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Zitat von MerkurZitat von ek40
Ein Hand-in-Hand beim Bespitzeln von Bauarbeitern, deren Familien und Bekannten gab es auch mit der Abteilung 1 der Kriminalpolizei, die über ein eigenes Netz von verdeckt arbeitenden „Ehrenamtlichen“ auf der Baustelle verfügte.
Der Einsatz des AG I der Kriminalpolizei mit seinen speziellen Mitteln und Methoden auf der Großbaustelle KKW Stendal war ganz sicher nicht unberechtigt.
Dem AG I oblagen in der Volkswirtschaft:
- die wirksame Vorbeugung, frühzeitige Aufdeckung und beschleunigte Aufklärung bedeutsamer Straftaten sowie die Verhinderung ihrer Fortsetzung;
- die Herausarbeitung und vorausschauende Erkennung neuer Erscheinungsformen der Kriminalität sowie
- die Feststellung von Ursachen und kriminalitätsbegünstigenden Bedingungen sowie deren kurzfristige Beseitigung.
Bedeutende Straftaten in diesem Zusammenhang waren insbesondere:
- unter Ausnutzung der beruflichen Tätigkeit bzw. Funktion gegen die materiellen und finanziellen Fonds sowie die planende und leitende Tätigkeit in der Volkswirtschaft oder mit spekulativer Absicht begangene kriminelle Handlungen;
- strafrechtlich relevant verursachte Brände, Havarien und Betriebsstörungen sowie andere schwere Schädigungen des sozialistischen Eigentums und
- Straftaten im Zusammenhang mit Investitionsvorhaben, insbesondere, wenn an deren Realisierung ausländische Firmen beteiligt waren und dadurch die öffentliche Ordnung und Sicherheit infolge schwerwiegender politischer, ökonomischer und ideeller Auswirkungen beeinträchtigt werden konnte.
Merkur wer machte denn so was böses ? Waren da ausländische Mächte beteiligt oder handelt es sich um inländische Straftäter ?
Gruß Gert
Zitat von Pitti53Zitat von GertZitat von Feliks D.
Man könnte sich ja einfach einmal ohne Scheuklappen die Rolle der OD KKW in Greifswald unter ihrem Leiter OSL H. vor Augen führen. Im Besonderen denke ich dabei an die Durchsetzung von Sicherheitsbestimmungen die durch die KKW Leitung zur rechtzeitigen Inbetriebnahme und zu Planerfüllung umgangen werden sollten. Dies reicht bis zur Einschaltung sowjetischer Atomexperten durch das MfS.
Aber all dies hat es ja nie gegeben, wenn man die heutige Berichterstattung und auch diese Ausstellung betrachtet. Ich bin mir jedoch sehr wohl bewusst, dass dieses Forum an dieser Stelle nicht er richtige Ort ist um diese Fragestellungen objektiv zu betrachten. Das machen allein die beiden vorstehenden Beiträge deutlich.
Ja natürlich, Feliks, das MfS wusste nicht nur alles, es wusste auch alles gar besser. Und das Wirken des MfS war immer nur zum Wohle des Volkes. Das Dumme an der Sache ist nur, dass das Volk der Wohltaten des MfS im Herbst 1989 mehr als überdrüssig war.
Und einige ganz Unwissende hier im Forum können das immer noch nicht verstehen. Es ist aber wirklich auch ein Jammer. Du und deine Mitstreiter, ich denke da vor allem an den armen Alfred, ihr habt es wirklich nicht leicht.
Ein schönes WE aus dem Rheinland
Gert wa ssoll dieser Zynismus?
Pitti jeder Pott braucht seinen Deckel.
Hallo an alle,
hitzige Diskussion. Leider gibt es schon im 1. Beitrag falsche Aussagen (auch ein Abschreiben aus dem Internet bedeutet nicht die Wahrheit!). Wer mehr nachlesen will: http://www.ycdt.de/kkw-stendal
Veröffentlichungen aus dem Archiv des KKW Stendal.
mfg ralph
Was soll eigentlich das Geheule an dieser Stelle?
Ist doch wohl das normalste in der Welt, daß sich ein Staat bei solch einem sensiblen Projekt wie Bau und/oder Betrieb eines KKW
seiner Möglichkeiten bedient. An dieser Stelle ist Sabotage, auch als Form von Protest, von vornherein auszuschließen!
Wie wir am Beispiel von Tschernobyl gesehen haben, hätten erfolgreiche Stör-oder Sabotagemaßnahmen dieser Art wohl auf dem Gebiet der DDR zu ähnlich fatalen Folgen geführt. Nur diesmal nicht weit weg in der Ukraine, sondern in Zentraleuropa!
Und wer denkt KKW's in Deutschland oder Frankreich würden nicht in der gleichen Weise überwacht, ist von mir nur als Tagträumer zu
bezeichnen!
P.S. Tschernobyl nur als Vergleich der Wirkung, nicht bezogen auf die Ursachen...
mfG SEG15D
Der geplante Standort Stendal war (ist) ja nicht allzuweit vom Harz entfernt und spätestens seit Tschenobyl und Fukushima wissen wir, weiß die Welt, was bei einem atomaren Störfall oder gar Unfall Entfernungen sind...!
Ich bin jedenfalls nicht böse, das das Teil nicht fertiggestellt wurde!
Egal, ob es ein Millionengrab war oder nicht.
Verwundert und besorgt bin ich nur, das z. Bsp. unsere polnischen und tschechischen Nachbarn gerade in Grenznähe neue Atommeiler errichten wollen. Gerade wo die meißten anderen europäischen Staaten forciert den Atomausstieg vorantreiben.
Allen voran und ohne Rücksicht auf Verluste gegenüber denen, die das bezahlen müssen, Deutschland...
josy95

Ich habe von 1987 bis 1988 im KKW Stendal für die Firma BMK Magdeburg, KBI (Industriebau) Wernigerode gearbeitet. Wir wurden nach guter Überprüfung dorthin delegiert, was für viele Mitarbeiter schon vorher ein Graus war. Lieber Berlin statt Stendal war unser Spruch.
Doppelstock-Züge führen nur zum Schichtwechsel alle 12 Stunden das Baustellen-Gelände an. Wer etwas vor hatte, brauchte Genehmigungen und einen fahrbaren Untersatz (Firmenbus) um das Gelände zu verlassen. Der Eingang wurde streng über/bewacht (spez. Ausweise) und Alkohol(geruchs)kontrollen waren an der Tagesordnung. Es kam vor das Kollegen vom Wachpersonal "abgelascht" wurden, wenn sie mit "dummen" Kopf rum pöbelten. Ich selbst hatte nie Probleme mit Leuten von der Sicherheit. Obwohl wir genug straffällige Sachen im Objekt angestellt hatten (Materialdiebstahl bei Fremdfirmen um unseren Plan zu halten, Dumper-Rennen bei Nacht etc.).
Übrigens, unser Objekt waren die Kühlturm-Fundamente, Kühlwasser-Kanäle, ZAW (Zentrale aktive Werkstatt) mit Betriebsgebäude und viele unterirdische Flucht- und Arbeitsgänge. Das Geld hatte gestimmt ...und die Plattenbau-Unterkunft (Stendal-Stadtsee) neben der Kaufhalle war ok.
Ich war nach dem Studium bis Anfang 90 im KKW Greifswald, auch da waren die Kontrollen eigentlich nur beim Betreten des Geländes zu spüren, eine zweite gab es beim Betreten der Blöcke selbst. Am Baden am werkseigenen Strand hat uns niemand gehindert.
Dazu gabs ein Dienst-Fahrrad, Unterkunft war eine Barackensiedlung (Leuna-Lager, wohl mal ein Kinderferienlager gewesen). War eigentlich ne verückte Zeit, ausser mit der Dorfjugend im Teufel gabs selten Probleme. In Wendezeiten outete sich dann ein Kollege als IM, der ging ganz offen mit dem Thema um und wir zollten dem auch Respekt. Zum Ende rollten dann wohl ganze LKW-Ladungen Akten weg, Gerüchte gabs viele, wie das so war in Wendezeiten.
Vom unmittelbaren Einfluß des MfS auf technisch-organisatorische Maßnahmen hab ich nie was mitbekommen, wäre sicherlich aufgefallen (war bei der Inbetriebsetzung Block V). Wir hatten mit unseren sowjetischen Kollegen schon genug Scherereien...

Zitat von ek40
In diesem Zeitungsartikel der Volksstimme kann man gut nachlesen,wie die Stasi in Stendal am KKW-Bau "gewirkt" hat.
Wie "demokratisch" z.B.Demonstranten "herausgelöst" und "zugeführt" ,oder Filme beschlagnahmt und eingezogen wurden.
Auch die Historie des KKW wir aufgeführt sowie eine Ausstellung zum Thema beworben.
Können wir uns ja alle bei @Huf treffen.......
Gruß ek40
Quelle mit Fotos: http://vsdigital.volksstimme.de/Olive/OD....&view=ZW50aXR5
Magdeburger Außenstelle der Stasi-Unterlagen-Behörde zeigt in Wittenberge Ausstellung über den Bau des KKW III
Das Kernkraftwerk Stendal und die Stasi
Von Bernd Kaufholz
Das Kernkraftwerk Stendal sollte das größte KKW Deutschlands werden und der DDR aus ihrer prekären Energiesituation heraushelfen. Seit der Planung, Mitte der 1970-er Jahre, war das „sozialistische Großprojekt“ zudem ein wichtiges Betätigungsfeld des Ministeriums für Staatssicherheit. Ab 12. Mai informiert die Magdeburger Außenstelle der Jahn-Behörde durch eine Ausstellung in Wittenberge (Brandenburg) über die Stasi und das KKW.
Stendal. Am 12. August 1989 fährt ein Major des Volkspolizeikreisamts Magdeburg auf dem Weg zur Arbeit unweit der Großbaustelle des KKW Stendal an einem Acker vorbei. Er glaubt erst, seinen Augen nicht zu trauen. Etwa einen Kilometer von Sandau (Kreis Stendal) entfernt an der Fernstraße 107 springt ihn ein Plakat förmlich an. Die Aufschrift: „No Atomstrom in mein Wohnhome“.
Der Protest gegen das KKW Stendal wird umgehend dem VPKA Havelberg gemeldet. Um 6.30 Uhr sind Polizisten vor Ort. Das Transparent wird entfernt und die gemeinsamen Ermittlungen von Polizei und Staatssicherheit beginnen. Derjenige, der das Plakat aufgestellt hat, wird allerdings nie ausfindig gemacht.
Ein kleine Episode aus der Bauphase des Kernkraftwerks Stendal, die deutlich macht, dass die Überwachung der Baustelle, der dort Beschäftigten und möglicher „staatsfeindlicher Störer“ von Anfang an ganz oben in der Aufgabenliste des MfS stand.
Standort für drittes KKW sollte Hohenwarthe sein
Das erste Dokument stammt bereits aus dem Jahr 1972. Darin wird die Bezirksverwaltung des MfS von ihrer Burger Kreisdienststelle darüber informiert, dass für ein drittes DDR-KKW der Standort „Hohenwarthe-Ost“ (Jerichower Land) ausgewählt wurde.
Doch dieser Vorschlag wird gekippt. Anfang 1973 steht Niedergörne bei Stendal als Standort fest. Die Begründung lautete, dass die Reaktoren „eine starke Ausstrahlung haben und dieses Gelände am besten dafür geeignet ist, weil hier eine äußerst niedrige Bevölkerungsdichte vorhanden ist“.
Für die Überwachung der Bauarbeiten des sensiblen Objekts, 15 Kilometer von Stendal entfernt, wird ein Jahr später die „Operativgruppe KKW“, bestehend aus drei Mitarbeitern, ins Leben gerufen. Zur „politisch-operativen Absicherung“, wie es heißt. Anfang der 1980-er Jahre wird die Gruppe erweitert und zu einem Referat der Stasi-Kreisdienststelle Stendal ausgebaut.
1987 werden die Referate „Bau“ und „Betreiber“ mit sechs beziehungsweise vier Planstellen für „Hauptamtliche“ geschaffen.
Aufgeboten wurde zudem ein großer Stab von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM).
Der geballten Geheimdienstkraft oblag es unter anderem, die KKW-Mitabeiter auf Sicherheit zu überprüfen sowie Einfluss auf Planung und Leitung der Arbeiten zu nehmen.
So arbeiteten Ende der 1980-er Jahre rund 1800 Ausländer auf der Baustelle. Darunter mehr als 800 Polen. Um diese Gastarbeiter unter Kontrolle zu haben, arbeitete die Stasi eng mit einem sogenannten Operativ-Posten des polnischen Innenministeriums zusammen.
Ein Hand-in-Hand beim Bespitzeln von Bauarbeitern, deren Familien und Bekannten gab es auch mit der Spionageabwehr, der für die Volkswirtschaft und die Verkehrswege zuständigen MfS-Abteilungen sowie mit der Abteilung 1 der Kriminalpolizei, die über ein eigenes Netz von verdeckt arbeitenden „Ehrenamtlichen“ auf der Baustelle verfügte.
Ende 1988 spitzelten auf der 400 Hektar großen Baustelle rund 100 IM.
Immer wieder standen Baumängel und -verzögerungen im Fokus des DDR-Geheimdienstes. So legte das MfS im März 1989 den „Operativen Vorgang ,Kreislauf‘“ gegen Unbekannt an. Hintergrund war, dass bei der Bau- und Montageausführung der Hauptanlagen des Kraftwerks über einen längeren Zeitraum schwerwiegende Mängel aufgetreten waren. Durch den „OV“ sollten „Personen ausfindig gemacht werden, die persönlich für die Zustände haftbar gemacht werden könnten“.
Bereits im Jahr zuvor, am 6. September 1988, hatte die ARD-Sendung „Report“ das MfS aufgeschreckt. Der Ungar Karoly Ötvös hatte darin über die Zustände auf der Baustelle KKW III berichtet, nachdem er dort mehr als ein Jahr lang als Prüfingenieur der Technischen Kontrollorganisation tätig gewesen war. Der Titel des Beitrags: „Die bauen kein AKW – die basteln sich eins.“
Unterlagen belegen, dass die Stasi den Wahrheitsgehalt der Angaben des Polit-Magazins überprüfte.
Spätestens seit Tschernobyl gab es im Umfeld der Baustelle verstärkt Proteste gegen das KKW Stendal. So forderte der Stendaler Friedenskreis in einer Eingabe an Erich Honecker den Stopp des Baus. Die Stasi begann umgehend mit sogenannten offensiven Maßnahmen gegen die Unterzeichner der Petition.
Doch bereits Anfang der 1980er Jahre landeten Proteste auf dem Tisch des Ministeriums. Der erste Protest datiert vom 21. Januar 1980. Eine Mitteilung an den MfS-Bezirkschef lautet: „... es ragt lediglich der anonyme Briefeschreiber (...) an den Rat des Kreises Stendal heraus, der sich offen gegen den Bau des KKW III aussprach.“
1983 ging die Kreisdienststelle Stendal davon aus, „dass es im Zusammenhang mit dem Bau des Kernkraftwerks zu Aktivitäten im Rahmen des Umweltschutzes durch die Kirche kommen wird“. Diesen Aktivitäten müsse entgegengewirkt werden.
Die Stasi listete alle Ökound Friedensgruppen auf, um besser im „Zentralen Operativen Vorgang ,Widerstand‘“ gegen die Anti-Atom-Aktivisten vorgehen zu können.
Friedenskreis Stendal:
Deckname „Neurologe“
Zu den KKW-Gegnern gehörten der Stendaler Friedenskreis, Frieden-, Ökologie und 2/3-Weltgruppe Mieste, Friedensarbeitskreis der Evangelischen Martinsgemeinde Magdeburg, Öko-Kreis des Kirchenkreises Leitzkau/ Zerbst und Öko-Gruppe der Magdeburger Domgemeinde.
Die Stendaler Stasi richtete 1987 ihr Augenmerk innerhalb des „Operativen Vorgangs ,Neurologe‘“, verstärkt mit dem Friedenskreis Stendal, der sich „zu einem operativen Schwerpunkt der Inspirierung von Aktivitäten gegen die friedliche Kernpolitik der DDR entwickelt hat“. 1987 machte der Leiter der KD Stendal den Vorgang zur Chefsache. Die Jagd auf die Stendaler Bürgerechtlerin Erika Drees und ihre Mitstreiter wurde eröffnet.
Von nun an scharten sich um die Friedensrechtlerin IM. Kaum ein Schritt der Stendalerin blieb unbeobachtet. So auch während eines Vortrags am 16. November 1987 im Dom der Altmarkstadt.
Der „Ge sellschaftliche Mitarbeiter Sicherheit“ (GMS – Vorstufe zum IM), Deckname „Klaus Herbst“, der bei der Veranstaltung innerhalb der Friedensdekade anwesend war, berichtete seinen Auftraggebern unter anderem: „Frau Drees verteilte in ihrem Freundeskreis Handzettel“ Seinem Bericht legte er zugleich eines dieser Anti-Atomkraft-Schreiben bei.
Zu den Überwachungsdokumenten des MfS gehört weiterhin der Bericht über den „Missbrauch einer öffentlichen Veranstaltung“ am 9. Februar 1987. „Frau Drees nutzte eine öffentliche Veranstaltung des Bezirkshygieneinstituts Magdeburg, (...) um auf das Anliegen des ,Stendaler Friedenskreises‘ gegen den Bau des KKW aufmerksam zu machen.“
Die Stasi-Abteilung 26 (Technische Abhörmaßnahmen) schnitt nach der Veranstaltung die Gespräche zwischen der Anti-Atomkraft-Aktivistin und Teilnehmern mit.
Inoffizielle Mitarbeiter des MfS waren auch dabei, als am 1. Mai 1988 im Demonstrationszug zum „Kampf- und Feiertag der internationalen Arbeiterklasse“ ein Anti-Atomkraft-Plakat auftaucht. Im Bericht heißt es: „Frau Drees zeigte ein selbst gefertigtes Plakat während der Demonstration in Stendal, das sie in der Nacht zuvor in der Berliner Straße in der Nähe des Versorgungszentrums für Medizintechnik unter einer Treppe versteckt hatte.“ Das Plakat trug die Aufschrift: „Atomwaffen und Kernenergie FREIE ZONE in EUROPA, denn KKW SIND ZEITBOMBEN“ Auf der Rückseite habe sich „das offizielle staatliche Kernenergiezeichen“ befunden.
Ein zweites Plakat mit der Forderung „Abrüstung statt Kernenergie“, der Abbildung einer weiblichen Person mit den Worten „Verfluchter Segen“ sei nicht mehr gezeigt worden, „da Frau Drees von drei Angehörigen in Zivil aus dem Demonstrationszug herausgelöst und dem VPKA zugeführt wurde“. Das Geschehen sei von einem Bürger fotografiert worden. „Der Film wurde beschlagnahmt und eingezogen und liegt dem MfS vor“, heißt es weiter im Bericht.
Ende der 1980er Jahre fiel der Stasi immer mehr das Interesse am KKW durch Bürger auf. Beiträge westlicher Medien zeigten Wirkung. So wurden von März bis Mai 1989 durch „operative Kontrollen des MfS“ 92 Bürger festgestellt, die sich „unberechtigt an der Baustelle aufgehalten“ haben.
Ausstellung
• Wann?: Vom 12. Mai bis 8. Juni, Montag bis Freitag (außer 2. Juni) von 9 bis 13 und 15 bis 18 Uhr. Gruppen nach Vereinbarung.
• Wo?: Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde, Perleberger Str. 24, 19322 Wittenberge.
• Preis?: Eintritt frei
• Kontakt: Wolfgang Herms, Rathausstraße 37, 19322 Wittenberge, Telefon: 03877/68350
• Lage: Gemeinde Niedergörne (für den Bau geschleift), 15 Kilometer von Stendal entfernt.
• Das KKW sollte mit einer Gesamtleistung von 4000 Megawatt das größte Kernkraftwerk Deutschlands werden.
• Im September 1974 gab es Pläne, in der Bundesrepublik ein Angebot für drei 1300-Megawatt-Blöcke vom Typ Biblis B einzuholen.
• Der Bau von zwei 1000-MWBlöcken wurde im September 1979 endgültig beschlossen.
• Anfang der 1980-er Jahre
wurden die Pläne geändert und die Anzahl der Blöcke auf vier erhöht, die Blockleistung jedoch auf 1000 MW verringert.
• Baubeginn: Block 1: 1982, Block 2: Dezember 1984.
• Block 1 sollte September/Dezember 1991 ans Netz gehen, Block 2 April/Juni 1993, Block 3 im September/Dezember 1996, Block 4 danach.
• 1991, als der Bau aus Sicherheitsgründen eingestellt wurde, war Block 1 zu 85 Prozent, Block 2 zu 15 Prozent fertig.
• 1994 und 1999 wurden die drei 150 Meter hohen Kühltürme gesprengt.
Ich kann mich erinnern, daß ein ca. 10 Personen starker Trupp aus dem KKW Stendal mit meiner Reisegruppe Ende Januar 1989 mit Jugendtourist in Hamburg war und wenn ich hier lese, daß genau zu dieser Zeit (Vorgang "Kreislauf") Ermittlungen wegen Baumängeln im Gange waren und wohl auch Unbefugte auf dem Kraftwerksgelände gesichtet wurden, könnte es doch möglicherweise einen Zusammenhang geben.
Ist es im Rahmen der Ermittlungstaktik der Stasi vorgekommen, daß man verdächtige Störer sogar extra zu solchen begehrten Reisen delegiert hat, um sie als Verdächtige entweder zu identifizieren oder auszuschließen ?
Wer weiß darüber Bescheid ?
Ist es andererseits denkbar, daß man einen prozentual doch großen Anteil an FDJler eines Betriebes besonders dankbar war, an einer derart wichtigen Schlüsselposition der DDR- Volkswirtschaft eingesetzt zu sein, immerhin lese ich hier ja auch etwas wie "Berlin statt Stendal" oder liegt die Wahrheit wieder einmal in der Mitte ?
Also, ich wirds zuerst schön finden, wenn die Sinnlosposter in den Kindergartenbereich des Forums geleitet werden.
Die kleinen nerven nämlich.
Ich war bis 1984 im BMK Zella-Mehlis beschäftigt. Wer nach Lubmin beispielsweise sollte, wurde bei uns Brigadeweise entschieden. Das heisst. jeder sollte mal. Aufgrund der Entfernung war das nicht sonderlich beliebt bei Leuten, die Familie hatten. Deshalb waren es wohl eher jüngere Leute, die dort zum Einsatz kamen. Natürlich waren die meistens Mitglied der FDJ, das war dann aber der zufällige Aspekt.
Und eine Anmerkung:
ich bin nie öffter kontrolliert worden, als nach der Wende. In jeder größeren Firma must Du die Hosen runterlassen. Und wenn Du aus versehen eine Telefon mit Fotofunktion hast, bekommst Du auch noch richtig Ärger!
Und wenn Du heute in einem KKW arbeiten würdest, wäre der Geheimdienst, welcher auch immer, sicher sehr nahe.
Zitat von EDGE-Henning
Also, ich wirds zuerst schön finden, wenn die Sinnlosposter in den Kindergartenbereich des Forums geleitet werden.
Die kleinen nerven nämlich.
Wie meinst Du das?
Diese Geschichte passt gut in dieses Thema.
Dr.med.Erika Drees ,eine mutige Frau .
Sehr bemerkenswert auch ihr Brief,welchen sie am 17.05.1988 an die BGL der Kreispoliklinik Stendal schrieb,welcher natürlich bei der Stasi landete....
(Brief nachzulesen im angefügten Link.)
Zivilcourage: Ein Leben jenseits von Anpassung
Stendal/Magdeburg l
"Beim Blick in Dokumente der 80er Jahre können wohl nur Zeitgenossen nachempfinden, welche Kraft die Stendaler Ärztin Erika Drees gehabt haben muss, sich einer Maschinerie von Disziplinierungsmaßnahmen zu widersetzen. Bei der Maidemonstration 1988 in Stendal, in der seit Mitte der 70er Jahre ein Atomkraftwerk gebaut wird, hatte die 52-Jährige ein selbstgefertigtes Plakat getragen. Mit der Aufschrift "Für atomwaffen- und kernenergiefreie Zonen in Europa, denn KKW sind Zeitbomben".
Hier weiterlesen:
Quelle: http://www.volksstimme.de/nachrichten/sa...-Anpassung.html

Zitat von vk1
Wie meinst Du das?
Neues Forum? Nun, die die dort sich besser aufgehoben fühlen, finden den Weg (mit leichten Hilfestellungen) freiwillig *wink*
Ach, mitt'm gekonnten Ignorieren isses halt net soooo einfach *grins*
Hallo ek40, aus wie vielen und welchen Personen setzte sich denn deiner Erfahrung nach solch eine Vertrauensleutevollversammlung zusammen?
Beachtlich ist ja auch diese Aussage aus diesem Artikel, eine Frau die scheinbar erkannt hat dass der Anschluss nichts Gutes bringt.
"Ihre Vision von einer freien Gesellschaft erfüllte sich mit der Wende nicht. Sie weint bitterlich, als sie am Abend der ersten freien Wahlen in der DDR bei der Stimmenauszählung in einem Stendaler Wahllokal feststellen muss, dass das Neue Forum als der große Verlierer abschneidet. Und lehnt später Orden wie das Bundesverdienstkreuz ab."

Gert kannst mal außer stänkern was anderes bringen?
Dein Beitrag wurde gelöscht wegen absolutem OT
Hallo an alle,
wer zur wechselvollen Geschichte des KKW Stendal was lesen will:
http://www.ycdt.de/kkw-stendal/geschichte.htm
mfg ralph