Forum DDR Grenze- DDR Zeitgeschichte Online » # » Bundesgrenzschutz BGS » Schieß-Wanderpreis beim Zoll Lübeck

Von einem kürzlich in den Ruhestand getretenen Kollegen erhielt ich heute ein Geschenk: eine hölzerne Plakette. Diese war einst ein „Wanderpreis“ für die beste GASt (Grenzaufsichtsstelle) des Zollkommissariats (ZKom) Lübeck-Süd. Gestiftet vom BDZ (BUND DER DEUTSCHEN ZOLLBEAMTEN, später Deutsche Zoll-und Finanzgewerkschaft).
Die Plakette, die im Jahr 1987 die GASt Schlutup-Nord gewann, hing bis zur Auflösung der Grenzaufsichtsstelle in den Räumen der GASt im Lübecker Stadtteil Schlutup. Und wurde in jenen Tagen des Jahres 1990 „gesichert“ und vom Kollegen dann zu Hause sicher „verwahrt“.
Im Rahmen des jährlich stattfindenden Vergleichsschießens der Oberfinanzdirektion (OFD) Kiel bzw. den nachgeordneten Hauptzollämtern, Zollkommissariaten und Grenzaufsichtsstellen wurde der Wanderpreis jener GASt überreicht, welche beim Vergleichsschießen innerhalb desselben ZKom die meisten Ringe beim Schießen mit der Pistole (zu jener Zeit mit der SIG SAUER P 6 bzw. der 9 mm-Pistole P 225, Zivilbezeichnung. Vor 1981: mit der 7,65 mm-Pistole HK 4 von Heckler & Koch) erzielte.
Im Jahr 1982 konnte die GASt S (unser „Sondertrupp“) den Wanderpreis für ein Jahr in ihre Diensträume platzieren. Die GASten Priwall, Eichholz II, F (Funksprechzentrale) und Groß Grönau hatten in den Folgejahren das Glück, diesen Preis, der in der Regel vom amtierenden Zollkommissar Lübeck-Süd überreicht wurde, an die Wand zu hängen.
Tja, und nun hängt sie bei mir…
Was mal mit ihr passiert, wenn ich die „Segel streiche“…. ?
Nein, nicht darüber nachdenken. Lieber erinnere ich mich an jene Jahre, die gewesen sind. 1981 bis zur "Wende" war für mich die schönste Zeit beim Zoll.

Man muß dem Kollegen ehrlich Dank sagen, dass er die Plakette bewahrte.
Die Vergangenheit der Zolldienststellen an der Grenze zur DDR interessiert enttäuschenderweise niemanden der Führungsriege, ganz zu schweigen vom Zollmuseum. What shall's, will nicht mehr schreiben, als gut wäre.
Von Interesse wären für mich die Ergebnisse, die Ringzahlen der bestplatzierten GASten.
Könntest Du möglicherweise mit Zahlen aufwarten aus Deinen zusammengetragenen Archivalen?

Zurzeit leider nicht. Vielleicht finden sich gesuchte "Dokumente" noch an. Falls dem so ist, stelle ich diese gern hier ein. Dir ein schönes Wochenende, Hape

Ja, damit hast Du wohl Recht @IM Kressin. Hatte dem Zollmuseum vor wenigen Jahren diverse Dokumente angeboten. Kein Interesse... die Geschichte des Zolls an der innerdeutschen Grenze ist dort aktuell scheinbar nur von sekundärer Bedeutung. Das wäre ganz bestimmt anders gewesen, als unser Forenmitglied Dieter 45 noch aktiv war beim Zollmuseum in Hamburg. Ich war dabei, als das Museum seinerzeit von Bundesfinanzminister Waigel offiziell eröffnet wurde (als bewaffnete "Sicherungskraft" der Grenzaufsichtsstelle Nord des Zollkommissariats Freihafen). Auch in gegenwärtiger Zeit findet die Geschichte der BZV an der deutsch-deutschen Grenze kaum mehr irgendwelche Beachtung. Schon gar nicht bei den meisten Dienstvorgesetzten, die uns "alten" Zöllner nunmehr dienstlich beurteilen. Da werden wir "Altgedienten" nunmehr in den selben Topf mit über 20 Jahre jüngeren Kollegen (der gleichen Besoldungsstufe) "geworfen". Und - was für ein "Wunder" -: die jungen Kollegen leisten ja angeblich etwas "mehr" als wir alten "Hasen", da noch körperlich und geistig "agiler". Dass wir "Grenzer" von "damals" bei Tag und Nacht und bei teils widrigsten Wetterbedingungen uns redlich abmühten, den seinerzeitigen Herausforderungen "gerecht" zu werden, spielt heute überhaupt keine Rolle mehr. Ob meine Chefin des Sachgebiets, zu dem ich gehöre, jemals Dienst verrichtete an der ehemaligen innerdeutschen Grenze??? Mit Zollhund? BeiTemperaturen von bis zu minus 20 Grad? An der Trennlinie von Nato und Warschauer Pakt, manchmal mit Maschinenpistole ausgerüstet? Nein, das tat sie nicht. Unsere Vorgesetzten von heute haben zumeist keinen blassen Schimmer von dem, was wir "Alten" damals zu leisten hatten. Einfach traurig, was in der heutigen Zeit so "passiert" mit altgedienten Kollegen....

Die Sammlung im Zollmuseum ist wirklich erstaunlich
Als ich dort nach Anmeldung Akten einsehen wollte stellte sich heraus, das vom HZA HL Ost nichts vorhanden ist
Da fehlen tatsächlich alle Akten der 1393 km langen Grenze zur DDR
Da hatte ex Dieter zu wenig Einfluss, denn Material hat er ja selbst genug gehabt
Ja, Krelle, was du beklagst ist allgegenwärtig. Nicht nur in deinem Beruf. Auf die Erfahrungen der "Alten" wird wenig gegeben. Lieber setzen die jungen Vorgesetzten auf uneingeschränkte Belastbarkeit und Gefügigkeit der jungen Beamten.
Ein ZBI, dessen letzte Beurteilung t. h. lautet, lässt sich nicht mehr kompromißlos auf jede Anordnung eines "grünschnäbligen" Vorgesetzten ein. Oft können diese Beamten mit den Erfahrungen der älteren Jahrgänge noch nicht konkurieren und reagieren deshalb genervt.

@ schnacki: Kläre mich bitte auf, ich kenne mich mit
der Laufbahn des Zoll nicht so aus:
- ZBI = Zollbetriebsinspektor?
- letzte Beurteilung = t.h.

Zitat von krelle im Beitrag #4
Ja, damit hast Du wohl Recht @IM Kressin. Hatte dem Zollmuseum vor wenigen Jahren diverse Dokumente angeboten. Kein Interesse... die Geschichte des Zolls an der innerdeutschen Grenze ist dort aktuell scheinbar nur von sekundärer Bedeutung. Das wäre ganz bestimmt anders gewesen, als unser Forenmitglied Dieter 45 noch aktiv war beim Zollmuseum in Hamburg. Ich war dabei, als das Museum seinerzeit von Bundesfinanzminister Waigel offiziell eröffnet wurde (als bewaffnete "Sicherungskraft" der Grenzaufsichtsstelle Nord des Zollkommissariats Freihafen). Auch in gegenwärtiger Zeit findet die Geschichte der BZV an der deutsch-deutschen Grenze kaum mehr irgendwelche Beachtung. Schon gar nicht bei den meisten Dienstvorgesetzten, die uns "alten" Zöllner nunmehr dienstlich beurteilen. Da werden wir "Altgedienten" nunmehr in den selben Topf mit über 20 Jahre jüngeren Kollegen (der gleichen Besoldungsstufe) "geworfen". Und - was für ein "Wunder" -: die jungen Kollegen leisten ja angeblich etwas "mehr" als wir alten "Hasen", da noch körperlich und geistig "agiler". Dass wir "Grenzer" von "damals" bei Tag und Nacht und bei teils widrigsten Wetterbedingungen uns redlich abmühten, den seinerzeitigen Herausforderungen "gerecht" zu werden, spielt heute überhaupt keine Rolle mehr. Ob meine Chefin des Sachgebiets, zu dem ich gehöre, jemals Dienst verrichtete an der ehemaligen innerdeutschen Grenze??? Mit Zollhund? BeiTemperaturen von bis zu minus 20 Grad? An der Trennlinie von Nato und Warschauer Pakt, manchmal mit Maschinenpistole ausgerüstet? Nein, das tat sie nicht. Unsere Vorgesetzten von heute haben zumeist keinen blassen Schimmer von dem, was wir "Alten" damals zu leisten hatten. Einfach traurig, was in der heutigen Zeit so "passiert" mit altgedienten Kollegen....
Als "ehemaliger Klassenfeind" - sprich Grenzer) kann ich es auch nicht nachvollziehen.., wie heute mit der Geschichte, dem Dienst und den Aufgaben des Zolls hinsichtlich der ehemaligen Grenze zur DDR umgegangen wird.
Die von @krelle beschriebene Reaktion des Zollmuseums spricht doch Bände ..... unglaublich !!!
Und weil es @krelle oder @IM Kressin vielleicht nicht ganz so schreiben "dürfen", können oder möchten, nehme ich mir als "ehemaliger Klassenfeind" es jetzt einfach mal heraus, ich nenne es eine bodenlose Frechheit
Wir waren (sowohl die Grenzer, die PKE, der Zoll der DDR, der BGS und eben auch unsere Kollegen vom Grenzzolldienst) oft bis an die Zähne bewaffnet.
Und es gab schon (je nach Grenzabschnitt und Dienstzeit sicher sehr unterschiedlich) mehr als genügend brenzlige Situationen.....
auf beiden Seiten .... ich war von 1988 bis Mai 1990 in einem recht sensiblen Grenzabschnitt eingesetzt....
Wir hatten allein in meiner Dienstzeit in Ifta von März 1988 bis zum 09.November 1989 (also die "heiße Phase")
5 Stück "erfolglose" Fluchtversuche von DDR Bürgen mit Festnahme
1 Stück bewaffnete Fahnenflucht mit zwei schwer bewaffneten Grenzern
3 Stück illegale Grenzübertritte von West nach Ost
3 Stück versuchte Fahnenfluchten schwer bewaffneter Sowjet-Soldaten der roten Armee
und auch zahlreiche "Vorkommnisse" zum Beispiel auch mit teilweise stark alkoholisierten , in nenne sie mal "Grenzbesucher" oder "Grenztouristen"
Es gab Stein- und Flaschenwürfe in unsere Richtung, also schon gefährliche Situationen... besonders an Tagen wie dem 17.Juni
und dem 1.Mai oder dem 7.Oktober (Gründung der DDR)
Es gab in vielen anderen Grenzabschnitten sicher ähnliche Dinge ... soll nur als ein kleines Beispiel gelten...
Und es war oft auch und gerade dem besonnenen Handeln der Zöllner auf Streife zu verdanken, dass aus solchen oder ähnlichen Situationen nicht noch mehr Gefahr herauf beschworen wurde. !!
Ich will jetzt den Dienst unserer BGS-Kollegen nicht schmälern !
Aber was mir jetzt auch wieder im neu eröffneten Grenzpark in Herleshausen (eine der Haupt-GÜSTEN der DDR-BRD , also keinem sooo unbekannten hessischen Städtchen) aufgefallen ist.... man sieht den BGS (mit und ohne Hunschrauber..), man sieht die PKE der DDR, man sieht die Grenzer inkl. Grenzaufklärer, die Amerikaner .... aber die Zöllner ???? Fehlanzeige !
Ähliches habe ich im Grenzmuseum Schifflersgrund (bei Bad Sooden-Allendorf) feststellen müssen.....
Gerade einmal in EINEM Ausstellungscontainer gibt es Angehörige des Zoll bei ihrer Streifentätigkeit zu sehen ....
Wohlbemerkt im Zeitraum seit Bestehen der DDR 1949 bis November 1989 !
Ich kann jetzt nicht über andere Grenzmuseen sprechen, die ich noch nicht gesehen habe, aber auch auf dem Point Alpha, Point India .... das selbe Bild .....
Ich will jetzt nichts veralgemeinern.... , vielleicht reime ich mir da auch nur was zusammen ? ... aber es fällt mir eben auf ...
es sind die vergessenen altgedienten Zöllner, die zu dieser Grenze genauso gehört haben wie die Panzersperren, der Grenzsignalzaun, die Minen und die Selbstschussanlagen ... genauso wie der BGS, die Grenzer, die Amerikaner, die Franzosen und die Briten
und manchmal auch die Sowjetarmee und Bundeswehr ....
Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es vielleicht doch zukünftig noch möglich sein wird, die GESAMTE GESCHICHTE der
Deutsch- Deutschen Grenze etwas umfassender (sprich auch mit den Zöllnern) darzustellen.....
Wollte ich hier nur mal kurz los werden... sozusagen mal aus der "anderen Richtung".
@harbec: Der Zollbetriebsinspektor ist die höchste Stufe des mittleren Dienstes der Zollverwaltung (gehört zum Bundesminiserium für Finanzen)
und entspricht der Besoldungsstufe A9 (Bundesbesoldungsordnung).
Die Beurteilung t. h. bedeutet, der Beamte T ritt im Vergleich zu seinen Vergleichskollegen/innen H ervor. (tritt hervor - hebt sich also von den anderen zu Beurteilenden ab). Das Beurteilungssystem ist im übrigen auch dazu gedacht eine Art Disziplinierung zu ermöglichen.
Ein Beamter/in, welcher seine Aufgaben restlos und ohne Beanstundungen durchführt bekommt nicht automatisch eine t.h. Beurteilung. Er muss schon durch irgendetwas hervor treten. Er darf sich also im Umkehrschluss nie durch aufmüpfiges Verhalten (Widersprüche u. ä.) auffallen.
Hoffe diese Erklärung ist ausreichend. Sonst PN.

... danke für Deine Erläuterungen. Gab es den ZBI nicht auch mit Zulage?
Auch mit Zulage. Wie hoch diese Amtszulage war oder ist entzieht sich meiner Kenntnis.
Können sicher die aktiven oder pensionierten Zollbeamten Auskunft geben.

Zitat von schnacki im Beitrag #12
Auch mit Zulage. Wie hoch diese Amtszulage war oder ist entzieht sich meiner Kenntnis.
Können sicher die aktiven oder pensionierten Zollbeamten Auskunft geben.
Müsste aber im Bundesbesoldungsgesetz Anlage 1 und 4 Bundesbesoldungsgesetz BBesG nachlesbar sein. StFw A9 und OStFw A9Z stehen da ja auch drin.

Hallo Hartmut @harbec
der ZBI mit Zulage ist nach der Besoldungsstufe A9m+Z. Wie hoch die Zulage ist, kann ich heute nicht mehr sagen. Aber, nach ich glaube 2 Jahren Zulage, war diese auch Ruhegehaltsfähig.
Gruß Harald

Zitat von hslauch im Beitrag #9Herzlichen Dank für Dein starkmachen, dass Du Dich @hslauch für die Bundeszollverwaltung an der ehemaligen Grenze zur DDR weit aus dem Fenster hängst.
Und weil es @krelle oder @IM Kressin vielleicht nicht ganz so schreiben "dürfen", können oder möchten, nehme ich mir als "ehemaliger Klassenfeind" es jetzt einfach mal heraus, ich nenne es eine [b]bodenlose Frechheit/b]
Für mich und die Gesamtheit der ehemaligen Grenzhüter vom Zoll an den Grenzen der Bundesrepublik war und ist diese Causa eine Platte mit Endlosrille, "asbach uralt" sozusagen, es ist einen Asbach Uralt wert.
Zitat von hslauch im Beitrag #9Ich habe mir noch nie eine Genehmigung eingeholt, die mir gestattet, eine vorformulierte Sicht der Dinge, um nicht zu sagen, vorgefasste Statements bekanntzumachen.
Und weil es @krelle oder @IM Kressin vielleicht nicht ganz so schreiben "dürfen" ...
Unausgewogen einseitig sind die Defizite der nicht erwähnten Zollgeschichte zur DDR-Grenze deshalb, weil Unfähigkeit im Konsens mit Unverstand, maximiert mit Intoleranz, Ignoranz und Dilettantismus selbigen unheilvollen Einheitsbrei begünstigen mit den irreparablen Schäden, wie sie sich aktuell weiterhin präsentieren.
Auf einen Nenner gebracht, bei diesem Themenstrang und auch anderwärtig, der Sieger bestimmt und schreibt Geschichte. Die ehemaligen, bundesdeutschen Grenzzöllner der DDR-Grenze gehörten und gehören nicht zu den Gewinnern.