Geisterbahnhöfe in der Berliner S- und U-Bahn

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16.08.2013 09:24
avatar  icke46
#1
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Angeregt durch das von mir im Thread FDJ 2013 erwähnte Kuriosum, dass der U-Bahnhof "Walter-Ulbricht-Stadion" in "Stadion der Weltjugend" umbenannt wurde, obwohl dort nur die Züge der West-Berliner U-Bahn ohne Halt durchfuhren (so dass man sich fragt, warum eine Station, die keine ist, einen neuen Namen brauchte), drängte sich mir die Frage auf, warum es diese Geisterbahnhöfe überhaupt gab?

Ich kann ja heute noch die Stationen der Nord-Süd-S-Bahn herbeten, die ich in meiner Kindheit und Jugend durchfahren habe: Einstieg Humboldthain (West), Nordbahnhof und Oranienburger Straße (Geisterbahnhöfe), Friedrichstraße (Umsteigebahnhof und Grenzübergang), Unter den Linden und Potsdamer Platz wieder Geisterbahnhöfe, Anhalter Bahnhof war man wieder im Westen.

Die Frage, die sich mir stellt: Warum hat man diese Bahnhöfe offengehalten - wäre es nicht überwachungstechnisch einfacher gewesen, auch diese Bahnhsteige zuzumauern? So, wie es war, hatte es ja etwas gruseliges an sich; Bahnsteige, die nur trübe ausgeleuchtet waren, und hier und da so man einen Schatten stehen und einen MPi-Lauf blinken, das war schon ein eigenartiges Gefühl.

Gruss

icke


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16.08.2013 09:39
avatar  Zaunkönig ( gelöscht )
#2
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Zaunkönig ( gelöscht )

Grüß Dich icke46,
wie stellst du Dir denn das Zumauern vor? Oben waren sie ja zum größten Teil dicht gemacht. In der Friedrichstraße zwischen dem Bahnhof und der Weidendammer Brücke waren sogar die Eingänge zu den beiden Bahnhöfen der S- und U-Bahn vollkommen aus dem Stadtbild verschwunden. Werde mal suchen, ob ich ein Bild aus vor Mauerzeiten finde, dann stelle ich das mal hier ein.
Peter, der Zaunkönig


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16.08.2013 09:49
avatar  icke46
#3
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Wie stelle ich mir das vor?

Nun, man hätte doch einfach an den Bahnsteigkanten beiderseits eine Mauer hochziehen können - mit der Zeit wäre die Wirkung aus Sicht der durchfahrenden Bahnen so gewesen, als wenn dort nie irgendeine Station existiert hätte. Die Stellwerke (ich glaube, zumindest am Nordbahnhof war eins) wären ja für die Reichsbahner weiterhin zugänglich gewesen.

Apropos Zugänge: Ich meine, mal gelesen zu haben, dass der Zugang zur S-Bahn-Station Unter den Linden am Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor mit einem Kiosk oder Ähnlichem getarnt wurde. Kann das jemand bestätigen?

Gruss

icke


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16.08.2013 09:49
avatar  Duck ( gelöscht )
#4
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Duck ( gelöscht )

Zitat von icke46 im Beitrag #1
Angeregt durch das von mir im Thread FDJ 2013 erwähnte Kuriosum, dass der U-Bahnhof "Walter-Ulbricht-Stadion" in "Stadion der Weltjugend" umbenannt wurde, obwohl dort nur die Züge der West-Berliner U-Bahn ohne Halt durchfuhren (so dass man sich fragt, warum eine Station, die keine ist, einen neuen Namen brauchte), drängte sich mir die Frage auf, warum es diese Geisterbahnhöfe überhaupt gab?

Ich kann ja heute noch die Stationen der Nord-Süd-S-Bahn herbeten, die ich in meiner Kindheit und Jugend durchfahren habe: Einstieg Humboldthain (West), Nordbahnhof und Oranienburger Straße (Geisterbahnhöfe), Friedrichstraße (Umsteigebahnhof und Grenzübergang), Unter den Linden und Potsdamer Platz wieder Geisterbahnhöfe, Anhalter Bahnhof war man wieder im Westen.

Die Frage, die sich mir stellt: Warum hat man diese Bahnhöfe offengehalten - wäre es nicht überwachungstechnisch einfacher gewesen, auch diese Bahnhsteige zuzumauern? So, wie es war, hatte es ja etwas gruseliges an sich; Bahnsteige, die nur trübe ausgeleuchtet waren, und hier und da so man einen Schatten stehen und einen MPi-Lauf blinken, das war schon ein eigenartiges Gefühl.

Gruss

icke



Ich bin mir da garnicht so sicher ob solche Geisterbahnhöfe nicht als Schleuse für gewisse "Herren" dienten u.a.


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16.08.2013 09:54
avatar  icke46
#5
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Naja - als Schleuse war ja eher der Bahnhof Friedrichstraße optimal - da konnte man problemlos Leute in die umsteigenden Menschenmassen einschleusen, so voll, wie der Bahnhof immer war, fiel es sicher nicht auf.

Wobei es natürlich interessant wäre, ob die West-Schlapphüte auch regelmässig in den Menschenmassen unterwegs waren, um eventuell Schleusungen zu entdecken.

Gruss

icke


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16.08.2013 09:58 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2013 09:59)
avatar  Duck ( gelöscht )
#6
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Duck ( gelöscht )

Zitat von icke46 im Beitrag #5
Naja - als Schleuse war ja eher der Bahnhof Friedrichstraße optimal - da konnte man problemlos Leute in die umsteigenden Menschenmassen einschleusen, so voll, wie der Bahnhof immer war, fiel es sicher nicht auf.

Wobei es natürlich interessant wäre, ob die West-Schlapphüte auch regelmässig in den Menschenmassen unterwegs waren, um eventuell Schleusungen zu entdecken.

Gruss

icke



Friedrichstr. und ich glaube Alexanderplatz waren ja bekannt...vielleicht war ja da ein Geisterbahnhof unauffälliger...in jeden Fall taten mir da die Grenzer leid die auf solchen Geisterbahnhof Dienst machen mussten oder ist man da als "Normalgrenzer" garnicht eingesetzt worden?


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16.08.2013 10:20 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2013 10:21)
avatar  Wolle76 ( gelöscht )
#7
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Wolle76 ( gelöscht )

@Duck,

Grenzbahnhöfe waren Nur Friedrichstraße,Stadtmitte,Stadion der Weltjugend,Nordbahnhof,Potsdamer Platz,Bernauer Straße und Heinrich Heine Straße.

Bei allen anderen Würde es keinen Sinn machen, desweiteren wurden die Ja von TraPo und GT überwacht/gesichert. Wäre Schwierig da jemanden zu Schleusen wo es Menschenleer ist.

Das ging am allerbesten im Getümmel Friedrichstraße.

P.S.: Alex war komplett dicht, da hatt man die Wand zu den Bahnsteigen U8 vom Zwischengeschoß sogar mit den entsprechenden Frabfließen dann verkleidet.


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16.08.2013 11:15
avatar  eisenringtheo ( gelöscht )
#8
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eisenringtheo ( gelöscht )

Zitat von icke46 im Beitrag #3
(...)
Apropos Zugänge: Ich meine, mal gelesen zu haben, dass der Zugang zur S-Bahn-Station Unter den Linden am Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor mit einem Kiosk oder Ähnlichem getarnt wurde. Kann das jemand bestätigen?

Gruss

icke



Ich glaube das müsste hier links gewesen sein, könnte eine Bahnhofsuhr sein (1964)

http://www.flickr.com/photos/allhails/37...76181/lightbox/
1984 stand an dieser Stelle ein kioskartiges Häuschen.
Weihnachten 1964 hat man sich gewaltige Mühe gegeben, das Brandenburger Tor festlich aussehen zu lassen...

http://www.flickr.com/photos/allhails/37...157604384476181
Theo


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16.08.2013 11:18
avatar  Wolle76 ( gelöscht )
#9
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Wolle76 ( gelöscht )

Nee Theo,

das war als "Wachhäuschen" legendiert und stand glaube ich auf der andern Straßenseite. Gut zu sehen in dem Buch "Geisterbahnhöfe".


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16.08.2013 11:50
avatar  Heckenhaus ( gelöscht )
#10
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Heckenhaus ( gelöscht )

Zitat von Wolle76 im Beitrag #7
@Duck,

Grenzbahnhöfe waren Nur Friedrichstraße,Stadtmitte,Stadion der Weltjugend,Nordbahnhof,Potsdamer Platz,Bernauer Straße und Heinrich Heine Straße.



Nicht zu vergessen Jannowitzbrücke, Heinrich-Heine-Straße, Rosenthaler Platz, Weinmeisterstraße, Französische Straße...

.


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16.08.2013 12:02
avatar  eisenringtheo ( gelöscht )
#11
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eisenringtheo ( gelöscht )

Zitat von Heckenhaus im Beitrag #10
Zitat von Wolle76 im Beitrag #7
@Duck,

Grenzbahnhöfe waren Nur Friedrichstraße,Stadtmitte,Stadion der Weltjugend,Nordbahnhof,Potsdamer Platz,Bernauer Straße und Heinrich Heine Straße.



Nicht zu vergessen Jannowitzbrücke, Heinrich-Heine-Straße, Rosenthaler Platz, Weinmeisterstraße, Französische Straße...

.



Geheim gefilmte Fahrt (U8) aus dem Jahre 1987

Theo


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16.08.2013 12:42
avatar  Grstungen386 ( gelöscht )
#12
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Grstungen386 ( gelöscht )

@icke46, richtig gutes thema, interessiert mich voll, suchte schon als 11-jähriger Friedrichshainer Eingänge dieser Geisterbahnhöfe, liebe Grüsse aus Berlin, Hauptstadt der DDR .


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16.08.2013 13:28
avatar  josy95
#13
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Zitat von Grstungen386 im Beitrag #12
@icke46, richtig gutes thema, interessiert mich voll, suchte schon als 11-jähriger Friedrichshainer Eingänge dieser Geisterbahnhöfe, liebe Grüsse aus Berlin, Hauptstadt der DDR .



@Grstungen,


...dann schreib doch mal Deine Erlebnisse aus dieser Zeit nieder! Das interessiert doch uns Außenstehende richtig!

josy95

Günter Schabowski hatte es in seiner legendären Pressekonferenz am 09.11.1989 wahrlich nicht leicht und vor allem keine Zeit, den genauen Zeitpunkt der Einführung der neuen DDR- Reisegesetze bei Krenz oder im SED- Politbüro zu hinterfragen.
Jeder kennt das Ergebnis.
Politiker von heute haben den Vorteil, nicht unter Zeitdruck zu stehen wie einst Schaboweski und das Politbüro der SED.
Und bevor sie in die Öffentlichkeit gehen, nocheinmal die Lobbyisten zu fragen, die ihnen die Gesetze geschrieben haben ...


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16.08.2013 21:41
avatar  Fritze ( gelöscht )
#14
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Fritze ( gelöscht )

Sehr interessant ! Bitte weiter ! Hoffentlich schreiben noch viele Zeitzeugen zu diesem Thema !
MfG Fritze


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16.08.2013 22:05
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#15
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( gelöscht )

Zitat von Duck im Beitrag #6
Friedrichstr. und ich glaube Alexanderplatz waren ja bekannt...vielleicht war ja da ein Geisterbahnhof unauffälliger...in jeden Fall taten mir da die Grenzer leid die auf solchen Geisterbahnhof Dienst machen mussten oder ist man da als "Normalgrenzer" garnicht eingesetzt worden?


Ich hab dazu mal meinen alten Herren befragt. Zu seiner Zeit (gedient 74/75 im GüST-SiR 26) wurden die Bahnhöfe, die keine offiziellen Stationen waren, von den Trapos bewacht/bestreift. Nur dort wo der Bahnhof der letzte vor einem im Westteil war, standen Grenzer.

Bsp. Nordbahnhof - da stand mein alter Herr unten im Bahnhof, der nächste Bahnhof wäre dann Humboldthain im Westteil. Der Bahnhof im Osten, vor dem NOB war ein Geisterbahnhof (Oranienburger Str.) und da waren Trapos, die während einer Schicht auch Kontakt zu meinem alten Herren hatten. In der Nachschicht kamen die auch mal zu einer Zigarettenpause zu ihm.

So, ich hoffe ich hab das was er gesagt hat richtig wiedergegeben. ^^


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