Glücksspiele waren auch in der DDR sehr beliebt

23.02.2017 09:52 (zuletzt bearbeitet: 16.07.2017 09:55)
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Im Laufe der Geschichte waren Glücksspiele bei Menschen schon immer sehr beliebt. Nicht immer waren Regierungen oder Herrscher von diesen Spielen erfreut, das hat jedoch selten dazu geführt, dass sie tatsächlich komplett eliminiert wurden. Selbst offizielle Verbote führen in der Regel nur dazu, dass sich die Menschen in anderer Form mit Glücksspielen beschäftigen. In der DDR waren solche Spiele ebenfalls eine populäre Beschäftigung in der Freizeit. In einer Zeit, in der es natürlich noch keine Online Casino Spiele und nicht einmal offizielle Casinos oder Spielbanken gab, mussten Fans von Glücksspielen zwar sehr kreativ werden, das war jedoch das kleinste Problem.

Ein Aspekt, der wenig bekannt ist, ist das Strafgesetzbuch der DDR, das im Dezember 1968 von der Volkskammer offiziell in Kraft gesetzt wurde. In diesem Gesetzbuch war das Glücksspiel im privaten Rahmen nicht mehr ausdrücklich verboten. Was aus heutiger Sicht wie eine kleine Gesetzeslücke wirkt, führte in der Praxis dazu, dass sich viele Menschen mit Glücksspielen beschäftigen konnten, ohne sofort Probleme mit den Behörden befürchten zu müssen. Findige Zocker begannen schnell damit, mit Würfel- oder Kartenspielen ihren Mitbürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Im Laufe der 70er Jahre wurde dem Treiben noch relativ wenig Einhalt geboten. Unter anderem gab es Zentren für das Glücksspiel an Pferderennbahnen wie dem Leipziger Scheibenholz oder an der Pferderennbahn in Hoppegarten in der Nähe von Berlin. Dort wurde bei gutem Wetter in der Regel im Außenbereich an kleinen Tischen gespielt, ohne dass die Polizei gegen solche Spiele vorgehen konnte – es gab einfach keine gesetzliche Handhabe. Trotzdem waren die Behörden natürlich über die Glücksspiele besorgt – solche Spiele durfte es im real existierenden Sozialismus eigentlich gar nicht geben. Es dauerte jedoch einige Jahre, bis die Stasi damit begann, in der Szene zu ermitteln und mehr darüber zu erfahren.

Als das gegen Ende der 70er Jahre immer intensiver geschah, wurden den Behörden das Ausmaß des Glücksspiels in der DDR klar. Einige Spieler hatten bis dahin bereits ein für die damaligen Verhältnisse enormes Vermögen angehäuft, andere Spieler hatten hingegen viel Geld und manchmal noch andere Dinge verloren. Natürlich gab es keine Regulierung oder Lizenzen für die Anbieter von Glücksspielen, deshalb waren Betrügereien in der Szene unvermeidbar – für viele Teilnehmer war das jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar, zudem hofften auch in der DDR viele Menschen auf das schnelle Geld. Obwohl es also keine offiziellen Gesetze gegen das private Glücksspiel gab, versuchte die Stasi , diesem Treiben Einhalt zu gebieten.

Ähnlich wie in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft führte das im Laufe der 80er Jahre allerdings vor allem dazu, dass das Glücksspiel in einem noch privateren Rahmen populär wurde. Gemeinsam mit Freunden oder guten Bekannten wurde in Wohnzimmern und manchmal auch in Hinterzimmern von Kneipen gespielt. Von 17 und 4 über Roulette bis hin zu „Tante“ oder „Goldener Sechs“ gab es eine ganze Reihe von Spielen, die in der DDR sehr beliebt waren. Das Geld war dabei sicher ein wichtiger Faktor, zum anderen war das Glücksspiel jedoch auch ein Ausbruch aus dem Alltag, bei dem man sich für einige Stunden wie in einer anderen Welt fühlen konnte.


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