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FASCHISTEN IN DER DDR UND ANTIFASCHISTISCHER WIDERSTAND

Um ehrlich zu sein, für mich war bisher die DDR der deutsche Staat, in dem nach dem Krieg konsequenter und gründlicher die Entnazifizierung vorangetrieben wurde, Kriegsverbrecher verurteilt wurden und zumindest die Führungsriege frei von ehemaligen Nazis war. Deswegen ging der von der DDR proklamierte Antifaschismus für mich voll in Ordnung. Allerdings bekommt diese Betrachtungsweise nach etwas Beschäftigung mit dem Thema langsam Risse. Offentsichtlich wurde die nach dem Krieg begonnende Linie irgendwann verlassen. Oder anders gesagt, es beschleicht mich das Gefühl, das eine wirkliche Entnazifizierung in beiden deutschen Staaten nie stattgefunden hat.
http://www.antifa-nazis-ddr.de/n/10019451.011.php
"In der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR gab es nur eine einseitige Faschismusrezeption, die im Kern als Ursachen von Hitler, Holocaust und 2. Weltkrieg "die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischsten, am meisten imperialistischsten Elemente des Finanzkapitals" ausmachte. Aus diesem Grund kann es nicht verwundern, daß es bis heute nie zu einer offenen Diskussion darüber kam, was in einem deutschen sozialistischem Staat nach dem deutschen faschistischen Staat, nach dem Holocaust, mit den in Deutschland lebenden deutschen Menschen passieren sollte. Hinzu kam, daß der sozialistische Staat auf deutschem Boden nicht durch eine Revolution, sondern vielmehr während der Besetzung der Roten Armee der Sowjetunion aufgebaut wurde.
Es wäre unumgänglich gewesen, eine offene, demokratische Aufarbeitung und Diskussion zu führen: über die Machtergreifung Hitlers und die Unterstützung durch den Großteil des deutschen Volkes und den Wiederaufbau nach der Befreiung Deuschlands. Aber dem stand Stalin im Weg und das Mißtrauen der Überlebenden, Antifaschisten und Juden, gegenüber einem Großteil des deutschen Volkes. Es bleibt der Eindruck einer schizophrenen SED-Führung, die einerseits dem Volk mißtraute, gleichzeitig aber auch Alt-Nazis in führende Positionen hievte - und deswegen nie eine wirklich die Gesellschaft erfassende antifaschistische Umwälzung in die Wege bringen konnte.
Bei, für den Wiederaufbau benötigtem Fachpersonal, Spezialisten, Technikern, Ärzten, wurde im Konflikt zwischen politischem Entnazifizierungsprinzip und wirtschaftlichem Interesse die Fachkompetenz zuweilen höher bewertet, als die politische Belastung, Beispiel.: Land Sachsen-Anhalt, Stand 31. Januar 1947, NSDAP-Anteil in %: Volksbildung: 0,2; Polizei: 0,8; Gesundheitswesen: 25,0; Industrie: 10,0; Postwesen: 17,1; Justiz/Gerichte/Staatsanwaltschaft: 6,0 usw.
Einfache NSDAP-Mitglieder und Mitläufer erhielten im August 1947 ihr aktives und passives Wahlrecht wieder, nachdem im September 1946 die ersten Gemeindewahlen, im Oktober 1946 die ersten Wahlen zu den Land- und Kreistagen in der Sowjetischen Besatzungszone stattgefunden hatten. "Es lebe die SED, der große Freund der kleinen Nazis" formulierte damals ein ehemaliges NSDAP-Mitglied anläßlich einer von der SED einberufenen Versammlung . 1953 zählte die SED etwa 150.000 Mitglieder, die ehemalige Wehrmachtsangehörige im Offiziers- bzw. Unteroffiziersrang waren oder der NSDAP bzw. einer ihrer Gliederungen angehört hatten, damaliger Gesamtmitgliederstand: rund 1,2 Millionen. Im Mai 1948 wurde für einen Teil ehemaliger Nazis die NDPD (National-Demokratische Partei Deutschlands) als weitere Blockpartei gegründet, die bis zum Ende der DDR in der Volkskammer mitregierte.
Im Jahre 1965 waren so noch 53 Alt-Nazis Abgeordnete der Volkskammer, 12 Mitglieder und Kandidaten des ZK der SED, 2 Mitglieder des Staatsrates der DDR und 5 besaßen Landesministerposten. Etliche Alt-Nazis halfen beim Aufbau der "Volkspolizei" und der NVA. In den Medien besaßen sie großen Einfluß. Sie bekleideten die Stellungen von Chefredakteuren und bildeten z.B. in den Redaktionen des "Neuen Deutschland" und der "Deutschen Außenpolitik" eigene Arbeitsgruppen. In all diesen "roten" Institutionen ließen sich Nazis finden, dort gab es ehemalige SS-Mitglieder, SA-Führer, Vertrauensleute der Gestapo, Angehörige von Propagandakompanien, Mitarbeiter des NS-Rundfunks, des "Völkischen Beobachters", des "Schwarzen Korps", Beamte des Propagandaministeriums, Mitglieder des "SS-Rasse und Siedlungs-Hauptamtes", Angehörige der "Legion Condor".
In all den Jahren des 40jährigen Bestehens der DDR wurden die zuständigen DDR-Einrichtungen durch verschiedene Archive und Organisationen - vom Dokumentationszentrum des Bund Jüdischer Verfolgter des Naziregimes in Wien bis zu dem Westberliner Verein
"Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen" - auf die Arbeit von Alt-Nazis in führenden Gremien der DDR hingewiesen. Es wurden regelmäßig Listen von belasteten Personen überreicht. Die Reaktion war immer gleich Null. Während Hinweise auf Nazis im eigenen Apparat ignoriert wurden, wurde zur Verfolgung und Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen in der BRD eine Extraabteilung geschaffen. "

Zitat von Schuddelkind im Beitrag #1
Um ehrlich zu sein, für mich war bisher die DDR der deutsche Staat, in dem nach dem Krieg konsequenter und gründlicher die Entnazifizierung vorangetrieben wurde, Kriegsverbrecher verurteilt wurden und zumindest die Führungsriege frei von ehemaligen Nazis war. Deswegen ging der von der DDR proklamierte Antifaschismus für mich voll in Ordnung. Allerdings bekommt diese Betrachtungsweise nach etwas Beschäftigung mit dem Thema langsam Risse. Offentsichtlich wurde die nach dem Krieg begonnende Linie irgendwann verlassen. Oder anders gesagt, es beschleicht mich das Gefühl, das eine wirkliche Entnazifizierung in beiden deutschen Staaten nie stattgefunden hat.
http://www.antifa-nazis-ddr.de/n/10019451.011.php
"In der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR gab es nur eine einseitige Faschismusrezeption, die im Kern als Ursachen von Hitler, Holocaust und 2. Weltkrieg "die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischsten, am meisten imperialistischsten Elemente des Finanzkapitals" ausmachte. Aus diesem Grund kann es nicht verwundern, daß es bis heute nie zu einer offenen Diskussion darüber kam, was in einem deutschen sozialistischem Staat nach dem deutschen faschistischen Staat, nach dem Holocaust, mit den in Deutschland lebenden deutschen Menschen passieren sollte. Hinzu kam, daß der sozialistische Staat auf deutschem Boden nicht durch eine Revolution, sondern vielmehr während der Besetzung der Roten Armee der Sowjetunion aufgebaut wurde.
Es wäre unumgänglich gewesen, eine offene, demokratische Aufarbeitung und Diskussion zu führen: über die Machtergreifung Hitlers und die Unterstützung durch den Großteil des deutschen Volkes und den Wiederaufbau nach der Befreiung Deuschlands. Aber dem stand Stalin im Weg und das Mißtrauen der Überlebenden, Antifaschisten und Juden, gegenüber einem Großteil des deutschen Volkes. Es bleibt der Eindruck einer schizophrenen SED-Führung, die einerseits dem Volk mißtraute, gleichzeitig aber auch Alt-Nazis in führende Positionen hievte - und deswegen nie eine wirklich die Gesellschaft erfassende antifaschistische Umwälzung in die Wege bringen konnte.
Bei, für den Wiederaufbau benötigtem Fachpersonal, Spezialisten, Technikern, Ärzten, wurde im Konflikt zwischen politischem Entnazifizierungsprinzip und wirtschaftlichem Interesse die Fachkompetenz zuweilen höher bewertet, als die politische Belastung, Beispiel.: Land Sachsen-Anhalt, Stand 31. Januar 1947, NSDAP-Anteil in %: Volksbildung: 0,2; Polizei: 0,8; Gesundheitswesen: 25,0; Industrie: 10,0; Postwesen: 17,1; Justiz/Gerichte/Staatsanwaltschaft: 6,0 usw.
Einfache NSDAP-Mitglieder und Mitläufer erhielten im August 1947 ihr aktives und passives Wahlrecht wieder, nachdem im September 1946 die ersten Gemeindewahlen, im Oktober 1946 die ersten Wahlen zu den Land- und Kreistagen in der Sowjetischen Besatzungszone stattgefunden hatten. "Es lebe die SED, der große Freund der kleinen Nazis" formulierte damals ein ehemaliges NSDAP-Mitglied anläßlich einer von der SED einberufenen Versammlung . 1953 zählte die SED etwa 150.000 Mitglieder, die ehemalige Wehrmachtsangehörige im Offiziers- bzw. Unteroffiziersrang waren oder der NSDAP bzw. einer ihrer Gliederungen angehört hatten, damaliger Gesamtmitgliederstand: rund 1,2 Millionen. Im Mai 1948 wurde für einen Teil ehemaliger Nazis die NDPD (National-Demokratische Partei Deutschlands) als weitere Blockpartei gegründet, die bis zum Ende der DDR in der Volkskammer mitregierte.
Im Jahre 1965 waren so noch 53 Alt-Nazis Abgeordnete der Volkskammer, 12 Mitglieder und Kandidaten des ZK der SED, 2 Mitglieder des Staatsrates der DDR und 5 besaßen Landesministerposten. Etliche Alt-Nazis halfen beim Aufbau der "Volkspolizei" und der NVA. In den Medien besaßen sie großen Einfluß. Sie bekleideten die Stellungen von Chefredakteuren und bildeten z.B. in den Redaktionen des "Neuen Deutschland" und der "Deutschen Außenpolitik" eigene Arbeitsgruppen. In all diesen "roten" Institutionen ließen sich Nazis finden, dort gab es ehemalige SS-Mitglieder, SA-Führer, Vertrauensleute der Gestapo, Angehörige von Propagandakompanien, Mitarbeiter des NS-Rundfunks, des "Völkischen Beobachters", des "Schwarzen Korps", Beamte des Propagandaministeriums, Mitglieder des "SS-Rasse und Siedlungs-Hauptamtes", Angehörige der "Legion Condor".
In all den Jahren des 40jährigen Bestehens der DDR wurden die zuständigen DDR-Einrichtungen durch verschiedene Archive und Organisationen - vom Dokumentationszentrum des Bund Jüdischer Verfolgter des Naziregimes in Wien bis zu dem Westberliner Verein
"Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen" - auf die Arbeit von Alt-Nazis in führenden Gremien der DDR hingewiesen. Es wurden regelmäßig Listen von belasteten Personen überreicht. Die Reaktion war immer gleich Null. Während Hinweise auf Nazis im eigenen Apparat ignoriert wurden, wurde zur Verfolgung und Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen in der BRD eine Extraabteilung geschaffen. "
Hier was zum Thema.
Der dort aufgeführte General Hummitzsch wird erstaunt sein, dass er mit zur NSDAP "gehörte".
Es wurde ja auch schon gebracht, dass er ab 1943 Mitglied der NSDAP war, man kann nur staunen, da war er gerade 14 Jahre alt ....
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/079/1607919.pdf

Aus der unmittelbaren Nachkriegszeit kann wohl kaum noch jemand etwas aus persönlichen Erleben beitragen, auffällig war aber allgemein, daß die Bestrafung vieler Kriegsverbrecher mit größeren Abstand des Kriegsendes zum Prozeß hin immer milder wurden.
Die Ungezieferexporte der DDR in Gestalt von Gründern krimineller mordender Wehrsportgruppen haben uns von großen Problemen befreit, ohne das Problem aus der Welt zu schaffen.
https://www.youtube.com/watch?v=79oDFYHEQ5Y
Aber was hätte man mit solchen Nazipack machen sollen hierzulande ? Todesstrafe ? Da war das Abschieben doch einfacher aber wenn man als "normaler" Ausgebürgerter im Bus zum zentralen Aufnahmelager neben so einem Platz nimmt, kriegt man wahrscheinlich auch erst mal Ausschlag.
Daß es hier keine Katastrophe gab (wohl aber z.B. auf dem Münchner Oktoberfest) lag wohl an der Überwachung dieser Problembürger und am schwierigen Zugang zu Waffen.
Solche einfach nur abzuschieben war seitens der DDR- Unterhändler genauso verantwortungslos und asozial wie die 5 t- Ladung Asbest in den Straßengraben zu kippen, solche waren und sind Sondermüll, tut mir Leid für diese harten Worte.
Richtig frech und unverschämt kamen solche Straftäter auch in meinem Bekanntenkreis im Zuge der Aufarbeitung vom SED- Unrecht angekrochen, um mögliche Entschädigungen für Vorwendestrafen herauszuschinden.
So gab es hier einen, der in der POS immer wieder Naziparolen außerhalb des Wahrnehmungsbereiches der Lehrer von sich gab, in seiner Lehrzeit wegen faschistisch angehauchter Straftaten (Parolen, Pöbeleien, Schlägereien bei Fußballspielen usw.) irgendwann einkassiert wurde und ein paar Monate lang auch gesessen hat, um nach der Wende seine Umgebung mit Judenwitzen und hirnrissigen Spekulationen zur Ursache des 2. WK zu nerven.
Für eine Rehabilitation hat es Gott sei Dank nicht gereicht, er meinte, daß er in der Vorwende- BRD deswegen nicht in den Knast gegangen wäre und verlangte Haftentschädigung, die er nicht bekam.
Solche zu kennen, finde ich nicht lustig zu seinen Eltern und dem Bruder habe ich einen guten Draht und immerhin ist er in der DDR zu dem geworden, was er war, darüber sollten wir trotz unserer antifaschistischen Leitkultur in der DDR gelegentlich mal nachdenken.

Zitat von Schuddelkind im Beitrag #1
Um ehrlich zu sein, für mich war bisher die DDR der deutsche Staat, in dem nach dem Krieg konsequenter und gründlicher die Entnazifizierung vorangetrieben wurde, Kriegsverbrecher verurteilt wurden und zumindest die Führungsriege frei von ehemaligen Nazis war. Deswegen ging der von der DDR proklamierte Antifaschismus für mich voll in Ordnung. Allerdings bekommt diese Betrachtungsweise nach etwas Beschäftigung mit dem Thema langsam Risse. . "
Moin Moin!
Denn nicht alle bösen Nazi haben in der BRD gelebt. Und wer ganz genau nachgefragt hat wurde schnell Mundtot gemacht.
https://www.youtube.com/watch?feature=pla...MNmGanNA&t=1570
Dieser Herr behaupte auch das 1956 42% der Volkskammerabgeordnete früher NSDAP Mitglieder waren.

Zitat von Alfred im Beitrag #2
[quote=Schuddelkind|p279668]
Hier was zum Thema.
Der dort aufgeführte General Hummitzsch wird erstaunt sein, dass er mit zur NSDAP "gehörte".
Es wurde ja auch schon gebracht, dass er ab 1943 Mitglied der NSDAP war, man kann nur staunen, da war er gerade 14 Jahre alt ....
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/079/1607919.pdf
Tja, man kann staunen oder sich wundern, ob er nicht doch freiwillig dem Verein beigetreten ist: http://books.google.de/books?id=A69GTYbk...%201943&f=false . In wieweit sich ein 14 Jähriger der Tragweite eines solchen Eintritts bewußt war, steht auf einem anderen Blatt. Und in wieweit er von der NS-Ideologie indokriniert war auf einem anderen.

Die DDR ist schon konsequenter als die BRD vorgegangen im Bezug auf Nazis. Der unselige Geist des Naziregimes hat eigentlich in der BRD nur eine kurze Unterbrechung erfahren, bevor er sich unter den Alliierten fortsetzen konnte. In der ersten Legislaturperiode der Bundesrepublik Deutschland (1949–1953) wurden wesentliche juristische Voraussetzungen zur gesellschaftlichen Integration von NS-Tätern geschaffen. Dem Zweiten Bundestag gehörten 129 ehemalige NSDAP-Mitglieder an. 1949 und 1954 verabschiedete der Bundestag einstimmig Amnestiegesetze. Diese Gesetze umfassten aber auch Ex-Nazis, die schon in Abwesenheit in anderen Ländern wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt worden waren, wie beispielsweise sieben Generäle der neuen Bundeswehr. Die große Mehrheit der von deutschen Gerichten verurteilten Nationalsozialisten wurde auf diese Weise begnadigt.
Das bedeutet, dass Nazis nach wie vor die Geschicke des Landes bestimmen konnten, was ja in der DDR nicht der Fall war.
MsG

Zitat von Schuddelkind im Beitrag #5Zitat von Alfred im Beitrag #2
[quote=Schuddelkind|p279668]
Hier was zum Thema.
Der dort aufgeführte General Hummitzsch wird erstaunt sein, dass er mit zur NSDAP "gehörte".
Es wurde ja auch schon gebracht, dass er ab 1943 Mitglied der NSDAP war, man kann nur staunen, da war er gerade 14 Jahre alt ....
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/079/1607919.pdf
Tja, man kann staunen oder sich wundern, ob er nicht doch freiwillig dem Verein beigetreten ist: http://books.google.de/books?id=A69GTYbk...%201943&f=false . In wieweit sich ein 14 Jähriger der Tragweite eines solchen Eintritts bewußt war, steht auf einem anderen Blatt. Und in wieweit er von der NS-Ideologie indokriniert war auf einem anderen.
Mit 14 Jahren NSDAP-Mitglied? Da war man höchstens Pimpf in der HJ!
passport

Ohne Kommentar !
Aus MfS-Insider.de
Am 15.11.2004 veröffentlichte das Magazin „Focus“ in seiner Nr. 47/2004 auf Seite 48 den nachstehenden mit Jan von Flocken gezeichneten Artikel:
„An Verbrechen beteiligt"
Dokumente aus dem Jahr 1972 beweisen, dass die Stasi Täter mit SS-Vergangenheit eifrig umwarb
Oberstleutnant Zörner hatte eine verantwortungsvolle Mission. Als Leiter der Hauptabteilung XX/2 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) oblag ihm die „Aufklärung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Zeit des Nationalsozialismus". Am 15. Februar 1972 meldete er seinen Vorgesetzten, dass auf dem Territorium der antifaschistischen DDR etwa 22000 mutmaßliche Kriegsverbrecher lebten, die bisher straflos geblieben waren.
Zörners Rapport lieferte erschütternde Zahlen. Eine „Reihe unausgewerteter operativer Materialien und Dokumente" lege den Schluss nahe, dass sich 11000 Angehörige von Polizei- und Sonderverbänden, 8000 Gestapo-Leute und 3000 Sicherheitsdienstler der SS „aufenthaltsmäßig in der DDR" befanden. Diese Personen stünden im Verdacht, „an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt gewesen zu sein".
Den Tschekisten um Zörner fiel freilich zum Thema „Nazi-Verbrecher" nicht deren Strafverfolgung ein. Vielmehr legte man Wert auf eine „differenzierte Bearbeitung dieses Personenkreises" - das heißt, sie sollten auf ihre Brauchbarkeit als Stasi-Mitarbeiter geprüft werden.
„Bei Eignung für eine inoffizielle Mitarbeit anzuwerben" sei der frühere SS-Sturmbannführer (Major) Franz Irra, inzwischen SED-Mitglied in Ostberlin. Auch Harry Singer, ehedem im SS-Polizei-Bataillon I, war interessant. Von ihm wusste das MfS: „Er war maßgeblich an der Unterdrückung der Bevölkerung in Polen beteiligt und beging umfangreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit." Trotzdem zeigte sich die Stasi kulant: „Ziel der operativen Bearbeitung des S. ist eine Anwerbung."
Offenbar erwartete das MfS von solchen Partnern Entgegenkommen, wie etwa bei einem Informanten mit dem Decknamen „Rolf" aus Magdeburg. Der Ex-Hauptsturmführer beim Sicherheitsdienst (SD) der SS unterlag „einer intensiven und zielgerichteten operativen Nutzung", arbeitete demnach als effektiver Spitzel.
Selbst ein SS-Offizier der berüchtigten Einsatzkommandos, die an der Ostfront Massenmorde verübten, schien den Stasi-Werbern ein geeigneter Verbündeter. Georg Heuchert war Ex-Hauptsturmführer des SD und hatte laut Dossier „Verbrechen in der UdSSR im Rahmen des EK 12 als Führer eines Teilkommandos" begangen. Um ihn zur Mitarbeit zu veranlassen, sollte „ausnutzbares kompromittierendes Material" herangezogen werden. Weitere Akten zu dem Fall sind offenbar vernichtet. Lediglich der MfS-Deckname „Spezialist" ist überliefert.
Gegendarstellung:
Auf Ersuchen der Redaktion „Focus“ stellte sich der ehem. Leiter der HA IX/11 des MfS (Archivgutverwaltung und Recherchen zu Nazi- und Kriegsverbrechen) Oberstleutnant a. D. Dieter Skiba am 10. Februar 2004 im Berliner Korrespondenzbüro des „Focus“ für Fragen zum Umgang des MfS mit ehemaligen Nazis bzw. zur Kommentierung von entsprechenden MfS-Dokumenten zur Verfügung. Dabei wurden ihm Kopien aus der BStU (AR 8) vorgelegt und ihm auf seine Bitte hin kopiert übergeben.
Darunter befand sich auch die Kopie einer Arbeitskonzeption der Hauptabteilung XX/2 (Verantwortlich für die operative Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen – Leiter Oberstleutnant Zörner) vom 15.Februar 1972. (BStU AR 8/ 000112 ff.)
Darin wird u. a. ausgeführt: „… Gegenwärtig liegen eine Reihe unausgewerteter operativer Materialien und Dokumente vor, die eine dringende Aufarbeitung rechtfertigen … Insgesamt handelt es sich dabei um 20 000 Personen, davon 3 000 SD, 8 000 Gestapo, 11 000 Polizei- und Sonderverbände, die aufenthaltsmäßig in der DDR noch nicht ermittelt sind.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese noch nicht ermittelten Personen tatsächlich in der DDR aufhielten, war relativ gering. Viele dieser Personen waren sicherlich im Krieg gefallen, in den nachfolgenden Jahren verstorben oder hatten sich wie die meisten von ihnen in die Westzonen abgesetzt. Dem MfS lagen zumeist nur unvollständige Personalien, bestenfalls Name, Vorname und Geburtsdatum – sämtlich aus Dokumenten aus der Zeit des Faschismus (Stellenpläne, listenmäßige Aufstellungen von Einheiten u. ä.) - vor.
Es ging also um die Feststellung, ob einzelne dieser Personen vielleicht doch noch unerkannt in der DDR lebten und hier strafrechtlich zu verfolgen waren.
Die Aufenthaltsermittlung gestaltete sich äußerst aufwändig und konnte zunächst nur bei ausgewählten Personen erfolgen. Immerhin mussten zu jeder einzelnen Person ca. 250 Volkspolizeikreisämter der DDR um Amtshilfe gebeten werden. Erst gegen Ende der DDR ermöglichte die Schaffung der Zentralen Personendatenbank (ZPDB) beim MdI Recherchen in größerem Umfang. Dabei war die Aufenthaltsermittlung nur der erste Schritt, ihm musste die eindeutige Identifizierung der jeweiligen Person, der Nachweis eines individuellen Tatbeitrages und die Schaffung von Beweismitteln, insbesondere durch Archivrecherchen und Zeugenbefragungen in den ehemals okkupierten Gebieten und in der DDR folgen. Selbst bei eindeutiger Identifizierung war die Einleitung von Ermittlungsverfahren an den Nachweis individueller strafrechtlicher Verantwortlichkeit gebunden. Der dringende Tatverdacht musste zweifelsfrei bewiesen werden. Alter und Gesundheitszustand der Verdächtigen schlossen darüber hinaus oftmals eine Strafverfolgung ebenso aus, wie das über die Jahrzehnte eingeschränkte Erinnerungsvermögen sowie die physische und psychische Verfassung möglicher Zeugen.
Die Trefferwahrscheinlichkeit bei Aufenthaltsermittlungen lag zwischen 1 : 500 und 1 : 1000.
In ihrem Ergebnis und durch die zielstrebige Aufarbeitung von Verbrechenskomplexen wurden durch das MfS in den Jahren 1972 bis 1989 insgesamt 49 Ermittlungsverfahren zu Nazi- und Kriegsverbrechen eingeleitet, die zu Verurteilungen durch Gerichte der DDR führten. Nicht selten ergaben die Recherchen auch Hinweise auf in der BRD lebende Personen. An BRD-Organe im Rahmen der Rechtshilfe übermittelte Beweismittel führten dort allerdings zumeist nicht zur strafrechtlichen Verfolgung der betreffenden Personen. Eingeleitete Vorermittlungen und Ermittlungsverfahren wurden oft nach kurzer Zeit eingestellt.
Übrigens wurden noch am 15.01.1990 vormittags durch die Auswertungs- und Kontrollgruppe (AKG) der Hauptabteilung XX insgesamt 50 Aufenthaltsermittlungen (das war das tägliche Limit der Hauptabteilung XX für derartige Überprüfungen) zu den betreffenden Personenkategorien bei der ZPDB eingeleitet. Solche Aufenthaltsermittlungen wurden danach nicht mehr fortgesetzt und es wurden offenbar noch nicht einmal solche Vorgänge des MfS weiter geführt, die erhebliche Verdachtsgründe für Nazi- und Kriegsverbrechen enthielten.
Es ist infam, den „Tschekisten um Zörner“ zu unterstellen, ihnen sei zum Thema „Nazi-Verbrecher“ nicht deren Verfolgung eingefallen. Sie haben ihren Auftrag zur Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen ehrenhaft und in enger Zusammenarbeit mit der Hauptabteilung IX erfolgreich erfüllt. (Vgl. Grimmer u. a. (Hg.) „Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS“, Band 1, Seite 626 f. und Band 2, Seite 464 ff., edition ost“ Berlin 2003 – 3. Auflage)
Unter den von „Focus“ übergebenen BStU-Kopien befanden sich auch einzelne Seiten aus dem Arbeitsplan 1972 für das Referat III der Hauptabteilung XX/2 vom 08. Januar 1972.
(BStU AR 8/ 000132 ff.) Die darin entwickelten Vorstellungen zur Anwerbung Inoffizieller Mitarbeiter mit dem Ziel der Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen - und um nichts anderes ging es bei den vorgesehenen Kontaktierungen/Werbungen - erwiesen sich in der Folgezeit als nicht realisierbar und aus politischen Gründen nicht vertretbar. Doch auch in diesem Dokument wurde bei Bekanntwerden belastender Fakten zur jeweiligen Person immer auch eine strafrechtliche Verfolgung in Erwägung gezogen.
Im Einzelnen ist in diesem Dokument zu lesen:
„…Durch die KD Berlin-Lichtenberg … wird der Dr. Irra, Franz…. tätig als Facharzt Gerichtsmedizin und Psychiatrie, Mitglied der SED bearbeitet. Durch Überprüfung der HA XX/2 wurde bekannt, dass Dr. I. seine Zugehörigkeit zur SS als SS-Sturmbannführer verschwiegen hat, und nur ungenaue Angaben über seine Tätigkeit als Truppenarzt bei SS-Polizeieinheiten machte … Durch eine intensive Aufklärung in Verbindung mit der KD Lichtenberg ist die Vergangenheit vor 1945 und die Entwicklung, Rolle sowie Verbindungen des Dr. Irra nach 1945 festzustellen. Dabei ist die Möglichkeit und Wertigkeit einer operativen Nutzung des Dr. Irra zu prüfen und zu entscheiden.“ (Seite 10/11)
Es waren also bis dahin keine strafrechtlich relevanten Belastungen bekannt und über eine operative Nutzung entschieden werden sollte erst im Ergebnis weiterer Maßnahmen. Das schloss eine strafrechtliche Verfolgung keineswegs aus.
„… Der ehemalige Angehörige des SS-Polizeibataillons I (mot) Dr. Singer, Harry … tätig als praktischer Arzt, Mitglied der SED hat seine Tätigkeit als Bataillonsarzt verschwiegen. Dass SS-Pol-Btl. I (mot) war maßgeblich an der Unterdrückung der Bevölkerung in Polen beteiligt und beging umfangreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Durch eine intensive Aufklärung ist die Tätigkeit des Dr. S. beim Pol.-Btl. I vor 1945, seine Entwicklung und Verbindungen nach 1945 mit Herausarbeitung von Faustpfändern festzustellen, um eine operative Nutzung des S. vornehmen zu können. Ziel der operativen Bearbeitung ist die Anwerbung.“ (S. 9/10)
Ob Singer an Verbrechen beteiligt war - wie der „Focus“ behauptet - war also nicht bekannt und bei einem Bataillonsarzt auch nicht ohne weiteres vorauszusetzen.
„… In Verbindung mit der Abt. XX der BV Magdeburg ist eine Auswertung und Einschätzung des bisherigen Aufklärungsergebnisses zu dem GI „Rolf“, der als SS-Hauptsturmführer und SD-Dienststellenleiter vor 1945 tätig war, vorzunehmen. Mit dem GI Rolf ist eine Befragung auf der Grundlage des Aufklärungsergebnisses und zu erarbeitenden Fragespiegels durchzuführen, zur Klärung seiner Vergangenheit und einer intensiven und zielgerichteten Nutzung bzw. Entscheidung einer eventuellen strafrechtlichen Verfolgung.“(S. 10)
Über zielgerichtete Nutzung oder strafrechtliche Verfolgung war demnach erst noch zu entscheiden.
„… 2.5 Arbeit in das Operationsgebiet
Zur Schaffung von Verbindungen in das Operationsgebiet ist der ehemalige SS-Hauptsturmführer und Angehörige des SD Heuchert, Georg …. hinsichtlich der von ihm begangenen Verbrechen in der UdSSR … operativ aufzuklären. Für eine gezielte Kontaktierung des Heuchert ist ausnutzbares kompromittierendes Material zu erarbeiten …“ (S. 12/13)
Aus einer handschriftlichen Notiz dazu ist ersichtlich, dass eine Kontaktierung nicht erfolgte. Vielmehr geht aus einer weiteren Kopie eines Dokumentes (BStU AR 8/ 00149) wiederum aus einer handschriftlichen Anmerkung hervor, dass dieses Material zu einem Vorgang „Spezialist“ entwickelt wurde. Es erfolgte also eine aktive Bearbeitung mit dem Ziel des Nachweises von Straftaten. Der Deckname bezeichnete den Vorgang. Offensichtlich handelte es sich um keine in der DDR lebende Person.
In einigen Fällen - allerdings nicht seitens der HA XX/2, sondern seitens anderer operativer Diensteinheiten des MfS – war die Anwerbung ehemaliger Faschisten zum Eindringen in gegnerische Geheimdienste erfolgreich. Wie anders aber sollte vorgegangen werden, wenn es sich z.B. beim BND-Vorläufer, der sog. „Organisation Gehlen“, um einen kompletten faschistischen Geheimdienst (Abteilung „Fremde Heere Ost“) gehandelt hat.
Werbungen aus einem zu bearbeitenden Personenkreis, auch unter Nazis, sind bei Geheimdiensten keinesfalls unüblich, wie z. B. aus den Skandalen um die V-Männer des Verfassungsschutzes in der NPD ersichtlich ist.
In diesem Zusammenhang ist auch auf die Gegenüberstellung der Gründergenerationen der BRD-Geheimdienste und des MfS (abrufbar unter www.mfs-insider.de) hinzuweisen.
Wer NS-Täter wirklich gedeckt hat, geht u. a. auch aus folgenden Büchern hervor:
Schenk, Dieter „Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA“, Köln 2001,
„Braunbuch Kriegs- und Naziverbrecher“ Reprint der Auflage von 1968 „edition ost“, Berlin.
Sehr informativ sind auch die Ausführungen des niederländischen Professors Dr. F. C. Rüter bei einem Vortrag im Oktober 2002. (Auszüge aus der Pressedokumentation dieses Vortrages ebenfalls abrufbar unter www.mfs-insider.de). Prof. Rüter, der Dokumentationen über Strafverfahren zu sog. NS-Verbrechen in beiden deutschen Staaten herausgegeben hat, betonte wiederholt bei öffentlichen Veranstaltungen, dass das, was man der DDR ohne jeglichen Beweis vorwirft (Schonung von Nazi-Verbrechern) unstrittig durch die BRD praktiziert wurde.
Dieter Skiba Wolfgang Schmidt
ehem. Leiter der HA IX/11 ehem. Leiter der HA XX/AKG
passport

Zitat von Schuddelkind im Beitrag #5Zitat von Alfred im Beitrag #2
[quote=Schuddelkind|p279668]
Hier was zum Thema.
Der dort aufgeführte General Hummitzsch wird erstaunt sein, dass er mit zur NSDAP "gehörte".
Es wurde ja auch schon gebracht, dass er ab 1943 Mitglied der NSDAP war, man kann nur staunen, da war er gerade 14 Jahre alt ....
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/079/1607919.pdf
Tja, man kann staunen oder sich wundern, ob er nicht doch freiwillig dem Verein beigetreten ist: http://books.google.de/books?id=A69GTYbk...%201943&f=false . In wieweit sich ein 14 Jähriger der Tragweite eines solchen Eintritts bewußt war, steht auf einem anderen Blatt. Und in wieweit er von der NS-Ideologie indokriniert war auf einem anderen.
Mit 14 konnte man kein Mitglied der Partei sein.

Zitat von Alfred im Beitrag #9Zitat von Schuddelkind im Beitrag #5Zitat von Alfred im Beitrag #2
[quote=Schuddelkind|p279668]
Hier was zum Thema.
Der dort aufgeführte General Hummitzsch wird erstaunt sein, dass er mit zur NSDAP "gehörte".
Es wurde ja auch schon gebracht, dass er ab 1943 Mitglied der NSDAP war, man kann nur staunen, da war er gerade 14 Jahre alt ....
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/079/1607919.pdf
Tja, man kann staunen oder sich wundern, ob er nicht doch freiwillig dem Verein beigetreten ist: http://books.google.de/books?id=A69GTYbk...%201943&f=false . In wieweit sich ein 14 Jähriger der Tragweite eines solchen Eintritts bewußt war, steht auf einem anderen Blatt. Und in wieweit er von der NS-Ideologie indokriniert war auf einem anderen.
Mit 14 konnte man kein Mitglied der Partei sein.
Stimmt, das ging erst mit 17. Schön, das wir das klären konnten!

Zitat von Bugsy im Beitrag #6
Die DDR ist schon konsequenter als die BRD vorgegangen im Bezug auf Nazis. Der unselige Geist des Naziregimes hat eigentlich in der BRD nur eine kurze Unterbrechung erfahren, bevor er sich unter den Alliierten fortsetzen konnte. In der ersten Legislaturperiode der Bundesrepublik Deutschland (1949–1953) wurden wesentliche juristische Voraussetzungen zur gesellschaftlichen Integration von NS-Tätern geschaffen. Dem Zweiten Bundestag gehörten 129 ehemalige NSDAP-Mitglieder an. 1949 und 1954 verabschiedete der Bundestag einstimmig Amnestiegesetze. Diese Gesetze umfassten aber auch Ex-Nazis, die schon in Abwesenheit in anderen Ländern wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt worden waren, wie beispielsweise sieben Generäle der neuen Bundeswehr. Die große Mehrheit der von deutschen Gerichten verurteilten Nationalsozialisten wurde auf diese Weise begnadigt.
Das bedeutet, dass Nazis nach wie vor die Geschicke des Landes bestimmen konnten, was ja in der DDR nicht der Fall war.
MsG
@Bugsy Da hast du Recht, alllerdings ist die Situation in der BRD bekannt und nicht Gegenstand dieses Threads.
Zur DDR: "Die SED war im Nachkriegsdeutschland die erste Partei, die sich ehemaligen Nationalsozialisten öffnete. Bereits 1946 hob das SED-Zentralsekretariat einen entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschluss auf. Somit konnten schon in den ersten Nachkriegsjahren massenhaft frühere Mitglieder der NSDAP in die SED aufgenommen werden. Am 15.6.1946 fasste nach einer entsprechenden Einführung von Wilhelm Pieck das SED-Zentralsekretariat den neuen grundlegenden Beschluss zur Aufnahme der ehemaligen Parteigenossen der NSDAP in die SED."
http://www.stiftung-hsh.de/curriculum_ol...ragezeichen.htm

Ja und? Was soll die Aussage in dem Link! Die DDR war ja keine Insel der Glückseligen. Natürlich lebten nach dem Krieg entsprechend der Einwohnerzahl ehemalige Angehörige der Nazi-Gliederungen hier bei uns. Die übergrosse Masse dieses Personenkreises waren Mitläufer. Solange diesen Personen keine Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder verantwortlichkeit für Angriffskriege nachzuweisen war, konnte man sie nicht strafrechtlich belangen. Auch in der DDR galt die Unschuldsvermutung als Grundprinzip der Rechtssprechung.
Die Masse der Kriegsverbrecher wusste schon warum sie in die BRD gingen.
Pkt.8 nur richtig durchlesen!
passport

Zitat von passport im Beitrag #12
Ja und? Was soll die Aussage in dem Link! Die DDR war ja keine Insel der Glückseligen. Natürlich lebten nach dem Krieg entsprechend der Einwohnerzahl ehemalige Angehörige der Nazi-Gliederungen hier bei uns. Die übergrosse Masse dieses Personenkreises waren Mitläufer. Solange diesen Personen keine Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder verantwortlichkeit für Angriffskriege nachzuweisen war, konnte man sie nicht strafrechtlich belangen. Auch in der DDR galt die Unschuldsvermutung als Grundprinzip der Rechtssprechung. Die Masse der Kriegsverbrecher wusste schon warum sie in die BRD gingen.
Pkt.8 nur richtig durchlesen!
passport
Na Passport, da nähern wir uns doch des Pudels Kern. Mitläufer war der große Teil der Bevölkerung, zumindest worden sie so eingestuft. In wie weit sie von der NS-Ideologie durchdrungen waren oder ob sie die nur billigend in Kauf genommen wurde, spielte keine Rolle. In beiden deutschen Staaten. Kriegsverbrecher wurden auch in der BRD abgeurteilt, wenn ihnen das nachgewiesen wurde. Intressant finde ich nur, das von der DDR-Führung den westdeutschen Politikern ihre NSDAP Vergangenheit angelastet wurde, während sich in den eigenen Reihen ebenfalls welche befanden. Oder kennst du einen Fall, in dem ein westdeutscher Politiker an einem Kriegsverbrechen teilgenommen hat?
Offentsichtlich konnte man aber auch als Kriegsverbrecher in der DDR ganz gut leben........
"Der letzte Mythos der DDR bröckelt: Das SED-Regime, angeblich antifaschistische Bastion, deckte Hunderte von NS-Verbrechern, um sie für seine eigenen Zwecke einzusetzen - etwa als Spitzel der Stasi.
Szenen, nicht aus Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste", sondern aus der Wirklichkeit des Konzentrationslagers Sachsenhausen: Ein Transport sowjetischer Kriegsgefangener ist im Lager angekommen, die Männer ziehen auf einem offenen Wagen schwerkranke, entkräftete Kameraden hinter sich her. Wer noch laufen kann, schleppt sich in die Baracken der Strafkompanie. Die übrigen werden gleich in den sogenannten Industriehof gebracht - zur Hinrichtungsstätte der SS.
Am Tor zwischen Lager und Industriehof stoßen KZ-Wächter die entkräfteten Menschen vom Wagen. Die mußten sich auf dem wochenlangen Weg ins KZ nur von Klee und roten Rüben ernähren, nun versuchen sie auf Händen und Füßen weiterzurobben. "Die SS-Blockführer Hempel, Bärwald, Knittler und Ficker standen dabei" - so schildert es der Häftling Kurt Kunad später.
Die SS-Leute schlagen auf die Kriechenden ein, bis sie liegenbleiben. Die Toten werden anschließend auf den Wagen geworfen, ins Krematorium gefahren und verbrannt.
Einer der mutmaßlichen Täter lebt bis heute unbehelligt im Dresdner Stadtteil Blasewitz: Helmut Bärwald, 73, ist einer von zahlreichen in der DDR untergetauchten NS-Schergen. Er steht im Verdacht, als Blockführer im KZ Sachsenhausen unmenschliche Verbrechen begangen zu haben. Sein Name steht seit Jahrzehnten auf den Fahndungslisten der Kölner Staatsanwaltschaft.
Doch das DDR-Regime hat den SS-Mann gedeckt - wie Hunderte von braunen Kriminellen. Ausgerechnet der SED-Staat, der sich vor aller Welt als antifaschistischer Saubermann stilisiert hat, nutzte nicht nur NS-Täter als willfährige Handlanger. Auch die rote Einheitspartei selbst war von braunen Ex-Kadern durchsetzt. Das Eigenlob vom besseren, weil antifaschistischen Deutschland, so belegen jetzt aufgefundene Unterlagen aus SED-Archiven und dem Fundus des Ost-Berliner Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), war eine der größten Propagandalügen der Deutschen Demokratischen Republik.
Über Bärwald wußte das MfS schon in den sechziger Jahren Belastendes: Sein Name findet sich auf einer Stasi-Liste mit den vom Westen gesuchten, in der DDR abgetauchten KZ-Wächtern aus Sachsenhausen, darunter der SS-Mann Hans Donner. Nach dem Unterscharführer fahndeten in den fünfziger Jahren nicht nur die Kölner Staatsanwälte, sondern auch die Amerikaner. Er soll als Wachmann in Sachsenhausen Häftlinge erschossen haben. Donner starb 1973 - als Mitarbeiter der Stasi-Kreisdienststelle Altentreptow.
SS-Mann Bärwald wußte nicht, daß die Stasi über ihn bestens im Bilde war. Er hoffte, daß diese Zeit vergessen ist - bis ihn der SPIEGEL mit seiner Vergangenheit konfrontierte.
Unauffällig und zurückgezogen lebt der Mann in einem grauen Wohnblock aus den fünfziger Jahren in Dresden, Pantoffeln vor der Wohnungstür, handgeschnitztes Namensschild, eine Birkenwald-Idylle in Öl an der Flurwand. Er identifiziert sich selbst auf den Fotos der Fahndungslisten. "Unser Vati hat nichts gemacht. Du warst doch damals noch ganz jung!" sagt seine Frau, die seit 1943 mit Bärwald verheiratet ist.
1939, erzählt Bärwald, habe sein Vater zu ihm gesagt: "Junge, du mußt doch sowieso zur Armee, dann mach das doch gleich richtig." Damals war er 18. So sei er in die SS eingetreten. Im KZ aber war er angeblich nie: "Da war nichts, die Vorwürfe sind falsch", beteuert er.
Doch im Berliner Document Center findet sich sein handgeschriebener Lebenslauf, den er im Dezember 1942 für das "Rasse- und Siedlungshauptamt" fertigte, um heiraten zu können. Darin gibt Bärwald an, er sei 1940 Mitglied der Waffen-SS geworden und später an die Ostfront abkommandiert worden, 1942 aber, weil ihm die Füße erfroren waren, zur SS in Dachau versetzt worden.
Nach der Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft ließ sich Bärwald 1946 in Dresden nieder - unter seinem Namen, obwohl er auf einer Liste gesuchter KZ-Schergen stand. 1968 sammelte das MfS, alarmiert durch eine Fahndungsliste aus dem Westen, Material über ihn. Die Rechercheure von der für nationalsozialistische Altlasten zuständigen Abteilung 11 der Hauptabteilung IX legten ehemaligen Sachsenhausen-Häftlingen Fotos vor, auf denen mehrere von ihnen Bärwald eindeutig identifizierten.
Etwa Heinz Jordan aus Eisenhüttenstadt. Bärwald, gab Jordan der Stasi zu Protokoll, habe sich "durch besondere Brutalität" hervorgetan. Auch Kurt Kunad erkannte den SS-Mann "eindeutig". Der Zeuge aus Neustrelitz hatte als Blockältester direkten Kontakt zu Bärwald.
Der SPIEGEL machte noch weitere Sachsenhausen-Häftlinge ausfindig, die sich an den SS-Mann Bärwald erinnern, darunter den 79jährigen Heinz Junge aus Dortmund. Junge: "Der steht nicht umsonst auf den Fahndungslisten."
Daß die Stasi Bärwald (Deckname: "Vollstrecker") trotzdem unbehelligt ließ, hatte System: Dem Regime ging es nicht um Gerechtigkeit, die SED benutzte die NS-Täter lediglich für die eigenen Ziele: Viele setzte die Stasi mit ihrer Vergangenheit unter Druck, um sie als Spitzel und Handlanger gefügig zu machen, einigen wenigen machte die DDR-Justiz demonstrativ den Prozeß, wenn es politisch opportun schien.
Es gab, so der Leitende Oberstaatsanwalt Alfred Streim von der Zentralen Ermittlungsstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, eine "Liste von Kandidaten", die "nach Bedarf" abgearbeitet wurde. Bärwald gehörte zur stillen Reserve für alle Fälle.
Streim hat inzwischen aus den DDR-Akten die Erkenntnis gewonnen, daß "die Stasi Verfahren der DDR-Staatsanwaltschaft kurzerhand an sich gezogen und niedergeschlagen oder als Reaktion auf Nazi-Prozesse im Westen plötzlich Schauprozesse veranstaltet hat". Bei diesen mit großem Propagandaaufwand inszenierten Prozessen seien härtere Urteile gesprochen worden als im Westen - Beleg für die antifaschistische Gesinnung der DDR.
1989 gab der DDR-Generalstaatsanwalt die Gesamtzahl der bis dahin in der DDR abgeurteilten NS-Verbrecher mit 12 881 an. In der Bundesrepublik lag die Vergleichszahl für denselben Zeitraum bei 6485.
Die Zahlen verfälschen jedoch die Wirklichkeit. In der DDR-Statistik sind rund 4000 Waldheim-Urteile aus den fünfziger Jahren enthalten, in denen meist nicht individuelle Schuld, sondern die Zugehörigkeit zu NS-Organisationen bestraft wurde. Viele Verfahren in der DDR waren zudem reine Entnazifizierungsvorgänge. Von 1951 bis 1989 wurden in der Bundesrepublik erheblich mehr Nazi- und Kriegsverbrecher verurteilt als in der DDR: 1257 gegenüber 734.
Die SED ging mit der nationalsozialistischen Erblast von Anfang an heuchlerisch um. Bereits 1952 erließ Erich Mielke, damals Staatssekretär im Ministerium für Staatssicherheit, die Richtlinie Nr. 21, in der er anordnete, "ehemalige Offiziere und Unteroffiziere, ehemalige Gestapo-Angehörige, Abwehroffiziere" als "geeignete Personen zur geheimen Mitarbeit" anzuwerben - obwohl die DDR Hitlers Geheime Staatspolizei offiziell als "verbrecherisch" eingestuft hatte.
Ein Jahr später befahl Mielkes Chef Ernst Wollweber "eine systematische Erfassung der ,feindlichen Elemente'' wie Offiziere, Funker, Fremdenlegionäre und aktive Faschisten mit dem Ziel, geeignete Geheime Mitarbeiter (GM) und Geheime Informatoren (GI) zu schaffen".
In einer einzigen Abteilung der MfS-Bezirksverwaltung Leipzig arbeiteten laut Stasi-Akten "neun ehemalige Offiziere der faschistischen Armee, Angehörige der SS, der faschistischen Aufklärungs- und Abwehrorgane, fünf ehemalige Funktionäre der NSDAP und anderer faschistischer Organisationen".
Aus dem Kreis der ehemaligen Gestapo-Leitstelle in Leipzig wurden acht Inoffizielle Mitarbeiter angeheuert, darunter zwei sogenannte V-Leute der Gestapo, Spitzel und Denunzianten, die Göring einst das "scharfe Instrument des NS-Staates" genannt hatte. Vier weitere waren Vertrauensmänner des von Reinhard Heydrich geführten Sicherheitsdienstes - brauchbare Leute für den Spitzeldienst des MfS, dieselbe Arbeit, nur rot statt braun.
Von den Braunen übernahm die MfS-Bezirksverwaltung Leipzig auch noch einen ehemaligen Offizier der berüchtigten Geheimen Feldpolizei der Wehrmacht. Der Mann war im SED-Regime in die Parteileitung eines Volkseigenen Betriebes aufgestiegen.
Die Stasi warb gezielt NS-Kriminelle an, die nach der Direktive Nr. 38 des Alliierten Kontrollrats vom Oktober 1946 als "Hauptschuldige" eingestuft waren. In einem Rundschreiben an die Leipziger Kreisdienststellen gaben die MfS-Oberen Anweisung, einen möglichst großen Teil des betreffenden Personenkreises für "eine ehrliche Zusammenarbeit mit dem MfS zu erziehen oder aufgrund der Umstände zu zwingen".
Die systematische Anwerbung ehemaliger Nazis durch das MfS läßt sich vielfach nachweisen. Typisch ist der Fall der ehemaligen Gestapo-Mitarbeiterin Hilda Zahn. "Ich halte eine Werbung für die zweckmäßigste Lösung. Wir hätten genügend Druckmittel, um die Z. zu einer äußerst aktiven Arbeit für uns zu zwingen", vermerkt ein Hauptmann Krüger handschriftlich auf einem Bericht über die Sachbearbeiterin im DDR-Ministerium für Verkehr.
Zahn hatte in ihren DDR-Personalunterlagen die frühere Tätigkeit bei der Gestapo im tschechischen Troppau verschwiegen. Von den Kollegen der tschechoslowakischen Geheimpolizei bekam das MfS einen Tip.
Die Stasi lud die Frau vor und setzte sie unter Druck: Sie könne ihre Schuld durch "aktive Unterstützung des MfS" sühnen. Zahn unterschrieb eine Verpflichtungserklärung als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) und erklärte sich bereit, alle übertragenen Aufgaben "im Interesse der Sicherung der DDR" zu erfüllen sowie "ehrlich Bericht" zu erstatten.
Dieter Skiba, der letzte Chef der Stasi-Abteilung IX/11, behauptete nach der Wende, daß "niemand wegen seiner Nazi-Vergangenheit in der DDR erpreßt worden" sei. Skiba wußte es besser. In seiner Diplomarbeit an der MfS-Hochschule in Potsdam hatte der Major 1980 referiert, daß die DDR schon 1956 vom KGB die Nazi-Akten der aus sowjetischen Lagern heimkehrenden Kriegsgefangenen übernommen hatte. Mit diesen Materialien wurden, so Skiba, Nazi-Belastete scharenweise für das MfS gefügig gemacht - nicht nur im Osten, sondern auch in Westdeutschland.
1968 ließ Mielke für die Alt-Nazis in Ost und West ein eigenes Stasi-Archiv einrichten. Dessen Aufgabe unter anderem: die in "Westdeutschland im Staats-, Wirtschafts- und Militärapparat sowie in Parteien und Organisationen tätigen und durch ihre faschistische Vergangenheit belasteten Personen noch zielgerichteter" zu erfassen.
Das der Abteilung IX/11 unterstellte Archiv war nach Skibas Aussagen eine Art "Zentrales Fundbüro" für alle in der DDR auf "Rieselfeldern, Dachböden und so weiter" aufgestöberten NS-Akten.
Bis 1989 befand sich das Document Center des Ostens im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen. Der Archivbestand umfaßte ungefähr zehn Kilometer Original-NS-Akten, darunter Unterlagen aus dem Reichssicherheitshauptamt, dem Volksgerichtshof, dem Reichsjustizministerium und Fundsachen aus der Stasi-Aktion "Licht".
Anfang der sechziger Jahre hatte Mielke angeordnet, landesweit nach "unbekannten, nicht geöffneten und/ oder verschütteten Tresoren, Safes, Panzerschränken und ähnlichen Anlagen in ehemaligen Bankgebäuden, ehemaligen kapitalistischen Warenhäusern, alten Burgen, Museen, Wohnsitzen ehemaliger Konzernherren, Faschisten und Kriegsverbrecher" zu suchen. Die Aktion lief unter dem Codewort "Licht".
Von den Schatzgräbern des MfS wurden sogar verschüttete Stollen, Ruinen und alte Wehrmachtsbunker entrümpelt. Offenbar mit Erfolg. Es seien, berichtete der inzwischen zum Minister aufgestiegene Mielke dem Politbüro stolz, sowohl "politisch-operativ auswertbare Dokumente als auch eine Vielzahl von Wertgegenständen sichergestellt" worden.
Die gefundenen Nazi-Devotionalien wurden laut Stasi-Unterlagen an Sammler in Westdeutschland verscherbelt.
Für die westdeutschen Ermittler erweisen sich die Stasi-Archive als ergiebige Quelle: Immer wieder finden sich in den Akten fehlende Teile im Beweispuzzle gegen seit langem gesuchte nationalsozialistische Verbrecher.
Im November 1992 stießen die Fahnder auf einen besonders spektakulären Namen: den seit 1946 von der Uno-Kriegsverbrecherkommission wegen Mordes gesuchten 2. Lagerführer des KZ Buchenwald, Erich Gust.
Aufenthaltsort und Aliasnamen (Franz Erich Giese) des SS-Obersturmbannführers waren der Stasi, wie aus den Unterlagen hervorgeht, seit Ende der sechziger Jahre bekannt. Doch Gust wurde über 20 Jahre hinweg von höchsten Partei- und MfS-Stellen gedeckt; er sollte, heißt es in seiner Stasi-Akte, "für operative Zwecke im Operationsgebiet genutzt werden".
Gust betrieb im niedersächsischen Melle ein Prominentenlokal, den "Heimathof", in dem auch Bonner Politiker, etwa Willy Brandt und Kai-Uwe von Hassel, verkehrten.
Jahrelang versuchte die Stasi, ein Foto von Gust mit von Hassel zu ergattern, mit dem sie den CDU-Mann bloßstellen wollte. Gleichzeitig beschuldigte die SED immer wieder die westdeutsche Justiz, sie unternehme nichts, um den SS-Mann Gust zu finden.
Die Akteneinsicht der Kölner Staatsanwälte kam zu spät: Gust starb 1992 unbehelligt von der deutsch-deutschen Justiz.
Die Archive der SED und des MfS geben ihre Geheimnisse nur langsam her - noch ist im Bewußtsein der Ostdeutschen der Mythos vom antifaschistischen Bollwerk DDR ungebrochen. Der aufrechte "Antifaschismus" der SED gehört zu dem wenigen, das viele DDR-Bürger bis heute der ehemaligen Staatspartei gutschreiben.
Doch auch der Glaube an die saubere sozialistische Einheitspartei zerbröselt vor den Akten. Innerhalb der Arbeiterpartei SED, sagt der Berliner Historiker Armin Mitter, 41, "gab es noch eine andere Arbeiterpartei, deren beträchtliche Stärke bislang unbekannt war - die NSDAP".
In der SED, so geht aus zahlreichen Parteidokumenten hervor, tummelten sich bis weit in die sechziger Jahre zahlreiche Alt-Nazis und braune Mitläufer. Laut einer parteiinternen Analyse von 1954 waren republikweit 25,8 Prozent der Mitglieder durch ihre NS-Vergangenheit belastet.
Im SED-Bezirk Magdeburg war jeder vierte, in den Bezirken Halle und Erfurt sogar jeder dritte Genosse ehemals Nazi gewesen. In einzelnen Parteiorganisationen stellten die Alt-Braunen laut SED-Statistik sogar mehr als 85 Prozent der Mitglieder.
Lokale, betriebliche und regionale SED-Leitungen waren in den Gründerjahren der DDR oft mehrheitlich mit alten Nazis besetzt. "Eine Überprüfung der Lage in den Grundorganisationen ergab, daß es gegenwärtig dort nicht möglich ist, andere Leitungen zu bilden", heißt es in einem Untersuchungsbericht der Partei aus dem Jahre 1953.
Historiker Mitter: "Die NSDAP stellte geradezu ein Kaderreservoir dar." Hinter der antifaschistischen Fassade, so Mitters Fazit, wurden "in der DDR NS-Probleme letzten Endes kaum anders verdrängt als in der Bundesrepublik".
Auch über die Präsenz von NS-Kadern in anderen gesellschaftlichen Bereichen führte die SED penibel Buch. Danach waren ehemalige Nationalsozialisten an den Unis, in den volkseigenen Konzernen, in den Betriebskampfgruppen und sogar in der Nationalen Volksarmee (NVA) bestens vertreten.
Stasi-Minister Wollweber meldete 1957 an den ZK-Sekretär Erich Honecker zur Lage der Betriebskampfgruppen: "Im VEB Warnow-Werft ist der Kommandeur einer Hundertschaft ein ehemaliger Obersturmführer der SA. Im VEB Papierfabrik Lunzenau sind von 51 Kampfgruppenmitgliedern 10 ehemalige Mitglieder der NSDAP. Im VEB Industriewerk Ludwigsfelde gehören 9 ehemalige Mitglieder der NSDAP, 1 ehemaliges Mitglied der Waffen-SS der Kampfgruppe an. Die Kampfgruppe des VEB Reifenwerk Berlin besteht zu 60 % aus ehemaligen Nazis."
Über das im Aufbau befindliche Kombinat "Schwarze Pumpe" berichtet eine Brigade an das Zentralkomitee der SED im Mai 1958, daß "die Besetzung der Werkleitung und Abteilungsleiter im Werk" eine "Konzentration ehemaliger NSDAP-Mitglieder" darstelle.
Zur Lage im "Ernst-Thälmann-Werk Magdeburg" vermeldet eine SED-interne Analyse 1953: "Hier erstreckt sich die ehemalige NSDAP-Zugehörigkeit auf alle einflußreichen Stellen des Betriebes, angefangen vom Werksdirektor, seinen Stellvertretern, den Direktoren, Assistenten, über den Dispatcher, Lohnbuchhalter und Oberbuchhalter bis zum Angestellten."
In einer "Einschätzung über die gegenwärtige Lage der Partei" von 1953 heißt es zusammenfassend: "Charakteristisch für die Großbetriebe ist die Konzentration ehemaliger Faschisten und Militaristen."
Selbst in der NVA wimmelte es, nicht anders als in der Bundeswehr, in der Aufbauphase von Offizieren der Wehrmacht. Nach einer MfS-Statistik von 1957 waren von den 16 Spitzen-Generälen 5 ehemalige Wehrmachtsoffiziere, 3 hatten als Generäle bei Hitler gedient. Ein Viertel aller NVA-Obersten entstammte der NS-Armee.
Auch die Stasi bediente sich der Militärs des Dritten Reiches nach Gusto. Reinhold Tappert etwa, Offizier der "Leibstandarte-SS Adolf Hitler", brachte es nicht nur in der NVA zum Divisionskommandeur. Das MfS verpflichtete den NVA-Oberst auch als IM - laut Stasi-Bericht spitzelte Tappert fürs MfS aus Überzeugung.
Wie skrupellos die SED vorging, wenn sie einen ihr nützlichen Nazi schützen wollte, belegt die Akte Reckzeh.
Der Arzt Paul Reckzeh, seit 1933 NSDAP-Mitglied, verriet während des Krieges Widerstandskämpfer an die Gestapo. Einige Mitglieder des sogenannten Solf-Kreises aus Berlin-Charlottenburg wurden gehängt.
1945 verhafteten die Sowjets Reckzeh. In Waldheim wurde er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, nach 2 Jahren aber begnadigt. 1952 ging Reckzeh - vermutlich als KGB-Mitarbeiter - nach West-Berlin. Dort machten ihn Angehörige der Opfer ausfindig. 1955 sollte Reckzeh in West-Berlin wegen Beihilfe _(* In Berlin. ) zum Totschlag der Prozeß gemacht werden. Er floh in die DDR.
Jahrzehntelang arbeitete der Mediziner am Stadtrand von Ost-Berlin als Kreis- und Chefarzt. 1959 führte die Stasi ein "Kontaktgespräch" mit ihm. Reckzeh erklärte sich zur regelmäßigen Zusammenarbeit bereit und betreute fortan Stasi-Mitarbeiter medizinisch.
1964 ermittelte das "Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in der DDR" den Aufenthaltsort Reckzehs. Das Komitee forderte vom Gesundheitsministerium ein Berufsverbot für den Nazi-Denunzianten. "Natürlich", so die Widerstandskämpfer, "war uns die Agentenrolle dieses Reckzeh schon immer bewußt, wir rechneten ihn jedoch nicht mehr unter die Lebenden. Am wenigsten dachten wir an die Möglichkeit, daß er sich in der DDR befinden könnte." Die Stasi führte mit den Protestanten mehrere "Aussprachen", dann war Ruhe.
Reckzeh, 80, lebt heute als Rentner in Hamburg. Seine Denunziation ist verjährt. Der Dresdner SS-Mann Helmut Bärwald ist schlechter dran: Gegen ihn ermittelt jetzt die Kölner Staatsanwaltschaft wegen der ihm von Häftlingen vorgeworfenen Verbrechen im KZ Sachsenhausen - gestützt auf das Beweismaterial aus den Archiven des Ministeriums für Staatssicherheit. "

Wir müssen uns mal davon verabschieden das im Osten das "bessere" Deutschland war.
Wir wurden, verdient, erobert und die Sieger installierten ihre Vasallen um ihre Interessen durchzusetzen.
Denkt wirklich jemand das in Ost oder West irgendeine eigenverantwortliche Entscheidung der "Politiker" möglich war?
Die BRD war eine Kolonie der USA, England und Frankreichs und die DDR der Sowjetunion.
Wir regen uns über Dinge auf das wir kurz vorm Herzkasper sind, ist sinnlos.

Zitat von Schuddelkind im Beitrag #13Zitat von passport im Beitrag #12
Ja und? Was soll die Aussage in dem Link! Die DDR war ja keine Insel der Glückseligen. Natürlich lebten nach dem Krieg entsprechend der Einwohnerzahl ehemalige Angehörige der Nazi-Gliederungen hier bei uns. Die übergrosse Masse dieses Personenkreises waren Mitläufer. Solange diesen Personen keine Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder verantwortlichkeit für Angriffskriege nachzuweisen war, konnte man sie nicht strafrechtlich belangen. Auch in der DDR galt die Unschuldsvermutung als Grundprinzip der Rechtssprechung. Die Masse der Kriegsverbrecher wusste schon warum sie in die BRD gingen.
Pkt.8 nur richtig durchlesen!
passport
Na Passport, da nähern wir uns doch des Pudels Kern. Mitläufer war der große Teil der Bevölkerung, zumindest worden sie so eingestuft. In wie weit sie von der NS-Ideologie durchdrungen waren oder ob sie die nur billigend in Kauf genommen wurde, spielte keine Rolle. In beiden deutschen Staaten. Kriegsverbrecher wurden auch in der BRD abgeurteilt, wenn ihnen das nachgewiesen wurde. Intressant finde ich nur, das von der DDR-Führung den westdeutschen Politikern ihre NSDAP Vergangenheit angelastet wurde, während sich in den eigenen Reihen ebenfalls welche befanden. Oder kennst du einen Fall, in dem ein westdeutscher Politiker an einem Kriegsverbrechen teilgenommen hat?
Offentsichtlich konnte man aber auch als Kriegsverbrecher in der DDR ganz gut leben........
"Der letzte Mythos der DDR bröckelt: Das SED-Regime, angeblich antifaschistische Bastion, deckte Hunderte von NS-Verbrechern, um sie für seine eigenen Zwecke einzusetzen - etwa als Spitzel der Stasi.
Szenen, nicht aus Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste", sondern aus der Wirklichkeit des Konzentrationslagers Sachsenhausen: Ein Transport sowjetischer Kriegsgefangener ist im Lager angekommen, die Männer ziehen auf einem offenen Wagen schwerkranke, entkräftete Kameraden hinter sich her. Wer noch laufen kann, schleppt sich in die Baracken der Strafkompanie. Die übrigen werden gleich in den sogenannten Industriehof gebracht - zur Hinrichtungsstätte der SS.
Am Tor zwischen Lager und Industriehof stoßen KZ-Wächter die entkräfteten Menschen vom Wagen. Die mußten sich auf dem wochenlangen Weg ins KZ nur von Klee und roten Rüben ernähren, nun versuchen sie auf Händen und Füßen weiterzurobben. "Die SS-Blockführer Hempel, Bärwald, Knittler und Ficker standen dabei" - so schildert es der Häftling Kurt Kunad später.
Die SS-Leute schlagen auf die Kriechenden ein, bis sie liegenbleiben. Die Toten werden anschließend auf den Wagen geworfen, ins Krematorium gefahren und verbrannt.
Einer der mutmaßlichen Täter lebt bis heute unbehelligt im Dresdner Stadtteil Blasewitz: Helmut Bärwald, 73, ist einer von zahlreichen in der DDR untergetauchten NS-Schergen. Er steht im Verdacht, als Blockführer im KZ Sachsenhausen unmenschliche Verbrechen begangen zu haben. Sein Name steht seit Jahrzehnten auf den Fahndungslisten der Kölner Staatsanwaltschaft.
Doch das DDR-Regime hat den SS-Mann gedeckt - wie Hunderte von braunen Kriminellen. Ausgerechnet der SED-Staat, der sich vor aller Welt als antifaschistischer Saubermann stilisiert hat, nutzte nicht nur NS-Täter als willfährige Handlanger. Auch die rote Einheitspartei selbst war von braunen Ex-Kadern durchsetzt. Das Eigenlob vom besseren, weil antifaschistischen Deutschland, so belegen jetzt aufgefundene Unterlagen aus SED-Archiven und dem Fundus des Ost-Berliner Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), war eine der größten Propagandalügen der Deutschen Demokratischen Republik.
Über Bärwald wußte das MfS schon in den sechziger Jahren Belastendes: Sein Name findet sich auf einer Stasi-Liste mit den vom Westen gesuchten, in der DDR abgetauchten KZ-Wächtern aus Sachsenhausen, darunter der SS-Mann Hans Donner. Nach dem Unterscharführer fahndeten in den fünfziger Jahren nicht nur die Kölner Staatsanwälte, sondern auch die Amerikaner. Er soll als Wachmann in Sachsenhausen Häftlinge erschossen haben. Donner starb 1973 - als Mitarbeiter der Stasi-Kreisdienststelle Altentreptow.
SS-Mann Bärwald wußte nicht, daß die Stasi über ihn bestens im Bilde war. Er hoffte, daß diese Zeit vergessen ist - bis ihn der SPIEGEL mit seiner Vergangenheit konfrontierte.
Unauffällig und zurückgezogen lebt der Mann in einem grauen Wohnblock aus den fünfziger Jahren in Dresden, Pantoffeln vor der Wohnungstür, handgeschnitztes Namensschild, eine Birkenwald-Idylle in Öl an der Flurwand. Er identifiziert sich selbst auf den Fotos der Fahndungslisten. "Unser Vati hat nichts gemacht. Du warst doch damals noch ganz jung!" sagt seine Frau, die seit 1943 mit Bärwald verheiratet ist.
1939, erzählt Bärwald, habe sein Vater zu ihm gesagt: "Junge, du mußt doch sowieso zur Armee, dann mach das doch gleich richtig." Damals war er 18. So sei er in die SS eingetreten. Im KZ aber war er angeblich nie: "Da war nichts, die Vorwürfe sind falsch", beteuert er.
Doch im Berliner Document Center findet sich sein handgeschriebener Lebenslauf, den er im Dezember 1942 für das "Rasse- und Siedlungshauptamt" fertigte, um heiraten zu können. Darin gibt Bärwald an, er sei 1940 Mitglied der Waffen-SS geworden und später an die Ostfront abkommandiert worden, 1942 aber, weil ihm die Füße erfroren waren, zur SS in Dachau versetzt worden.
Nach der Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft ließ sich Bärwald 1946 in Dresden nieder - unter seinem Namen, obwohl er auf einer Liste gesuchter KZ-Schergen stand. 1968 sammelte das MfS, alarmiert durch eine Fahndungsliste aus dem Westen, Material über ihn. Die Rechercheure von der für nationalsozialistische Altlasten zuständigen Abteilung 11 der Hauptabteilung IX legten ehemaligen Sachsenhausen-Häftlingen Fotos vor, auf denen mehrere von ihnen Bärwald eindeutig identifizierten.
Etwa Heinz Jordan aus Eisenhüttenstadt. Bärwald, gab Jordan der Stasi zu Protokoll, habe sich "durch besondere Brutalität" hervorgetan. Auch Kurt Kunad erkannte den SS-Mann "eindeutig". Der Zeuge aus Neustrelitz hatte als Blockältester direkten Kontakt zu Bärwald.
Der SPIEGEL machte noch weitere Sachsenhausen-Häftlinge ausfindig, die sich an den SS-Mann Bärwald erinnern, darunter den 79jährigen Heinz Junge aus Dortmund. Junge: "Der steht nicht umsonst auf den Fahndungslisten."
Daß die Stasi Bärwald (Deckname: "Vollstrecker") trotzdem unbehelligt ließ, hatte System: Dem Regime ging es nicht um Gerechtigkeit, die SED benutzte die NS-Täter lediglich für die eigenen Ziele: Viele setzte die Stasi mit ihrer Vergangenheit unter Druck, um sie als Spitzel und Handlanger gefügig zu machen, einigen wenigen machte die DDR-Justiz demonstrativ den Prozeß, wenn es politisch opportun schien.
Es gab, so der Leitende Oberstaatsanwalt Alfred Streim von der Zentralen Ermittlungsstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, eine "Liste von Kandidaten", die "nach Bedarf" abgearbeitet wurde. Bärwald gehörte zur stillen Reserve für alle Fälle.
Streim hat inzwischen aus den DDR-Akten die Erkenntnis gewonnen, daß "die Stasi Verfahren der DDR-Staatsanwaltschaft kurzerhand an sich gezogen und niedergeschlagen oder als Reaktion auf Nazi-Prozesse im Westen plötzlich Schauprozesse veranstaltet hat". Bei diesen mit großem Propagandaaufwand inszenierten Prozessen seien härtere Urteile gesprochen worden als im Westen - Beleg für die antifaschistische Gesinnung der DDR.
1989 gab der DDR-Generalstaatsanwalt die Gesamtzahl der bis dahin in der DDR abgeurteilten NS-Verbrecher mit 12 881 an. In der Bundesrepublik lag die Vergleichszahl für denselben Zeitraum bei 6485.
Die Zahlen verfälschen jedoch die Wirklichkeit. In der DDR-Statistik sind rund 4000 Waldheim-Urteile aus den fünfziger Jahren enthalten, in denen meist nicht individuelle Schuld, sondern die Zugehörigkeit zu NS-Organisationen bestraft wurde. Viele Verfahren in der DDR waren zudem reine Entnazifizierungsvorgänge. Von 1951 bis 1989 wurden in der Bundesrepublik erheblich mehr Nazi- und Kriegsverbrecher verurteilt als in der DDR: 1257 gegenüber 734.
Die SED ging mit der nationalsozialistischen Erblast von Anfang an heuchlerisch um. Bereits 1952 erließ Erich Mielke, damals Staatssekretär im Ministerium für Staatssicherheit, die Richtlinie Nr. 21, in der er anordnete, "ehemalige Offiziere und Unteroffiziere, ehemalige Gestapo-Angehörige, Abwehroffiziere" als "geeignete Personen zur geheimen Mitarbeit" anzuwerben - obwohl die DDR Hitlers Geheime Staatspolizei offiziell als "verbrecherisch" eingestuft hatte.
Ein Jahr später befahl Mielkes Chef Ernst Wollweber "eine systematische Erfassung der ,feindlichen Elemente'' wie Offiziere, Funker, Fremdenlegionäre und aktive Faschisten mit dem Ziel, geeignete Geheime Mitarbeiter (GM) und Geheime Informatoren (GI) zu schaffen".
In einer einzigen Abteilung der MfS-Bezirksverwaltung Leipzig arbeiteten laut Stasi-Akten "neun ehemalige Offiziere der faschistischen Armee, Angehörige der SS, der faschistischen Aufklärungs- und Abwehrorgane, fünf ehemalige Funktionäre der NSDAP und anderer faschistischer Organisationen".
Aus dem Kreis der ehemaligen Gestapo-Leitstelle in Leipzig wurden acht Inoffizielle Mitarbeiter angeheuert, darunter zwei sogenannte V-Leute der Gestapo, Spitzel und Denunzianten, die Göring einst das "scharfe Instrument des NS-Staates" genannt hatte. Vier weitere waren Vertrauensmänner des von Reinhard Heydrich geführten Sicherheitsdienstes - brauchbare Leute für den Spitzeldienst des MfS, dieselbe Arbeit, nur rot statt braun.
Von den Braunen übernahm die MfS-Bezirksverwaltung Leipzig auch noch einen ehemaligen Offizier der berüchtigten Geheimen Feldpolizei der Wehrmacht. Der Mann war im SED-Regime in die Parteileitung eines Volkseigenen Betriebes aufgestiegen.
Die Stasi warb gezielt NS-Kriminelle an, die nach der Direktive Nr. 38 des Alliierten Kontrollrats vom Oktober 1946 als "Hauptschuldige" eingestuft waren. In einem Rundschreiben an die Leipziger Kreisdienststellen gaben die MfS-Oberen Anweisung, einen möglichst großen Teil des betreffenden Personenkreises für "eine ehrliche Zusammenarbeit mit dem MfS zu erziehen oder aufgrund der Umstände zu zwingen".
Die systematische Anwerbung ehemaliger Nazis durch das MfS läßt sich vielfach nachweisen. Typisch ist der Fall der ehemaligen Gestapo-Mitarbeiterin Hilda Zahn. "Ich halte eine Werbung für die zweckmäßigste Lösung. Wir hätten genügend Druckmittel, um die Z. zu einer äußerst aktiven Arbeit für uns zu zwingen", vermerkt ein Hauptmann Krüger handschriftlich auf einem Bericht über die Sachbearbeiterin im DDR-Ministerium für Verkehr.
Zahn hatte in ihren DDR-Personalunterlagen die frühere Tätigkeit bei der Gestapo im tschechischen Troppau verschwiegen. Von den Kollegen der tschechoslowakischen Geheimpolizei bekam das MfS einen Tip.
Die Stasi lud die Frau vor und setzte sie unter Druck: Sie könne ihre Schuld durch "aktive Unterstützung des MfS" sühnen. Zahn unterschrieb eine Verpflichtungserklärung als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) und erklärte sich bereit, alle übertragenen Aufgaben "im Interesse der Sicherung der DDR" zu erfüllen sowie "ehrlich Bericht" zu erstatten.
Dieter Skiba, der letzte Chef der Stasi-Abteilung IX/11, behauptete nach der Wende, daß "niemand wegen seiner Nazi-Vergangenheit in der DDR erpreßt worden" sei. Skiba wußte es besser. In seiner Diplomarbeit an der MfS-Hochschule in Potsdam hatte der Major 1980 referiert, daß die DDR schon 1956 vom KGB die Nazi-Akten der aus sowjetischen Lagern heimkehrenden Kriegsgefangenen übernommen hatte. Mit diesen Materialien wurden, so Skiba, Nazi-Belastete scharenweise für das MfS gefügig gemacht - nicht nur im Osten, sondern auch in Westdeutschland.
1968 ließ Mielke für die Alt-Nazis in Ost und West ein eigenes Stasi-Archiv einrichten. Dessen Aufgabe unter anderem: die in "Westdeutschland im Staats-, Wirtschafts- und Militärapparat sowie in Parteien und Organisationen tätigen und durch ihre faschistische Vergangenheit belasteten Personen noch zielgerichteter" zu erfassen.
Das der Abteilung IX/11 unterstellte Archiv war nach Skibas Aussagen eine Art "Zentrales Fundbüro" für alle in der DDR auf "Rieselfeldern, Dachböden und so weiter" aufgestöberten NS-Akten.
Bis 1989 befand sich das Document Center des Ostens im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen. Der Archivbestand umfaßte ungefähr zehn Kilometer Original-NS-Akten, darunter Unterlagen aus dem Reichssicherheitshauptamt, dem Volksgerichtshof, dem Reichsjustizministerium und Fundsachen aus der Stasi-Aktion "Licht".
Anfang der sechziger Jahre hatte Mielke angeordnet, landesweit nach "unbekannten, nicht geöffneten und/ oder verschütteten Tresoren, Safes, Panzerschränken und ähnlichen Anlagen in ehemaligen Bankgebäuden, ehemaligen kapitalistischen Warenhäusern, alten Burgen, Museen, Wohnsitzen ehemaliger Konzernherren, Faschisten und Kriegsverbrecher" zu suchen. Die Aktion lief unter dem Codewort "Licht".
Von den Schatzgräbern des MfS wurden sogar verschüttete Stollen, Ruinen und alte Wehrmachtsbunker entrümpelt. Offenbar mit Erfolg. Es seien, berichtete der inzwischen zum Minister aufgestiegene Mielke dem Politbüro stolz, sowohl "politisch-operativ auswertbare Dokumente als auch eine Vielzahl von Wertgegenständen sichergestellt" worden.
Die gefundenen Nazi-Devotionalien wurden laut Stasi-Unterlagen an Sammler in Westdeutschland verscherbelt.
Für die westdeutschen Ermittler erweisen sich die Stasi-Archive als ergiebige Quelle: Immer wieder finden sich in den Akten fehlende Teile im Beweispuzzle gegen seit langem gesuchte nationalsozialistische Verbrecher.
Im November 1992 stießen die Fahnder auf einen besonders spektakulären Namen: den seit 1946 von der Uno-Kriegsverbrecherkommission wegen Mordes gesuchten 2. Lagerführer des KZ Buchenwald, Erich Gust.
Aufenthaltsort und Aliasnamen (Franz Erich Giese) des SS-Obersturmbannführers waren der Stasi, wie aus den Unterlagen hervorgeht, seit Ende der sechziger Jahre bekannt. Doch Gust wurde über 20 Jahre hinweg von höchsten Partei- und MfS-Stellen gedeckt; er sollte, heißt es in seiner Stasi-Akte, "für operative Zwecke im Operationsgebiet genutzt werden".
Gust betrieb im niedersächsischen Melle ein Prominentenlokal, den "Heimathof", in dem auch Bonner Politiker, etwa Willy Brandt und Kai-Uwe von Hassel, verkehrten.
Jahrelang versuchte die Stasi, ein Foto von Gust mit von Hassel zu ergattern, mit dem sie den CDU-Mann bloßstellen wollte. Gleichzeitig beschuldigte die SED immer wieder die westdeutsche Justiz, sie unternehme nichts, um den SS-Mann Gust zu finden.
Die Akteneinsicht der Kölner Staatsanwälte kam zu spät: Gust starb 1992 unbehelligt von der deutsch-deutschen Justiz.
Die Archive der SED und des MfS geben ihre Geheimnisse nur langsam her - noch ist im Bewußtsein der Ostdeutschen der Mythos vom antifaschistischen Bollwerk DDR ungebrochen. Der aufrechte "Antifaschismus" der SED gehört zu dem wenigen, das viele DDR-Bürger bis heute der ehemaligen Staatspartei gutschreiben.
Doch auch der Glaube an die saubere sozialistische Einheitspartei zerbröselt vor den Akten. Innerhalb der Arbeiterpartei SED, sagt der Berliner Historiker Armin Mitter, 41, "gab es noch eine andere Arbeiterpartei, deren beträchtliche Stärke bislang unbekannt war - die NSDAP".
In der SED, so geht aus zahlreichen Parteidokumenten hervor, tummelten sich bis weit in die sechziger Jahre zahlreiche Alt-Nazis und braune Mitläufer. Laut einer parteiinternen Analyse von 1954 waren republikweit 25,8 Prozent der Mitglieder durch ihre NS-Vergangenheit belastet.
Im SED-Bezirk Magdeburg war jeder vierte, in den Bezirken Halle und Erfurt sogar jeder dritte Genosse ehemals Nazi gewesen. In einzelnen Parteiorganisationen stellten die Alt-Braunen laut SED-Statistik sogar mehr als 85 Prozent der Mitglieder.
Lokale, betriebliche und regionale SED-Leitungen waren in den Gründerjahren der DDR oft mehrheitlich mit alten Nazis besetzt. "Eine Überprüfung der Lage in den Grundorganisationen ergab, daß es gegenwärtig dort nicht möglich ist, andere Leitungen zu bilden", heißt es in einem Untersuchungsbericht der Partei aus dem Jahre 1953.
Historiker Mitter: "Die NSDAP stellte geradezu ein Kaderreservoir dar." Hinter der antifaschistischen Fassade, so Mitters Fazit, wurden "in der DDR NS-Probleme letzten Endes kaum anders verdrängt als in der Bundesrepublik".
Auch über die Präsenz von NS-Kadern in anderen gesellschaftlichen Bereichen führte die SED penibel Buch. Danach waren ehemalige Nationalsozialisten an den Unis, in den volkseigenen Konzernen, in den Betriebskampfgruppen und sogar in der Nationalen Volksarmee (NVA) bestens vertreten.
Stasi-Minister Wollweber meldete 1957 an den ZK-Sekretär Erich Honecker zur Lage der Betriebskampfgruppen: "Im VEB Warnow-Werft ist der Kommandeur einer Hundertschaft ein ehemaliger Obersturmführer der SA. Im VEB Papierfabrik Lunzenau sind von 51 Kampfgruppenmitgliedern 10 ehemalige Mitglieder der NSDAP. Im VEB Industriewerk Ludwigsfelde gehören 9 ehemalige Mitglieder der NSDAP, 1 ehemaliges Mitglied der Waffen-SS der Kampfgruppe an. Die Kampfgruppe des VEB Reifenwerk Berlin besteht zu 60 % aus ehemaligen Nazis."
Über das im Aufbau befindliche Kombinat "Schwarze Pumpe" berichtet eine Brigade an das Zentralkomitee der SED im Mai 1958, daß "die Besetzung der Werkleitung und Abteilungsleiter im Werk" eine "Konzentration ehemaliger NSDAP-Mitglieder" darstelle.
Zur Lage im "Ernst-Thälmann-Werk Magdeburg" vermeldet eine SED-interne Analyse 1953: "Hier erstreckt sich die ehemalige NSDAP-Zugehörigkeit auf alle einflußreichen Stellen des Betriebes, angefangen vom Werksdirektor, seinen Stellvertretern, den Direktoren, Assistenten, über den Dispatcher, Lohnbuchhalter und Oberbuchhalter bis zum Angestellten."
In einer "Einschätzung über die gegenwärtige Lage der Partei" von 1953 heißt es zusammenfassend: "Charakteristisch für die Großbetriebe ist die Konzentration ehemaliger Faschisten und Militaristen."
Selbst in der NVA wimmelte es, nicht anders als in der Bundeswehr, in der Aufbauphase von Offizieren der Wehrmacht. Nach einer MfS-Statistik von 1957 waren von den 16 Spitzen-Generälen 5 ehemalige Wehrmachtsoffiziere, 3 hatten als Generäle bei Hitler gedient. Ein Viertel aller NVA-Obersten entstammte der NS-Armee.
Auch die Stasi bediente sich der Militärs des Dritten Reiches nach Gusto. Reinhold Tappert etwa, Offizier der "Leibstandarte-SS Adolf Hitler", brachte es nicht nur in der NVA zum Divisionskommandeur. Das MfS verpflichtete den NVA-Oberst auch als IM - laut Stasi-Bericht spitzelte Tappert fürs MfS aus Überzeugung.
Wie skrupellos die SED vorging, wenn sie einen ihr nützlichen Nazi schützen wollte, belegt die Akte Reckzeh.
Der Arzt Paul Reckzeh, seit 1933 NSDAP-Mitglied, verriet während des Krieges Widerstandskämpfer an die Gestapo. Einige Mitglieder des sogenannten Solf-Kreises aus Berlin-Charlottenburg wurden gehängt.
1945 verhafteten die Sowjets Reckzeh. In Waldheim wurde er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, nach 2 Jahren aber begnadigt. 1952 ging Reckzeh - vermutlich als KGB-Mitarbeiter - nach West-Berlin. Dort machten ihn Angehörige der Opfer ausfindig. 1955 sollte Reckzeh in West-Berlin wegen Beihilfe _(* In Berlin. ) zum Totschlag der Prozeß gemacht werden. Er floh in die DDR.
Jahrzehntelang arbeitete der Mediziner am Stadtrand von Ost-Berlin als Kreis- und Chefarzt. 1959 führte die Stasi ein "Kontaktgespräch" mit ihm. Reckzeh erklärte sich zur regelmäßigen Zusammenarbeit bereit und betreute fortan Stasi-Mitarbeiter medizinisch.
1964 ermittelte das "Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in der DDR" den Aufenthaltsort Reckzehs. Das Komitee forderte vom Gesundheitsministerium ein Berufsverbot für den Nazi-Denunzianten. "Natürlich", so die Widerstandskämpfer, "war uns die Agentenrolle dieses Reckzeh schon immer bewußt, wir rechneten ihn jedoch nicht mehr unter die Lebenden. Am wenigsten dachten wir an die Möglichkeit, daß er sich in der DDR befinden könnte." Die Stasi führte mit den Protestanten mehrere "Aussprachen", dann war Ruhe.
Reckzeh, 80, lebt heute als Rentner in Hamburg. Seine Denunziation ist verjährt. Der Dresdner SS-Mann Helmut Bärwald ist schlechter dran: Gegen ihn ermittelt jetzt die Kölner Staatsanwaltschaft wegen der ihm von Häftlingen vorgeworfenen Verbrechen im KZ Sachsenhausen - gestützt auf das Beweismaterial aus den Archiven des Ministeriums für Staatssicherheit. "
Wow - das nenne ich mal einen Beitrag. Ist das alles von dir? Wenn nicht würde mich die Quelle mal interessieren.
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