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#1 Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von Angelo 06.10.2009 11:54

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Für viele DDR Bürger kam die Wende überraschend wie hast du die Wende erlebt ? Konntest du gleich glauben was da im Fernsehen gezeigt worden ist? Was hast du als erstes gemacht als du wußtes ich bin frei ? Wie haben sich die ehemaligen DDR Grenztruppen gefühlt als sie erfahren haben das Ihr Arbeitsplatz auf einmal Wertlos geworden ist ?

Wie haben sich die BGS Leute auf der anderen Seite der Grenze verhalten? Wurden die Menschen noch abgehalten die Grenze zu überschreiten?

#2 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von Oss`n 06.10.2009 12:21

Angelo, das kann man nicht beschreiben was in uns vorging.
Ich hab zu meinem Chef gesagt - du ich fahre morgen mal in den Westen (kleiner Privatbetrieb mit 3 Gesellen und einem Lehrling)
Du, der hat sich mit mir bzw. uns so gefreut.
Fahrt, hat er gesagt, schaut es euch an.
Das Gefühl was uns bewegte kennt nur jemand, der es erlebt hat.

Und bis `87 selber noch die Grenze bewacht !

Kurtz darauf bin ich dann mal nach Hohengandern gefahren.
Da war ein Grenzübergang an der B 80 .
Ich habe mir mein einstiges "Eckhaus" angeschaut und Augen von Bu`s und Offizieren schauten mich durch das Fenster an.
Da war sie wieder - nicht Angst, sondern der Respeckt.
Nur langsam habe ich begriffen, das es vorbei ist - das die mir nix mehr können.
Das war für mich ein Stück Freiheit, wobei es mir heute noch eisekalt den Buckel runterläuft, wenn ich daran denke.
Diese Macht des Staates war vorbei.
Uuuuuuuuuuuuuunbeschreiblich dieses Gefühl.


PS.: Eckhaus wurden sie bei uns genannt, weil sie meistens mit einer Ecke zur Straße standen.

Bis dann mal


Oss`n

#3 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von TOMMI 06.10.2009 12:43

Also den 9.November, die entscheidenden Stunden erlebte ich auf Arbeit.
Ich hatte damals Spätschicht. Zu der Zeit waren die Nachrichten und die Zeitungen
interessanter geworden. Sie waren kritischer und wahrheitsgetreuer.
Wir hatten da ein Radio stehen. Auch an diesem Tag krochen die Kollegen da förmlich hinein.
Fast stündlich hörte man da was neues. Tage vorher war die Fluchtbewegung angeschwollen,
erst über Ungarn, dann über die CSSR. Wenn man vorher die Flüchtlinge pro Tag zählte, geschah dies zu diesem zeitpunkt schon nach Stunden.
In diesem Zusammenhang muss man die Berichterstattung zur berühmten Schabowski-Pressekonferenz
sehen. Und so wurde damals im Radio darüber berichtet: "....Ausreisen können von nun an über
Grenzübergänge der DDR vorgenommen werden...."
Toll, dachten wir. Wir waren sogar sauer, weil wir dachten, nur die, die endgültig weg wollten, durften diese Übergänge benutzen. Und die, die reisen wollen, zu ihrer Verwandtschaft usw, die schauen wieder in die Röhre. So kam das bei vielen an.
Wir waren 100km von der nächsten Grenze weg und tiefste Provinz. Was zu der zeit in Berlin
abging, wussten wir nicht. Welche, die Gerüchteweise wissen wollten, die Mauer sei auf, erklärten wir für verrückt. Dann kam der Feierabend, wir fuhren nach Hause und machten den Fernseher an. Erst dann wussten wir, was wirklich geschehen war....

#4 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von josy95 06.10.2009 14:25

[quote="TOMMI"]Also den 9.November, die entscheidenden Stunden erlebte ich auf Arbeit.
quote]


Hallo TOMMI,

hatte das selbige "Glück" am 09. November, es war ein Donnerstag, mit Schicht. Wir hatten damals so eine Tour, die nannten wir immer "Übernachtung". Späten Nachmittag 16.10 Uhr den letzten Zug nach Nordhausen, ca. 18.30 dort. Lok nachgesehen, Feuer ausgeschlackt, Kohle geladen ect. für die nächste Tour am nächsten Tag zurück nach WR und noch ein bischen "aufgepaßt" auf das gute Stück, bis die Nachtschicht dort in Nordhausen so gegen 22 Uhr Dienstbeginn hattte. Schlafraum befand sich im Lokschuppen (ja, ja, die Reichsbahn hat es nicht besonders gut gemeint mit uns, primitives Kabuff, ohne Radio, geschweige Fernseher...!) Dienstbier und Radio haben wir uns von zu Haus mitgebracht, noch in die Kantine, was mampfen...! Es war ne Schei*- Schicht. Keiner mochte die gern. Lange unterwegs und durch die nächtliche Pause von 22 bis 4 Uhr hat man auch nicht viel dabei verdient. Man kam immer wie gerädert nach Haus...!
Jedenfalls besagten 9.11.89, man war ja irgendwie schon in Euphorie und es lag ja auch was "in der Luft". Wir haben die ganze Nacht statt geschlafen, vorm Radio gehockt und die Geschehnisse in Berlin verfolgt, für uns gefeiert, leider war nicht genug Bier da - damit hatte ja keiner gerechnet. Nächsten Morgen den Frühzug nach Ilfeld und zurück, die Menschen waren alle fröhlich und ausgelassen (wieviele davon mögen denn das heute noch sein???)

Auch beim Zug nach Wernigerode war die gute Stimmung überall zu spüren. In WR angekommen, Ablösung stand schon am Bahnsteig, schnell unter die Dusche und ab nach Hause - mein ältester Sohn hatte ja auch am 10. seinen 3. Geburtstag! Dafür hatte ich mein altes DDR- Holzdreirad mit Anhänger(!), welches meine Mama für mich aufgehoben hatte, wieder aufgemöbelt. Mit Beleuchtung, Hupe und anderem "Schnickschnack"!
Aber erstmal vor die Glotze, Informationsdefizit ausgeglichen! Meinen Olli und seinen Bruder (2) dann Mittag aus dem Kindergarten geholt und Geburtstag eingeläutet! Werde nie die leuchtenden Augen meines Olli vergessen, als ich ihm das Dreirad geschenkt hab...! (Werde in einem anderen Therad noch mal darauf zurückkommen) Das hat sich bei mir so im Gedächtnis als eine meiner schönsten Erinnerungen an meine Kinder, mein gesamtes Leben und die Grenzöffnung eingebrannt!

Muß da immer etwas aufpassen, das mich die Emotionen nicht allzusehr erwischen...!

Der Kindergeburtstag war nicht so recht ein Kindergeburtstag, vielzusehr drehte sich das Thema um die Grenzöffnung und die Glotze war mehr als üblich an. Aber ein Dreijähriger und ein zweijähriger und die kleine Gästeschar nahmen das (damals) niemanden übel, die konnten sich noch echt über Geschenke, Gäste wie Omas und Opas und das drumherum freuen und hatten ihren Spaß.

Am Abend, als die Kinder nach einem schönen Tag im doppelten Sinne des Wortes eingeschlafen waren, hieß es, in Stapelburg wird auch die Grenze aufgemacht. Da hab ich mich noch bei Sauwetter auf mein Jawa- Moped geschwungen, und bin gegen 22 Uhr Richtung Stapelburg abgedüst. NVA- Regenkombi samt Moped in Stapelburg "versteckt", zu Fuß Richtung Grenze (Eckerbrücke) weiter. Da war ein Loch in der Mauer (2 Betonelemente hatte man herausgenoimmen), ein provisorischer Steg über die Ecker (hatte wohl das bundesdeutsche THW schnell gebaut) und wo war ich??? Im (damals goldenen) WESTEN! Im Eckertal am GüP standen Busse bereit, und ab gings nach Bad Harzburg. Die Stadt, von der mein Vater, die "Alten" immer so viel erzählt haben, die so nah und doch unerreichbar. Dort hat man uns fast vorm Rathaus abgesetzt, wohlwissend, das wir unsere 100 DM Begrüßungsgeld abholen wollten. Gesagt, getan. Anschließend kleinen Stadtbummel gemacht, es waren ja Menschenmassen unterwegs, fast alle Geschäfte auf! Bei Woolworth, da hab ich mich zuerst "reingetraut" ein paar Süßigkeiten (Ü- Eier, Haribo. Bärchen) für die Kinder gekauft, mit den Leuten geschwatzt und dann irgendwann in der Nacht, innerlich aufgewühlt, voller tiefer Eindrücke zurück nach Eckertal, wieder "rüber" und ab nach Hause. Nächsten Tag rief ja wieder der Dienst...!


Fortsetzung folgt!


josy95

#5 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von Grete85 06.10.2009 15:40

Hallo josy,

du hast ja auch so´ne bescheiden schöne Nachtschicht gehabt. Ich hatte an dem besagten 9.November.89 auch wieder mal Nachtschicht.Wir haben damals alle in unserer Dienststelle Bln-Haupt(Ost)bahnhof mehr oder weniger mit den Geschehnissen in dieser Zeit zutun. Auch weil wir Züge von und nach Bad Schandau zu begleiten hatten. Meine "Nachtschicht" fing um 16 Uhr an. Von Bln-Schönefeld zwei Nahverkehrszüge nach Wünsdorf begleiten. Und dann das absolute "Highlight" der Schicht,der D 1191, Wünsdorf-Brest-Moskau!!!!!!!(Urlauberzug für Angehörige der Sowjetarmee) Naja, den Zug fertig gemacht, rauf auf die Lok und los. In Bln-Ostbahnhof die Lok auf die andere Seite gesetzt.In der Zwischenzeit mein Frauchen angerufen,hatte noch Spätschicht als Fahrdienstleiter in Spindlersfeld,da sagte sie mir das die Grenze auf wär.??????(ich konnte ja kein Radio hören)Mit der Nachricht vor zum Lokführer.Der meinte auch schon sowas gehört zu haben.Naja, in Bhf Briesen haben wir ja Betriebshalt, da können wir ja Rias hören. Gesagt getan, ich konnte es garnicht recht glauben,was ich da gehört habe. Und unsereins fährt nach Osten und bringt die Russen heim!
Ich konnte in der Übernachtung nicht so recht schlafen. Naja, dann noch den einen D-Zug nach Bln-Ostbahnhof gebracht und dann heim.Es war recht ruhig auf der Straße.Selbst am Grenzübergang Sonnenallee, wo ich nur 200 m weiter weg damals gewohnt habe,war es ruhig.Von den vereinzelten "Grenzgängern",die noch übrig geblieben waren. Mein Frauchen erzählte mir, das, als sie heim kann,die Hölle los war.Jubel und Sektkorkengeknalle.
Gegen Vormittag gings dann richtig los.Drei Fahrspuren in Richtung Westberlin und eine zurück. Den Linienbus (Rentnerexpress) mußten sie dann über die Gegenspur lotsen.
Wir sind einige Tage später rüber.Arbeit ging nun mal vor und Westberlin rennt nicht weg. Vom ersten Geld hat sich meine Frau ein Zimmerpflanzenbuch geholt.(das gibts immer noch!)Ich weiß garnicht mehr was ich mir damals geholt hab. Ich wollte einfach nur schauen.

So das war meine Geschichte.

Gruß Grete

#6 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von Klaus K 06.10.2009 17:44

Ich habe den Mauerfall auf Arbeit,ich bin Lokführer, erlebt. Hatte am späten Nachmittag nen Güterzug von Stralsund nach Rostock Seehafen zu fahren. Unterwegs im Radio, das hören iss eigentlich verboten,brachten sie viele Interessante Themen. Auf der Rückfahrt von Rostock hatte ich nen Aufenthalt in Gelbensande,dort hörte ich dann das die Grenzen offen sind. Mein weg ging gleich zum dortigen Fahrdienstleiter;für unkundige das iss der der die Weichen und Signale bewegt, um mich zu vergewissern das ich nicht spinne. Der hatte es auch gehört, also stimmte es. Irgendwann in der Nacht hatte ich dann Feierabend. Im Kreise der Kollegen in der Lokleitung( Einsatzleitung) haben wir noch ne Zeit geredet. Als ich dann zu Hause war habe ich als erstes meine Frau geweckt um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. Die konnte es nicht glauben und meinte das ich ja spinne.Ich konnte sie dann aber doch vom Gegenteil überzeugen und wir sind dann 7 oder 8 Tage später über die Grenze gefahren, die ich 18 mon. " bewacht" habe.

#7 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von josy95 08.10.2009 10:36

[quote="josy95"][quote="TOMMI"]Also den 9.November, die entscheidenden Stunden erlebte ich auf Arbeit.
quote]

Fortsetzung folgt!


Hier ist sie (die Fortsetzung!):

Nächsten Tag (Samstag, 11.11.89) Spätschicht, wieder nach Nordhausen, aber auch wieder nach Wernigerode zurück. Mit einer unserer neuen (umgespurten) Dieselloks (s. g. "Harzkamele", von 1435 mm Normalspur auf 1000 mm Schmalspur umgespurte DR- Lokomotive der BR 110) gefahren und einen Kollegen zur Einweisung mitgehabt. Thema war natürlich klar, alles drehte sich nur um die Grenzöffnung. Hatten dann beide den darauffolgenden Sonntag frei und haben uns verabredet, über Stapelburg "rüberzumachen". Mein Kollege hatte eine mit meinem Großen gleichaltrige Tochter (3), die er auch mitbrachte. Mit den Motorädern, Kind im Tragegesellrucksack auf dem Rücken nach Stapelburg. Endlos- Autoschlangen, alles zugeparkt, Menschenmassen, einfach Chaos pur. Noch nicht einmal mit dem Motorad ein Durchkommen möglich! Motoräder am Ortseingang abgestellt und weiter zu Fuß, ist ein ganz schönes Stück. Aber man hat`s mit Humor genommen, war ja noch nicht so verwöhnt wie heute....
Endlosschlange am Grenzübergang, der Behelfssteg war immer noch, bei der alten Straßenbrücke waren die Grenzpioniere gerade dabei, die Sperranlagen zu demontieren, um die Brücke wieder befahrbar zu machen. Einen besonders vertrauenserweckenden Eindruck hat die Bausubstanz nicht mehr gemacht, aber sie hielt, und das noch eine ganze Zeit bis zum Neubau.
Volksfeststimmung im Eckertal. Wieder nur Menschenmassen! Wir wollten eigentlich nach Bad Harzburg rein, aber die überfüllten Busse, nee, das war nicht unser Ding, auch wegen der Kinder. Da sind wir denn ein wenig im Eckertal rumgewandert, hier ein Schwätzchen, dort ein Schwätzchen...! Ein Herr verteilte Bananen, vornehmlich an Kinder. Mein Großer, bei mir auf den Rücken, bekam natürlich auch eine und wie Kinder nun mal mit 3 Jahren so sind, gleich mit Schale in den Mund...!
Erste Negativerlebnis im goldenen Westen. Die meißten Umstehenden haben gelacht und sich gefreut, was soll`s!
Eine etwas ältere, mega aufgetakelte Fregatte entrüstete sich lautstark: ...nur gucke sich einer die Zonenkinder an, kennen noch nicht einmal Bananen...!"
Das "Zonenkinder" hat mich sehr verletzt, etliche Anwesende aus (augenscheinlich) Ost und West auch..., ich hab dazu nichts gesagt, heute hätte die Dame von mir einen Spruch bekommen, der sich gewaschen hätte...!
Aber so ist das nun mal mit den großen und kleinen Zonenkindern und (verbrauchten) Altbundesbürgern...!

Fortsetzung folgt.

josy95

#8 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von FSK-Veteran 08.10.2009 10:52

Zitat von josy95
Erste Negativerlebnis im goldenen Westen. Die meißten Umstehenden haben gelacht und sich gefreut, was soll`s!
Eine etwas ältere, mega aufgetakelte Fregatte entrüstete sich lautstark: ...nur gucke sich einer die Zonenkinder an, kennen noch nicht einmal Bananen...!"
Das "Zonenkinder" hat mich sehr verletzt, etliche Anwesende aus (augenscheinlich) Ost und West auch..., ich hab dazu nichts gesagt, heute hätte die Dame von mir einen Spruch bekommen, der sich gewaschen hätte...!
Aber so ist das nun mal mit den großen und kleinen Zonenkindern und (verbrauchten) Altbundesbürgern...!



Hast Du Recht, Josy! Da gab es leider immer schon ein paar unsensible Exemplare mehr von...
Weil die Leute im Westen leider zu nicht unwesntlichen Teilen permanent damit beschäftigt waren, als großen Lebensinhalt: sich selbst und ihre Geltungssucht in den Mittelpunkt zu stellen. Zu dieser Art billigem Hobby gehörte leider auch immer schon, daß man sich selbst in den Vordergrund stellt: und seinen Nachbarn gerne mal etwas herabwürdigt....

Ich sage nur: Regine Hildebrand und die Frage, warum im Westen das Abitur ein Jahr länger dauert...

Deswegen mache ich auch bis heute meine Deutschland-Urlaube in Sachsen. Und vor allem an der Ost-Ostsee.... So gut wie nie im Westen meines geliebten Vaterlandes.

Diesbezüglich bin ich ein echter Ostdeutscher geworden...

#9 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von mrbigbud 08.10.2009 11:02

Na hallo, hiermal die eindrücke eines zivilisten!
ich hatte nach de arbeit den tv an.....ich konnts nich glauben.....
mir kamen vor freude die tränen......
viel zeit hat ich allerdings nich, denn schon gegen 23 uhr standen verwandte meines
freundes mit ihrem trabbi vor der tür..(aus eisenach)
wir ham uns schön ein hinter die binde gekippt, bis morgends um 3.....gg
Am nächsten tag (10.nov 89)
sind wir mit dem besuch rüber nach amsterdam gefahren......

---fortsetzung folgt-----

buddy

#10 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von FSK-Veteran 08.10.2009 11:17

Morgens um 5.30 Uhr klingelt das Telefon.
"Mach mal den Fernseher an. SFB-Sondersendung der Abendschau. Die Mauer ist auf..."

Ich dachte immer noch an einen Scherz. Morgens um 6 Uhr. Helmut Karras von der SFB-Abendschau (der seit dem Mauerbau ´61 gegebüber der DDR immer eine deutliche, unmißverständliche Sprache an den Tag gelegt hatte) kommentierte ab 6 die Bilder der letzten Nacht. Das Video habe ich heute noch.

Ich: sofort frei genommen.
Zum KuDamm. Schwarz vor Menschen. Trabi´s überall. Die Luft blau. Die Verkehrsmittel überfüllt. Die Menschen glücklich. Wir waren zutiefst gerührt, weil unser Traum in Erfüllung gegangen ist. Einer der schönsten Tage meines Lebens!

#11 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von S51 08.10.2009 19:30

Ich war zu der zeit als Offiziersschüler in Aschersleben. Studium fand schon seit Ende September kaum noch statt. Wir pendelten als Einsatzreserve zwischen Aschersleben, Berlin, Halle und Leipzig und schliefen im wesentlichen auf den Lkw.
Als die Meldung vom Ansturm auf die Grenze kam, waren wir froh, nicht dort zu sein. Noch war es uns unvorstellbar, dass dies gut ausgehen könnte. Genaugenommen haben wir auf den "großen Knall" gewartet.
Dann war klar, dass sich nun alles ändern würde. Wir waren alle jung, hatten vom Dienst her aber genug erfahren um zu wissen dass diese DDR sich ohne Grenze nicht mehr lange würde halten können. Am nächsten Wochenende fuhr ich im Ausgang erstmals über jene Grenze, die ich wenige Jahre vorher noch mit allem Verfügbaren verteidigt hätte. Ein merkwürdiges Gefühl, vergleichbar eigentlich nur mit jenem, welches man von einer Beisetzung kennt. Das war schon komisch.
Einige wochen später wurde das Studium unterbrochen. Wir gingen in´s Praktikum und ich habe in Berlin wieder Einbrecher gejagd. Als in Berlin-Lichtenberg die MfS-Zentrale gestürmt wurde, war ich nicht weit weg. Hatte in der Rathausstraße Dienst und habe am nächsten Morgen Spuren gesichert.

#12 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von manudave 08.10.2009 19:58

Wir saßen damals alle in unserem Notaufnahmelager in einer ehemaligen Walldorfschule.
Auf einmal brüllte jemand durchs Haus "...die machen die Mauer auf !!!".
Nun sind alle in Richtung Fernsehzimmer gestürzt.

Alle?

Nein, nicht alle...

Der Älteste unter den Kindern musste auf alle anderen aufpassen - in einem kleinem engen Zimmer - natürlich ich.
Zu allem Überfluss hat mir so ein kleiner Wurm noch in mein Bett gepinkelt, als ich Geschichten vorlaß.

Ich bekam vom 09.11. eigentlich nüscht mit.

Auch das WM-Finale 1990 bekam ich nicht mit - Stubenarrest.

#13 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von Gefr83 08.10.2009 20:41

Ich hatte an diesem Tag Spätdienst. Das Telefon klingelt und ein Kollege schreit in das Telefon: "SIE MAUER IST OFFEN!" . Ich dachte, dass er mich verar***** wollte und habe das Radio angemacht. Da wurde es bestätigt. Urlaub nehmen oder frei machen ging nicht.

Einen Beigeschmack hatte diese Zeit auch. Einige Kollegen sind vorher überraschend nach Ungarn gefahren . Das hieß, sie sind nicht zum Dienst erschienen. Da hat man dann Doppelschichten machen müssen. Ich erinnere mich an einen Dienst (wieder Spätdienst), da erhielt ich gegen 20:30 Uhr einen Anruf von meiner Ablösung. Er teilte mir voller Freude mit, dass er nicht zum Nachtdienst kommen kann, da er aus "dem Westen" anruft. Das war vor dem Mauerfall. D. h. für mich; noch mal eben einen Nachtdienst dranhängen. Mein Dienst wäre eigentlich 22:00 Uhr zu Ende gewesen.

Viele Grüße

#14 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von mrbigbud 08.10.2009 20:57

so, schnell noch de 2 teil vom 9/10 nov 89

Mit unseren 2 ver/bekannten gings dann im trabbi nach amsterdam!
Grosse panik ob der ddr-pass zur einreise nach holland reicht.
Aber 0 problemo. Grosses hallo bei der passkontrolle nach holland.
(Staunende grenzer ob des "funny cars").
In Amsterdam wars einfach echt schön....alles mitgenommen...coffee shops...rotlichtviertel....
total stoned deutsch-deutsche wiedervereinigung in NL.
Und unserer bekannter aus dem Osten hat mit stadtplan die reiseleitung gemacht.
9 Nov 89......ich finds heut noch den schönsten tag der (selbsterlebten) Geschichte.

so long
buddy

#15 RE: Deine Geschichte zum Mauerfall wie hast du die Wende erlebt ? von küche69 09.10.2009 08:37

Also wenn ich jetzt noch einmal darüber nachdenke, naja. Also bis zum 26.10.89 war ich ja noch an der Grenze und das ganze drum herum habe ich nur am Rande mitbekommen. Und der Abend des 09.11.89, diesen habe ich noch so in Erinnerung, ich saß vor dem Fernseher und konnte garnicht glauben, was ich sah, aber als dann die Mauer aufging, es war unfassbar. Nach einiger Zeit klingelte main Nachbar bei mir und sagte unter Tränen wir sind wieder ein deutsches Volk usw. und das er jetzt seine Geschwister immer besuchen könnte. Es war jedenfalls für mich unglaublich wenn man bedenkt, dass ich ja noch 14- zehn Tage zuvor noch an der Grenze war. Und ich habe auch lange gebraucht um dann dem "Westen" einen Besuch abzustatten!

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