel, die Grenzsicherung der Bohrtürme realisiert.
Das sind erst mal einige Punkte, die ich zur Diskussion stellen möchte. Bestimmt gibt es weitere, die von anderen Usern eingebracht werden können. Ich denke nur an Bahn, Schiffahrt, Flugverkehr usw.
Ich würde mich freuen, wenn sich viele User beteiligen.

19.10.2013 19:32von ( gelöscht )
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Zitat von chantre im Beitrag #1
Mir sind die Deponien Ketzin und Schönberg bekannt, wo gegen eine erkleckliche Summe harter Währung westlich erzeugter Müll sozialistisch beseitigt bzw. recycelt wurde.


1 Milliarde DM nennst du erklecklich?

Ich bin mir nicht sicher, ob die Trinkwasser-Belastung beispielsweise in Bitterfeld-Wolfen (Silbersee) nicht noch größer war. Und da gab es nichts.

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connies9 ( gelöscht )
19.10.2013 19:44von ( gelöscht )
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Halli,

die Info, dass Lübeck kein Problem mit Schönberg und dem Mülltourismus hatte ist def. falsch, Es gab da Blockaden der Güst Schlutup unsw.

Vielleicht weiß der User Schlutup da Näheres? Ich habe das nur am Rande mitbekommen, wohne da ja 100 km entfernt. Ist schon irre, dass 10 km weiter das Biosphärenreservat beginnt.

Der Punkt war der, dass aus ganz Europa dort Sondermüll verbuddelt wurde, jede Menge Batterien, Asche aus Müllverbrennungsanlagen, undundund.....

Arbeiter in Vollschutzanzügen luden dort ab, Tankzüge ließen 35 m³ irgendwelche Laugen und Säuren oder Giftbrühe ab, unvorstellbar was da alles hin gekarrt wurde.

Westdeutsche Unternehmen hatten eigene Radlader zur Entladung dort.

Der Stauraum für LKW und die Abfertigung sowie der Zaun der Deponie erinnerten mich immer an den gerade erfolgten Grenzübertritt.

Mfg Berlin

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19.10.2013 22:45von chantre
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Schönberg war meines Wissens eine von mehreren Deponien. Wenn dort , wie Du schreibst westdeutsche Firmen eigene Radlager vorhielten, dann war zumindest anzunehmen, dass man wußte was dort ablief. In meinen Augen scheinheilig. Aber irgendwie läuft es doch heute genauso, bloß dass die Lieferungen nicht mehr In Europa bleiben, sondern jetzt nach Afrika oder Asien gehen. Ein Land ist immer arm genug, um gegen Bares den Müll zu übernehmen.

Deponiestandorte in der DDR
Schönberg jährlich mehr als eine Million Tonnen Haus- und Industriemüll aus der BRD
Röteberg Ausweichdeponie für Sondermüll aus Italien und BRD
Deetz 3 millionen Tonnen Bauschutt aus Westberlin
Vorketzin jährlich 400.000 t Hausmüll und 55.000 t Sondermüll aus Westberlin und BRD
Schöneiche jährlich 630.000 t Hausmüll aus Westberlin und ca. 50.000 t Sondermüll aus der BRD

19.10.2013 23:16von ( gelöscht )
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Klar wussten die das.

Ein Bekannter von mir war techn. verantwortlicher Meister für die Kfz eines Abfallentsorgers in Schönberg. Der hatte ´ne spezielle Einreiseklausel im Pass, konnte zu jeder Tages- und Nachtzeit mit seinem Werkstattwagen einreisen um die LKW und Radlader wieder in Gang zu bekommen.

Der sagte immer: Wenn die Deponie voll ist wird die Grenze begradigt und wir haben den Mist dann wieder im Westen, buddeln den Müll wieder aus und zahlen dann das 2. mal an den Osten.

Mfg Berlin

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20.10.2013 00:23von ( gelöscht )
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Ich frage mich ob die ostdeutschen Westmüllentsorger speziell beim westlichen Papiermüll nicht ab und an in Versuchung gerieten und wie die ostdeutschen Sicherheitsorgane dieser Versuchung der ostdeutschen Westmüllentsorger entgegensteuerten?
Speziell E.H. soll ja neben seinem Dasein als Generalsekretär auch ein Mensch gewesen sein und nach unbestätigten Gerüchten soll er ja als Mensch durchaus für westlichen Schund und Schmutz eine gewisse Offenheit besessen haben
Wurde den Werktätigen an der Westberliner Müllfront auch so etwas zugestanden?

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Grenzwolf62 ( gelöscht )
20.10.2013 00:38von ( gelöscht )
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Die DDR hat dafuer jede Menge Westkohle kassiert. Ausserdem war der Smog und die Wasserverschmutzung aus Ostberlin, auch ein Problem fuer Westberlin. Die Fluesse in Westberlin und der BRD waren verschmutzt durch abwaesser und Abfaelle aus der DDR. Nicht nur die Westberliner haben Muell verursacht.

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West_Tourist ( gelöscht )
20.10.2013 01:43von ( gelöscht )
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Zitat von Grenzwolf62 im Beitrag #6
Ich frage mich ob die ostdeutschen Westmüllentsorger speziell beim westlichen Papiermüll nicht ab und an in Versuchung gerieten und wie die ostdeutschen Sicherheitsorgane dieser Versuchung der ostdeutschen Westmüllentsorger entgegensteuerten?
Speziell E.H. soll ja neben seinem Dasein als Generalsekretär auch ein Mensch gewesen sein und nach unbestätigten Gerüchten soll er ja als Mensch durchaus für westlichen Schund und Schmutz eine gewisse Offenheit besessen haben
Wurde den Werktätigen an der Westberliner Müllfront auch so etwas zugestanden?


und ich frage mich , ach nee ich frage mich nicht !!
für mich ist dieser beitrag # 6 , einfach nur sondermüll !!!

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frank ( gelöscht )
20.10.2013 01:53von ( gelöscht )
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Zitat von frank im Beitrag #8
Zitat von Grenzwolf62 im Beitrag #6
Ich frage mich ob die ostdeutschen Westmüllentsorger speziell beim westlichen Papiermüll nicht ab und an in Versuchung gerieten und wie die ostdeutschen Sicherheitsorgane dieser Versuchung der ostdeutschen Westmüllentsorger entgegensteuerten?
Speziell E.H. soll ja neben seinem Dasein als Generalsekretär auch ein Mensch gewesen sein und nach unbestätigten Gerüchten soll er ja als Mensch durchaus für westlichen Schund und Schmutz eine gewisse Offenheit besessen haben
Wurde den Werktätigen an der Westberliner Müllfront auch so etwas zugestanden?


und ich frage mich , ach nee ich frage mich nicht !!
für mich ist dieser beitrag # 6 , einfach nur sondermüll !!!


Gelöscht da vertippt.

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Grenzwolf62 ( gelöscht )
20.10.2013 01:58von ( gelöscht )
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Zitat von Grenzwolf62 im Beitrag #9
Zitat von frank im Beitrag #8
[quote=Grenzwolf62|p297489]Ich frage mich ob die ostdeutschen Westmüllentsorger speziell beim westlichen Papiermüll nicht ab und an in Versuchung gerieten und wie die ostdeutschen Sicherheitsorgane dieser Versuchung der ostdeutschen Westmüllentsorger entgegensteuerten?
Speziell E.H. soll ja neben seinem Dasein als Generalsekretär auch ein Mensch gewesen sein und nach unbestätigten Gerüchten soll er ja als Mensch durchaus für westlichen Schund und Schmutz eine gewisse Offenheit besessen haben
Wurde den Werktätigen an der Westberliner Müllfront auch so etwas zugestanden?


und ich frage mich , ach nee ich frage mich nicht !!
für mich ist dieser beitrag # 6 , einfach nur sondermüll !!!


Warum?
Eventuell kannst du ja auch mal ganz ohne virtuelle Bratpfannen zu schwingen eine explizite Antwort erzeugen.
Explizit bedeudet, als leichte Hilfestellung, sinngemäß auf dem Punkt.

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Grenzwolf62 ( gelöscht )
20.10.2013 07:30von ( gelöscht )
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Zitat
Eventuell kannst du ja auch mal ganz ohne virtuelle Bratpfannen zu schwingen eine explizite Antwort erzeugen



Guten Morgen,

ich glaube das der Gut´ste das gar nicht will.

Ob das allerdings nur an der "Gruppenfarbe" liegt wage ich zu bezweifeln.Es ist doch einfacher, irgendwelche Behauptungen in den Raum zu stellen.

Dreck aus dem Osten: Die Elbe "brachte" jede Menge Schwermetalle mit. Seit der Wende und Schließung div. Kombinate hat die Schadstoffbelastung deutlich abgenommen.

Und bevor wieder ein Aufschrei der ewig Unverbesserlichen erhallt:

Zitat
Seit den 80er-Jahren, als die Verschmutzung der Elbe ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurden mehr als 100 Millionen Euro in eine Verbesserung der Wasserqualität investiert.



Quelle: http://www.abendblatt.de/hamburg/article...efaehrlich.html

Zitat


Die Wasserqualität der Elbe hat sich seit der Wende erheblich verbessert. Dennoch sieht Sachsens Umweltministerium noch Spielraum. „Zwar bleibt noch viel zu tun, bis der von der EU geforderte gute Zustand für die Elbe erreicht ist“, sagte Ministeriumssprecher Frank Meyer der Nachrichtenagentur dpa. Dennoch sei die Verbesserung nicht zu übersehen. „Ein gestiegener Sauerstoffgehalt hat dazu geführt, dass die 1990 faktisch tote Elbe heute wieder Lebensraum für zahlreiche Fische bietet. Das beste Beispiel ist der zurückgekehrte Lachs.“

Nach Angaben Meyers sind die Belastungen der Elbe deutlich gesunken - etwa durch Phosphor- oder Chlorverbindungen. Der Grund hängt vor allem mit dem industriellen Wandel im Elbtal zusammen. Zahlreiche Betriebe, die vormals das Wasser verschmutzten, sind verschwunden oder haben moderne Kläranlagen und Filtersysteme installiert.



Quelle: http://www.mz-web.de/mitteldeutschland/w...6,23846378.html

Ungeachtet dessen kommt noch genug Dreck aus Tschechien.

Dreck auch durch Leuna und Co, der objektive Leser wird sich vielleicht ohne große Probleme an Bitterfeld erinnern, an den Smog in der Gegend.

Mfg Berlin

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( gelöscht )
20.10.2013 11:21von chantre
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Westmüllentsorgung in der DDR ist bestimmt ein interessantes Thema, aber nur Teil der von mir hinterfragten Wechselwirkungen. Wer kann etwas über den Grenzkohlepfeiler im Bereich Helmstedt/Harbke berichten. Ich las von intensiven Verhandlungen zwischen DDR und BRD. In einem Artikel las ich von von Einschränkungen der Grenzsicherung im Abbaugebiet. Den Grenztruppen soll der Zugang verweigert gewesen sein.
Ich stelle mal einen Link ein der sich mit dem deutsch-deutschen Tagebau beschäftigt. Vielleicht haben wir Zeitzeugen bei uns im Forum.

http://www.horch-und-guck.info/hug/archi.../heft-64/06411/

20.10.2013 12:01von ( gelöscht )
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Umweltschutz ist teuer, deswegen kann sich das nur ein reiches Land leisten. In armen Ländern, wo es um den täglichen Überlebenskampf geht, herrschen andere Prioritäten. Umweltschutz in der DDR konnte auch nicht funktionieren, da ja die Betriebe Staatseigentum waren. Der Staat hat ja nichts davon, wenn er sich bei Umweltverstößen selbst bestrafen würde. Ohne Sanktionen kann man aber keine Umweltauflagen durchsetzen.
Müll wurde importiert und wertvolle Antiquitäten exportiert. Als ich davon in der DDR hörte, war mir klar das dieses System keine Zukunft hat.

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Eisenacher ( gelöscht )
20.10.2013 20:21von 94
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Zitat von Grenzwolf62 im Beitrag #10
Explizit bedeudet, als leichte Hilfestellung, sinngemäß auf dem Punkt.

Nee, das iss À point, also innen rosa und außen braun.
Explizit bedeutet auch ausführlich, aufwendig, wortreich. Und das kann man dem @frank ja nun wirklich nicht zum Vorwurf machen. Meinen Respekt aber verdient er, wenn er ausdrücklich, deutlich, direkt, eindeutig, klar, also im ersten Sinne des benutzten Fremdwortes diesen Beitrag #6 als Sondermüll bezeichnet.

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94
21.10.2013 13:09von ( gelöscht )
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Zitat
Punkt 3: Kalibergbau/ Erdöl Man hat verschiedenes gehört, aber nichts genaues weiß man nicht. Wie war das z. B. mit der Bewetterung von einigen westdeutschen Schächten.Ich weiß z. B. von Bohrungen auf DDR-Gebiet, die schräg feindwärts vorgetrieben wurden, um an Vorkommen in diesem Gebiet zu gelangen. Wie wurde z. B. im Bereich Salzwedel, die Grenzsicherung der Bohrtürme realisiert.



Hallo @chantre, ich kann hier nur eine Antwort zum Territorium Südthüringen/Hessen liefern. Auf hessischer Seite wurde im Kali genauso bewettert wie auf DDR-Gebiet, mit einem einziehenden und einem ausziehenden Schacht. Von den von dir erwähnten Bohrungen auf DDR-Gebiet ist nichts bekannt.

Quelle: Papa: Dipl-ing Fachrichtung Bergbau

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Grenzverletzerin ( gelöscht )
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