Sprachphrasen und Worthülsen in den Medien der DDR

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24.07.2013 15:56
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#1
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Bevor ich das Thema erstellt habe, habe ich die Suche mal bemüht.. es gab schonmal ein ähnliches Thema, aber das hatte die Losungen und Parolen als Schwerpunkt. Diese meine ich jetzt nicht.

Bei meinem Zitat von Volker Braun in der Antwort zum "dienen"- Thema fiel mir ein weiteres Geschichtchen aus dem Buch ein- und so kam ich auf die teilweise doch recht typischen Formulierungen in der Medien- Alltags- Amtssprache.. die wir ja vielleicht gemeinsam mal zur werten Erinnerung und zum Schmunzeln zusammentragen können.
(heutzutage gibt es wahrscheinlich noch hohleren Mist .. deswegen bitte in der DDR bleiben)

Ich zitiere erstmal Volker Braun: (Quelle wieder "Berichte von Hinze und Kunze", MDV Halle / Leipzig 1983)

Sozusagen

Wenn Hinze redete, redete er.
Wenn Kunze redete, führte er aus oder erklärte er unter großem Beifall.

Wenn Hinze in Freital war, war er in Freital,
während Kunze weilte und es zu freundschaftlicher Begegnung kam.

Wenn Hinze in der Kantine aß, aß er,
aber wenn Kunze in der Kantine aß, war das Fernsehen da.

Wenn Hinze gestorben ist, ist er gestorben.
Wenn es Kunze trifft, ist er von uns gegangen und sein Ableben ein großer Verlust,
denn er ist ein teurer Toter.



In der Hofberichterstattung des ND gab es dann noch die berühmten Klammerkommentare ("Hochrufe auf Partei und Regierung- mehrfache Zwischenrufe: Es lebe Erich Honecker" oder "stark anhaltender Beifall, in Ovationen übergehend"...)

Sehr häufig auch die "Klärung eines Sachverhaltes"..

oder die Meldungen zur "vorfristigen Planerfüllung", natürlich "in wesentlichen Positionen übererfüllt"

oder die "Ernteschlacht" der Bauern, respektive "Winterschlacht" der Kohlekumpel

Was fällt euch noch ein?

Siggi


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24.07.2013 16:09 (zuletzt bearbeitet: 24.07.2013 16:17)
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#2
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...das total und absolut Allernervigste war doch immer, egal ob Fernseh, Rundfunk Presse... u. a. die Worthülsen "...der Vorsitzende des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik und Generalsekretär des Politbüros der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands,der Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrates..., der....der... der...." (war er außer erzstalinistischer Hardliner eigentlich noch was...?) in stetig und ständiger vollumfänglicher Aussprache oder Ausschreibung. Weiter in Ansprache und Text ging das mit den anderen Fuzzis der Greisentruppe schmerzfrei so weiter. Auch auf die Gefahr, das dieses geistlose Gelabere sich in einer AK- Sendung oft um ein Vielfaches nervtötend wiederholte

Sind die Sprecher von AK usw. sich dabei nicht selber dämlich vorgekommen?

@Alfred, sag Du doch bitte mal was dazu!

josy95

(Schreib- und Tastenfehler- Edit)

Günter Schabowski hatte es in seiner legendären Pressekonferenz am 09.11.1989 wahrlich nicht leicht und vor allem keine Zeit, den genauen Zeitpunkt der Einführung der neuen DDR- Reisegesetze bei Krenz oder im SED- Politbüro zu hinterfragen.
Jeder kennt das Ergebnis.
Politiker von heute haben den Vorteil, nicht unter Zeitdruck zu stehen wie einst Schaboweski und das Politbüro der SED.
Und bevor sie in die Öffentlichkeit gehen, nocheinmal die Lobbyisten zu fragen, die ihnen die Gesetze geschrieben haben ...


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24.07.2013 16:16
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#3
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So hat man wenigstens die 30 Minuten AK voll gekriegt, zuviele Informationen waren für uns doch nicht bestimmt


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24.07.2013 16:26
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#4
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Zitat von Heckenhaus im Beitrag #3
....zuviele Informationen waren für uns doch nicht bestimmt


Und wenn Information, dann aber "konkret".
Ich hatte es im "Wann ist ein Mann ein Held- Thema" schon mal geschrieben:
Da kracht eine MiG mitten in Cottbus in ein Wohnheim der Hochschule, das ist zu großen Teilen "im Ar...m" und in der Zeitung steht:
"ereignete sich im Raum Cottbus ein Flugzeugabsturz, an einem Gebäude entstand Sachschaden"

Nicht gelogen, oder?

Siggi


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24.07.2013 16:35
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#5
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Meine Lieben,

naja, zumindest hat man in der Volkskammer von "unseren Bürgern" gesprochen und nicht, wie heute im Bundestag üblich, von "die da draußen im Land".

Liebe Grüße

Ecki


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24.07.2013 16:41
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#6
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Zitat von Ecki im Beitrag #5
Meine Lieben,

naja, zumindest hat man in der Volkskammer von "unseren Bürgern" gesprochen und nicht, wie heute im Bundestag üblich, von "die da draußen im Land".

Liebe Grüße

Ecki


Jep, und dann auf Volkes Wohl mit Krimsekt angestoßen


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24.07.2013 16:51
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#7
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Meine Lieben,

zu Zeiten vom Ulbricht, Walter, gab es ja die Formulierung "Überholen ohne einzuholen". Das habe ich nicht verstanden, aber der Sinn hat sich mir aus meiner persönlichen Erfahrung, auf dem Gebiet außerhalb der Politik, schon erschlossen.

Liebe Grüße

Ecki


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24.07.2013 17:11
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#8
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War "Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik" auch nur eine Worthülse?

LG von der grenzgaengerin


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24.07.2013 17:13
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#9
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Zitat von grenzgaengerin im Beitrag #8
War "Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik" auch nur eine Worthülse?

LG von der grenzgaengerin

Nein, vorgeschrieben...


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24.07.2013 17:22
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#10
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Zitat von Heckenhaus im Beitrag #9
Zitat von grenzgaengerin im Beitrag #8
War "Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik" auch nur eine Worthülse?

LG von der grenzgaengerin

Nein, vorgeschrieben...


Ich denke an ähnlichen Vorschriften ist man bei der "Aktuellen Kamera" auch nicht vorbei gekommen.

Letztens gab es eine sehr interessante Sendeung über die Jugendsendung "Rund" und über die Vorgaben, wie die Moderatoren die Interviews führen sollten. Dieser "vorgeschriebene" Stil durchzog in meinr Erinnerung die gesamte Medienwelt der DDR.

Gab es auch Ausnahmen?

LG von der grenzgaengerin


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24.07.2013 17:23
#11
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Zitat von grenzgaengerin im Beitrag #8
War "Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik" auch nur eine Worthülse?

LG von der grenzgaengerin

Auch: Nein. Für mich war es Teil meiner Überzeugung.

Aber ein kleines Wörtchen fällt mir noch ein. Leistungen war in den Medien immer "herausragend", in Einzelfällen auch "hervorragend". Es ragte so viel heraus und hervor, dass man sich an vielen dieser Leistungen ständig hätte stoßen müssen. Kein Wunder, dass das Ländchen bisweilen klausthrophobisch wirkte bzw. eine solche Wirkung hervorrief.

ciao Rainman

"Ein gutes Volk, mein Volk. Nur die Leute sind schlecht bis ins Mark."
(aus: "Wer reißt denn gleich vor'm Teufel aus", DEFA 1977)


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24.07.2013 17:26
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#12
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Zitat von Heckenhaus im Beitrag #9
Zitat von grenzgaengerin im Beitrag #8
War "Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik" auch nur eine Worthülse?

LG von der grenzgaengerin

Nein, vorgeschrieben...


diese hier in den Raum gestellte Worthülse,sollte jeder für sich selbst entscheiden
Ich habe es gesagt aus Überzeugung,für mein Land


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24.07.2013 17:47
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#13
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Sicher, etwas Überzeugung war auch dabei, zumindest zu meiner Zeit .


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24.07.2013 17:48
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#14
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Als Besucher der DDR habe ich aus Neugier alle Zeitungen gelesen und fleissig Nachrichten geguckt, wenn das möglich war. Die Rede war von "Erfüllung" und "Übererfüllung" der Pläne, von Planvorsprung und alle Angaben waren in Prozenten zwischen eins und höchstens zehn. Absolute Zahlen gab es nicht. Situationen wie im Westen, dass sich ein Betrieb mangels Absatz "gesundschrumpft" oder dank einer genialen Idee expandiert, gab es offenbar nicht.

Theo


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24.07.2013 17:55
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#15
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Zitat von eisenringtheo im Beitrag #14
Als Besucher der DDR habe ich aus Neugier alle Zeitungen gelesen und fleissig Nachrichten geguckt, wenn das möglich war. Die Rede war von "Erfüllung" und "Übererfüllung" der Pläne, von Planvorsprung und alle Angaben waren in Prozenten zwischen eins und höchstens zehn. Absolute Zahlen gab es nicht. Situationen wie im Westen, dass sich ein Betrieb mangels Absatz "gesundschrumpft" oder dank einer genialen Idee expandiert, gab es offenbar nicht.

Theo


in der DDR gab es eine Menge genialer Menschen mit Ideen,leider wurden diese fast ausgereifte Know Hows(schweres wort) für Devisen verkauft.
Da sage ich nur die Messe in Leipzig.


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